CD-Reviews April 2012
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
ACCEPT - Stalingrad
Nuclear Blast/Warner
Ich muss gestehen, dass ich bloss den Kopf geschüttelt habe, als Accept vor gut zwei Jahren die Reunion mit einem neuen Sänger angekündigt hatten. Das erlebten wir vor einigen Jahren ja schon einmal und David Reece erwies sich damals als klare Fehlbesetzung. Nun fiel der Name Mark Tornillo (Ex-TT Quick) und niemand konnte sich das auch nur annähernd vorstellen. Mittlerweile sind wir etwas gescheiter und wurden Zeuge von einer Wiedergeburt einer Szenen-Legende, die so kaum jemand auf der Rechnung hatte, nicht mal die Band selber! Was dann aber nach der Veröffentlichung von «Blood Of The Nations» geschah, war schlicht unfassbar. Accept waren zurück gekehrt und zwar richtig fett. Nebst dem erfolgreichen Comeback-Album begeisterte man auf der Bühne ebenso und die Schweiz kam ja ausserdem in den Genuss eines exklusiven Sonder-Konzertes, wo nur im Z7 in Pratteln die ganze «Restless And Wild» am Stück runter gezockt wurde! Ein unvergesslicher Abend für die Ewigkeit. Das alles versetzte nun die Fangemeinde der ganzen Welt in Jubelstimmung, sodass ein weiterer Meilenstein der Karriere bei der Euphorie nur eine Frage der Zeit war. Und nun hat das Warten ein Ende gefunden, denn mit «Stalingrad» hält die Solinger Metal-Schmiede mit ihrem amerikanischen Frontmann das nächste heisse Eisen bereit. Das kongeniale Komponisten-Duo Baltes/Hoffmann hat zehn neue Hymnen geschaffen, die nun dem Vergleich mit dem überragenden Vorgänger standhalten müssen. Der brachiale Opener «Hung Drawn And Quartered» setzt dabei schon mal die erste Duftmarke und beinhaltet neben hörbar gesteigerten Vocals von Mark auch geniale Soli von Herman und Wolfgang. Der nachfolgende Titeltrack ist nichts als ein gnadenlos nach vorne stampfender Kracher, der alles bringt, was nur in Verbindung mit dem Bandnamen Accept möglich ist: Pure Heavy Metal! Verschnaufpause gefällig? Denkste, denn der sackstarke Groover «Hellfire» hinterlässt in der Tat nur verbrannte Erde. Besonders herrlich ist hier Peter Baltes' polternder Fender Precision Bass auszumachen, dazu das wiederum exzellente Power-Drumming von Stefan Schwarzmann. Auf dieser abermals äusserst soliden Grundlage rocken sich Accept auch 2012 eindrücklich durch das neue Album, und man muss kein Prophet oder zwielichtiger Wahrsager sein um voraus zu sagen, dass «Stalingrad» dem bärenstarken Vorgänger klar die Stirn bietet und mit jedem Durchlauf an Intensität zunimmt. Wunschproduzent Andy Sneap überliess derweil nichts dem Zufall und lieferte die von ihm erwartete Qualität ab. Die Rechnung ist somit denkbar einfach: Zehn Killer und no filler ergibt 10 Punkte!
Rockslave    

Punkte: 10 von 10
UNISONIC – Unisonic
Ear Music/Phonag
Micheal Kiske, Kai Hansen, Mandy Meyer, Dennis Ward und Kosta Zafiriou in einer Band! Und wie! Wer sich je gefragt hat, was passiert, wenn Ex-Helloweener mit Pink Cream 69 und ex-Krokus/Gotthard zusammenspannen, bekommt hier die Antwort. Und diese ist laut, eingängig und unglaublich gut! Kommt dazu, dass diese Besetzung bereits auf dem Papier spannend ist. So sang der heutige Helloween-Barde und Kiske-Nachfolger Andi Deris bei Pink Cream 69. Einzig bei Mandy Meyer scheint die Verbindung nicht ganz so offensichtlich. Das Ergebnis überzeugt, trotz der grossen Erwartungen, die man an solche Projekte stellt. Unisonic klingen zwar nach klassischem Power Metal, bewegen sich aber weit weg vom üblichen Klischeesumpf. Auch der befürchtete Abklatsch als stumpfe Kopie der drei Hauptbands bleibt aus. Dagegen regieren frische Songs, die spannend, abwechslungsreich und ohne die Gefahr auf Langeweile durchs Album führen. Der absolut stärkste Song ist dabei am Anfang der Titelsong selbst, da er sofort ins Ohr geht. Die restlichen Songs brauchen da schon etwas länger. Was mich persönlich freut, sind Melodien und Songstrukturen, die mich an die glorreichen Helloween-Alben "Pink Bubbles Go Ape" und bei "I’v Tried" an Chamäleon erinnern. Da diese Alben leider zu den unpopulärsten der Kürbisköpfe zählen, hier noch der Hinweis, dass Unisonic diese Alben höchstens streifen, denn wirklich kopieren. Wer erstmals den treibenden Songs, Kiske’s Stimme und den Ohrwürmern erlegen ist, wird sich davon nicht mehr losreissen können. "Unisonic" (das Album) ist das erwartete Frühjahrshilight und rockt! Hoffen wir, dass darunter die Stammbands nicht zu sehr leiden. Wer Unisonic live erleben will, wird im Herbst nach Deutschland reisen müssen, wo sie für Gotthard die Konzerte eröffnen. Es wäre toll, wenn dies auch in der Schweiz der Fall sein würde und die Hausfrauenfraktion endlich mal richtige Musik zu hören bekommen würden! P.S.: Wer das Digipack kauft, bekommt mit "Over The Rainbow" zusätzlich eine ungewöhnliche Halbballade, die es in sich hat.
Roger W. 
  
Punkte: 9.3 von 10
OVERKILL - The Electric Age
Nuclear Blast/Warner
Ein Schnellzug ist ein Schnellzug, doch die neue CD von Overkill ist schon das Übernächste! Vor gerade erst zwei Jahren haben sie mit dem phänomenalen "Ironbound" die Messlatte für den Nachfolger verdammt hoch gelegt, daher ist es umso erstaunlicher und erfreulicher, dass "The Electric Age" dort weitermacht, wo "Ironbound" aufgehört hat. Nebenbei bemerkt: Es ist das nunmehr zweite Overkill-Album, das bei Nuclear Blast erschienen ist, wir können uns also auf ein weiteres Werk freuen, denn die Thrash Metal-Könige haben einen Vertrag über drei Alben unterschrieben. Der Opener "Come And Get It" ist eine Art ausgerollter roter Teppich für die darauf folgenden neun Tracks, besonders für "Electric Rattlesnake", einem brillanten Song, mit welchem Overkill zeigen, wie perfekter Thrash Metal klingen sollte. Doch die New Yorker Combo bietet auch etwas im Mid Tempo-Bereich, wie zum Beispiel das herrliche "Drop The Hammer. Man merkt den Songs richtig an, dass die Band mit viel Engagement und Herz daran gearbeitet hat. Ein weiterer Anspieltipp ist ganz klar "Old Wounds, New Scars". Es gehört schon sehr viel dazu, über sechzehn Studioalben hinweg dauernd die gleiche Musik zu machen, ohne sich dabei zu wiederholen und dazu auch noch interessant und abwechslungsreich zu bleiben und mitreissende Konzerte zu spielen. Overkill schaffen genau das, und dafür kann man vor ihnen einfach nur den Hut ziehen!
Maiya R.B.  

Punkte: 9.0 von 10
ADRENALINE MOB – Omerta
Century Media/EMI
Schaut man sich die einzelnen Bandmitglieder dieser neuen Supergroup an, steigert sich automatisch die Erwartungshaltung zu diesem Album ins Enermessliche. Der Stammbaum jedes einzelnen Musikers ist endlos und verspricht eine gewaltige Ladung anspruchsvoller Mucke, die es sich sicher lohnt, anzutesten. Oder urteilt man aufgrund der Besetzung etwa voreilig? Mit dem Debüt-Album "Omerta", finde ich, hält man, was man verspricht. Russel Allen (Symphony X), der hier mal wieder mit dreckigen, rotzfrechen Vocals überzeugt und der berühmt berüchtigte Mike Portnoy (Ex-Dream Theater) am Schlagzeug, hatten schon lange Pläne für eine gemeinsame Zusammenarbeit. Der dritte Mann im Bunde ist Mike Orlando, der die passenden, kraftvollen Gitarren-Riffs liefert. Diese geballte Ladung an Energie kracht an allen Ecken, beweist jedoch auch, dass man mit dem eher balladenartigen Song "All On The Line" oder mit dem Cover von Duran Duran (!) "Come Undone" auch offen für ruhige oder unerwartete Töne ist. Der Gastauftritt von Halestorm-Sängerin Lzzy Hale verleiht "Come Undone" zusätzlich noch einen besonderen Kick. Da lohnt es sich doch glatt mal wieder, meine nichtvorhandene Harley Davidson aus der Garage zu holen und mit Adrenalin Mob im Gepäck den berühmten Highway in Schafisheim entlang zu brettern. Heavy Rock, der bis tief in die Knochen ausstrahlt und verdammt neugierig auf das bevorstehende Konzert im Z7 macht.
Liane P.
  
Punkte: 9.0 von 10
HORISONT – Second Assault
Rise Above Records
Letzten Frühling katapultierten sich die schwedischen Retro-Rocker Graveyard mit ihrem Zweitling "Hisingen Blues" aus dem Underground mitten in die Aufmerksamkeit der Rockgemeinde. Nun, ziemlich genau ein Jahr später, stehen die Anzeichen gut, dass sich das Ganze wiederholt und zwar mit Horisont. Wieder Schweden, wieder Retro-Rock auf den Spuren Led Zeppelins und wieder hat man zuvor ein grossartiges und dabei kaum beachtetes Debüt veröffentlicht (bei Graveyard wars selbstbetitelt, bei Horisont trug es den unmerkbaren Namen "Tva Sidor Av Horisonten"). "Second Assault", das kann man sich merken und das passt auch, denn schiebt man den Zweitling des Fünfers in die Anlage, dann wird man vom stürmischen (im wahrsten Sinne des Wortes, ist der Opener doch unterlegt mit Windrauschen) "Time Warrior" gleich ins Riff-Kreuzfeuer genommen. Etwas gemütlicher reitet man da schon zu "Road To Cairo" durch die Wüste, bevor es mit den "Crusaders Of Death" die erste tief melancholische Atempause gibt. Doch nur bis zum Solo, dann nämlich heulen die Gitarren in bester Jimmy-Page-Manier auf, als ob es kein Danach geben würde. Das gibt es aber und zwar in Form des ätherischen Stampfers "On The Run" (erinnert nicht wenig an The Devil's Blood) oder des verträumten "Watch Them Die". Zugegeben, Horisont ähneln, wie etwa im satt vorwärts rockenden Titeltrack, Graveyard; zeitweise wie ein Zwilling dem anderen. Doch von Abkupfern kann keine Rede sein, wartete doch schon das 2010er-Debüt mit denselben Destinationen auf. So kramen wir ohne schlechtes Gewissen die Schlaghosen zu den wilden Akustikgitarren von "Thing I've Seen" raus, entflammen zum verdrogten "Spirit" Patchouli-Räucherstäbchen, schwingen uns zum satt galoppierenden "Hard Bargain" erneut in den Sattel und besiegen im mit einigen Überraschungen gespickten, dramatischen "Thunderfight" noch gleich alle anderen Bands, die sich dieser Tage anschicken, die Retro-Rock-Krone davon zu tragen. In den letzten Wochen eröffneten Horisont einige Shows für ihre Freunde Graveyard. Nach "Second Assault" werden daraus Double-Headliner-Shows werden!
Kissi  

Punkte: 9.0 von 10
DEE EXPUS – King Of Number 33
Ear Music/Phonag
In jedem Rocker steckt ein Popper? In jedem Rocker steckt ein Popper! Die Softie-Helden der 80er haben sich bemerkenswert positiv weiterentwickelt und beflügeln nicht mehr pubertäre Mädels, sondern die Könner der Neuzeit. Nie hätte ich auch nur im Traum daran gedacht, dass ich Namen wie Nick Beggs (Bassist bei Steven Wilson, früher bei der Teenie Pop-Band Kajagoogoo tätig), Duran Duran (gecovert von Adrenalin Mob) und Nik Kershaw, der hier bei Dee Expus auf dem letzen Song "Memo" am Gesang zu hören ist, im Zusammenhang mit CD-Kritiken auf einer Metal-Seite bringen werde. Spannend. Genau so spannend ist auch der Rest vom aktuellen Dee Expus-Album "King Of Number 33", bei dem es sich um eine Art Konzeptalbum handelt. Der Song Nummer 4 wird in 6 Kapitel aufgeteilt, und das ganze Werk widmet sich dem Niedergang eines Exzentrikers aus der Kindheit des Sängers Tony Wright. Wunderschöner, melodischer, progressive Rock aus dem Norden Englands mit tollen Hammondorgel-Einlagen von Marillion-Keyboarder Mark Kelly sorgen hier für mich für einen perfekten Ausgleich zu meinem aktuell eher fetzigen Lieblingsalbum von Adrenalin Mob.
Liane P.  

Punkte: 9.0 von 10
IT BITES - Map Of The Past
InsideOut Music/EMI
Offiziell 1984 gegründet, sind It Bites schon altes Prog Rock-Gestein. Obwohl sich die Band nicht so leicht einordnen lässt. Ihr Spektrum reicht von Prog Rock über anspruchsvollen Pop bis zu Art Rock, und ab und zu lassen es die Briten auch krachen. Nun bringen It Bites nach so vielen Jahren ihres Bestehens ihr erstes Konzeptalbum zu Tage. Obwohl die Band einen kreativen Unterbruch von 1990 bis 2006 hatte. Mich konnten die Jungs um Ur-Member Bob Dalton schon mit dem Vorgänger-Werk "The Tall Ships" überzeugen. Nun aber konnte man sich meiner Meinung nach mit dem neuen Rundling noch steigern. Viel dazu beigetragen hat natürlich auch Sänger/Gitarrist Jon Mitchell. Der Typ ist mir fast unheimlich, zockt er doch noch bei Frost sowie Kino und hat erst vor kurzem dazu beigetragen, dass Arena wieder eine Hammerscheibe am Start haben. Und hier singt er mit so viel Gefühl, dass man eine Gänsehaut bekommt. Ich würde seine Stimme als eine Mischung aus Peter Gabriel, Peter Nichols und etwas Neal Morse bezeichnen. Die ideale Mischung als Prog-Sänger also. Musikalisch deckt man genau obengenannte Sparten ab. John singt genau das, was der Song braucht, und das macht "Map Of The Past" zu etwas ganz Besonderem. Startet man das Album überraschenderweise mit einer Ballade, ist nicht gerade üblich, folgt dann mit "Wallflower" ein straighter, leicht treibender Prog-Song à la IQ und Arena mit herrlichem Refrain, der sofort ins Ohr geht. Überhaupt schaffen es die Briten, Prog und Eingängigkeit so zu verschmelzen, dass jeder Song schnell verstanden wird, und diese Symbiose macht jeden Track zu was ganz Besonderem. Nach drei, vier Durchläufen hat man alles verstanden und begriffen und kann das ganze Album einfach nur noch geniessen. Genau das macht doch fantastische Prog-Rock Bands wie Pendragon, Arena, IQ, Landmarq und eben It Bites aus. Ich kann euch nur empfehlen, "Map Of The Past" zu kaufen; jeder, der Ahnung hat von Prog, wird diese Perle der Musik lieben. Übrigens gibt es neben der regulären CD noch eine Digipack-Version mit einer zusätzlichen CD mit ein paar Live-Songs drauf, aufgenommen im Februar 2010 in England.
Crazy-Beat
 
Punkte: 9.0 von 10
PRONG - Carved into Stone
Long Branch Records/SPV
Der Dreizack, das Markenzeichen von Prong, ist wieder unter uns. Tommy Victor, Gitarrist, Gründer und Sänger von Prong, hat anscheinend alles gegeben und hier ein richtiges Schmuckstück veröffentlicht. Tommys Gitarrensound mit seinen ausgetüffelten Harmonics sind in der Metalszene einzigartig. Man erkennt das schon nach ein paar Sekunden des ersten Songs "Eternal Heat". Bei Nummer Zwei "Keep On Living In Pain" rutscht die Kinnlade sofort nach unten und bleibt so noch eine zeitlang hängen. Wow, was für ein Riff! So und nicht anders wollen wir Prong hören - will heissen, Thrashig Industrial Hardcore Full Power mit der markanten Stimme von Victor. "Carved Into Stone" ist das neunte Werk der drei Jungs, wobei der starke Gitarrist auch zwischzeitlich bei Ministry und Danzig für die Gitarre zuständig war. Was ich selber nie begreifen werde, wieso sich das Victor antat, aber das ist seine Entscheidung gewesen und wir sind alle wieder happy, dass sich der Gott wieder aufgerappelt und ein neues sehr gutes Album auf uns losgelassen hat. Für mich die Scheibe des Monats, auch wenn Overkill und Konsorten am Start sind. Nein, an Prong kommen sie nicht vorbei. Basta!!!
Daniel J.  

