Livereview: Brainstorm - At Vance - Mercenary
4. Mai 2005   Z7
By Rockslave
Auf diesen Moment hatten sich der stimmgewaltige Schwabe und seine Band gewaltig gefreut! Nach fortwährendem und konstantem Aufbau seit 2000, konnten Brainstorm nun auf der ersten, grossen Headliner-Tour endlich in würdigem Rahmen zeigen, was sie drauf haben. Dabei konnten sie aus dem Vollen schöpfen und die besten Songs ihrer bisherigen Alben und dem neusten Meisterwerk "Liquid monster" auswählen. Wer die deutschen Power Metaller in den letzten Jahren irgendwo schon mal zu Gesicht und Gehör bekommen hat, wurde eigentlich nie enttäuscht. Das überzeugende Songwriting, gepaart mit der geilen Stimme von Sänger Andy B. Franck (Ex-Ivanhoe, Symphorce), hinterliess stets zufriedene Fans. Das liegt, nebst der Musik, auch in der Person von Andy begründet, der sehr fannah und bodenständig ist. Da ist überhaupt nix von Stargehabe auszumachen, das gilt übrigens auch für den Rest der Band. Zusammen mit den dänischen (und meiner Meinung nach völlig unterbewerteten!) Melo-Deathern Mercenary sowie den "Landskollegen" von At Vance (Gitarrist Olaf Lenk war mal bei Zed Yago, respektive Velvet Viper. Die anderen, unter ihnen auch Ex-Malmsteen Fronter Mats Levén, dürften eher nicht aus Germoney stammen) war dieses töfte Package auch bei uns zu Gast und liess die Konzertfabrik in den Grundfesten erzittern.

Mercenary
Diese hammergeile Band nahm ich 2002 ab ihrem zweiten Longplayer "Everblack" wahr. Mercenary verstehen es vorzüglich, Death und Thrash mit ergreifenden Melodien und zwei Vocalstimmen (High pitch & Growls) auszustatten. Letztes Jahr folgte mit "11 dreams" die dritte CD, die unterstrich, was für ein Potenzial in den Dänen steckt. So war ich natürlich gespannt, wie sich das auf der Bühne anhören würde. Es war überwältigend, das gleich vorweg. Man merkte sofort, wie kompakt die Songs daher kamen, da passte einfach alles. Die sechsköpfige Truppe spielte megatight auf und profitierte von einem druckvollen Sound, der ihre Musik optimal rüberbrachte. Die Fans honorierten dies mit immer lauter werdenden Reaktionen. songmässig wurde in den zur Verfügung stehenden dreissig Minuten überwiegend Songs des neuen Albums gespielt. Vom Vorgänger "Everblack" konnte ich "Screaming from the heavens" ausmachen. Leider ging die Zeit für Mercenary und ihr begeistertes Publikum viel zu schnell zu Ende. Es bleibt zu hoffen, dass diese Top-Band endlich so gewürdigt wird, wie sie es schon lange verdient hätten!

At Vance
Obwohl die aktuell deutsch-amerikanische Freundschaft seit 1999 sieben Alben veröffentlicht hat, fand ich an At Vance bisher nichts Besonderes, das mich zum Kauf irgend einer ihrer CDs veranlasst hätte. Der raue Melodic Metal mit etwas Teutonen-Touch, mitunter in zermalmenden Double Bass-Drum Gewittern untergehend, langweilte den Schreiber dieser Zeilen schon ziemlich bald. Trotz der überaus aktiven Bühnenpräsenz und guten Stimme von Mats Levén kam auch im Publikum kaum Stimmung auf und so verbrachte ich die meiste Zeit dieses Auftrittes draussen an der frischen Luft. Die technischen Fähigkeiten aller Musiker sowie der eine oder andere annehmbare Song waren zweifellos vorhanden, keine Frage, aber At Vance werden meiner Meinung nach (wie Metalium!) wohl auch in Zukunft keine grösseren Stricke zerreissen. Die Konkurrenz ist mittlerweile quantitativ wie qualitativ derart erdrückend und zahlreich, dass deshalb identitätvermindertes Mittelmass in diesem Business auf längere Zeit hinaus keine Chance haben wird, Punkt!

Brainstorm
Im Interview sprach Andy B. Franck bezüglich des Bühnenaufbau's von "was ganz anderem" im Gegensatz zum vergangenen Erscheinungsbild. Nachdem bei der "Soul temptation"-Tour, passend zum Album-Cover vor allem die Farbe grün dominierte, verwendete man nun überwiegend Blaues und Metallisches, passend zum neuen Album-Titel "Liquid monster". Bühnenelemente wie etwa bei HammerFall waren keine vorhanden, dafür opulentes Licht und ein riesiges Backdrop. Dazu natürlich wieder Unmengen von Trockeneis-Nebeln. Obwohl die Anzahl der gekommenen Fans (etwa 450 - 500) eigentlich unverständlich tief war, löste bereits der "Liquid monster" Opener "Worlds are comin' through" einen wahren Sturm der Begeisterung aus. Einem Tornado gleich nahm hiermit eines der besten Heavy Metal Konzerte, das ich eigentlich je gesehen hatte, seinen Anfang. Jau, det isses..., voll in die Fresse Mann! "Blind suffering" (von "Metus mortis") hievte darauf die Stimmung noch eine Stufe höher, genial! Andy wuselte wie ein Irrer umher, glänzte mit glasklarer wie lauter Stimme und die Band lief zur absoluten Hochform auf. Jeder Song wurde lauthals abgefeiert und weitgehend mitgesungen. Der für Z7-Verhältnisse erstaunlich fette und klare Sound plättete alles und jeden. Ja Leute..., so klingt eine Band, die nun auf die Überholspur gewechselt hat, einen Gang runter schaltet und das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrückt. Das allgemein hohe Niveau der Songs machte es möglich, dass Brainstorm für diese Tour von allen vier Alben wenigstens einen Teil der Rosinen rauspicken konnten. Hin zum gelungenen Speed-Medley, entpuppte sich, neben einem grandiosen "Inside the monster", vor allem die "Trinity of lust"-Trilogie als die reinste Göttergabe. Die sichtlich gerührte Band liess zu keinem Augenblick nach und zog ihre energetische Performance bis zum letzten Ton straight durch. Es war während knappen hundert Minuten schlicht und ergreifend der schiere Heavy Metal Overkill, einfach genial! Obwohl leider weit weg von einer "Sold out"-Show, können sich aber (auf immer und ewig!) alle diejenigen gegenseitig in den Arsch beissen, die den Weg heute Abend (warum auch immer!) nicht ins Z7 angetreten hatten. Andy traf mit seiner Einschätzung (im Interview) voll ins Schwarze, dass es eine unvergessliche Show werden würde. Brainstorm hatten an diesem denkwürdigen Abend ihre Reifeprüfung mit Bravour bestanden und es bleibt zu hoffen, dass der kreative Höhenflug noch lange anhält!

Set-Liste: "Intro", "Worlds are comin' through", "Blind suffering", "The leading", "Voices", "Highs without lows", Medley: "Lifeline - "Shadow land" - "Tear down the walls", "Inside the monster", Trilogie: "Trinity of lust", "All those words", "Burns my soul", "Doorway to survive", "Under lights".