Vor einigen Monden machte eine Ankündigung die zu Beginn
ziemlich diskrete Runde, dass in der Schweiz bald eine heisse All
Girl Metal Band am Start sei und Destruction-Boss Schmier so zu
sagen der Götti und Produzent von dieser Combo sein soll. Das
Geheimnis im direkten Umfeld von Gonoreas wurde gut gehütet, bis sich
der Schleier eines schönen Tages lüftete! Burning Witches wurde
als absolut szenenkompatibler Name gewählt und für kurze Zeit waren
die Mädels nur zu viert, sprich setzten sich zusammen aus Seraina
Telli (v), Romana Kalkuhl (g), Janine Grob (d) und Lala Frischknecht
(d). Kurze Zeit später wurde mit Alea Wyss die zweite Gitarristin
und letzte Hexe des Zirkels gefunden. Ab diesem Zeitpunkt gab es
kein Halten mehr, und zum ersten „richtigen“ öffentlichen Konzert im
vergangenen Herbst in der Met-Bar in Lenzburg hatte man bereits die
erste 2-Track Demo-Single am Start, wo mit «Black Widow» und
«Burning Witches» zwei sackstarke Songs des mit grosser Spannung
erwarteten full lenght Debüt-Albums glänzten. Obwohl Pate Schmier
tourbedingt nicht dabei sein konnte, zelebrierten die brennenden
Hexen ihren CD-Release Tanz mit nicht minder teuflischer Energie.
Damir’s
Rising Force Als erste Band des Abends durften Damir’s
Rising Force ran. Bei der Fun-Band des Gonoreas Mainman’s lässt
bereits der Bandname das Faible für die frühe Musik des schwedischen
Ausnahme-Gitarristen Yngwie J. Malmsteen erkennen. In der Tat ist
das 84er-Album «Rising Force» längst ein Klassiker. Damir „Ying
Yang“ Eskic wird dabei ja nicht von ungefähr als der „Schweizer
Malmsteen“ bezeichnet. Das Ganze ist jedoch vor allem mit Spass und
Spielfreude verbunden. Am Leadgesang finden wir Tausendsassa Andy
Lickford, der dieses zusätzliche Engagement locker neben Killer und
Cutest Beast bestreiten kann. Für ältere Semester wie meine
Wenigkeit war die Setliste natürlich der Burner, während die junge
Generation damals überwiegend noch nicht mal geboren war. So
erklangen denn Classics wie «Rising Force», «Facing The Animal oder
«Seventh Sign» in so zu sagen alter neuer Frische. Diese erste und
anregende halbe Stunde war dann auch viel zu schnell vorbei. Jetzt
wäre der quirlige Gitarrist eigentlich erst so richtig warm gewesen,
aber die brennenden Hexen brannten darauf, die Bühne erklimmen zu
können.
Setliste: «Rising Force» - «My Resurrection» - «Demon
Driver» - «Facing The Animal» - «Never Die» - «Seventh Sign.
Lotrify
Bevor die Mädels von Burning Witches die Bühne des Dynamo jedoch
entern konnten, gab es mit der Badener Formation Lotrify zuerst die
zweite musikalische Vorspeise. Ihr variabler Sound, der
grundsätzlich mal in der Ecke Heavy Progressive Metal angesiedelt
ist oder nach eigener Definition simpel Melodic Metal genannt wird,
groovt auf jeden Fall wie Disturbed und die Vocals von Sacha Wacker
besitzen den kompletten Range zwischen clean und gekeift. Dazwischen
regiert auch Metalcore-mässiges und Growliges . Die progressive Note
fliesst über die abwechslungsreiche Rhythmik ein, ohne zu abgehoben
zu klingen. Bisher sind ein Demo (2011) und eine 6-Track EP «Light
Passes, Shadow Remains» (2013) erschienen, doch die Band befindet
sich langsam aber sicher auf der Zielgerade zu ihrem Debüt-Werk. So
gab es neben drei Songs der erwähnten EP vier neue zu hören, die den
bisher eingeschlagenen Weg konsequent weiter führen. Beeindruckend
war zum einen die Tightness und zum anderen eben der Gesang von
Sacha. Da kann man sich also getrost auf das erste Langeisen freuen,
das auch produktionstechnisch (wie schon die EP) punkten wird.
Setliste: «Resurrection» - «Something To Nothing» - «Xenophobic»
- «Collateral Damage» - «Split The Pit» - «Welcome To Reality» -
«Prophecy».
