CD-Reviews Oktober 2012
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
DEVIN TOWNSEND PROJECT– Epicloud
InsideOut Music/EMI
Devin Townsend. Mir fällt aktuell (ausser Steven Wilson) kein anderer Künstler aus der „Neuzeit“ ein, der so vielseitig und schillernd ist, und der in mir derartig viel Text im Kopf produziert, wie Mr. Devin Townsend! Wenn sich jemand Künstler schimpfen darf, dann er. Viele Songtexte in der heutigen Musiklandschaft handeln von der Härte des Lebens, vom Leiden und Trauern, von Problemen, die global präsent sind. Devin Townsend wollte beim Schreiben von „Epicloud“ genau auf diese Themen verzichten und konzentrierte sich auf das Zelebrieren der Lebensfreude. „Epicloud“ dienst als musikalische Atempause zwischen all dem Agendawahnsinn, der Schnelllebigkeit und den negativen Einflüssen, die einen sonst schon so plagen. Das neue Album des Meisters lässt musikalisch die letzten 2 Alben – das meditative „Ghost“ und das brutale „Deconstruction“ - verschmelzen und bietet wie gewohnt höchst schwerverdauliche Kost. Hier schöpft man erneut aus einer unglaublichen Quelle von Einflüssen. Eines der Highlights ist das Einbinden eines Gospelchors und die erneute gesangliche Unterstützung der engelsgleichen Stimme von Anneke van Giersbergen (Ex-The Gathering). Nichtsdestotrotz ist für mich Devin Townsend eher ein Livekünstler, der auf die Bühne gehört und dort voll überzeugt. Die Album-Releases sind irgendwie eher „Beigemüse“. Wer nicht bis zum 26.November 2012 auf das Konzert im Z7 warten kann, darf sich vorab schon mal „By A Thread“ (Live in London 2011, Box Set) reinziehen. Am 27. Oktober 2012 habe ich die Ehre, im Roundhouse in London seinem vielversprechenden „The Retinal Circus“ Auftritt beizuwohnen. Dies wird keine reguläre Rockshow sein, sondern eine Kunstdarbietung mit Schauspielern, Feuerspuckern, Fantasiewesen, die auf übergrossen Stelzen laufen und natürlich Musik. Uninteressante Info für eine Album Review? Falsch! Denn nur wer das Gesamtpaket Devin Townsend kennt und versteht, kann erst mit „Epicloud“ etwas anfangen.
Liane P.    

Punkte: 10 von 10
DAYLIGHT DIES – A Frail Becoming
Candlelight Records/Irascible
Lange, lange Zeit war es meine Ansicht, dass es im Bereich des groovenden, dennoch melancholisch-tonnenschweren und gleichwohl depressiven wie auch arschtretenden Melodic/Death/Doom Metal neben November’s Doom kaum eine andere Band gibt, welche dies so intensiv zelebriert. Nun, Meinungen können sich ändern, sollte der Grund dazu triftig genug sein… Als das erste Mal Daylight Dies aus meinen Brüllwürfeln und später auch aus meinem treuen Wegbegleiter, dem MP3-Player (nein, kein i-Schrott von Crapple), erschallten, so war es, als ob sich eine komplett alternierende Universums-Tür neben derjenigen von November’s Doom geöffnet hätte. Zuerst leise, dann intensiver werdend, nur um schlussendlich wie mittels eines Paukenschlages losgelassen zu werden, eröffnen die Jungs aus Amerika ihr mittlerweile viertes Album. Groovend, melodisch, derb, niederreissend, wieder hochzerrend, durchschüttelnd – so kann man „Infidel“ beschreiben, und doch scheint es, als wären Worte hierfür nicht geeignet genug, um zu beschreiben, was Daylight Dies in mir auslösen. Man möchte gleichzeitig zu Tode betrübt sein und vor Energie und Freude nur so strotzen! Melodienbögen und Soli treffen auf derbe Doom-Bretter, welche den Hörer durchschütteln, Growls wechseln sich mit cleanen, wunderschönen Gesängen ab (hierbei können einem durchaus auch My Dying Bride in den Sinn kommen), langsame, schleppende Parts und groovende Mid Tempo-Teile gehen fliessend ineinander über, ohne dass es zu einem Brei verkommt… „A Frail Becoming“ hat etwas tief in mir drin berührt, was schon lange keine Band in diesem Bereich mehr zu erreichen vermochte. Mag sein, dass mein Review deswegen sehr subjektiv ausgefallen ist, aber ich möchte dem geneigten Leser dies mit auf den Weg geben: Daylight Dies haben meiner Meinung nach etwas erschaffen, das sich meilenweit von all dem wegbewegt, was in der grauen Einheitsmasse verschwimmt. Jedes Stück ist eine eigene Welt, in die es sich einzutauchen mehr als nur lohnt, sollte man auch nur ansatzweise etwas mit melodischem Death/Doom Metal anfangen können. Und auch wenn nicht: Diese Scheibe ist so viel mehr, dass sogar diejenigen, welche bis anhin käumlich etwas mit dieser Musikrichtung anfangen konnten, Gefallen an dieser schwarzen Perle finden könnten. Man höre sich nur mal „Ghosting“ an, cleane Vocals treffen auf melodische Soli, unterlegt mit drückend-treibenden Gitarren, welche sich dann steigern und ein Fundament für die melancholisch-traurigen und gefühlvollen Soli bilden. Das muss man erst einmal kreieren können… Doch genug der Worte, hört euch die Platte selbst an - es lohnt sich meiner bescheidenen Meinung nach auf jeden Fall!
Toby S. 

Punkte: 10 von 10
MY DYING BRIDE – A Map Of All Our Failures
Peaceville Records/Irascible
Ein Review zu einer Band zu schreiben, die man persönlich als eine der markantesten Vertreter ihrer Zunft im Bereich Death/Doom/Gothic Metal betrachtet, stellt immer eine Herausforderung dar. Man darf die Erwartungen nie zu hoch schrauben und sollte möglichst objektiv an die Musik herangehen. Soll ich euch hier etwas verraten? Es ging bei mir nicht. Ich war und bin nach wie vor gefesselt von allen möglichen Schaffensperioden der Briten, sei es nun „The Cry Of Mankind“, „For You“, „The Blue Lotus“ oder „For Lies I Sire“, in jedem Song, in jedem Album konnte man die Art und Weise heraushören, wie Aaron Stainthorpe und seine Gefolgschaft traurige, schmerzerfüllte Musik mit Schauergeschichten kombinierten, die ebenso tragisch wie erschreckend waren. Diese Tradition setzt sich nun, zusammen mit dem wunderbar melancholischen Geigenspiel, auf „A Map Of All Our Failures“ fort, nahtlos anknüpfend an „A Line Of Deathless Kings“. Nur scheint es, als wären My Dying Bride stellenweise härter, ja direkter geworden (beispielsweise die brachialen Doom/Death-Nackenbrecher in „Kneel Till Doomsday“ oder „A Tapestry Scorned“), nur um dann wieder so zerbrechlich wie eh und je, untermalt von der klagenden Gesangsstimme, das genaue Gegenteil auszudrücken. Mit „Hail Odysseus“ kommt sogar ein wenig Ahab-Flair ins Spiel – es ist klar, dass Worte alleine nicht genug sind, um das zu beschreiben, was My Dying Bride an Welten kreieren. Wobei auch wiederum ganz klar gesagt sein muss, dass man sich für diese Scheibe Zeit nehmen muss, sonst läuft man Gefahr, all die Finessen und Details zu überhören, und dann, ja dann mag man monieren, es würde alles relativ ähnlich klingen. Es mag sein, dass die Klangfarben alle in einer relativ ähnlichen Umgebung angesiedelt sind, aber eben, hier zahlt es sich dann aus, genau hinzuhören und zwischen den Tönen zu hören. My Dying Bride erschufen noch nie seichte Kost, und „A Map Of All Our Failures“ ist das beste Gegenmittel, um all die oberflächlichen, schnelllebigen und mehrheitlich substanzlosen Eintagesfliegen des Musikbusiness vergessen zu machen. Absolut faszinierend, wenn nicht genial für all diejenigen, die sich auf diese Art von Musik einzulassen wissen.
Toby S.
  
Punkte: 9.5 von 10
SECTU - Gerra
ViciSolum Productions
Bestehend aus Mitgliedern von u.a. Mörk Gryning, CB Murdoc und Evergrey frönen die schwedischen Hauptstädter überraschenderweise dem technischen Death Metal, und zwar ohne den schwedischen Groove zu vernachlässigen (bzw. so weit nicht zu vernachlässigen, wie es das Genre halt so zulässt). Aber bei aller Überraschung; wenn sich langhaarige Bartträger mit kurzhaarigen Pornoschnauzträgern zusammenschliessen, kann man sich ziemlich sicher sein, eine etwas andere Art der Herangehensweise vor sich zu haben. Meine eheste Referenz an einen vergleichbaren Sound wäre Mörk Grynings Magnum Opus "Pieces Of Primal Expressionism", einfach eine ganze Ecke technischer und zwingender auf den Punkt kommend. Die verschleppten Grooves und zeremoniell wirkenden, ruhigeren Passagen aus dem erwähnten Werk sind entzückenderweise wieder vorhanden, und auch das für mich magisch anmutende, dunkle Brüllen passt noch immer hervorragend zur dunklen Musik. Ich kann mich nicht auf vergleichbare Beschreibungen beschränken, denn dies ist eine dieser Platten, die mich direkt an den Eiern gepackt und bis jetzt nicht losgelassen hat. Wer sich also drei amtlichen Muckern in Bestform und einer wahrlichen Selbstreinigung unterziehen möchte, sollte sich unbedingt einen Testlauf gönnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten nicht mit mir einig sein werden, aber trotzdem, "Gerra" liegt für mich auf einer Stufe mit Morbid Angels "Gateways To Annihilation" oder Death's "Individual Thought Patterns", Punkt. Und für das fantastische Cover gibts noch interne Sympathiepunkte, für mich ein gesamtheitliches Schmuckstück. Gruss und Danke nach Stockholm.
Hardy   
Punkte: 9.5 von 10
GLOWSUN – Eternal Season
Napalm Records/Universal
Heiliger Geist! Gespenstiger Einstieg, liebe Leute. Es empfiehlt sich, das Album nicht im Dunkeln zu hören. Glowsun beginnen mit dem dazu passenden Titel „Death Face“ und zaubern Geisterbahnatmosphäre in mein Wohnzimmer. Bläst mich gerade mal voll gegen die Wand! Hoppla! Als Kyuss-Anhänger der ersten Stunde gefällt mir das natürlich schon mal sehr gut. Der pumpende Bass der so typisch ist für Stoner Rock, Gitarren-Riffs, die sich wie eine tonnenschwere Netzpython durch die Lider winden, schräge Töne und Melodien, die nach frischem Gras riechen – das ist „Eternal Season“, das 2. Album der Band aus Lille, Frankreich. Instrumentale Parts dominieren das Album sehr stark. Der Gesang von Johan Jacobb bleibt eher im Hintergrund und verhält sich unauffällig. Bei „The Thing“ finde ich es es gar ein wenig unpassend, den Song mit dem lieblichen Gesangespart zu belästigen. Für mich seit langer Zeit eine der besten Veröffentlichungen in diesem Genre!
Liane P.  

Punkte: 9.5 von 10
SOULSPELL – Hollow’s Gathering
Inner Wound Recordings
Soulspell sind in diesem Monat die Rettung des Power Melodic Metals! Zeichnen Mob Rules und Ordan Ogan ein düsteres Bild dieses Genres, überzeugen Soulspell mit einer Frische, die selbst Tobias Sammets Avantasia in den Schatten stellt. Dabei kochen Soulspell durchaus mit den üblichen Zutaten wie ihre Kollegen und gehen eigentlich bereits ausgetrampelte Pfade. Soulspell gelingt das Kunststück, ihre Musk derart spannend darzubieten, dass Plagiats-Vorwürfe niemals aufkeimen. Der neunminütige Titeltrack ballert zuerst kräftig durch die Ohren, ändert aber genau dann den Stil, wenn die Sache langsam beengend werden könnte. Das sphärische "Anymore" sorgt im Albumkontext für Entspannung, während das nachfolgende "Adrians Call" wieder losrocken darf. Ebenso klassisch ist "Change The Tide", welches langsam in die zweite Hälfte des Album leitet. Das Instrumental "From Hell" sorgt nochmals für Ruhe, um den Boden für "The Keepers Hell" zu schaffen. Was ab da in den nächsten drei Schlusssongs abgeht ist ganz grosses Kino mit verschiedenen Sängern, theatralischen Klängen und einer angenehmen Progressivität. Das spassige, ja fast fröhliche "The Dead Tree" vereint nochmals verschiedene Stimmungen und offenbart das grosse Können von Soulspell-Mastermind Heleno Vale. Gerade das darin zu hörende Klavier-Solo(!) sorgt für ansprechende Gänsehaut. Abgeschlossen wird das Album durch die herzzerreissende Männlein/Weiblein-Ballade "Whispers Inside". Grossartig! Bei solch toller Musik spielt es nur eine untergeordnete Rolle als Verkaufsargument, dass Soulspell auf diesem Album rund zwanzig Gastsänger und fünfzehn Gastinstrumentalisten vereinen. Dabei sind mit Tim "Ripper" Owens (toll in bester The Glorious Burden von Iced Earth-Manier), Blaze Bayley, Tito Falaschi (Almah), Amanda Somerville (Avantasia) und Markus Grosskopf (Helloween) auch bekanntere Persönlichkeiten zu hören. Diese fügen sich angenehm ins Gesamtbild und stehlen den unbekannteren Protagonisten nicht die Show. "Hollow’s Gathering" ist ein Werk, welches im Gesamtalbum-Konzept sehr gut funktioniert und eindrücklich zeigt, was in diesem Genre noch alles Möglich ist.
Roger W.  

Punkte: 9.1 von 10
THE FORCE – Stone Cold
Earforce/Musikvertrieb
Komische Welt: Das Schweizer Blues Hard Rock-Trio veröffentlicht genau in dem Moment ihr viertes Album, in dem sie zum Quintett wird. Zu Mark Elliot (Gesang und Gitarren), Beat Schaub (Bass) und Hanns Haurein (Schlagzeug) gesellen sich nun Loovy (Hammondorgel) und Peter Tanner (Ex-Bloody Six und Ex-Krokus). Letzterer übernimmt nun den Leadgesang, wodurch sich Mark Elliot endlich auf seine Gitarre konzentrieren kann. Das Klangbild wird sich also nachhaltig verändern. Auf Stone Cold ist nun aber noch einmal das Trio zu hören. Und wie! Zwölf Lieder grooven um die Wette und lassen den Kritiker ratlos zurück. Ist das nun klassischer Hard Rock, Blues Rock oder doch schon fast Stoner Rock? The Force scheren sich nicht um Schubladen und garantieren dafür, dass in 50 Minuten garantiert keine Langeweile aufkommt. Jedes Lied hat seinen eigenen Klang, seine eigene Atmosphäre und lässt einen freudig mitwippen. Das Trio überzeugt mit einem feinen Händchen für tolle Melodien, schöne Arrangements und eingängigen Gesangslinien. Mark Elliot hält sich als Bluesgitarrist zurück und veredelt die Songs mit Gitarren-Soli, welche nie aufgezwungen wirken. Die instrumentalen und kompositorischen Fähigkeiten kommen am offensichtlichsten beim Instrumental "New Day" zum Tragen. Aber auch das krokussische "Ride", das Status Quoische "All I Need", oder das zu Beginn an Twisted Sister‘s "We're Not Gonna Take It" erinnernde "Run Run Run" überzeugen. Dabei wirken The Force auch auf ihrem vierten Album erstaunlich eigenständig, obwohl der Sound an sich nichts Neues ist. Aber egal, wer mit einer solch hörbaren Spielfreude tolle Songs auf eine CD zaubert, der gehört sowieso an die Spitze welcher Musik-Szene auch immer! Man kann es drehen und wenden wie man will: Ausfälle findet man hier keine! Deshalb gibt es eine Punktzahl, die jedem Blues-Hard Rocker offenbaren sollte: Kaufen, Hören und an den Konzerten abfeiern!
Roger W.    