Punkte: 9.0 von 10
IMPERIAL STATE ELECTRIC – Pop War
Psychout Records
Meine Damen und Herren, wir befinden uns im Krieg. Im Pop-Krieg! Unser General: Nicke Andersson, der schlachterprobte Sänger und Klampfer aus Schweden. Ja, Andersson hat seine Strategie schrittweise geändert. Schwang er Anfang der 90er mit Entombed noch die Todeskeule, erfand er mit denselben später den Death'n'Roll, bevor er um die Jahrtausendwende mit den Hellacopters rotzig riffend Ärsche trat. Imperial State Electric sind da die logische Konsequenz seines Werdegangs. Ja, diese Jungs (mit dabei u.a. auch Dolf de Borst von den Datsuns) sind poppig. Und zwar im besten aller Sinne, so poppig nämlich, wie es vor 35 Jahren Thin Lizzy, Blue Öyster Cult oder Kiss waren. Und ob ihr es mir glaubt oder nicht: genauso gut! Vom einleitenden Smasher "Uh Huh" bis zum sich bombastisch steigernden Schnellstrassen-Finale "Enough To Break Our Hearts", ein Ohrwurm, egal ob als Lick oder Gesangsmelodie, jagt den nächsten. Das relaxte "Narrow Line" mit seinen schreienden Gitarren, das lockere "Can't Seem To Shake It Off My Mind", zu welchem sogar die Beatles zustimmend mit ihren Pilzköpfen wackeln würden, der arschcoole Hüftwackler "Back On Main" und das dezent punkig stampfende "Monarchy Madness", diese Nummern bringt man so schnell nicht wieder aus dem Kopf und das will man auch gar nicht. Nein, man wird richtiggehend süchtig nach der Leichtigkeit und guten Laune, die Songs wie "Sheltered In The Sand", das treibende "Deride And Coquer" oder die leicht psychdelischen "Empty Hands" und "Waltz For Vincent" (mit dezenter Melancholie versetzt) verströmen. Im Sommer veröffentlichen Kiss ihren neuen Silberling "Monster" und auch über neue Veröffentlichungen von Thin Lizzy und Blue Öyster Cult wird gemunkelt. Wollen diese Veteranen noch mitmischen im poppigen Rock-Krieg, dann müssen sie schweres Geschütz auffahren, um Imperial State Electric gefährlich zu werden. "Pop War" nämlich ist ein Volltreffer!
Kissi  

Punkte: 9.0 von 10
OSI – Fire Make Thunder
Metal Blade/Sony Music
Hoppla! Guten Tag! Was haben wir denn da? Nennen wir es avantgardistischen Progressive Metal? "Fire Make Thunder" ist bereits das vierte gemeinsame Werk des als OSI (Office Of Strategic Influence) bekannten Duos. Im Jahre 2002 begannen Jim Matheos (Fates Warning, Arch/Matheos) und Kevin Moore (Chroma Key, Ex-Dream Theater-Keyboarder) ihre musikalische Online-Kooperation. Beide Musiker komponieren alleine für sich ohne Support vom anderen, nehmen das Material auf und schicken es sich dann zum Abgleich bzw. zur Überarbeitung zu. Bestes Beispiel dafür, dass Fernbeziehungen doch ganz gut funktionieren können, denn hier wird extrem vielseitig und geschmackvoll musiziert. Man paart Industrial, Ambient, Psychedelic und was auch immer zu einem interessanten Kunstwerk. Auch Gavin Harrison (Porcupine Tree) wurde erneut als Gast an den Drums engagiert. Unbedingt reinhören und Augen auf, eventuell gibt es dieses Mal die Songs auch live zu hören.
Liane P.   

Punkte: 9.0 von 10
EXUMER - Fire und Damnation
Metal Blade/Sony Music
Was diesen Monat so alles Thrashmässig abläuft ist der Hammer. Verschiedenste Kapellen, ob jung oder steinalt, werfen neue Alben auf den Markt. Dabei sind auch die Deutschen Exumer, die sich seit ihrem Debüt "Possesed By Fire" im Jahre 1986 und einem folgenden Album leider aufgelöst haben. Man hat sich wieder lieb und reaktivierte sich ihm Jahre 2008, um ein paar Gigs zu spielen - und siehe da ein neues Album wurde in Angriff genohmen. Nach dem Betätigen der Playtaste meiner heiligen Stereoanlage traf mich fast der Schlag. Die Scheibe geht ab was das Zeug hält. Mem V. Stein hat eine geile Thrasherstimme, die nicht nervt, im Gegenteil sehr agressiv und doch recht clean tönt. Bei den Gitarren ist es nicht anders, die Riffs die an die Bay Area angelehnt sind zwischen Slayer und Exodus, sind 'Fuckin geil'. Da kommt die moderne Produktion von Waldemar Sorychta (Sodom, Grip Inc. u.s.w.) gerade gut, den sie verpasst der Truppe einen regelrechten Arschtritt. Zu Modern klingt die Mucke allerdings nicht und so hat man eine gute Mischung gefunden von 80er und heutiger Technik, was sich am Gesamtsound von Exumer zeigt. Thrahsherz was willst du mehr!!!
Daniel J.   

Punkte: 9.0 von 10
RELINQUISHED – Onward Anguishes
Noisehead Records
Gleich zu Beginn wird mit melodisch angehauchten Todesleads auf sich aufmerksam gemacht. Und ganz ehrlich: Man ist versucht, die Österreicher mit dem ersten Track in die Schublade all derer zu werfen, die sich als erfolglose Kopisten der Götheborger Schule versuchen und schlussendlich im Meer ähnlicher Kapellen untergegangen sind. Kein guter Einstieg, aber das Durchhalten wird belohnt, denn mit dem zweiten Track geht man eigenständige Pfade, kreuzt Distortions mit cleanen Gitarrenklängen, singt nicht mehr fast durchgehend im Schrei-Bereich, sondern erinnert beinahe schon an Vorph von Samael, man erzählt im Hintergrund – und singt mit einer wunderbaren, eher zerbrechlich wirkenden Stimme. Super Sache, vor allem mit all den Breaks und Zwischenparts verleiht dies dem Gesamtwerk eine extrem eigenständige Note, welche auch dafür sorgt, dass erstens jeder Track wieder anders klingt und somit gut unterscheidbar wird, und zweitens, dass man einfach weiterhören will, der Griff zur Stopp-Taste findet nicht mehr statt (wie das beim ersten Track noch der Fall hätte sein können). Erinnert stellenweise an Katatonia oder leicht an A Perfect Circle, daher kann ein Reinhören mehr als nur empfohlen werden, hier kommt jeder auf seine Kosten, der ein abwechslungsreiches Songwriting zu schätzen weiss!
Toby S.  

Punkte: 8.9 von 10
3 INCHES OF BLOOD – Long Live Heavy Metal
Century Media/EMI
"No-Bullshit-Heavy-Metal", das versprechen die 3 Inches Of Blood im Beipackzettel zu ihrem nunmehr fünften Machwerk – "no trends, no fucking around". Hehre Worte, denkt man da, bewahrt sich aber dennoch die gesunde Skepsis und drückt "play". Dramatisch bombastische Gitarren erklingen, man denkt an "The Hellion" von Priest, eine treibende Bassline folgt, Rückkopplungen und dann: der Schrei! Ja, so muss eine Metal-Scheibe anfangen, denkt man und ehe ich mich versehe shoute ich wie blöd mit zum teutonischen Refrain des Eröffnungsstampfers "Metal Woman", sodass der Mitbewohner verwirrt den Kopf ins Zimmer streckt. "Long Live Heavy Metal" gelobt der Albumtitel und hält Wort: deutscher Stahl à la Accept schweissen die Kanadier hier zusammen mit britischem Stahl à la Judas Priest, was beim furiosen "Leather Lord" in einen Refrain mündet, der vielleicht etwas gar an "Painkiller" angelegt ist. Doch wen schert's? Cam Pipes gläserzerschmetternde Reibeisen-Screams und die mal riffratternden, mal filigran im Doppel-Lead flitzenden Gitarren von Justin Hagberg und Shane Clark zwingen einen einfach dazu, weiter drauflos zu bangen was das Zeug hält, egal ob zum king-diamond'esken "Dark Messenger", den im Stakkato gerifften "My Sword Will Not Sleep" und "4000 Torches" oder den thrashigen (Overkill) "Leave It On The Ice" bzw. "Die For Gold (upon the Boiling Sea IV)". Gut, vielleicht hätte man das Tempo an der einen oder anderen Stelle auch mal drosseln können, um "Long Live Heavy Metal" etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Die Abwechslung nämlich kommt erst am Schluss, in Form des Über-Sieben-Minuten-Epos "Men Of Fortune" mit seinen rabiaten, pathetischen und elegischen Parts und dem folkig beginnenden, dann immer bombastischer werdenden Instrumental "One For The Ditch". Was 3 Inches Of Blood mit "Long Live Heavy Metal" aber abliefern, das ist roher, ungeschliffener und vor allem ehrlicher Heavy Metal, der sowohl den ebenfalls zu empfehlenden Vorgänger "Here Waits Thy Doom" als auch die Brüder im (80's) Geiste wie Skull Fist, Steelwing oder Enforcer auf die hinteren Plätze verweist. Pure fucking Heavy Metal eben!
Kissi
  
Punkte: 8.8 von 10
THE KORDZ – Beauty & the East
Ear Music/Phonag
Der Osten trifft auf den Westen – und das in einer berauschenden Vielfalt von Klängen, die miteinander harmonieren und das Beste der beiden Welten miteinander verschmelzen. The Kordz stammen aus Beirut und verarbeiten in diesem starken Album die Zerrissenheit ihres Landes, die Aufstände und den Bürgerkrieg sowie das ewige Tauziehen zwischen Moderne und Tradition. An sich ist es ja nichts Neues, orientalische Elemente in westlichen Rock und Metal einzupacken, wie Epica oder auch Amorphis es immer wieder gerne tun. Doch die Libanesen gehen noch einen Schritt weiter und schlagen eine feste Brücke zwischen traditionell arabischer Musik und opulentem Hardrock. Die ursprüngliche Studentenband ist nun schon seit über 10 Jahren aktiv und das ohne eine überragende Musikindustrie im Rücken, sondern nur aus eigener Kraft und Leidenschaft. Im Nahen Osten haben sich The Kordz schon längst einen Namen gemacht und sind an die Spitze der Charts gestürmt, doch mit diesem Album dürfte nun endlich auch der Rest der Welt auf die Libanesen aufmerksam werden. "Beauty & The East" gibt sich sehr abwechslungsreich, mit einigen härteren Songs ("Heroes’n’Killers") aber auch einigen ruhigeren Klängen ("Save Us", "The Garden"). Arabische Instrumente verbinden sich mit Gitarrenwänden und Keyboards, ohne je aufgedrückt oder künstlich zu wirken ("Beauty & The East", "The End"). Einzig der letzte Song "Nic-O-Teen" ist etwas seicht geraten und könnte von jeder beliebigen amerikanischen Alternative Rock Band stammen. Die Texte behandeln universale Themen wie soziale Probleme, Politik, Veränderung, Liebe und Akzeptanz - also nicht nur instrumental ein Kommentar auf die angespannte Situation im Osten. Fazit: The "Beauty & The East" ist ein grossartiges Album einer talentierten Band und bietet mal etwas ganz Anderes.
Patricia
  
Punkte: 8.8 von 10
A SOUND OF THUNDER – Out Of Darkness
Nightmare Records
Raus aus der der Dunkelheit des Proberaums wollen die Amerikaner A Sound Of Thunder. Und genau das werden sie mit ihrer neuen Scheibe auch schaffen. Denn hier ist sowohl der Band- wie auch der Albumname Programm. A Sound Of Thunder (kurz ASOT) überzeugen mit einer abwechslungsreichen Mischung aus erdigem Doom, 70ties-Hard Rock und Heavy Metal. Hat man nach dem gewaltigen, 8.5 minütigen Eröffnungstrack noch das Gefühl, hier eine Prog Metal-Band zu hören, ändert sich das danach bereits. Dieses Eröffnungs-Monster glänzt mit satten Hamond-Orgeln, tollem Riffing und einem spannenden Songwriting. Sängerin Nina Osegueda nervt dabei zu keiner Sekunde und gibt den Songs genau das, was sie brauchen. Nur in den ganz hohen Tönen klingt die kleine Dame etwas dünn. Sie setzt diese Klänge aber wohlwissend nur sehr selten ein. Bei "The Nightwitch" werden zu Beginn zarte Within Temptation und Nightwish (klar) zitiert, bevor der Song seinen eigenen Weg geht. Leicht hysterisch wirkt dagegen das rock'n'rollige "Kill That Bitch", der besonders live unglaublich Spass machen dürfte. Das Album bereitet Freude und wirkt unglaublich frisch. Und hat man das Gefühl, die stilistische Breite der Amerikaner erkannt zu haben, überraschen sie wieder mit einem völlig ruhigen Song. A Sound Of Thunder empfehlen sich somit für die Speerspitze eines Genres, das erst noch erfunden werden muss. Denn eine Schubladisierung fällt schwer. Wer aber auf guten, bodenständigen Heavy Metal abfährt, der sollte unbedingt reinhören. Klasse!
Roger W.    

Punkte: 8.8 von 10
SHINEDOWN - Amaryllis
Roadrunner Records/Warner
Nach ihrem relativ harten Debüt "Leave A Whisper" haben Shinedown es auf den beiden darauf folgenden Alben etwas softer genommen, was ihnen einerseits zum Verhängnis wurde, doch andererseits spricht der Erfolg für sich selbt. Nun kommen sie aber wieder zur Sache und liefern erneut einen rifflastigen Sound ab, der vor Power nur so strotzt! Man könnte sogar sagen, dass es sich um das bisher härteste Album handelt. Die Songs verfügen über eine gute Struktur, wirken durchdacht und bieten Abwechslung. Der beste Song hier ist eindeutig "Enemies" - was für ein starkes Stück mit Marilyn Manson-haftem Gesang und stampfendem Rhythmus! Einen schönen Kontrast dazu bildet "I'll Follow You", eine herrliche Ballade, die mit einem Piano-Intro beginnt. Alles in allem reichen sich hier Härte, Melodie und phänomenale Refrains die Hände und machen "Amaryllis" zum besten aller Shinedown-Alben, solide und souverän vom Intro bis zum Rausschmeisser "Through The Ghost", wo Sänger Brent Smiths Stimme voll zur Geltung kommt! Veredelt wird "Amaryllis" durch die brillante Produktion von Rob Cavallo, der auch schon mit Kid Rock und Green Day gearbeitet hat. Ein phänomenales Album, anders kann man es einfach nicht beschreiben!
Maiya R.B.  

Punkte: 8.8 von 10
AT VANCE – Facing Your Enemey
AFM Records/Musikvertrieb
Dies ist bereits die vierte CD, die ich nun von At Vance bewerten darf. Bei der Punktevergabe lag ich dabei immer zwischen 8.5 und 8.8. Wer jetzt aufmuckt und meint, dass ich die Band dabei permanent überbewertet habe, der höre nur mal ins neue Album rein und schweige! Denn wo Leidenschaft auf Qualität trifft, entstehen Songs für die Ewigkeit. Dabei gehen At Vance dieses Mal einen Schritt weiter, und klingen eher nach Firewind denn nach Jeff Scot Soto. Das geht soweit, dass bei "Live & Learn" und "Fear No Evil" selbst Ozzy-und (eben) Firewind-Gitarrist Gus G. ob der grandiosen Interpretation seiner Songs staunen wird und sie sofort zwischen seinen Hits einordnen möchte. Ebenfalls staunen wird Jorn Lande, dessen Stimme natürlicherweise an At Vance-Shouter Rick Altzi erinnert. Klar, Eigenständigkeit geht anders. Bei At Vance will das aber überhaupt nicht stören. Das Album bietet mit dem leicht poppigen "Tokyo", dem Instrumental "March Of Dwarf", dem Stampfer "See Me Crying", dem sphärischen "Don’t Dream" und dem riffigen "Eyes Of A Stranger" mehr als genug Abwechslung. Nur auf die Interpretation eines Klassik-Stückes haben At Vance diesmal verzichtet. Dafür wird das Album mit dem schönen "Things I Never Needed" abgeschlossen, wo At Vance-Cheffe und Gitarrist Olaf Lenk gleich selbst singt. "Facing Your Enemy" ist ein Album, welches von der Heavy Metal-Gemeinde mit offenen Armen aufgenommen werden wird. Verdient hat es dies jedenfalls.
Roger W.  

Punkte: 8.8 von 10
DEPARTURE - Hitch A Ride
Escape Music/Non Stop Music
Ich bin hin und weg von "Hitch A Ride", so geilen Melodic/Hard Rock hab ich nicht mehr gehört seit Hardlines "Double Eclipse". Vielleicht sind die Mannen um Multiinstrumentalist Mike Walsh nicht ganz so hart wie Hardline, aber die heben hier auf diesem Rundling von der Melodie her genauso ab. Und der schwedische Shouter Andi Kravljaca singt genau so gefühlvoll wie Gioeli (nur nicht ganz so kräftig). Egal, welchen der 11 Songs man antestet, überall stehen die Melodien und Chöre im Vordergrund. Vom Härtegrad rutscht man ab und zu vielleicht etwas ins AOR ab, aber bei dieser Qualität macht das überhaupt nichts. Alles ist gut arrangiert, die Gitarren druckvoll, obwohl das Ganze in den End-80ern/Anfang-90ern angesiedelt ist. "Hitch A Ride" macht einfach Spass und passt mit dem positiven, melodiösen, recht eingängigen Sound perfekt zur jetzigen Jahreszeit, sprich Frühling. Egal ob man sich jetzt das AOR-Stück "This Is My Time" anhört - würde so was im Radio laufen, dann würd ich auch wieder lieber zur Arbeit gehen - oder die rockigeren Sachen wie "No Where To Go" und "Waiting For Rain To Come", die Tracks machen einfach nach dem ersten Ton schon gute Laune. Ich finde es toll, dass es in dem überfluteten Musikmarkt noch solche Bands wie Departure gibt. "Hitch A Ride" ist übrigens schon das vierte Album nach einer Pause von fast acht Jahren. Also ihr Melodic-Freaks, Ohren auf, Departure reinziehen und glücklich sein.
Crazy Beat  

Punkte: 8.8 von 10
TRIXTER – New Audio Machine
Frontiers Records/Musikvertrieb
Nachdem letzten Monat mit Bang Tango eine Original-Sleazy-Band aus den späten 80ern mit einem neuen Album vorstellig wurde, präsentiert uns eine weitere Truppe aus der selben Zeit neues Material. Trixter begannen ihre Karriere 1983 in New Jersey und veröffentlichten 1990 ihr vielbeachtetes Debüt. Ähnlich wie bei Bang Tango erschien das erste Album noch rechtzeitig, um auf den von Guns'n'Roses und Mötley Crüe angeführten Sleazy-Zug aufzuspringen. Trixter konnten von ihrem ersten Album gleich drei Tracks in den U.S.-Billboard-Charts platzieren. Nach einem zweiten Album 1992 konnte die Band dann immerhin als Support von Kiss auf Tour gehen. Drei Jahre später war dann aber - Grunge sei Dank - auch für Trixter Schicht im Schacht, bevor der grosse Durchbruch möglich war. Im Zuge der Rückkehr des zeitlosen, ehrlichen Rock'n'Rolls Ende des letzten Jahrtausends wagte auch der New Jersey-Vierer einen Neuanfang. Im Gegensatz zu Bang Tango fanden sich Trixter aber wieder im Original-Line Up zusammen. Mit "New Audio Machine" legt uns nun die Truppe ein ultrastarkes, erstaunlich frisch klingendes, neues Werk vor. Die Jungs verschmelzen Sleazy mit klassischen Hard Rock- und Melodic-Elementen zu einer homogenen Einheit. Knackige Riffs sind die Norm. Catchy Melodien und äusserst eingängige Songstrukturen zeichnen die Band aus. Gleich mehrere Tracks ("Get On It", "Tattoos & Misery", "Save Your Soul") haben das Zeug zum Klassiker. Einmal mehr hat sich bewahrheitet, dass eine Einheit, eine Band, deren Mitglieder sich seit mehreren Jahrzehnten kennen, zu grossen Taten, sprich zu grossartiger Musik fähig ist. "New Audio Machine" ist schlicht ein saugeiles Album.
Chris C.  

