Wo Bullet drauf steht, sind auch Bullet drin. Oder anders
ausgedrückt, wer auf tollen Judas Priest- und AC/DC-Sound steht, mit
einer gehörigen Accept-Rhythmusmaschinerie versehen, kommt an den
Schweden nicht vorbei. Oder doch? Wieso zum Geier spielte das
Quintett nur im Mini-Z7? Dieser Sound müsste die Massen doch anlocken,
ansonsten verstehe ich nicht, wieso Airbourne jeweils vor so vielen Leuten
aufspielen… Anyway, Bullet enttäuschten nicht und hatten mit Screamer
einen absolut geilen Support in den Reihen, der voll zu überzeugen
wusste. Davor standen die Landesgenossen von Jesus Chrüsler Supercar
auf der Bühne, die allerdings einen eher zwiespältigen Eindruck hinterliessen…
Jesus Chrüsler Supercar
Aus Schweden stammt die Truppe JCS, die sich einem Motörhead-liken Sound
verschrieben hat und mit ihren speckigen Haaren irgendwie an Lemmy
und die frühen achtziger Jahre erinnert. Speziell der singende
Bassist Robban Bergeskans scheint ein grosser Verehrer von Lemmy zu
sein. Mit dem dreckigen, ab und zu im Stoner-Rock angegliederten
Sound, der aber immer einen starken Hang zu einem schmutzigen, mit
Öl besudelten Rock hat, versuchte der Vierer das Mini-Z7 im Sturm zu
erobern. Das Publikum verhielt sich jedoch sehr verhalten und wurde
eigentlich nur bei den schnelleren Parts warm. Als Support von
Bullet waren die nachfolgenden Screamer eine bedeutend bessere Wahl.
Hätten Monster Magnet gespielt, wären die Fans Jesus Chrüsler
Supercar wohl zu Füssen gelegen. So standen die meisten aber bloss herum, Applaus
wurde sehr spärlich geschenkt, und als die Herren sich durch das
Publikum den Weg in die Backstage-Räumlichkeiten suchten, wurde dies
von den Besuchern kaum wahr genommen…
Screamer
Mit Screamer veränderte sich das Bild auf und vor der Bühne. Dem
Quintett schien die Spielfreude regelrecht aus dem Arsch heraus und selbige, also die
Spielfreude (und nicht der Arsch!), liess das Z7 kurzzeitig erzittern.
Logisch haben sich die Schweden einiges von Iron Maiden abgeschaut.
Seien es die galoppierenden Rhythmen, die Tempiwechsel oder die
Doppel-Leads. Aber was das Quintett um Schreihals Andreas Wikström
fabriziert, wusste von der ersten Sekunde an zu gefallen. Mit dem
neusten Streich «Hell Machine» im Gepäck und dem daraus stammenden
Hit «Monte Carlo Nights» lieferten Screamer nur einen von vielen
Höhepunkten ab. Der Bang-Faktor war auf und vor der Stage sehr gross
und Fans wie auch die Band stachelten sich immer mehr an. Alleine die
Screams, die Andreas vom Stapel liess, suchen heute schon fast
Ihresgleichen. Auch wenn der Sound nicht immer optimal war,
zuweilen hörte man die linke Gitarrenseite nicht, holten Screamer das
Maximum heraus. Die Truppe gehört sicher zur "New Wave of Swedish
Metal", sticht da aber klar hervor, weil sie sich ihrer Vorbilder
nicht schämt und trotzdem mit tollen Tracks auf sich aufmerksam
macht, ohne dabei langweilig zu werden. Somit weit weg von einer
billigen Kopie. Die Herren sollte man sich merken. Sie verfügen
einerseits über sehr gutes Material, das auch hängen bleibt und
andererseits über den nötigen Sympathiebonus, mit dem man ihnen
abnimmt, dass sie das, was sie machen, mit Überzeugung und aus vollem
Herzen abliefern.