Punkte: 9.1 von 10
KATATONIA – Dead End Kings
Peaceville Records/Irascible
Nach dem letzten Album „Night Is The New Day“, zu welchem ich nie wirklich Zugang gefunden hatte, weil es schlichtwegs einen Geruch der Marke „Wir müssen dieses Album machen, egal, ob wir nun in der Lage dazu sind oder nicht“ an sich haften hatte, war es mehr als nur spannend, zu hören, wie sich die Jungs weiterentwickelt hatten – und ob überhaupt. Und verdammt nochmal, ja, Katatonia haben das Album erschaffen, das der legitime Nachfolger zu „The Great Cold Distance“ darstellt! Das fängt nicht nur bei den Melodien an, welche wieder so typisch sind für Katatonia, dass man sie unter zig anderen sofort heraushören könnte, nein auch an der ruhigen, melancholischen Stimme von Jonas Renkse, an den traurigen Melodiebögen – einfach an allem. Zudem haben die Schweden an bestimmten Stellen sachte elektronische Spielereien eingebaut, gewisse Passagen ziemlich hart klingen lassen, dann doch wieder sehr ruhig und fragil das Soundgerüst aufgebaut… Es ist sehr schwer, zu beschreiben, was Katatonia hier erschaffen haben, aber so viel ist sicher: „Dead End Kings“ braucht zwar mehr als nur einen Durchlauf, damit man die ganze Tiefe des klanglichen Universums erfährt, aber es wird einem mittels eingängiger Songs ziemlich einfach gemacht, den Zugang zu finden. Mehr muss nicht gesagt werden, wer genug von der ganzen seichten, oberflächlichen Massenverdummungsmusik der Musikindustrie hat, der wird mit solchen Ausnahmekünstlern akustisch gesehen gesegnet werden.
Toby S.    

Punkte: 9.0 von 10
BATTALION - Set The Phantom Afire
Eigenvertrieb
Zwei Jahre nach ihrem Knaller-Full Lenght Debüt «Underdogs» legen die Zürcher Thrasher mit «Set The Phantom Afire» ihr zweites Langeisen vor, das wiederum nicht anderes will, als zu killen. Und das tut es bereits mit dem Opener «Buried Nation», der aber nicht nur durchgeholzt wird, sondern auch durch getragene Passagen auffällt. Kurz und schnell im Stile der frühen Metallica macht «Dead Men Tell No Tales» Kleinholz aus allem, was nicht angebunden ist. «Bomber» ist darauf kein Motörhead-Cover (hilfe!!), sondern ein geiler Stampfer, der etwas die Handschrift von GurD trägt und bestes schädelspaltendes Headbang-Futter bereit hält! Spätestens beim Titeltrack beweisen Battalion, dass sie vom Songwriting her mehr drauf haben, als nur tumb drauf los zu prügeln. Mit etwas Vibes von Annihilator und cooler Bridge in die Soli rein, lässt man auch hier nichts anbrennen. Das gilt im Besonderen für die Gitarrenfraktion mit Silvan Etzensperger und Clode Hürlimann, die es gewaltig krachen lässt und sich technisch keine Blösse gibt. Während viele andere Thrash-Combos nicht selten wie Mähdrescher durch ihre Scheiben hindurch pflügen, gehen Battalion, wie beim mächtigen «Underdogs» mal wohltuend vom Gaspedal runter und legen ihren Fans den Songtitel pfannenfertig in den Mund. Die Aufmerksamkeit wird ihnen hierbei live sicher entgegen gebracht. «Possessed By Satan» offenbart derweil auch powermetallische Anleihen, die sich gut ins Gesamtbild von «Set The Phantom Afire» einfügen und live bestimmt wie Anton abgehen, was für ein verdammtes Brett! Dennoch huldigt man weiterhin den thrashigen schnellen Roots der «Kill 'Em All» Ära und steht dem Vorgänger in Nichts nach. Geiler Sound von einer geilen Band und erst noch aus der Heimat!
Rockslave    

Punkte: 9.0 von 10
MUSTASCH – Sound Like Hell, Looks Like Heaven
Eat Music/Metalville
„Sound Like Hell, Looks Like Heaven“, der neue Silberling der Schweden Mustasch erscheint in unseren Gefilden zeitgleich mit dem Best-Of „The New Sound Of The True Best“, worüber ihr genaueres dazu in der Review weiter unten lesen könnt. Warum ich die Compilation denn trotzdem erwähne? Weil, kennt man die alten Songs der mächtig eiertretenden Oberlippenbärte nicht, man die beiden Scheiben glatt vertauschen würde. Auf „Sounds Like Hell...“ nämlich reiht sich ein Kracher an den anderen. Nur schon der Opener „Speed Metal“ mit seiner treibenden Strophe und epischem Refrain ist eine von Öl und Schweiss besudelte Metal-Hymne par excellence und zeigt obendrauf auch gleich noch, wie gekonnt diese Riff-Gang, angeführt vom testosterongeschwängerten Organ Ralf Gyllenhammers, es versteht, traditionellen Metal in ein zeitgenössisches Gewand und, was noch wichtiger ist, in funktionierende Songs zu stecken. Wie anders lässt es sich sonst erklären, dass Mustasch es fertig bringen, dass zu zwar eingängigen, aber durch und durch urwüchsigen Stampfer, wie sie für das Quartett typisch und in Form von „Never too late“, „Cold Heart Mother Son“ und „Destroyed by Destruction“ auch auf „Sound Like...“ wieder zu finden sind, sowohl Metal-Springer und Biker-Stiefel als auch Alterno-Chucks oder Popper-Flip-Flops zumindest in ihrer Heimat Schweden zucken was das Zeug hält? Songwritting-Skills und mächtig Wumms besitzen Mustasch im Überfluss, das beweisen auch alle anderen Songs, vom im Geiste der 70's swingenden „Morning Star“, über das radiotauglich tänzelnde „Your Father Must be proud of You“ und das in der Spur Black Sabbaths schleppende „Dead Again“ bis zum in Sachen Kick Ass Danko Jones locker ausknockende „I Don't Hate You“. Wer solche Alben schreibt, der kann eigentlich gar keine Best-Of's mehr zusammenstellen.
Kissi     

Punkte: 9.0 von 10
BILLY TALENT – Dead Silence
Warner Music
Billy Talent ist so eine Sache – Love it or hate it. Leute, die die Band nicht mögen, behaupten immer wieder gerne, dass sich alles gleich anhört. Naja, da haben sie nicht ganz Unrecht. Andererseits – Warum sollte man ein Erfolgskonzept, dass sich in bald 20 Jahren Bandgeschichte, drei Alben und unzähligen Live-Auftritten bewährt hat, auch verändern? Mit ihrem vierten Studioalbum “Dead Silence“ beweisen die Kanadier jedenfalls, dass sie es immer noch drauf haben, denn der Titel ist alles andere als Programm! Dieses Album rockt im guten alten Billy Talent-Stil! Laut, kritisch und unglaublich mitreissend – wer hier stillsitzen kann, hat echt was auf den Ohren. Fans der ersten Stunde mögen sich vielleicht noch an die aufmüpfigen Teenage-Rebellen von damals erinnern, doch mittlerweile sind Billy Talent schon ein gutes Stück über Dreissig und trotzdem haben sie nichts von ihrer Power eingebüsst. Wer erwartet hat, dass die Herren aufs Alter ruhiger werden, der wird mit dem neuen Album eines besseren belehrt. Wenn überhaupt, dann sind sie noch besser geworden und liefern ein äusserst kompaktes Songwriting und sorgfältig ausgeklügelte Kompositionen mit viel Ohrwurm-Potenzial. Klar gibt es auch etwas ruhigere Tracks wie zum Beispiel “Swallowed Up By The Ocean“ oder das Zwischenspiel “Lonely Road To Absolution“, doch kann hier von “Quoten-Ballade“ keine Rede sein. Textlich sind die Kanadier noch etwas kritischer und düsterer geworden und reflektieren die drohende Apokalypse 2012. Die Band hatte dieses Jahr mit ihrer eigenen kleinen Katastrophe zu kämpfen: Drummer Aaron Solowoniuk musste sich einer Operation am offenen Herzen unterziehen, was seine Bandkollegen auch sehr mitgenommen hat. Der Song “Don’t Count On The Wicked“ bezieht sich darauf und die Passage “Turn Anger Into Hope“ ist der Slogan von Solowoniuks Stiftung F.U.M.S. (Fuck You Multiple Sclerosis). In “Surprise, Surprise“ kritisieren sie die blinde Konsumsucht, die manche Leute an den Tag legen. Mit diesem Song wollen sie der Gesellschaft die Augen öffnen, denn das wahre Leben ist was anderes, als die Werbung uns weis machen will. Gitarrist und Songwriting-Mastermind Ian Michael D’Sa über das Album: “A lot of the album has to do with how important it is not to get caught up in material culture, internet culture and all those things that distract us from what's real.” Die Highlights dieses Albums sind der Titeltrack “Dead Silence”, der letzte Track “Viking Death March“ und das anklagende “Love Was Still Around“. Ein grossartiges Album einer grossartigen Band. Unbedingte Kaufempfehlung!
Patricia
  
Punkte: 9.0 von 10
DOWN - Down IV Part 1 -The Purple EP
Roadrunner Records/Warner
Fünf geschlagene Jahre ist es her, seit der letzten Veröffentlichung der Supergroup Down aus New Orleans. Der Sänger von Pantera, der Gitarrist von C.O.C und der Rest von Crowbar haben hier ein Melange zusammengebraut, das man nicht an jeder Ecke findet. Fans von Sludge-, Doom-, und Stoner Rock vergöttern diese geile Truppe, die sich mit der ersten Scheibe "N.O.L.A." ein Denkmal gesetzt hat. Jetzt hat man verlauten lassen, ein paar EPs in regelmässigen Abständen zu veröffentlichen. "The Purple EP" macht den Anfang und überrascht mit einem harten Black Sabbath -mässigen Riff, der sofort dem Hirn die Meldung sendet : Ouuuuh Mann, ist der Riff geil !!! Anselmo singt sich seinen Frust in richtiger Südstaatenmanier aus dem Leib, und der Rest dieser halbstündigen EP enthält viele gute Songpartien und lässt hoffen, dass die nächsten EPs (wenn es denn wirklich noch ein paar gibt, bei dieser kreativen Phase von Down...) noch einen draufsetzen können. Ich habe schon lange keine solch "harte Scheibe" mehr gehört. Es muss nicht immer Digital produziert sein, um die Härte zu demonstrieren. Hier zum Beispiel sieht man, dass mit einer alten, normalen und analogen Aufnahmetechnik recht viel herauszuholen ist, aber man muss natürlich auch solche Ausnahmemusiker in den eigenen Reihen haben, um solch fantastische Musik zu erschaffen. Klasse Scheibe, klasse Band !!!
Daniel J.
   
Punkte: keine Wertung
THE SCAMS – Bombs Away
Lightning Records
Neben Bullet kommen auch The Scams aus dem schwedischen Kaff Växjö. Die beiden Acts sind aber nicht nur geografische, sondern auch musikalische Nachbarn. Während aber Bullet schon fast aufdringlich stark an AC/DC orientiert sind, sind The Scams flexibler und variabler. Mit dem Gitarristen Daniel Kvist und dem Bassisten Kriss Biggs hat die Band gleich zwei potenzielle Leadsänger in ihren Reihen, was die ganze Scheibe gleich noch um ein zusätzliches Stück interessanter macht. Je nachdem scheinen mal Ozzy oder AC/DC, aber auch klassische Metal-Aspekte durch. Man bleibt dabei konstant eigenständig, orientiert sich zwar an den grossen klassischen Hard Rock-Bands, kopiert aber wenig bis gar nicht. Auf ihrer bereits dritten Langrille ("One Night Of Mayhem" 2007, "Rock And Roll Krematorium" 2010) begeistern die vier Musiker durch unglaublichen Drive und unbändige Energie. "Bombs Away" überzeugt durch grosse Nachhaltigkeit. Genau das entscheidende, um in der Flut der Veröffentlichungen nicht unterzugehen. Es wurden zwar nur 10 Tracks auf die Scheibe gepackt, dafür ist aber kein einziger Titel darunter, der schwächer wäre als der Rest. Mit anderen Worten: die Musiker haben zehn Kick Ass Rock'N'Roll Highlights erschaffen. (Nur schon der Titeltrack ist definitiv ein Meisterwerk.) Durchs Band ist jede Melodie nachvollziehbar, jeder Refrain ist mitsingtauglich, jedes Riff bringt den Körper zum vibrieren. Ich tue mich jeweils schwer, vom Highlight des laufenden Jahres zu sprechen, aber "Bombs Away" hat dieses Prädikat verdient. Junge Bands wie The Scams sind es, die den Rock'N'Roll zur nächsten Generation transportieren, die das Erbe von AC/DC oder Motörhead würdig vertreten, und das muss honoriert werden. Also, kein wenn und aber: kaufen!
Chris C.   

Punkte: 9.0 von 10
BEYOND ALL RECOGNITION - Drop=Dead
Napalm Records/Universal
Dubcore gehört zu einem der neuesten Kinder von Mutter Rock n`Roll, und da diese von Hardrock, über Death Metal bis hin zu Postcore warscheinlich mehr Kinder hat als der Ur-Kälin aus Einsiedeln, ist es ein wenig öde, diese neuen Ausgeburten zu begutachten. Dubcore jedoch, das seit einiger Zeit in der Szene herumgeistert und im speziellem Beyond All Recognition, sind defintiv eine Ausnahmeerscheinung. Unter Dubcore versteht man die Verbindung von (meistens) Deathcore mit dem aus der elektronischen Szene stammenden Dubstep. Und wieviele unzählige Male sind minderbemittelte Bands, wie die alten Alchemisten nach dem Gold, auf primitive Art und Weise der Symbiose von Metal- und elektronischer Musik nachgestrebt? Kombiniert mit Dubstep klappt dies, spätestens seit dem letztem Album von Korn sicherlich jedem bewusst, mehr als optimal. Und für mich gehören Beyond All Recognition jetzt schon zu den absoluten Speerspitzen dieses noch jungen Genres. Was die fünf Schweden plus dem "Dubsteptypen" Fredrik Eklund hier abliefern ist allererste Sahne, mit der Kirsche obendrein und dem Kaffischnaps drunter. Woran die Alchemisten noch gescheitert sind und Korn knapp dran waren, das haben Beyond All Recognition nun vollendet, sie haben das Unmögliche möglich gemacht! Wer eine Hörprobe will, der soll auf Youtube, und dann: Kaufzwang!
Steve Butcher    

Punkte: 9.0 von 10
JUDAS PRIEST –
Screaming For Vengenace – Special 30th Anniversary Edition
Columbia/Sony Music
Welche ist nun die beste Judas Priest-Scheibe, die die Metal-Götter in den letzten Jahren veröffentlicht haben? Ist es «British Steel», «Defenders Of The Faith», «Painkiller», oder eben doch «Screaming For Vengenace»? Zumindest feiert diese Scheibe ihren 30. Geburtstag und erinnert mich an meine ersten Jahre in der hart rockenden Szene. Alleine der Doppelauftakt in Form von «The Hellion/Electric Eye» und «Riding On The Wind» besticht nach wie vor durch seine erhabene Art, die messerscharfen Riffs und die beste Gesangsleistung von Rob Halford. Zusammen mit dem Megahit «You’ve Got Another Thing Coming», einem simplen Riff, mit einem äusserst prägenden Wiedererkennungswert schufen die Herren aus England damals eines ihrer nachhaltigsten Werke. «Bloodstone», «(Take These) Chains», «Fever», der Titelsong und «Devil’s Child» gingen dabei fast unter, sind aber Perlen, die jeder Metal-Fan in seinem Leben gehört haben muss. Ergänzt wird diese CD durch die Live-Tracks «Electric Eye», «Riding On The Wind», «You’ve Got Another Thing Coming», «Screaming For Vengenace» und «Devil’s Child» welche aus San Antonio vom Civic Center stammen, die am 10. September 1982 mitgeschnitten wurden und dem Bonustrack «Prisoner Of Your Eyes». Zudem wird die 30th Anniversary Edition mit einer DVD aufgewertet, welche die Show vom US Festival in San Bernadino CA am 29. Mai 1983 zeigt. Ein Konzert, welches die Truppe von ihrer gefährlichsten und besten Seite zeigt. Geniesst diese Songs und die damalige Präsentation, denn es wird nie mehr so sein wie früher. Und hoffen wir, dass uns Judas Priest auch mit einer Jubiläumsscheibe von «Defenders Of The Faith» in knapp zwei Jahren beglücken werden!
Tinu
   