Punkte: 8.7 von 10
DAWN OF DISEASE - Crypts of the Unrotten
Noise Art Records
Bereits ein Jahr nach ihrem Debüt "Legends Of Brutality" schiebt die norddeutsche Death Metal-Combo Dawn Of Disease die nächste Leiche ins Krematorium. Die Grundthematik von "Crypts Of The Unrotten" beruht auf riesigen Gruften auf Sizilien, wo hunderte mumifizierter Leichen liegen. Auf dieser Düsteren Mythik aufbauend wird einem hier ein regelrechter (Schweden-)Death Hammer um den Kopf gehauen. In alter Schweden-Manier kommen zu den drückenden Blasts, den treibenden Gitarren und der tollen Atmosphäre immer wieder geniale Melodien und Harmonien dazu, die einen regelrecht in die mittelaterliche Mafiagruft hineinversetzen. Aufgenommen wurde, wie beim Vorgänger, bei Jör Uken (Sinister, God Dethroned), diese Zusammenarbeit hat sich ausbezahlt, ab dem ersten Takt kommt man so schnell nicht mehr aus Sizilien zurück. Dies ist auch der Fähigkeit der Deutschen zu verdanken, in relativ kurzen Songs mehr auszudrücken und mehr Atmosphäre zu schaffen als manch Retro Prog Truppe in 20 Minuten. Mit "The Unrotten" und "Alone With The Dead" finden sich gleich zwei Tracks, die so schnell nicht mehr aus meiner Playlist verschwinden. TOP!
Steve Butcher  

Punkte: 8.7 von 10
PHENOMENA - Awakening
Escape Music/Non Stop Music
Die Geschichte von Phenomena begann schon 1983, als Tom Galley begann, Songs zu schreiben und die dann mit Top-Musikern auf seiner ersten Phenomena-Scheibe zu veröffentlichen, welche dann 1985 erschien. Dabei geholfen haben ihm damals Cozy Powell, Don Airey, Glenn Hughes und Neil Muray. Beim zweiten Werk 1987 wechselte man grösstenteils die Musiker und arbeitete mit Ray Gillan, John Wetton und Scott Gorham. Beim dritten Teil 1991 waren dann ausser Scott Gorham noch Brian May und Keith Murell mit dabei. Dann war erst mal Pause, bevor man sich dann 2006 mit "Psychofantasy" zurückmeldete, mit Tony Martin, Glenn Hughes, Mel Galley und Keith Murell. Dann folgte 2010 "Blind Faith" mit Rob Moratti, Robin Beck und Terry Brock. Und nun 2012 stehen Phenomena mit "Awakening" auf der Matte, und zwar mit einem tollen Album, das rockt, wie gewohnt irgendwo zwischen AOR und Hard Rock. Mit dabei diesmal Mat Sinner, Magnus Karlsson, Lee Small, Rob Morati, Terry Brock, Ralf Sheepers, der den Stampfer "Gotta Move" klassse zum besten gibt, und vielen mehr. "Awakening" ist musikalisch sehr abwechslungsreich geworden. Vom eben vorher erwähnten "Gotta Move" über lupenreine AOR-Perlen zu gradlinigen Hard Rock-Songs. Oder der von Lee Small gesungene typische Phenomena-Stampfer "How Long", saugeil. In die gleiche Kerbe schlägt das starke "Shake" mit dem Ex-Masterplan-Sänger Mike DiMeo. Die vielen Musiker haben hier mit Tom Galley und Martin Kronlund ein Klasse Album geschaffen mit einer wuchtigen, fetten Produktion. Was einst 1983 begonnen hat, findet hier 2012 eine würdige Fortsetzung und dürfte jedem Melodic Rock-Liebhaber mit Sicherheit gefallen, tolles Album.
Crazy Beat  

Punkte: 8.7 von 10
MESHUGGAH - Koloss
Nuclear Blast/Warner
Malen nach Zahlen mal anders, der neue Math Metal Rundumschlag der Altbekannten Meshuggah ist erhältlich! Mathmetal ist Musik auf Metal-Basis, die sich vor allem auf die rhythmische Komponente der Musik konzentriert. Merkmale sind: Vorliebe für krumme Taktarten, Polyrhythmik (zwei oder mehr Instrumente spielen verschiedene Rhythmen, die sich gegeneinander verschieben), Polymetrik (zwei oder mehr Instrumente spielen in verschiedenen Taktarten) und alles, was das Stichwort Rhythmus sonst noch so hergibt. Diese Vorgehensweise kann hin und wieder auch mal recht mathematisch und berechnend anmuten, daher der Name, und daher die Verwirrung bei so manchem Hörer. Meshuggah sind das unantastbare Flaggschiff dieses Genres, und Math Metal und somit Meshuggah ist und bleibt schwer verdaubare Kost. Hier verhält es sich wie bei abstrakter Kunst: entweder man mag oder hasst es. Ich liebe es.
Steve Butcher   

Punkte: 8.5 von 10
CANNIBAL CORPSE - Torture
Metal Blade/Sony Music
Was kann man eigentlich noch gross über Cannibal Corpse berichten? Das meiste wurde bereits erzählt, die Eckdaten sind bekannt und einfach eine weitere Lobhudelei braucht der CC-Kosmos wirklich nicht mehr. Dass die Band seit über 20 Jahren ein Garant für in-your-face-Death Metal ist, weiss jeder Metaller, beschränken wir uns also gleich auf die Details. Das Quintett haut nach meiner Rechnung mit "Torture" sein zwölftes Studioalbum raus, wieder mit Erik Rutan sauber aufgenommen (für meinen Geschmack etwas zu entspannt) und wie erwartet sind wieder zwölf lupenreine Kannibalensongs darauf zu finden. Im neuen Jahrtausend gehen zwar einige junge Bands um Längen technischer zu Werke als die Altmeister, aber das wirkt sich bei Cannibal Corpse nicht negativ aus, sondern manifestiert sich in immer noch anspruchsvollem aber ungemein eingängigem Songwriting. Klar, sie drücken meistens immer noch heftig aufs Gaspedal aber Überschallempfinden hat man aufgrund der massiv getunten Konkurrenz nicht mehr. Wie auch bei Belphegor hat man über die letzen Jahre die Vorzüge von Midtempo entdeckt, gestaltet dadurch das Album variabler und fällt schlussendlich mit abwechslungsreicher Variantenvielfalt unter die Sparte Langzeitgenuss. Die Gitarristen sind fit, das Drumming ist gewohnt songdienlich, aber ohne überfüllenden 'Gugus'. Corpsegrinder gurgelröhrt wie eh und je und Ausnahmebassist Alex Webster darf in "Strangulation Chair" sogar mal ansatzweise zeigen, was er überhaupt so alles drauf hat. All killers, no fillers und immer mit dem besonderen und sofort erkennbaren Cannibal Corpse-Flair ausgestattet, bietet "Torture" erstklassige Hausmannskost, die vor allem hinsichtlich der letzthin etwas uninspirierten höher/weiter/schneller Konkurrenz mit Bauch, Herz und einer sowohl konservativen aber trotzdem zeitgemäss klingenden Herangehensweise zeigt, wo der Bartli eigentlich den Moscht holt. Man muss dieser Rasselbande neidlos attestieren, dass sie auch nach über 20 Jahren noch immer für die Szene essentiel ist - reinhören!
Hardy   

Punkte: 8.5 von 10
GOD FORBID - Equilibrium
Victory Records
Wenn man den Plattenvertrag verliert, so passiert mit Century Media, ist das eine mittlere Katastrophe. Das letzte Werk der Neo Thrasher aus New Jersey ("Earthsblood") war der Dämpfer in der Historie der jungen Amerikaner, die immerhin weltweit 200'000 Einheiten an den Mann brachten. Mit Victory Records hat man schnell Ersatz gefunden und mit "Equilibrium" ein sehr gutes Album eingespielt. O.K., den ersten Song der Scheibe "Don`t Tell Me What To Dream" wuchtet die Band in die Metalcoreecke, wo sie gar nicht hingehört. Aber schon mit Nummer Zwei ("My Rebirth") kommen geile Melodien vom Sänger auf uns zu und auch die Gitarrenfraktion spielt viel geiler als noch auf dem weniger guten Opener. Klar kommt irgendwann der Kitschaspekt zur Diskussion, aber ich würde meinen, das ist reine Geschmacksache und muss jeder für sich selber entscheiden. Ich für meine Wenigkeit finde, dass sich hier Grosses anbahnt und würde meinen, dass die Band mit "Equilibrium" ein richtiger Befreiungsschlag gelungen ist.
Daniel J.  

Punkte: 8.5 von 10
JEFF LOOMIS - Plains Of Oblivion
Century Media/EMI
Das Ex-Nevermore-Milchgesicht mit der Wasserstoffmähne gilt nicht umsonst als einer der stilprägendsten Gitarristen der letzten Dekade, ist sein spezielles Riffing, verbunden mit den unzähligen, fantastischen Soli doch für fast soviel Gänsehautmomente verantwortlich wie Carmen Electras Auftritte bei seligen Baywatch-Folgen. Schon die erste Solo-Scheibe "Zero Order Phase" von 2008 klang wie das Album, dass Nevermore nicht mehr im Stande waren seither aufzunehmen (einfach ohne Gesang), wies aber trotz der hohen Qualitätsdichte noch ein paar kleine Kinderkrankheiten auf, die auf dem vorliegenden "Plains Of Oblivion" aber nahezu komplett ausgemerzt wurden. Ich bin ehrlich gesagt kein Fan von Shredder-Alben (wie sie uns z.B. Mike Varneys Shrapnel-Label in den 80er Jahren zu Hauf um die Ohren gehauen hat), aber mittels der Zuhilfenahme von ein paar illustren Gästen schwingt sich Jeff Loomis' zweites Solowerk sogar für mich erhaben über das Schaffen der aktuellen Konkurrenz. Gitarrentechnisch wird Jeff von seinen Vorbildern Marty Friedman, Tony MacAlpine, Chris Poland und sogar seinem letzten Nevermore-Sidekick Attilla Vörös unterstützt. Am Mikrophon glänzt beim düsteren "Surrender" Ishahn (Emperor) und auf zwei weiteren Liedern ergänzt Christine Rhoades (die man schon auf dem Titelsong von Nevermores "Dreaming Neon Black" hören konnte) kompetent, aber weniger gut als von mir erwartet, die Instrumentale. Der groben Soundausrichtung ist man sich treu geblieben, noch immer drückt Hr. Loomis wie schon bei Nevermore seinen prägnanten Stempel auf die Kompositionen, deckt aber von Akustik-Intermezzo und Halbballade über klassischen Ego-Shred-Wixx-Kram bis amtlich böllerndem Material eine breite Pallette an dynamischen Songs ab. Weiterer Pluspunkt ist die starke Rhythmusabteilung mit dem umtriebigen Dirk Verbeuren (drums) und Shane Lentz (bass), die sich grossartig unaufdringlich in Szene setzen und einige Duftmarken hinterlassen. Ein Album von Gitarristen für Gitarristen und ganz überraschend auch für einige Leute, die vielleicht bis jetzt ebenfalls noch nichts mit diesen Nischenprodukten anfangen konnten. Reinhören empfohlen!
Hardy  

Punkte: 8.5 von 10
ANATHEMA – Weather System
KScope Music/Irascible
In den letzten 3 Jahren war man bei Anathema sehr fleissig und brachte seither jedes Jahr eine neue Veröffentlichung auf den Markt. Die Band behauptet von sich selbst, aktuell auf dem Gipfel der eigenen Kreativität angekommen zu sein und fühle sich reifer denn je zuvor. Mit dem aktuellen Werk "Weather System" bewegt man sich weiterhin auf einer Art spirituellem Weg. Die Evolution von Anathema scheint vollendet zu sein. Die Musiker tragen einen wie auf einer Wolke durch die Lieder, ohne zu langweilen. Anstrengend wird es nur, wenn man das Album so nebenbei laufen lässt. Spannender Effekt! Hat man sich in dem Album erst einmal zurechtgefunden, entdeckt man viele interessante Ideen und erforscht ein absolut hörenswertes Werk. Wahnsinn, welche Vielfalt an grossartigen Veröffentlichungen aktuell wieder umherschwirrt. Das macht richtig Freude, überfordert aber auch aufgrund mangelnder Zeit zum Anhören. Der sechste Titel auf dem Album "The Storm Before The Calm" trifft mit der Bedeutung den Nagel auf den Kopf: Mit verzerrten Gitarren und hektischen Keyboard-Effekten kommt dieser Song zum absoluten Höhepunkt, explodiert, bricht dann in der 5. Minute in sich zusammen und baut dann wieder langsam auf. Eben wie der Sturm vor der Ruhe. Schönes Album!
Liane P.
  
Punkte: 8.5 von 10
ASTRAL DOORS -
Of The Son And The Father / Evil Is Forever / Astralism (Re-Releases)
Metalville/Musikvertrieb
Als ich 2003 das Debüt der Schweden in die Finger kriegte, glaubte ich zu träumen! Der perfekte Klon aus Black Sabbath mit Tony Martin und Ronnie James Dio beschallte meine entzückten Lauscher in angenehmster Weise. Praktisch jeder Song ist ein Killer für sich und mit dem Titelsong und «The Trojan Horse» sind zwei unfassbar geile Brecher am Start, die mir heute noch regelmässig eine Gänsehaut über das Rückgrat jagen! So mutierte das Debüt von Astral Doors zu einem der meist gehörten Alben dieser Zeit und hat auch heute nichts von seinem Glanz eingebüsst. Nebst der wundersamen Wiederbelebung einer prägenden Ära von Iommi & Co. glänzt vor allem der (bewusst so intonierte und normalerweise nicht so klingende) Gesang von Nils Patrik Johansson, der trotz des unüberhörbaren Dio-Timbre sehr eigenständig klingt. So eine Wahnsinns-Vorlage schürte natürlich die Erwartungen an das Zweitwerk, das 2005 mit dem treffenden Titel «Evil Is Forever» das Licht der Welt erblickte. Auch hier stimmte Vieles, vor allem der Titeltrack und hielt die Hoffnung zumindest aufrecht, dass hier was ganz Grosses im Kommen war. Die Bestätigung dafür oblag schliesslich dem dritten Opus «Astralism», das bereits im Jahr darauf, also 2006 erschien. Die Erwartungen waren entsprechend immens und wurden dann leider nicht mehr mit der gleichen Güte im Ganzen erreicht. Obwohl das Grundschema beibehalten wurde, schlichen sich die ersten Filler hinein und noch wichtiger fehlte der alles überragende Killer-Song. Dieser Trend sollte sich danach, nicht zuletzt auch wegen eines spürbaren Schwenks in Richtung Power Metal, noch weiter fortsetzen. Erst mit der letzten, mittlerweile sechsten Langrille «Jerusalem» (2011) besannen sich die Schweden wieder ihrer alten Stärken. Dass das spanische Label Locomotive Records inzwischen vor die Hunde gegangen ist, brachte mit sich, dass es plötzlich schwierig wurde, CDs von Astral Doors erwerben zu können. Mit dem Wechsel zu Metalville wurden nun auch die ersten Alben in remasterter Form neu aufgelegt. Die sind eigentlich für jeden Metaller Pflicht oder dann mindestens die Compilation «Testament Of Rock» von 2010. Fans des klassischen Hardrocks mit Schlagseite zu den bereits erwähnten Gruppen und ihrem Umfeld können aber wahrscheinlich mit allen Alben was anfangen.
Rockslave  

Punkte: keine Wertung
MENCEA - Pyrophoric
Indie Recordings/Irascible
Der griechische Fünfer verkörpert für meine Ohren ziemlich gut die Blaupause für das, was ich unter zeitgenössischem Progressiv Metal mit Deathgrunts einordne. Satte, moderne Produktion mit einem kleinen Klecks Schmutz drin, viel Midtempo mit gelegentlichen Blastausbrüchen und leicht ins Ohr gehende Songstrukturen mit weiten Soundscapes und kalten, atmosphärischen Sci-Fi-Hintergrundmelodien. Das massive Gegrunze ist zwar ziemlich eindimensional, hat aber mit Hilfe von studiotechnischer Chemie trotzdem Eier zu bieten. Die Instrumentalabteilung setzt auf tighte Eingängigkeit mit kleinen, detailverliebten Kabinettstückchen und homogenem Songwriting, alles tönt wie aus einem Guss. Zwar schleicht sich je nach Geschmack mit der Zeit etwas Eintönigkeit in die Botanik, aber die Mischung aus Gojira und Edeldoom wie z.B. Doom Vs. erweist sich langfristig als unterbewusst paralysierend und zieht seine einsaugende Wirkung aus den lang ausgewalzten Wiederholungen mit immer wieder ändernden kleinen Details. "Pyrophoric" ist für mich eine gelungene Mélange aus chirurgischer Präzision und moderner, aber denoch völlig untrendiger Herangehensweise. Den Einen wirds extrem gefallen, den Anderen wirds wenigstens nicht weh tun. Wirkliche Ecken und Kanten fehlen, aber genau deshalb habe ich diese Scheibe gerne im Auto wenn ich über etwas am sinnieren bin, aber trotzdem nicht irgendwelche bescheuerte Hintergrundmusik um des Hintergrundgeräusches wegen laufen lassen möchte. In diese 42 Minuten reinzuhören dürfte sich unter Umständen mehr als lohnen.
Hardy    

Punkte: 8.5 von 10
BORKNAGAR – Urd
Century Media/EMI
Diese Truppe war ja noch nie für gradlinigen, sofort eingängigen Sound bekannt – was mit "Urd“ wieder einmal unter Beweis gestellt wird. Hier werden sowohl akustische wie auch derb verzerrte Klänge in einer doch recht homogenen Einheit dargeboten, durchmischt mit klarem und gegrunztem/geschrieenen Gesang. Hierbei können auch gewisse folkloristische Elemente ausgemacht werden, nicht zwingend durch dementsprechende Passagen, wohl aber durch die Stimmung, welche in den einzelnen Songs transportiert wird. Funktioniert um Längen besser und eindrücklicher, als wenn man die Songs mit als authentisch deklarierten Instrumenten voll stopft. Generell bleibt wohl nur noch anzumerken, dass, wer Borknagar schon kannte und schätzte, dies auch weiterhin tun wird – allen anderen sei zumindest ein Reinhören empfohlen, denn so eigenwillig die Truppe auch erscheinen mag, so einzigartig sind sie mit ihrem Spirit.
Toby S.  