Bullet
Man nehme einen Drittel Judas Priest, eineb Drittel Accept und einen
Drittel AC/DC sowie Airbourne und ihr wisst, was uns Bullet seit
einigen Jahren abliefern. Die Truppe um Sänger Hell Hofer und
Gitarrist Hampus Klang schmiedet seit 2001 nicht nur tollen Metal,
sondern lebt auch eine unglaublich sympathische Art vor, mit der musiziert
wird. Dabei erstrahlt nach wie vor das Bullet-Logo mit Glühbirnen
hinter dem Drumkit, wie auf der Rückseite der Bass- und
Gitarrenfront ganz am Schluss des Gigs schön verteilt «Bite The
Bullet» zu lesen ist. Auch wenn Hell Hofer dieses Mal seinen
Schleifstein im Gepäck liess und der sagenumwobene klapprige Tourbus
zu Hause in der Garage zur Reparatur steht, die Herren haben nichts
von ihrer Magie verloren. Das liegt auch an der fast dämonischen,
lehrerhaften Art des Sängers, wenn er am Bühnenrand steht und mit
erhobenem Zeigefinger und weit aufgerissenen Augen seine
unver-gleichliche Stimme zum Besten gibt. Seine Art beinhaltet mehr
Metal und ehrliches Auftreten, als so manche seiner Kollegen. Der
Dank, den er immer wieder ans Publikum richtet, kommt von Herzen und
ist nicht nur eine Phrase. Mit einer unglaublichen Spielfreude
spielte sich der mit einer blonden Pudelfrisur ausgestattete Bassist
Gustav Hector in die Herzen der Frauen. Auch wenn er nicht das
gleiche Sexappeal wie Marco Mendoza von The Dead Daisies besitzt, so
weiss er genau, wie man sich bestens präsentiert. Schlagzeuger
Gustav Hjortsjö hämmert mit einer unglaublichen, trockenen Präzision
seine Beats ins Z7, während die beiden Gitarrist Hampus und
Alexander
Lyrbo mit tollen Riffs und noch tolleren Doppel-Leads zu überzeugen
wissen. Speziell Alexander spielte sich in einen wahren Rausch hinein und
liess es sich nicht nehmen, sich mit einem tollen Posing in den
Mittelpunkt zu stellen.
Vom neuen Album «Dust To Gold»
wurden nicht weniger als sieben Songs (!) gespielt. Unterstützt von
alten Klassikern wie «Storm Of Blades», «Heading For The Top», «Bite
The Bullet» und dem unverwüstliche «Dusk Till Dawn» lieferten die
Schweden einen Gig ab, der genau das repräsentierte, was die
Bühnenklamotten vermittelten. Ehrliche Handwerksarbeit mit Jeans,
Lederkutten, Nieten und schwitzenden Oberkörpern sowie dem nötigen
"hemdsärmligen" Dreck. Das, was Accept in den achtziger Jahren
ablieferten und heute fast ein Schatten ihrer selbst sind, hauen
Bullet mit einer Lockerheit aus dem Ärmel, dass man weiss, wer
zukünftig der Chef im Ring sein wird. Eigentlich hätte Bullet nicht
im Mini-Z7 spielen dürfen, dazu sind die Songs zu gewaltig und
müssten viel mehr Leute anziehen. Wieso dem nicht so ist, keine
Ahnung. Das Bier floss nicht nur in Strömen im Publikum, sondern
auch aus einem Turnschuh… Was jetzt schlimmer ist, Bier mit
schimmligem Sockengeschmack oder einen mit Bier durchtränkten Schuh
wieder anzuziehen, weiss wohl nur der Besitzer dieses Teils…
Bullet kamen, sahen und siegten. Es war wie ein
Überschallkommando, welches kurz über dem Z7 seine Runden zog. Der
Set verging wie im Flug und zauberte allen Anwesenden ein breites
Grinsen ins Gesicht. Mit solchen Truppen im Angebot muss sich der
Metal keine grossen Sorgen um sein weiteres Bestehen machen. Hier
werden tolle Songs vorgetragen, die mit einer authentischen
Präsentation verbunden werden und einer unglaublichen Spielfreude
allen den Arsch versohlt. Wer an diesem Abend nicht dabei war, hat
definitiv etwas verpasst und sollte sich die nächste, sich bietende
Möglichkeit nicht entgehen lassen! «BITE THE BULLET!»
Setliste: «Speed And Attack», «Ain't Enough», «Rogue Soldier»,
«Wildfire», «Riding High», «Rolling Home», «Uprising (Intro)»,
«Storm Of Blades», «Stay Wild», «Dusk 'till Dawn», «Dr Phibes»,
«Fuel The Fire», «Highway Love», «Dust To Gold», «Pay (Intro)», «Pay
The Price», «Heading For The Top», «Turn It Up Load», «Bite The
Bullet»
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