Punkte: keine Wertung
JON LORD - Concerto For Group And Orchstra
Ear Music/Phonag
Als vor nicht so langer Zeit Jon Lord selber die Öffentlichkeit über seine Krebserkrankung unterrichtete, sass der Schock schon tief und nach dem Tod von Ronnie James Dio (R.I.P.) wie den ebenso schlechten Nachrichten von Tony Iommi fragte sich manch einer, was da noch an Hiobsbotschaften kommt. Ich fürchtete mich schon immer vor dem Tag, an dem der erste Tote der Mark II-Besetzung von Deep Purple (Gillan-Lord-Glover-Blackmore-Paice) verzeichnet werden muss. Am 16. Juli sass ich Abends vor der Kiste und surfte im Facebook rum, als plötzlich die erste von nachfolgend ganz vielen Nachrichten zum gleichen Thema gepostet wurde: Jon Lord ist tot! Meine Reaktion folgte auf dem Fusse..., ich musste sofort an die frische Luft und nach einem tiefen Schluck aus dem Rotweinglas kullerten ein paar Tränen über meine Wange, für die ich mich keinesfalls schäme. Aber Freddie Mercury (Queen) sagte kurz vor seinem nahenden Tod schon: "The show must go on"! In diesem Sinne ist die kurz vor Jon Lords Tod fertig gestellte erste Studio-Version des berühmten «Concerto For Group And Orchestra» zu seinem musikalischen Vermächtnis geworden. Weitgehend entsprechen die drei Movements der ursprünglichen (Live-) Fassung von 1969. Einige Stellen wurde etwas anders arrangiert und bekamen nun durch die Studio-Umgebung eine andere, neue Akzentuierung. Das "Royal Liverpool Philharmonic Orchestra" unter der Leitung von Paul Mann (der schon bei der 30.Anniversary-Tour 1999 dabei war) und einigen Kollegen wie Joe Bonamassa, Steve Morse, Guy Pratt (Pink Floyd), Brett Morgan (Sting) und Bruce Dickinson (!) wurde das Werk von Jon Lord neu aufgenommen. Des Weiteren empfahl sich mit Darin Vasilev ein junger Gitarrist, der sichtlich auf den Spuren von Joe Satriani wandelt. Das Resultat als Ganzes kann sich in der Tat hören lassen und lässt den Feinheiten deutlich mehr Raum. Die Orchestrierung der in den Abbey Road Studios in London abgemischten CD ist opulent und gleichzeit ausgewogen zu den Bandpassagen hin. Bevor der grosse Maestro der Hammond-Orgel seine Augen für immer schloss, hatte er vor dem offiziellen Release noch die Gelegenheit, sein Werk anhören zu können. Nun sind wir an der Reihe und verneigen uns in Ehrfurcht vor diesem begnadeten Musiker und werden seiner auch als äusserst bodenständigen Menschen gedenken. Thank you for the music Jonathan Douglas Lord (R.I.P.)
Rockslave
   
Punkte: keine Wertung
ANGRA – Best Reached Horizons (2 CD)
Steamhammer/SPV
Ihnen klebt das Pech an der Backe und während total überbewertete Truppen wie Metallica, die nachhaltig beweisen, dass sie selbst ihre Soli live nicht spielen können, hochgejubelt werden, gehen begnadete Bands wie Angra durch den Dreck. Mit dieser «Doppel Best Of», welche die letzten 20 Jahre von Angra zusammenfassen, können sich nun alle einen Einblick in das unermessliche Schaffen der Brasilianer machen. Während auf der ersten CD die Zeit zusammen mit Sänger Andre Matos erklingt, werden auf der zweiten Scheibe die Tracks mit Edu Falaschi präsentiert. Anspieltipps... Hört euch mal die unter die Haut gehende Coverversion von Kate Bushs «Wuthering Heights» an. Das Zusammenspiel zwischen Gesang und Gitarrensolo ist an Genialität und verständlicher Virtuosität nicht zu überbieten! Oder der Speedbrocken «Metal Icarus», «Nova Era» und das mit Klavier untermalene «Lease Of Life», das auch die gefühlvolle Seite von Angra zeigt. Neben verspielter Gitarrentechnik können es die Herren Rafael Bittecourt und Kiko Loureiro, wohl eines der unterbewertesten Gitarrenduos, auch mit viel Gefühl in den Fingern angehen. Als kleines Schmankerl packt der Fünfer eine Coverversion von Led Zeppelins «Kashmir» aus dem Hut, welches das Flair des Original nicht zerstört und trotzdem wie eine eigene Komposition klingt. Gebt den Jungs endlich die Chance, die sie verdient haben!!!
Tinu     

Punkte: keine Wertung
NOVA ART – The 3rd Step
Eigenvertrieb
Nova Art sind speziell, und dies nicht nur aufgrund ihrer russischen Herkunft. Vielmehr ist es die Musik, welche schlicht für sich steht. Hier trifft modernes Gekeife auf klaren Gesang, verbindet sich mit aggressiven Heavy Metal-Riffs, nur um ganz plötzlich wieder an Fahrt zu verlieren oder um mit spacigen Klängen verziert zu werden. Aber auch jazzige Stellen mit teils ziemlich schrägen Klängen sind zu finden, welche wie bei "No More Pain" in Schreikrämpfe ausarten. Mit Ambiente-Atmosphäre beginnt "You, The Only", nur um nach einem kurzen Teil in geflüsterten Gesang umzuschwenken. Nova Art präsentieren sich als innovative, musikalisch sehr versierte Band, die in ihrer Art extrem unvorhörbar ist, ohne den Zuhörer dabei zu verwirren. Irgendwie scheinen die Dinge schlicht so zu passen, wie sie uns von Nova Art dargeboten werden. Nova Art wollen auch Kunst sein und bringen den Beweis mit diesem vielschichtigen Album gleich selber. Ob man das nun wirklich Prog nennen darf, ist schwierig zu sagen. Aufgrund der eingestreuten Industrial-Teile könnte man sich auf Modern-Prog einigen. Die sechs Lieder und 30 Minuten sind genau so gewählt, dass der tolle Eindruck nicht verloren geht. In der Kürze liegt hier definitiv die Würze! Das gilt auch für die Songs, welche ihre ganzen Stile und Stärken nur in einem Fall in über sechsminütigen Songs ausleben. "The 3rd Step" ist ein vielfältiges und unheimlich spannendes Album.
Roger W.   

Punkte: 8.9 von 10
BIG BIG TRAIN - English Electric Part One
GEP
Die Engländer um Mastermind Dave Longdon schieben sich in der Retro Prog Szene kontinuierlich nach oben. Inzwischen gehören auch die beiden Dauergäste Nick D. Virgilio und Dave Gregory fest zum Band Line Up, und auch auf ihrem neusten Rundling verwöhnen uns die Proggies wieder mit feinstem Progrock. Übrigens: der zweite Teil von "English Electric" folgt dann im Frühjahr 2013. Aber widmen wir uns vorerst dem ersten Teil, der uns beglückt mit unglaublich vielen Spielereien, grösstenteils ruhigeren Momenten, aber dafür viel symphonischer Musik und wunderschönen Chören, vielen Instrumenten wie Violinen, Cello Cornet, Trompete, Tuba, Flöten und vielem mehr. Die Musik von Big Big Train ist eine fantastische Reise in Prog Sphären mit dem Geist der alten Genesis, Yes und zeitweise musikalisch nicht weit entfernt von Bands wie IQ. Übrigens erinnerte mich Sänger Dave Longdon schon öfter an Peter Gabriel, aber es passt perfekt zum Sound, und das zählt schlussendlich. Meiner Meinung nach haben die Briten hier mit "English Electric" nun endgültig zu ihrem Sound gefunden und der gefällt mir ausserordentlich gut. Die vielen Spielereien zwischen Keyboard und Gitarren zum Beispiel geben dem Album etwas ganz Besonderes, und da gibt es noch einiges mehr zu entdecken, auch wenn die einzelnen Songs eher gemächlicher Art sind. Oder vielleicht macht es ja genau das aus. Und so präsentieren uns die Briten ein sehr starkes, gefühlvolles symphonisches Retro Prog-Werk, das sich locker mit den Grossen dieses Genres messen kann. Ich bin ja schon auf Part Two gespannt und zieh mir in der Zwischenzeit noch ein paarmal Part One rein.
Crazy Beat
  
Punkte: 8.9 von 10
FREI.WILD – Feinde Feinde-Single & Mach Dich Auf - (Single)
Rookies&Kings/SPV
Die Südtiroler Deutschrocker Frei.Wild treiben es vor der Veröffentlichung ihres Gegengift-Nachfolgers ziemlich bunt. So sind zwischen Juli und September gleich zwei 2-Track-Singles erschienen, welche die Zeit des Wartens auf das am 5. Oktober erscheinende Album verkürzen. Beide bieten neben dem Single-Titeltrack noch einen exklusiven Song. Kommerz und Ausverkauf könnte man da schreien, zumal Fr. 7.80 pro Single mit zwei Liedern doch eine Menge Geld ist. Frei.Wild schwören aber auf ihrer Webseite, dass die Singles auf eine (nicht bekannt gemachte) Anzahl limitiert ist. Die Singles sollen zu Raritäten und begehrten Sammlerstücken werden. Dagegen ist also nichts einzuwenden, sofern die Südtiroler nicht schon bald die gefühlte 10. Version des kommenden Albums inklusive der zwei Extrasongs dieser Singles raushauen. Wenn man sich allerdings die Trackliste der Limited Edition des kommenden Albums anschaut, merkt man, dass diese Gefahr wohl sehr klein ist. Auf die 16 regulären Lieder packen sie noch fünf Bonustracks drauf, welche mit denjenigen der Vorabsingles nicht identisch sind. Habe ich was vergessen? Ja, denn nebenbei ist auf "Feinde deiner Feinde" und "Mach Dich Auf" noch Musik zu hören. Die beiden Titelträger entwickeln sich nach unterschiedlichen Anfängen zu flotten Rockern, wobei "Mach Dich Auf" zur kritischen Hymne künftiger politischer Personenwahlen werden könnte. Beide haben durchaus Hitpotential und werden künftig wohl kräftig abgefeiert werden."Der Gast In Deinem Geist" von der "Mach Dich Auf"-Single wirkt dagegen nachdenklich und verfügt über einen sehr eingängigen Refrain. In die gleiche Kerbe schlägt "Tot und doch am Leben“, legt aber an Melancholie noch ein paar Briketts nach. Sämtliche vier Songs sind stimmig und wirken aneinander gereiht (IPOD sei Dank) wie ein tolles Minialbum. Als Appetithaben für das kommende Album legen die Singles die Messlatte schon mal sehr hoch. Man darf gespannt sein, was da noch kommt. Für den Frei.Wild-Fan bleibt die schwierige Frage, ob er die Sammlerstücke wirklich unbedingt sein Eigen nennen will.
Roger W.
   
Punkte: keine Wertung
EVOCATION - Illusions Of Grandeur
Century Media/EMI
Evocation gaben ihre ersten drei Studioalben zwar erst zwischen 2007 und 2010 heraus, jedoch sind die Herren ein alteingessesener Felsen auf den skandinavischen Klippen des Sweden Deaths. Bereits 1992 schrieb man die ersten genialen Songs und produzierte die beiden ersten offiziellen Demos "The Ancient Gate“ und das "Promo 1992"-Tape, welche erst kürzlich als Compilation wiederveröffentlicht wurden. Nun darf man sich mit "Illusions Of Grandeur" auf das vierte Studioalbum von Evocation freuen. Und freuen kann man sich tatsächlich, denn Evocation sind eine Spur moderner und würziger geworden, verstehen es besser, auf Harmonien einzugehen und klingen ingsgesamt frischer und melodiöser als jemals zuvor. Zuweilen ist sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit den musikalisch gleichgesinnten Amon Amarth rauszuhören. Wer die alten Evocation mag, und auch dem modernen Melodic Death Metal nicht abgeneigt ist, der wird die neuen Evocation lieben!
Steve Butcher   

Punkte: 8.7 von 10
LYNYRD SKYNYRD - Last Of A Dyin' Breed
Roadrunner Records/Warner
Die amerikanische Südstaaten Rock-Legende Lynyrd Skynyrd war im Frühsommer bereits livehaftig in der Schweiz unterwegs, aber da war das neue Album noch nicht draussen und die Setliste bewegte sich entsprechend im Fahrwasser der «God & Guns»-Tour. Obwohl ich irgendwie das Gefühl habe, letztgenanntes Album noch nicht richtig ganz aufgesogen zu haben, kommt schon das nächste daher. Ein Blick auf das ältere Album bestätigt indes, dass dieses nicht weniger als schon drei Jahre auf dem Buckel hat! Höchste Zeit also für neue Lieder und diese wurden auf die vorliegende Langrille «Last Of A Dyin' Breed» gepresst. Und was auch klar sein dürfte, ist, dass sich die Truppe bestimmt auf keine Experimente einlassen wird und wiederum das macht, was sie schon immer ausgezeichnet hat: Rocken bis der Arzt kommt! Dies allerdings nicht ganz so heftig wie "ihre Brothers And Sisters" von Molly Hatchet. Mit insgesamt sieben Musikern und zwei weiblichen Backing Vocals werden die Bühnen der Welt allerdings stets mit drei Gitarristen beackert, was einfach, vor allem live, immer geil klingt. Selbstverständlich dürfen, ja müssen auch ruhigere Parts in Form von (Halb-) Balladen wie «Ready To Fly» zu finden sein, die textlich meist verstorbenen Leuten oder neuen Lebensentwürfen gewidmet sind. Am stärksten sind die Skinners aber immer dann, wenn es rockt und dabei solche Perlen wie «Good Teacher», «Nothing Comes Easy» oder «Honey Hole» erklingen. Auf dem Digipak sind dann noch drei Bonustracks zu finden, die keinesfalls als Filler bezeichnet werden können, sondern «Last Of A Dyin' Breed» mit mehr Spielzeit ausstatten. Auch 2012 kann man getrost sagen, dass wo Lynyrd Skynyrd drauf steht, jeder genau weiss, was ihn erwartet. Darum können Southern-Fans hier blind zugreifen und werden mit einer ganzen Stunde toller Musik ihrer Helden verwöhnt.
Rockslave   

Punkte: 8.5 von 10
THE 69 EYES - X
Nuclear Blast/Warner
Richtig, das "X" steht für die Nummer Zehn! The 69 Eyes haben in zwanzig Jahren zehn Alben veröffentlicht und es dabei geschafft, sich selbst trotz eigenwilliger Spielart mit hohem Wiedererkennungswert immer wieder neu zu erfinden. Das neueste Werk beinhaltet nicht überhörbare Komponenten des Albums "Angels", welches in Los Angeles aufgenommen wurde, ohne dabei den Stil der ersten paar Alben zu verlieren. Hinzu kommt, dass "X" sogar noch ein Stück moderner und frischer klingt. Die erste Auskoppelung "Red" ist einerseits fetzig, verfügt andererseits aber über einen mitreissend leidenschaftlich-melancholischen Refrain, den man sich sehr gerne immer wieder anhört. Die zweite Auskoppelung "Borderline" stellt vor allem den Gesang in den Vordergrund, während der instrumentale Teil sich dezent zurückhält, was den Song äusserst interessant macht. Eine Nummer mit Potential für die Tanzfläche ist ganz klar "I'm Ready" - dieser Song rockt! Insgesamt ist "X" ein sehr gutes zehntes Album der finnischen Vampire geworden, welches mit faszinierend schönen Melodien daherkommt!
Maiya R.B.  