Punkte: 8.5 von 10
AMORAL – Beneath
Spinefarm Records/Universal
Viele Anhänger von Amoral wissen, dass spätestens nach dem letzten Album "Show Your Colors" nicht mehr viel von der ursprünglichen Death Metal-Mucke übrig ist. Die Kritiken waren laut und teilweise erschütternd. Nichts desto Trotz gingen die Finnen ihren eingeschlagenen Weg weiter und bringen nun mit "Beneath" ihr neuestes und zugleich fünftes Werk raus. Und was hat sich getan? Die Experimentierfreude ist noch grösser geworden. Musikalisch ist der Ursprung noch immer rauszuhören, aber es geht mittlerweile doch in die traditionelle Metalschiene. Wer sich nun den Opener "Amoral" reinzieht, hört sogar recht progressive Aspekte raus. Mit knapp neun Minuten ist dies auch der längste Song auf "Beneath". Zu Beginn recht doomig angehaucht, entsteht mit jeder Minute ein wahrer Epos, in dem sogar Growls wieder mal auftauchen. Mit dem neuen Sänger sind auch ruhigere und balladeske Momente enthalten. Dies klingt aber keineswegs schnulzig, sondern vermag sogar recht gut zu überzeugen. In der Folge sind "Wrapped In Barbwire" sowie "Closure" eine Hörweide. Hier kreischen die Gitarren und die Drums krachen. Wie gesagt erleben wir auf "Beneath" viele Stile. So ist mit "Won’t Go Home" auch eine Melodic/Death-Nummer enthalten. Alles in Allem können Amoral mit der neuen Scheibe voll überzeugen. Sie bleiben immer für Überraschungen gut, und das im positiven Sinne.
Timo K.  

Punkte: 8.5 von 10
DARK NEW DAY – New Tradition
Goomba Music
Das Line-Up dieser Band liest sich wie die das Headliner-Programm eines richtig geilen Festivals, einer Art Alternative-Gipfeltreffen: Clint Lowery (Gitarrist bei Sevendust und Korn), Will Hunt (Drummer bei Evanescence), Troy McLawhorn (Gitarrist bei Evanescence), Brett Hestla (Sänger und Gitarrist bei Virgos Merlot, Bassist bei Creed) und Corey Lowery (Bassist bei Stereomud und Eye Empire). Bei so viel Talent und Erfahrung auf einem Haufen kann ja nur was Gutes bei raus kommen! "New Tradition" ist bereits das zweite Album der Kombo, nach dem Debüt "Twelve Year Silence", das 2005 rauskam. Lange Zeit war es still um DND, die einzelnen Mitglieder widmeten sich anderen Projekten und die treuen Fans fürchteten schon, die 12 Jahre Stille, welche das erste Album angedroht hatte, würden traurige Wirklichkeit. Zwar kam 2006 noch die EP "Black Porch (Acoustic Sessions)” raus, doch das zweite geplante Album "Hail Mary" wurde nie vollständig veröffentlicht wegen Differenzen mit dem Record Label (damals noch Warner). Erst jetzt, fast 7 Jahre später, melden sich "Dark New Day" zurück, unter einem neuen Label (Goomba Music) mit einem neuen Namen und neuen Songs für das lang ersehnte Follow-up. Einige Fans dürften zwar etwas enttäuscht sein, denn sooo völlig neu ist es nun doch nicht. Einige Songs waren nämlich bereits früher als digitale Auszüge von "Hail Mary" und "B-Sides" auf iTunes erhältlich. Die Einflüsse der einzelnen Bands sind klar hörbar und so wirklich neu erfunden haben Dark New Day den Alternative Metal nun auch nicht. Trotzdem ist es ein klasse Album, das mit eingängigen Melodien und gelungenen Kompositionen überzeugt. Absolut empfehlenswert für alle die "Dark New Day" noch nicht kennen und auf Alternative stehen.
Patricia  

Punkte: 8.5 von 10
CRAZY LIXX – Riot Avenue
Frontiers Records/Musikvertrieb
Pünklich zum zehnjährigen Bestehen präsentiert uns die schwedische Formartion Crazy Lixx ihr drittes Album. Obwohl die Truppe um Gründer und Sänger Danny Rexon mit massiven personellen Problemen zu kämpfen hatte, überzeugt "Riot Avenue" durch fliessende Homogenität. Aktuell besteht Crazy Lixx nebst Danny aber nur aus zwei Gitarristen. Die Rhythmus-Abteilung verliess nämlich nach den Aufnahmen die Band. Musikalisch führt uns die Reise der Jungs tief zurück in die 80er. Diese werden kompromisslos und ohne Bezug zur Neuzeit zelebriert. Dabei machen sie keinen Hehl aus ihren Vorlieben. Diese liegen eindeutig im Sleazy à la Mötley Crüe und Poison. Doch vor allem durch die prägnanten Chöre zeigen sich immer wieder Parallelen zu Def Leppard auf. Mit Vorbehalt kann man auch Ansätze von Kiss und deren Alben "Animalize", "Crazy Nights" und "Asylum" ausmachen. Die Truppe hat aber nebst dem musikalischen Feingefühl auch ein ausgeprägtes Talent bezüglich Songwriting. Schon der Opener "Whiskey Tango Foxtrot" zeigt, wo es lang geht. Die Jungs begeistern mit eingängigen Melodien und einprägsamen Refrains. Die Gitarren klingen angenehm fett, die Vocals schön dreckig. Das ganze Album begeistert durch Songs auf hohem Level bis hin zu Stadionrock-Niveau. Als Abschluss gibt es die herzzerreissende Ballade "Only The Dead Know", die beweist, dass die Jungs auch in diesem Bereich absolute Könner sind. Sollte sich die Bandkonstellation endlich stabilisieren, könnte Crazy Lixx noch zu grossem fähig sein.
Chris C.  

Punkte: 8.4 von 10
LONEWOLF - Army of the Damned
Napalm Records/Musikvertrieb
Die Wölfe aus Frankreich sind eingefallen! Das Heulen des einsamen Wolfs dürfte Powermetal-Fans wohlige Schauer über den Rücken jagen. Die Band wurde bereits 1993 gegründet und auch wenn es zwischendurch ruhig um Lonewolf war, so hat sich das Rudel wieder zusammengefunden und präsentiert nun unter dem Banner von Napalm Records sein 4. Studioalbum "Army of the Dead". Heavy Metal-Gitarren, episch düstere Texte und schnelle Beats liefern Headbanging-Material bis zur Schmerzgrenze. Gleich mit dem ersten Song "Lonewolf" wird klar, worum es den Wölfen geht: "We will defend true metal till the end!". Das tun sie auch, denn "Army of the Damned" ist klassischer Powermetal im Stil von Grave Digger und Running Wild. Die markante Stimme von Jens Börner verpasst den Wölfen auch den dringend benötigten Wiedererkennungswert, denn obwohl die Kompositionen gut durchdacht sind, ist es halt einfach nur typischster Power Metal, wie man ihn schon von Dutzenden anderen Bands zur Genüge kennt. Trotzdem sind "Lonewolf" mit Leidenschaft dabei und das hört man auch. Ihre Musik strotzt nur so von Selbstbewusstsein, nicht unähnlich den anderen Wölfen, die momentan die Metalszene durchjagen: Powerwolf. Mit denen sind sie momentan auf der "Wolfsnächte"-Tour unterwegs, zusammen mit Mystic Prophecy und Stormwarrior. Für ihr neues Album haben sich die Franzosen aus der Region Grenoble prominente Unterstützung geholt: Blaze Bailey, bekannt durch Iron Maiden und Wolfsbane, bleibt den Wölfen treu und leiht seine Stimme bei "The One You Never See". Fazit: Toller Powermetal, der sich in die Gehörgänge verbeisst und nicht mehr loslässt! Anspieltipp: "Army of the Damned".
Patricia   

Punkte: 8.4 von 10
MUNICIPAL WASTE - The Fatal Feast (Waste in Space)
Nuclear Blast/Warner
Aus Richmond/Virginia stammen diese verrückten Crossover-Spezialisten, die sich Municipal Waste nennen. Crossover erinnert sofort an D.R.I., Gang Green, auch die Suicidal Tendencies sind da stark, aber Leute, jetzt kommt ja S.O.D. - das Crossoverprojekt von Scott Ian (Gitarrist von Anthrax) ist für mich das Mass aller Dinge in diesem Genre. Da stimmen die Gitarrenriffs und coolen groovigen Passagen, der schnelle Gesang, die kurzen Songs und die Highspeed-Attacken. Das alles finden wir auf der neuen Scheibe der Amis, die stark an die alten Retroacts angelehnt ist. Das sieht man schon bei dem geilen Cover und endet bei den 16 Tracks. Hier ist klar der Spassfaktor in den Vordergrund gerückt und das ist auch gut so. Live zündet der eine oder andere Song sowieso noch mehr. Also wenn ihr seht, dass Municipal Waste in eurer Gegend sind, alles liegen lassen und sofort ab in den Moshzirkel sprinten. Geile Scheibe!
Daniel J.   

Punkte: 8.3 von 10
GOROD - A Perfect Absolution
Listenable Records/Irascible
Mit einen wahrlichen Riffgewitter startet die neue CD der französischen Technical Deather Gorod, und der Sturm ist erst nach dem letztem Song vorüber. Beim Tech Death ist es immer eine Gratwanderung, sich nicht der lächerlichkeit preiszugeben und möglichst viele Töne in möglichst kurzer Zeit hinzukriegen. Doch die Pommesmänner bringen es auf die Reihe, diesbezüglich den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Obwohl sie immer an der Grenze des eben erwähnten wandern, wirkt es nie überladen oder eben lächerlich. Gorod schaffen es auch bei stetiger Verspieltheit, nie die Struktur zu vergessen und vermögen damit zu begeistern. Immer wieder bekommt man kleine Jazz- oder gar Flamenco-Einschieber eingeflösst, die dem riesen I noch das Pünktchen aufsetzen. Auch wenn man Genretypisch dazu verdammt, ist eine Bombastporduktion hinzulegen, ist es niemals überproduziert, und diese Mischung aus gleichzeitig Typisch und A-Typisch macht Gorod gleich nach Marquis de Sade zu meinen Lieblingsfranzosen.
Steve Butcher   

Punkte: 8.2 von 10
ATOMA – Skylight
Napalm Records/Musikvertrieb
Man kennt das doch sicherlich: Es läuft ein bestimmter Film im Fernsehen, und man denkt sich automatisch: Dazu fehlt jetzt nur noch ein passender Soundtrack, um das Ganze zu untermalen. So in etwa kann man sich den Sound von AtomA vorstellen, einfach in umgekehrter Reihenfolge – zum Sound könnte man wunderbar einen apokalyptischen Film drehen, quasi eine Endzeit-Vision der Erde, die sich langsam in ihre einzelnen Bestandteile auflöst, nachdem eine alles vernichtende Katastrophe eingetreten ist. Dass dabei nicht nur negative Vibes zum Tragen kommen, verleiht dem Post/Ambient Rock/Metal (oder wie man dem Sound sonst noch sagen sollte) eine gewisse Eigenständigkeit und macht deutlich, dass ein Untergang nicht generell als schlecht angesehen werden soll, sondern auch immer eine Chance auf einen Neubeginn, in welcher Form auch immer, darstellen soll. Kopfkino-Sound der oberen Güteklasse.
Toby S.   

Punkte: 8.0 von 10
69 CHAMBERS - Torque
Massacre Records
/Musikvertrieb
Die Zuteilung dieser Scheibe verdanke ich den Lobeshymnen, die ich zum letztjährigen Hammer-Konzert der Schweizer Thrash-Ikonen Coroner von mir gegeben habe. Das Trio besteht nämlich aus Tommy Vetterli (g), dessen Frau Nina Vetterli-Treml (v/b) und Diego Rapacchietti (d). Was die Nina angeht, kam mir sogleich die Pendler-Postille "20 minuten" in den Sinn, denn dort liefert die selbständige Werbetexterin, Konzepterin und Autojournalistin regelmässig Berichte zu neuen Automodellen ab. Erst mit 69 Chambers schliesst sich nun auch für mich der Kreis, was die mit mehreren Talenten gesegnete Frontfrau angeht. Vom Debüt «War On The Inside» (2009) hatte ich bisher keine Notiz genommen und gehe nun mal davon aus, dass das neue Werk «Torque» weitgehend auf der gleichen Schiene, sprich einer Art Dark Metal/Modern Rock mit thrashigen bis hin zu poppigen Vibes und etwas Gothic-Einschlag fährt. Dazu natürlich die Female Lead-Vocals, die 69 Chambers charakterisieren. Der Opener «Cause And Effect» (mit Eluveitie's Chrigel Glanzmann als Gast) fährt zu Beginn gleich mal schweres Geschütz auf und bringt stimmlich das Gut/Böse Schema zum Ausdruck. Sowas gefällt mir hier halt um Längen besser als das, was Eluveitie machen. Mehr in die Richtung raue Evanescence (ohne Keyboards) geht darauf «Bring On The Blood», während das überwiegend tonnenschwere «Naughty Naughty Naughty» eher die Handschrift der späten Celtic Frost, respektive Triptykon trägt. Nina's liebliche und klare Stimme nimmt dem Ganzen zwar die latente Düsterheit, bis gegen Ende doch noch die eigentlich erwarteten Growls eingeflochten werden. Einleitende, akustische Gitarren-Klänge offenbaren bei «Burn Some Gasoline», dass man sich auch Rock mit Schmackes auf die Fahne schreibt und hier wiederum die prägnanten Lead Vocals eine weiche Note einbringen. Beinahe oder eigentlich radiotauglich fliesst «Ring A Bell» luftig leicht an einem vorbei und sorgt hiermit für gemässigtere Töne. Das pure Gegenteil davon ist hingegen «And Then There Was Silence», wo Double Bass-Drums und harte Riffs in der Tradition von Machine Head oder Soulfy inklusive etwas Gekeife die andere Seite von 69 Chambers hervor kehren. Dieser typische Laut/Leise-Wechsel kennzeichnet praktisch alle der insgesamt vierzehn Songs von «Torque», die primär wiederum den Stempel der schönen und wandlungsfähigen Stimme von Nina Vetterli-Treml aufgedrückt bekommen haben. Mit «Elegy» als letztem Song erklingen gar Piano- und Geigenklänge, die nach ruhigem Aufbau in eine im Grunde genommen zu kurze Halbballade übergehen und die stilistische Bandbreite zusätzlich unterstreichen.
Rockslave  

Punkte: 8.0 von 10
ENTHRONED – Obsidium
Agonia Records
Als 2007 das letzte Gründungsmitglied von Enthroned ausstieg, wartete ich gespannt auf die neuen Werke der Belgier. Doch auch mit "Pentagrammaton" konnten sie mich nicht überzeugen, der Sound war zu vorhersehbar und steril, der Band schien es nach wie vor an einem gemeinsamen Nenner zu fehlen. Inhaltlich nach wie vor okkult, doch schien die Flamme nicht mehr gleich zu lodern wie bei ‚Carnaged In Worlds Beyond" oder ‚XES Haereticum". Inzwischen scheinen die okkulten Studien der Herren aber soweit fortgeschritten, dass die Songs in sich einiges kompakter, fliessender und lebendiger scheinen. Bereits zu Beginn von "Thy Blight Vacuum" nimmt die Häresie fast schon materielle Form an. Dabei bleiben die Satansjünger aber davon weg, irgendwelche 08/15-Parts zu verwursten, dafür aber erklingen fliessende Tempiwechsel und eine sehr abwechslungsreiche Stimme. Der zweite Track dagegen prügelt anfänglich ziemlich unspektakulär daher. Die Taktwechsel, gepaart mit den fast schon progressiven Gitarren, zeigen aber, dass die Jungs ihr Handwerk doch schon länger als seit letzter Woche beherrschen. "The Final Architect" wiederum ist eine hingebungsvolle Huldigung an die entstehende Schöpfungskraft, wenn die Idee eines gottgewollten Schicksals verleugnet wird. Vergleiche herziehen ist schwer, da Enthroned einen grossen Teil davon einfach vernichten würde. Ähnlich wie Behemoth erzeugen sie einen Sog aus Energie und treten der Konkurrenz gewaltig in den Arsch. Songtechnisch hört man kaum skandinavische Einflüsse, was "Obsidium" zu einem neuzeitlichen, modernen Meisterwerk macht. Toll!
Tristan   

Punkte: 8.0 von 10
GUN BARREL – Brace For Impact
Massacre Records/Musikvertrieb
Gun Barrel überzeugen ein weiteres Mal! Okay, wer die Band jemals persönlich getroffen hat, oder ihre Rockumentary-DVD "Gunniversary" gesehen hat, wird über die Band nie etwas Negatives erzählen. Zu sympathisch, bodenständig und authentisch wirken Gitarrist Rolf Tanzius, Bassist Tomcat Kintgen und Schlagzeuger Toni Pinciroli. Diese Band ist Rock’n’Roll pur! Und genau dieses Gefühl verkörpert das neue Album selbst dann, wenn man die rosa Brille, oder die Perücke zum Headbangen, abgenommen hat. Nach einem überraschenden Sängerwechsel trällert nun Patrick Sühl um die Gunst seiner Mitmusiker. Er macht seine Sache dabei ausgezeichnet und lässt Vergleiche mit seinen Vorgängern erst gar nicht aufkommen. Gun Barrel klingen sehr frisch und dabei ähnlich, aber nicht gleich wie früher. Das Songwriting scheint vielfältiger geworden zu sein, ohne dass man diese Aussage anhand eines Beispiel festnageln könnte. Trotzdem ist "Brace For Impact" der logische Schritt nach vorne. Dabei lässt die Band auch mal die Rhythmus-Fraktion los-shaken. "Start A Riot" und "Big Taboo" sind typische Hard Rock-Schunkel Songs, mit dem jede partywillige Meute zum Tanzen gebracht werden dürfte. Etwas hymnischer und für Gun Barrel schon fast ruhig ist "Turbulence & Decadence". Ein Song, den ich dieser Form von den Deutschen nicht erwartet hätte. Da sind der Titeltrack und "Stand Your Ground" deutlich typischer. "Brace For Impact" ist ein tolles Hard Rock/Heavy Metal-Album, welches Gun Barrel-Fans mit Handkuss aufnehmen werden, und die treue Schar der Bewunderer definitiv vergrössern wird.
Roger W.    

