Noch vor Kurzem hat die Band Bury Tomorrow dem Publikum vor
dem Auftritt ihrer berühmteren Kollegen eingeheizt. Aber in diesem
Jahr, nachdem sie ihr viertes Album «Earthbound» als Vollversion
veröffentlicht haben, erfreuten die Engländer Bury Tomorrow ihre
Fans des Metalcore-Genres mit der Solo-Tour, und am 11. April fand
der Schweizer Auftritt im Saal des Dynamo in Zürich statt. Ich
möchte umgehend anfügen, dass das Haus ausverkauft war. Kein Wunder,
da man in diesem, wie auch in vorigem Jahr, eher ruhige Zeiten in
Bezug auf Auftritte von Metalcore-Bands beobachtet. Im Vorprogramm
von Bury Tomorrow spielten sehr originelle Gruppen, die in der
Zukunft alle Chancen haben, ihre Fans bei ihren eigenen Konzerten
zusammen zu bringen. In jedem Fall hat das Potenzial, wie bei der
niederländischen Post-Hardcore Band The Charm The Fury, als auch bei
Any Given Day aus Deutschland, die dem Deathcore-Stil frönen.
The Charm The Fury
Als erste Bands des Abends betraten The Charm The Fury (TCTF) die
Bühne um 19.50 Uhr und schenkten dem Publikum einen beeindruckenden
Auftritt. Ich empfinde ein gewisses Mitleid mit all denen, die den
Anlass dieser wunderbaren Gruppe aus irgendeinem Grund verpasst
haben. Das Konzert begann mit dem Intro im Stil von Post-Apokalypse,
mit funkigen Fetzen und elektronischen Samples. Danach erschienen
die Musiker auf der Bühne, begleitet von der charmanten Sängerin
Caroline Westendorp. Die Lady verfügt über aussergewöhnliche
Stimmmittel und ist eine geborene Front-Women. Sie fühlte sich
offensichtlich wohl und wirkte sehr selbstsicher. Die Zuhörer
genossen sowohl ihre reichlich extremen Vocals, als auch ihre
emotionale wie klare Stimme. Aktuell hat die Gruppe schon zwei full
lenght Alben veröffentlicht, und das letzte, nämlich «The Sick, Dumb
& Happy», erst im März dieses Jahres. Caroline erzählte darüber vor
der Aufführung des dritten Songs. Natürlich ist zu erwähnen, dass
jedes Bandmitglied sehr technisch spielt, aber mir gefiel vor allem
die expressive Stimme der Schlaginstrumente von Mathijs Tieken. Es
ist noch anzumerken, dass die Gruppe ihren Auftritt mit der
Aufführung der Coverversion der unsterblichen Komposition von
Metallica aus dem Album «Kill'Em All» geschmückt hat. Das klang
überraschend frisch, vielen Dank TCTF!
Any
Given Day Der Auftritt der nächsten Band begann um 20.40
Uhr. Das waren die Deutschen Any Given Day, die dem Publikum ihre
Vision extremer zeigten. Ende letzten Jahres veröffentlichte die
Band «Everlasting», ihr zweites Album in voller Länge, das von den
Fans erfreut aufgenommen wurde. Die Kommunikation mit dem Publikum
wurde traditionell vom Sänger Dennis Diehl übernommen, der nicht nur
über einen leistungsstarken extremen Gesang verfügt, indem er die
Zuhörer mit Growls und Pigvoice überraschte, sondern auch seine
Muskeln zeigte. Er sah sehr brutal aus. In der Regel wirken solche
Sänger äusserlich hart und kommunizieren nur spärlich mit dem
Publikum. Aber Dennis brach diesen Stereotyp, indem er viel und
freundlich mit dem Publikum kommunizierte. Meistens sprach er
darüber, welche Orte die Gruppe bereits besucht hat und mit welchen
bekannten Sängern er schon auf der gleichen Bühne auftrat. Und noch
heizte Dennis dem Publikum vor der Aufführung des Headliners ganz
schön ein. Er sagte, wie und wann man springen sollte und führte
sogar einen Scherzwettbewerb zwischen den beiden Hälften des
Publikums durch, nämlich wer lauter schreien kann. Beide Gruppen des
Vorprogramms spielten nur je eine halbe Stunde, und darum fing man
schon um 21.20 Uhr an, die Bühne für den Auftritt von Bury Tomorrow
vorzubereiten.
Bury Tomorrow
Das Headliner-Konzert von Bury Tomorrow begann gegen 22.00 Uhr. Als
Intro ertönte die Aufnahme eines Herzschlages. Nachfolgend begannen
erstaunliche Dinge in der Halle zu geschehen, solche, die ich bei
Konzerten für eine lange Zeit nicht gesehen habe. Das, was im Raum
passierte, konnte man als die Vereinigung von Fans und Musikern im
besten und wahrsten Sinne bezeichnen. Offensichtlich leidet die Band
Bury Tomorrow an keinem Snobismus. Zwischen dem Publikum und der
Band wurden sofort vertrauensvolle Beziehungen gebildet. Wie sonst
konnte man die Tatsache erklären, dass ein Junge aus dem Publikum
bereits beim zweiten Lied den Platz auf der Bühne einnahm und die
Gitarrenparts von Jason Cameron zu spielen begann. Und Jason,
zufrieden und entspannt, sang in einer Ecke der Bühne. Als der Song
endete, dankten alle Musiker dem Jungen für den Job und zeigten
lachend, was sie bei Konzerten tun werden, wenn Jungs aus dem
Publikum jedes Mal statt ihrer auftreten werden. Sie werden
schlafen, sich kratzen und hinter Bühne faul gähnen. Alle waren
glücklich! Der Mainman der Band, Extrem-Sänger Daniel Winter-Bates
füllte nicht einfach die Pausen zwischen den Liedern aus, sondern
versuchte dem Publikum seine Version der Heavy Music Philosophie zu
vermitteln. Im Allgemeinen besteht sie darin, dass eben die schwere
Musik durch nichts begrenzt werden kann, und nur im Rahmen der
schweren Musik muss man sich vor nichts fürchten und der Welt
einfach "fuck off" sagen. Ich möchte hinzufügen, dass sich das
letzte Album der Jungs wirklich als sehr melodisch, aber zugleich
als extrem erwies. Die Musik führte
von
selbst und löste einen Circle-Pit aus, ohne weitere Aufforderung,
sich herum zu drehen. Allerdings konnte man sagen, dass der gleiche
"Circle-Pit" auf der Bühne unter Teilnahme von Daniel und vor allem
dem Solo-Gitarristen Kristan Dawson stattfand, die oft von einer
Seite der Bühne auf die andere stapften. Bereits vor der
Veröffentlichung des neuen Albums sagte Daniel in einem Interview,
dass sie „das akustische Äquivalent zu einem Circle-Pit“ aufnehmen
wollten. Und so geschah es, da «Earthbound» die Erwartungen zu 100
Prozent erfüllt hat! Und ich möchte den Jungs von Bury Tomorrow
unerschöpfliche Kräfte für die Fortsetzung ihrer Kreativität in
bester Tradition des Metalcore-Genres wünschen!
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