Irgendwo in den Jurahügeln südöstlich von Sissach liegt Rünenberg.
Ein kleines, feines Dorf, das gegenüber anderen kleinen feinden
Dörfern in einem entscheidenden Punkt die Nase vorne hat. Es rockt!
So auch dieses Jahr wieder mit dem zweitägigen Burnout-Festival. Da
meine Wenigkeit leider am Freitagabend verhindert war, beschränken
wir uns hier auf den Samstag. Durchs Buschtelefon habe ich aber
erfahren, dass auch am ersten Abend sämtliche Bands gerockt haben.
Scush mit ihrer CD-Taufe vor wenig Publikum, die Motörhead-Coverband
Aces High vor mehr Leuten, The Order mit gutem Sound und die
italienische Metallica-Coverband Sad mit einer authentischen Show.
Ähnlich war es dann auch am Samstag mit Grey Monday, Excentric, The
Force und der AC/DC-Coverband Live Wire. Wobei der zweite Abend dann
doch einige Fragen über die baselländischen Metal-Fans aufwarf.
Grey Monday
Punkt 20.00 Uhr enterten Grey Monday die grosse Bühne des
Burnout-Festivals. Wie bereits am Vortag hatten auch sie noch vor
eher wenig Publikum zu bestehen, liessen sich davon aber nichts
anmerken.
„Murdertruck“ und „Nonetheless“ rockten in gewohnter Manier und
liessen Dominik Pfisters Organ rauchig kratzig erklingen. Das kam
an, so dass sich mit zunehmender Spieldauer immer mehr Publikum in
der Halle fand. Grey Monday dankten es mit einer energischen Show,
bei der sich der Sänger immer wieder in die Knie fallen liess oder
die Armee verwarf. Trotzdem merkte man, dass die Berner in dieser
Besetzung noch nicht so lange zusammen sind. Beim Schlagzeuger
Stefan fiel das wenig auf, jedoch fand fast keine Interaktion
zwischen Bassist Sam und den beiden Pfister-Brüdern (Gesang und
Gitarre) statt. Und noch ein Manko wurde klar: Der im Interview
gesuchte zweite Gitarrist wird wirklich dringend benötigt, lässt
ohne ihn doch bei den Gitarren-Soli der Druck völlig nach. Insgesamt
war es aber ein mit 30 Minuten kurzer, aber sehr feiner Gig, mit
welchem bestimmt einige neue Fans dazu gewonnen werden konnten.
Excentric
20.45 Uhr: Zeit für Excentric. Die Hard Rock Heavy Metaller aus der
Region zogen ein laut feierndes Publikum an, welches auf ein
Heimspiel tippen liess. Dies war aber beileibe nicht so, denn die
meisten Excentric-Kollegen hatten den Auftritt ihrer Lieblinge
später erwartet und sie so prompt verpasst. Wie dem auch sei. Eigene
Songs wie „Awake“, „All Alone“ oder „Take This“ sind genug
eingängig,
als dass sie auch beim jungfräulichen Hören direkt ins Ohr gehen und
den Körper in eine Mitwipp- und Headbangmaschine verwandeln können.
Und einen Vorteil hatten Excentric dann doch noch. Ihr letztes
Konzert war exakt ein Jahr vorher an derselben Stelle gewesen. Ihr
neuer Gitarrist Marc Waldmeier stand damals im Publikum und
integrierte sich heute auf der Bühne prima ins Gesamtbild. Excentric
schienen den Auftritt zu geniessen und zeigten viel Spielfreude.
Ebenfalls eindrücklich war die Variabilität, über welche ihre
eigenen Songs mittlerweile verfügen. Da fragt man sich nur noch,
wieso sie trotzdem die beiden Coverversionen „Whiskey In The Jair“
und von den Red Hot Chilli Peppers „Under The Brigde“ brachten. Aber
egal, denn der Erfolg gab ihnen recht. So sehr, dass das Publikum
nach den 45 Minuten eine Zugabe forderte, welche die Band gerne
gegeben hätte, vom Veranstalter aber aus Zeitgründen unterbunden
wurde.
The Force
Ein ganz anderes Bild zeigte sich eine halbe Stunde später bei den
Blues Hard-Rockern von The Force. Anstelle von hemmungslosem
Abfeiern war nun ein vorsichtiges Zuhören verbreitet. Die Band liess
sich davon nichts anmerken und bot einen soliden Gig, welcher viel
Platz für ausufernde Blues-Soli für den Gitarristen und Sänger Mark
Elliot liess. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk legten Bassist Beat
Schaub und Schlagzeuger Hanns Haurein den Boden dazu. Der Grossteil
des Publikums schien das aber nicht zu beeindrucken und so entleerte
sich die Halle mit zunehmender Spieldauer. Schade, denn Songs wie „Stray
Dogs“ oder „Move On“ sind es mehr als Wert, gehört zu werden. Die
Vermutung, dass der Sound nicht hart genug für das eher junge
Publikum war, stellte sich spätestens bei der darauf folgenden Band
Live Wire als falsch heraus. Denn ihre AC/DC-Cover Songs schifften
in ähnlichem Fahrwasser.
Live Wire
Dass der Headliner dieses Abends eine Cover-Band war, überraschte
mich dann ein wenig. Das Publikum, welches plötzlich wieder den Weg
in die Halle fand und lautstark mitfeierte, bestätigte allerdings
die Wahl des Veranstalter. Die Schweizer Live Wire spielten AC/DC.
Und wie! Hier stimmte musikalisch einfach alles. Und sogar der
Sänger Däny klang exakt wie Brian Johnson. Däny hatte scheinbar
nicht nur die Stimme bis ins letzte Detail studiert, sondern auch
die Mimik, die Körperhaltung, die Bewegungen und das spitzbübische
Lächeln. Bei ihm wirkte alles echt und nicht wie ein Schauspiel. Und
so machten die unzähligen Klassiker wie z.B. „Thunderstruck“, You
Shock Me
All
Night Long“ oder „Sin City“ ebenso Spass wie vom Original selten
gespielte Perlen à la „Jailbreak und „Stiff Upper Lip“. Die Band
verzichtete generell auf die aufwändigen Show-Elemente und bot nur
den obligaten Angus-Strip. Der Angus war dann auch das störende
Element an der ganzen Show. War sein Imitator Cello musikalisch top,
war optisch gar nichts zu wollen. Es fehlte nicht nur der irre Blick
des Originals, sondern vor allem auch dessen Bewegungsdrang. Ein
Angus, der einen Aktionsradius von einem halben Quadratmeter hat und
überhaupt nichts zur optischen Unterstützung der Show beiträgt, ist
bei allem Respekt vor der musikalischen Leistung mies. Dass dieses
schwere Manko (AC/DC ohne Angus) durch die bereits erwähnten Stärken
wettgemacht werden konnte, spricht für die Band. Oder wie der
Excentric-Bassist und Sänger Pivi nach dem Konzert meinte:
„Schliesse die Augen und du wirst meinen, das Original spiele vor
dir.“ Wie wahr!
Ein Dank geht schliesslich noch an das Organisationskomitee, welches
ein gemütliches, stressfreies Burnout-Festival zustande gebracht
hat. Der letzte Song dieses Festivals hätte dann auch von ihnen
stammen können: „For those about to rock. We salute you!“ Auf ein
nächstes Mal!
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