Die beste Power Metal Band aus dem Schwabenländle hat erst vor
Kurzem ihr neues Hammer-Album "Downburst" auf den Markt gebracht.
Wer gedacht hatte, dass nach dem bärenstarken Vorgänger "Liquid
Monster" (2005) das Ende der Fahnenstange erreicht sei, musste sich
eines Besseren belehren lassen. Seit einigen Jahren haben sich
Brainstorm kontinuierlich weiter entwickelt und sind inzwischen eine
der grossen Stützen unseres nördlichen Nachbarn, wenn es um
glaubwürdigen Metal geht. Dazu kommt das stets freundliche Wesen von
Sänger Andy B. Franck, der sich gegenüber den Fans schon immer
äusserst loyal und dankbar gezeigt hat. Man durfte also gespannt
sein, wie sich die aktuelle Tour präsentierten würde. Mit dabei
waren noch zwei weitere Bands, von denen Powerwolf ja bereits im
Schlepptau der letzten Konzertreise von Candlemass waren. Ihr Vampir
Metal (trotz Bass-Sound ab Band/Keyboard) ist stets eine sichere
Nummer in Sachen Stimmung aufbauen. Noch eine Ecke interessanter
gestaltete sich derweil das Schweizer Live-Debüt (!) der
norwegischen Prog Metaller von Pagan's Mind! In dieser Stil-Ecke
kommt man definitiv nicht um diese Hammer-Combo herum! Mein
Hauptaugenmerk lag dabei bei der livehaftigen Umsetzung der zum Teil
ziemlich komplexen und oft ausladenden Arrangements. Meine hoch
gesteckten Erwartungen wurden erfreulicherweise nicht nur erfüllt,
sondern gar übertroffen!
Powerwolf
Als erste Band des Abends durften Graf Dracula's Jünger ran an den
Speck (oder das Blut hä hä) und das taten sie dann auch gleich von
Anfang an. In Sachen Posing und Action, also Bewegung auf der Bühne,
sind Powerwolf einfach unwiderstehlich. Die Gebrüder Charles und
Matthew Greywolf stehen dabei im Zentrum und sind dankbare Objekte
für alle der fotographierenden Zunft. Sänger Attila Dorn ergänzt
seine Saiten-Hexer dabei bestens. Wie schon bei Candlemass konnten
Powerwolf ihr Publikum auch diesmal rasch aus der Reserve locken.
Der griffige Heavy Metal mit Elementen aus der Dio/Rainbow/ Purple/Savatage/Ozzy
Ecke setzt sich rasch im Ohr fest. Entscheidendes Element ist dabei
das Orgelspiel der Ausprägung Hammond (das allerdings von einem
Keyboard stammt). Der Mitsingfaktor wie bei "Mr. Sinister" oder "We
Came To Take Your Souls" (mit der geilen Strophe "we
fight for
Metal...") war genau das richtige Mittel, um die Leute aus ihrer
Lethargie heraus zu lösen. Da Herr Dorn ausserdem gut Deutsch
spricht, konnte damit ein weiterer Pluspunkt bei der Kommunikation
mit dem Publikum verbucht werden. Das theatralische Element (mit dem
Mönchsgewand und dem Kelch) wurde zeitweilen zwar etwas übertrieben,
aber nichtsdestotrotz gab die Band (die live übrigens keinen
Bassisten im Lineup hat!) während 40 Minuten mehr oder weniger
alles, was sie ausmacht und hinterliess zumindest weder Pfiffe noch
enttäuschte Gesichter. Für's Auge standen zudem zwei Fahnenbanner
auf der Bühne, die in ziemlich fettes Z7-Licht getaucht wurden.
Somit war durfte der Auftakt des heutigen Abends mit Songs aus ihren
zwei Alben "Return in Bloodred" (2005) und "Lupus Dei" (2007) als
durchaus positiv bezeichnet werden.