Punkte: 8.0 von 10
TOUCHSTONE –
Mad Hatters / Discordant Dreams / Wintercoast (Re-Releases)
Steamhammer/SPV
Im Jahre 2003 erblickten Touchstone in England das Licht der Welt und möchten mit den aktuellen Re-Releases nochmals auf sich aufmerksam machen, nachdem sie mit ihrer letzen Veröffentlichung "The City Sleeps" beim Major Label SPV/Steamhammer unter Vertag genommen wurden. Also ich bin dankbar dafür, denn Touchstone gingen an mir irgendwie vorbei, obwohl diese Art von Musik genau mein Beuteschema trifft. Wer also Touchstone noch nicht kennen sollte und modernen Rock mit Progressive-Einschlag und weiblichem Gesang antesten möchte: bitte schön! Kim Seviour ist wohl eine der wenigen Frauen, die sich an diese Art von Musik heranwagt. Auch wenn ihre Stimme nicht aussergewöhnlich heraussticht, ist sie sehr gut und wird von Rob Cottingham ab und an mit einer zweiten Stimme unterstützt. Die EP "Mad Hatters" (2006) und die Alben "Discordant Dreams" (2007) und "Wintercoast" (2009) dürfen jetzt neu entdeckt werden. Wer Yes, Pink Floyd und Genesis zu seinen grossen Vorbildern zählt, kann ja nicht so viel verkehrt machen. Kuscheliger Prog made in the UK – ruhig mal antesten!
Liane P.  
  
Punkte: keine Wertung
HARD RIOT – Living On A Fast Lane
Pitch Black Records
Obwohl die Jungs von Hard Riot schon seit 2006 aktiv sind, ist "Living On A Fast Lane" ihr Debütalbum. 2009 kam zwar schon eine selbstgebastelte 5-Track-EP namens "The Hidden Truth" auf den Markt. Die Heilbronner haben aber die vielen Jahre eher damit genutzt, unzählige Live-Auftritte zu bestreiten als langweilig im Studio die Zeit zu verbringen. Schon mit dem Cover wird deutlich, in welche Richtung "Hard Riot" geht. Biker-Mucke vom Feinsten. Ihr Label Pitch Black Records bezeichnet Hard Riot selbst als 'German hard rockers salutes those about to rock'. Tja, nun ist wohl jedem klar, dass hier eine ganze Menge AC/DC als Inspiration dient und sich dies auch doch stets hörbar durch die Platte zieht. Trotzdem handelt es sich keineswegs um einen billigen Abklatsch, da Hard Riot doch des öftern noch eine Schippe Geschwindigkeit und Härte reinbringen, wie bspw. bei "No Surrender". Der Sound ist durchwegs erdig und rau. Die Solis werden solide präsentiert, die Drums krachen jederzeit zum richtigen Moment und Frontmann Michael Gilder besticht durch eine super Leistung. Rundum ist "Living On A Fast Lane" absolut gelungen. Der Kopf wippt bei jedem Song mit, die Refrains haben Mitsingcharakter und fressen sich in die Gehörgänge ein. Also die Damen und Herren, ab aufs Bike, in den nächsten Plattenladen und Hard Riot kaufen.
Timo K.  

Punkte: 8.0 von 10
TAPROOT – The Episodes
Victory Records
Es war ja nun auch wieder eine etwas längere Zeit still um die Amis, welche nun endlich mit dem sechsten Output der Bandgeschichte der Allgemeinheit auf den Pelz rücken. Gleich vorneweg: Leicht verdaulich ist die Scheibe definitiv nicht, wer also Fast Food sucht, der suche bitte weiter. "The Episodes“ deckt soweit alle Spektren der Band als solches ab, geboten wird eine fordernde Mischung aus Moderne, Härte, Emotionalität und auch Fragilität. Modern kommt deutlich das gesamte Soundgewand daher, gewisse Reminiszenzen zu A Perfect Circle oder Breaking Benjamin sind nicht von der Hand zu weisen. Der Härtegrad variiert von sanftem, melancholischem Rock bis hin zu ausbrechendem, wütendem Nu Metal der rockigeren Variante – ist schwierig zu erklären, muss man selber gehört haben. Emotional ist definitiv die Leadstimme, welche flüstert, singt, schreit und sich selber zu demontieren scheint. Schlussendlich bleibt ein gewisses Gefühl der Zerbrechlichkeit zurück, wenn der letzte Ton verklungen ist… Taproot haben mit "The Episodes“ ihre Diskographie um einen kleinen Meilenstein erweitert, der erst entdeckt werden will, sich dann aber umso intensiver ins Bewusstsein einprägt. Gute Sache!
Toby S.  

Punkte: 8.0 von 10
TRAPPAZAT - From Dusk Til Dawn
High Roller Records
Uiii, was für ein Scheisscover, so was hat man doch schon in den 80ern auf den Müll geworfen. Was hat denn da nur Sänger Paul Britton geritten?! Aber beginnen wir von Anfang an. Diese Scheibe wurde ursprünglich schon 1989 aufgenommen, aber in dieser Form nie veröffentlicht. Die Band änderte damals ihren Namen in Warning, nahm das Album mit einem neuen Sänger nochmals auf und veröffentlichte es aber nur als Cassette, welche sich sehr schlecht verkaufte. Nun hatte aber Originalsänger Paul das Gefühl, das Album sei zu gut, um auf Ewigkeit im dunklen Keller zu verschimmeln und hat nun das Teil unter dem Original-Bandnamen Trappazat von High Roller Records endlich veröffentlicht. Und der Sound hört sich halt auch wie damals 1989 an. NWOBHM pur. Vergleiche kann man finden in Maiden, Old Def Leppard, Omen, Grim Reaper und Jag Panzer. Nur kann man hier nicht von Klonen oder Kopieren reden, da das ja alles auch Songs aus dieser Zeit sind. Und ich finde, Paul hatte absolut recht, das Teil endlich zu veröffentlichen. Sind doch alle acht Songs echt gut gelungen. Viele Twin Guitars, starke Riffs, treibende Drums und eine typische 80er-Jahre-Metalstimme. Vor allem Songs wie "1 AM D.O.A." machen echt Spass und erinnern aus Gitarren-Sicht doch schon ziemlich an die alten Maiden. Ihr müsst euch nur das Riff anhören, und ihr wisst, was ich meine. Ansonsten rockt man souverän durch das ganze Album hindurch ohne Ausfälle und ich denke, wer auf älteren britischen Metal steht, dürfte durchaus Gefallen finden an Trapazat, aber eben: Ignoriert einfach das grottenschlechte Cover, dann gefällt's.
Crazy Beat  

Punkte: 7.9 von 10
TERAMAZE – Anhedonia
Nightmare Records
Vorsicht Etikettenschwindel! Dass in Australien nicht nur die Uhren etwas anders ticken als hier ist mir schon klar, aber Teramaze als Thrash Metal Band verkaufen zu wollen, ist schlicht und einfach absoluter Blödsinn, auch wenn sich Frontkasper Bret Rerekura gelegentlich zu ein paar Shouts hinreissen lässt. Wenn ich unbedingt müsste, würde ich die seit 1993 aktive Truppe am ehesten in die Nevermore-Iced Earth-Cloudscape-Forbidden–Ecke stellen, wo Speed– und Power Metal auf progressive Elemente treffen und so Soundstrukturen bilden, die einerseits aufgrund ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit nicht immer sofort zugänglich sind, aber andererseits wegen der sehr dezent und gezielt eingestreuten Thrash-Anleihen die Nackenmuskulatur ordentlich in Anspruch nehmen. Zudem sind die Jungs intelligent genug um zu wissen, dass das Zupacken jedes Songs mit möglichst vielen Breaks und technischen Kabinettstückchen eher kontraproduktiv ist, und somit finden sich neben progressiven Krachern wie "Machine" oder "Fear The Unknown" immer wieder etwas gradlinigere Tracks, die das Ganze angenehm auflockern und so das Anhören des Albums in einem Zug ermöglichen ohne von Ermüdungs- und Verschleisserscheinungen geplagt zu werden. "Anhedonia" ist eines dieser Alben, die sich einem nur langsam eröffnen. Ist der sprichwörtliche Funken nach dem zweiten oder dritten Anlauf dann aber übergesprungen, kann man eine spannende akustische Reise antreten, die bei jedem Durchlauf zahlreiche Finessen und interessante Details offenbart. Hier treffen Power, musikalischer Anspruch, technische Fertigkeit, kompositorisches Können und treffsichere Melodien in perfekt dosierten Mengen aufeinander. Jeder geschmackssichere und anspruchsvolle Metaller sollten zumindest eine konzentrierte Hörprobe riskieren, denn dieses Album ist ohne zu übertreiben etwas vom allerbesten, was mir in den letzten paar Monaten durch die Gehörgänge gerauscht ist!
Mirko B.  

Punkte: 7.8 von 10
BLAZE – Blaze
High Roller Records
Ha, cool, die Japaner kommen. Shiota, Suzuki, Kuwahara und Funabiki, so die Namen der vier Herren aus Osaka. Man hat das 100-prozentige Gefühl, 11 Songs lang direkt in die 80er zurück katapultiert zu werden, inmitten der NWOBHM nach good old England. Na ja, ein bisschen Scorpions spielt auch noch eine Rolle, und beim dritten Song "Heart Of Gold" hört man deutlich Parallelen zu Michael Schenker in dessen Startphase als MSG heraus, vor allem beim Gitarren-Solo. Ansonsten halten sich die Asiaten so Richtung ältere Maiden, Tygers Of Pan Tang und so. Aber die Herren kupfern nicht nur lustlos ab bei ihren Vorbildern, sondern ihre Musik lebt, man hat akribisch am Sound gefeilt und es wird sauber gespielt. Und ja, es macht Spass, so die Lust am alten britischen Sound wieder zu entdecken. Die Songs rocken allesamt und werden überhaupt nicht langweilig. High Roller Records hat das Teil irgendwie entdeckt und nun in Europa veröffentlicht. In Japan gibt’s den Rundling schon seit 2007. Sonst gibt’s nicht viel mehr zu sagen, ausser, dass Anhänger der guten alten 80er-Mucke Blaze unbedingt mal antesten sollten.
Crazy Beat  

Punkte: 7.8 von 10
SECRETS OF THE MOON – Seven Bells
Lupus Lounge/Prophecy Productions
Eines vorweg: Dieses Album ist nicht einfach. Der Titeltrack lässt sich selbst schon viel Zeit, bis die schleppenden Gitarren schliesslich einsetzen. Die rasenden Parts drücken den Song zwischenzeitlich vorwärts, bis hin zum interessant gestalteten Ende kann man also von einem gelungenen Einstieg in das Album sprechen. Bei "Goathead" wird noch eine Portion Thrash beziehungsweise Old School Death Metal dazu gepackt, wobei auch hier der Schwerpunkt auf Mid Tempo und zermürbenden Soundwänden liegt. Da Tom G. Warrior beim Mastering mitgewirkt hat, passt die Qualität zu den Songs wie das Amen zur Kirche. Jene wird mit dem blasphemischen "Serpent Messiah" mehr als nur hinterfragt, mit monotonen Gitarren und polterndem Bass wird die abwechslungsreiche Stimme perfekt in Szene gesetzt und der verstörte Refrain bleibt sofort im Ohr. Der persönliche Höhepunkt auf dem Album ist aber "Nyx": eine hingebungsvolle Huldigung an die Nacht inklusive atmosphärischem Ausklang, ein so schwarzes Lied habe ich selten gehört. Wunderschön! Die letzte der sieben Glocken schliesslich packt nochmals einen drauf, zweispurige Vocals (inklusive cleanem weiblichen Gesang) geben dem Lied einen ganz eigenständigen Charakter. Das ganze Album wirkt sehr kompakt, jeder Song beginnt mit einer anderen Kirchenglocke und alle zusammen versprühen die unterschiedlichsten Facetten dunkler Atmosphäre. Durch das ständige Aufbauen und Zusammenfallen der Spannung entsteht ein pulsierendes Gesamtwerk, das zu Beginn nicht sehr eingängig wirkt, sich aber nach einiger Zeit gewaltig entfalten kann.
Tristan  

Punkte: 7.8 von 10
TEMPESTA – Unbounded
Non Stop Music
Seit Mitte März ist das neue Album von den Schwyzern Tempesta erhältlich. Dieses hat den passenden Titel "Unbounded". Und genau so kommt das Album rüber. Tempesta verschmelzen verschiedene Musik-Stile und machen daraus ihr eigenes Ding. Zu Beginn sind mit "Crazy" und "The Going Rate" gleich zwei Kracher am Start. Hierbei muss noch erwähnt werden, dass an dem Song der Co-Writer kein geringerer als Chad Kroeger von Nickelback war. Gleich danach folgt mit "Children Of Innocents" ein weicher, aber doch sehr kraftvoller Mid Tempo-Song mit einem grossen Klangspektrum. Leider verlieren danach Tempesta ein wenig die Geschwindigkeit. "All I Never Wanted" ist so ein Fall. Er ist zwar hübsch anzuhören mit einem gewissen Country-Flair, aber irgendwie zündet er nicht. Zum Schluss gibt's noch eine Live-Version von "I’m Back". Dabei ist auch Comedy-Star Manu Burkart vom Duo DivertiMento zu hören. Wenn das nicht ein lustiger Auftritt war. Alles in Allem ist "Unbounded" gelungen. Für die Höchstnote reicht es sicherlich nicht, aber guter oberer Durchschnitt liegt allemal drin.
Timo K. 

Punkte:
7.5 von 10
ANVIL -
Plugged In Permanent, Absolutely No Alternative, Speed Of Sound, Plenty Of Power (Re-Releases im Doppelpack)
Steamhammer/SPV
Der Wiederveröffentlichungsreigen bei Anvil geht weiter. Diesmal sind es die vier Alben, welche die sympathischen Kanadier von 1996 bis 2001 veröffentlicht haben. Für Neueinsteiger sind es harte Brocken. Denn musikalisch gelingt es hier Anvil nicht, an frühere Grosstagen wie "Metal On Metal", "Forged In Fire" oder an das neuste "Juggernaut Of Justice" anzuschliessen. Als ich mir 2008 die Band mit "Speed Of Sound" erschliessen wollte, verlor ich jedenfalls wieder schnell das Interesse. Ausser dem Titelsong und dem abschliessenden "Park That Track" blieb nichts hängen. Auf dem Rezessionstisch ausgelegt, regiert auch auf diesen Alben immer noch der wahnsinnige Speed-Metal, der präzise von Gitarrist und Sänger Lips, Schlagzeuger Robb Reiner, Gitarrist Ivan Hurd und zwei verschiedenen Bassisten eingespielt wurde. Eine Weiterentwicklung ist nur schwer auszumachen. Es zeigt aber, mit welcher Ausdauer Anvil am Werk sind. Auch wenn der Spielwitz nicht mehr so zwingend wie auf früheren Alben ist. Am besten schneidet "Plugged In Permanent" ab, welches nach vier jähriger Funkstille 1996 veröffentlicht wurde und mit "Show Me Your Tits" und "Piss Test" zwei potentielle Hits bereit hält. Auch wenn es hart klingt, bringe ich hier das Gefühl nicht los, dass man mit den besten Songs dieser vier Alben ein einziges gutes machen könnte. Wurden die neuen Versionen von "Strength of Steel" (1987), "Pound For Pound" (1988) und "Worth Of Weight" (1991) noch einzeln und als Vinyl veröffentlicht, werden die neuen Re-Releases nun je zu zweit als Doppeldecker verkauft ("Plugged In Permanent" mit "Absolutely No Alternative" und "Speed Of Sound" mit "Plenty Of Power"). Auch dies zeigt den berechtigten Status dieser Scheiben. Die Alben von 1996 bis 2001 bleiben eine Sache für Liebhaber und Entdecker. Neueinsteiger sollten sich aber an die obige Empfehlung halten, wo Anvil so klingen, wie sie eigentlich sind: Eine der coolsten Heavy Metal-Bands überhaupt!
Roger W.   

