CD-Reviews August 2013
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
FLESHGOD APPOCALYPSE – Labyrinth
Nuclear Blast/Warner

Symphonie trifft auf Metal. So könnte man die Musik der Italiener rund um Fleshgod Appocalype zusammenfassen. Dabei weisen die Jungs in der Wahl ihrer Lieder mehr Geschmack als bei der Wahl des Bandnamens. Mir fallen Vergleiche schwer, die Italiener sind einzigartig, ihr Sound ist einzigartig. Sie hören sich in etwa so an wie Dream Theater für Melodic Death Metal und überzeugen vor allem technisch. Hochstehende, melodische Riffs, mit klassischer Musik unterlegte Intros und viel Power sind ihr Markenzeichen. Das Album startet mit „Kingborn“. Schnell verliert man sich in ein schier unendliches Labyrinth an feinst erarbeitetem Metal, das sich immer weiter verwinkelt und unterschiedlichste Facetten des Genres aufzeigt. Das Album ist in sich konsistent, es wird zwar viel herumexperimentiert, aber Fleshgod Appocalypse hat seinen eigenen unnachahmlichen Stil. Diesen kann man sofort wiedererkennen und wenn man sich frühere Alben anhört, merkt man, dass sich die Jungs selbst treu bleiben. Wie bereits erwähnt, „Labyrint“ trägt seinen Namen zu Recht. Man verliert sich in den 50 Minuten, die die Scheibe andauert und wacht dann nach dem titelgebenden Lied geläutert wieder auf. Dieses Album ist vor allem für Technik-Freaks ein Muss, sicher zum Empfehlen für all jene, die etwas mit melodischem Death-Metal anfangen können und für alle anderen sicher wert, reinzuhören. Dabei kann man auch gleich den eigenen Metalhorizont erweitern. Die Jungs gelten immer noch als Geheimtipp, sind aber in Italien längst schon im Metal-Mainstream angekommen, zu Recht. Viel Spass beim Reinhören der CD.
Michel A.    
Punkte: 10 von 10
SINISTER REALM – World Of Evil
Shadow Kingdom Records
Achtung! Ich muss mich echt zurückhalten, damit ich nicht in eine zu grosse Lobhuldigung verfalle. Aber was die Amis von Sinister Realm auf ihrem dritten Streich darbieten ist eine absolute Offenbarung in Sachen US-Power Metal. Auch wenn sich das Quintett sehr gerne in der Nähe von Ozzy und Black Sabbath (zu Dio-Zeiten) sieht, so gehören die Jungs doch eigentlich eher in die Ecke von Iron Maiden, Judas Priest, Steel Prophet, Riot, Crimson Glory und Eidolon. Herausragend ist neben der kraftvollen Stimme von Alex Kristof auch die Gitarrenarbeit des Duos John Risko und John Kantner. Die Beiden ergänzen sich bestens mit geilen Riffs und perfekten Soli, welche den Tracks das gewisse Etwas verleihen. Zudem singt Alex! Das heisst, er schreit sich nicht die Seele aus dem Leib, sondern singt kraftvoll und niemals hört es sich an, als würde im die Puste ausgehen. Er ist immer Herr seiner Stimmbänder und weiss den Lieder so das zu geben, was sie benötigen. Hört euch am besten die beiden Songs «Dark Angel Of Fate» und «World Of Evil» an. Dann wisst ihr, welche Soundbreite der Fünfer abdeckt. Als Anspieltipps empfehle ich euch ausserdem «Bell Strikes Fear» und den Überhit «Cyber Villain». Mit seinen sieben Minuten klingt «The Ghost Of Nevermore» nie langweilig, sondern wird durch die Rhythmus- und Gitarrenarbeit immer interessant gehalten. Mit dem Intro «The Forest Of Souls» und dem nachfolgenden fast neun Minuten langen «Four Black Witches» haben sich Sinister Realm ihr eigenes Denkmal gesetzt. Alleine der Mittelteil mit dem Steve Harris-Gedenk-Basssolo von John Gaffney... Göttlich! Auch wenn die Scheibe bloss acht Songs beinhaltet, «World Of Evil» muss man gehört haben. Hier stimmt alles! Die Tracks genauso wie das Outfit der Jungs, denen man abnimmt, dass sie für den reinen Metal leben. Früher hat die dritte Scheibe über das Sein einer Band entschieden und wäre dies heute noch so, würde Sinister Realm eine glorreiche Zukunft bevor stehen. Mehr Metal, mehr Reinheit oder mehr Authentizität - das geht nicht. Sollen Sabaton die neuen Helden im Heavy-Metal sein? NEIN. Sinister Realm gehört die Zukunft!!!
Tinu

Punkte: 10 von 10
LINGUA MORTIS ORCHESTRA FEAT. RAGE
Nuclear Blast/Warner
Die Heavy Metaller Rage veröffentlichen schon wieder ein Hammer-Album! Ging der Vorgänger „21“ in eine deutlich härtere Richtung, erfährt hier das Orchester-Projekt seine Fortsetzung und vereint erneut treibenden Heavy Metal mit Klassik. Wir erinnern uns: 1996 kreierte Rage-Frontmann Peavy Wagner mit seiner damaligen Truppe seinen erster Klassik-Metal-Schmelztiegel namens Lingua Mortis. Es folgten mit „XIII“ und „Ghost“ zwei weitere Alben mit ähnlichem Konzept, bevor ab „Welcome To The Other Side“ wieder das Trio bestehend aus Gesang und Bass (Peavy Wagner), Gitarre (Victor Smolski) und Schlagzeug (Mike Terrana, seit ein paar Jahren André Hilgers) für die nötige Härte sorgten. Lieder mit Orchester fanden aber trotzdem immer wieder Einzug in die Alben, deren Höhepunkte wohl die „Suite Lingua Mortis“ von „Speak Of The Dead“ (2006) und „Empty Hollow“ von „Strings To A Web“ (2010) sind. Anno 2013 haben sich Rage nun entschieden das Orchester-Projekt von Rage namentlich zu trennen, weshalb hier das „Lingua Mortis Orchestra“ vorangestellt wird. Das neue Album ist also seit „Ghost“ das erste Album, welches komplett mit Orchester aufgenommen wurde. Und es hat es in sich! Erneut bildet das Trio eine perfekte Einheit mit dem Orchester. Rage wären aber nicht Rage, würden sie die Musik nicht mit einer packenden Geschichte verbinden. Diese basiert dieses Mal auf einer Hexenverfolgung in der deutschen Stadt Gelnhausen, welche um 1599 stattfand. Damit Peavy nicht als Hexe singen muss, engagierte die Band zwei Sängerinnen. Von diesen darf eine bei der musical-artigen Ballade „Lament“ besonders glänzen. Dieser ruhige Song dürfte die Fangemeinde aufgrund des leichten Kitschfaktors spalten. Er macht aber im Albumkontext durchaus Sinn, zumal Rage den Härtegrad ansonsten trotz Orchester ziemlich hoch halten. Höhepunkt des Albums ist das 10-minütige „Cleansed By Fire“. Hier werden sämtliche Register von laut bis leise, progressiv bis einfach gezogen. Dem steht „Scapegoat“ nur wenig nach. Denn die hier gespielten, an Industrial Metal erinnernden Riffs, enden in einer Hymne, bei welcher Avantasia-Mastermind Tobias Sammet wohl vor Neid erblassen wird. Generell: Vergesst das ganze Metal-Opera-Zeugs. Die wahren Herrscher in diesem Genre sind schlicht Rage! Auf Lingua Mortis Orchestra ist also alles perfekt? Fast. Denn gegen Ende des Albums vermisse ich eine weitere Steigerung. Da es scheint, dass alles relevante bereits vorher gespielt wurde. Dazu kommt mit „Straight To Hell“ vom „Welcome To The Other Side“-Album ein Bonustrack, welcher in meinen Ohren einfach kein Orchester-Song ist. Deutlich mehr Sinn macht da „One More Time“ von demselben Album, da er im Original bereits mit Keyboards unterlegt war. Lange Rede, kurzer Sinn: Rage zeigen erneut, dass sie eine der kreativsten und innovativsten Bands sind. Hoffen wir, dass diese Botschaft auch in der Szene ankommt!
Roger W.

Punkte: 9.5 von 10
REVOCATION - Revocation
Relapse Records/Non Stop Music
Mit diesem ultra-geilen Cover und dem kryptischen Albumtitel haben die Jungs von Revocation bei mir schon vor dem ersten Hördurchgang gewaltig Pluspunkte gesammelt. Minuspunkte gibt's aber auch gleich und zwar fürs fehlende Info-Blatt - wobei man das aber gerne aufs Label schieben kann. Da die Amis aber keine Neulinge und keine Unbekannten sind, gestaltet sich die Suche nach Informationen recht unproblematisch. S/T ist das vierte Full Length-Album des Quartetts aus Massachusettes, das seit 2006 aktiv ist und meiner Meinung nach vollkommen zu unrecht trotzdem noch einen unangemessen geringen Bekanntheitsgrad hat. Kaum eine Band bekommt die Symbiose von Thrash und Death so gut hin. Diese Scheibe vereint die Aggression und den Speed giftiger Thrash-Riffs mit der Schwere von Death Metal, bringt sogar akustische Gitarren und andere fremde Elemente total harmonisch mit ein. Hier gibt's richtig niveauvoll und gekonnt auf die Fresse. Das Ganze ist mit einer Produktion voller Tiefe veredelt - einzig die Stimme hätte ein wenig mehr Lautstärke verdient. Unbedingte Empfehlung für Deather und Thrasher, hier kommen beide voll auf ihre Kosten.
Lucie W.

Punkte: 9.5 von 10
CHIMAIRA – Crown of Phantoms
Long Branch Records/Musikvertrieb
Chimaira ist eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Metal Bands der letzten Jahre. Bereits seit mehr als 10 Jahren setzen sie Trends und touren erfolgreich durch die Welt. Ihr unnachahmlicher Stil, eine „Schimäre“ zwischen den Lieblingsstilrichtungen des Sängers und der Band hat sofortigen Wiedererkennungswert und trotzt erfolgreich allen Bemühungen, sich Mainstream-Richtungen anzupassen. Die Band hat 2013 eine massive „crowd-funding“ Kampagne gestartet, in der die Fans aufgefordert werden, ein Fan-Edition Album, sowie auch Musikvideos zu von Fans suggerierten Themen und Inhalten zu unterstützen. Leider hat die Band seit dem letzten Album einen kompletten Wechsel im Line-up hinter sich und hört sich deswegen etwas inkonsistent an. Das Album beginnt mit „The Machine“. Ein epischer, starker Einstieg, voller satten Gitarren, Mark Hunter, dem Sänger in Hochform und ganz, ganz viel Wut und Metal. Sofort stellt sich das Gefühl ein, auf vertrautem Boden gelangt zu sein und überlässt Hunter getrost für das musikalische Wohl zu sorgen. Weiter geht das Album „No Mercy“ das schleppend und brachial rüberkommt. Chimaira bringt auch ein paar ruhigere Lieder und setzt auch gelassene Akzente. Trotz Besetzungswechseln und vielen Änderungen im Aufbau der Band ist die notwendige Homogenität – Voraussetzung für jede erfolgreiche Band- in den Songs zu hören. Ein Wermutstropfen bleibt, es ist kein „Impossibility of Reason“ und auch kein „Beast“. So vermag das neue Album nicht mit der Genialität früherer Alben mithalten und kommt daher klassischer, kompakter, aber auch repetitiver und nicht zuletzt, auch eine Spur gesetzter daher. Fans werden aber auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, aber auch Quereinsteiger und altgediente Metaller. HIER geht’s zum brandneuen Video für den Song „No Mercy“. Viel Spass!
Michel A.   

Punkte: 9.5 von 10
UNTIL RAIN - Anthem To Creation
Escape Music/Non Stop Music
Die griechische Prog Metal-Band um Sänger Yannis Papadopoulos fährt hier ein fettes Prog Metal-Gewitter auf. Elf tolle Songs mit viel Abwechslung, das von mit Doublebass-Attacken gestählten Tracks bis hin zu atmosphärischen und sehr melodiösen Songs alles abdeckt, was das Prog Metal-Herz begehrt. Mich erinnern die Griechen öfters an Kamelot mit Roy Kahn, vor allem bei den atmosphärischen Songs. Hier wird wirklich hervorragend gesungen. Immer versucht Yannis dem Song zu geben, was er braucht und das gelingt ihm hier zu 100 Prozent. Nie kommt Langeweile oder Gefrickel auf, es steht immer der Song als Ganzes im Vordergrund. Gezockt wird wie gewohnt bei Proggies auf sehr hohem Niveau. Mir gefallen vor allem die zum Teil trotz musikalischer Härte, gefühlvollen Gesangsmelodien, es zeigt sich hier mal wieder das das wichtigste an einem Song der Gesang ist und wenn das wie hier auf "Anthem To Creation" stimmt und dann auch noch mit den Instrumenten harmoniert, ein gossartiges Werk entstehen kann, genau wie wir es hier vorfinden. Es ist im momentan überfluteten Prog Metal Markt eh schon schwer sich noch von der ganzen Flut abzuheben, aber Until Rain schaffen mit ihrem starken Rundling das Kunststück. Gratulation an die griechische Prog Formation für dieses fantastisches Album.
Crazy Beat

Punkte: 9.4 von 10
JAMES LA BRIE - Impermanent Resonance
InsideOut Music/EMI
Ich behaupte mal vorweg, dass Impermanente Resonance - das fünfte Werk des sympathischen James La Brie - auch sein bestes geworden ist. Schon die fette Produktion bläst einem einfach weg und die Kombination von Härte, James einmaligem Gesang und den Growls von Drummer Peter Wildoer verfehlen ihre Wirkung auch nicht. Gerade der Opener "Agony" ist ein Song bei dem diese Kombination schon ihre volle Faszination entfaltet. Ich mag die Symbiose von knallharten Riffs gepaart mit etwas Prog und eben die tolle Stimme. Die einzelnen Songs werden mit zwischen 4 + 5 Minuten alle relativ kurz gehalten und es ist beeindruckend, was die Band alles in so kurze Songs packt. Durchwegs regieren die harten Gitarrenriffs und die präzisen Doublebass-Attacken. Das ganze Album versprüht eine Energie, die man in dieser Art von Musik selten hört. Nur selten drückt die Stammband des Ausnahmesängers durch. Das Ganze klingt wie auch der Vorgänger irgendwie schwedisch, leicht progressiv, aber der Härtegrad wurde etwas nach oben geschraubt. Songs wie das geniale "Say You`re Still Mine" haben es mir voll angetan und laufen auf Dauerrotation. Aber auch die anderen 11 Tracks machen nach einigen Durchläufen süchtig. James und seine klasse Band haben hier ein ganz besonders starkes Album vorgelegt, das sich nicht vor seiner Stammband zu verstecken braucht und zeigt, dass auch er imstande ist, grandiose Songs zu komponieren. Ganz klar beide Daumen hoch für James La Brie!
Crazy Beat

