Der neue Senkrechtstarter am deutschen Comedy-Himmel war schon
letztes Jahr im Herbst in der Schweiz. Damals aber noch im Zürcher
Volkshaus und mit seinem alten Programm «Kebabbel Net!». Inzwischen
und nicht zuletzt auch wegen seiner eigenen TV-Show bei RTL hat er
seinen Bekanntheitsgrad massiv steigern können. Es wird nicht mehr
lange dauern und dann wird er auf der gleichen Stufe wie ein Michael
Mittermeier oder Mario Barth stehen. Wie Letzterer allerdings schon
zweimal das Münchner Olympia-Stadion als Alleinunterhalter voll
gekriegt hat, verstehe ich heute noch nicht. Bülent Ceylan, dem
einzigen, wahren "Metal-Türken" würde ich das allerdings aufgrund
der Qualität eher noch zutrauen. Warum wir von Metal Factory auch
vor Ort im Hallenstadion waren, hat einen einfachen Grund, denn
Bülent ist bekennender Rock- und Metal-Fan, zeigt sich auf Fotos oft
mit gezückter "Pommes-Gabel" und stand heuer als erster Comedian
überhaupt in Wacken und auch in Dinkelsbühl beim "Summer Breeze" auf
der Bühne. Grund genug also, um seinem aktuellen Programm
beizuwohnen!
Es hat sich mittlerweile eingebürgert, dass der Beginn eines
Auftrittes des langhaarigsten Deutsch-Türken immer von lauter Musik
und einer gepflegten Runde Headbangen begleitet wird. So natürlich
auch im Zürcher Hallenstadion, wo nicht weniger als 8'000 Zuschauer
dem Comedian aus Mannheim einen frenetisch bejubelten Einstieg in
sein Programm bescherten. Das wunderte nicht nur mich an dieser
Stelle. Mit dabei hatte er sein aktuelles Programm «Ganz schön
turbülent», das bereits bei RTL kürzlich mal in zwei Teilen gesendet
wurde. Somit kannte ich bereits einige der Sketche und Einlagen im
Voraus, aber Bülent, gekleidet in ein kultiges "Hääädbänger"-Shirt,
würzte das Ganze clever mit einer kräftigen Prise Lokal-Kolorit.
Tradition hat auch, dass stets einzelne Zuschauer direkt
angesprochen und dann während des Programmes immer wieder spontan
ins Geschehen eingeflochten werden. Unterstützt durch eine flotte
Lightshow und ein paar Requisiten legte sich der Unterhaltungs-Profi
voll ins Zeug und brachte sein Publikum bald auf Touren. Die
Reaktionen auf seine teils derben Sprüche waren gut, mitunter gar
euphorisch. Nebst dem Vortragen von Marotten aus seinem Kulturkreis
und allgemeinen Themen schlüpft Bülent auch gerne in verschiedene
Rollen wie den Dünnbrettbohrer Harald, die kokette Anneliese und den
durchgeknallten Hauswart Mompfred. Damit ist gewährleistet, dass
sich seine Person nicht totläuft, wobei die Klasse seiner Programme
auch ohne Verkleidungen auskommen würde. Das gut zweistündige
Programm wurde in der Mitte durch eine kurze Pause von knapp 20
Minuten unterbrochen, die aber nicht gross störte, denn so konnte
man sich zur Freude der Verkaufsstände mit Ess- und Trinkwaren
eindecken.
Gegen den Schluss hin begab sich der redselige Protagonist mitten
ins Publikum rein und animierte dann einen Teil der Leute nach vorne
zur Bühne zu kommen und mit ihm dort abzurocken. Meine Wenigkeit sah
sich allerdings nicht wirklich veranlasst, diesem Aufruf Folge zu
leisten. Das war auch nicht nötig, denn es waren genug Willige vor
der Bühne versammelt, um zu Rammstein-artigem Sound so was wie
Ramba-Zamba zu veranstalten. Auch wenn mit ihm sicher kein neuer
Göttersänger auf der Bühne stand, so rockte Bülent das Hallenstadion
locker. Als Schlusspunkt knallte es kurz und dann regnete es goldige
Streifen und dünne Plastik-Schnitzelchen wie nach einem Kiss-Konzert.
Kurz zuvor schloss sich denn auch der Kreis wieder und bevor Bülent
Ceylan zu lautem Applaus bereits den nächsten Auftritt an gleicher
Stelle, nämlich mit dem brandneuen Programm «Wilde Kreatüren» am 25.
Mai 2012 ankündigte, führte er mit "Günther" kurz eine neue Figur
ein, die bestens zu den bestehenden Charakteren passen wird. Mit dem
Aufgreifen von ein paar typischen Schweizer Dialekt-Klassikern wie
dem obligaten "Chuchichäschtli", dem "Öpfelbütschgi" und der "Fotzelschnitte"
hatte der Mannheimer das ganze Hallenstadion vollends im Sack und
sorgte für eine mehr als heitere Stimmung. Nach der Show nahm sich
Bülent schliesslich noch ziemlich viel Zeit für seine Fans und
erfüllte jeden Autogramm-Wunsch. Die Kolonne war riesig und es
dürfte schon eine Weile gedauert haben, bis sich die brav anstehende
Reihe etwas lichtete. Wir hätten vor oder nach der Show noch gerne
ein Interview mit dem sympathischen Künstler aus Deutschland
geführt, was aber leider ohne Angabe eines Grundes nicht möglich
war. Doch davon lassen wir uns keinesfalls entmutigen und setzen auf
2012, wenn es wieder heisst: "Seid ihr bereit für die neue Comedy?
Rock'n'Roll..., Muppet-Show!"
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