Livereview: Buckcherry - Skid Row - Buffalo Summer - The Treatment

24. Juni 2014, Pratteln – Z7
By Rockslave
 
Der heutige Abend stand zur Hälfte im Zeichen von Amerika, denn Buckcherry wie Skid Row kommen beide aus den Staaten und Letztere hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wie hinlänglich bekannt, geht deren ehemaliger Sänger Sebastian Bach schon seit 1999 eigene Wege und wurde durch Johnny Solinger ersetzt. Das bedeutet, dass dieses Lineup (ohne Ur-Drummer Rob Affuso) schon seit fünfzehn Jahren besteht! In dieser ganzen Zeit sind bloss zwei neue Alben erschienen, nämlich «thicksin» (2003) und «Revolutions Per Minute» (2006). Dass diese nicht annähernd so gut ankamen wie die ersten zwei Platinalben, liegt auf der Hand. Nichtsdestotrotz gibt es die Band Skid Row immer noch und wenn (ausser einer EP) nichts Neues von Tragweite aus dem Studio erscheint, wird halt live gespielt. Das tut man folglich schon längere Zeit und das ist ja besser als nichts. Derweil war Mr. Bach natürlich nicht untätig in der Vergangenheit und hat ja erst kürzlich seine fünfte Soloscheibe veröffentlicht sowie war Gast beim diesjährigen BYH!!!-Festival in Balingen (D). Buckcherry waren dagegen ein bisher unbeschriebenes Blatt für mich und dass diese nun quasi den Double-Billing Headliner markierten, fand ich etwas doof. Stilistisch eher unpassend kamen die Briten Buffalo Summer daher. Erfreulicher agierten dafür die Landsleute von The Treatment als Opener, dessen Sänger Matt Jones ich wegen seinem neuen Kurzhaar-Outfit kaum mehr erkannt habe!

The Treatment
Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich eine Band optisch und je nachdem natürlich auch musikalisch ändern kann. Da sah ich die Jungs noch im letzten Frühling im Londoner Apollo Hammersmith (!) als Support der grandiosen „Frantic“-Tour der Altmeister Status Quo durchs Band hindurch langhaarig abrocken und nun das! Frontmann Matt Jones macht neu einen auf kurzhaarig, geschniegelt und mit dunkler Piloten-Sonnenbrille. Vorher trug er ein Jeans-Outfit und gab sich mehr als Outlaw. Doch nicht nur er wandelte sich, zumindest optisch, denn auch seine Kumpels liessen inzwischen ordentlich Haare liegen und mit Neu-Gitarrist Jake Pattinson gab es eh noch einen Lineup-Wechsel. Er ersetzte letztes Jahr Ben Brookland. Somit stand für mich eigentlich eine „neue“ Band auf der Bühne, doch als The Treatment anfingen zu rocken, waren meine Bedenken ziemlich schnell verflogen. Nach wie vor gaben sie ordentlich Gas und Matt markierte auch mit neuem Haarschnitt den souveränen Leadsänger am Bühnenrand. Er fand den Draht zum Publikum ziemlich rasch und verfehlte seine Wirkung nicht. Heuer kam mit «Running With The Dogs» das zweite Langeisen heraus, das die guten Vibes des Erstlings «This Might Hurt» fort führt. So gab sich die erste Band des Abends keine Blösse und weil der frühe Beginn um 19.15 Uhr einmal mehr nicht eindeutig oder zu spät kommuniziert wurde, nahmen nicht wenige Fans erstaunt bis mitunter verärgert zur Kenntnis, dass sie soeben was verpasst hatten und zwar dreissig Minuten überaus unterhaltende Rockmusik von eines aufstrebenden jungen Fünfers aus Cambridge.