Punkte: 9.3 von 10
MASCHINE - Rubidium
InsideOut Music/EMI
Luke Machin ist kein unbekannter Musiker, hat er doch schon mit Andy Tillison bei The Tangent musiziert. Nun bringt Luke seine eigenen Ideen mit seinem Debüt-Werk Rubidium auf den Markt - und ich bin mehr als überrascht. So ein geiles Prog Rock-Album hätte ich nicht erwartet! Schon der 10-minütige Opener "The Fall" ist Prog in Reinkultur von höchster Qualität. Hier deckt Luke schon alle Elemente eines guten Progsongs ab, zum Beispiel ein unverschämt grandioses Gitarrensolo ab Minute 8 - wer da nicht abhebt, muss wohl taub sein. Der Song bleibt über die gesamte Laufzeit von 10 Minuten spannend und man verliert trotz der vielen musikalischen Spielereien nie die Sondstruktur aus den Augen. Die restlichen Songs sind aber nicht weniger genial. Sie rocken nämlich auf demselben hohen Niveau wie der Opener. Was der Drummer James Stuart hier zusammen zaubert ist auch unglaublich! Und so kommen die Lieder mal kraftvoll rockig, mal verträumt, mal symphonisch verspielt daher und Maschine bieten stilvollen, mitreissenden, höchst unterhaltsamen Progressive Rock. Ganz im modernen Klanggewand, das man aber doch eigentlich fast klassisch nennen möchte. Da sorgen dann Ausflüge in karibische Gefilde („Cubixtro“) oder in selten gehörte Funk-Prog-Welten („Chains“ - einer der Bonustracks) nur noch für zusätzliche Abwechslung. Das Ganze kommt mit einer beeindruckenden Leichtigkeit und Spielfreude daher, dass es einfach nur Spass macht, diesen hochwertigen Prog Rock-Rundling endlos im CD-Schacht drehen zu lassen. Wer auf Musik von The Tangent oder Kaipa steht, wird mit Rubidium seine wahre Freude haben und gnadenlos ins Prog-Universum davonschweben.
Crazy Beat
 
Punkte: 9.3 von 10
RISING STORM - Tempest
SAOL
Die Herren von Rising Storm präsentieren hier ein wirklich fettes Teil! Damit meine ich nicht nur das Material der Berliner, sondern auch die fette Produktion. Metal mit gelegentlichen Prog-Anleihen werden dem Zuhörer auf höchstem Niveau um die Ohren geblasen. Gut erkennbar ist dies schon beim instrumentalen Opener "Tempest", der schon mal den Ton angibt. Und genauso geht's dann auch weiter, sehr abwechslungsreich und kraftvoll. Schon von Anfang an können musikalische Vergleiche mit Rage und Iced Earth gezogen werden. Der kräftige Gesang von Karl Bornmann, der zugleich noch die Basssaiten zupft, unterstreicht diesen Eindruck noch. Die Musik der Berliner wirkt sehr lebendig und trotz vieler Tempowechsel eingängig. Dazu kommen noch tolle Chöre und starke Gesangslinien. Vor allem aber liebe ich die immer wieder auftauchenden, akzentuierten Doublebass-Attacken. Drummer Erik Haus glänzt hier wirklich mit einem vollen Brett ohne zu viel zu brettern. Man spielt hier genau das, was der einzelne Song braucht, und so wirken die Tracks nie überladen. Man fährt das volle Programm, von der akkustischen Gitarre bis zum brachialen Gitarrenriff. Ich liebe diese Dynamik, das ist doch genau das, was einen Song spannend macht. Rising Storm haben hier wirklich ein grandioses Debüt-Album abgeliefert. Hut ab!
Crazy Beat

Punkte: 9.1 von 10
ALPHA & OMEGA - No Rest, No Peace
Bridge 9
Frisch ihr zweites Studio-Album eröffnet und kein bisschen müde. So könnte man die Jungs rund um Alpha & Omega zusammenfassen. Hervorgegangen aus dem Hardcore-Schmelztiegel in Los Angeles haben es sich die Jungs zum Ziel gemacht qualitativ hochwertigen Sound zu produzieren. Auf „No Rest No Peace“ schaffen sie das auch. Es ist ansprechender, qualitativ hochstehender Moshpit-Sound der Mittelklasse. Sozusagen der Volkswagen des groovigen Hardcore. Wenn der Stil zu linear wird, setzt die Bands Tempowechsel ein. Wenn die Gitarren zu fest übertönen, werden kurze, harte Breakdowns eingesetzt und sobald die Stimme etwas zu lange shoutet, kommen instrumentale Parts zum Zuge, die das Lied aufbrechen und dynamischer machen. Was kann man mehr zu einer Band sagen, die es sich nicht zum Ziel gemacht hat, Mainstream zu werden, sondern ihre eigene Nische zu bedienen? Hut ab. Hut ab, dass eine Band sich bereits beim zweiten Album so gut anhören kann wie auf „Counterfeit“ oder „Lost My Way“ mit ihren stark groovigen Zwischenparts. Die Intros sind abwechslungsreich und machen Spass und die Band macht Druck. Kurzum, für jeden, der etwas für Hardcore übrig hat, sind die Jungs aus Kalifornien eine gute Wahl.
Michel A.

Punkte: 9.0 von 10
ADRENALINE 101 - Demons In The Closet
Fastball Music
Die vier Zürcher von Adrenaline 101 veröffentlichen nun nach dem vielbeachteten "Twelve Step Program" von 2010 ihr zweites Album "Demons In The Closet" und bringen damit den Streetrock der 90er wieder zurück. Adrenaline 101 sind eine Mischung aus H-Blockx, Rage Against The Machine und Such a Surge. Die Mischung aus harte Vocals, Sprechgesang, Scratches, harten Gitarren und ein bisschen Grunge-Spirit auf dieser Platte versetzt mich sofort zurück in meine Jugendjahre. Das Album ist optimal produziert, man hat hier den perfekten Zwischenweg zwischen hoher Qualität und Street- respektive Garage-Attitüde gefunden. Ob es nun an den verknüpften Erinnerungen oder einfach an der tollen Musik liegt, Adrenaline 101 sind mit ihrer frischen Art und der Eigenständigkeit, die sie trotz aller nicht von der Hand zu weisender Einflüsse besitzen, mein Soundtrack zum Sommer 2013.
Steve Butcher

Punkte: 9.0 von 10
REVAMP – Wild Card
Nuclear Blast/Warner
Jaja, die gute Frau Jansen: erst das Quittieren von After Forever, dann der Einstand mit ReVamp mit dem selbstbetitelten Debut, danach der (temporäre?) Einstieg bei Nightwish – man könnte meinen, dass es karrieremässig nicht mehr besser geht. Nun, das wird sich im Laufe der Zeit noch zeigen, aber immerhin hat man genug Zeit gefunden, den Nachfolger zu „ReVamp“ ins Trockene zu bringen. Und es ist so, dass „Wild Card“ mindestens so gut und vielseitig wie das Debut ist, ich persönlich bin sogar geneigt, zu behaupten, dass man nun eindeutig eine Schippe draufgelegt hat. Von was denn? Ganz einfach: von allem! Floor Jansen singt noch variabler als eh schon, steigert sich in opernhafte Höhen (ohne in Kitsch abzudriften, was sehr geschätzt wird), flüstert, schreit, stellenweise wird sogar gegrowlt (beispielsweise bei „Precibus“) - die Mischung macht’s! Die Instrumentalfraktion ist ebenfalls härter geworden, zeitweise wird sogar die Thrash-Keule ausgepackt, dann ist man wieder im Modern Metal angelangt, geht über in die symphonischen Gefilde und landet wiederum in gothischen Gewässern – zwischendurch mit kleinen Grusel-Elementen aus den Keys angereichert. Aber schreiben kann man viel, und Musik will erlebt, gefühlt, erforscht und einfach genossen werden – was bei ReVamp definitiv der Fall ist. Anchecken!
Toby S.   

Punkte: 9.0 von 10
MICHAEL MONROE – Horns And Halos
Spinefarm Records/Universal
Der Finne Michael Monroe ist definitiv eine der schillerndsten Figuren des Rock'N'Roll. Mit seiner Band Hanoi Rocks hat er Massstäbe gesetzt und wurde zur Legende. Die Truppe war der entscheidende Einfluss der Sleazy Szene der Achtziger. Vielleicht hätte es ohne Hanoi Rocks Bands wie Mötley Crüe oder Guns'N Roses in den bekannten Versionen nie gegeben. Doch auch die heimatliche Skandinavische Szene um Cluecifer, Hellacoptors oder Backyard Babies machen keinen Hehl aus ihren Hanoi Rocks Einflüssen. Seit dem (ersten) Ende der Formation 1984 beehrt uns Michael trotzdem regelmässig mit hochkarätigen Outputs. (Darunter sind auch Jerusalem Slim, Demolition 23 und Hanoi Rocks Reunion Scheiben). „Horns And Halos“ ist bereits der neunte Solostreich des Musikers. Nach dem letzten Album „Sensory Overdrive“, das 2011 erschien und für äusserst positive Resonanzen sorgen konnte, hätte man kaum noch eine Steigerung erwarten können. Doch genau dies ist Mr. Monroe gelungen. Praktisch ausnahmslos präsentiert der Mann Songs mit Ohrwurmfaktor. Ob High Energie Rock'N'Roll, Mid Tempo Knaller oder tiefgründige Balladen, Michael kennt alle Facetten des dreckigen, wilden Rock'N'Roll und weiss dies mit Charisma und Authentizität in Szene zu setzen. Nicht zuletzt haben aber auch seine Mitstreiter ihren Teil zum Gelingen von „Horns And Halos“ beigetragen. Mit Bassist Sami Yaffa (Hanoi Rocks, New York Dolls ) Gitarrist Steve Conte (New York Dolls), Drummer Karl Rosqvist (Danzig) und vor allem Dregen (Hellacopters, Backyard Babies) hat Michael eine hervorragende Band im Rücken. M. Monroe und seine Musik ist echt und ehrlich, und dies macht das Album zu einem Highlight.
Chris C.   

Punkte: 9.0 von 10
NIGHT DEMON – Night Demon (EP)
Shadow Kingdom Records
Ganz ehrlich! Die Plattenlabels sägen wirklich am eigenen Ast! Es ist einfach übelst, dass man sich bei Reviews jede Information über eine neuere Band mühsam selbst zusammen suchen muss und nicht ein Infoblatt bekommt, um sich mit der Truppe vertraut zu machen, wie es früher noch an der Tagesordnung war. Das nur am Rande. Nun zum Thema: Das Trio Night Demon haut eine ganz beachtliche Debüt-4-Track EP raus. Wer die Herren sind und woher sie kommen weiss ich aber aus den genannten Gründen leider nicht. Der eröffnende Song «Night Demon» überzeugt mit einer Power, wie man sie aus den Anfangstagen von Raven und Anvil kennt. Mit einer jugendlichen Unbekümmertheit rockt das Trio das Haus ohne Ende und macht keine Gefangenen. Das nachfolgende «The Chalice» kommt rockiger aus den Boxen und hat einen leichten Black Sabbath- und Iron Maiden-Anstrich. «Ancient Evil» hätte auch gut auf einer der ersten beiden Tokyo Blade-Scheibe stehen können. Mit diesem Song zieht die Geschwindigkeit wieder an und «Ritual» beendet mit der gleichen ungezügelten Power wie der Opener diese EP. Night Demon könnten mit einer ordentlichen Produktion zu etwas ganz Grossem werden. Allerdings wird dann gerade vielleicht das besondere Etwas fehlen, das diese Scheibe hier ausmacht. Unbedingt antesten! Die «New Wave of British Heavy Metal» lebt!!
Tinu   

Punkte: 9.0 von 10
JUDAS PRIEST - Epitaph (Live-DVD)
Sony Music
Die Briten gehören zweifellos zu den Grundfesten des Heavy Metal und das Jahr 2004 ist wohl für Alt- wie Neufans ein Segen gewesen, denn da traten Judas Priest im alten Lineup am Ozzfest auf und veröffentlichten seither mit «Angel Of Retribution» (2005) und «Nostradamus» (2008) zwei weitere Studioalben. Obwohl diese nicht an die früheren songwriterischen Glanztaten anschliessen konnten, hinterliessen sie zumindest einen besseren Eindruck als «Jugulator» (1997) und «Demolition» (2001). Obwohl die damaligen Live-Shows mit dem mehr als nur würdigen Halford-Ersatz Tim "Ripper" Owens keine Schwächen zeigten, lechzten die Fans nach dem Metal God. Das Flehen wurde erhört und weil man dadurch die langsam aber sicher anstehende Rente noch aufbessern kann, wurden der Metal-Welt noch einige Shows der Extraklasse beschert und dazu gehören auch die letzten (?) Live-Shows anlässlich der «Epitaph-Tour» 2011/2012. Die Euphorie über die anstehenden Konzerte wurde dann im Frühling 2011 aber arg gebremst, wenn am Anfang sogar geradewegs zerstört! Ur-Gitarrist K.K. Downing überwarf sich nämlich unerwartet plötzlich mit dem Management und gar seinen alten Kumpels! Die Meinungsverschiedenheiten waren offenbar so gross, dass sich K.K. tatsächlich ausklinkte und den berühmten Bettel bei Judas Priest hinwarf. In relativ kurzer Zeit wurde dann aber mit Richie Faulkner sein Ersatz gefunden und bekannt gegeben. Somit stand der Abschiedstournee nichts mehr im Weg. Wer nun jedoch dachte, dass sich der Jungspund einfach nur ins jahrzehntelang geformte Nest legt und sich quasi als Knecht von Glenn Tipton verdingen muss, lag ziemlich falsch. Die Fans akzeptierten Richie überaus rasch und das beflügelte den Mitdreissiger natürlich zusätzlich. Nebst einem zumeist passabel bis mitunter sehr gut performenden Rob Halford war auch der Rest der Band in Topform und darum war es natürlich ein Genuss sondergleichen, die Konzerte von Basel (23.06.11) und Fribourg (12.05.12) erleben zu dürfen. Letzteres gehörte wie gesagt zur «Epitaph»-Tour und die vorliegende DVD entstand exakt zwei Wochen nach dem vorläufig letzten Auftritt auf Schweizer Boden. Den Ort kenne ich seit diesem Jahr, genauer dem 15. März (mit Status Quo), nun zum Glück auch und es handelt sich dabei natürlich um das ehrwürdige Apollo Hammermith (früher Hammersmith Odeon) in London! Keine Frage, dass diese Location bestens für das Mitschneiden dieses Auftrittes geeignet war. Vor ausverkauftem Haus zelebrierten Judas "Fuckin" Priest nicht weniger als 23 Songs, die mit monströsen 2 Stunden und 22 Minuten zu Buche schlugen. Sollte sich dieses Konzert tatsächlich als eines der letzten entpuppen und die in dem Rahmen gefilmte Show wohl sowieso, dann hat sich die Metal-Legende hiermit mit einem mehr als wertigen Bild- und Tonträger für alle Zeiten verewigt. Dieser mit zig Kameras gefilmte und mit wuchtigem Sound ausgestattetet Mitschnitt ist für jede(n) Metaller(In) absolute Pflicht und gehört zwingend ins Regal gestellt! Dass es das Ding selbstverständlich auch als blu-Ray zu kaufen gibt, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, so buy or die!
Rockslave   

Punkte:
keine Wertung
POWERWOLF – Preachers Of The Night
Napalm Records/Universal
Die Prediger der Nacht überzeugen auch auf ihrem fünften Album. Dass dieses auch tagsüber funktioniert, bewiesen die Wölfe erst kürzlich in Wacken bei Sonnenschein. Der Zuspruch war dabei so gewaltig, dass der Platz vor der Hauptbühne trotz für ein Festival früher Stunde eng war, und die Menge bis zum Eingang stehend mit geklatscht hat. Wer das Gelände kennt weiss, was dies bedeutet! Preachers Of The Night bestätigt eindrücklich, dass es sich hier nicht um einen Hype handelt, sondern dass Powerwolf auch ohne Schminke und zelebrierter Wolfsmesse überzeugen. Mit „Amen and Attack“, „Secrets Of The Sacristy“ und „Coleus Sanctus“ starten die Deutschen ziemlich power-metallisch. Teilweise erinnert die Sache an Helloween und ich musste mich erst mit diesem „Geballere“ anfreunden. Die erste Mitklatsch-Nummer folgt gleich darauf mit „Sacred & Wild“, während das epische „Kreuzfeuer“ erstmals ganz auf Englisch verzichtet und dafür Latein und Deutsch einsetzt. „In The Name Of God“ tendiert dagegen in Richtung „We Drink Your Blood“ vom „Blood Of The Saints“-Album und lädt zum Mitsingen ein. Gedrosselte Geschwindigkeit gibt es beim abschliessenden „Last Of The Living Dead“, während die restlichen Songs sich irgendwo im Spannungsfeld der beschriebenen Lieder bewegen. Preachers Of The Night ist ein ordentliches Album geworden. Als langjähriger Fan der Band vermisse ich hier aber zwei Dinge. Dies sind einerseits die witzigen und eingängigen Liedertitel und Refrains, welche auf Bible Of The Beast ihren Höhepunkt fanden (Beispiele: Resurrection By Erection, St. Satan’s Day oder Raise Your Fist Evangalist). Anderseits fehlen mir aber auch die zähflüssigen doomigen Stücke im Geiste von „Lucifer In Starlight“ vom Debut Return in Bloodred oder dem kürzlich im Rock Hard veröffentlichten Black Sabbath-Cover „Headless Cross“. Solche Elemente hätten dem Album noch mehr Abwechslung beschert. Diese Kritik ist aber eher als eine Anregung denn als Kritik gemeint. Insgesamt überzeugen Powerwolf nämlich auch 2013. Und nun, gehet dahin und heulet zusammen mit den Wölfen!
Roger W.