Radwaste
Vor dem allmächtigen Hexentanz als Höhepunkt des heutigen Abends
fungierten Radwaste als dritter Anheizer-Posten. Die Thrasher, die
ich auch schon mal im Vorprogramm von Comaniac in Aarau gesehen
habe, liessen sich nicht lange bitten und legten gleich los wie die
Feuerwehr. Oldschooliger Sound wurde mit Wucht und Einsatz runter
gezockt. Instrumental hatte es der Vierer ohne Zweifel, wie die
vorher aufspielenden Bans, auch drauf. 2007 gegründet haben es die
Jungs bis anhin allerdings erst zu einem selbstbetitelten full
lenght Album gebracht, und das ist mittlerweile satte sieben Jahre
her! So muss man sich fragen, wo da Prioritäten liegen. Allerdings
hinterliess die Truppe keinesfalls einen eingerosteten Eindruck, im
Gegenteil! Mit Sicherheit dürfte auch neues Material gespielt worden
sein. Die Quadratur des Kreises war der Auftritt sicherlich nicht,
aber die Rolle als schweisstreibende Support-Combo wurde auf jeden
Fall mehr als überzeugend gemeistert. Gleichzeitig machte sich
mächtig Vorfreude breit, und alle brannten nun darauf, dass die
brennenden Hexen endlich ihre mit Spannung erwartete Release-Show
zelebrieren.
Setliste: «Catharsis» - «Head Hart Hand» -
«Samurai Kitten» - «Penetrator» - «Spirit» - «The Forbidden Fruit».
Burning Witches
Nachdem die Bühne hergerichtet war, rückte der Moment immer näher
und schliesslich war es soweit! Burning Witches, die erste Allgirl
Metal Band der Schweiz, stand vor ihrem vorerst wichtigsten
Auftritt. Das Konzert in der Met-Bar hatte ich noch in bester
Erinnerung, doch nun waren seither ziemlich genau sieben Monate
vergangen. Das bedeutete, dass erstens eine Steigerung her musste
und zweitens nahm mich wunder, wie das Publikum drauf ist,
respektive mitgerissen werden kann. Zu einem düsteren Intro kam
Fronthexe Seraina Telli, gehüllt in einen schwarzen Kapuzenmantel,
auf die Bühne, und als alle Bandmembers ihren Platz eingenommen
hatten, brach der Hexensabbat mit dem Opener «Metal Demons» und den
Schlachtruf „We’re ready to fight!“ ohne Gnade über das Dynamo
herein. Zudem wurden Serainas Stimmbänder bereits zu Beginn von null
auf hundert belastet! Kein langsames Herantasten, sondern „full fist
in your face“ hiess die Devise. Mit «We Eat Your Children» folgte
einer der Album-Groover auf dem Fusse, und dazu liess sich bereits
formidabel abschädeln, und das wurde in den ersten Reihen auch bald
gesichtet. Sowas stachelt natürlich an, und darum war zu keiner Zeit
irgend ein Anflug von Nervosität auf der Bühne auszumachen, im
Gegenteil. Man merkte schon, dass eine Einheit zusammen harmonierte
und sichtlich Freude über die immer besser werdenden Reaktionen der
Fans aufkam.
Die Axt-Front mit Romana und Alea riffte wie solierte kongenial
und die Rhythm-Section sorgte für ordentlich Dampf. Schlicht
herausragend war die Gesangsleistung von Seraina, die sich keine
Blösse gab und sich in allen Stimmlagen wohl fühlte. Pate Schmier
(Destruction) hätte seine helle Freude daran gehabt, und weil dieser
abkömmlich war, führte halt die ganze Band die CD-Taufe nach der
Top-Ballade «Save Me» durch, die jedoch ziemlich kurz ausfiel. Das
störte allerdings niemand, denn so ging es mit dem Konzert umgehend
wieder weiter. «Black Widow» knallte voll rein und machte keine
Gefangenen. This is pure fuckin‘ Heavy Metal folks! Die
Cover-Version vom Dio-Klassiker als Ehrehrbietung an die
unvergessene Gesangsikone ging voll in Ordnung, wobei mir Judas
Priest’s «Jawbreaker» besser mundete. Damit ging zunächst mal das
reguläre Set zu Ende, aber das war natürlich noch nicht alles, denn
nach lauten und anhaltenden Zugabe-Rufen gab es, nicht unerwartet,
noch den namensgebenden Rausschmeisser «Burning Witches» als Zugabe.
Somit wurde mitunter das ganze Studio-Album in der Live-Fassung
präsentiert und gleichzeitig bewiesen, dass die Mucke ganzheitlich
bestehen kann. Lohn des Ganzen war eine tolle Stimmung mit sattem
Schlussapplaus, und das Foto auf der Bühne mit dem Rücken zum
Publikum hin zeigte verschwitzte, rundum glückliche wie stolze
Hexen! Gut gemacht Girlz…, und nun weiter so.
Setliste:
«Intro» - «Metal Demons» - «We Eat Your Children» - «The Deathlist»
- «Creator Of Hell» - «The Dark Companion» - «Creatures Of The
Night» - «Save Me»--“CD-Taufe”--«Black Widow» - «Holy Diver» -
«Bloody Rose» - «Jawbreaker» -- «Burning Witches».
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