Punkte: keine Wertung
4BITTEN – Delirium
Rocksector Records
2002 hat Frontfrau Fofi Roussous in Athen die griechische Band 4Bitten gegründet. Viele Jahre dümpelte die Band so vor sich hin, bis der Zufall es so wollte, dass sie durch den griechischen Rock Hard-Ableger für eine KISS-Tribute-Heft-CD entdeckt wurden. Danach machten sich 4Bitten gleich auf ins Studio, um ihr Debütalbum "No More Sins" aufzunehmen. Danach ging's Schlag auf Schlag. Tourneen mit Blaze Bailey oder MSG standen auf dem Programm. Und nun ist es Zeit für das Zweitlings-Werk "Delirium". Früher ging's eher in Richtung Classic Rock. Mittlerweile haben 4Bitten aber eine Schippe draufgelegt, und es geht doch recht heavy zu Werk. Schon zu Beginn geht es bei "Burning The Candle" druckvoll und satt los. Auch das darauf folgende "Jaded" überzeugt durch seine stampfende Härte. Diese Pace ziehen sie auch bis zum Schluss durch. Für kurze Verschnaufpausen sorgen daneben auch einige Mid Tempo-Songs wie beispielsweise "A Different Fate", bei der Fofi ihre stimmliche Bandbreite ausleben kann und darf. Natürlich erfinden 4Bitten nichts Neues, aber das muss auch nicht immer das Ziel sein. Jeder, der das Debütalbum schon mochte und sowieso Bock auf toughen Female-Rock hat, kann blind zugreifen.
Timo K.  

Punkte:
7.5 von 10
RITUALS OF THE OAK – Come Taste The Doom
Eyes Like Snow
Australischer Doom Rock der momentan angesagten Marke? Nun ja, es gibt nix, was es nicht gibt. Die Jungs und die Dame am Mikro fabrizieren Verderbnis-Metall wie zur Zeit The Devil’s Blood, Jex Thoth, Ghost und Konsorten, parken eine relativ gut singende Lady vor dem Mikro und geben sich endlosen Zeitlupen-Ritualen hin, die allesamt stark angestaubt daherkommen und auch so klingen, nicht unprofessionell, sondern eben auf authentisch getrimmt. Macht sich gut und verbreitet eine ordentliche Stimmung, um nicht nur dem Gehörnten zu huldigen – äh Moment mal, das machen die Aussies hier ja gar nicht. Pluspunkt! Und was für einer! Während soundtechnisch verwandte Truppen sich gerne ach so okkult geben, verlegen sich Rituals Of The Oak eher dem Düsteren, dem Unbekannten. Es schwingt auch eine gewisse Sehnsucht nach ebenjenem in den Texten mit, nur leider ist die Stimme der guten Frau nicht so variabel, es wäre dem Gesamtergebnis zuträglicher, wenn da mehr Emotionen in der Stimme zu vernehmen wären – so wirkt alles leider ein wenig eintönig, was vielleicht auch gewollt ist, man weiss es nicht so genau. Macht auch nix, denn man sollte sich einfach dessen bewusst sein. Kurzum: Rituals Of The Oak stellen den erwachseneren Gegenpol zur doch eher kindisch anmutenden, sogenannten neuen Okkult Rock-Szene dar. Es bleibt die Hoffnung, dass hieraus doch noch etwas Brauchbares in diesem Sektor entsteht, denn man muss sich gegen eine stellenweise doch arg gehypte und plakative Konkurrenz behaupten.
Toby S.  

Punkte:
7.5 von 10
SVARTSYN – The True Legend (Re-Release)
Agonia Records
Zumindest der erste Song startet nicht schlecht, die Riffs sind eingängig und machen Laune. Der Sound ist stilecht rau und ungeschliffen, dennoch klingen die Gitarren ziemlich klar und druckvoll. Im Gegensatz zu ihrem aktuellsten Album glänzen die Songs somit durch den typischen Neunziger-Flair, wobei wohl nur die Stimme der Grund ist, warum die Band nicht schon bei der Erstveröffentlichung in der vordersten Liga mitgespielt hat. "Goulhounted Forest" beispielsweise punktet mit einem Riff, der an Satyricons "Mother North" herankommt. Dabei kommen rockige Parts früher Bathory oder Venom nicht zu kurz und lockern die eisige Atmosphäre immer mal wieder auf. Leider nerven die Vocals über die ganze Spielzeit hin dermassen, dass man kein Auge mehr zudrücken kann. Spannenderweise klingt das Album aber immer noch besser als die aktuelle Scheibe, schade, dass die Herren ihr Potential heute nicht mehr gleichermassen ausschöpfen.
Tristan   

Punkte: keine Wertung
TULSADOOM – Barbarian Steel
Nihilistic Empire
Macho-mässig meine Muskeln vor dem Spiegel anspannen ist meine Sache nicht und zwar nicht nur, weil ich davon nicht gerade viele habe. Doch während ich mir das urwüchsige Geriffe gebe, welches Tulsadoom uns mit ihrem Erstling "Barbarian Steel" um die Ohren hauen, dann krieg ich ehrlich gesagt Lust dazu. Riffgewordenes Testosteron ist das und schon beim Anfangssmasher "The Glory Of Thulsa Doom" glaube ich meinen Bizeps wachsen zu spüren. Ja, Tulsadoom klingen nach starken Männern. Nach haarigen starken Männern muss man präzisieren, denn nicht einem glatt geschliffenen True Metal hat sich der österreichische Fünfer verschrieben, sondern einem barbarischen Thrash Metal. Das erinnert hier und da an Exodus oder Sodom, dann wieder an besser gespielte Venom, nicht zuletzt wegen des knatternden Gekeifes von Fronter King Totolva. So schwingt man zu räudigen Up-Tempo-Attacken wie "Attack The God Of The Four Wings" oder "Doomrider Madness" die Kriegerkeule und reckt die Faust zu wilden Stampfern wie "Barbarian Beer Attack", "Barbarian Bitchfuck" oder "Virgin Penetrator". Und bei aller Rohheit, welche die wuchtige Produktion von Andy Classen (Tankard, Disbelief, Asphix, Legion Of The Damned u.a.) perfekt zur Geltung bringt: Tulsadoom wissen, was sie machen, geben sich technisch ebenso wenig Blösse wie in Sachen Songwritting. Tiefgang sucht man auf "Barbarian Steel" natürlich vergebens, genauso wie Innovation, doch das hatte "Conan der Barbar", der Arnie-Kultfilm von 1982, an welchem man sich lyrisch hin und wieder orientiert, auch nicht. Und trotzdem freut man sich irgendwie wieder, wenn er in der Glotze kommt, die eine oder andere unspektakuläre Szene, wie man sie auch bei Tulsadoom findet, hin oder her.
Kissi  

Punkte: 7.4 von 10
MY DYNAMITE - My Dynamite
Listenable Records/Irascible
Southern Rock mit sehr viel Seele und einem Schuss 70ies Rock schicken uns da die australischen Insulaner über den grossen Teich. Die Riffs und Licks kommen locker und sleazy aus dem Handgelenk, währenddem hier und da Piano, Keyboard, Gospelchor und Bluesharp für markante Akzente sorgen, My Dynamite frönen somit genau jenem Sound, der dereinst Bands wie The Black Crows, The Four Horsemen oder Little Caesar gross bis sehr gross gemacht hat. Das Ass im Ärmel dieser Band ist ganz klar Sänger Patrick Carmody, dessen bluesiges Organ perfekt zum locker-rockigen Sound passt und nicht selten an unantastbare Vocal-Götter der Marke Robert Plant oder John Waite erinnert. Serviert wird der vollmundig schmeckende und gleichzeitig sehr bekömmliche Silberling vorzugsweise bei schönem Grillwetter zu T-Bone-Steak, einer riesigen Schüssel Salat, Baked Potatoes und leckerer Roadhouse Hot & Spicy BBQ Sauce, wozu natürlich ein eiskaltes Budweiser nicht fehlen darf. Headbangen kann man zu den zehn Songs freilich nicht, aber fürs Relaxen in perfekter Rocker-Manier sind sie der perfekte Soundtrack, denn bei Southern Rock-Glanztaten wie "If We’re Livin'", "Raise Your Glasses" oder "Big Attraction" nickt und wippt man unweigerlich mit, ausser man ist tot. Für die Romantiker unter euch gibt es natürlich auch noch ein paar ruhigere Töne, und beim finalen "Fork In Your Tongue" wird mit Hilfe der Wandergitarre so viel würzige Landluft verbreitet, wie es die Originale aus dem Süden der USA nicht besser hinkriegen würden. Zeitloser Sound jenseits jeglicher Trends, altmodisch aber nicht altbacken, diese Scheibe hilft, graue, trübe Tage unbeschadet zu überstehen und sonnige Tage noch sonniger erscheinen zu lassen. Well done!
Mirko B. 
 

Punkte: 7.3 von 10
HYDROGYN – Private Sessions
Rapid Fire Entertainment
Diese Platte schreit geradezu PORNO! Schon nur der Name der Band hört sich irgendwie nach nackten Kurven an, wobei spätestens beim Albumtitel "Private Sessions" das Label "Parental Advisory" angebracht sein dürfte. Auch frühere erfolgreiche Alben sind eindeutig zweideutig: unter anderem haben "Bombshell" (2006), "Deadly Passions" (2008) und "Judgement" (2010) bereits einige Aufmerksamkeit auf Hydrogyn gezogen. Wer's immer noch nicht kapiert hat, braucht nur einen Blick aufs Cover-Artwork zu werfen. Davon gibt’s übrigens noch eine Version, bei der Hobby-Voyeure auch selbst mal einen Blick durchs Schlüsselloch werfen können... Wer auf schöne Frauen steht, ist mit Frontfrau Julie Westlake also gut versorgt. Doch die Dame kann sich nicht nur aufreizend räkeln, die kann auch singen! Typischer amerikanischer Melodic Hard Rock mit einer Prise Sexappeal und einigen schönen Melodien fügen sich zu einem ganz netten Album zusammen, das mein Blut allerdings nicht wirklich in Wallung bringt. Dafür ist das Songwriting einfach nicht ausgeklügelt genug, die Kompositionen sind eher flachbrüstig (um bei der Metapher zu bleiben) und überraschen nur gelegentlich mit vollen Kurven. Einer dieser eher prallen Songs ist "Forbidden Kind", und auch "Feeling" ist sehr eingängig. Auch eine emotionale Ballade schmiegt sich ins Konzept: "Roseline’s Song" ist der Tochter eines Fans gewidmet, der sehr jung verstarb. Alle Einkünfte der Akustikversion dieses Titels gehen übrigens an eine Stiftung, die für das vaterlose Baby gegründet wurde. Das Album kommt mitunter leider etwas poppig daher und Julie erinnert mitunter etwas an Shania Twain, wobei sie gerne einen auf rockige Sexbombe macht. Wer auf melodiösen Rock steht, ist mit dieser Platte bestens bedient. Wer typischen Female Fronted Metal erwartet, lässt besser die Finger davon.
Patricia
   
Punkte: 7.0 von 10
LES DISCRETS – Ariettes Oubliées
Prophecy Productions
Die Franzosen haben nun mit ihrem neuesten Album ihren zweiten Rundling am Start, welcher gleich mal mit reinen Instrumental-Nummern aufwartet. Sie spielen generell gesehen eine Art von Düster-Rock im Post Rock-Stil, sprich sehr viel Ambiente mit Soundteppichen, geflüsterten und sehr leise gesungenen Vocals, und auch wenn es ab und an ein wenig derber zur Sache geht, so bleibt man stimmtechnisch gesehen eher im Hintergrund – was auch dazu führt, dass keine rechte Spannung aufkommen will. Les Discrets machen ihre Sache sehr gut, aber man muss diese Art von Sound schon mögen, damit man diese Scheibe auch richtig zu würdigen weiss. Es dürfte doch wohl eher noch ein Nischenpublikum sein, das hier angesprochen wird, doch das wird mit einer wunderbaren Kreation auf hohem technischen Niveau bedient. Allen anderen, mich eingeschlossen, dürften diese Sound-Collagen auf die Dauer gesehen wohl oder übel zu langatmig und ohne wirklich ersichtliche Spannungskurven erscheinen. Für Kenner und Liebhaber.
Toby S.  

Punkte: 7.0 von 10
REZET - Civic Nightmares
Twilight/Non Stop Music
Ja Leute, Thrash-Metal ist aktuell trés chic. Die alten Helden geben wieder massenweise Konzerte und neuere Bands vesuchen, ins Fahrwasser dieses Trends zu gelangen. Rezet sind so eine Band, die noch ein Baujahr jüngeren Datums haben, sich aber voll und ganz dem Old-School-Thrash-Metal der 80er Jahre zuwenden. Da wird produktionstechnisch natürlich an die alten Zeiten erinnert und auch im Songwriting gibt man sich keine Blösse und powert voll drauf los. Jetzt gilt es natürlich, die Spreu von dem Weizen zu trennen; es können nicht alle authentisch rüberkommen und das fehlt mir hier ein wenig. Den einen oder anderen Hit und man wäre dabei, aber so ist Civic Nightmares eine gute Thrashplatte, die aber keinem weh tut. Schade!
Daniel J.
  
Punkte: 7.0 von 10
SYNASTHASIA – Style Collector
Sound Guerilla
Wer sich gleichzeitig Power Metal, Thrash Metal und Melodic Death Metal auf die Flagge schreibt, wird wahrscheinlich in seichteren In Flames-Wässerchen rumdümpeln und wieder mal typische Göteborger-Kost abliefern, dachte ich zunächst. Zu meiner positiven Überraschung musste ich aber sehr schnell feststellen, dass die fünf Duisburger, allesamt hervorragende Musiker, von denen es mir insbesondere Sänger Jochen Kinner schwer angetan hat, durchaus in der Lage sind, aus den Elementen der genannten Stile etwas Mitreissendes zusammenzuzimmern, wenn auch nicht unbedingt etwas Neues. Traditionalisten wird es jedenfalls freuen, dass auf Style Collector der Power Metal überwiegt, und Thrash - sowie Melodic Death Metal inklusive nicht zu derber Shouts aus dem Munde von Gitarrist Dennis Marschallik, wirklich nur schmückendes Beiwerk sind, die dem Ganzen einen dezenten modernen Touch geben. Naturgemäss ist das Ganze so wie es sich gehört vorwiegend im Uptempo gehalten, und so knallen virtuose Kracher wie "Awaking", "Cave Of The Deceased" oder das sehr schöne "Falling" amtlich rein, offenbaren aber gleichzeitig das einzige Manko auf der Scheibe: Der handwerklich sehr gute cleane Gesang ist fast konstant zweistimmig, was einerseits mit der Zeit ein gewisses Gefühl des "Etwas zu viel des Guten" aufkommen lässt und ihn andererseits auch einer gewissen Dynamik beraubt. Der gnadenlos nach vorne pumpende Bonustrack "The Ride" zeigt dagegen wieder, wie man sich stimmlich sehr gut in Szene setzen kann, ohne dass es gleich überladen klingt. Alles in allem ein tolles, sauber produziertes Album, das zwar keine Musikgeschichte schreiben wird, aber offenherzige Power Metal Fans aufhorchen lassen dürfte.
Mirko B.
  
Punkte: 7.0 von 10
OUTLOUD – More Catastrophe (EP)
AOR Heaven/Non Stop Music
Das griechisch-britisch-amerikanische Kollektiv Outlout kredenzt einen kleinen Überbrückungshappen, um die Wartezeit bis zum Nachfolger ihres 2011 erschienenen Zweitwerks "Love Catastrophe" etwas zu verkürzen. Den Titel dieser EP darf man auf keinen Fall programmatisch verstehen, denn die Band im Dunstkreis der hellenischen Götter Firewind beherrscht ihr Handwerk ganz ordentlich. Irgendwo zwischen melodischem Hard Rock und klassischem Heavy Metal angesiedelt, bietet uns die Band drei neue Tracks, die etwas käsige Weihnachtssingle "The Last Days Of December", eine Piano & Vocals-Version von "We Run", einem Song vom 2009er Debüt "We Rock You To Hell And Back Again", und eine Flamenco-Version des Stücks "Falling Rain", das man im Original auf "Love Catastrophe" findet. Da semiakustische Aufgüsse bereits erschienener Tracks nicht gerade mein Ding sind und ich zudem an einer ärztlich nachgewiesenen Weihnachtsallergie leide, habe ich mich eingehender mit den neuen Stücken beschäftigt, die Outloud von ihrer besten Seite zeigen. Im klassischen Maiden–Gallopp eröffnet "Saints On Fire" die Vorstellung schon mal ganz wertig, mit diesem Song haben Outloud klassischen Melodic Heavyrock direkt aus den Achtzigern ins Heute gebeamt. Danach folgt mit "Cross The Line" ein gradliniger, atmosphärischer Hardrocker, der aber in keiner Weise gegen den dritten Neuling "Mr. Long Gone" anstinken kann, denn hier lassen sie es endlich ordentlich krachen. Sollten diese drei Stücke die Marschrichtung des nächsten Albums andeuten, dann kann sich jeder Hard Rock/Classic Metal-Fan jetzt schon mal freuen, denn es kündigt sich klassische Achtziger Jahre Mucke in glasklarer, digitaler Soundqualität an, vorgetragen von erstklassigen Musikern und Songwritern. Der Appetizer hat seine Wirkung nicht verfehlt.
Mirko B.
  
Punkte:
keine Wertung
ASTRA -The Black Chord
Rise Above Records
Astra aus San Diego, Kalifornien, sind klar zuzuordnen und liefern keinen undefinierbaren Möchtegern-Kreativ-Rock. Hier schwelgt man in einem psychedelischen Potpourri aus 6 Titeln, die stark an den Progressive Rock der 70er Jahre erinnert. Der Gesang steht eher im Hintergrund und die instrumentalen Parts überwiegen hauptsächlich auf dem Album der Amerikaner. Auf Dauer wirkt das leider etwas anstrengend aufgrund des stellenweise zu experimentellen Umgangs mit Songstrukturen und unendlich wirkenden Gitarrensoli ("Cocon"). Mit dem Song "Drift" entspannt sich die Lage, und man hat wieder Zeit zum Durchatmen. Wer Yes oder King Crimson schätzt, sollte sich die 2. Veröffentlichung von Astra ruhig mal anhören.
Liane P.   