Punkte: 8.9 von 10
JOE SATRIANI - Unstoppable Momentum
Epic Records/Sony Music
Satrianis vierzehntes Album ist bereits im Mai diesen Jahres auf den Markt geworfen worden. Die Labelbosse sollten eigentlich nur zu gut wissen, dass sie ihren Schützlingen einen Bärendienst erweisen, wenn sie deren kreative Ergüsse dermassen verspätet zur Rezension anbieten. Andererseits muss ich natürlich festhalten, dass ein Ausnahmekünstler wie Joe Satriani schon lange nicht mehr auf irgendwelche wohlwollende Gefälligkeiten angewiesen ist, daran wird auch „Unstoppable Momentum“ nichts ändern. Der Kerl kommt mir mittlerweile wie ein Cyborg vor, würde man ihm die Sonnenbrille vom Kopf und die Gitarre aus den Händen reissen, würde dies für seinen biomechanischen Organismus wahrscheinlich bedrohliche Folgen haben, also lassen wir es vernünftigerweise sein und geniessen stattdessen seine Musik, die ich wenig überraschend in einem Wort zusammenfassen kann: Schön. Auch wenn Satriani auf seinem jüngsten Spross hörbar versucht, sich nicht selbst zu wiederholen, verfällt er zum Glück nicht in das Credo eines gewissen egozentrischen Flitzefingers aus Schweden (Zitat:“ How can less be more? More is more!“) sondern agiert wieder sehr feinfühlig und songdienlich. Den fehlenden Gesang übernimmt einmal mehr seine Gitarre, mal verträumt-sphärisch wie im eröffnenden Titeltrack, gerne auch Fusion-orientiert wie in „Lies And Truths“ oder wahnwitzig progressiv wie im Frickel – Doppelpack „Jumpin' In“, „Jumpin' Out“. Den ruhigsten Moment bildet das relativ kurze aber dennoch sehr atmosphärische und intensive „I'll Put A Stone On Your Cairn“, das praktisch nahtlos in die Gute-Laune-Nummer „A Door Into Summer“ übergeht. Dieser Track repräsentiert dann auch in perfekter Weise den typischen Joe Satriani Signature Sound, dieser Mann vermag mit seinem federleichten, schon fast filigranen Spiel einfach gute Stimmung zu erzeugen, statt alles in Grund und Boden zu schreddern. Er hat uns schon rockigere Alben abgeliefert, das will ich gar nicht unerwähnt lassen, aber bei einem Gitarristen, bei dem sich alles was er einspielt zwischen „sehr gut“ und „absolut brillant“ bewegt, ist das eine irrelevante Randbemerkung. Ein Album für Musikliebhaber jeglicher Stile.
Mirko B.

Punkte: 8.8 von 10
NEWSTED - Heavy Metal Music
Columbia/Sony Music
Der ehemalige Bassist von Metallica (1986 bis 2001) gehörte mitunter zu den klaren Highlights am diesjährigen "Sweden Rock"-Festival in Sölvesborg. Um künftig jeglichen rechtlichen Umtrieben wie bei Echobrain aus dem Weg zu gehen (eine US-Band namens Echo Drain verklagte Jason wegen dem angeblich "zu ähnlichen" Bandnamen, doch er gewann den Prozess und musste finanziell dafür aber bluten) nennt sich seine neue Band schlicht so, wie er zum Nachnamen heisst: Newsted! Was ich also live teils schon gesehen habe, gibt es nun als studiomässigen Nachschlag unter dem sinnigen wie einfachen Titel «Heavy Metal Music». Der Opener «Heroic Dose» stampft schon mal recht ordentlich wie fett los und bringt den Körper lockerst in Bewegung! Beine wie der Kopf können dazu nicht ruhig sein, was für ein Auftakt. «Soldierhead» weist ein schnelleres thrashiges Tempo auf und hat einen leicht modernen Anstrich. Besser ins Ohr geht anschliessend das wiederum groovige «As The Crow Flies», wo man nebst dem Gesang von Jason auch sein Bassspiel richtig wahr nimmt. Wie vorher schon etwas, grüssen auch bei «Ampossible Final» die alten Motörhead zu Beginn und die melodische Bridge wie die anschliessenden Solo-Gitarrenklänge sind wirklich stimmig. Selbst ein paar punkige Einflüsse bleiben nicht aussen vor und dass «Above All» entfernt an «Orgasmatron» erinnert, lassen wir jetzt einfach mal so stehen. Die ersten ruhigeren Töne schlägt «King Of The Unterdogs» mindestens einleitend an, ehe sich daraus das nächste Groove-Monster auftürmt! Insgesamt gefällt mir eigentlich nur «Soldierhead»­ nicht wirklich, aber der Rest ist ein überzeugendes Statement in eigener Sache. Wer mitunter auf Black Label Society (mit leicht gezogener Handbremse und weniger prägnanter Stimme als die von Zakk Wylde) steht und sich eine rockige Version von Muse ausmalen kann, sollte sich «Heavy Metal Music» unbedingt anhören!
Rockslave     

Punkte: 8.7 von 10
SCORPIONS – Amazônia – Live In The Jungle DVD
RCA/Sony Music
Ich war etwas überrascht, als ich diese DVD von unserem Cheffe zugeschickt bekam. Nicht, weil ich die Scorpions nicht mag, OH NEIN, sondern weil ich diese DVD schon 2009 erworben habe. Somit sind die beiden Konzerte von Brasilien also nichts Neues. Zur Mithilfe des Amazonas ist diese DVD gedacht. Ein sicherlich unterstützendwertes Unterfangen. Die Konzerte selber sind wie immer ein Augen- und Ohrenschmaus. Allerdings gibt es sicherlich bessere Bilddokumentationen der Hannoveraner. Man denke nur an die Wacken-DVD. So tummeln sich von der damaligen «Humanity»-Tour zwei Gigs, die aber nicht komplett wiedergegeben werden. Dreizehn Songs wurden am 7. September 2008 in Recife und fünf Tracks am 9. August 2007 in Manus aufgenommen. Dabei gibt es zum Glück nur eine Überschneidung («Hour 1»). Für Scorpions-Anhänger eine sicherlich sehr gute Sache, für Scorpions-Neueinsteiger ein toller Einblick in die Hit-Welt der Deutschen. Besonders spektakulär ist der akustische Teil aus Recife. Da werden vier Lieder mit typisch brasilianischen Instrumenten ergänzt und lassen «Always Somewhere», «Holiday», «Dust In The Wind» und «Wind Of Change» in einem völlig neuen Sound erstrahlen.
Tinu   

Punkte:
keine Wertung
IWRESTLEDABEARONCE - Late For Nothing
Century Media/Universal
Die notorischen Ritalinverweigerer und konstant wie unter Zuckerschock stehend wirkenden IWRESTLEDABEARONCE stehen mit neuer Sängerin und neuer Platte auf der Matte und sind so herrlich bekloppt wie eh und jeh. Die wild pendelnde Mischung aus flauschigem "My First Pony" und hochtechnischer Nagelbombe wurde auf Album Nummer drei beibehalten, wirkt aber ausgereifter und die eingestreuten elektronischen Spielereien sind langsam aber sicher allererste Sahne. Die Mischung aus Slipknot, Depeche Mode, Dillinger Escape Plan und (gutem) Euro-Elektro ist zwar wahrlich Geschmacksache und nicht zu jeder Tageszeit geniessbar, aber das Quintett hat sich über die Zeit eine ganz eigene Nische erarbeitet und gibt sich auf "Late For Nothing" selbstbewusster und mit seinen Qualitäten im Reinen. Wer sich auf erwachsene Art und Weise wieder mal jung, chaotisch, überdreht, leicht narkotisiert und latent verrückt fühlen möchte sollte mal reinhören, denn hier wird Ihnen definitiv geholfen.
Hardy     

Punkte: 8.7 von 10
ARVEN – Arven
Massacre Records/Musikvertrieb
Da staunt man nicht schlecht, wenn neben einem jungen Mann gleich fünf Damen in Korsagen das CD-Cover einer Metal-Produktion zieren. Dem Promotionseffekt ist man sich anscheinend durchaus bewusst, ansonsten sind solche Inszenierungen eher unüblich fürs Genre. Es bleibt die Frage, ob denn auch für die Ohren etwas geboten wird, denn darum geht es hier ja in erster Linie. An dieser Stelle kann auch gleich Entwarnung gegeben werden, denn enttäuscht wird man in dieser Hinsicht nicht. Arven haben ein Flair für gute Melodien, welche von gut klingenden Gitarren, vielseitigen Keyboardklängen und einer hübschen, eher süsslichen Stimme getragen werden. Die Kompositionen sind zwar oft ruhig, aber doch variantenreich gestrickt. 'Rainsong' steht für sehr feine Klänge, die allerdings von dem etwas zu weit in den Vordergrund gemischten Bass gestört werden. Besser ausbalanciert ist in dieser Hinsicht das ebenfalls ruhige 'All I Got'. 'The One For Me' wartet mit einem schönen, zweistimmigen Refrain auf. Für die männliche Stimme zeigt sich Stefan Schmidt von Van Canto verantwortlich. Das Instrumental 'Cercle d'Emeraude' übrerrascht mit folkig angehauchten Geigenklängen und der Refrain des darauf folgenden 'In Your Dreams' weckt Erinnerungen an Edenbridge. 'Ride On' beschliesst nach knapp einer Stunde das gelungene Zweitlingswerk von Arven.
Patricia L. 

Punkte: 8.5 von 10
2BLACK – Mind Infect
Worm Hole Death
…und es polterte aus den Boxen! Hätten Celtic Frost reinen US-Power-Thrash-Metal gemacht, dann würde er so klingen wie 2Black. Dominierende Gitarren mit verspielten Parts, so dass man fast von einem kleinen Coroner-Bruder sprechen könnte, so wie man die Band von ihrem Debüt-Album kennt. Dass die Herren und die Dame auch in bester Overkill- und Testament-Manier ruhigere Parts spielen können beweisst «Guilty Angel, Innocent Devil», der an die Grosstaten der Urzeiten des Thrash Metal erinnert. Ansonsten wird so viel gepoltert, da hätte zumindest ein Midtempo-Track gut getan, denn so wird «Mind Infect» mit der Zeit etwas monoton. Die Schweizer haben dennoch ein rundum gelungenes Werk veröffentlicht, das allerdings im Vergleich mit den Urvätern (noch) nicht mithalten kann.
Tinu 

Punkte: 8.5 von 10
EXHUMED - Necrocracy
Relapse Records/Non Stop Music
Exhumed stammen aus dem kalifornischen San Jose, haben seit ihrer Gründung 1990 eine gefühlte siebenstellige Zahl an Demos, Splits, EP's und LP's veröffentlicht und stellen mit ihrem angegrindeten Death Metal quasi das nordamerikanische Äquivalent zu (neueren) Carcass dar. Und um beim Vergleich mit Carcass zu bleiben ist "Necrocracy" in Sachen Aufnahmequalität, Songwriting, Handwerkskunst (diese Gitarrensoli) und Ausdruck durchaus mit "Heartwork" zu vergleichen. Fans der räudigeren Gangart werden aufgrund der mittlerweile ausgereifteren Herangehensweise enttäuscht sein und sich lieber auf die älteren Veröffentlichungen beziehen. Wer aber seinen GrinDeaThrash mit stylischer Technik bevorzugt und sich von den beiden agressiven und sich angenehm ergänzenden Schreihälsen die Lymphdrüsen freipusten lassen möchte, kommt um "Necrocracy" wirklich nur schwer herum. Unbedingt reinhören!
Hardy

Punkte: 8.5 von 10
UNSHINE – Dark Half Rising
Massacre Records/Musikvertrieb
Wenn die Finnen eines können, dann ist das eindeutig Musik machen. Natürlich nicht immer und generell gesehen, aber die Häufung von guten bis sehr guten Bands aus dieser Region der Erde ist doch ziemlich auffällig. Unshine haben nun mit „Dark Half Rising“ ihren dritten Longplayer am Start, und sie zeigen gleich mit dem ersten Track „Nadja’s Wailing About Coming Of The Frost“, was sie können: Susanna Vesilahti singt in einem lockeren, jedoch eindringlichen Tonfall über Nadja beziehungsweise ihr klagen über den zu kommenden Frost. Instrumental gesehen hält man sich noch zurück, doch spätestens im nächsten Song „The Oath To Wilderness Of Unredeemed Nature“ wird der Härtegrad nach oben geschraubt, man spielt old schoolig angehauchten Gothic/Dark/Power Metal, die Sängerin bleibt weiterhin in einem ruhigen Tonfall, flüstert stellenweise aber auch, was gezielt und eingesetzt daherkommt. Man merkt, dass die Musiker nicht einfach irgendwas daherspielen, sondern ihre eigene Nische geschaffen haben, in der das erzählerische über das dramatische Element der dargebotenen Sangeskunst gestellt wird. Man könnte jetzt Unshine fehlende emotionale Ausdrucksstärke attestieren, aber auch nur dann, wenn man sich lediglich auf die Art und Weise konzentriert, wie die Texte dargeboten werden. Und ganz ehrlich: Lauter Gesang, wild und eventuell gar hektisch, hätte absolut nicht zu Unshine gepasst. Das Highlight der Scheibe, der 12-minütige Track „Ikuinen Taistelu“, besteht aus sehr vielen Elementen, welche allesamt „Dark Half Rising“ ausmachen – ein Song, der es verdient, intensiv und aufmerksam gehört zu werden. Generell versprüht die Scheibe keinen pathetisch-düsteren Touch, sondern wirkt auf seine eigene Art irgendwie sogar fröhlich und verspielt. Ist definitiv speziell, aber gerade deswegen kann ich persönlich guten Gewissens Unshine weiterempfehlen!
Toby S.    