Pagan's Mind
Knapp eine halbe Stunde später war es dann soweit: Pagan's Mind aus
dem hohen Norden (Norwegen) schickten sich an, ihr allererstes
Konzert auf Schweizer Boden zu spielen! Das hatte natürlich schon
etwas Symbolcharakter und dem entsprechend ging die Band voll
motiviert ans Werk. Just zur Jahrtausendwende kam ihr Hammer-Debüt "Infinity
Divine" (2004 re-released) auf den Markt. Es folgten "Celestial
Entrance" (2002), "Enigmatic Calling (2005) und letztes Jahr
schliesslich "God's Equation". Die massgebenden Musiker sind Sänger
Nils K. Rue und Gitarrist Jørn Viggo Loftstad. Ersterer ist mit
einer sehr einprägsamen wie kraftvollen Stimme gesegnet, während
sein Kollege die 6-saitige Axt als alleiniger Gitarrist überaus
virtuos einsetzt. Das kam auf der Bühne ziemlich deutlich zum
Ausdruck und das zu Beginn von dieser Soundwalze förmlich
überfahrene Publikum musste sich zuerst auf diese geile Mucke
einstellen. Das geschah zu meiner Freude ziemlich rasch und bald
wurden der Applaus und die Zustimmung immer lauter. Wer sich die
Musik auf CD anhört, ist oft von üppigem Bombast und ausgefeilten
Arrangements umgeben, was in der Regel eher schwer auf der Bühne
umsetzbar ist. Pagan's Mind gelang dies aber erstaunlich gut und
selbst wenn ein Teil davon wohl vom Band kam, klang das Package als
Ganzes absolut echt und keinesfalls gekünstelt. Vor allem der Gesang
von Nils K. Rue kam voll geil rüber (gilt auch für die Backing
Vocals der Kollegen) und manch einer dachte sich wohl, warum man
diese Top-Band in der Schweiz erst jetzt zu Gesicht bekommt. Da
leider keine Setlist auf der Bühne lag und ich die Stücke wenigstens
von der Musik her soweit kannte, musste ich mich deshalb auf die
Ansagen konzentrieren. Dazu gehörten demnach die neuen Songs "Hallo Spaceboy" und "Alien Kamikaze", "Atomic Firelight" sowie "Through