Punkte: 8.5 von 10
ZZ TOP - La Futura
Universal Republic/Universal
Ein Blick in die Diskographie des lärmenden Trios aus Texas bringt die Gewissheit, dass das letzte Album «Mescalero» tatsächlich schon neun Jahre alt ist! Da werden sogar die deswegen früher immer zitierten Def Leppard locker geschlagen. Live war man in der Zeit jedoch immer wieder mal unterwegs und dokumentierte diese Aktivitäten zum Beispiel 2008 mit der Live-DVD «Live in Texas». Im letzten (Früh-) Sommer wurde ja auch die Schweiz wieder einmal mit mehreren Auftritten (darunter Sursee und Avenches) beehrt, die überaus gut ankamen. Die Setliste war entsprechend auf die erfolgreichen 70er und 80er getrimmt und darum tut es den Amis mehr als nur gut, dass sie mit neuen Songs ankommen. Der Titel ist Programm und weist in der Tat in die Zukunft, die mit weiterem Erfolg gepflastert sein könnte, nein wird! Der wuchtige Opener «Gotsta Get Paid» beschwört auf schwachbrüstigem Equipment gleich einen vermeintlichen "Loudness War" herauf, was aber klar nicht der Fall ist. Auch «Chartreuse» trägt die unverkennbare Handschrift der Amerikaner und wird nach wenigen Sekunden "blind" erkannt. Sehr gut steht natürlich auch bluesiges Material zu Gesicht, was mit der schönen wie stimmigen Ballade «Over You» bestens umgesetzt wurde. ZZ Top verstehen es nach wie vor exzellent, ihre musikalischen Wurzeln so aufzuarbeiten, dass trotzdem was Frisches entsteht und dem leicht AC/DC geschwängerten «Flying High» könnte bald Airplay beschieden sein. Wenn die insgesamt zehn Songs durch sind, findet sich eigentlich kein offensichtlicher Filler darunter, obschon das typische Strickmuster in unterschiedlichen Tempi die Oberhand hat. Hits der Vergangenheit wie «Gimme Me All Your Lovin'» oder «Legs» findet man auf «La Futura» zwar nicht, aber das Ganze rockt von vorne bis hinten und würde sich eigentlich in den Sommermonaten fast noch besser entfalten können als jetzt im nebligen Herbst. Doch der nächste Sommer kommt bestimmt und dann werden wir ja sehen, ob Dusty Hill, Billy Gibbons und Frank Beard mit ihrem neuen Masterpiece etwas dazu beitragen können. Ich bin da sehr zuversichtlich, aber das muss ja nichts heissen, denn der Grad des kommerziellen Erfolges oder Misserfolges obliegt einzig und allein den Fans.
Rockslave   

Punkte: 8.5 von 10
MURDER CONSTRUCT - Results
Relapse Records/Non Stop Music
Was kommt raus, wenn man Mitglieder von Exhumed, Intronaut, Watch Me Burn, Bad Acid Trip und Cattle Decapitation eine Platte machen lässt? Offensichtlich Grindcore, und zwar die Variante mit technischem Anspruch und einerseits räudig produziertem, aber auch saftigem Instrumentarium. Will heissen, dass bei aller soundtechnischer Garstigkeit das Riffing nicht zu kurz kommt und sich die Kompositionen oberflächlich ruppig, bei genauerem Hinhören aber wohldurchdacht und strukturiert ins Hirn fräsen. Die L.A.-Truppe beschreitet keine neuen Pfade, lässt mich aber mit "Results" sehr angenehm verkoppeln, da bei aller Brachialität die Songs stets schlüssig bleiben und es mit dem gedoppelten Brüll-/Keifgesang, der furiosen Schlagzeugvorstellung und der mehrschichtigen Gitarrenarbeit immer etwas Neues zu entdecken gibt. Wer sich dafür interessiert, wie ein Bastard aus der grindigen Lässigkeit von Exhumed, der Verspieltheit von Intronaut und der Mikropower von Cattle Decapitation klingt, muss zugreifen, der Rest muss zumindest reinhören.
Hardy   

Punkte: 8.5 von 10
THE PINEAPPLE THIEF – All the wars
Kscope/Irascible
Mit dem wunderbaren Album "Someone Here Is Missing" aus dem Jahre 2010 wurde ich auf diese Band aufmerksam. Mit "All The Wars" bringen die Engländer nun das Folgealbum auf den Markt und verzaubern erneut mit spannendem Progressiv Rock. Ich denke es verlangt nicht viel an Erklärung, wenn man bedenkt, dass The Pineapple Thief bei Kscope unter Vertrag sind, ein Label, welches sie sich mit Kollegen wie Gazpacho, Anathema, Steven Wilson etc. teilen. War bei der letzten Veröffentlichung noch eher Experimentierfreudigkeit angesagt, sind es hier die eingängigen und für meinen Geschmack schon stellenweise recht kommerziell poppigen Songs, die im Vordergrund stehen. Es ist auch tatsächlich so, dass die Band in den letzten Jahren mehr und mehr an Popularität gewinnen konnte. Dieses Mal greift man auf die Unterstützung eines Orchesters zurück, welches dezent und elegant eingebaut wurde. Wobei, ich möchte keinen falschen Eindruck erwecken, das Album ist in keinem Fall als seicht einzustufen. Beim Song "Reaching Out" darf man sich nicht durch das liebliche Intro verunsichern lassen, denn der mit neun Minuten längste Song bietet zwischendurch richtig rockige und fetzige Passagen, die einen wieder aus dem Träumen herauszerren. Diesen Effekt setzen sie bei dem einen oder anderen Song ebenfalls ein. Mit aussergewöhnlichem Cover Artwork konnten mich die Herren schon immer beeindrucken. Erneut wird bei The Pineapple Thief auch bei "All The Wars" etwas für das Auge geliefert: das Cover ziert ein Foto des Fotografen Marc Mawson, aus dessen Aqueous-Bilderreihe dieses Bild ausgewählt wurde.
Liane P.   

Punkte: 8.5 von 10
GOREMENT – Within the Shadow of Darkness–The Complete Recording
Century Media/EMI
Anfang der 90er Jahre war die schwedische Death Metal-Szene auf ihrem Höhepunkt und brachte unzählige Bands hervor, die musikalisch enorm was zu bieten hatten und dem Death Metal ihre eigene Note hinzufügten, nach wenigen Demoaufnahmen aber schon wieder das Handtuch warfen. Wahrscheinlich auch, weil es eben zu dieser Zeit extrem viel Konkurrenz gab. Eine dieser Bands, die heute wohl nur noch absoluten Szeneinsidern bekannt ist, waren Gorement, die zwischen 1991 und 1995 aktiv waren. Ihre Aufnahmen aus dieser Zeit sind nun glücklicherweise gesamthaft auf der Compilation "Within the Shadow of Darkness – The Complete Recordings" erhältlich – die Originale werden zu horrenden Preisen gehandelt. Für die Doppel-CD haben Gorement einen Deal mit Century Media abgeschlossen und Dan Swanö für ein komplettes Remastering des Materials verpflichtet. Einen besseren hätten sie kaum finden können, denn Swanö ist selbst ein Urgestein des schwedischen Death Metal, hat in zahlreichen Bands als vielseitig einsetzbarer Musiker mitgewirkt und ebenso viele bedeutende Platten produziert, ohne jemals kommerzielle Interessen zu entwickeln. Er hat auch schon die Demos und die "Into Shadows"– EP der Schweden produziert. Die erste CD von "Within the Shadow of Darkness" ist die remasterte Version des einzigen Full Length-Albums von Gorement, "The Ending Quest"; die zweite bietet ein Sammelsurium an Aufnahmen: die Demos der Band von 1991, eine EP von 1992, drei Songs einer Promo von 1995 und fünf Live-Songs, auch von 1991, darunter eine Cover-Version von Pungent Stenchs "Blood, Pus and Gastric Juice". Letztere sind auch durch intensivstes Remastering leider soundmässig nicht zu retten und höchstens wegen der Publikumsreaktionen hörenswert. Hier ist noch der erste Sänger Gorements, Mikael Bergström, dabei, der auch auf der ersten Demo zu hören ist. Seine eh schon extrem tiefen und gutturalen Growls sind bei den Aufnahmen zu "Human Relic" noch gehörig mit Effekten beladen worden, was ich zwar als gewöhnungsbedürftige, aber interessante Abwechslung zu den sich sonst sehr ähnelnden Death Metal-Growls empfinde.

Auf der zweiten Demo "Obsequies..." ist dann schon Jimmy Karlsson zu hören, sehr viel weniger befremdlich, aber trotzdem immer noch tief und guttural und vor allem dann auf der LP wirklich voll klingend. Dass auch seine Mitmusiker einiges zu bieten haben, wird vor allem auf dieser ersten und einzigen LP der Band "The Ending Quest" klar. Diese Scheibe müsste meiner Ansicht nach ein Kultklassiker sein, ist aber eben kaum bekannt. Neben für schwedischen Death Metal typischen Uptempo-Passagen à la Grave, Entombed oder Unleashed finden sich doomige und zum Teil fast progressive Songparts, die dem Ganzen eine ganz eigene Qualität geben. Durch das Remastering ist auch der Sound der Platte viel intensiver und tiefer – im Sinne des englischen deep, nicht low – geworden und trotzdem sehr differenziert. Es ist schon seltsam, dass einige viel weniger begabte Bands aus dieser Ära sich bis heute halten konnten und Bands wie Gorement von der Bildfläche verschwanden. Allein schon deshalb ist diese Compilation ein wichtiges Zeitdokument und ermöglicht nun vielen den Zugang zu Gorement, die für die originalen Platten schlichtweg nicht das nötige Kleingeld haben. Wer auf die doomigeren Parts steht, sollte sich das Material von "Pipers Dawn" anhören, die nach der Auflösung aus Gorement-Membern neu gegründet wurden. Neben dem musikalischen Gesamtwerk Gorements enthält das Album alles, was das Sammlerherz begehrt, von Lyrics über Bildmaterial und Interviews. Zu erwähnen ist unbedingt noch das fantastische Artwork des Albums, welches das Gemälde "La Vague" des 1926 vestorbenen Künstlers Carlos Schwabe zeigt. Alles in allem liegt hier ein sehr aufwändig und liebevoll gestaltetes Package vor, das sich nicht nur für Anhänger des schwedischen Death Metal lohnen kann.
Lucie W.   

Punkte: keine Wertung
UNZUCHT – Todsünde 8
No Cut/SPV
Unzucht – das ist wunderbar lyrischer Dark Rock mit Gothic und Industrial Einflüssen aus Niedersachsen. Mit “Todsünde 8“ reichen die Deutschen nach den EPs “Engel der Vernichtung“ (2009) und “Deine Zeit läuft ab“ (2012) endlich ihr langerwartetes erstes Full-Length-Album ein. Treue Fans werden wohl ein wenig enttäuscht sein, denn wirklich viel Neues bietet das Album nicht, da die meisten Tracks schon auf den EPs zu finden sind. Allerdings haben sich Unzucht ein paar Leckerbissen für die Erstveröffentlichung auf ihrem Debüt aufgespart, wie zum Beispiel das eingängige “Auf Sturm“ oder das etwas härtere “Schwarzes Blut“. Die Deutschen setzen auf starke Lyrics und Dark-Electro-Klänge, dabei zeigen sie sich sehr abwechslungsreich. Während sie manchmal sehr an die Brachialromantik der Letzten Instanz erinnern, könnte der Track “Unzucht“ glatt aus der Feder von Eisbrecher stammen. Sänger und Songwriter “der Schulz“ erweist sich als wahrer Düster-Poet, was über seine eher unspektakuläre Stimme hinwegtröstet. Für meinen Geschmack sind die Electro-Klänge manchmal etwas zu sehr im Vordergrund, denn teilweise stehlen sie den wirklich hörenswerten Lyrics die Show. Oft bestimmen sie aber auch die Melodie, und dann passt es wieder sehr gut. Manche Songs sind sehr tanzbar, wie zum Beispiel der Titeltrack “Todsünde 8“ oder auch “Deine Zeit läuft ab“. Das Beste an diesem Album ist allerdings, dass es mit jedem Durchlauf besser wird. Jedes Mal entdeckt man wieder neue Details und es wird tatsächlich nie langweilig. Von dieser Band darf man sicherlich noch einiges erwarten. Das Debütalbum ist also schon fast Pflicht für Fans der dunklen Szene.
Patricia  

Punkte: 8.5 von 10
KISS - Monster
Simstan Music/Universal
Obwohl zwischendurch mal was durchgesickert war, dass Kiss wieder im Studio seien, kam zumindest für mich die Ankündigung des 20. Studioalbums doch etwas überraschend. Vor «Sonic Boom» (2009) und nach dem erneuten Zerfall des Reunion-Lineups von 1996 war nicht zwingend zu erwarten, dass man die Amis so bald wieder, wenn überhaupt, auch in Europa sehen würde. Zum Glück kam es anders und Kiss liessen sich nicht lumpen. Ihre Live-Shows gehörten mitunter zum Besten, was die Szene zu bieten hatte. Zwischen «Psycho Circus» (1998) und «Sonic Boom» lagen satte elf Jahre, die der ungebrochenen Popularität der Amis nicht abträglich war, im Gegenteil! Optimal unterstützt durch die mittlerweile vollwertigen Mitglieder Tommy Thayer (g/v) und Eric Singer (d/v) fand das Gründer-Gespann Stanley/Simmons wieder zurück zu alter Stärke, auch wenn Schlabberzunge Gene in Interviews äusserte, dass man den "Brand Kiss" auch ohne die originalen Musiker los schicken könnte. Bisher geschah das zum Glück nicht und wohl ermutigt durch die durchwegs guten Fan-Reaktionen sitzen Kiss momentan fester im Sattel als je zuvor. Mit dem Jubiläums-Album wird wieder deutlich den guten alten Zeiten gefrönt, was schon beim krachenden Opener «Hell Or Hallelujah» deutlich zu hören ist, und «Wall Of Sound» hätte zum Beispiel locker auch auf der «Revenge» von 1992 stehen können. Obwohl danach bei «Freak» zu Beginn das «Wild Thing»-Thema der Troggs anklingt, entwickelt sich der Song gut weiter und ist Kiss in Reinkultur. Das gilt auch für «Back To The Stone Age», wo Tommy Thayer von den geilen Soli her mehr nach Space Ace klingt, als dieser selber. Voll retro bollert «Shout Mercy» daher, das zu meinen Favoriten auf «Monster» zählt. «Long Way Down» ruft derweil die alten Fastway wieder in Erinnerung und spätestens jetzt fällt es bei jedem Durchlauf mehr auf, dass man diverse Passagen bei einigen anderen Bands unterbringen kann. Trotzdem bleibt der Fluss erhalten und man erkennt zweifelsfrei, wer da am Agieren ist. Die erste Komplett-Sause hinterlässt auf jeden Fall mal einen ziemlich soliden Eindruck, muss aber trotz druckvollem Sound (der Bass donnert zeitweise fast wie bei Billy Sheehan) einige Federn wegen fehlenden wie griffigen Ohrwurm-Hooks lassen. Darin schnitt «Sonic Boom» klar besser ab. Nichtsdestotrotz ist «Monster» eine tolle Scheibe, an der alte wie neue Fans sicherlich ihre Freude daran finden werden. Mit der Ankündigung, dass der Tross am nächstjährigen «Sweden Rock» teil nehmen wird, steht der kommende Festival-Sommer quasi schon in den Startlöchern.
Rockslave  