Punkte: 8.5 von 10
NIGHT VERSES - Lift Your Existence
Southworld
Gleich nach dem Ende des instrumentalen Intros und dem Beginn des ersten Songs mit dem treffenden Titel "Introducing - The Rot Under The Sun" wird klar, dass einem hier astreiner, technisch hochstehender HC/Metalcore geboten wird. Die vier Jungs von Night Verses beginnen ein Feuerwerk, welches sich über 15 (!) Songs und einer Gesamtspielzeit von 76 Minuten durchzieht. Es gelingt ihnen trotz für meinen Geschmack eindeutig zu modernen Metalcore-Einflüssen die Melodien in genügend Drama und Atmosphäre zu verpacken. Besonders hervorzuheben sind die eingängigen Melodiebögen und Refrains, die allesamt zum mitsummen animieren. Gepaart mit den gekonnten Stimmvariationen vom Sänger Douglas Robinson, welcher sich seine Sporen schon mit den bekannten "The Sleeping" abverdient hat, sind auch Beinahe-Stadionhymnen auf der Platte vertreten, zum Beispiel der Eingangs erwähnte Introsong, sowie "Rage" und "Time Erases (Strung Out)". Dies sind auch gleich die ersten drei Tracks des Albums, was aber nicht heissen soll, dass die Platte zum Ende hin abflacht.
Steve Butcher

Punkte: 8.5 von 10
THE MORE I SEE – The Disappearing Humans
Earache/Non Stop Music
The More I See (TMIS) machen feinsten Modern Metal mit jeder Menge Thrash Metal, etwas Nu Metal und einer Prise Punkrock. Dropped-C-gestimmte Gitarren, eine unverkennbare Stimme des Frontmanns und vor allem sehr melodiöses Songwriting prägen den Sound der englischen Kombo. Die 2002 gegründete Band hat mittlerweile schon einige Line-Up-Wechsel hinter sich und neben Gründungsmitglied Gizz Butt (Gitarrist von The Prodigy, English Dogs) sind seit 2010 auch Sänger und Gitarrist James Cluer (22), Drew Markwick (21) am Bass und der erst 19-jährige Harri Wright hinter den Drums mit dabei. “The Disappearing Humans“ ist mittlerweile das 4. Album der Band und wartet gleich mit mehreren Highlights auf. Das sind zum einen das sehr thrash-lastige “Rise Up And Start“, das an Metallica erinnert, sowie “Spirit of Freedom“, das an Lost Prophets angelehnt zu sein scheint. Grossartig ist auch das vorab veröffentlichte “The Eye That Offends”. Für das Musikvideo zu diesem Song sind TMIS extra nach Tunesien zu den Original-Drehplätzen von Star Wars gereist. Dabei hatten sie nicht nur gegen die Hitze, sondern auch gegen einen der seltenen Regenstürme zu kämpfen, die auch schon 1976 die Dreharbeiten zu Star Wars verzögert hatten. Mein persönlicher Favorit ist allerdings “Alone You Will Enter“, das trotz knapp 8 Minuten keine Sekunde langweilig wird, sondern neben einem sehr eingängigen Refrain auch mit genialen Gitarrensoli überzeugt. Das Album ist sehr gelungen, bietet viele gute und vor allem abwechslungsreiche Tracks, manche davon sogar richtig genial.
Patricia H.   

Punkte: 8.5 von 10
MYSTERY – 2013
Metalopolis Records
Obwohl die Musiker der Australischen Formation Mystery gerade mal 15 bzw. 16 Jahre alt sind konnten sie bereits international in Erscheinung treten. Konzerte in Australien, Europa und den USA gehen auf Ihr Konto. Darunter auch im Vorprogramm von Manowar, Nightwish und Iron Maiden. Musikalisch beziehen sich die Jungs auf die Achtziger und erwähnen dabei W.A.S.P., Mötley Crüe, Quiet Riot und Twisted Sister. Hier muss aber Einspruch erhoben werden. Mystery werfen definitiv einen musikalischen Blick 25, 30 Jahre zurück, bewegen sich in ihrem Schaffen aber eher im Glam und Melodic Bereich. Mit Dreck und Rotz, der bei erwähnten Acts fester Bestandteil war/ist , können die Jungs aus Down Under nur sporadisch dienen. „2013“ wurde sehr sauber produziert, dabei aber vielen Ecken und Kanten beraubt. Die Scheibe ist deshalb aber keinesfalls schlecht, im Gegenteil. Trotz des Alters der Protagonisten klingt die Scheibe erstaunlich reif. Rocky Ravic und seine Mitstreiter haben zehn starke Tracks verfasst, zu denen man schnell Zugang findet. Satte Riffs wurden mit eingängigen Melodien kombiniert und mit starken Vocals ergänzt. Somit hat das Album weit mehr als bloss Existenzberechtigung. Obwohl Charisma und Tiefgang noch nicht ausgeprägt sind ist „2013“ ein starkes Debüt. Mit zunehmender Erfahrung der Jungs werden sich die erwähnten Mankos mit grosser Wahrscheinlichkeit weiter verringern. Somit ist Mystery eine Band der durchaus eine erfolgreiche Zukunft vorausgesagt werden kann.
Chris C.    

Punkte: 8.3 von 10
TRUE WIDOW – Circumambulation
Relapse Records/Non Stop Records
Die Hitzewelle ist vorbei, grau wogt der Himmel über die Landschaft. Ist das schon das Ende des Sommers? True Window wenigstens hätten wohl nichts dagegen, denn „Circumambulation“, die mittlerweile vierten Soundwanderung des aus dem eigentlich sonnigen Dallas stammenden Trios kann als die Vorwegnahme des bevorstehenden Blätterrauschens gelten. Getragener lo-fi-Sound, irgendwo zwischen Doom, Shoegaze und Psychedelic, irgendwo zwischen den ebenfalls noch zu gemütlichen Swans, The Velvet Underground oder den ebenfalls noch zu entdeckenden Arbouretum. Wie diese verstehen es auch True Widow, den Hörer mit ihren reduzierten, unaufgeregten Songs zu hypnotisieren. Geradezu einlullend wirken die archaischen Rhythmen, die repetitiven Riffs der acht, vom schleppenden Tempo her kaum variierenden Songs, und zwar ohne allzu sehr ins Verdrogt-Ausufernde abzuschweifen. Immer zur rechten Zeit nämlich leuchten eingängige Gesangsmelodien durch den instrumentalen Klangnebel, von Gitarrist DH Phillips und Bassistin Nicole Estille abwechselnd oder gleichzeitig (im 60's durchtränkten „HW:R) betörend scheu vorgetragen. Den grauen Himmel mögen die wenigsten und so wird es wohl auch „Circumambulation“ widerfahren. Lässt man sich aber auf diesen Meditations-Rock ein, dann trauert man dem Sommer bald nicht mehr nach.
Kissi   

Punkte: 8.3 von 10
HIBRIA – Silent Revenge
AFM Records/Musikvertrieb
Die brasilianische Power Metal-Kombo ist neu bei AFM-Records unter Vertrag und startet nun endlich mit ihrem vierten Silberling den lange erwarteten Europafeldzug. Schiefgehen kann da eigentlich kaum was, denn die Südamerikaner bieten abwechslungsreichen Power Metal, der mit Heavy-Metal-Gitarren, deftigen Thrash-Einlagen und epischen Melodien überzeugt. Schubladendenken ist hier so gar nicht angesagt, denn jedes Mal, wenn man denkt, man hätte nun endlich den Durchblick, überraschen Hibria mit neuen Einflüssen. Um doch ein wenig Kontext in diese vielen verschiedenen Ströme zu bringen, seien hier einfach mal ein paar Anhaltspunkte in den Raum geworfen: Helloween, Iced Earth, Angra und im entferntesten Sinne auch Gotthard (vor allem der Track “Shall I Keep On Burning“ erinnert an Steve Lee & Co.). Iuri Sansons Stimme steht dabei im Mittelpunkt, wobei er selbst die höchsten Lagen der Power Metal-Brigade bravourös meistert. Das Gemisch lebt von der Härte, aber auch von den starken Melodiebögen, ohne dabei je ins Kitschige abzudriften. Auch das Songwriting weiss zu überzeugen: Tendenziell einfach strukturiert, aber doch mitreissend und mit spannenden Ecken und Kanten ist man von der ersten Sekunde an voll dabei. Fazit: “Silent Revenge“ ist ein tolles Album einer noch tolleren Band, das eigentlich keine Wünsche übrig lässt.
Patricia H.      

Punkte: 8.2 von 10
BARONESS – Live At Maida Vale – BBC (Live-EP)
Relapse Records/Non Stop Records
„Licht und Schatten liegen nahe beieinander.“ – Hübsche Redewendung, scheiss Sachverhalt! Am eigenen Leib zu spüren und zwar wörtlich bekamen dies Baroness. Auf „Yellow & Green“ schliff der Vierer um Mastermind John Baizley den kantigen und ausufernden Sludge Metal der Anfangstage zu so wuchtiger wie eingängiger Erhabenheit und setzte damit zum endgültigen Siegeszug an. Ein halbes Jahr später dann das Unglück: In England unterwegs, stürzte der Tourbus von einer Brücke, schwere Verletzungen, Knochenbrüche, Krankenhaus und später der Ausstieg der Rhythmusfraktion waren die Folge. „Live At Maida Vale“ nun ist zwar die erste Veröffentlichung seit dem Unfall, wurde aber letzten Sommer live im gleichnamigen BBC-Studio eingespielt und zwar noch vor dem offiziellen Release von „Yellow & Greene“, wovon alle vier darauf enthaltenen Tracks stammen. Gewichtige Unterschiede zwischen Live- und Studionaufnahme finden sich dabei nicht, zu improvisierten Jams etwa lassen sich die Amis nicht verleiten. Intimer und etwas organischer fallen die Live-Versionen dafür aus. Ob das genug ist, um sich das Teil zu kaufen, sei dahingestellt. Vor dem tragischen Hintergrund jedenfalls kann „Live At Maida Vale“ kaum als typische Überbrückungs- oder gar Abzocker-Veröffentlichung abgetan werden. Vielmehr wohl ist es der Versuch einer Band, das Licht von vor dem Schatten in die Zukunft zu tragen. Ob dieses noch brennt, kann man am 16.10. im Kiff selber herausfinden.
Kissi   

Punkte:
keine Wertung
 
OZZY OSBOURNE - Live At Budokan 2002 DVD
Sony Music
Ganz schön reisserisch! Unter dem Motto “Die besten Live-DVDs aller Zeiten” veröffentlicht das Rolling Stone Magazin zwölf Konzertmitschnitte, die heute zugegebenermassen zu den Klassikern gehören, aber nur einen kleinen Bruchteil dessen abdecken, was der Untertitel grossmäulig verspricht. Damit man auch dem Metaller ein paar Kröten aus der Tasche ziehen kann, hat man neben Pop (Eurythmics, Falco), Hip Hop (Die Fantastischen Vier), Folk-Rock (Bob Dylan, Simon & Garfunkel), Country (Johnny Cash, Highwaymen), Singer-Songwriter (Leonard Cohen) und Rock-Ikonen (Billy Joel, David Bowie, The Clash) auch Ozzy Osbourne in diesen Reigen gestellt. Wer die DVD noch nicht kennt, kann sich darauf ein Bild von Ozzy’s Rundreise in Japan im Zuge seiner „Down To Earth“ – Tour machen, auf der er eine der besten Begleitmannschaften aller Zeiten mit dabei hatte. Mike Bordin an den Drums und Rob Trujillo harmonieren perfekt als erbarmungslos pumpende Rhythmusmaschine, und wem ich noch erklären muss, dass damals noch Ozzy’s langjähriger Weggefährte Zakk Wylde an der Gitarre war, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Die mit gerade mal vierzehn Tracks etwas kurz geratene Setlist umspannt wenig überraschend Ozzy’s damalige gesamte Karriere. Der Sound ist absolut in Ordnung, und sogar des Meisters Stimme klingt halbwegs echt, kleine Patzer hat man nicht retouchiert, anders als auf „Live & Loud“ oder – ganz grausam – auf „Speak Of The Devil“, wo Ozzy‘s Gesangsspuren in etwa so live sind wie meine Grossmutter. Die Bonus Features sind wie gehabt eine Biographie, Diskographie, Videographie und ein mehr oder minder amüsantes „Behind The Scenes – The Osbournes in Japan“. Weitere Extras zur Original-DVD gibt es sonst keine, nur ein paar kleine Unterschiede: Anderes Cover, Linernotes vom Rolling Stone Magazin, und der Warnhinweis „Parental Advisory – Explicit Content“ ist einem „FSK ab 0 freigegeben“ – Hinweis gewichen, etwa ein Hinweis auf unsere zerfallende Moral? Das Original ist nach wie vor erhältlich, zum gleichen Preis wie diese Rolling Stone-Ausgabe, da muss ich mich schon nach dem Sinn und Zweck dieser Wiederveröffentlichung fragen.
Mirko B.

Punkte:
keine Wertung
TROUBLE - The Distortion Field
Metalville/Musikvertrieb
Die einstige amerikanische Doom-Ikone meldet sich mit einem brandneuen Album zurück! Diese Schlagzeile alleine wäre an sich schon Freudensprünge wert, aber diese werden für Puristen dadurch gedämpft, dass Ur-Sänger Eric Wagner nach seinem Wiedereinstieg zwischen 2000 und 2008 längst nicht mehr dabei ist und sein Nachfolger Kyle Thomas nach dem Intermezzo mit Kory Clarke (2008 bis 2012) wieder zurück ist. Will heissen, dass der gute Kyle somit die zeitliche Lücke zwischen 1997 und 2000 abdeckte, während Wagner den Beginn der Karriere bestritt. Dieser war in den 80ern stark von Black Sabbath geprägt, ehe es in den 90ern einen Schwenk in Richtung Stoner Rock machte. Das selbst betitelte Album von 1990 hatte kein Geringerer als Altmeister Rick Rubin für sein Label "Def American" produziert. Das heute als Original immer noch sehr gesuchte wie geschätzte Nachfolge-Album «Manic Frustration» (1992) machte dann seinem Namen alle Ehre, weil damit, aufgrund des schlechten Absatzes, der Deal flöten ging. Danach wurde es eher ruhig um Trouble, obwohl sich die Amis offiziell nie aufgelöst hatten. Mit «The Distortion Field» will man sich nun abermals ein Stück des Metal-Kuchens abgreifen, was nicht mal so schlecht gelingt. Die Mucke, die mit insgesamt dreizehn Songs (!) annähernd eine Stunde Aufmerksamkeit abverlangt, präsentiert sich mitunter recht powermetallisch mit spürbaren Vibes von Vicious Rumors («When The Sky Comes Down», «Hunters Of Doom») und lässt gleichzeitig die Vergangenheit («The Broken Have Spoken», «One Life», «Your Reflection» nicht aussen vor. Selbst balladeskere Klänge («Have I Told You») stehen im Angebot. Dazu werden auch hardrockmässige Nuancen mit etwas Düsteranstrich verabreicht. Was «The Distortion Field» für die einen abwechslungsreich macht, erzeugt im anderen Lager Stirnrunzeln, da kein roter Faden zu erkennen ist. Wer also mehr auf die frühen Trouble steht, ist mit der neuen Black Sabbath Scheibe «13» besser bedient. Ich finde sie beide mehr als nur gut!
Rockslave    

Punkte: 8.0 von 10
DUSKMACHINE - Dusk Machine
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Lebensläufe der Mitglieder von DuskMachine wecken hohe Erwartungen: Sänger und Gitarrist Joe Comeau hat von 1996 - 1999 bei Overkill die Saiten gezupft, von 2001 bis 2003 sang er bei Annihilator und brachte in dieser Zeit mit den Thrashern drei Alben raus. Bei der letztgenannten Band war auch Drummer Randy Black tätig, der aktuell auch bei Primal Fear auf die Pauke haut. Die Songs sind recht weit von dem weg, was heutzutage landläufig als Thrash Metal durch geht, man bewegt sich meistens im Mid-Tempo-Bereich mit viel Power Metal-Einflüssen ("I Feel No Pain", "Endless") , hat zwei sehr langsame, fast balladeske Tracks mit auf die Scheibe gepackt ("Dying In My Skin", "In My Empty Room"), und setzt vor allem auf einprägsame Melodiebögen, die weniger von der Gitarre als vielmehr von der Stimme kommen. Klar gibt es auch zwei drei Ausflüge in die Prügelwelt des härteren, schnelleren Thrash ("Conquer All", "Hands of Date"), das trägt aber nur zur Vielfalt der Songs bei und ist nicht die verfolgte Hauptrichtung. Comeaus Gesang ist herausragend und markant - einzig bei den nicht-cleanen Stimmpassagen kann er mich nicht überzeugen, vor allem in zwei Fällen, wo die Kreativität mit ihm durch zu gehen scheint und er gar seltsam anmutende Laute produziert. Da aber Growls, Screams und eben andere undefinierbare Laute nur sehr sparsam eingesetzt werden, bin ich von der stimmlichen Leistung des Kanadiers sehr beeindruckt. Seine Gesangslinien und vor allem die Refrains sind unglaublich eindringlich und einprägsam - die Hookline des Titelsongs geht mir seit drei Tagen gar nicht mehr aus dem Kopf: "All hheilto the duskmachine"… Das ist zwar - wie auch das sehr deutliche in den Vordergrund stellen von Comeaus Gesang - hart an der Grenze zur Selbstbeweihräucherung, aber dieses Album ist so professionell und hochwertig, da darf man sich so was erlauben. Für Prügel-Thrasher ist das eher nichts, dafür ist diese Scheibe zu gefällig und zu nahe am Power Metal. Alle anderen: gerne mal reinhören, sei es nur wegen des Gesangs.
Lucie W.  

