Der Spielboden ist ein grosszügig bemessenes
Lokal mit einer netten Bar wo man auch Pizzen (achtung scharf!)
bekommt. Der effektive Konzertraum ist aber relativ klein, bietet er
doch „nur“ etwa 600 Leuten Platz. An diesem sonnigen Freitagabend
versammelten sich denn auch annähernd so viele Metaller in dem Raum,
der mit „unserem“ Kofmehl in Solothurn vergleichbar ist. Bereit für
fünf Bands, die laut Tourtitel keine Gnade walten lassen wollten.
Auf die Plätze, fertig und los ging’s…
Psycroptic
Der Auftakt der diesjährigen No Mercy Shows gebührte dem Death/Grind
Quartett aus Tasmanien. Hier in Österreich scheinen diese
tasmanischen Teufel um Einiges bekannter zu sein als bei uns in der
Schweiz, da hier, im Vergleich zu der Show in Pratteln, die Meute um
Längen mehr abging. Wie dem auch sei, Psycroptic ballerten uns 20
Minuten geballte Shredder-Power vor den Latz, die keinen ruhig
stehen ließ. Bis auf mich in der ersten Reihe, da ich wie gebannt
Drummer David Haley bestaunte, der kurzerhand meine persönliche
Messlatte für Schlagzeuger dramatisch ansteigen ließ. Mir ging
einfach nicht in den Kopf, wie der Kerl mit einem(!) Fusspedal
schneller das Fell klopfte, als ich mit beiden! Ist echt nur mit The
Berzerker vergleichbar. Doch glaubte ich bis dahin, dass bei dieser
Geschwindigkeit ein Computer im Spiel ist. So, nun hab ich den
Schlagzeuger in den Himmel gelobt, nun kommen die anderen
Bandmitglieder auch an die Reihe… Keine Chance, hatte echt nur Augen
für den Kesselprügler. Doch die anderen waren sicher auch super.
(Svn)
Grimfist
Zum zweiten Mal diese Woche und wohl eher einmal zu viel als zu
wenig in meinem Leben sah ich Grimfist die Bühne entern. Die
Norweger haben bei mir zwar einen Stein im Brett und der heisst „Outlined
in black“,
seines
Zeichens der zweite Song auf ihrem Debüt „Ghouls of grandeur“. Da
sie ihn nicht spielten, kann ich mit meiner Begeisterungskapazität
sehr gut haushalten. Nicht nur, dass ihre Setlist musikalisch kaum
Abwechslung bot, sie kamen auch teilweise unsympathisch rüber. Die
Saitenfraktion dudelte ihr Soll herunter ohne sich gross mit dem
Publikum auseinanderzusetzen. Der kleine Drummer, der die
Traumbesetzung eines Hobbits bei J.R.R. Tolkien wäre, stand nach
beinahe jedem Song auf sein Stühlchen und sah Beifall heischend in
die Runde. Der Sänger war auf ähnlich arrogante Art um Applaus
bemüht, sprach aber auch ab und an einige Worte. Zum Beispiel
widmete er den Opener des neuen Albums „10 steps to hell“
–sinnigerweise heisst er „The power“- dem Bier als solchem. Entweder
liegt es daran, dass die Österreicher kein Englisch verstehen und
einfach nach jedem Satz eines Künstlers „Yeahhh“ schreien, oder dann
kennen sie ihre heimischen Biere zu wenig; auf jeden Fall glauben
Grimfist nun, dass Heineken aus der Umgebung Dornbirn stammt. Der
Song „Mosh Pit“ wurde wörtlich genommen und auch sonst waren die
Leute eigentlich zufrieden mit Grimfist. Sie rocken ja auch-
wenigstens drei Songs lang, ab da wird’s voraussehbar.
(Lej)
Legion of the Damned
Vorsicht, die Holländer kommen! Die Vier zählen neben Born from pain
zu meinen persönlichen Lieblings-Flachländlern und das zu Recht.
Nachdem Grimfist das Publikum auf das Maximum aufgeheizt haben,
konnten LotD so richtig loslegen. In der Halle wurde es heiß und
brutal. Alles fing an, sich zu bewegen, Leute flogen durch die Luft
und man hörte förmlich die Knochen brechen. Genau, die Österreicher
sind aufgewacht. Genauer gesagt, die Bodybuilder-Glatzenfraktion,
die ich anfänglich noch für nette Securities gehalten hatte. Na gut,
bewachten sie eben den Moshpit bis zum Ende des Konzerts. Auch
Stagediver übten ihre Sprünge, wenn sie nicht gerade auf dem
Absprunggitter ausrutschten und mit dem Gesicht in einer herrlich
duftenden Bier-Schweiß-Dreck-Pfütze aufgewacht sind. War ein geiler
Anblick, da erfreut man sich doch gleich an seinem eigenen
zivilisierten Auftreten. So hämmerte nun also die Windmühlen-Truppe
frischfröhlich aggressiv vor sich hin, jedoch nicht in der
Originalbesetzung. Der Basser von Psycroptic zupfte an den Saiten,
da der LotD-Bassist kurz vor der Tour die Band verlassen hatte.