Punkte: 7.0 von 10
VINUM SABBATUM – Songs From The Convent
Northern Silence Productions
Es nimmt kein Ende. Wie (psychoaktive) Pilze schiessen die 70's-Bands derzeit aus dem Boden. Neustes Gewächs im okkulten Retro-Psychedelic-Doom-Rock-Wald: Vinum Sabbatum. Aus Schweden stammt der Fünfer, welcher dieser Tage seine Demo-EP "Songs From The Convent" über das Delikatessen-Label Eyes Like Snow neu herausbringt. Egal ob nun die fünf Ursprungstracks oder die zwei der Split-Scheibe mit den Briten Groan entnommenen Nummern: hier regiert der neblige Spirit der frühen 70er, auch in Sachen Produktion. Dröhnende Gitarren, leiernde Vocals, wabernde Keyboard-Teppiche ergeben authentischen Doom Rock à la Sabbath (natürlich), Witchfinder General oder Atomic Rooster. Dickflüssig schleppt sich das dramatische "Angel Of Mourning" mit Candlemass-Referenzen durch die Dämmerung, während man in "Demon Dance (Chorea Sancti Viti)" verhalten das Tempo steigert und in "Sinister Sister" bzw. "Ramblin' Dues" nicht nur wegen der etwas gar lauten Orgel Richtung Deep Purple winkt, einfach doomiger und auch, man muss es schreiben, deutlich weniger virtuos. Authentisch ist das allemal, doch einzig das Schauerstimmung verbreitende "Witch Woman" bleibt wirklich hängen und so werden es Vinum Sabbatum mit "Songs From The Convent" kaum schaffen, über Genre-Grenzen hinaus Interesse zu wecken. Dafür ist die Konkurrenz in der Szene momentan einfach zu gross und hochkarätig, auch wenn das klassische Psychedelic-Cover mit sexy Nonne, die ein Kruzifix ableckt, definitiv ein Hingucker ist.
Kissi   

Punkte: 7.0 von 10
DISGROOVE - Best Redresset
N-Gage Productions/Musikvertrieb

Es gabe eine Zeit, da war es extrem in, "Unplugged" zu sein, will heissen, die Strom-Gitarren auszustöpseln. Nirvana, Gotthard, Alice In Chains, um nur ein paar zu nennen, alle waren vom MTV-Boom, auf die Akustische Gitarre umzusatteln, angetan. Jetzt, nach drei regulären Alben haben, sich unsere Helden aus Basel auch für so eine Platte entschieden. Wieso sie das machen, wissen nur sie! Ehrlich gesagt, finde ich die Idee ein bisschen altbacken. Auch eine volle Scheibe mit akustischem Geklimper zu veröffentlichen, braucht ziemlich Mut. Wieso? Weil 13 Tracks durchzuhören ohne Strom-Gitarre ziemlich anstregend sind für mich. Produziert und gespielt ist die Mucke einwandfrei, da gibt es nichts zu bemängeln. "Seven Miles" gefällt mir gut, auch "Ready" ist anspruchsvoll dargeboten. Über Sinn und Zweck solcher "Zwischenscheiben" kann man lange diskutieren und man soll das auch, denn von solchen Diskusionen lebt die Musik. Wem ein akustisches Album gefällt, kann hier bedenkenlos zuschlagen. Ich bleibe bei meinen Strom-Gitarren...
Daniel J.    
Punkte: keine Wertung
WORDS OF FAREWELL – Immersion
AFM Records/Musikvertrieb
Wer sich gerne die Gehirnwindungen dezent verknoten lässt und mit Vorliebe in progressive Songstrukturen sowie Sphären voller virtuoser Melodien eintaucht, kann dies gerne durch Words Of Farewell bewerkstelligen lassen. Oder er wendet sich gleich den zahlreichen anderen Melodeath-Combos zu, die dieses etwas ins Wuchern geratene Pflänzchen schon viel länger kultivieren. Bei Words Of Farewell bin ich irgendwie hin- und hergerissen. Das Herz sagt wirklich ansprechende Mucke, erst recht für das Debüt einer relativ jungen deutschen Combo, währenddessen der Verstand einwendet, dass Genre-Urväter wie Dark Tranquillity und natürlich In Flames das alles in sehr ähnlicher Form schon mehrfach veröffentlicht haben. Da aber Musik in erster Linie ein emotionales Erlebnis ist, weise ich mal die Ratio in ihre Schranken, und gestehe den sechs Jungs wohlwollend ein, dass ihnen mit "Immersion" ein wirklich guter Einstand gelungen ist, gut weil vor allem sehr atmosphärisch. Wie es sich gehört wird wenig überraschend das bewährte Rezept "vertrackte Rhythmussektion trifft auf zwei sehr melodiöse Leadgitarristen, einen growlenden Brüllwürfel sowie einen sphärisch und songdienlich agierenden Keyboarder" bis zur letzten Konsequenz durchgezogen. Man hört Altbewährtes, Melodic Death Metal in Reinkultur mit vielen filigranen Melodien, welcher allerdings anspruchsvoll und originell genug ist, um niemals den Druck auf die Skip-Taste in Erwägung zu ziehen. Langweiler und überflüssige Füller sind keine vorhanden, wobei natürlich klar sein dürfte, dass der relativ hohe Prog-Anteil den Zugang zu den einzelnen Stücken auch nicht gerade vereinfacht, da sind mehrere Durchgänge und konzentriertes Lauschen angesagt. Aber hat man sich erst mal mit den Songs einigermassen vertraut gemacht, eröffnet sich einem ein interessantes, kurzweiliges Album, das beim Genrefan kaum Wünsche offen lassen dürfte.
Mirko B.
  
Punkte: 6.9 von 10
WODENSTHRONE – Curse
Candlelight Records/Irascible
Bereits beim zweiten Lied "Jormungandr" haben die Engländer einiges an Sympathie gewonnen. Nach anfänglichem Blastbeat und Wespengitarren baut sich (auch Dank sanft eingespieltem Keyboard) eine mystische Atmosphäre auf, welche sich nach der dritten Minute entfaltet und wächst, bis der Song nach sieben Minuten endet. Episch klingt auch "First Light", das neben hypnotischen Gitarren auch Vogelgezwitscher braucht, um die naturverbundene Atmosphäre zu untermalen. Diese erinnert an neuere Alcest, der melancholische Unterton lässt sich nicht verleugnen. Die Klangqualität ist dabei aber einiges ursprünglicher und wärmer, wodurch die Lieder auch ein Quäntchen Old School versprühen. Thematisch bewegen die Lieder sich im Genre des Pagan Metals, welche durch die Altenglische Sprache auch ziemlich authentisch wirken. Wer epischen Metal im Stile Helvetto, Darkest Aera, vielleicht sogar ein wenig Primordial mag, sollte definitiv mal ein Ohr riskieren.
Tristan   

Punkte: 6.7 von 10
AUGRIMMER – Nothing Ever Was
Northern Silence Productions
Laut Beipackzettel wollen die Deutschen mit ihrem neusten Album versuchen, eigenständiger und weniger nach 90er zu klingen. Passend zur momentanen Retrobewegung sozusagen. Und bereits beim ersten Durchhören fällt auf, dass sie im Vergleich zum Vorgänger tatsächlich weniger nach alten Darkthrone oder Setherial klingen. Vor allem die Leadgitarren und Soli fallen auf, was für Black Metal untypisch ist. Genauso scheint der Sänger Spass daran gefunden zu haben, die Stimme verschieden einzusetzen, was der Musik durchaus gut tut. Progressive Ansätze finden sich ebenfalls, "Heir Of The Black Flame" zum Beispiel hat einen sehr eigenständigen Einschlag. Der Sound selbst kommt einiges fülliger daher als noch bei "Frome Lone Winters Cold", was den moderneren Lieder ebenfalls nicht schadet. Ein wirklicher Hammer findet sich leider nicht, wobei ganz klar angemerkt werden muss, dass die Entwicklung in eine sehr angenehme Richtung verläuft. So haben sie es geschafft, eigenständiger zu werden und heben sich dadurch vom Durchschnitt ab.
Tristan   

Punkte: 6.7 von 10
VORKREIST – Sigil Whore Christ
Agonia Records
Wer sich ein wenig im westlichen Nachbarland auskennt, wird sicherlich schon das eine oder andere Mal über den Namen Vorkreist oder eines ihrer Alben gestolpert sein. Oder zumindest über Mitglieder davon, da diese nebenbei in Bands wie Glorior Belli, Merrimack, Corpus Christii, Hell Militia und anderen ihr Unwesen treiben. Die Herren verstehen also ihr Handwerk. Bereits beim Opener "De Imitatione Christi" (welch' wunderbare Blasphemie!) treffen druckvolle, kalte Gitarren auf wuchtiges Drumming, gewürzt mit sauber gemischten Vocals und sterilem Sound. Dadurch wirken die Songs nicht nur modern, sondern bringen gewisse progressive Ansätze auch besser zur Geltung. "Memento Mori" beispielsweise überrascht durch einen verstörenden, ruhigen Part mitten im Lied, welcher sich gekonnt über den Rest des Liedes legt. Die Geschindigkeit ist allerdings über die gesammten 47 Minuten eher hoch, wodurch das Album sehr aggressiv und nicht wirklich atmosphärisch wirkt. So erweckt "Sigil Whore Christ" eher den Anschein einer reinen, schwarzlackierten Stahlklinge als den eines grob geschmiedeten, rostigen Eisenhammers. So geschmeidig wie es ins Fleisch übergeht, so wenig hinterlässt es Spuren. Will heissen: packt beim nächsten Album mal zwei, drei richtig überzeugende, vernichtende, zerschmetternde Riffs mit drauf! Dann hört man sich das Album auch mehr als einmal an.
Tristan  

Punkte: 6.5 von 10
ZERO DEGREE - Surreal World
Massacre Records
/Musikvertrieb
Surreal World ist keine neue Scheibe in diesem Sinn, denn man hat in Eigenregie im Jahre 2010 das Teil an den Mann beziehungsweise an die Frau zu verscherbeln versucht. Dabei ist wohl die Plattenfirma Massacre Records hellhörig geworden und hat sich den Jungs aus Deutschland angenommen. Die 11 Tracks sind im Melodischem Death-Metal angesiedelt und erinnern sofort stark an die grossen und bekannten In Flames. Nicht dass man hier gnadenlos kopiert, aber die Riffs und Melodiebögen des Gesangs lassen immer wieder an die Schweden erinnern. Instrumental und Aufnahmetechnisch kann man sich nicht beklagen - wenn da nur die In Flames-Schlagseite nicht wäre, hätte "Surreal World" durchaus eine Chance. Wem das egal ist und auf geilen Schweden Melo Death steht, kann ja mal ins Werk hineinhören.
Daniel J.   

Punkte: 6.5 von 10
EXISTANCE - Existance
High Roller Records
Unglaublich, Existance ist nun schon die dritte Band diesen Monat, die sich musikalisch den 80ern verschrieben hat. Und wieder hat sich High Roller Records die Band geschnappt. Diesmal kommt die noch junge Band, 2008 gegründet, aus Fronkreisch in der Nähe von Paris, nämlich aus Clermont. Gegründet wurde die Metal-Combo von Sänger Gitarrist Julian Izard, seines Zeichen Sohn des Didier Izard, Sänger der Metalkapelle H-Bomb. Existance haben 2010 ihr erstes Demo aufgenommen und 2011 ihr selbstfinanziertes erstes Album, auf das dann eben High Roller Records aufmerksam geworden ist. Wie schon erwähnt, sind alle 8 Tracks im Heavy Metal der 80er angesiedelt. Ab und zu hört man schon Einflüsse von Maiden, besonders bei den Gitarren-Riffs. Es hat einige gute Ansätze bei den einzelnen Songs, aber im Ganzen muss ich sagen: Es bleibt beim Anhören nicht wirklich viel hängen, die Songs sind sich irgendwie zu ähnlich und der Gesang ist mir zu eintönig. 80er-Jahre-Sound war ja schon toll, aber es muss dann schon trotzdem noch genug Eigenständigkeit vorhanden sein. "Existance" ist beileibe kein schlechtes Album geworden, aber ich hätte mir bei den Franzosen etwas mehr Power im Gesang und etwas mehr Abwechslung bei den Songs gewünscht. Nur Retro ist halt nicht genug, der Rundling tut zwar nicht weh, reisst aber auch nicht vom Hocker.
Crazy Beat  

Punkte: 6.2 von 10
RUNNING WILD - Shadowmaker
Steamhammer/SPV
Eigentlich gibt es hier gleich zwei Dinge, die nicht sein können! Erstens die tatsächliche Rückkehr von Piraten-Rocker Rock'n'Rolf Kasparek und zweitens dass ich (ja ich!) nun die Rezi zur neuen Scheibe schreibe. Tja, erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Ersteres mutet jedoch schon etwas seltsam an, nachdem Running Wild 2009 den Abschied von der Szene mit einem letzten, grossen Auftritt in Wacken zelebriert haben. Damals liess der Chef folgendes Statement verlauten: "Nach nun mehr 30 Jahren Running Wild fühle ich, dass es Zeit ist die Flagge einzuholen, die Segel zu streichen und zu neuen Herausforderungen aufzubrechen." Und nun, knapp drei Jahre später, ist das alles wieder Schnee von gestern. Grundsätzlich ist daran ja nichts auszusetzen, aber das Ganze könnte man mit etwas Fantasie auch als marketingtechnisches Manöver deuten. Wie dem auch sei, die Ernsthaftigkeit dieses Unterfangens kann auf jeden Fall nur Herr Kasparek selber unter Beweis stellen. Dazu braucht es natürlich erst mal ein neues Album und das ist tatsächlich da! «Shadowmaker» ist Studio-Album Nummer 14 und trägt dabei einen Titel, der ein gewisses Risiko in sich birgt, sollte das neue Material nicht den Anforderungen genügen. Mit Schaudern erinnere ich mich noch an den grottenschlechten Vorgänger «Rogues En Vogue» (2005), den ich nur dank dem Wühlkorb-Preis in Form eines 5-Franken Stücks überhaupt wie beiläufig erworben hatte und inzwischen längst über eBay wieder habe verschwinden lassen. Somit bin ich bestens für die Gegenwart gerüstet und starte mal mein Promo-File. Der Opener «Piece Of The Action» überrascht sogleich mit einem viel homogeneren Sound als früher und trotz dem typischem Teutonen-Metal Stil rundet eine unerwartete Brigde den Song soweit angenehm ab. Bereits bei «Riding On The Tide» muss man jedoch Fan der Band sein, damit einem der zwar druckvolle, aber stets von einer lauten Snaredrum dominierte Klang nicht auf die Eier geht. «I Am Who I Am» beginnt derweil mit einem guten Anfangsriff mit UFO-Vibes, das dann aber bald ins altbekannte Rhythmus-Muster gezwängt wird, und es ist einfach wieder das total einfalls- wie seelenlose Dampfhammer-Drumming, das alles zukleistert. Darunter leiden diverse gute Ideen, die selbst mir munden würden, und darum werde ich mit «Shadowmaker» nach wie vor nicht zum Fan. «Into The Black» und auch der überlange Schlusssong «Darcula» hinterlassen immerhin den Eindruck, dass es auch anders gehen würde.
Rockslave
  
Punkte: 6.0 von 10
EYE BEYOND SIGHT - The Sun and the Flood
Massacre Records/Musikvertrieb
Metal aus der Slowakei bekommt man sonst nur zu hören, wenn zwei gepiercte Nippel im Puff zusammenknallen. Nun wird aber auch in Bratislava gerockt, und dies in Gestalt der Thrashcorer Eye Beyond Sight. Seit 2003 besteht die Truppe, und nach ihrem Erstling "Dies Ad Queim" im Jahre 2007 konnten sich Eye Beyond Sight in Ihrer Heimat festigen und sogar schon grosse Supportshows u.a. auch für Sepultura spielen. Nun will man sich mit "The Sun And The Flood" und Massacre Records im Rücken einem breiteren Publikum präsentieren. Und was man zu hören bekommt, ist durchaus ansprechend. In der aktuellen Thrashmania eingebettet, kriegt man hier zum Teil richtig guten Modern Thrash mit Retroeinflüssen eingebläut. Vorallem am Anfang des Albums sind die Einflüsse der Thrashurgesteine dezent rauszuhöhren. Und genau hier liegt das Problem. Das Album hört sich wie eine Timeline der Thrash-Dekaden an. Wo man am Anfang noch die guten alten Riffs und die treibenden Drums hört, wird man nach und nach in die Moderne versetzt, bis man anschliessend fast schon beim Metalcore angelangt ist. Ein breites Spektrum an Einflüssen mag ja schön und gut sein, aber die quasi chronologisch zu ordnen ist verstörend und unüblich.
Steve Butcher   

Punkte: 5.9 von 10
AURA NOIR - Out To Die
Indie Recordings/Irascible
Wer sich die Wartezeit bis zur nächsten Veröffentlichung der chaotischen Genre–Urväter aus Newcastle stilecht versüssen will (wer jetzt nicht auf Anhieb weiss, von welchem wüsten Trio die Rede ist, dem empfehle ich dringend, bei Professor Rockslave und Doktor Kissi ein Heavy Metal–Nachhilfeseminar zu absolvieren), kann sich getrost die fünfte Scheiblette aus dem Hause Aura Noir greifen. Zwar ist mir das dreiunddreissig-minütige Gerumpel persönlich etwas zu chaotisch und primitiv, aber dem Trio Aggressor (g/v), Apollyon (d/b/v) und Blasphemer (g) muss man neidlos zugestehen, dass sie absolut ehrlich, glaubwürdig und authentisch zu Werke gehen. Gemäss der geläufigen Black/Thrash–Tradition, der die drei Rabauken offensichtlich auf ewig treu bleiben werden, macht das "ugliest trio in the world" auf "Out To Die" genau das, was es seit seiner ersten, siebzehn Jahre zurückliegenden Veröffentlichung "Dreams Like Deserts" macht. Abseits jeglicher Innovation und Anbiederung an zeitgemässe Sounds drescht sich das pechschwarze Dreigestirn durch die akustische Botanik und rotzt auf sämtliche Finessen und künstlerische Ansprüche. Da wird Szene-Ikonen wie Venom, Kreator, Slayer und Celtic Frost gehuldigt, bis der Putz von den Wänden fällt. Die drei Schwarzheimer ziehen das Schreddern dem wohl zu sauberen Riffing vor, Gitarrensoli sind eher am Rande als solche wahrnehmbar, die Drums verharren im simplen aber effektiven Uffta-Uffta Pattern, während dem sich Aggressor und Apollyon die Vocals teilen, was auf diese Weise die gesamte stimmliche Bandbreite von "krass" über "krank" bis "pervers" abdeckt. Feingeister dürften spätestens jetzt resigniert haben, echte Maniacs haben hingegen wieder Blut geleckt. Anspieltipps: "The Grin From The Gallows”, "Abbaddon”, "Deathwish".
Mirko B.   