Punkte: 8.0 von 10
BLACK TUSK – Tend No Wounds (EP)
Relapse Records/Non Stop Music
Savannah, so heisst die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia. Warum das aber für einen Metaller relevant ist? Weil mit Kylesa und Baroness gleich zwei der derzeit innovativsten und eigenständigsten Metal-Bands dieses Planeten von dort kommen. Und mit Black Tusk eine, die zwar nicht ganz so individuell rifft, dafür umso beherzter. Wem Baroness mit ihrem letztjährigen Werk „Yellow & Greene“ etwas zu soft geworden sind, der findet bei Black Tusk Zuflucht. Deren aktuelle EP „Tend No Wounds“ nämlich macht deutlich, dass das Power Trio auch nach vier Alben die Lust am Krach machen noch nicht vergangen ist. Fünf Songs (das instrumentale, 2-minütige Noise-Vorspiel „A cold Embrace“ nicht mitgezählt), fünfmal Sludge Metal mitten in die Fresse. Oder gleich in die Eier, denn die forsch nach vorne stürmenden Nummern klingen weniger nach bekifft behäbiger Stoner-Wucht denn nach der amphetamin-gepushten Fuck-You-Attitüde des HC-Punk (Ausnahme: das bleiern groovende „In Days of Woe“), nicht zuletzt weil sich das den Gesang teilende Trio fies die Lungen heiser schreit. Die klagenden Streicher am Anfang von „The Weak and the Wise“ spenden da nur kurz Linderung. Ein Umstand, der sich nicht ändern muss, denn Black Tusk begehen die Ohren-Demolierung beherzt und auf hohem Niveau. Als Erholung kann man ja danach immer noch den aktuellen Live-Output von Baroness nachschieben, deren Fronter John Baizley sich übrigens für alle Cover von Black Tusk verantwortlich zeichnet. Qualitäts-Ware made in Savannah ist das auf jeden Fall alles.
Kissi

Punkte: keine Wertung
SOIL – Whole
AFM Records/Musikvertrieb
Mit ihrem Album „Scars“, welches 2001 erschienen ist, konnten Soil erste kommerzielle Erfolge erzielen und Millionen von Alben verkaufen. Aufgrund diverser Veränderungen im Line-Up wurde es danach etwas ruhiger um die Amerikaner, wobei trotztdem immer wieder Alben veröffentlicht wurden. 2011 kam Original-Sänger Ryan McCombs, nachdem er sich entschieden hatte, Drowning Pool den Rücken zu kehren, wieder zur Band zurück. Vielleicht fiel auch deshalb der Albumtitel auf „Whole“ was so viel wie „ganz, vereint“ bedeutet. Dass sie den alten Sänger zurückgeholt haben, war sicher ein guter Entscheid. Soil bieten mit ihrem neuen Werk zähnefletschenden „direkt-in-die-Fresse“-Alternative Metal der vor Energie nur so strotzt. Aufgenommen wurde unter der Obhut von Produzent Ulrich Wild (Pantera, Breaking Benjamin) und an den Drums sorgte dieses Mal Will Hunt (Black Label Society, Evanescence, Device) für den notwendigen Rums. Auch an einem Gast-Sänger sollte es nicht fehlen und so bat man für den Song „Wake Up“ Mike Mushok von Staind um Aushilfe. Für diese Art von Musik ein rundum gelungenes Album.
Liane P.

Punkte:
7.8 von 10
WATAIN – The Wild Hunt
Century Media/Universal
Früher oder später musste es ja soweit kommen. Ein neues Watain Album konnte man beim Erfolg der Schweden ja sowieso erwarten und ein Wechsel zu einem grösseren Label kann man als konsequent bezeichnen. So erscheint das inzwischen fünfte Album nun bei Century Media. Und das klingt finster vom ersten Ton an. ‚De Profundis‘ mischt einiges an Hall in die Vocals, das Schlagzeug gibt Gas und auch die Gitarre verhallt sich, wie man es erwarten darf, wenngleich der Song ohne den stampfenden Refrain (oder die Strophe, wie man will) ziemlich eintönig wäre. Auch bei ‚Black Flames March‘ überzeugen vor allem die Tempowechsel, so wirklich verstehen kann ich die Vergleiche mit Dissection nach wie vor nicht. Auch bei ‚All That May Bleed‘ fehlen die melodiösen, sofort hängenbleibenden Leadgitarren, dafür hat das Lied sonst alles, was man zum Kopfschütteln braucht. Von ‚They Rode On‘ hat man schon im Voraus viel gehört, da die Gitarren hier acht Minuten lang nicht verzerrt sind und auch E schreit nicht, sondern singt. Für Watain doch eine grosse Änderung, weil am Ende tatsächlich auch noch eine Frau mitsingt. Das wirkt auf mich einiges hingebungsvoller als blutverschmiert und stinkend den christlichen Gott durch eine Ziege zu ersetzen, aber das gehört nicht hier hin. Der Titeltrack walzt sich schon fast zäh dahin, verströmt aber unverkennbar die klebrige, finstere Atmosphäre wie die restlichen Tracks. Einiges chaotischer geht es bei ‚Outlaw‘ zu und her, bevor das Album nach einem Interludium schliesslich mit ‚Holocaust Dawn‘ endet. Eine vollgestopfte CD, interessante Lieder, bei denen man immer wieder was entdecken kann, was einem beim vorherigen Hördurchgang nicht auffiel.
Tristan
   
Punkte:
7.7 von 10
FIND ME – Wings Of Love
Frontiers Records/Musikvertrieb
Einmal mehr hat Frontiers Records Präsident Serafino Perugino einige Musiker zu einer neuen AOR Formation zusammengeführt. Mit dem Ziel ein perfektes Melodic Album zu erschaffen organisierte er eine Allianz zwischen Keyboarder, Drummer, Songwriter und Produzent Daniel Flores und dem Sänger Robbie LaBlanc. Wie üblich wurden für die übrigen Instrumente einige weitere Musiker engagiert. Das ganze klingt äusserst unspektakulär, nicht zuletzt auch weil ausnahmsweise keine wirklich bekannten Leute bei Find Me mitmischen. Erstaunlicherweise ist „Wings Of Love.“ trotzdem ein gelungenes Werk (trotz des biederen Albumtitels!). Das Dutzend Songs geht praktisch ausnahmslos gut ins Ohr. Das bedeutet eingängige Melodien und nachvollziehbare Refrains wurden stark gewichtet. Das ist genau das, was eine Melodic Scheibe aus dem 08/15 Genre Fundus hervorstechen lässt. Die Gitarren spielen die erste Geige, das Keyboard wird dezent in den Hintergrund gedrängt und kann nur sporadisch hervorstechen. Das bedeutet aber auch, dass sich Find Me im Bereich des melodiösen Hard Rock bewegen und Fans von TNT, Firehouse oder Shy angesprochen werden. Unter dem Strich mixt man ganz gekonnt Foreigner und Def Leppard zu einem interessantem Gemisch.Sicher, auch diese Band erfindet das Melodic Rad nicht neu, doch das Resultat ist definitiv nicht von schlechten Eltern und sollte nicht ignoriert werden.
Chris C.   

Punkte:
7.7 von 10
BLACK WATER RISING – Pissed And Driven
Metalville/Musikvertrieb
Wer auf pfundigen (Heavy-) Rock steht und zudem eine Schwäche für dreiteilige Bandnamen hat, die mit „Black“ beginnen, darf sich nach Black Oak Arkansas, Black Country Communion, Black Star Riders, Black Stone Cherry und Black Label Society nun auch die New Yorker Combo Black Water Rising auf seinen Wunschzettel kritzeln, zumal sich die Band stilistisch recht nah an den zwei Letztgenannten bewegt. Die Riffs hauen aus ihrer tiefer gelegten Lage ganz schön ins Mett, werden dabei aber nie zu dominant und lassen dadurch genug Spielraum für feine Melodien, griffige Hooks und starke Refrains, dazu kommt in der Person von Rob Traynor ein Sänger, der diese Bezeichnung mehr als verdient, Dynamik und Variabilität in der Stimme sind nun mal essenzielle Faktoren für den Erfolg am vordersten Bühnenrand. Einzig die zwei eher entspannten Nummern „All Gone“ und „Along For The Ride“ reissen mich nicht vom Hocker, aber die restlichen acht Tracks kompensieren mit viel Drive und Heavyness diese zwei kleinen Ausrutscher locker. „Pissed And Driven“ ist der perfekte Soundtrack für längere Autofahrten in diesem heissen Sommer, er hält einen bei Laune ohne zu einer zu riskanten Fahrweise zu verleiten. Ganz coole Scheibe!
Mirko B.

Punkte:
7.6 von 10
SCHWARZER ENGEL – In Brennenden Himmeln
Massacre Records/Musikvertrieb
Nach der EP “Schwarze Sonne“, die im Juni 2013 als Appetithäppchen erschienen ist, folgen nun endlich Hauptgang und Dessert zugleich in Form des brandneuen Albums “In brennenden Himmeln“. Mit knapp 14 Songs von insgesamt 56 Minuten Spielzeit hat die deutsche Kombo um Mastermind Dave Jason erneut ein Meisterstück aufgetischt, das besonders Freunden der schwarzen Szene schmecken dürfte. Zwar folgen alle Tracks dem gleichen Stil, doch das Grundrezept scheint aufzugehen: Extrem schnelle und harte Drums, gothic-lastige Keyboard-Klänge, sich auftürmende Gitarrenwände und über allem schwebt die wunderbar düstere Stimme von Dave Jason. Besonders die in Clearvocals gehaltenen Refrains gehen schnell ins Ohr, machen das Gemisch schon fast Mainstreamtauglich. Allerdings ist es dadurch mitunter fast ein wenig zu eintönig. Zwei der Highlights sind das melodiöse “Der Fährmann“ und das im Vergleich fast schon balladeske “Schwarze Sonne“ (mit Johanna von Orleans von E Nomine), die beide bereits auf der EP erschienen sind. Auch der Schlachtruf “Auf in den Kampf“ ist sehr mitreissend, wie auch der Titeltrack “In brennenden Himmeln“. “Psycho-Path“ wird mit einem Filmzitat eingeleitet: „Anscheinend kapiert Ihr es alle nicht! Ich bin hier nicht mit Euch eingesperrt, ihr seid hier mit mir eingesperrt!“ (Zitat von Rorschach aus dem Film “Watchmen“). Schwarzer Engel überzeugen durch düster-dramatischen Dark Metal mit eindeutigen Gothic-Einflüssen.
Patricia H.
   
Punkte:
7.7 von 10

2. Meinung:
In der Juni-Ausgabe habe ich ja zusammen mit meiner Kollegin Patricia die EP „Schwarze Sonne“ beurteilt – mit deutlich einander entgegengesetzten Meinungen. Nun, nachdem ich das Full Length-Album mir zu Gemüte geführt habe, muss ich meine Meinung korrigieren – allerdings weder in absolut positiver wie auch nicht in negativer Richtung. Zugutehalten muss man der Kombo, dass sie zielgerichtet ihren Weg verfolgt und konstatiert, dass sie ihre Motive und Darstellungen ohne Kompromisse zu musikalischen Formen verwandeln. Allerdings muss ebenso festgehalten werden, dass (zumindest aus meiner Sicht) das Klischeehafte im Universum des schwarzen Engels beinahe schon überstrapazierend oft ausgelebt wird. Man sehe sich nur mal die Texte an, da gibt es mehrere ‚Reim dich oder ich fress dich‘-Zitate. Auch die düster-aggressive gehaltene Grundfärbung der Vocals, welche vom Death Metal zum Black Metal und wieder zurück sich bewegen, erscheint gar gekünstelt und auf die Dauer auch eher langweilig. Dass die weiblichen Gesangspartien sich in opernhafte Höhen aufschwingen, wie beispielsweise bei „Schwarze Sonne“, trägt ihr Übriges bei. Musikalisch gesehen bewegt man sich in einer Region, die weder als besonders hart noch allzu poppig zu definieren ist – genau perfekt für Leute, welche zwar ein wenig ‚härtere‘ Musik hören wollen, jedoch vor der letztendlichen Konsequenz zurückschrecken, sich nicht alltagstaugliche Bands zulegen zu müssen: „In brennenden Himmeln“ wird man in jedem grösseren Kaufhaus finden. Fazit: Ganz so schlecht wie die Single kann diese LP nun nicht bewertet werden, trotz der Tatsache, dass die Musik sehr künstlich und programmiert daherkommt (wie bereits bei der Single bemängelt) – aber es ist schlichtwegs nichts Interessantes, ja gar Progressives oder Individuelles zu finden. Wer es sich einfach machen will, kann diese CD ruhigen Gewissens erwerben – aber eine Identifikation mit einer (Sub)Kultur, egal welcher Art, wird hiermit keinesfalls stattfinden. Dies sollte man sich einfach bewusst sein.
Toby S.   

Punkte: 4.0 von 10
NYMF- From The Dark
Transubstans Records
Bereits auf ihrem Debüt war es den Schweden Nymf gelungen, den nicht ganz anspruchslosen Spagat zwischen staubtrockenem Wüstenrock, rauchgeschwängertem Stoner Rock und bedrohlichem Doom mit Bravour zu meistern, und diesen eingeschlagenen Weg setzen sie auf „From The Dark“ mit aller Konsequenz fort. Einflüsse wie Kyuss, Black Sabbath, Fu Manchu, Trouble oder Candlemass werden geschickt zum typischen Nymf-Sound zusammengefügt, wobei die Songs auch diesmal vor allem durch Niklas Sjöbergs eindringliche Stimme geprägt werden, welche einmal mehr die Geister scheiden wird. Ich finde, sie passt mit ihrem leicht gequälten Ausdruck perfekt zur Band, zumal sich Herr Sjöberg noch mehr als auf dem ersten Album um Abwechslung bemüht und vermehrt griffige Gesangslinien, aggressivere Passagen und gelegentliche Grolws einsetzt, anstatt auf der ewig gleichen Tonhöhe rum zu jammern. Ansonsten leben die Songs in erster Linie von ihrer stilistischen Vielfalt, was zahlreiche Rhythmus-, Tempo- sowie Stimmungswechsel innerhalb der einzelnen Nummern impliziert. Langeweile kommt da nie auf. „Drive“ ist hierfür absolut exemplarisch, beginnt der Song in flotter Wüstenrock-Manier, geht dann unvermittelt in einen schleppenden Doom-Part über, um schlussendlich mit einem kurzen Wah Wah-Solo zu enden, das jeden Freund des Fünfblattes erfreuen wird. Genre-Puristen wird das Ganze vor lauter Vielfalt wahrscheinlich zu schwammig und undefinierbar sein, mir hingegen gefällt‘s. Diese Truppe sollte man auf alle Fälle im Auge behalten.
Mirko B.