Punkte: 8.3 von 10
SCIENCE OF SLEEP - Affliction
Bastardized Recordings
Die Deathcorer aus Deutschland präsentieren mit "Affliction" ihr Debütalbum. Nach dem fahrigen Intro geht die Post ab! Sieben Tracks werden in knapp 25 Minuten runtergehämmert, als gäbe es kein Morgen. Die Braunschweiger verstehen es, die Breakdowns gekonnt so zu platzieren, dass trotz Genrestandart doch noch ein kleier Aha-Effekt hängen bleibt. Die Tracks "To Protect And Abuse" oder auch "Gallows Of Treachery" sind technisch auf einem derart hohen Niveau dass mansich zweimal fragen muss, ob es sich hier wirklich um ein Debüt handelt. Sieben geniale, ausgefeilte Songs, die man in derartiger Wucht und Reife auch einem Genrekrösus zugetraut hätte.
Steve Butcher
Punkte: 8.3 von 10
RIVAL SONS – Head Down
Earache/Non Stop Music
Da ist sie also, die neue Rival Sons, das zweite Album der Kalifornier. Wie zuvor nur Wolfmother (und, noch früher aber etwas anders, die White Stripes) gelang es dem Quartett aus L.A. mit ihrem vom Exzess-Vibe der 70's durchwehten Retro Rock die Massen in Euphorie zu versetzen. Mit ihrem Debüt „Pressure And Time“ wurde das Quartett über Nacht zur Band der Stunde. Mit „Head Down“ kommt nun, nicht einmal eineinhalb Jahre später, der Zweitling und damit die Antwort auf die Frage, ob der Begeisterungssturm, die Jubelschreie, die Betitelung der Band als legitime Nachfolger von Led Zeppelin, der Rockband par excellence, berechtigt waren oder doch allzu früh. Nun gut, dass der bleierne Zeppelin im Sound der rivalisierenden Söhne noch immer seine Kreise zieht, das ist schon nach dem ersten Hörgang klar. Nicht nur, dass Jay Buchanan dem grossen Robert Plant stimmlich einfach ähnelt wie eine Polizeisirene der anderen, nein, auch musikalisch bleibt man seinen Vorbildern weitgehend treu, das beweisen Songs wie das aufgekratzte „You Want to“, das vom Soul erfüllt groovende „Run from Revelation“ oder die vom süsslichen Räucherstäbchenrauch des Summer Of Love durchwehten Acoustic-Nummern „Nava“ und „True“. Doch was genauso schnell auffällt: Die Shootingstars um Gitarrist und Gründer Scott Holiday haben ihr Repetoire doch etwas erweitert. So thront nicht mehr bloss der Blues Rock aus den Federn Jimmy Pages und Co.

Über allem, vielmehr hat man, wie schon der relaxte Opener „Keep on Swinging“ deutlich macht, etwas weiter um sich geschaut und dabei den scheppernden Garage Rock eines Jack White, die Vorläufer des Punks wie etwa The Kinks („Until the Sun Comes“), das verquere Spielen mit dem Schmalz à la The Doors („The Heist“) oder auch die unbeschwerte Ausgelassenheit des Surf Rocks der späten 60's („Wild Animal“) für sich entdeckt. Was dabei herauskommt, und das gilt auch nach gefühlten 50 Durchgängen, sind schlicht makellos gemachte Songs, die schnell ins Ohr gehen und dort auch bleiben, die fett und knackig produziert sind, ohne dabei den gerade so beliebten Vintage-Flair vermissen zu lassen. Und trotzdem bleibt ein fahler Beigeschmack. Nicht nur, weil wir das alles schon gehört haben (vor 40 Jahren und seither immer mal wieder, man denke an The Black Crowes in den 90ern), sondern weil es schlicht zu überlegt, zu geplant, zu perfekt auf die grosse Masse zielend wirkt. Das gilt nicht nur für die Blumenkinder-Romantik heraufbeschwörende obligatorische Ballade „Jordan“, die dreister von Joe Cockers Woodstock-Klassiker „With a little Help from my Friends“ nicht abgekupfert sein könnte, sondern auch für das zweiteilige „Manifest Destiny“.

Ein tolles Stück Musik, zugegeben, ein vernebelter, psychedelischer Drogentrip, in welchem Gesang wie Gitarre dank massig Hall ins All abheben. Neben den anderen elf Songs jedoch, allesamt um Eingängigkeit und Mitsing-Tauglichkeit bemüht, werde zumindest ich die Vorstellung nicht los, wie jemand bei den Aufnahmen sagte: „Als 70's-Band braucht man noch was Psychedelisches so gegen Ende der Platte.“ An der Qualität der Platte ändern dies aber nichts. „Head Down“ muss seinen Vorgänger nicht scheuen, hat weder Füller noch Durchschnittssong und versprüht gute Laune ohne Ende. Die neuen Led Zeppelin werden Rival Sons damit aber nicht, dafür ist der Sound zu bewusst gewählt und der Mut zu musikalischer Authentizität, Eigenständigkeit und Abenteuer zu klein.
Kissi   

Punkte: 8.2 von 10
MUSTASCH – The New Sound Of The True Best
Eat Music/Metalville
Es ist noch nicht lange her, da galt die Veröffentlichung einer Best-Of (zumindest für mich) als die ultimative Bestätigung, dass eine Band es geschafft hatte, zu den ganz Grossen ihrer Zunft gehört. Schaut man sich heute so um, dann stimmt das defintiv nicht (mehr). Drei Alben und schon ist die Werkschau da, wenn nicht als Compilation, dann als Live-Album. Auch „The New Sound Of The True Best“ mag Vielen wie ein Beispiel für diese Geldmacherei scheinen, gelten Mustasch bei uns doch noch immer irgendwie als Newcomer und Geheimtipp. Seit 1998 schweinerocken die Jungs um Rampensau Ralf Gyllenhammer aber schon und sind in ihrer Heimat Schweden, man mag es glauben oder nicht, Chartstürmer. Schon ihr Debüt „Above All“ schaffte es 2002 auf Platz #22 der nationalen Charts und mit „Latest Version Of The Truth“ erklomm man mit Platz 3 sogar das Treppchen, nicht zuletzt dank der darauf enthaltenen Übersingle „Double Nature“ (#2). Diese und 12 weitere Kracher finden sich auf „The New Sound Of The True Best“ und machen zwei Dinge deutlich. Erstens, dass Mustasch mehr zu bieten haben als die von ihnen bei uns bekannten testosterongeladenen Stampfer wie „Black City“, „Dogwash“ oder „I Hunt Alone“. Und zweitens, dass es bei einer solchen Hit-Dichte (und zwar wirklich Hits, mit Riffs, Hooklines, Refrains) schlicht eine Frechheit ist, dass das Quartett bisher nur in Schweden den Erfolg erhalten hat, welcher ihm gebührt. Ob es an dem internationalen Vertrieb liegt? In Schweden jedenfalls erschien „The New Sound Of The True Best“ jedenfalls schon letztes Jahr. An Geltung verliert das Material richtiger Best-Of's aber nicht.
Kissi   

Punkte: keine Wertung
WAR FROM A HARLOTS MOUTH - Voyeur
Season Of Mist/Irascible
Das neue Album "Voyeur" der Berliner "War From A Harlots Mouth", widmet sich thematisch voll und ganz dem Thema Voyeurismus. Die Berliner verpacken Hardcore, Mathcore und Grindcore mit durchdachten Elementen von klassischem Thrash zu einem einheitlichen Ganzen. Was die Jungs mit Ihrem Debut "Transmetropolitan" begonnen und mit "MMX" weitergeführt haben, bringen sie nun in auf dem Drittling "Voyeur" zur Vollendung: die verschiendenen Core-Einflüsse zu vereinheitlichen, Mathcore draufzuschreiben und einfach ein geniales Album auf den Markt zu bringen. Die Songs sind sehr düster ausgefallen und der rote Faden mit dem Thema Voyeurismus ist der Atmosphäre immer anzumerken. Einfach Top.
Steve Butcher   

Punkte: 8.1 von 10
HARLLEQUIN - Hellakin Riders
Metalville/Musikvertrieb
Harllequin kommen aus Brasilien und lärmen seit 2005. Das Debüt der Jungs aus San Paulo ist ein Konzeptalbum, obwohl man das beim ersten Durchhören kaum glaubt, und basiert auf der Sage "Bando do Arlequin", einer spanischen Legende von einer Gruppe von Rittern, die verflucht wurden und nun auf ewig zwischen Leben und Tod wandeln müssen. Beim ersten Durchlauf kommt mir das Ganze etwas Chaotisch vor; die Mischung aus Thrash, Metal und Prog muss man sich ein paar Mal einverleiben, dann geht es. Mich erstaunt die Professionalität der Brasilianer. Musikalisch knallen die Songs volles Rohr und das Ganze kommt tight und kompakt aus den Boxen, die vielen Breaks und Tempowechsel basieren auf hohem Niveau, Respekt meine Herren. Natürlich ist der meistens hohe Gesang von Sänger Mario Linhares etwas gewöhnungsbedürftig, aber das ist wie mit dem Sound, man gewöhnt sich daran und schlussendlich rockt das Teil ganz ordentlich. Man kann die Musik der Brasilianer getrost als Old Style Thrashmetal bezeichnen, da die musikalischen Wurzeln der Jungs definitiv von daher kommen, aber zum Glück klingt die Produktion dafür recht modern und so ist Harllequin ein echt starkes Album gelungen mit zehn hochwertigen Songs, die aber einige Durchläufe brauchen, um zu zünden, also schmeisst bitte den Rundling nicht gleich nach dem ersten Durchlauf aus dem Fenster, gell!!
Crazy Beat
   
Punkte: 8.1 von 10
MY SLEEPING KARMA – Soma
Napalm Records/Universal
Die Bundesländer Baden Württemberg und Hessen in Deutschland sind Geburtsorte von unglaublich spannenden Bands. Ich muss es leider Gottes immer wieder erneut erwähnen. Heute im Angebot: My Sleeping Karma aus Laudenbach an der Bergstrasse. Das Quartett beschert uns mit „Soma“ nun bereits die vierte Veröffentlichung und bleibt ihrer Linie treu: Psychedelischer Rock in seiner instrumentalen Reinform. Nicht ohne Grund wählte man den Begriff „Soma“, der für den Rauschtrank der Götter steht. Die Musik katapultiert einen in andere Sphären und erweitert das Bewusstsein auch ohne das zusätzliche Einnehmen von üblichen Substanzen. Spielerisch pendelt man zwischen harten Riffs und melodischen Passagen und wird so durch die elf Titel getragen. Das passende Artwork zum Album liefert Sebastian Jerke. My Sleeping Karma hören, den 1967 erbauten bunten VW Bus aus der Garage kramen und ab zum Burning Man Festival in die Wüste von Nevada. Peace! PS: Auch passend ist, dass sie im Vorprogramm von Monster Magnet im Z7 spielen werden (29. November 2012). PPS: Gehe direkt weiter zur Glowsun Review, gehe nicht über Los, ziehe keine weitere Review dieser Review vor...
Liane P.   

Punkte: 8.0 von 10
DANKO JONES – Rock And Roll Is Black And Blue
Bad Taste Records
Die Entscheidung, ob uns Danko Jones mit dem Albumtitel verdeutlichen will, dass der Rock and Roll seine Wurzeln immer noch im Blues der afrikanischen Sklaven auf den amerikanischen Baumwollfeldern hat, oder dass er, sofern er nicht nur konsumiert, sondern gelebt wird, immer wieder zu körperlichen und seelischen blauen und schwarzen Flecken führt, ist wohl jedem selbst überlassen. Aber gehen wir doch lieber von den Mutmassungen gleich zu den Fakten über. Zuerst muss man ganz klar festhalten, dass sich die erneute Zusammenarbeit mit Producer Matt DeMatteo, der sich für die Bandjuwelen "We Sweat Blood", "Sleep Is The Enemy" sowie "Below The Belt" verantwortlich zeichnet, definitiv wieder mal gelohnt hat. Des weiteren entpuppt sich der Drumhocker bei Danko Jones als regelrechter Schleudersitz. Nach Dan Cornelius und Damon Richardson hat inzwischen Adam "Atom" Willard (Angels & Airwaves, Social Distortion, The Offspring) hinter den Kesseln Platz genommen, womit der Band nicht bloss ein weiterer Dampframmen-Drummer beschert wurde, sondern auch ein zusätzlicher kreativer Kopf. Und letztlich gilt es festzuhalten, dass auf "Rock And Roll Is Black And Blue" noch mehr als auf dem Vorgänger "Below The Belt" versucht wird, den allzu glattpolierten und zu sehr auf Thin Lizzy getrimmten Mainstream-Rock von der 2008er Scheibe "Never Too Loud" wegzufegen. Somit alles eitel Sonnenschein? Nicht ganz, denn auch diesmal befinden sich auf dem Album drei Tracks, die ich vielleicht nicht gerade als Rohrkrepierer, aber zumindest als eher verzichtbare Lückenfüller bezeichnen würde. Die Led Zeppelin-Hommage "You Wear Me Down" will irgendwie einfach nicht richtig zünden, und die zwei gleich darauf folgenden "Type Of Girl" und "Always Away" sind nette, harmlos-melodische Happy Punk-Nümmerchen, die niemandem weh tun. Das war’s aber dann auch schon mit der Meckerei, denn der Rest ist gewohnt testosterongesättigter Kraftstoff, besonders Abgeh-Nummern wie "Get Up", "I Don’t Care", "The Masochist" und die augenzwinkernd gospelmässig angehauchte Schlussnummer "I Believed In God" reissen dir ganz gepflegt den Sack ab, wie man es sich von Danko Jones eben gewohnt ist. Auch wenn es der Band wieder nicht ganz gelungen ist, die unbändig rohe Energie der Glanztaten "Born A Lion" und "We Sweat Blood" auf Plastik zu bannen, ist ihr dennoch ein sehr guter Wurf in die richtige Richtung gelungen. Wer auf schweisstreibenden Rock steht, kauft sich das Ding und bereitet sich damit optimal auf die anstehende Europatour von Danko Jones vor!
Mirko B.   

Punkte: 8.0 von 10
AS I LAY DYING - Awakened
Metal Blade/Sony Music
Metalcore-Bands gab es vor ein paar Jahren noch wie Sand am Meer. Eine ganze Flut von Bands mit Namen, die aus drei bis vier Worten bestehen, überschwemmte die Landschaft, wobei das meiste davon Schrott war. Einige wenige Bands jedoch soffen bis heute nicht ab, und eine von ihnen ist As I Lay Dying. Damals haben sie sich musikalisch dem Zeitgeist angepasst und gewannen sehr schnell viele Fans rund um den Globus. Glücklicherweise schafften sie es, rechtzeitig vom Metalcore-Zug abzuspringen und neue Elemente in ihrer Musik zu erlauben. So klingen sie mit "Awakened" nicht mehr nach "Brüll - und Kreischcore", wie unser Roxx es nennen würde, sondern vereinen Muster ihrer alten Musik mit neuen und erfrischenden Elementen. Breakdowns und Doublebass sind natürlich weiterhin enthalten, doch zwischendrin bleibt genug Luft für lockeres Saitengestreichle, was den neuen Songs eine Menge magischer Atmosphäre verleiht. Interessanterweise brauchten sie für dieses hervorragende Album nur knappe vier Wochen im Studio, und voilà, der neue Ohrenbalsam war fertig! Als Producer stand der Truppe aus San Diego Bill Stevenson (NOFX, Rise Against, Anti Flag) zur Seite. Hörproben lohnen sich vor allem bei "Whispering Silence", "Overcome" und dem Opener "Cauterize". Alles in allem ein sehr gelungenes Werk!
Maiya R.B.   