Punkte: 5.8 von 10
WRETCHED - Son Of Perdition
Victory Records
Nach einem Intro, das an den Vatikan erinnernde Kirchenmusik zum besten gibt, wirds dann auch ziemlich heftiger. Die fünf U.S. Boys aus Charlotte haben sich dem technischen Death-Metal mit Hardcore und Thrashschüben angenommen. Was mir in dem ganzen Soundgefüge auf den Wecker geht, sind die Vocals von Shouter Adam Cody. Es kann nicht sein, dass man sehr gute ausgekügelte Songstrukturen hat, aber nachher ein Geschrei daher kommt, das einem durch Mark und Bein geht. Ich habe auch Alben von Cynic und Atheist, aber bei denen ist das noch homogen. Sorry Leute, aber bei dem Gefrickel auch noch ein Gebrüll sondergleichen ertragen zu müssen, ist ziemlich anstregend. Wer auf Technischen Death-Metal steht, sollte mal ein Ohr voll nehmen, ich für mein Teil werde es sein lassen.
Daniel J.   

Punkte: 5.8 von 10
SEVEN ENDS - To The Worms
Massacre Records
/Musikvertrieb
Auch wenn die Holländer Seven Ends mit viel Vorschusslorbeeren in den Ring steigen (beim holländischen Metal Battle holten sie sich 2010 den Sieg und damit einen Auftritt am W:O:A, ausserdem angelten sie sich für "To The Worms" Andy Classen als Soundveredler), lässt es sich nicht leugnen, dass wir es trotzdem wieder nur mit einer weiteren Band zu tun haben, die auf der übersättigten Thrash Metal Spielwiese Fuss zu fassen versucht. Technisch gibt es beileibe nichts zu bemängeln, Hasenfick-Speedgranaten sind zuhauf vorzuweisen, und Nackenbrecher wie beispielsweise der Titelsong krachen ganz amtlich in den Gedärmen und hätten noch vor zehn Jahren ohne weiteres für Aufmerksamkeit gesorgt, zumal Herr Classen wieder mal eine vorzügliche Leistung erbracht hat. Aber mittlerweile gibt es genug Combos, die das gleiche Kraftfutter schon länger, origineller und einen Tick intensiver abliefern. Wer wirklich nicht genug von ewig gleich oder zumindest ähnlich klingenden Bands kriegen kann, wird mit "To The Worms" glücklich werden, wer hingegen der Meinung ist, ähnlich gelagerte Truppen wie Legion Of The Damned, oder Suicidal Angels hätten in diesem Bereich bereits alles gesagt, riskiert beim Kauf dieser Scheibe die Anschaffung eines weiteren Staubmagneten im CD-Regal. Nicht schlecht aber schon tausendmal gehört.
Mirko B.   

Punkte: 5.7 von 10
SAFETY FIRST GONZALES – Born To Fight
I Hate People Records
Die vier Westfalen-Jungs aus Minden zocken relativ gut erträglichen Streetpunk mit angenehm geringem Punk-für-Bubis-Anteil, was in erster Linie daran liegt, dass sie auf ihrem dritten Output noch mehr als sonst einen auf dicke-Hose-Rock machen. Natürlich plätschert gelegentlich die eine oder andere Kinderliedmelodie fröhlich aus den Boxen ("Born To Fight", "Until I Die"), aber dank der energievollen Umsetzung sowie der schon fast spürbaren scheiss drauf Attitüde, entgehen Safety First Gonzales auch hier dem klebrigen Happy Punk-Sumpf, wenn auch nur knapp. Ansonsten können kurz und knapp runtergerotzte Tracks wie "Mothers Cry", das überraschend abwechslungsreiche "Long Gone", "Make It Right" oder der Schweinerock-Kracher "The Road" durchaus überzeugen und dürften bei der sich ankündigenden Grillsaison 2012 zu fortgeschrittener Stunde und entsprechendem Alkoholpegel für ausgelassene Stimmung sorgen. Für vielseitige Rocker mit offenen Ohren spreche ich eine Hörprobe aus, Punks und affine Gesellen können bedenkenlos zugreifen.
Mirko B.   

Punkte: 5.7 von 10
NAGLFAR – Téras
Century Media/EMI
Lange Zeit war’s ruhig um das schwedische Totenschiff. Mit "Téras" setzt die verkleinerte Crew nun endlich wieder Segel und sticht Richtung Marduk und Dark Funeral in See. Damit ist eigentlich auch schon sehr viel erklärt: Der Schlagzeuger knüppelt sein Kit zusammen, während die Leute an den Saiten für die allseits bekannte Riffwand sorgen. Um der Langeweile entgegen zu wirken, zaubert man hie und da einen Marschrhythmus ("Pale Horse") oder eine scheue Melodie ("Come Perdition") aus dem Hut. Dabei klingen die Herren exakt, durchdacht und professionell. Da der grösste Teil der Spielzeit aber mit eher durchschnittlichen Riffs verschwendet wird, kämpft "Téras" immer wieder mit der Flaute. Soll heissen, die Scheibe rotiert die ganze Zeit, aber so wirklich packen kann nur ein einziger Song: "The Dying Flame Of Existance" ist das Glanzstück des Albums. Hier fahren die Nordmänner Chöre, melodische Riffs, abwechslungsweise stampfende und rasende Parts sowie gehörig Old School Vibe auf. Ob sich der Kauf für nur ein gutes Lied lohnt, sei dahingestellt. Um wirklich zu überzeugen, muss Naglfar aber noch einiges an Fahrt aufnehmen.
Tristan   

Punkte: 5.5 von 10
BLACK SPACE RIDERS – Light Is The New Black
Brainstorm Records
Joa doch, ganz nett, was da aus den Boxen dröhnt – Monster Magnet lassen als Hauptreferenz grüssen, und damit wäre eigentlich auch schon alles gesagt. Was, das geht so nicht? Einen richtigen Text mit Inhalt, Analyse und allem drum und dran, das wollen die Leser? Ok, na dann, ihr habt es so gewollt: Die Black Space Riders zelebrieren eine Art von abgedriftetem Rock, der auch einen Touch illegaler Substanzen enthält. Die Vocals sind ziemlich variabel, mal geflüstert, dann weinerlich gesungen, sachte geschrieen – während die Soundlandschaft alles unternimmt, damit der geneigte (und eventuell auch benebelte) Zuhörer in andere Sphären entschwebt. Damit dies nicht komplett geschieht und sich alles in Schall und Rauch auflöst (Wortwitz komm raus), wird doch ordentlich gerockt, aber nicht zu fest. Deswegen gibt es zwar einige Nummern, die zum Mitwippen einladen, aber nie zu fest drücken, als dass man sich den hypnotisierenden musikalischen Klängen entziehen und sich das Denkzentrum freibangen könnte. Wenn man sich all dem bewusst ist und dennoch mehr erfahren möchte, kann man sich die zweite Scheibe der Schwarzraumreiter praktisch bedenkenlos reinziehen. Ansonsten wird die Chose sehr wahrscheinlich ein einmaliger Trip werden.
Toby S.   

Punkte: 5.5 von 10
TYKETTO - Dig In Deep
Frontiers Records/Musikvertrieb
Kenner dieser Band denken nun sicher gleich an den grössten Hit der New Yorker, nämlich "Forever Young" von ihrem 1991er-Album "Don't Come Easy". Tyketto gehören zu jenen Bands, die kurz vor dem grossen Durchbruch standen und dann in der kommenden Grunge-Welle ersoffen. Sänger Danny Vaughn verliess die Band schon bald aufgrund familiärer Umtände und wurde von Steve Augeri ersetzt, der dann wiederum bei den famosen Journey einstieg. Die folgenden zwei Alben wurden ziemliche Flops, zumindest im Vergleich zum Debüt. 2004 raufte sich das originale Line Up nochmals für eine Tour zusammen, die drei Jahre später stattfand. Danach wollte man eigentlich nie mehr unter dem Namen Tyketto etwas machen, doch man spielte weiterhin fröhlich auf Festivals und wusste das Publikum dabei durchaus zu begeistern. Nun lassen Tyketto "Dig In Deep" auf die Menschheit los, was natürlich für gewisse Erwartungen sorgt. Einige Songs sind auch ganz nett geworden, doch das meiste klingt einfach nur nach einer Art modernem Bon Jovi im Plüschmantel. Soft und ohne besondere Würze steht mindestens die Hälfte der Tracks da und vermag dabei keine Jubelschreie oder sogar Griffe zur Repeat-Taste zu provozieren. Schade um die paar Songs, die ganz gut geworden sind!
Maiya R.B.   

Punkte: 5.4 von 10
DOROTA MALEK – Dayphobia
Noisehead Records
Die ursprünglich aus Polen stammende Sängerin, die mittlerweile ihre Zelte in Österreich aufgeschlagen hat, präsentiert mit "Dayphobia" ihr erstes grösseres Soloprojekt. Von 2003-2006 war sie Sängerin der Band Alice und nahm 2009 den Track "Noora" mit der finnisch/holländischen Band Tornado auf, der es in leicht abgewandelter Form auch auf "Dayphobia" geschafft hat. Unterstützung für ihr erstes, knapp 30 Minuten langes Album erhielt sie von Lars Rettkowitz von Freedom Call und Dave Freakazoid. Vom Stil her pendelt sie irgendwo zwischen Rock mit poppigen Einlagen und den leicht amelodischen eigensinnigen Kreationen von Björk. Die Stimme ist eher ungewöhnlich und sicherlich auch Geschmackssache. Meinen trifft sie leider nicht. Allerdings ist sie auch unverkennbar und genau da liegt ihr Vorteil. Man wird sie vielleicht bald im Radio hören, denn einige der eingängigeren Songs wie "Dead Bird" sind durchaus radiotauglich und könnten Dorota Malek zum Durchbruch führen. Oder sie erleidet Schiffbruch.... Vor dem Kauf also unbedingt erst reinhören!
Patricia  

Punkte: 5.2 von 10
EKLIPSE – A Night In Strings
Green Entertainment
Da gibt es eigentlich nur einen Satz, der diese Band besonders genau beschreibt: Apocalyptica on High Heels! Eklipse ist ein klassisches Streichquartett, hat jedoch mit Metal nichts am Hut. Vier junge Damen mit aussergewöhnlicher Ausstrahlung. Der Kleidungsstil erinnert an eine Mischung aus Marilyn Manson und Dita van Teese – visuell sehr ansprechend. Musikalisch leider eher nicht so ganz interessant, denn die Damen kopieren ihr Vorbild (ich gehe davon aus) Apocalyptica, in dem sie Pop/Rock-Songs mit Streichinstrumenten wie Cello, Violine und Geige nachspielen. Eine eigene Handschrift kann ich leider nicht erkennen. Ebenfalls sind alle Stücke instrumental eingespielt und beinhalten Songs von Hurts ("Wonderful Life"), Linkin Park ("In The End") oder Coldplay ("Clocks"). Hoffen wir, dass sie auch den gleichen Weg beschreiten werden wie Apocalyptica, die mit Hilfe von eigenen Songs und diversen Gastsängern mit der Zeit immer spannender geworden sind. Ob sich Eklipse live (im Vorprogramm von Nightwish) beweisen können, werde ich am 24. April im Hallenstadion Zürich dann sehen.
Liane P.  

Punkte: 5.0 von 10
LAST KINGDOM – Chronics Of The North
Limb Music
Die schwedischen Last Kingdom befindet sich in einem Dilemma: Kompositorische Klasse trifft hier auf einen unterdurchschnittlichen Sänger, der zwar den Anspruch hat, episch zu klingen, dabei aber nicht wohliges, sondern angewidertes Schauern auslöst. Der Power-Metal dröhnt schnell und wirklich kraftvoll aus den Boxen. Er wird da hymnisch, wo er es sein muss und macht keine langen Umwege. Songs wie "Silver Moon", "Fate" und der Titeltrack gehören definitiv zum besten Viertel, was von diesem Musikstil aus Schweden kommt. Und bei "Lost" haben die drei Jungs sogar eine leicht an Filmmusik erinnernde Nummer ausgepackt. Diese ganze Klasse wird aber durch den Gesang zunichte gemacht. Mal phrasiert er mit "haha" oder "li-i-ier" oder trifft gar die Töne nicht. Gerne würde ich deshalb das Album nochmals hören. Bis dann müsste allerdings in Gesangsstunden investiert oder der besagte Shouter ausgewechselt werden. Bei einem neu gekauften Auto würde man das als Kinderkrankheit bezeichnen und es reparieren lassen. Bei Metal Factory machen wir das ähnlich und schicken das Album mit den besten Empfehlungen zur Überarbeitung an den Absender zurück.
Roger W.   

Punkte: 5.0 von 10
EMMURE - Speaker Of The Dead
Victory Records
Wenn man 15 Songs in 38 Minuten in den Gehöhrgang gesetzt bekommt, und es totztdem kein Grindcore ist, dann muss es NYCHC von Emmure sein. Ich fand Emmure immer nice to hear und freute mich mal wieder auf eine fette in your face party. Doch leider steigt mit hoher Erwartungshaltung auch die Möglichkeit, entäuscht zu werden. Emmur haben auf "Speaker Of The Dead" einen Gang höher geschaltet, kommen vermeindlich brachialer und frischer daher. Doch als überzeugter gelegenheits Emmurer bin ich mir anderes gewohnt, klar, schon das letzte Album war eine Entäuschung, geprägt von Ideenlosigkeit und Eintönigkeit. Aber immerhin war man sich treu geblieben. Nun wird die Ideenlosigkeit noch mit einer Mogelpackung von stinkender neu erblühter Frische verkauft. Einzig mit dem Stück "Demons Of Ryu" überkommt einen die wohlige Wärme von früher, vielleicht war's aber auch nur der Schnaps.
Steve Butcher  

Punkte: 4.3 von 10
JUDAS PRIEST - Der stählerne Weg von Judas Priest (Hörbuch)
Rockhörbuch
Mein erster Ansatz war sogleich: Wer braucht sowas und zu welcher Gelegenheit zieht man sich sowas rein?! Dazu kommt noch die Frage was denn folgt, wenn man es einmal fertig gebracht hat, das Ganze, also die zweieinhalb Stunden durch zu hören. Hörbücher gibt es ja nicht erst seit gestern, aber ich habe bislang überhaupt keinen Bezug dazu gefunden. Im Zeitalter der mittlerweile stark verbreiteten Tablets hat das interaktive Lesen von Informationen und Buchinhalten allgemein einen neuen Anstrich erhalten. Ob sich hier aber Hörbücher als wirklich gleichwertig bezeichnen lassen können, wage ich zu bezweifeln. Was zum Beispiel bei der eigenhändig vorgetragenen Lebensgeschichte von Porno-Ikone Gina Wild noch einen gewissen "Reiz" verströmt, verkommt anderweitig wie hier ziemlich schnell zu einem total langweiligen Monolog. Natürlich erfährt hier der geneigte Fan (ob jung oder alt) bei «Der stählerne Weg von Judas Priest» einiges von, respektive über seine(r) Lieblingsband, aber wenn man hier mal beginnt, sich die unendlich monotone und völlig blutleere Stimme vom unbekannten Sprecher rein zu ziehen, schläft man eher ein als noch mehr hören zu wollen. Da schaue ich mir viel lieber eine gut recherchierte TV-Doku an, die, angereichert mit dem Wichtigsten, nämlich der Musik, viel mehr her gibt als so ein dröges Hörbuch. Dieses Geld kann man sich glatt sparen und investiert es lieber in eine neue CD oder krallt sich noch besser eine schön aufgemachte und gut klingende Schallplatte!
Rockslave

Punkte: keine Wertung
HUDSON FALCONS – Sleep, Drive, Rock'n'Roll, Repeat
I Hate People Records
Die Hudson Falcons sind eine Punkband. Da gibt es nichts dran auszusetzen, das gefällt einem oder nicht. Warum zur Hölle sich die Plattenfirma dann anstrengt, diesem Quartett Einflüsse von Bruce Springsteen (ok, "Lonely Girl" vielleicht), von Americana ("Going Back to South Texas") und Southern Rock (am ehesten während "Jersey Streets") anzudichten, das bleibt mir ein Rätsel. Genauso, weshalb jemand auf die Idee kommt, von dieser Truppe ein Best-of zu veröffentlichen. Lärmig produziert reiht sich hier eine mal eingängigere ("I Just Want to Dance"), meist aber unspektakuläre Rotznummer an die nächste. Das kann man sich geben, wenn man will, muss man aber nicht. Nicht einmal als Punker, denn da greift man lieber auf alte Werte wie die Ramones, Bad Religion oder auch auf Social Distortion zurück. Überflüssige Scheibe einer Band, welche mir bis dato noch nicht bekannt war, was ruhig auch so hätte bleiben können. "Sleep, Drive, Rock'n'Roll und Wegschmeissen" hätte als Titel besser gepasst.
Kissi
  
Punkte: keine Wertung
VOICE OF RUIN - Voice of Ruin
Heimathome Records
Der HC Thrash Hybrid aus der Schweiz reisst, trotz meiner Alpensympathie, leider niemanden vom Hocker. Vielleicht liegt es an der unterirdischen Produktion, aber hier vermisst man alles was man aus unserem Schoggiland erwarten könnte; Spiel, Spass und Spannung. Ideenlose Moshparts verbinden sich mit einem eher zu Postcore passenden Sänger und gipfeln in uninspirierten möchtegern-Melodien. Trotz aller Kritk ist der Truppe zumindest das geniale Drumming zuzuschreiben.
Steve Butcher
Punkte: 3.5 von 10
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