Punkte: 7.5 von 10
SIDEBURN - Gasoline (Re-Release)
Metal Heaven/Non Stop Music
Neues Label, neues Glück für die Welschschweizer Hardrocker? Zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung über Point Music, kommt «Gasoline», die dritte Scheibe unter dem Nachfolgenamen Sideburn (zuerst nannten sich die Jungs ja Genocide), nochmals über Metal Heaven heraus. Dies quasi als Reminder und Appetizer für die kommende neue Scheibe im Herbst (Oktober). Neu sind hierbei, respektive zumindest drei Fünftel der Band hört auf neue Namen, das heisst neben den Ur-Recken Roland Pierrehumbert (v) und Lionel Blanc (d) sind das Mike Riffart (g), Lawrence Lina (g) und Nick Thornton (b). Obwohl schon einige Jahre im Business unterwegs und wahrhaft gestählt als Support-Band, blieb den "Schweizer Rose Tattoo" der grosse Erfolg bislang verwehrt. Ein Gegenmittel könnte zum Beispiel die Berücksichtigung bei Filmsoundtracks sein, wie «Six Feet Under» (ab «Cherry Red», 2008) für den neuen «Wolferine-Streifen» oder «Knockin At The Wrong Door» («Sell Your Soul», 1997), der im letzten Jahr bei der Komödie «Hit & Run» platziert werden konnte. Während die Schweizer international kaum was reissen konnten, haben ihnen in der AC/DC-Ecke andere Bands wie Airbourne, Bullet, '77 oder Bonafide längst den Rang abgelaufen. Nicht dass die seit 2011 übrigens von Beau Hill (Ratt, Europe, Alice Cooper, Gary Moore und unzählige mehr!) produzierte Mucke schwach wäre, aber Sideburn haben mir persönlich immer dann am besten (besser) gefallen, wenn sie mehr nach Rose Tattoo als nach AC/DC klingen. Die drei angehängten Live-Tracks von 2012, also dem aktuellen Lineup, zeigen gut auf, wie Sideburn künftig auffahren werden. Hoffen wir zudem, dass auf der kommenden Langrille mehr Songs der Währung «Get That Way» als «Crocodile» zu finden sind.
Rockslave

Punkte: keine Wertung
SAINT VITUS – Die Healing & C.O.D. (Re-Releases)
Season Of Mist/Irascible
Doom Metal ist wieder in und die Sabbath-Reunion ist nur die Spitze dieses tonnenschwer riffenden Eisbergs. Schon vor einigen Jahren stiegen sie, reanimiert durch den Retro-Hype, aus der Versenkung zurück auf die Bühne. Pentagram, Trouble oder Pagan Altar sind Beispiele dafür und ebenso Saint Vitus. 18 Jahre liessen letztere verstreichen, bevor sie mit „Lillie F: F-45“ letztes Jahr ihre Fans erlösten. Obwohl eigentlich seit immer von Klampfen-Hypnotiseur Dave Chandler angeführt, ist es in letzter Zeit vor allem Fronter Scott 'Weino' Weinrich (The Obsessed, Ex-Spirit Caravan, Shrinebuilder u.a.), der als Aushängeschild fungiert. Dass es auch Zeiten vor und vor allem nach (bzw. zwischen) den Wino-Phasen gab, bei Saint Vitus, das machen die aktuellen Wiederveröffentlichungen deutlich. Nach Winos Ausstieg 1991 erschienen, markierten „C.O.D.“ und „Die Healing“ das vorläufige Ende der Truppe. Während „Die Healing“, für welches Original-Sänger Scott Reader zurückkehrte, mit dem eröffnenden „Dark World“, dem so zähflüssigen wie theatralischen „Let the End Begin“ oder dem durch den Flanger gepressten „In the Asylum“ auch während weiter Strecken überzeugen konnte und kann, will das 1992 veröffentlichte „C.O.D.“ bis auf den catchy Titeltrack „Children of Doom“ auch heute einfach nicht zünden. Sammler jedenfalls werden daran Freude haben, existierte von „Die Healing“ bis anhin doch nur eine streng limitierte Vinyl-Ausgabe von 2009. Für alle anderen sind diese Veröffentlichungen, vor allem „C.O.D.“, so wichtig wie für Sabbath-Laien „Never Say Die“, „Born Again“ oder „Seventh Star“.
Kissi

Punkte: keine Wertung
CARACH ANGREN –
Lammendam  & Death Came Through A Phantom Ship (Re-Releases)
Seasons Of Mist/Irascible

Nachdem die Holländer im letzten Jahr bei Seasons Of Mist für ihr drittes Album unterschrieben haben, sind die Neuauflagen ihrer alten Scheiben nicht wirklich verwunderlich. ‚Lammedam‘ ist das Debüt von Carach Angren aus dem Jahre 2008, ,Death Came Through A Phantom Ship‘ wurde zum erste Mal 2010 auf den Markt gebracht. Beide Alben stehen für bombastisches, melodisches Black Metal mit einer Prise Horror. Dabei sind sie nicht ganz so abgedreht wie Cradle Of Filth, wenngleich sich die Musik zu einem grossen Teil an eben dieser Band orientiert. Und zumindest was die Synthies angeht können die Holländer locker mithalten, die Gitarren sind nicht immer ganz so eingängig wie bei den Briten. Beide Alben klingen einiges homogener als das aktuellste und schaffen einen Hauch von Gruselflair, ähnlich den Werken von The Vison Bleak. Kurzum: Fans von melodiösem Black Metal, die sich nicht vor Synthies fürchten sollten durchaus mal eine Kostprobe wagen.
Tristan

Punkte: keine Wertung
SPACE MIRRORS – The Other Gods
Transubstance Records
Knapp ein Jahr später nach der Veröffentlichung „In Darkness They Wisper“ gibt es nun den 2.Teil der „Cosmic Horror“ Serie. Auch dieses Album wurde durch die Geschichten des amerikanischen Schriftstellers H.P. Lovecraft beeinflusst. Er gilt als einer der erfolgreichsten Autoren im Bereich der phantastischen und anspruchsvollen Horror-Literatur. Musikalisch bewegt man sich hier zwischen Space Rock, Progressive Metal und klassischem Hardrock und schafft es, damit eine interessante Atmosphäre zwischen Text und Sound zu schaffen. Hut ab vor Keyboarderin Alisa Coral, die mit Hilfe von bis zu 10 Mitmusikern wie zum Beispiel Nik Turner (Gründungsmitglied von Hawkwind) oder Claudio Tirincanti (Blaze Bayler, Tim „Ripper“ Owens) als Frau hier bei diesem Projekt die Zügel in den Händen hält und den Jungs zeigt wohin es gehen soll.
Liane P.

Punkte: 7.4 von 10
MONO INC. – Nimmermehr
NoCut/Musikvertrieb
Untätigkeit kann man den deutschen Gothic-Metallern nun wirklich nicht nachsagen: 3 Alben in 3 Jahren und dazwischen noch ein paar EPs mit den jeweiligen Highlights! Böse Zungen behaupten, dass da kaum genügend Zeit bleibt, um sich weiterzuentwickeln und neue wirklich gute Songs zu produzieren…. Das neue Album überrascht zumindest mit einigen wirklich grossen Veränderungen: Erstmals wird auf diesem Silberling hauptsächlich in Deutsch gesungen, Schlagzeugerin und Background-Sirene Katha Mia darf erstmals im Refrain Text beitragen (“The Clock Ticks On“) und man hat sich mit Joachim Witt prominente Unterstützung mit ins Studio geholt. Letzterer übernimmt nicht nur den Gesangspart in “Kein Weg zu weit“, er war es auch, der die Band dazu angestiftet hat, in ihrer Muttersprache zu singen. Gleich der erste Track “Heile, heile Segen“ zeigt, dass hier ein neuer Wind weht. Zum deutschen Kinderreim wird Sänger und Mastermind Martin Engler von einer unschuldigen Kinderstimme begleitet, was aber für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten ist und den Gothic-Charakter der Band völlig untergräbt. Highlight ist eindeutig das schon zuvor veröffentlichte “My Deal with God“, das wieder typisch Mono Inc. ist und nahtlos an Hits wie “Voices of Doom“ und “After the War“ anknüpft. Auch ein Lied der ersten Tage hat es in neuem Gewand auf die Scheibe geschafft: “Euthanasia“ überzeugt nicht nur musikalisch, sondern vor allem auch durch die Lyrics. Doch mit wenigen Ausnahmen hat sich auch der Fokus der Texte auf “Nimmermehr“ verändert: Während früher meist düstere Themen wie Tod und Verzweiflung besungen wurden, hat sich auf diesem Silberling die Hoffnung eingeschlichen, dass es “After the War“ auch schönere Dinge gibt, für die es sich zu leben lohnt. Gleich drei Balladen sind mit dabei: “Alles was bleibt“ und “A Better Way to Die“ sorgen für Gänsehaut-Feeling, wobei der Titeltrack “Nimmermehr“ leider ein wenig schwächelt. Insgesamt gibt es zu viele schwache Tracks, die von den wenigen Highlights nicht wirklich aufgewogen werden können und daher kommt “Nimmermehr“ auch nicht an die vergangenen Erfolgsalben heran. Es ist nicht wirklich ein schlechtes Album, doch Mono Inc. haben eindeutig Besseres zu bieten.
Patricia H.   

Punkte: 7.4 von 10
BACKWASH – Backwash
Non Stop Music
Fast sieben Jahre musste sich die Fangemeine der sympathischen Zürcher Band Backwash auf ein neues Album gedulden. Dabei wurde der Vorgänger „Kick Ass“ durchaus positiv aufgenommen und auch von meiner Wenigkeit gut bewertet. Nun wagt die Formation mit einem anderen Sänger einen Neustart. Ohne gross an Qualität einzubüssen backt man anno 2013 aber kleinere Brötchen. Wurde der Vorgänger noch von Tommy Vetterli (Coroner Kreator) mit einer 1A Produktion ausgestattet, hat diesen Job nun die Band selber übernommen. Musikalisch ist der damalige Albumtitel nach wie vor aktuell. Die Achtziger Sleazy Einflüsse wurden aber zugunsten von klassischem Bikerrock reduziert. Auf dem neuen „Backwash“ betitelten Album dürften AC/DC, Rose Tattoo und Black Label Society Pate gestanden haben. Die fetten Riffs, der donnernde Bass und die kickenden Drums ergänzt mit Power Vocals verfehlen die Wirkung selten. Die Songs wurden zwar simpel strukturiert, besitzen aber viel Charme. Über das Ganze klingt das Songmaterial aber unausgegoren und sperrig. Die Eingängigkeit wurde nur bei wenigen Songs mit hoher Priorität gewichtet. Diese Art von Musik ist prädestiniert um Live für Furore zu sorgen, was auch auf Backwash mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffen wird, als Konserve will der zündende Funken aber einfach nicht so recht überspringen. Die Chance auf eine diesbezügliche Steigerung auf einem potentiellen Nachfolgewerk ist aber gross.
Chris C.     

Punkte: 7.3 von 10
BOMBUS - The Poet And The Parrot
Century Media/Universal
Die Schweden Bombus haben in den letzten Monaten als Anheizer für Danko Jones bereits einen absolut soliden Eindruck hinterlassen, der sich auf ihrem Zweitwerk – gleichzeitig das Debüt unter der Ägide des Majorlabels Century Media – nahtlos fortsetzt. Der Opener „Enter The Night“ zeigt die Marschrichtung schon mal unmissverständlich an: Dreckigste Motörhead treffen auf traditionelle Metal- und Hardrock-Elemente, das Ganze ist aufgemotzt mit einer gehörigen Portion Sludge, Punk und gelegentlich auch Doom der Sorte Crowbar („Liars“, „Into The Fire“). Die Kombination klingt harsch und räudig, ist sie auch, dennoch gelingt es dem Quartett immer wieder durch etwas melodischere Einsprengsel für kurze, überraschende Verschnaufpausen zu sorgen, was die breitwandigen, zumeist düsteren Riffs angenehm auflockert. Einziges kleines Manko ist und bleibt der etwas monotone Brüllgesang, und das, obwohl die Truppe mit einer offensichtlichen Vorliebe für Symmetrie gleich über zwei Sänger verfügt (auf der Bühne stehen die zwei singenden Gitarristen Matthias Jacobsson und Fredrik Berglund links und rechts, während dem der schweigende Bassist Jonas Rydberg zusammen mit Drummer Peter Asp die Bühnenmitte für sich beansprucht). Aber davon abgesehen kann ich „The Poet And The Parrot“ jedem empfehlen, der kein Problem mit ultradreckigem, hochenergetischem und zeitgleich traditionsbewusstem Heavyrock hat, der sich irgendwo zwischen Motörhead, Crowbar, Entombed und The Melvins bewegt.
Mirko B.     

Punkte: 7.2 von 10
FROSTTIDE – Awakening
Noiseart Records
Folk Metal aus Finnland hat in der Szene einen guten Ruf, dies ist aber noch lange kein Garant für Erfolg. Frosttide konnte sich immerhin schon einmal einen Deal bei Noiseart Records sichern und ist nun bereit zeigen, was man drauf hat. Nach einem erwartungsgemäss atmosphärischen Intro, erschallt der Titeltrack 'Awakening'. Um den Synthieklängen mehr Raum zu geben, sind die Gitarren stellenweise ungewöhnlich weit in den Hintergrund gemischt. Leider wirkt der Sound dadurch etwas drucklos und überladen. Die Melodieführung in 'Quest Of Glory' erinnert stark an die Landsmänner von Ensiferum. Anstatt den Regler bei der Produktion relativ unsanft runter zu drehen, hätte man sich besser einen guten Schluss für den Song überlegt. Melodien in Songs wie 'No Turning Back', oder 'Ruins Of Defeat' haben durchaus Potenzial, die Stimmung wird aber leider immer wieder durch die überpräsenten Keyboardteppiche zerstört. Im Falle einer nächsten Produktion, sollten diese zugunsten der gut klingenden Vocals und Gitarren zurückgeschraubt werden. Das über dreizehn Minuten dauernde 'Unwritten (Engraved In The Stars)' verstärkt diesen Eindruck nochmals. Musikalisches Potenzial ist bei der Band sicher vorhanden, ihren eigenen Stil müssen sie aber noch finden.
Patricia L.
   
