Burnout Festival: Live Wire - The Force - Excentric - Grey Monday
2. und 3. Mai 2008 in Rünenberg BL
By Roger W.
Irgendwo in den Jurahügeln südöstlich von Sissach liegt Rünenberg. Ein kleines, feines Dorf, das gegenüber anderen kleinen feinden Dörfern in einem entscheidenden Punkt die Nase vorne hat. Es rockt! So auch dieses Jahr wieder mit dem zweitägigen Burnout-Festival. Da meine Wenigkeit leider am Freitagabend verhindert war, beschränken wir uns hier auf den Samstag. Durchs Buschtelefon habe ich aber erfahren, dass auch am ersten Abend sämtliche Bands gerockt haben. Scush mit ihrer CD-Taufe vor wenig Publikum, die Motörhead-Coverband Aces High vor mehr Leuten, The Order mit gutem Sound und die italienische Metallica-Coverband Sad mit einer authentischen Show. Ähnlich war es dann auch am Samstag mit Grey Monday, Excentric, The Force und der AC/DC-Coverband Live Wire. Wobei der zweite Abend dann doch einige Fragen über die baselländischen Metal-Fans aufwarf.

Grey Monday
Punkt 20.00 Uhr enterten Grey Monday die grosse Bühne des Burnout-Festivals. Wie bereits am Vortag hatten auch sie noch vor eher wenig Publikum zu bestehen, liessen sich davon aber nichts anmerken. „Murdertruck“ und „Nonetheless“ rockten in gewohnter Manier und liessen Dominik Pfisters Organ rauchig kratzig erklingen. Das kam an, so dass sich mit zunehmender Spieldauer immer mehr Publikum in der Halle fand. Grey Monday dankten es mit einer energischen Show, bei der sich der Sänger immer wieder in die Knie fallen liess oder die Armee verwarf. Trotzdem merkte man, dass die Berner in dieser Besetzung noch nicht so lange zusammen sind. Beim Schlagzeuger Stefan fiel das wenig auf, jedoch fand fast keine Interaktion zwischen Bassist Sam und den beiden Pfister-Brüdern (Gesang und Gitarre) statt. Und noch ein Manko wurde klar: Der im Interview gesuchte zweite Gitarrist wird wirklich dringend benötigt, lässt ohne ihn doch bei den Gitarren-Soli der Druck völlig nach. Insgesamt war es aber ein mit 30 Minuten kurzer, aber sehr feiner Gig, mit welchem bestimmt einige neue Fans dazu gewonnen werden konnten.

Excentric
20.45 Uhr: Zeit für Excentric. Die Hard Rock Heavy Metaller aus der Region zogen ein laut feierndes Publikum an, welches auf ein Heimspiel tippen liess. Dies war aber beileibe nicht so, denn die meisten Excentric-Kollegen hatten den Auftritt ihrer Lieblinge später erwartet und sie so prompt verpasst. Wie dem auch sei. Eigene Songs wie „Awake“, „All Alone“ oder „Take This“ sind genug eingängig, als dass sie auch beim jungfräulichen Hören direkt ins Ohr gehen und den Körper in eine Mitwipp- und Headbangmaschine verwandeln können. Und einen Vorteil hatten Excentric dann doch noch. Ihr letztes Konzert war exakt ein Jahr vorher an derselben Stelle gewesen. Ihr neuer Gitarrist Marc Waldmeier stand damals im Publikum und integrierte sich heute auf der Bühne prima ins Gesamtbild. Excentric schienen den Auftritt zu geniessen und zeigten viel Spielfreude. Ebenfalls eindrücklich war die Variabilität, über welche ihre eigenen Songs mittlerweile verfügen. Da fragt man sich nur noch, wieso sie trotzdem die beiden Coverversionen „Whiskey In The Jair“ und von den Red Hot Chilli Peppers „Under The Brigde“ brachten. Aber egal, denn der Erfolg gab ihnen recht. So sehr, dass das Publikum nach den 45 Minuten eine Zugabe forderte, welche die Band gerne gegeben hätte, vom Veranstalter aber aus Zeitgründen unterbunden wurde.

The Force
Ein ganz anderes Bild zeigte sich eine halbe Stunde später bei den Blues Hard-Rockern von The Force. Anstelle von hemmungslosem Abfeiern war nun ein vorsichtiges Zuhören verbreitet. Die Band liess sich davon nichts anmerken und bot einen soliden Gig, welcher viel Platz für ausufernde Blues-Soli für den Gitarristen und Sänger Mark Elliot liess. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk legten Bassist Beat Schaub und Schlagzeuger Hanns Haurein den Boden dazu. Der Grossteil des Publikums schien das aber nicht zu beeindrucken und so entleerte sich die Halle mit zunehmender Spieldauer. Schade, denn Songs wie „Stray Dogs“ oder „Move On“ sind es mehr als Wert, gehört zu werden. Die Vermutung, dass der Sound nicht hart genug für das eher junge Publikum war, stellte sich spätestens bei der darauf folgenden Band Live Wire als falsch heraus. Denn ihre AC/DC-Cover Songs schifften in ähnlichem Fahrwasser.

Live Wire
Dass der Headliner dieses Abends eine Cover-Band war, überraschte mich dann ein wenig. Das Publikum, welches plötzlich wieder den Weg in die Halle fand und lautstark mitfeierte, bestätigte allerdings die Wahl des Veranstalter. Die Schweizer Live Wire spielten AC/DC. Und wie! Hier stimmte musikalisch einfach alles. Und sogar der Sänger Däny klang exakt wie Brian Johnson. Däny hatte scheinbar nicht nur die Stimme bis ins letzte Detail studiert, sondern auch die Mimik, die Körperhaltung, die Bewegungen und das spitzbübische Lächeln. Bei ihm wirkte alles echt und nicht wie ein Schauspiel. Und so machten die unzähligen Klassiker wie z.B. „Thunderstruck“, You Shock Me All Night Long“ oder „Sin City“ ebenso Spass wie vom Original selten gespielte Perlen à la „Jailbreak und „Stiff Upper Lip“. Die Band verzichtete generell auf die aufwändigen Show-Elemente und bot nur den obligaten Angus-Strip. Der Angus war dann auch das störende Element an der ganzen Show. War sein Imitator Cello musikalisch top, war optisch gar nichts zu wollen. Es fehlte nicht nur der irre Blick des Originals, sondern vor allem auch dessen Bewegungsdrang. Ein Angus, der einen Aktionsradius von einem halben Quadratmeter hat und überhaupt nichts zur optischen Unterstützung der Show beiträgt, ist bei allem Respekt vor der musikalischen Leistung mies. Dass dieses schwere Manko (AC/DC ohne Angus) durch die bereits erwähnten Stärken wettgemacht werden konnte, spricht für die Band. Oder wie der Excentric-Bassist und Sänger Pivi nach dem Konzert meinte: „Schliesse die Augen und du wirst meinen, das Original spiele vor dir.“ Wie wahr!

Ein Dank geht schliesslich noch an das Organisationskomitee, welches ein gemütliches, stressfreies Burnout-Festival zustande gebracht hat. Der letzte Song dieses Festivals hätte dann auch von ihnen stammen können: „For those about to rock. We salute you!“ Auf ein nächstes Mal!