So circa 1995 habe ich aufgehört Bon Jovi weiter zu verfolgen. Für
mich waren die ersten vier Veröffentlichungen damals lebensnotwendig
und «Slippery When Wet» gehört sogar zu meinen Lieblingsalben
überhaupt. Ja und auch ich bekam damals feuchte Träume vom Anblick
des unglaublich attraktiven John Francis Bongiovi. Später folgten
die Scheiben «Keep The Faith» und «These Days» und Langeweile machte
sich bei mir breit.
Vor allem live wirkte die Band auf mich abgelutscht und das ganze
Theater schien von A-Z zu perfekt einstudiert, jede Gestik und jedes
gesprochene Wort. Musikalisch ging man für meinen Geschmack in eine
zu kommerzielle und eintönige Richtung, die mir einfach nicht mehr
zusagte. 16 Jahre später entschloss ich mich nun, den Herren eine
neue Chance zu geben und war neugierig geworden wie, beziehungsweise
ob man sich weiter entwickelt hatte. Der Erfolg blieb ja nie aus
und die Stadien waren durchwegs immer gefüllt. Die Band war so zu
sagen allzeit präsent. Ende 2009 feierte man in Berlin den 20. Jahrestag
des Mauerfalls mit ihrer Freiheits-Hymne «We Weren't Born To Follow»
und rief daran anknüpfend den "Circle Of Change Award" für Zivilcourage
ins Leben. 2011 waren sie nun im Letzigrund-Stadion in Zürich zu Gast und
präsentierten uns im Zuge der «The Circle» Tour ihre neue/alte Show.
Das Stadion füllte sich, irgendwie. Im Vorfeld wurde die Werbetrommel
ordentlich wie spürbar gerührt. Das Land wurde üppig plakatiert und
Konzertkarten immer wieder und überall verlost. Der Gedanke,
dass man sonst Mühe gehabt hätte die Hütte voll zu bekommen, lässt mich
nicht los. Das ganze Konzert in der 10. Reihe direkt vor der Bühne im "Golden
Circle" zu verbringen war natürlich ein Highlight und ich würde lügen,
wenn ich sagen würde, dass ich zu keinem Zeitpunkt der Show eine
Gänsehaut hatte. Um den "Golden Circle" herum erstreckte sich ein von rechts
nach links durchgezogener Laufsteg, auf dem Jon Bon Bovi plötzlich
etwa in der Mitte des Konzertes mit Gitarre aufkreuzte und ein paar
Balladen trällerte, zu denen er dann auch Richie Sambora zu sich
holte. Es war ja fraglich, ob das neben Jon Bon Jovi wichtigste
Mitglied die Tour überhaupt bestreiten könnte. Auch wenn er wohl den
Alkoholentzug erfolgreich überstanden hatte, wirkte er sehr müde und
abgekämpft. Bon Jovi ohne Sambora? Wer um Himmels Willen sollte
dann die legendäre Hymne «Wanted Dead Or Alive» spielen können? Ein
weiteres Highlight
war gewesen, als er die Lead Vocals zu «Lay Your
Hands On Me» überneh-men durfte. Leider kam ich aufgrund der Setlist
nicht unbedingt auf meine Kosten, da im Grossen und Ganzen von den
alten Songs nicht viel gespielt wurde. Die Masse möchte eben eher
den Hausfrauenrock hören und im Klammergriff mit Schatzi die Hüfte
hin und her wiegen. Aber das ist ja auch ok so. Eines muss man dem Herrn Bon
Jovi aber lassen: Trotz der Knieverletzung (Bänderriss), welche er sich
beim Konzert in Helsinki zugezogen hatte, wirbelte er über die Bühne
und liess sich nichts anmerken. Auch brillierte er mit glasklarem
Gesang und (natürlich) hat seine unglaubliche Ausstrahlung über all
die Jahre auch kein bisschen abgenommen. Immerhin wird der gute Mann
nächstes Jahr 50 Jahre alt. Charmant lächelte er in die Kamera und
flirtete mit den Mädels in den ersten Reihen. Der Kontakt zum
Publikum ist ihm schon immer wichtig gewesen. Mit «Livin'On A Prayer»
wurde das Konzert "frühzeitig" beendet und circa 22:30 Uhr verabschiedete
sich die Band, obwohl die Spielzeit eigentlich bis 23:00 Uhr
angesetzt gewesen ist. Doch will ich mich jetzt nach über knapp 3 Stunden
Spielzeit wirklich beklagen? Eigentlich nicht, denn meine Begleitung und ich
hatten unbestritten Spass.
Setliste: «Captain Crash & The Beauty Queen From Mars» - «You Give Love
A Bad Name» - «Born To Be My Baby» - «We Weren't Born To Follow» - «Lost
Highway» - «Whole Lot Of Leavin'» - «It's My Life» - «We Got It Goin' On» -
«I'll Sleep When I'm Dead» - «Bad Medicine/Pretty Woman» - «Lay Your
Hands On Me (Richie Sambora on lead vocals)» - «(You Want To) Make A
Memory» - «Bed Of Roses» - «I'll Be There For You» - «Who Says You Can't
Go Home» - «No Apologies» - «Work for the Working Man» - «Have A Nice Day» -
«Keep The Faith» -- «Superman Tonight» - «Wanted Dead Or Alive» - «Love's The Only
Rule» - «Livin' On A Prayer».
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