Punkte: 7.2 von 10
THE DEFILED – Daggers
Nuclear Blast/Warner
Metalcore steht da in dem Käseblättchen des Labels, und, Überraschung, diesmal wird die Band dieser Zuordnung tatsächlich einmal gerecht. Nach einem kurz instrumental gehaltenen Intro-Teil im ersten Track „Sleeper“ geht es auch gleich in die Vollen – also nix mit schlafen, sondern raus aus den Federn und ordentlich die Rübe geschüttelt, im Viereck gesprungen und was man als Metalcore-Fan sonst noch so alles tut. Die Mucke erinnert sachte an Acts wie Degradead, Sonic Syndicate und Konsorten – genau mit den letztgenannten wird die Sache bereits sehr gut beschrieben: Ordentlicher, aber leider ecken- und kantenloser Doppel-Gesang trifft auf 08/15-Schrammelgitarren und Keyboard-Getüdel. Damit wir uns richtig verstehen: The Defiled gehen die Sache gut an und wissen auch, wie man die Instrumente bedient und eine gut produzierte Scheibe auf die Beine stellt – allerdings ist sie ZU perfekt. Wie halt vorhin bereits beschrieben. Da gibt es prinzipiell auch nicht mehr viel hinzuzufügen, ausser: Die ersten vier Tracks ähneln sich sehr stark, dann folgt mit „Porcelain“ so etwas wie ein erster Break, in welchem man anfängt, leichte Experimente zu wagen (abgedämpfter Sound, Stimme im Hintergrund, dann alles wieder in den Vordergrund und wieder zurück, und alles mal nicht gleich sofort im Up Tempo-Gebolze). „Infected“ wartet mit einer sachte unheimlich wirkenden Keyboard-Melodie im Hintergrund auf, irgendwie erinnert der Track vom Aufbau und der Strukturierung her an Gamma Ray mit dem Song „Heaven Or Hell“. „Five Minutes“ ist mit Abstand der abwechslungsreichste Track, kommt hier die Band mit wenig mehr als cleanen Vocals (nicht immer sicher gesungen) und Keys aus. Der Rausschmeisser „No Place Like Home“ ist dann eine Verneigung vor altgedienten Recken wie In Flames und Pain, gar nicht mal so übel, klingt echt nicht schlecht, vor allem die Chöre im Hintergrund kommen echt gut! Wenn man sich die Sache im Ganzen ansieht, dann fällt das Fazit folgendermassen aus: durchwachsen. Auf der einen Seite haben wir sehr viele, sehr typische Metalcore-Tracks, die beliebig austauschbar sind und sich nur geringfügig unterscheiden. Auf der anderen Seite haben wir Songs, welche mehr zu bieten haben als die üblichen Strukturen, und hier scheint das echte Potential von The Defiled zu liegen. Jungs, macht mehr aus eurem Können, wagt mehr, ihr könnt nur gewinnen! Ach ja, und ein wenig mehr Dreck, Ecken und Kanten könnten auch nicht schaden – wir hören uns wieder!
Toby S.    

Punkte: 7.0 von 10
MESSENGER – Starwolf
Massacre Records/Musikvertrieb
Schaue ich mir die Bilder der deutschen Messenger an, so kommt mir unweigerlich ein Bandname in den Sinn: Manowar! Hört man sich aber die Mucke an, erinnert das Ganze an den hanseatischen Metal aus den frühen achtziger Jahren mit einem kräftigen Schuss Freedom Call. Der Opener «Raiders Of Galaxy» hat diesen typischen Gitarrenrhythmus-Teppich, wie man ihn von Rock’n' Rolf (Running Wild) zu bester «Death Or Glory»-Zeiten kennt, während die Leads und Soli eher an die alten und guten Blind Guardian-Tage erinnern. Vieles aus «Starwolf» klingt geklaut, aber seien wir ehrlich: Besser gut geklaut, als schlecht selber gemacht! Messenger wechseln gekonnt das Tempo bei den verschiedenen Songs, bolzen nicht nur ohne Ende, sondern gehen auch mal mit einem gradlinigen Rhythmus vor. Hervorheben könnte man dabei «Thousand Suns Of Eternity», «Earth, Water And Power» und «Starwolf». Dass man auf dieser Scheibe zwei Coverversionen mit hinzu gefügt hat (Running Wild «Port Royal», Zed Yago «Blackbone Song» - singt da Jutta Weinhold mit?) rundet dieses Album ab, macht aber auch deutlich, dass diese beiden Songs qualitativ dem eigenen Material einiges voraus haben…
Tinu

Punkte: 7.0 von 10
EQUILIBRIUM - Waldschrein
Nuclear Blast/Warner
"Endlich wieder etwas Neues von Equilibrium!", mögen sich einige Fans denken. Die letzte Albumveröffentlichung liegt immerhin schon drei Jahre zurück. Wirklich neu ist auf der EP "Waldschrein" aber leider nicht viel - gerade einmal der Titeltrack kann dies von sich behaupten. Der Stil der Band ist unverkennbar und er zieht sich wie ein roter Faden durch den Song. Eine gute Melodie lädt gleich zu Beginn zum mittanzen ein und die cleane Männerstimme im Refrain, sorgt für eine kleine Überraschung. Es folgen eine neu aufgenommene und leicht abgeänderte Version von 'Der Sturm', der damals bereits auf Turis Fatyr erschienen ist, sowie ein bisher unveröffentlichter Song älteren Datums, dessen Veröffentlichung durchaus gerechtfertigt ist. Bekannt vorkommen wird einigen Zockern die Melodie von 'Himmelsrand', denn dabei handelt es sich um eine gut umgesetzte Coverversion der Titelmelodie von "Skyrim". Zum Schluss gibt es nochmals eine Akustik-Version von 'Waldschrein'. Die Scheibe gibt es im Nuclear Blast Shop für 6,66 Euro zu kaufen und ist Anbetracht der Menge an Füllmaterial auch keinen Cent mehr wert.
Patricia L.  
  
Punkte: keine Wertung
DRÏZELLA – Nasty
Live-Light-Record/Eigenvertrieb

Die jungen Sleaze-Rocker aus Burgdorf (BE) hatten im Frühling als Support-Act von Shakra im Kofmehl zu Solothurn überrascht wie überzeugt zugleich. Das Genre ist ja nun wirklich nicht neu und viele Bands klingen einfach nur wie ein armseliger Abklatsch von Guns n‘ Roses & Co. Drïzella kokettieren optisch zwar ordentlich mit ihren Vorbildern, aber als rockende Band hatten sie es echt drauf. Und nun ist das halt so eine Sache, wenn man eine Gruppe zuerst live spielen sieht und erst danach die Studio-Rille verfügbar ist. Damit einher geht die Frage, wie gut man den entsprechenden Live-Sound für die Tonkonserve einfangen kann. Die Prüfung dessen hört auf den Titel «Nasty» und die investierte Zeit, respektive das Geld reichte für das Aufnehmen von einem halben Dutzend Songs. Auf dem Cover ist ein Chick auf einem fetten Bike zu sehen, und die Jungs füllen das Bild, das in einer Werkstatt aufgenommen wurde, entsprechend auf. Soweit so gut, doch nun geht es ans Eingemachte. «Breaking The Chainz» ist der Opener, der zu Beginn genau so daher kommt, wie ich halbwegs befürchtet hatte, nämlich viel zu brav! Da fehlt viel vom Drive der energiereichen Live-Darbietung und trotz insgesamt gutem Sound klingt die Snare-Drum hier viel zu dominant und zu hohl. Darüber hinaus sind die Chöre übermässig laut abgemischt worden, dafür kann die Stimme von Colin Cobra auch auf Konserve überzeugen. «Animal» gefällt eine Spur besser, aber auch hier muss mehr Tempo rein. Die Ballade «You Strong Enough» ist ok und verströmt ein paar Vibes von Lynyrd Skynyrd. Besser sind hier die Backing Vocals, da im Verhältnis deutlich leiser als noch beim Opener. Wiederum spitze ist die variable Stimme von Colin. «Thunderbird» ist der nächste Rocker, der live wie ein Zäpfchen abging und als CD-Version bisher am besten abschneidet. Die Debüt-Highlights sind aber klar «Rolling The Dice», wo der zu Beginn umher laufende Cowbow, respektive seine Stiefel zu hören sind und der Titelsong «Nasty», der tempomässig schnellste Song. Genau so und nicht anders müssen Drïzella klingen! Fazit: Nicht schlecht, aber noch mit viel Luft nach oben, was jedoch nur positiv gemeint ist. Die Produktion schwankt leider etwas von der Abmischung her, aber aller Anfang ist schwer. Mit Colin Cobra hat man auf jeden Fall einen sehr guten Frontmann und auf dem lässt sich weiter aufbauen. Darum weiter so!
Rockslave    
Punkte: 7.0 von 10
WICKED PLAN - Becoming God
Eigenvertrieb
Sängerin Natali Keller und ihre Jungs kommen aus Büren an der Aare und legen hier ihr Debüt-Werk vor. Sie selbst beschreiben ihren Sound mit den eigenen Worten so: Powervolle Riffs à la Metallica, Megadeth, Dokken und Malmsteen, vereint mit starkem Gesang im Stil von Dio und Bruce Dickinson und virtuosen Gitarren. Leider kann ich das so nicht ganz bestätigen. Die Gitarren klingen gut und auch die Riffs gefallen mir - gerade bei Songs wie "Story Of A War" zum Beispiel. Mit Megadeth und Co. hat das alles aber nicht viel am Hut, das höre ich schon eher mehr Judas Priest raus. Bass und Drums spielen hier songdienlich und das geht so voll in Ordnung. Also würde ich sagen, dass auf Becoming God musikalisch alles stimmt. Was nicht stimmt, ist der Vergleich von Natalis Stimme mit Dickinson oder gar Dio. Sie hat gute Ansätze in der Stimme und klingt bei "Where my Heart Me Leads" wirklich toll, aber sobald sie in den höheren Lagen singt, klingt das Ganze dann gepresst und immer irgendwie gleich. Hier gibt es eindeutig noch Verbesserungs-Potential. Natali klingt halt wie ein ungeschliffener Diamant und sollte noch an ihrer Stimme arbeiten. Das ist keinesfalls negativ oder böse gemeint, sondern wirklich nur sachlich. Ansonsten rocken Wicked Plan ganz ordentlich und ich denke man kann sich auf dem nächsten Rundling sicherlich noch steigern, vor allem, was die Stimme angeht.
Crazy Beat   

Punkte: 6.9 von 10
THRUDVANGAR – Tiwaz
Massacre Records/Musikvertrieb
Wer Thrudvangar von älteren Veröffentlichungen kennt, wird überrascht sein, kein Keyboard mehr zu hören. Tastenmann Andreas hatte die Band verlassen, kurz bevor die Planungen für ein neues Album in Angriff genommen wurden. Entsprechend hat man sich musikalisch auch etwas neu ausgerichtet. Die Gitarren stehen auf "Tiwaz" mehr im Zentrum und geben den Kompositionen stellenweise eine schwarzmetallische Färbung. Auch Akustikgitarren werden immer wieder mal eingesetzt. Grundsätzlich funktioniert dies nicht schlecht, etwas Spektakuläres oder Innovatives kriegt man jedoch nicht zu hören. Gute Riffs sind vorhanden, jedoch zu wenig dicht gestreut und so wirkt das Material mit der Zeit etwas langatmig, besonders auffallend beim eigentlich schnellen 'Des Kriegers Los'. Auch wirklich gute Melodieläufe sind noch etwas zu selten. Thematisch orientiert man sich, wie der Albumtitel bereits erahnen lässt, an der Rune Tiwaz, welche für Kraft, Mut und Gerechtigkeit steht. Rund um diese Stichwörter, wurden persönliche Erfahrungen und Erlebnisse zu Songtexten verarbeitet. Alles in allem ein solides Album.
Patricia L.  

Punkte: 6.8 von 10
FERGIE FREDERIKSEN – Any Given Moment
Frontiers Records/Musikvertrieb
Seit Mitte der Siebziger Jahre taucht der Amerikanische Sänger Fergie Frederiksen in regelmässigen Abständen bei diversen AOR/Melodic Projekten auf. Sein bekanntesten Auftritt hatte er 1984 als Nachfolger von Bobby Kimball bei Toto. Leider blieb es mit „Isolation“ bei einem einzigen Studiooutput mit der AOR Legende. Doch die Liste der Bands bei denen er mitmischte ist lang: Trillion, Angel, Le Roux, Radioactive, Mecca, AOR, Northen Light, Myland. Dabei arbeitete unter anderem auch mit Ricky Phillips und Tommy Denander zusammen, die beide in entsprechenden Szenekreisen einen sehr guten Ruf besitzen. Nach 1999 (Equilibrium) und 2011 (Happiness Is The Road) erscheint nun mit „Any Given Moment“ der dritte Solostreich des begnadeten Sängers. Fergie besitzt eine voluminöse Stimme mit einem gewissen Wiedererkennungswert, prädestiniert um melodiösen Hard Rock zu veredeln. Für dieses Album hat sich der Protagonist mit dem Italienischen Produzenten, Songwriter und Keyboarder Alessandro Del Vecchio zusammengetan. Musikalisch wird so Melodic auf hohem Niveau geboten. Das Duo hat zwar diverse nette Songs geschrieben, der grösste Teil des Materials ist aber zu unspektakulär um für Aufsehen zu sorgen. Dem Album fehlt der Tiefgang und das Charisma. Durchschnitt.
Chris C.  

Punkte: 6.7 von 10
CENTURIES – Taedium Vitae
Southern Lord
Das Albumcover sowie der Albumtitel hätten mich auf depressives Black Metal tippen lassen. Von schleichender Monotonie oder unverständlichem Schreien kann hier aber nicht die Rede sein, im Gegenteil: nur eines der neun Lieder ist länger als drei Minuten. Komischerweise bezeichnet das Quartett aus Florida ihren Stil als Hardcore. Doch bereits bei ‚Caeruelus‘, dem zweite Lied der Scheibe, drängt sich die im Albumtitel vertonte Lebensunlust mit Black Metal Riffing in den Vordergrund. Auch im packenden ‚Metus‘ sucht man vergebens nach Hardcore, das rhythmische Riffing zu Beginn, die paar akustischen Takte, der rasende Part am Ende sowie die Stimme tragen zu einer sehr bedrückenden Stimmung bei, welche doch eher zu neuzeitlichem Black Metal passt. ‚Egilidus‘ wiederum besteht grösstenteils aus Rückkopplung, fügt sich aber gut zwischen die ansonsten eher schnellen Lieder ein. Auf Dauer wird das eintönige Schreien dann aber doch ein wenig langweilig, wenngleich der raue Klang der Aufnahmen stellenweise an frühe Nachtmystium erinnert. Eine interessante Scheibe, die auf der einen Seite eigenständig klingt, aber leider bei mehrmaligem Hören an Spannung verliert.
Tristan  

Punkte: 6.5 von 10
ARC ANGEL – Harlequins Of Light
Frontiers Records/Musikvertrieb
Anfang der Achtziger begannen Jeff Cannata und Michael Soldan Songs für ein gemeinsames Projekt zu schreiben. Die beiden spielten schon bei Jasper Wrath zusammen, die aber bereits 1976 auseinanderbrachen. Mit dem Material konnten sie CBS Records' Aufmerksamkeit erregen und ein Plattenvertrag ergattern. Unter dem Banner Arc Angel erschien 1983 das Debüt, dass in Genrekreisen bis heute Kultstatus besitzt. Von Kritikern wurde die Band aber als Kansas/Boston Klon abgelehnt. Aus diesem Grund trennte sich das Duo und Jeff startete eine Solokarriere mit diversen Outputs. Erst 2002 folgte mit „Tamorok“ eine weitere Scheibe unter dem Namen Arc Angel als Zusammenarbeit von J. Cannata und M. Soldan. Mit „Harlequins Of Light“ wird nun ein drittes Album publiziert, das aber ohne Michael und von Jeff praktisch im Alleingang geschrieben, eingespielt und produziert wurde. Musikalisch bewegt sich der Mann, wie schon in der Vergangenheit, im klassischen Melodic Rock und AOR der späten Siebziger und frühen Achtzigern. Oberflächlich betrachtet entfernt er sich nicht sonderlich weit vom Debüt. Leider fehlt aber die damalige Klasse. Der Verdacht kommt auf, dass Jeff mangels Erfolg den Namen Arc Angel als Mittel zum Zweck reaktiviert hat. Wirklich schlecht ist die vorliegende Scheibe aber trotzdem nicht. Der Multiinstrumentalist versteht zwar sein Handwerk, aber ohne den Namen Arc Angel würde die Scheibe kaum aus der Flut von Veröffentlichungen heraussteche.
Chris C.   

