Die Haarsprayfraktion der Schweiz fand sich an einem sonnigen
Dienstagabend in Uster ein, um drei wahre Grössen hochtoupierter
Gitarrenmusik auf der Bühne zu bewundern. Zu allgemeiner
Enttäuschung führte dann schon bald die Nachricht, die Bands würden
an der Grenze festgehalten und erst mit einiger Verspätung
eintreffen. Glücklicherweise erschienen sie doch noch zu relativ
früher Stunde, schleppten ihre Sachen durchs Publikum in den
Backstage-Bereich und boten ihren Fans einen feinen Abend voller
guter Musik und einer Menge Spass.
Gulp Down
Eröffnet wurde der Abend von den im Sommer 2005 gegründeten Gulp Down.
Hierzu noch ein Kompliment an die Organisation, welche einer
regionalen Band die Chance gegeben hat, im Vorprogramm berühmter
Bands ihrer Spielart aufzutreten. Die ersten instrumentalen Klänge
vermochten die Aufmerksamkeit des Publikums mühelos auf sich zu
ziehen, doch die Stimme von Sänger Böttn sorgte für irritierte
Blicke, klingt er nun mal seinem extrem jungen Aussehen entsprechend
nun mal - jung! Spielerisch gab es allerdings wirklich nicht zu
meckern, und trotz (noch) dünner Stimme strotze Böttn vor
Selbstbewusstsein als actiongeladener Frontmann. Ausserdem waren die
Frisuren und die Outfits nun wirklich bemerkenswert im positiven
Sinne, und "In The Raw" der schwedischen Crash Dïet sorgte für einen
würdigen Abschluss.
Britny Fox
Zu bereits erwähnter späterer Stunde nahmen dann Britny Fox die
Bühne in Beschlag, die mit ihrer aktuellen Besetzung allerdings
nicht gerade leicht hausieren haben, ist doch Basser Billy Childs
der einzige, der bereits bei der Gründung anno 1985 mit dabei war.
Ohne Begrüssung legten sie los und überraschten so manchen Fan mit
der Tatsache, dass bei ihnen nach immerhin siebzehn Jahren nicht
mehr Tommy Paris am Mikro steht, sondern Jamie Fletcher, welcher
normalerweise einer Band namens N/V aus Ohio sein Stimmorgan zur
Verfügung stellt. Die Schreiberin war allerdings eher aus dem Grund
perplex, dass der gute Herr Fletcher wie ihr Mitbewohner aussieht.
Trotz der etwas ungewohnten Besetzung war die Show lupenrein und
machte echt Spass! Die Band knallte einen Hit nach dem anderen raus,
so zum Beispiel "Hair Of The Dog", "Dream On" und "Lonely Too Long".
Äusserlich sah man ihnen keine Spur Glam Rock mehr an, aber
musikalisch haben sie es allemal drauf, was man vor allem bei ihrem
Überhit "Girlschool" merkte, welcher zum Abschluss gespielt und vom
Publikum dankbar angenommen wurde. Beide Daumen hoch!
Pretty Boy Floyd
Nun wurde es Zeit für die legendären Pretty Boy Floyd, Qualitätsware
aus dem wunderschönen Hollywood. Die Band mit dem ungewöhnlichen
Namen wurde nach dem legendären Bankräuber und mutmasslichen Mörder
Charles Arthur Floyd benannt, welcher den Beinamen "Pretty Boy"
erhielt, nachdem ein Augenzeuge eines Banküberfalles den jungen
Floyd als "Hübschen Jungen" beschrieb. Mit dem wohl allergrössten
aller ihrer Songs legten sie los, "Leather Boyz With Electric Toyz"
erfüllte das recht gut gefüllte Rock City. Sänger Steve Summers war
bester Laune, als er mit Wollhandschuhen und einem mit Klebeband
geflickten Cowboyhut auf der Bühen herum hampelte. Seine
Bandkollegen standen ihm in nichts nach, denn auch instrumental
verlief alles wie am Schnürchen. Gitarrist Kristy Majors zeigte sich
zwar eher zurückhaltend, doch seinen Job machte der ebenfalls mit
abgeschnittenen Wollhandschuhen ausgestattete Italo-Amerikaner
ausgezeichnet. Weitere Spitzensongs wie "Set The Night On Fire" und
"Your Mama Won't know" heizten die Stimmung immer mehr an, bis
Sänger Steve dann sein Mikro nutzte, um an der Bar eine Ladung Bier
für die Fans zu bestellen. Seine Bewegungsfreude stieg merklich mit
der Laune der Fans, die erstaunlich oft mitsangen. Der herrliche
Lovesong "I Wanna Be With You" und der Kracher "Rock'n Roll Outlaws"
rundeten schliesslich die energiegeladene Show perfekt ab!
Bullet Boys
Trotz eines bis zu diesem Zeitpunkt sehr gelungenen Programmes
begann für die Schreiberin der Abend eigenlich erst jetzt so richtig
interessant zu werden. Mal ehrlich: Wer hätte je auch nur zu hoffen
gewagt, die Bullet Boys mal in der Schweiz spielen zu
sehen? Nun
gut, wie bereits ihre Kollegen von Britny Fox haben auch sie
zahlreiche Wechsel erlebt, und so sind vom originalen Line Up nur
noch Sänger Marq Torien und Bassist Lonnie Vincent mit von der
Partie. Um ein paar berühmte Namen zu nennen, die schon bei Bullet
Boys dabei waren: DJ Ashba, den man mittlerweile als den Gitarristen
von Nikki Sixx' Solo-Band Sixx A.M. kennt, Steven Adler (der
ursprüngliche Drummer von Guns n' Roses), Kerri Kelly (Ratt, L.A.
Guns)... Doch zurück zur Gegenwart, denn auch das heutige Line Up
war nun wirklich nicht zum Wegrennen. Der nicht mehr ganz junge Marq
Torien zeigte in einer knallengen roten Hose steckend, dass er noch
lange nicht zum alten Eisen gehört. Der wie ein Zirkuspferd heraus
geputzte Sänger sorgte jedoch nicht allein für die Stimmung, denn
auch sein treuer Bandkollege Lonnie Vincent zappelte herum wie ein
Zitteraal, vollführte Sprünge und übte allerlei anmutig aussehende
Verrenkungen aus, ohne dass seine Arbeit auch nur eine Sekunde
darunter litt. Auch Britny Fox sahen sich die Show bestens gelaunt
an, allen voran Sänger Jamie Fletcher, der eine Menge Fotos schoss.
Dem Publikum gefiel die Show sehr gut, das sah und hörte man
deutlich. Nach nur sieben Songs war der Zauber leider schon wieder
vorbei, doch mit "Smooth Up In Ya" als Rausschmeisser hätte man es
wirklich nicht besser treffen können. Hut ab vor den Bands, die sich
später noch kontaktfreudig unter die Fans mischten, um mit ihnen zu
sprechen und sich geduldig mit ihnen fotografieren zu lassen!
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