Punkte: 8.0 von 10
ABRAHAM - The Serpent, The Prophet & The Whore
Pelagic Records
Isis oder Neurosis - Wer diese Bands zu seinen Favoriten zählt, kann sich Abrahams neue Scheibe locker zulegen. Die aus der schönen Stadt Lausanne kommenden Jungs haben sich dieser Post Metal-Geschichte zugewandt und klingen ziemlich düster und schwerfällig. Ja auch The Ocean sind in dieser Richtung ein Anhaltspunkt. Diejenigen unter euch, die auf diese nicht einfache Musik schwören, müssen sich unbedingt in die neue Scheibe einarbeiten, denn hier steckt viel Herzblut dahinter. Da wird an jedem Detail tagelang gearbeitet, bis die Songs stehen. Aber wem erzähle ich das? Checkt diese tolle Schweizer Band mal an, ihr werdet nicht entäuscht sein! Voraussetzung ist, ihr leidet nicht an Depressionen.
Daniel J.   

Punkte: 8.0 von 10
CRYPTOPSY - Cryptopsy
Eigenvertrieb
Cryptopsy, ein Fels von einem Bandnamen und seit der Gründung 1992 stehend für technisch anspruchsvollsten Über-Death Metal und produktionstechnisch beschissene Albumaufnahmen. Nach dem letzten (aus dem Fanlager heftigst umstrittenen) Ausflug mit Cleangesang und Keyboards ist aber nicht nur Chefkreativo und Gitarrist Jon Levasseur wieder mit an Bord, und mit Olivier Pinard (Neuraxis, reinhören!) ein neuer, toller Bassist dabei, auch die Gesamtausrichtung ist wieder streng nach dem metallischen Reinheitsgebot ausgerichtet und wird beworben mit dem "bisher brutalsten, technischsten und dynamischsten Werk". Was kann ich abschliessend noch dazu sagen, ausser, dass es auf acht Songs verteilt innert knappen 35 Minuten wirklich heftig auf die Fresse gibt und Drumtier Flo Mounier wieder mal beeindruckend zeigt, wer hier der echte Chef im Ring ist. Und siehe da, das Material ist tatsächlich sowohl komplex wie auch durchdacht, überzeugt aber trotzdem mit einem erstklassigen Sackquetscherspagat aus Brutalität und Anspruch, Chapeau dafür nach Montreal. Die Produktion ist "modern" geblieben (für mich persönlich jedoch aktuell die einzige Möglichkeit, den detailverliebten Sound von Cryptopsy adäquat aufzuzeichnen), die Geister werden sich daran wie üblich scheiden. Ich finde es den Umständen entsprechend passend, und wirklich alle Beteiligten hoffen, dass das nächste Mal endlich ein vintageverliebter Pro Tools-Nerd mit magischen Fingern die Produktion übernimmt. Bei aller vorangegangenen Kritik aber immer noch ein absolut grossartiges Stück extremer Musik, und daher für die Zielgruppe zwingend zu empfehlen.
Hardy    

Punkte: 8.0 von 10
YOUNGBLOOD – No Retreat
Eonian Records
The 80ies are back! So zumindest fühlte ich mich, als ich auf Play drücke und mir die markante Stimme von Sänger Bobby Sisk entgegent schmetterte – authentischer Hair Metal, bei dem man vor dem inneren Auge auftoupierte gelockte Löwenmähnen fliegen sieht, gitarrenschwingende Gestalten mit verschlissenen Jeans und Lederjacken auf der Bühne in einer Bar, die nach verschüttetem Bier und Zigarettenrauch riecht. Stellt sich heraus, das ist tatsächlich verdammt authentischer 80er Jahre Metal, denn die Aufnahmen zu diesem Album stammen aus dem Jahr 1989! Doch warum musste die Band so lange auf das Release warten? Und noch viel wichtiger , wie konnte man so ein Juwel bloss der Öffentlichkeit vorenthalten?!? Dass es nun verspätet trotzdem noch zum Release kam, verdanken wir dem Label Eonian Records. Das Label hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, als Archäologen der Rockgeschichte längst verstaubte und bisher unveröffentlichte Schätze des 80ies Rock und Metal auszugraben und sie endlich herauszubringen. Insgesamt 45 Songs wurden 1989 aufgenommen, als die Band bei Epic Sony Music unter Vertrag war. Doch warum wurden sie nie veröffentlicht? Sänger Bobby Sisk bekam die Möglichkeit, an den Broadway zu gehen; eine Chance, die er nicht ausschlagen konnte. Doch nun endlich wurden sechzehn diese Songs veröffentlicht. Mit dabei sind ein paar echte Highlights, wie “Pump It Up”, “Get Down To It“ oder “Taste Of Your Lovin“. Mit “Coming Home“ ist auch eine wunderschöne Ballade dabei, die sich in jeder Kuschelrock-Sammlung gut machen würde. Die Musik von Youngblood erinnert an Grössen wie Kiss, Led Zeppelin und mitunter sogar Queen. Dieses Album dürfte Fans der 80er Jahre Freudentränen in die Augen treiben, denn solche Perlen findet man selten. So ganz im Sinne des Mottos von Eonian Records: Good metal never dies!
Patricia   

Punkte: 8.0 von 10
REDLINE - Vice
Escape Music/Non Stop Music
Die Herren aus Birmingham klingen recht erfahren, was das Bedienen ihrer Instrumente betrifft. Klasse Gitarrenriffs und Soli, toller Sänger und starke Rhythmus-Sektion. Geboten wird durchwegs guter Hardrock / Heavy Metal, der hie und da etwas an Priest oder Saxon erinnert. Gerade der Opener "Battle Cry" hat so ein bisschen Priest-Feeling. "King Of The Mountain" glänzt im Refrain mit einem sehr guten Gitarrenriff, der unweigerlich zum Mitwippen der Füsse verleitet. Mir gefällt der Midtempo-Song ausserordentlich gut und ich finde, er gehört zu den Besten des Albums. Das flotte "No Limits" wiederum erinnert mich an Sinner, kommt aber auch gut. Man hört ziemlich schnell, dass Redline auf ältere traditionelle Sounds stehen und genau so klingt "Vice" auch, knackiger Sound, weg von neuartigen Spielereien und Sounds. Mir gefallen eigentlich bis auf die zu vorhersehbare und etwas langweilige Ballade "Cold Silence" alle Songs ganz gut. Die angenehme vielseitige Stimme des Sängers Kez Taylor passt gut zu Sound der Briten und wertet die einzelnen Songs meiner Meinung nach deutlich auf. Ansonsten legt man viel Wert auf Melodien, vor allem bei den Refrains, und so kann man schon nach dem zweiten Durchlauf die meisten mitsingen. "Vice" ist ein zeitloses Werk, das sicher niemanden umhauen wird, aber trotzdem echt Spass macht und das man sich auch in zehn Jahren noch anhören kann.
Crazy Beat  

Punkte: 7.9 von 10
POSTHUM – Lights Out
Indie Recordings/Irascible
Neben all der Kriegsthematik oder total überzeichneten Darstellung bescheuerter Klischees gibt es nach wie vor auch gute Black Metal Bands aus Skandinavien. So lohnt es sich bei den Norwegern von Posthum tatsächlich, mehr zu schreiben, als schlicht auf die landestypischen Bands zu verweisen. Der Opener fängt mit eher gemässigtem Tempo an, bei welchem sich bereits die ersten Nackenmuskeln regen. Nach einer kurzen melodiösen Bridge zeigt sich schliesslich der ganz grosse Pluspunkt: die Vocals. Die Stimme hebt sich vom 08/15 Keifgesang ab, da sie nicht durch irgendwelche (immer gleichen) Filter verwaschen wurde, sondern wirklich leidend, hasserfüllt oder depressiv klingt. Authentisch halt, so wie man es eigentlich gerne immer hätte, und nicht wie aus dem Aufnahmestudio XY. Melodiöse Gitarrenparts finden sich in jedem Lied an einzelnen Stellen, unter anderem auch deswegen erinnern die drei jungen Norweger an Wodensthrone. Absolutes Highlight ist meiner Meinung nach der Song "Scarecrow". Eine durchaus gelungene Mischung aus Rhythmen der neuesten Satyricon (also rockig), Melodien wie aus den Mittneunzigern, einem ergreifenden Refrain und die auf all das passende Stimme. Einiges schneller der Song "Red", welcher die obligaten Wespengitarren und Doublebass mit sich bringt. Ein wenig innovativ gehen die Herren bei "Resiliant" vor, welches mit Dissonanzen und Stakkato-Akkorden für Abwechslung sorgt, ohne dabei aber über den ach so wichtigen Tellerrand zu blicken. Die restlichen Songs sollen Fans von authentischem, lebensechten Black Metal selber für sich entdecken und geniessen lernen.
Tristan  

Punkte: 7.9 von 10
IMPERA - Legacy Of Life
Escape Music/Non Stop Music
Eine Band, die nach dem Drummer benannt wird? Das ist doch eher selten, geschieht aber hier bei Impera. Und so hat J.K. Impera hier eine illustre Schar von Mitmusikern um sich versammelt. Allen voran Sänger Matti Alfonzetti, der einigen von euch vielleicht von seinen Arbeiten bei Jagged Edge, Road To Ruin, oder von seinen Solowerken bekannt sein dürfte. Zuletzt glänzte Matti mit "Here Comes The Night" seinem Album vom letzten Jahr. Des Weiteren haben wir da noch den Saitendehner Tommy Denander, bekannt von seiner Arbeit mit Paul Stanley und Toto. Und zuletzt noch Basser Mats Vassfjord, der schon mit Vinnie Vincent und John Corabi gearbeitet hat und auch schon mit Grand Design auf Tour war. Musikalisch hat sich der Vierer dem Melodiösen Heavy Rock verschrieben. Die Songs klingen alle sehr professionell und auch hier legt man viel Wert auf Melodie. Alfonzetti ist ein hervorragender Melodic Shouter und erinnert mich ab und zu etwas an Eric Martin von Mr. Big. Und so kann man sich alle zehn Songs reinziehen, ohne sich zu langweilen. Impera glänzen mit coolen Riffs und Soli, die Rhythmus- Sektion legt gut und tight vor und den Rest besorgt dann eben Alfonzetti mit klasse Melodien. Ich denke, wer auf Sound der neueren Whitesnake und angehauchten Ami Melodic Rock steht, der sollte Impera eine Chance geben und ruhig mal reinhören, es könnte sich lohnen.
Crazy Beat  

Punkte: 7.8 von 10
OMNICIDE – Risen to Ruin
Eigenvertrieb
Ok, das ist jetzt echt Pech, dass meine absolute Lieblingsplatte "Rise To Ruin" heisst (Gorefest, erschienen 2007 bei Nuclear Blast) und dieses Scheibchen eben "Risen to Ruin", dem Debütalbum der Berner Omnicide. Da entweicht mir halt erst mal ein kleines, gemurmeltes, leicht verschnupftes "Hmpf, geklaut, das eine "n" macht den Braten auch nicht fett“. Aber beim Reinhören stelle ich fest: die Musik ist nicht von Gorefest geklaut (und die anderen Songtitel auch nicht). Backfrisch aus dem Ofen (VÖ 2.10.2012) gibt’s hier 13 Tracks (15 mit Intro und Einspieler) mit knüppeldickem Death Metal auf die Ohren. Als erster Vergleich kommt mir sofort Kataklysm in den Sinn, vor allem in Bezug auf das Riffing und was die Produktion anbelangt, die sehr modern und sauber daherkommt. Für meine alten Ohren vielleicht etwas zu modern, mir fehlt da zum Teil etwas das Aggressive, Angepisste. Das ist aber auch schon fast der einzige Wehmutstropfen an "Risen to Ruin". Spielerisch haben die Jungs definitiv richtig viel auf dem Kasten, nicht umsonst haben sie 2011 nach gewonnener Schlacht in Wacken gespielt. Das Songwriting ist abwechslungsreich und überzeugt mit viel Melodie und originellen Soli genauso wie mit gebretterten Blastbeats, schnellen Doublebass-Parts und groovigen Passagen. Auch die stimmliche Abwechslung zwischen richtig tiefem Growlen und hohen Schreien kommt gut. Bei einigen Tracks wird Dänu verstärkt von Gastsängern, ausserdem gibt’s bei "Deus Ex Machine Gun" einen unerwarteten Reggae-Teil mit Gesang. Und nun noch ein Lob, das selten ist, das man aber einfach auch mal geben muss: die Lyrics sind wirklich geil, sie sind durchdacht und gut geschrieben. Auch sonst kriegt man hier was für sein Geld: Die Scheibe ist wirklich sehr aufwändig und sorgfältig gemacht, ein tolles Cover Artwork vom Gitarristen der Band höchstpersönlich gestaltet (auch wenn es mich ein wenig an Brave New World erinnert) sowie ein dickes, geil gestaltetes Booklet. Fazit: Omnicide erfinden hier zwar nicht den Death Metal neu, liefern aber ein qualitativ richtig hochstehendes Album ab, dem man die dahinterstehende Arbeit und das Talent anmerkt. Abzüge gibt’s von mir für den Namen des Titelsongs (sorry, persönliche Gründe, siehe oben...) und etwas zu wenig "in die Fresse"-Feeling. Aber ich freue mich auf mehr von euch und bin froh, dass die Schweiz solchen Death Metal-Nachwuchs hat!
Lucie W.   

Punkte: 7.8 von 10
HAK - Mundartcore
Kunz Soundcorp.
Aus Bern stammen HAK und haben mit Mundartcore ihre dritte CD auf dem Markt. Leute, die Hardcore, Hip Hop und Metal vermischt gerne hören, sollten sich diese doch nicht alltägliche Formation notieren. Der Hip Hop-artige Gesang wird auf Berndeutsch rübergebracht, was richtiggehend exotisch ist, denn ich habe in meiner langjährigen Metalgemeinschftzugehörigkeit (was für ein Wort !!!) noch nie eine Band gehört, die auf Schweizerdeutsch ihre Lieder singt. Das gibt sicher mal einen Bonuspunkt! Gut, beim restlichen Sound der Truppe, die sicher Pantera recht gut studiert hat, kann man sich streiten. Die sozialkritischen Texte sind auch recht gewöhnungsbedürftig, was mich betrifft, denn ich will beim Genuss von Musik nicht hören, dass alles Scheisse ist und ein jeder Politiker ein Wichser ist, denn das wissen wir schon längst. V.O. Pulver hat der Scheibe einen guten Sound verpasst, was positiv zu werten ist, ansonsten ist Mundartcore für meine Verhältnisse netter Durchschnitt.
Daniel J.   

Punkte: 7.8 von 10
THE BLACK EXPLOSION – Servitors Of The Outer Gods
Metalville/Musikvertrieb
Schon beim ersten Ton, der hier erklingt, wird man zurück in die 60er/70er katapultiert und Erinnerungen an Led Zeppelin, The Who, Jimi Hendrix oder The Doors werden wach. Dieses Album dienst als Hommage an eine der bedeutendsten Rockepochen, die es gab. Chris Winter suchte sich eine neue Beschäftigung nach dem Aus der Band Dollhouse und bringt mit der neuen Formation The Black Explosion ein anständiges Debut heraus, das bluesig, verspielt und psychedelisch klingt. Ebenfalls möchte ich hier das Cover Artwork erwähnen, das meiner Meinung nach sehr gelungen ist. Es stammt vom französischen Komikzeichner Riff Reb und erinnert an frühe Science Fiction Filmplakate. Den Vintage Sound und Look hat man hier bestens umgesetzt.
Liane P.   

