Premiere für mich. Zum ersten Mal stand ich im Böröm Pöm Pöm
in Oberentfelden. Ein "knuffiger" Club, in dem man sich gut Truppen
vorstellen kann, die eine kleinere Location zum Kochen bringen
können. Nicht nur diesen Ort, sondern auch Burning Rain sah ich zum
ersten Mal. Ich verfolge die Karriere von Doug Aldrich schon seit
seiner Zeit mit Lion. Alles was der Gitarrist bisher in die Hand nahm,
seien es Hurricane, Bad Moon Rising, Burning Rain, Dio oder auch
Whitesnake und kurzzeitig House Of Lords. Ich war immer fasziniert
und begeistert, was der Mann aus seinen Saiten hervor zauberte. Heute sind
dies neben Burning Rain auch The Dead Daisies und Revolution Saints.
Somit war mein Adrenalin relativ hoch und meine Vorfreude ebenso,
endlich die Truppe mit Doug und Keith zu sehen.
Soul Madison Aus Lausanne stammen Soul Madison, die an
diesem Abend ihren ersten Auftritt mit der neuen Sängerin Katee
absolvierten. Die Russin schien allerdings noch ziemlich verunsichert zu sein.
Was zu hoffen ist, ansonsten muss man sich ernsthaft über die
Performance der Lady Gedanken machen. Gesanglich bewegte sie sich
irgendwo in der Nähe von Nina Hagen. Musikalisch war der Vierer
weder Rock, noch Hardrock, noch Punk oder New Wave. Alles ziemlich
wirr und überinspiriert. Einen roten Faden suchte man ebenfalls
vergebens, und als die Band «Welcome To The Jungle» von Guns n' Roses
in einer völlig schrägen Version spielte, schien man auch noch
die letzten Bonuspunkte zu verlieren. Es kann ja durchaus sein,
dass Soul Madison ihre Fans finden, aber sich an diesem Abend einem
auf traditionellen US-Rock ausgerichteten Publikum zu präsentieren,
war ein sehr gewagtes Unterfangen. Eines, bei dem die Truppe nur
verlieren konnte. Dies auch, weil die Texte zu viel "oh-oohhhs" und
"uh-uuhhs" aufwiesen. Ob dies wirklich so sein musste oder ob es an
der Unkenntnis der Lyrics lag… Man weiss es nicht…
Burning Rain Wie lange habe ich darauf gewartet, den
Ableger von Hurricane, Lion und Bad Moon Rising live zu erleben!
Auch wenn ich mich mit der halben aktuellen Bandbesetzung zufrieden geben
musste, die Herren Aldrich und St. John rockten die Hütte und dies
nicht zu knapp. Zu Hause blieben (leider) Brad Lang (Bass, ehemals
Y&T) und Blas Elias (Schlagzeug, ehemals Slaughter), die aber am
folgenden Tag nachreisten, damit Burning Rain eine volle Rock Show
am Frontiers-Festival in Trezzo d'Adda (IT) spielen konnten. Aber auch ohne ihre
Rhythmussektion hatten Keith und Doug unheimlich viel Spass in den
Backen und waren sehr dankbar
über die anwesenden Fans. Es waren nicht nur die handwerklichen
Fähigkeiten und die unglaublich tolle Stimme von Keith, der auch
schon bei Montrose, Kingdom Come und Lynch Mob sang, sondern die
lockere Atmosphäre, welche die Beiden verbreiteten. So bedankte sich
Doug, der lange mit David Coverdale bei Whitesnake spielte, bei den
weiblichen Fans für das Mitsingen beim Whitesnake-Medley: "…it's a
long time since I played this songs. Thanks to the girls in the
front row and DC (für David Coverdale)". Die Story, als die Beiden
von der Polizei aufgehalten wurden, brachte grosses Gelächter in die
Mauern des Böröm Pöm Pöm. "Hör mal Keith, wenn der Polizist bei dir
steht, sagt man… Yes. No. Sure. Yes Officer und nicht hi Bro!",
darauf Keith antwortend: "Hallo, wir leben alle auf dem gleichen
Planeten, da sind wir doch alle Brüder (mit einem breiten Lachen)".
Zudem war der Shouter "…happy this year, because our new record came
out!" Und das durfte sich neben den Coversongs auch hören lassen. Es
war auch dieses typische L.A.-Flair, das speziell der Schreihals mit
seinen Cowboystiefeln, seinen zerrissenen Jeans und seinem
Leoparden-Schal verbreitete, welches die guten alten Zeiten aufleben
liess, in denen Great White, Ratt oder auch Kix rockten, als gäbe es
kein Morgen.
Mit
jeweils einer Akustikgitarre bewaffnet sassen Keith und Doug auf der
Bühne. Das zwischenzeitliche Gurgeln mit Mundwasser und das
dazugehörende Ausspucken hielt den Sänger nicht davon ab, stetigen
Augenkontakt mit dem Publikum zu haben. Es war die sehr lockere und
unkomplizierte Art, welche den Sänger sehr sympathisch erscheinen
liess. Wie auch sein "partner in crime", der mit einem breiten,
spitzbübischen Grinsen daneben sass und die Saiten qualmen liess.
"Hey, mir gefällt meine Stimme heute Abend sehr gut, leider höre ich
sie nicht", zwinkerte Doug dem Soundmann zu und hatte einen weiteren
Lacher auf seiner Seite. Spontanität versprühte die Truppe mit dem
Whitesnake-Medley. Dabei liessen die Musiker die Fans singen.
Textsicher bewegten sich die Besucher durch «Ain't No Love In The
Heart Of The City», «Fool For You Loving» und logischerweise «Here I
Go Again». Etwas, das bei «Purple Haze» von Jimi Hendrix noch nicht
so klappen wollte. Als ganz grosses Highlight entpuppte sich «Cherie
Don't Break My Heart», welches Keith als Radio-Hit in Europa
ankündigte. Nummern wie «Midnight Train», «Smooth Locomotion», «Our
Time» und der Abschluss «Face The Music» zeigten die Band von ihrer
besten Seite und die Fans feierten die Beiden nach allen Regeln der Kunst ab,
so dass die Stimmung nie abflachte. Nachdem sich Keith und Doug beim
Publikum zum wiederholten Mal bedankten und nach «Face The Music»
verabschiedeten, sah man die Zwei wenig später am Merch-Stand.
Unzählige Fotos und Autogramme fanden neue Besitzer und die
Warteschlange schien nicht kleiner zu werden. Burning Rain machten
beste Werbung in eigener Sache, und man darf hoffen, dass dies nicht
der letzte Auftritt in der Schweiz gewesen ist.
Setliste:
«Jumpin' Jack Flash (Rolling Stones Cover)», «Revolution»,
«Midnight Train», «Cherie Don't Break My Heart», «Smooth
Locomotion», «Purple Haze / All Along The Watchtower (Jimi Hendrix
Cover)», «Our Time», «Beautiful Road», «You Can't Always Get What
You Want (Rolling Stones Cover)», «Heaven Gets My By», «Kashmir (Led
Zeppelin Cover)», «Forevermore (Whitesnake Cover)», «Whitesnake
Medley (Ain't No Love In The Heart Of The City / Fool For Your
Loving / Here I Go Again)», «If It's Love», «Face The Music»
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