Buffalo Summer
Üblicherweise erfreut sich jede Band daran, wenn mehr Leute als bei der Vorgruppe anwesend sind. Das war zwangsläufig so, weil eben einige dachten, es gehe erst um 20.00 Uhr los. Wie dem auch sei, Buffalo Summer aus Neath/Swansea (UK) konnte und war das ziemlich schnuppe. Obwohl das Äussere nicht immer und vor allem nicht zwingend für den zelebrierten Musikstil stehen muss, konnte man bei Sänger Andrew Hunt und seinen Kumpels dennoch etwa abschätzen, in welche Richtung es gehen wird. In der Tat gab es einen Wechsel mehr in die Richtung Classic Rock mit Anleihen bei Led Zeppelin, Lynyrd Skynyrd oder auf Free. Das hiess, dass diese Chose spürbar relaxter also zuvor rüber kam und das schien, trotz sichtlich erhöhter Besucheranzahl, eher weniger Leute zu beeindrucken. Davon liess sich das Quartett aber nicht beeindrucken und zockte ihren Sound, der dann und wann auch mal ein paar funkige Elemente offenbarte, mit Esprit und Spiellaune durch. Mir fiel hierbei, also vom Gesang her, Jeff Scott Soto ein. Überhaupt spielte die Band als Ganzes ziemlich tight auf und mit Gareth Hunt sass womöglich der Bruder von Frontmann Andrew hinter den Kesseln. Ebenso im Einzelnen erwähnenswert ist Gitarrist Jonny Williams, der sehr raumfüllend spielte und sich damit ein zusätzlicher Rhythmusgitarrist erübrigte. Weniger auffällig agierte hingegen Bassist Darren King, der seinem Instrument jedoch die richtigen Tunes, beziehungsweise coole Basslines entlockte, die es für den genremässigen Sound zwingend braucht. Das alles reichte jedoch nicht aus, um den gleichen Zuspruch wie bei The Treatment zu erzeugen. Witziges gab es zum Schluss, als die Roadies mitten im Spiel mit dem Abräumen begannen, was bei einem Tourabschluss-Konzert halt gang und gäbe ist.

Setliste: «A Horse Called Freedom» - «Ain't No Other» - «Money» - «Bird On A Wire» - «Rolls On Through» - «Something For Nothing» - «Down To The River» - «Into Your Head».

Skid Row
Nun war ich zugegebenermassen schon recht gespannt darauf, wie sich Skid Row schlagen werden, aber Wunder erwartete ich keine. Die konnte es auch nicht (mehr) geben, weil die einstige Platinband längst nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Wenn man bedenkt, dass die Amerikaner einst auf Augenhöhe mit Guns n‘ Roses waren und anfangs der 90er eigentlich alle Zeichen auf Sturm standen, muteten die circa 350 Leutchen im Z7 halt schon extrem schäbig an! Obwohl Johnny Solinger bald einmal doppelt so lange wie Sebastian Bach an Bord ist, konnte Ersterer die entstandene Lücke nie mehr schliessen! Allerdings ist der (musikalische) Niedergang nach dem zwiespältigen dritten Werk «Subhuman Race» (1995), Grunge „sei Dank“ wohl nicht aufzuhalten gewesen. Immerhin schwand das Interesse an den ehemaligen Shooting Stars in der Heimat nicht vollends und die verbliebenen Ur-Mitglieder Dave „Snake“ Szabo (g), Scotty Hill (g) sowie Rachel Bolan (b) konnten nach wie vor von ihren Hits zehren, die zu deren Glück so bedeutend sind, dass sie nie in Vergessenheit geraten werden. Ein Blick auf die Setliste zeigte dann auch, dass am heutigen Abend kaum einer der grossen Kracher fehlen wird. Als Opener spielten sie «Let’s Go» von der letztjährigen EP «United World Rebellion» (Chapter One). Diese Trilogie wird dann im August mit «Rise Of The Damnation» das zweite Chapter erhalten. Der zweite Songs war dann bereits ein ehemaliger Kracher: «Big Guns», gefolgt von «Makin‘ Mess»! Beide wurden zwar nicht als Singles ausgekoppelt, entfalteten jedoch Livequalitäten, wovon andere Truppen nur träumen können. Doch schon zu Beginn zeigte sich einmal mehr, dass Herr Solinger sich zwar stets redlich bemüht, aber letztlich gegen den für diese Band unersetzlichen Seb Bach nicht den Hauch einer Chance hat. Das mögen jüngere Fans womöglich anders sehen, aber ich habe das alte Original-Lineup erleben dürfen und darum ist meine Wahrnehmung hier eine andere. Sonst war aber eigentlich alles im grünen Bereich, denn der harte Kern liess, zusammen mit Drummer Rob Hammersmith (welch geiler Nachname!), nichts anbrennen und brachte dann natürlich auch die Chartbreaker der Marke «18 And Life» und «I Remember You» sowie als zweite Zugabe das Live-Monster «You’ve Gone Wild» voll rüber. Nach etwas mehr als 70 Minuten war die Zeitreise in erfolgreichere Zeiten vorbei und wenigstens gingen die anwesenden Fans ordentlich dazu ab.