Punkte: 7.8 von 10
DOKKEN – Broken Bones
Frontiers Records/Musikvertrieb
Das Duo Don Dokken/ George Lynch wird mit grosser Wahrscheinlichkeit für immer Geschichte sein. Zu gross sind offensichtlich die Differenzen der beiden Künstler. Man darf aber nicht vergessen, dass diese zwei in den Achtzigern für die unsterblichen Klassiker "Tooth And Nail", "Under Lock And Key" und "Back For The Attack" verantwortlich waren. Anno 2012 hat Jon Levin den Platz des Gitarristen neben Don Dokken eingenommen. Komplettiert wird die Band durch Drummer Mick Brown und Bassist Sean Mc Nabb. Das Quartett hat mit "Broken Bones" bereits das elfte Studioalbum der Bandgeschichte fabriziert. Nach den oben genannten Alben erschien damals leider nicht mehr viel brauchbares, bis zur letzten Publikation "Lightning Stikes Again", das zweifellos wieder an alte Glanztaten anknüpfte. "Broken Bones" kommt schon mal mit einem coolen Cover daher. Musikalisch orientiert sich das neue Werk ebenfalls wieder am Glanz alter Tage. Leider kann die Truppe aber die Grosstaten nicht mehr wiederholen. Die Jungs haben zwar keineswegs schlechtes Material verfasst, was aber fehlt, ist der Biss. Diverse Hooklines haben grossen Wiedererkennungswert. Hits der Marke "Alone Again", "Into The Fire" oder "Unchain The Night" erwartet man jedoch vergebens. Die Stimme von Don Dokken versprüht aber nach wie vor unglaubliches Flair und ist das unverkennbare Markenzeichen der Band. Unter dem Strich ist "Broken Bones" ein gutes Album, das aber ohne den Namen Dokken nur mit Vorbehalt auffallen würde. Melodic/Hard Rock-Liebhaber machen aber mit dem Erwerb der Scheibe nichts falsch.
Chris C.
   
Punkte:
7.7 von 10
HIDALGO / NANJI / DICKINSON – 3 Skulls And The Truth
Provogue Records/Musikvertrieb
Wenn Los Lobos-Main Man David Hidalgo, der einzig legitime Stevie Ray Vaughan-Nachfolger Mato Nanji von Indigenous und The Black Crowes-Leadgitarrist Luther Dickinson den Schulterschluss üben, dann jubelt mein Bluesrocker-Herz! Unterstützt werden die drei Gitarristen durch Steve Evans am Bass (Indigenous, Eric Gales, Stoney Curtis) und auf dem Drumhocker hat es sich ein gewisser Jeff Martin gemütlich gemacht. Ob es sich dabei um genau jenen Jeff Martin handelt, der mal bei Racer X gesungen und danach in Paul Gilberts Soloband die Trommelstöcke geschwungen hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis, da mir die Provogue Leute die Antwort leider schuldig geblieben sind. Die Vermutung liegt allerdings nahe, da Jeff Martin und Paul Gilbert bei der Mascot Label Group unter Vertrag stehen, also bei jener Plattenfirma, zu der auch das Unterlabel Provogue gehört, aber dies nur am Rande. Anders als Provogue-Aushängeschilder wie Philip Sayce, Leslie West, Eric Gales oder Stoney Curtis gehen 3 Skulls And The Truth etwas entspannter ans Werk, ohne dabei aber an Intensität einzubüssen. Die Nummern erinnern stark an ZZ Top in ihrer frühesten Phase bis und mit "Tres Hombres", zumal Mato Nanjis Vocals frappierend nahe an die von Billy Gibbons heranreichen. Andererseits offenbart ein Track wie "Make It Right" auch die wenig überraschende Affinität zu Jimi Hendrix, was sich stilistisch natürlich wunderbar ins Gesamtkonzept einfügt. Damit die drei Gitarren den subtilen Blues nicht in Grund und Boden lärmen, waren die drei Herren vernünftig genug, ihre Egos an die kurze Leine zu nehmen und ihre Klampfen stets songdienlich und zurückhaltend einzusetzen, was gepaart mit dem natürlichen, schon fast wie eine Live-Aufnahme anmutenden Klang von Produzent Mike Varney zum unverfälschten, erdigen Sound dieser Scheibe beigetragen hat. Also, Blues Aficionados, schenkt euch einen kräftigen Jackie ein, zündet euch eine leckere Zigarre an und lasst eure Seele zum Ende-des-Sommers-Blues baumeln.
Mirko B. 

Punkte:
7.7 von 10
ANAAL NATHRAKH – Vanitas
Candlelight Records/Irascible
Gewisse Bands sind alleine auf Grund ihres Namens bereits ein Manifest. Die Engländer sind seit inzwischen zwölf Jahren aktiv am werkeln und wohl jedem ein Begriff, der extrem(st)en Metal hört. Seit der letzten Veröffentlichung Passion hat sich nicht viel daran geändert, nach wie vor herrscht das auf Platte gepresste Chaos über die gesamte Spielzeit hin. Angefangen vom fast schon bombastischen "Pulvis Et Umbra Sumus" bis zum letzten Takt sind die manischen Vocals, teilweise sogar clean, sowie rasende Gitarren und Drums im Mittelpunkt des musikalischen Schaffens. Jeder Song hat seine ganz eigenen Höhepunkte, beispielsweise überzeugt der dritte Track mit dem Wechsel von typischen Black Metal-Riffs zu melodiösen, moderneren Begleitakkorden. Anders "Todos Somos Humanos", welches mit gemächlicheren Rhythmen beginnt und sich nach und nach in Richtung TGV entwickelt. Im Verhältnis zum Vorgänger bleiben einige Songs besser hängen, was aber daran liegen könnte, dass man sich je länger je mehr daran gewöhnt. Auf jeden Fall ein Vergnügen, wenn man nicht gerade Sound für verregnete und nebelverhangene Herbsttage sucht. Vanitas ist eher ein weckender Schlag ins Gesicht. Mit einem Presslufthammer.
Tristan 

Punkte:
7.7 von 10
BONRUD – Save Tomorrow
Escape Music/Non Stop Music
Ein Melodic-Projekt des Produzenten und Multi-Instrumentalisten Paul Bonrud, in Zusammenarbeit mit dem Sänger Rick Forsgren. Das allein sind keinesfalls Facts, die aufhorchen lassen. Im Gegenteil, das Ganze klingt nach weiterem unnötigem 08/15 Melodic-Material. Glücklicherweise gibt es immer mal wieder Überraschungen. Um es vorwegzunehmen, die positiven Aspekte betreffen leider nur gut die Hälfte der Scheibe, was die ganze Sache darum doch wieder relativiert. Handwerklich muss man Paul sicher nicht mehr viel vormachen. Seine Solos sind zwar zahlreich und intensiv, drängen sich aber nur selten in den Vordergrund. Die Szenerie wird durch Melodien mit Hand und Fuss und ab und zu erstaunlich fetten Gitarrenriffs mit viel Power dominiert. Rick beweist seine Qualitäten als Sänger mit grosser Variabilität. Seine Stimme kann als Mix von David Coverdale und Tony Harnell durchgehen. Die Truppe ist auch in Bezug auf den musikalischen Stil keinesfalls festgefahren. Man bewegt sich gekonnt zwischen knackigem Hard Rock der Marken TNT, Danger Danger oder Dokken und klassischem AOR wie von Journey oder Foreigner. Songs wie "Bullet in The Back", "American Dream", "Blinded" oder "End Of Days" sind definitiv Highlights mit Langzeitwirkung. Dazwischen hat sich aber einiges Füllmaterial angesammelt, das das Gesamtbild trübt. Da kann auch die 1A Produktion von Mischpultikone Keith Olsen nicht alles retten.
Chris C. 

Punkte:
7.7 von 10
HOODED MENACE - Effigies of Evil
Relapse Records/Non Stop Music
Das finnische Duo Hooded Menace, bestehend aus den Mannen Lasse Pyykkö (Gitarre, Bass, Gesang) und Pekka Koskelo (Drums) bringt mit "Effigies Of Evil" ihr drittes Album auf den Markt. Zu hören kriegt man hier straighten Doom Death Metal, der richtig in die Fresse haut. Lieder wie "In the Dead We Dwell", "Curses Scribed In Gore" oder "Summoned Into Euphoric Madness" beweisen, dass es nur einen genialen Drummer und einen einzelnen Multinstrumentalisten braucht, um einen richtig geilen Doom Death zu kreieren, ohne zustäzliche Mitmusiker missen zu lassen. Das Duo selber beschreibt die Einflüsse aus Cathedral, Asphyx und Winter. Diese Einflüsse sind durchaus rauszuhören, jedoch so gut verpackt und neu ausgelegt, dass man hier wirklich von einer frischen Band mit Stil reden kann.
Steve Butcher   

Punkte:
7.7 von 10
MOTÖRHEAD - The Wörld Is Ours - Vol. 2 (DCD/DVD)
UDR Music/Musikvertrieb
Was war das früher für ein erhebendes Gefühl, schöne Vinyl-Bootlegs der jeweiligen Lieblingsbands zu ergattern, speziell wenn sie neben der Optik auch vor allem klanglich was zu bieten hatten. Dass solche Dinger (und Live-Aufnahmen generell) damals eben Mangelware waren und deshalb all die Bootlegger erst auf den Plan rief, ist längst irrelevant geworden. Heute geht es auf offizieller Seite kaum bis gar nicht mehr darum, etwas wirklich Spezielles unter die Leute zu bringen, sondern damit möglichst viel Kohle zu generieren. Die Gründe dafür sind hinlänglich bekannt und darum wird es von der Bedeutung her nie mehr was in der Währung «Made In Japan» (Deep Purple), «Live After Death» (Iron Maiden) oder eben «No Sleep 'Til Hammersmith» von Motörhead geben. Gerade Lemmy & Co., respektive deren Labels, waren in den letzten Jahren ziemlich aktiv, was Live-Alben angeht und nutzten jeden Jubiläums-Termin gnadenlos dafür aus. Nebst vielen obskuren und vertriebsmässig fragwürdigen Sachen der frühen Jahre gab es durchaus ein paar echte Sternstunden, aber das aktuelle Material verströmt zunehmend und mehrheitlich gefährliche Langeweile. Angefangen bei der Setliste, die trotz dem einen oder anderen Schmankerl von «Iron Fist» oder «Another Perfect Day» insgesamt jahrelang viel zu statisch geblieben ist und da meine ich jetzt nicht «Ace Of Spades» oder «Overkill». Kommt dazu, dass die Motörköppe quasi immer auf Tour waren. Den letzten wirklich geilen Auftritt sah ich persönlich 2007 in Winterthur beim "Spirit of Rock"-Festival. Seither aber klar nicht mehr und zuletzt beim "Sonisphere Festival" in Yverdon-les-Bains war es ok, mehr aber nicht. Fast blamabel und völlig uninspiriert agierte die Kultband ausserdem letzten Herbst im Hallenstadion. Es mag natürlich auch langsam das Alter sein, was ja verständlich ist. Brachte das Vol. 1 wenigstens noch die Atmosphäre der wilden Fans in Südamerika rüber, war zumindest der Mix der Aufnahme nicht wirklich mitreissend und die Performance an sich ebenso. Das selbe Schicksal widerfährt nun auch dem Vol. 2, das im gleichen Format, also DCD plus DVD erscheint. Natürlich besitzt Wacken einen eigenen Charme, aber eine fast identische Setliste (siehe oben) führt zu keinen Freudensprüngen und das Bonusmaterial der DVD, neben Wacken ergänzenden Teilen vom "Sonisphere" in England und "Rock in Rio", schaut man sich kaum zweimal an. Ohne dass hier grundsätzlich irgendein Zacken aus der Krone fällt, lässt sich an dieser Stelle in Sachen Konzertatmosphäre aber klar konstatieren: Je älter je besser!
Rockslave 
  
Punkte: keine Wertung
ENSLAVED – Riitiir
Nuclear Blast/Warner
Das letzte von Enslaved, das mir vor dem Hören von Riitiir noch im Gedächtnis war, wurde vor acht Jahren auf eine Silberscheibe gepresst. Daher war ich doch ein wenig überrascht, keinen typischen Viking Metal aus Norwegen mehr zu hören. Die Wut von Isa scheint ein wenig abgekühlt, was in Zeiten des Überflusses an Viking, Pagan und Folk durchaus gut tut. Der erste Track hämmert mächtig daher. Durch die klaren Vocals, die stampfenden Parts und die progressiv anmutende Struktur wirkt "Thoughts Like Hammers" aber dennoch durchdachter und gemässigter als das frühe Werk. Der Gesang ist über die totale Spielzeit hinweg häufig klar, was einerseits die Growls eindrücklicher erscheinen lässt und andererseits die Songs eher finster färbt. In anderen Worten: es steht dem Album durchaus gut. Für meinen Geschmack sind die Songstrukturen allerdings zeitweise fast ein wenig zu progressiv ("Veilburner" dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis es mal so richtig beginnt) und langatmig, belohnen aber auch bei mehrmaligem Hören mit immer neu entdeckbaren Parts. Feuchtfröhliches Partygedudel findet sich also nicht, dafür aber die Einsicht, dass die Herren in all den Jahren ihren total eigenen Stil gefunden haben. So kann man die Wechsel bei "Roots Of The Mountain‘ vom aggressiven Start bis zum fast schon beruhigenden Refrain hin als so fliessend betrachten, dass es einem fast nicht auffällt. Positiv fällt auch auf, dass nicht einmal über die einzig wahren Götter der Edda gesungen wird. Die Texte lassen sich fast schon universell auf den ganz eigenen Glauben anwenden, was auf hintergründiges Wissen der Herren zurück zu führen ist. Ein tolles Werk, welches Zeit und Geduld braucht, aber gerade darum Charakter besitzt.
Tristan 

Punkte:
7.5 von 10
SERPENTINE PATH – Serpentine Path
Relapse Records/Non Stop Music
Serpentine Path bringen mit der selbstbetitelten ersten Scheibe eine pure Doom-Platte der alten Schule raus. Die Mitglieder selbst sind aber alles andere als Anfänger, die Truppe setzt sich aus ehemaligen und aktuellen Musikern von Electric Wizzard, Ramesses und Unearthly Trance zusammen. Wenn man sich schon mal Musik einer oder mehrerer dieser Bands reingezogen hat, dann weiss man auch schon, was einen bei Serpentine Path erwartet. Langsam – das braucht man eigentlich nicht zu erwähnen –, schwer, schleppend und erbarmungslos walzen sich die Songs teilweise über fast sieben Minuten hin, es gibt keine Gnade für jeden, der es mal ein bisschen eiliger hätte. Man ist versucht, irgendwo anzupacken und zu schieben oder zu ziehen – je nachdem, welches Ende man grade erwischt – und diese übermächtige Walze irgendwie in Schwung zu bringen, aber wenn die Scheibe eines nicht hat, dann ist es Schwung. Und gerade das macht ja Doom Metal aus – die Untergangsstimmung, die hoffnungs- und trostlose Schwermut, das unaufhaltsame Zuwalzen auf das Ende. Besonders gut gelungen ist die Phrasierung und Platzierung der unheimlich bedrückenden und mächtigen Growls, die allerdings teilweise etwas mit Hall überversorgt wurden. Die Produktion ist genauso Oldschool wie die Songs und gibt dem Sound einen dreckigen und rauen Touch. Über den natürlich extrem basslastigen, dicken Soundteppich erhebt sich zwischendurch ein leicht schräger Gitarrensound, was ein klein wenig Licht ins Dunkel bringt. Mein Anspieltipp ist "Aphelion" – obwohl (oder vielleicht grade weil?) das mit Abstand der schnellste Song ist. "Serpentine Path" ist nicht ganz einfach anzuhören und ein Kritikpunkt ist sicherlich, dass es an Abwechslung ein wenig mangelt und die Riffs zum Teil fast bis zur Schmerzgrenze strapaziert werden. Aber so ist das halt mit Doom... Da ich selbst eher zu der schnelleren Sorte gehöre, bekommt das Album trotz echt guter Qualität von mir keine allzu hohe Wertung. Für Doom-Fans aber unbedingt zu empfehlen.
Lucie W. 

