Livereview: No Mercy Tour! Cannibal Corpse - Kataklysm
                      Legion Of The Damned - Grimfist - Psycroptic
14. April 2006 im Spielboden, Dornbirn (A)
By: Sven M. & Leandra J. All Pics by: Sven M.
Der Spielboden ist ein grosszügig bemessenes Lokal mit einer netten Bar wo man auch Pizzen (achtung scharf!) bekommt. Der effektive Konzertraum ist aber relativ klein, bietet er doch „nur“ etwa 600 Leuten Platz. An diesem sonnigen Freitagabend versammelten sich denn auch annähernd so viele Metaller in dem Raum, der mit „unserem“ Kofmehl in Solothurn vergleichbar ist. Bereit für fünf Bands, die laut Tourtitel keine Gnade walten lassen wollten. Auf die Plätze, fertig und los ging’s…

Psycroptic
Der Auftakt der diesjährigen No Mercy Shows gebührte dem Death/Grind Quartett aus Tasmanien. Hier in Österreich scheinen diese tasmanischen Teufel um Einiges bekannter zu sein als bei uns in der Schweiz, da hier, im Vergleich zu der Show in Pratteln, die Meute um Längen mehr abging. Wie dem auch sei, Psycroptic ballerten uns 20 Minuten geballte Shredder-Power vor den Latz, die keinen ruhig stehen ließ. Bis auf mich in der ersten Reihe, da ich wie gebannt Drummer David Haley bestaunte, der kurzerhand meine persönliche Messlatte für Schlagzeuger dramatisch ansteigen ließ. Mir ging einfach nicht in den Kopf, wie der Kerl mit einem(!) Fusspedal schneller das Fell klopfte, als ich mit beiden! Ist echt nur mit The Berzerker vergleichbar. Doch glaubte ich bis dahin, dass bei dieser Geschwindigkeit ein Computer im Spiel ist. So, nun hab ich den Schlagzeuger in den Himmel gelobt, nun kommen die anderen Bandmitglieder auch an die Reihe… Keine Chance, hatte echt nur Augen für den Kesselprügler. Doch die anderen waren sicher auch super.
(Svn)

Grimfist
Zum zweiten Mal diese Woche und wohl eher einmal zu viel als zu wenig in meinem Leben sah ich Grimfist die Bühne entern. Die Norweger haben bei mir zwar einen Stein im Brett und der heisst „Outlined in black“, seines Zeichens der zweite Song auf ihrem Debüt „Ghouls of grandeur“. Da sie ihn nicht spielten, kann ich mit meiner Begeisterungskapazität sehr gut haushalten. Nicht nur, dass ihre Setlist musikalisch kaum Abwechslung bot, sie kamen auch teilweise unsympathisch rüber. Die Saitenfraktion dudelte ihr Soll herunter ohne sich gross mit dem Publikum auseinanderzusetzen. Der kleine Drummer, der die Traumbesetzung eines Hobbits bei J.R.R. Tolkien wäre, stand nach beinahe jedem Song auf sein Stühlchen und sah Beifall heischend in die Runde. Der Sänger war auf ähnlich arrogante Art um Applaus bemüht, sprach aber auch ab und an einige Worte. Zum Beispiel widmete er den Opener des neuen Albums „10 steps to hell“ –sinnigerweise heisst er „The power“- dem Bier als solchem. Entweder liegt es daran, dass die Österreicher kein Englisch verstehen und einfach nach jedem Satz eines Künstlers „Yeahhh“ schreien, oder dann kennen sie ihre heimischen Biere zu wenig; auf jeden Fall glauben Grimfist nun, dass Heineken aus der Umgebung Dornbirn stammt. Der Song „Mosh Pit“ wurde wörtlich genommen und auch sonst waren die Leute eigentlich zufrieden mit Grimfist. Sie rocken ja auch- wenigstens drei Songs lang, ab da wird’s voraussehbar.
(Lej)