Osiris Eyes" (von "Celestial Entrance") und der Titeltrack von "Enigmatic
Calling", die sich, will man sie umschreiben, wie ein Bastard aus
Dream Theater, Threshold, Ivanhoe und Saga anhör(t)en. Mitunter
bretthart wie frickelig intoniert und gleichzeitig aber melodiös
ohne Ende. Unterstützt durch einen Top-Sound und stimmiges Licht,
lieferten Pagan's Mind eine total überzeugende CH-Premiere ab. Wer
auf Progressives mit Schmackes steht, darf, wie schon zu Beginn
erwähnt, diese Norweger nicht mehr ausser Acht lassen. Dass sie sich
überdies weiter entwickeln und absolute Top-Musiker sind, beweisen
die beiden Bonus-Tracks auf dem Re-Release von "Infinity Divine", wo
die Neu-Version von "Embracing Fear" ebenso überzeugen kann, wie die
hypergeniale Cover-Version von "At The Graves", die King Diamond
Fans (inkl. den King!) mit offenen Mündern und Kinnladen auf
Tauchstation dastehen lassen! Es bleibt zu hoffen, dass wir Pagan's
Mind baldmöglichst wieder on Tour geniessen können. In der
Zwischenzeit lege ich der Zielgruppe alle (!) vier bisherigen CDs
wärmstens ans Herz, denn da wird erst offenkundig, was diese Combo
sonst noch alles auf dem Kasten hat, respektive während den heutigen
40 Minuten zwangsläufig nicht hat spielen können!
Brainstorm
Dass der Headliner da noch einen drauf setzen kann, stand ausser
Frage, aber viele Fans waren vom glänzenden Auftritt von Pagan's
Mind echt überrascht gewesen. Das dürften Andy B. Franck und seine
Mitstreiter sicher auch bemerkt haben, weshalb sie ihre Show mit dem
wuchtigen Opener "Falling Spiral Down" (vom neuen Album "Downburst")
sogleich nicht minder kraftvoll in Gang setzten. Mit dabei zum
ersten Mal im Z7 war der neue Bassist Antonio Iewa (ersetzte Andy
Mailänder), der eigentlich nur wegen seiner (zu) kurzen Haarpracht
(optisch) aus der Reihe tanzte und ansonsten seinen Job souverän
meisterte. Wer die schwäbischen Power Metaller in den letzten Jahren
schon mal irgendwo gesehen hat, wusste auch heute Abend, was ihn
erwarten würde, nämlich nichts anderes als eine geile Metal-Show,
die nur eines zum Ziel hatte: Bang your fuckin' head! Flankiert von
zwei Bühnenbannern mit Motiven von "Downburst" und dem grossen Logo
auf dem Backdrop machten Brainstorm dann auch mächtig Dampf, wobei
das Publikum enthusiastischer hätte sein können. Doch der redselige
Sänger befand sich in guter Form wie Laune und trieb die Meute immer
wieder unentwegt an, was mit solchen Hammer-Songs wie "Blind
Suffering", "Shiva's Tears" oder "Hollow
Hideaway" ein Kinderspiel
war. Mein Eindruck war allerdings, dass beim letzten Gastspiel
anlässlich der "Liquid Monster" Tour im Gegensatz zum heutigen Abend
mehr Leute zugegen waren, was mindestens teilweise auf den
gleichzeitig in Zürich stattfindenden Gig von Overkill zurück zu
führen war. Wie dem auch sei, rockte das Z7 je länger das Konzert
dauerte dennoch ganz ordentlich und kriegte dabei einen fetten,
transparenten Sound um die Lauschklappen geblasen. Sympathische
Speeches des Frontmanns hielten die Meute zudem konstant bei Laune.
Einer der zahlreichen Höhepunkte war "Inside The Monster" und auch
das "ruhige" "How Do You Feel" verströmte gar etwas
Gänsehaut-Feeling. Mit zunehmender Anzahl von Alben wird es für jede
Band immer ein Stückchen schwieriger, die entsprechende Setlist so
zusammen zu stellen, dass mehr oder weniger alle Fans auf ihre
Kosten kommen. Nimmt man sich die heutige Setlist zur Brust, dann
waren von insgesamt sechzehn vorgesehenen Songs deren vier, also ein
Viertel vom neuen Album. Das dürfte wohl ein ungefährer Massstab
sein, wenn es darum geht, dem Publikum als Headliner jeweils neues
Material vorzustellen und im gleichen Atemzug schmackhaft zu machen.
Allerdings kam bei mir am sonst tadellosen Gig auf den eher
überraschenden Verzicht der ersten Zugabe mit dem Titel "Redemption
In Your Eyes" (einem der besten neuen Tracks!) wirklich etwas Wehmut
auf. Das geschah aber erst nach dem Konzert, respektive nachdem ich
mir eine Setliste von einem Helfer krallen konnte und den schwarzen
Strich an der entsprechenden Stelle sah. Zu Beginn noch im
Fotograben drin fotographiert, waren alle Stücke vorgesehen. So war
dann mit dem abschliessenden "All Those Words" nach intensiven und
abwechslungsreichen 90 Minuten definitiv Schicht im Schacht, aber
ich kann mir abschliessend den Kommentar nicht verkneifen, dass die
meisten Metal-Konzerte vor zwanzig Jahren unter dem Strich vielfach
einfach bedeutend wilder abgingen!
Setlist: "Intro" - "Falling Spiral Down" - "Worlds Are Coming
Through" - "Shiva's Tears" - "Fire Walk With Me" - "End In Sorrow" -
"Highs Without Lows" - "Shadowland" - "Hollow Hideaway" - "Doorway
To Survive" - "Painside" - "Inside A Monster" - "How Do You Feel" -
"Redemption In Your Eyes" (Canceled!) -- "Under Lights" --- "All
Those Words".
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