Punkte: 6.5 von 10
AUDIOLEGEND – We Are Infinity
Sonic Revolution
Die Schweizer Musikszene schläft nicht, sind doch einige Alben in den letzen Monaten veröffentlicht worden. Audiolegend aus Freiburg bringen mit „We Are Infinity“ ein weiteres Album auf den Markt, auf dem der melodische Hardrock mit Herzblut zelebriert wird. Typisch hierbei sind die dreistimmigen Gesangslinien (männlich/weiblich) und die eingängigen Refrains sowie überaus fröhliche Melodien. An der Klasse der Produktion gibt es nichts auszusetzen und aufgrund von Erfahrungen, die der eine oder andere als Support Act oder Mitmusiker von Bands wie UDO/Accept, Gotthard, Soundgarden oder Blackshine sammeln durfte, bringt man einen interessanten Background mit. Mit dem für mich eher einfach gestricktem Handwerk hinterlässt die Musik des Sextetts bei mir jedoch auch nach mehrmaligem Durchhören keinen grossen Eindruck und bleibt wohl in der Zukunft verstaubt im CD-Schrank liegen.
Liane P.

Punkte: 6.0 von 10
LETLIVE - The Blackest Beautiful
Epitaph Records
Die Post-Core'ler aus Los Angeles haben eine bewegte Geschichte hinter sich. 2009 wurde nach dem erfolgslosen "Speak Like You Talk" von 2005 die Platte "Fake History" veröffentlicht und die Band, personifiziert von Frontmann Jason Butler, bekam vor allem in den Staaten ein 10/10-Review nach dem anderen, und Jason Butler wurde gar vom berühmten Kerrang! auf Platz 1 der Liste der weltgrößten Rockstars (!) gewählt. Somit sind die Erwartungen an die neueste Veröffentlichung von letlive. sehr hoch. Die Atmosphäre des Albums ist passend zum Titel schön düster. Somit wäre aber leider schon alles gesagt, was auf "The Blackest Beautiful" besser ist als auf "Fake History". Das Songwriting und die Arrangements sind jetzt nicht unterirdisch schlecht, doch leider bleibt weder ein Riff noch eine Melodie hängen, obwohl dies eigentlich die grosse Stärke der Band ist - oder besser gesagt war. Auch bei der Produktion scheint die Erwartungshaltung zu gross gewesen zu sein. Zu schwammig ist der Endmix und zu wenig druckvoll das Drum. Klar, Jason Butler ist immer noch ein grossartiger Sänger, doch die Stärke liegt in seinem Entertainment und der Präsenz auf der Bühne, und dort können letlive. ja auch Songs von der alten Platte zocken.
Steve Butcher    

Punkte: 6.0 von 10
NECROMASS – Calix Utero Babalon
Funeral Industries
Trotz diverser Namenwechsel gibt es Necromass schon seit 1989 und ist somit schon ein Urgestein des italienischen Black Metals. Schade, dass trotz der Erfahrung das Schlagzeug viel zu laut abgemischt ist und die Leadgitarre oft irgendwo im Hintergrund wahrnehmbar, aber kaum differenziert zu hören ist. So beschränkt sich die Aufnahme mehr auf Schlagzeug und das heisere Schreien, was beides für sich alleine aber halt zu wenig spannend klingt. Schade um Lieder wie ‚Chapel Of Abominations‘ oder auch ‚Scarlet Void Of Lust‘, wo die Riffs den zündenden Funken ausgemacht hätten. Hingegen zeigt sich die Band experimentierfreudiger bei ‚Stellae Rubae‘, welches zu Beginn mit einer gut inszenierter Bassgitarre überrascht. Unkonventionell und ein wenig sperrig, was für Fans von Acrimonious vielleicht eine Empfehlung wert wäre. Skandinavisches Black Metal ist hier aber nur in kleinen Ansätzen vertreten.
Tristan    

Punkte: 6.0 von 10
GENGIS KHAN - Gengis Khan Was A Rocker
MDD Records
Der plakative Albumtitel liess mich kurz zusammenzucken - Sowas kann doch nicht ernst gemeint sein, oder? Doch, ist es durchaus. Das italienische Trio Gengis Khan steckt musikalisch betrachtet tief verwurzelt im traditionellen Heavy Metal der frühen Achtziger und bedient dementsprechend jedes Metal-Klischee, das man sich nur vorstellen kann. Die rifflastigen Songs könnten somit jeden True Metal Fan durchaus überzeugen, wenn man sich soundtechnisch etwas mehr Mühe gegeben hätte. Nichts gegen einen bollernden Drumsound, aber wenn dadurch die Gitarre in den Hintergrund rückt und man den Bass nur noch erahnen kann, dann hat der Knöpfchendreher und Faderschieber seinen Job nicht richtig gemacht. Neben den Drums dominiert die Stimme von Gitarrist Frank Leone, nur ist sein Sprechgesang leider etwas dünn, stellenweise schief und alles andere als akzentfrei, was sich ganz schmerzlich in der überflüssigen Ballade „Welcome In The Middle“ manifestiert. Schade drum, denn als Gitarrist weiss der Gute absolut zu überzeugen, aber das Mikro sollte er schleunigst einem richtigen Sänger überlassen. So geschehen in „Revenge In The Shadow“, welches durch Blaze Bayley eingesungen worden ist und eine Idee davon gibt, wie diese Band mit einem amtlichen Frontmann klingen könnte. Da es sich bei „Gengis Khan Was A Rocker“ um das Debüt der Band handelt, die ausserdem erst seit rund einem Jahr in dieser Form aktiv ist, will ich mit den Jungs aber nicht allzu hart ins Gericht gehen. Kümmert euch das nächste Mal um einen fetteren Sound, holt euch einen patenten Sänger an Bord, und das nächste Review wird ganz anders ausfallen. Die limitierte Erstpressung kommt übrigens mit den vier Songs des 2011er Demos daher, die – welche Überraschung – soundtechnisch um einiges knackiger daherkommen als die Tracks auf der regulären CD.
Mirko B.

Punkte: 5.5 von 10
BENESSER – Starting Something New
Doolittle Group
Manchmal kann eine CD Rezension ein echt undankbarer Job sein. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn einen die zu beurteilende Musik keinen Moment lang wirklich berührt, man aber gleichzeitig eingestehen muss, dass die betreffenden Musiker beim Erschaffen ihres Werkes sehr kreativ und kompetent an die Sache herangegangen sind. Die Jungs von Benesser haben eigentlich ein paar ganz fette Riffs auf Lager, so wie eingangs beim eröffnenden „Where Silence Prevails“ oder dem düsteren „Colors“, nur leider hat das Trio entschieden, dass im eigenen Sound Atmosphäre und grosse Gefühle wichtiger sind als wuchtige Riffgewitter, und so wird’s immer wieder sehr ruhig, bedächtig und stets eine Spur alternativ und progressiv zugleich. Dazu passt die sehr saubere, schmeichelnde Stimme von Bassist/Sänger Robert Olsson, die in „For The Eyes Of The Lord“ gar in völlig unerwartete Höhen emporsteigt und überhaupt perfekt zum sehr gefühlvollen Alternative Rock von Benesser passt. Wer einen stilistischen flotten Dreier zwischen Muse, Coldplay und The Rasmus lecker findet, wird sich höchstwahrscheinlich auch mit Benesser schnell anfreunden können. Musikalisch geht der eigenwillige Sound des schwedischen Trios durchaus in Ordnung, härtetechnisch fehlen mir hingegen die amtlichen Cojones, da baumeln bestenfalls zwei winzige Wachteleier zwischen den Beinen. Gut gemacht, aber nicht mein Ding.
Mirko B.   

Punkte: 5.3 von 10
DEADLOCK – The Arsonist
Napalm Records/Universal
Deadlock verwirrt mich. Der Einstieg ist brutal, die Riffs dreschen, der Sänger gröhlt sich wütend die Seele vom Leib – aber dann kommt der Refrain mit der Sängerin. Zuckersüss, versöhnend, melodiös und völlig unpassend. Borderline –Metal, so nenne ich diese spezielle Sparte in der knüppelharte Riffs auf weichen Pop-Gesang trifft und das ohne jeglichen Übergang. Sängerin Sabine Weniger hat eine Superstimme und sieht, nebenbei gesagt, ganz gut aus, aber sie kommt mir in dieser Combo und wie ihre Gesangspart in die Lieder integriert werden, etwas deplatziert vor. Die Riffs sind gut. Sie sind abwechslungsreich und auch die Aufnahmequalität der Scheibe überzeugt vollends. Deadlock sind keine Amateure, sie können spielen. Einzig die Sache mit den Übergängen, die keine konsistenten Headbanger-Erlebnisse zulassen, ist störend. Wer einen Referenzsong zum Album hören will, soll „The Arsonist“, das titelgebende Lied einlegen, das restliche Album hört sich nicht viel anders an. Und so bleibt zu sagen, dass Deadlock trotz guten Gitarristen, solidem Songwriting und einer Hammer Sängerin, doch einen schalen Nachgeschmack hinterlässt, der sich nicht einmal mit einem Bier wegwaschen lässt. Müsste ich das Album auf zwei Wörter zusammenfassen, dann wäre das „Brutal Romantisch“, „Rabiat Idyllisch“ oder „Barbarisch Gefühlsbetont“. Vor dem Kauf unbedingt reinhören.
Michel A.     

Punkte: 5.0 von 10
LITTLE RIVER BAND - Cuts Like A Diamond
Frontiers Records/Musikvertrieb
Die Little River Band wird den meisten von euch bestenfalls durch ihren 1979er Megahit „Lonesome Loser“ ein Begriff sein. Als ich mir letzthin ihren neuesten Output „Cuts Like A Diamond“ zu Gemüte geführt habe, raunzte meine Frau allerdings etwas über „langweilige Tanzmusik“, was doch einiges über den Stellenwert der australischen AOR-Pioniere in unseren Breitengraden aussagt. So drastisch wie mein holdes Weib will ich mich zwar nicht gerade ausdrücken, aber irgendwie hat sie Recht: Bei der Little River Band ist die Mucke sicherlich durchaus „Adult Oriented“, aber das finale „Rock“ fehlt in der Tat etwas. Es bewegt sich alles sehr gezügelt in wohl geordneten Bahnen, die Chöre sind gewohnt brillant und die Instrumentierung zeugt von höchster Professionalität, aber gleichzeitig ist man im Gesamtwerk dermassen radio- und massentauglich, dass es mir ein Grauen ist. Handwerklich und kompositorisch ist die Scheibe über jeden Zweifel erhaben, stilistisch bewegt sich hingegen die Little River Band in Gefilden, in die ich mich nie begeben werde, auch wenn ich die Truppe für ihr Lebenswerk durchaus respektiere - obwohl mittlerweile kein einziges Originalmitglied mehr mit von der Partie ist. Nur für ganz hartgesottene AOR – Fanatiker.
Mirko B.

Punkte: 5.0 von 10
ARABROT – Arabrot
Fysysk Format
Ganz ehrlich: Ich habe nicht verstanden, worauf Arabrot hinauswollen. Weder textlich noch musikalisch ergibt diese Mischung in meinen Ohren einen Sinn, und mein Verstand weigert sich ebenfalls, einen Sinn hinter dieser Kakophonie zu erkennen. Es brüllt, kreischt und jammert an allen Ecken und Enden, zeitweise könnte man die Smashing Pumpkins als einzelne Fragmente in diesem Strudel erkennen, dann wieder eventuell A Perfect Circle – aber eben, nur als schwacher Schimmer, eine Annäherung oder gar eine Interpretation ist doch sehr gewagt. Man mag dies nun als Freiheit der Kunst auslegen, zu sagen, man mache halt, was man wolle. Man mixe einfach alles zusammen, was man gerne hören möchte, egal, ob die Mischung nun einen Sinn ergibt oder nicht. Ich persönlich nehme mir die Freiheit und schreibe darnieder: Ich habe keine Ahnung, was Arabrot uns mitteilen wollen, und ihre Interpretation von Musik hat sich mir nicht erschlossen. Dass das selbstbetitelte Album nun technisch gesehen schlecht wäre oder mit einer grauenhaften Abmischung gestraft wäre, lässt sich definitiv nicht konstatieren, denn das trifft nicht zu. Die Hülle ist absolut brauchbar, aber der Inhalt ist (zumindest für mich) ein einziges Fragezeichen. Wer Experimente im metallisch-alternativen Bereich nicht scheut, darf sich gerne auf diesen Trip einlassen.
Toby S.    

Punkte: 4.5 von 10
WE CAME AS ROMANS – Tracing Back Roots
Nuclear Blast/Warner
„We Came As Romans“ ist eine der Bands, die ich immer wieder angetroffen habe, aber nie aktiv hören konnte. Ich erinnerte mich nur verschwommen an eine Band, die sich zwar auf dem Papier hart anhörte, aber in Wirklichkeit nur ein Gefühl der Enttäuschung hinterliess. Mit dem vorliegenden Album hätten die Jungs aus Michigan (USA) eine echte Chance gehabt, sich zu rehabilitieren, leider überzeugen sie auch in dieser neusten Aufnahme nicht wirklich. Sie folgen einem recht gängigen Muster, mit ihren einigermassen begabten Gitarristen, unhörbaren Bass und weinerlichem Sänger und stellen heutzutage in der „Scenecore“ keine Ausnahme dar. „Tracing Back Roots“, das erste Lied auf der Platte, hört sich wie eine Zusammenfassung des ganzen Albums an und deckt bereits das Wirkungsspektrum der Band ab. Gitarrenriffs, die ins Hard-Metalcore abdriften, solides Schlagzeug, das nie mitreisst und mittelmässiger Gesang, der allzuoft ins weinerliche abgleitet. Über die Lyrics mag ich mich an dieser Stelle gar nicht auslassen, sie lassen nur etwas gar viel Kreativität zu wünschen übrig. „Away“ reimt sich mit – „Away“ und „Down“ mit „Down“. Wie gewagt. Zweiter Song “Fade Away“ kann getrost übersprungen werden. I survive hat einen Gastauftritt mit Metalcore-Gott Aaron Gillespie, ist aber ansonsten durch und durch langweilig, einzig von nervtötendem Geweine unterbrochen. Am meisten hat mich die grassierende Ideenlosigkeit im Album überrascht. Und der Sänger hat mich durchs ganze Album nur genervt. Trotz Autotunes und aufwändiger Post-Produktion hört sich sein Part immer noch nicht gut an und war stellenweise nur unter Schmerzen zu ertragen. Wenn ihr Metal/Postcore hören wollt, dann sucht noch etwas weiter. „We Came As Romans“ hat sicher Potenzial und Talent, aber sie scheinen es darauf angelegt zu haben, es nicht zu zeigen.
Michel A.   

Punkte: 4.0 von 10
IMPIETY – The Impious Crusade (EP)
Hells Headbangers Records
Bei gewissen Bands fragt man sich, warum man sie immer wieder zu hören kriegt. Impiety aus Singapur gehören für mich persönlich dazu. Zwar kann man den rauen, archaischen Charme durchaus nicht leugnen und auch die Motivation, mit welcher die Jungs in regelmässigen Abständen EP’s oder DVD’s produzieren hat einiges an Respekt verdient, allerdings sind die Lieder eher unspektakulär. Nichts gegen vertontes Chaos, aber Riffs wie bei ‚Accelerate The Annihilation‘ mit den dazu unpassenden Blastbeats und den Vocals sind einfach zu viel des Guten. Und auch der Rest der Spielzeit scheint das Schlagzeug auf seinen drei oder vier Spielarten festzusitzen, selten aber passt das Geknüppel zu den Gitarren UND dem Gesang. Die Wildheit dahinter ist nicht zu überhören, aber so wirklich überzeugen kann das Gesamtbild nicht.
Tristan
Punkte: keine Wertung
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