Schade sei es um ihn, doch tat dies dem Sound keinen Abbruch. Es
wurde nach alter Manier so richtig fett in der Scheisse geprügelt.
(Svn)
Kataklysm
Ab jetzt wurde der Abend hochkarätig! Wer bis anhin nur freundlich
mitgenickt hatte, musste nun sofort die Nackenmuskeln von Standby
auf Full Power umstellen. Ohne Vorwarnung prügelte der
Vierer
mit „In shadows and dust“ auf uns los. Einerseits wirken die
Kanadier für ihr 15jähriges Bestehen geradezu scheu, verglichen etwa
mit Grimfist. Andererseits kann es Maurizio Iaconos Charisma mit dem
eines Tom Araya aufnehmen, sofern mir dieser Vergleich erlaubt sei.
Trommler Max blickte kaum einmal von seinen Kesseln auf, so
konzentriert erledigte er seinen Job. Der Aufwand verfehlte seine
Wirkung nicht: Die Menge feierte neue wie alte Songs gleichermassen
und es war ordentlich eng in den vorderen Rängen. Dazu auch
ordentlich Seegang im Dornbirner Menschenmeer. Freundlicherweise
wurde ich von meinem Mitschreiber vor den heftigsten Wellen
geschützt, danke an dieser Stelle! Neben Darbietungen aus dem neuen
Album „In the arms of devestation“ wie zum Beispiel dem Hammertrack
„Crippled and broken“ durften auch das bedrohliche „Face the face of
war“, das walzige „As i slither“ und „The ambassador of pain“ nicht
fehlen. Letzteres mit dem ungemütlichen Introtext, der da besagt,
dass garantiert niemand den Himmel sehen wird. Mit dieser
Einstellung macht Bangen doch gleich doppelt Spass. Ein
routinierter, technisch sauberer Auftritt, gut zusammengestellte
Setlist, Leute die abgehen- meine persönlichen Helden des Abends.
(Lej)
Cannibal Corpse
Nun begann es Blut zu regnen, als die Shredder-Legenden Cannibal
Corpse die Bretter betraten. Die Fans brachten eine Aufregung zu
Tage, wie ich es zuletzt beim Metallica Konzert im Letzigrund erlebt
habe. Die langhaarigen Urgetiere spieen uns sofort ihre mörderisch
brachialen Songs um die Rübe, so dass es einem einfach die Glocken
um den Hals zwirbelte. Bevor ich gefressen werden sollte, schoss ich
schnell ein paar Fotos und gab meinen Platz frei, kämpfte mich durch
eine Horde tobender Primaten und begab mich in Sicherheit. Eine
Massenkarambolage auf der Autobahn bot mit Sicherheit ein
friedlicheres Bild. Aber dafür sind die Leute ja extra angereist
(wir waren nicht die einzigen Schweizer) und sie wurden sicher nicht
enttäuscht. Eine gute Stunde wurden die Boxen strapaziert und dank
der guten Soundqualität hörte sich das Ganze auch noch sehr gut an.
Etwas verwirrend für mich war die Aufforderung von Mr. Corpsegrinder,
„wir sollen alle unsere Frauen vergewaltigen und schlachten“. Also
falls sich in dieser Aussage doch irgendwo die Ironie verbirgt, die
ich suche, so solle man mir dies bitte mitteilen. Den vorhin schon
erwähnten Bodybuildern war das sowieso egal, die traktierten alles
was vor ihren Füssen landete. Doch das ist alles Cannibal
Corpse-gerecht und so soll es auch sein, wir sind ja hier nicht an
einem Stones-Konzert. Halt eben eine Show, die man gesehen haben
muss. Dies kann ich nach Pratteln und Dornbirn nun 100%ig bestätigen
und es wird sicher nicht die letzte No Mercy-Show in meinem Leben
gewesen sein. Auf diesem Weg noch ein fettes Danke an die
Veranstalter vom Spielboden in Dornbirn. Bis zum nächsten Gemetzel!!
(Svn)
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