Legion of the Damned
Vorsicht, die Holländer kommen! Die Vier zählen neben Born from pain zu meinen persönlichen Lieblings-Flachländlern und das zu Recht. Nachdem Grimfist das Publikum auf das Maximum aufgeheizt haben, konnten LotD so richtig loslegen. In der Halle wurde es heiß und brutal. Alles fing an, sich zu bewegen, Leute flogen durch die Luft und man hörte förmlich die Knochen brechen. Genau, die Österreicher sind aufgewacht. Genauer gesagt, die Bodybuilder-Glatzenfraktion, die ich anfänglich noch für nette Securities gehalten hatte. Na gut, bewachten sie eben den Moshpit bis zum Ende des Konzerts. Auch Stagediver übten ihre Sprünge, wenn sie nicht gerade auf dem Absprunggitter ausrutschten und mit dem Gesicht in einer herrlich duftenden Bier-Schweiß-Dreck-Pfütze aufgewacht sind. War ein geiler Anblick, da erfreut man sich doch gleich an seinem eigenen zivilisierten Auftreten. So hämmerte nun also die Windmühlen-Truppe frischfröhlich aggressiv vor sich hin, jedoch nicht in der Originalbesetzung. Der Basser von Psycroptic zupfte an den Saiten, da der LotD-Bassist kurz vor der Tour die Band verlassen hatte. Schade sei es um ihn, doch tat dies dem Sound keinen Abbruch. Es wurde nach alter Manier so richtig fett in der Scheisse geprügelt.
(Svn)

Kataklysm
Ab jetzt wurde der Abend hochkarätig! Wer bis anhin nur freundlich mitgenickt hatte, musste nun sofort die Nackenmuskeln von Standby auf Full Power umstellen. Ohne Vorwarnung prügelte der Vierer mit „In shadows and dust“ auf uns los. Einerseits wirken die Kanadier für ihr 15jähriges Bestehen geradezu scheu, verglichen etwa mit Grimfist. Andererseits kann es Maurizio Iaconos Charisma mit dem eines Tom Araya aufnehmen, sofern mir dieser Vergleich erlaubt sei. Trommler Max blickte kaum einmal von seinen Kesseln auf, so konzentriert erledigte er seinen Job. Der Aufwand verfehlte seine Wirkung nicht: Die Menge feierte neue wie alte Songs gleichermassen und es war ordentlich eng in den vorderen Rängen. Dazu auch ordentlich Seegang im Dornbirner Menschenmeer. Freundlicherweise wurde ich von meinem Mitschreiber vor den heftigsten Wellen geschützt, danke an dieser Stelle! Neben Darbietungen aus dem neuen Album „In the arms of devestation“ wie zum Beispiel dem Hammertrack „Crippled and broken“ durften auch das bedrohliche „Face the face of war“, das walzige „As i slither“ und „The ambassador of pain“ nicht fehlen. Letzteres mit dem ungemütlichen Introtext, der da besagt, dass garantiert niemand den Himmel sehen wird. Mit dieser Einstellung macht Bangen doch gleich doppelt Spass. Ein routinierter, technisch sauberer Auftritt, gut zusammengestellte Setlist, Leute die abgehen- meine persönlichen Helden des Abends.
(Lej)

Cannibal Corpse
Nun begann es Blut zu regnen, als die Shredder-Legenden Cannibal Corpse die Bretter betraten. Die Fans brachten eine Aufregung zu Tage, wie ich es zuletzt beim Metallica Konzert im Letzigrund erlebt habe. Die langhaarigen Urgetiere spieen uns sofort ihre mörderisch brachialen Songs um die Rübe, so dass es einem einfach die Glocken um den Hals zwirbelte. Bevor ich gefressen werden sollte, schoss ich schnell ein paar Fotos und gab meinen Platz frei, kämpfte mich durch eine Horde tobender Primaten und begab mich in Sicherheit. Eine Massenkarambolage auf der Autobahn bot mit Sicherheit ein friedlicheres Bild. Aber dafür sind die Leute ja extra angereist (wir waren nicht die einzigen Schweizer) und sie wurden sicher nicht enttäuscht. Eine gute Stunde wurden die Boxen strapaziert und dank der guten Soundqualität hörte sich das Ganze auch noch sehr gut an. Etwas verwirrend für mich war die Aufforderung von Mr. Corpsegrinder, „wir sollen alle unsere Frauen vergewaltigen und schlachten“. Also falls sich in dieser Aussage doch irgendwo die Ironie verbirgt, die ich suche, so solle man mir dies bitte mitteilen. Den vorhin schon erwähnten Bodybuildern war das sowieso egal, die traktierten alles was vor ihren Füssen landete. Doch das ist alles Cannibal Corpse-gerecht und so soll es auch sein, wir sind ja hier nicht an einem Stones-Konzert. Halt eben eine Show, die man gesehen haben muss. Dies kann ich nach Pratteln und Dornbirn nun 100%ig bestätigen und es wird sicher nicht die letzte No Mercy-Show in meinem Leben gewesen sein. Auf diesem Weg noch ein fettes Danke an die Veranstalter vom Spielboden in Dornbirn. Bis zum nächsten Gemetzel!!
(Svn)