Setliste: «Let's Go» - «Big Guns» - «Makin' A Mess» - «Piece Of Me» - «18 And Life» - «Thick Is the Skin» - «Riot Act» - «In A Darkened Room» - «Kings Of Demolition» - «Psycho Therapy (Ramones Cover)» - «Remember You» - «Monkey Business» -- «Slave To The Grind» - «Youth Gone Wild».

Buckcherry
Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Bock mehr auf den vermeintlichen Headliner und obwohl bei mir zu Hause keinerlei Tonträger der Amerikaner auszumachen sind (was ja bezüglich meines Interesses an der Band alles sagt!), wollte ich mir dennoch ein Bild machen und unseren Lesern was Handfestes zum Lesen bieten. Der Stellenwert einer Band lässt sich heutzutage mitunter auch über Social Media ablesen. Gemessen an diesem Umstand hätten eigentlich Skid Row als Hauptgruppe aufspielen müssen, aber immerhin bringen es Buckcherry mittlerweile auf fast eine Million Fans. Diese können ja somit nicht alle falsch liegen, aber mich kann sowas grundsätzlich nicht umstimmen. An sich war ich der Meinung, dass die Amis einen auf Gluecifer oder Hellacopters machen, aber das stimmt nur teilweise. Rocken tut es dennoch und das nicht zu knapp. Der Opener «Lit Up» versprühte auf jeden Fall eine zünftige Portion Hardrock, der mich vor allem an The Cult erinnerte. Dies nicht zuletzt auch wegen der schneidenden Stimme von Josh Todd, die den nachfolgenden Rock’n’Roller «Fall» ebenso gnadenlos nach vorne trieb. Das gleiche Bild bot sich dann auch bei «All Night Long» und als ich mich gerade dabei ertappte, die an sich überaus groovige Musik eigentlich zu mögen, ging mir das divenhafte Gehabe des über und über tätowierten Sängers je länger je mehr auf den Senkel. Dazu kam, dass Leadstimme in den oberen Regionen mehr als einmal deutlich am Anschlag war und deshalb das Gesamtbild etwas darunter litt. Zum Glück gab es auch balladeskere Momente wie bei «Everything» oder «Sorry». Hierbei schälte sich deutlich heraus, dass Buckcherry das Handwerk des Songschreibens zweifellos beherrschen und sich bei letzterem Stück locker auf dem Niveau von Aerosmith bewegten. In der audiomässigen Setlistennachlese über die Website setlist.fm offenbaren sich mir laufend neue Höhepunkte wie zum Beispiel beim genialen Hardrocker «Tired Of You» und etwas Rotzrock lässt sich bei «Gluttony» ausmachen. Als nicht minder headbangtauglich empfiehlt sich «Wrath», aber von all dem geilen Zeug war am heutigen Konzert irgendwie nicht alles zu spüren. Andernfalls muss ich wohl neben mir gestanden haben. Meine kurz nach dem Konzert gemachten Notizen bestätigen jedoch diesen Eindruck, dass zwar eine unbestritten gute Band als Kollektiv auf den Bühne stand, aber nicht den Killer-Gig ablieferte, der aufgrund der töften Songs hätte erwartet werden dürfen. Was meine persönliche Wertung dieses sonst in der Tat nicht schlechten Konzertes halt runter zieht, ging am Schluss klar auf die Kappe von Josh Todd, der sich mit seiner permanenten „leckt mich mal alle Arsch“ Attitüde keine zusätzlichen Freunde, sprich Fans schuf. Mag ja sein, dass ich daneben liege, aber Buckcherry hätten aus ihren 75 Minuten mehr heraus holen können. Ein volles Haus hätte dabei ziemlich sicher ein besseres Resultat ergeben. Darum gehen für mich als Fazit des ganzen Anlasses nur für The Treatment beide Daumen nach oben.

Setliste: «Lit Up» - «Fall» - «All Night Long» - «Onset» - «Everything» - «Sorry» - «Dirty Mind» - «Next 2 You» - «Tired Of You» - «Gluttony» - «Wrath» - «For The Movies» - «Crazy Bitch» -- «Say Fuck It (Icona Pop Cover)» - «2 Drunk».