Punkte:
7.5 von 10
THRESHOLD -
Wounded Land (1993) - Psychedelicatessen (1994) Definitiv Edition 2012
Nuclear Blast/Warner
Ende der 80er Jahre in England gegründet, schmissen die Jungs um Karl Groom und Richard West 1993 ihr Debüt "Wounded Land" auf den Markt. Mit dabei Ausnahme-Shouter Damian Wilson, Basser Jon Jeary, Gitarist Nick Midson und Drummer Tony Grinham. Zusammen schufen sie meiner Meinung nach eines der geilsten Debütalben in der Prog-Szene. Von Anfang an verstanden es die Briten, Prog Songs mit eingängigen Melodien zu komponieren. Geniale Gitarrenriffs, unglaubliche Gesangsmelodien und das alles untermalt mit Richards tollen Keys, einzig fehlte das geniale Drumming von Johanne James, der auf späteren Alben so tight wie eine Maschine spielt. Die klasse Tempowechsel und Prog Parts machen solche Songs wie das Überirdische "Sanitys End", oder "Paradox", wie auch das düstere "Days Of Dearth" zu unsterblichen Kultsongs. Überhaupt gibt's auf diesem Rundling nur sehr starke Songs. Auch der Opener "Consume To Live" oder das geniale und sehr gefühlvolle "Surface To Air" sind spitze. Hört euch hier nur mal das geniale Organ von Damian und die Synthie- bzw. Gitarrensoli an, das kann man einfach nicht besser machen. Auch die kurze Überballade "Keep It With Mine" erzeugt fast zwanzig Jahre nach ihrem Erscheinen immer noch Gänsehaut. Und so kann ich euch nur noch sagen, wer dieses Meisterwerk noch nicht besitzt, der sollte es kaufen, kaufen, kaufen!! Übrigens sind auf der Definitive Edition mit "Intervention", Conceal The Face" und "Shfiting Sands" noch drei Bonustracks auf dem Album.

1994 folgte dann der nächste Schlag der Briten mit "Psychedelicatessen" mit dem neuen Shouter Glynn Morgan. Der zweite Rundling kommt dann etwas straighter daher und man muss sich zuerst an den neuen Sänger gewöhnen. Man spürt hier die schon etwas härteren Gitarren, wie bei "A Tension Of Souls". Aber auch die ruhigeren Lieder "Into The Light" sind wieder typische geniale Threshold-Songs. Auch gibt's wieder eine gefühlvolle Klavierballade, wirklich klasse, nur fehlt mir hier halt Damien Wilson ganz besonders. Ein musikalisches Highlight ist ganz klar das geniale "Innocent" - hier spürt man einfach, dass Groom und Co. sehr stark im Songschreiben sind. "Psychedelicatessen" kommt zwar nicht ganz an das Debüt ran, ist aber immer noch ein hervorragendes Prog-Album, das man sich als Proggie zulegen sollte. Übrigens sind auf CD 1 noch zwei Bonussong mit drauf gepackt, und auf CD 2 gibt's nochmals zwei Bonus Tracks und zusätzlich noch fünf Livesongs, unter anderem "Sanitys End", "Surface To Air" und "Paradox". Also die totale Prog Vollbedienung!
Crazy Beat 
  
Punkte: keine Wertung
SONNE ADAM - Messengers Of Desolate Ways
Century Media/EMI
Sonne Adam. Endlich mal wieder ein Bandname, den man sich merken kann! Aber mit Sonne und Licht hat der Sound der israelischen Death Metaller recht wenig am Hut, ebenso wenig mit der Bibel, wie das zweite Wort des Bandnamens dem deutschsprachigen Metalhead suggerieren könnte. Ganz im Gegenteil: mächtig, düster und richtig böse klingt das Ganze. Und tatsächlich heisst Sonne Adam auf hebräisch soviel wie "Menschenhasser". Ganz schön irreführend... Sonne Adam wurde 2007 von Gitarrist Davidov und Sänger Dahan gegründet. Ihr erstes Demo erhielt im Rock Hard den Titel "Demo des Monats" und das erste Album ("Transformations", 2011) wurde hoch gelobt und erhielt begeisterte Kritiken. Mit "Messengers Of Desolate Ways" legt die Truppe eine Compilation aller ihrer bisherigen EPs ("Armed With Hammers", "The Sun Is Dead" und "Doctrines Of Dark Devotion", eine brandneue MLP, die als Vinyl von Imperium Productions veröffentlicht wird) und drei neuer Tracks vor, die eine Gesamtspielzeit von über 80 Minuten bieten. Die neuen Tracks sind weniger doomig und etwas riff- und allgemein gitarrenlastiger als diejenigen der frühen Demos und vor allem die Stimme hat gewonnen. Natürlich ist die Qualität der Produktion kaum zu vergleichen, die Demos klingen noch recht dumpf, bei den neuen Tracks wurde im Studio echt alles richtig gemacht.

Trotz moderner Produktion geht nichts von der unglaublichen Düsternis, dem Dunkel, der mächtigen Schwere der Songs verloren. Auch wenn es geschwurbelt klingen mag: Sonne Adam machen majestätischen und atmosphärischen Sound. Dazu passt auch das geniale Cover-Artwork, das von Metastasis.com (Paradise Lost, Ulver, Morbid Angel u.a.) stammt. Jeder Satanist, der was auf sich hält, sollte diese Band als Soundtrack für seine Katzensezierung mit anschliessender Jungfrauenopferung und Teufelsbeschwörung verwenden! Auf der aktuellen Tour mit Grave übernimmt Davidov den Gesang zusätzlich zur Gitarre, Dahan legt sein Amt nieder. Und obwohl Dahan einen wirklich unglaublich guten Job gemacht hat (vor allem auf "Transformations", wo man echt jedes Wort ganz klar verstehen kann), verlieren Sonne Adam durch den Wechsel nichts von ihrer Dichte und dem Druck. Es muss nun aber nach diesen ganzen Lobhudeleien auch noch was zu nörgeln geben: die teilweise extrem in die Länge gezogenen Zwischentracks mit Ethno-Touch, die wohl Ritualmusik darstellen sollen und sehr an die Intros und Instrumentals von Nile erinnern, sind sehr störend und unnötig. Aber nichtsdestotrotz: unter den ganzen Bands, die dem momentanen Trend möglichst retro und old school zu klingen (und leider oft auch auszusehen) folgen, gehören Sonne Adam zu denjenigen, die es schaffen, trotz der Orientierung an alten Vorbildern dem Sound ihre eigene Note zu verpassen und rüber zu bringen, dass es ihnen richtig ernst ist. Macht euch gefasst darauf, von dieser Band noch einiges zu hören. Sonne Adam werden meiner Ansicht nach bald zu den ganz Grossen im Death Metal gehören. "Messengers Of Desolate Ways" wird ab dem 19.10. im regulären Handel zu erstehen sein.
Lucie W. 
  
Punkte: keine Wertung
DESTRÖYER 666 - Phoenix Rising (Re-Release)
Season of Mist/Irascible
Nachdem letztes Jahr bereits die Neuauflage von "Cold Steel For an Iron Age" bei den Fans guten Anklang fand, werfen nun die ursprünglich aus Australien stammenden Schwarzheimer ihren Zweitling "Phoenix Rising" in einer remasterten Version nach. Die Extremisten wird’s freuen, geniesst die Band mit ihrem kruden Mix aus Thrash, Death und Black Metal doch absoluten Kultstatus. Anders als bei europäischen Pandabären ist der Ansatz von Deströyer 666 ein ganz anderer, es ist alles einen Tick tiefer, basslastiger und auch grooviger, der Thrashanteil dominiert hörbar. Dies alles verleiht den Songs eine ganze Kante zusätzlicher Härte, was sie sehr deutlich von der klirrend kalten Raserei skandinavischer Bands abgrenzt. Den Longtrack "Bullet Eater" kann man diesbezüglich getrost als Signature-Song heranziehen, ein abgrundtief böser, pechschwarzer Brocken, der alle typischen Deströyer 666 Trademarks in sich vereint und so für ein schaurig intensives Hörerlebnis sorgt. "Phoenix Rising" kommt 2012 als CD und LP mit neuem Artwork und Linernotes der Bandmitglieder daher. Für Fans ein Pflichtkauf, für Neugierige ein guter Einstieg in die dunklen Sphären dieser Kultband.
Mirko B. 
  
Punkte: keine Wertung
WITH HATRED - Excruciating Pain
Eigenvertrieb
Die Schweizer With Hatred bringen nach diversen Besetzungswechseln ihr drittes Demo heraus. Die drei Tracks lange CD ist mit Artworkkonzept, und Zusatzinformationen mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Das Spezielle am Deathcore von With Hatred sind sicherlich die zwei Sänger, die sie haben, seit ex-Versus Sänger Phillippe Veluz den Gründungshouter Dominik Gerber vor einem Jahr zu unterstützen begann. Abgesehen von den nicht langweiligen Songs sind diese zwei Sänger das Highlight der Band. Wie sich die tiefen Growls mit den hohen Shouts zusammenfügen hat man selten gehört. Harmonisch scheint das perfekt aufzugehen, und man wünscht viel Glück für die Zukunft!
Steve Butcher 
  
Punkte:
7.5 von 10
PAPA ROACH – The Connection
Eleven Seven Music/EMI
Was man Väterchen Küchenschabe definitiv attestieren kann, ist der beständige Willen zum Wandel. Anfangs noch im Bereich Nu Metal tätig, bewegte man sich in Richtung Sleazy Metal weiter und erging sich in Parallelen zu Mötley Crüe und Konsorten. Und nun? Ob man es nun mag oder nicht, die Küchenschabe hat wohl etliche elektronische Sprengsel gefuttert, zwischendurch aus mal etwas Metall, und ist schlussendlich in radiotauglichen Gefilden gelandet. Das Ergebnis ist eine Mixtur, die sich in jedem Song wiederfindet und in allen Bereichen oszilliert. Das mag sich nun seltsam anhören, aber wenn ein Song sehr Metal-lastig beginnt, danach mit Synthie-Spielereien und einem beinahe poppigen Gesang aufwartet und danach wieder in Richtung Metal abdriftet, dann ist diese Aufführung legitim. Die Songs krachen aber nach wie vor, das steht fest, abgesehen von den sehr poppigen Songs wie „Leader Of The Broken Hearts“ oder „As Far As I Remember“ beispielsweise. Interessant ist auch die Tatsache, dass Jacoby Shaddix wieder vermehrt auf den Sprechgesang zurückgreift, was irgendwie ein Nostalgie-Feeling auslöst. Fazit: Papa Roach sind modern geworden, mit allen Vor- und Nachteilen. Wenn man aber bestimmte, zu seichte Passagen ausblendet, dann haut „The Connection“ genauso auf den Putz wie „Metamorphosis“ oder „Getting Away With Murder“.
Toby S. 
  
Punkte:
7.5 von 10
OBSESSION – Order of Chaos
Inner Wound Recordings
Der 80er Jahre Heavy Metal ist wieder auferstanden, und zwar mit Metal-Urgestein Obsession. Die Amerikaner um Sänger Michael Vescera (Animetal USA, ex-Loudness, Yngwie Malmsteen, Dr. Sin, MVP) machten bereits 1984 gemeinsame Sache, doch lösten sie sich 1989 auf. 2004 kam dann die grosse Reunion, und nun präsentieren Obsession bereits ihr zweites Studioalbum seit der Wiedervereinigung. Neben der starken und markanten Stimme von Sänger Vescera dominieren hier vor allem die überragenden Gitarren geführt von Scott Boland (MVP) und John Bruno (X Factor X). Seit der Reunion ist der Mann am Bass Chris McCarville (House of Lords, Jeff Scott Soto, Dokken). Neben dem Sänger war auch Drummer BJ Zampa (Dokken, House of Lords) bei Yngwie Malmsteen, und so überrascht es kaum, dass eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Bands besteht. Die Pause hört man Obsession kaum an – es gibt zwar ein paar modernere Einflüsse, doch die verpassen dem Ganzen genau die richtige Würze, um nicht nach fadem Abklatsch zu schmecken. Wer also erwartet, dass die Band sich noch genauso anhört wie vor 25 Jahren, der dürfte etwas enttäuscht sein. Doch wer bereit ist, den neuen Obsession eine Chance zu geben, findet einen Michael Vescera mit einem breiteren Gesangsspektrum und nicht wenige Tracks, die an die guten alten Zeiten anknüpfen, wie zum Beispiel “The Order Of Chaos“, “When The Smoke Clears“ und “Twist Of The Knife“.  Fazit: Obsession liefern richtig schönen amerikanischen Heavy Metal – melodiös mit griffigen Gitarrenwänden und einem überzeugenden Songwriting.
Patricia
  
Punkte:
7.5 von 10
REPENT - Vortex of Violence
High Roller Records/Musikvertrieb
Aus der deutschen Thrasherabteilung kommen ja bekanntlich extrem gute Bands. Da wird es für jede weitere Kapelle recht schwierig, sich neben ihren Landsleuten zu etablieren. Repent sind mit der dritten Platte am Start und geben Vollgas. Man hört sicher ihre Slayervorlieben aus den zwölf Songs heraus, aber das dürfte die wenigsten stören, denn die Songs funktionieren richtig gut. Voll auf die Glocke rifft man sich den Teufel aus dem Leib, und die Breaks sind auch nicht von schlechten Eltern. Thrasher, die alles haben müssen, können sich mal ein Ohr voll nehmen und sich selber ein Urteil bilden. Für den Schreiber dieser Zeilen ist es angenehm, aber es könnte auch besser werden.
Daniel J.
  
Punkte:
7.5 von 10
NIGHT RANGER – 24 Strings And A Drummer Live & Acoustic
Frontiers Records/Musikvertrieb
Night Ranger gilt definitiv als ein ein fester Wert in der Melodic/Hard Rock-Szene. Nach dem Debüt "Down Patrol" 1982 folgten bis Dato neun weitere, praktisch ausnahmslos starke, Outputs. Die Truppe kann auf eine lange Liste grosser Erfolge zurückblicken. 16 Millionen verkaufter Alben, diverse Gold- und Platinauszeichnungen, zwei Top Ten-Singles, darunter der Smash Hit "Sister Christian". Zum dreissigjährigen Jubiläum erscheint nun eine Live-CD/DVD mit den grössten Hits der Jungs. Aufgenommen wurde das Ganze im kalifornischen Sausalito, wo die Band im intimen Rahmen einen Acoustic- bzw. Unplugged-Gig zum Besten gab. Hits wie "(You Can Still) Rock In America", "Sister Christian", "This Boy Needs To Rock" oder "Four In The Morning" wurden teilweise umarrangiert, was die Scheibe zusätzlich interessant macht. Jack Blades und seine Mitstreiter beweisen mit "24 Strings And A Drummer Live & Acoustic" einmal mehr, dass sie nach wie vor zu den
ganz grossen Rock Bands zu zählen sind.
Chris C. 
  
Punkte: keine Wertung
DANI W. SCHMID - Journey (2 CD)
Eigenvertrieb
Der umtriebige Churer Gitarrenhexer ist klug genug, uns jeweils seine rockigen Outputs zukommen zu lassen und seine anderen Scheiben, die sich eher der Meditations- und Chill Out-Fraktion widmen, unbeschadet an uns vorbei zu schleusen. Gut so, denn so bleibt der hochtalentierte Multiinstrumentalist, der selbstredend wieder mal alles im Alleingang komponiert, arrangiert, eingespielt, produziert und gemixt hat, bei mir hoch im Kurs. Stilistisch knüpft er mit dem instrumentalen Doppelpack "Journey" genau dort an, wo er mit seiner 2011er Scheibe "Startup!" aufgehört hat, nur dass diesmal die Produktion noch einen Zacken sauberer ausgefallen ist, was der Doppel-CD hörbar gut tut. Wie zu erwarten weicht er auch diesmal vom altbewährtem Muster kaum ab, die Palette reicht von flotten Rockern, teils sogar mit leichtem AC/DC-Einschlag ("Inner Power"), über eher sphärische Klänge, wie man sie auch von Mr. Steve Morse kennt, und ruhigeren Klängen bis hin zu lupenreinem Funk Rock und Reggae. Dieser Stilmix gepaart mit einer grossen Vielfalt an Sounds und Gitarreneffekten sorgt dafür, dass das Album nicht nur für Gitarren- und Instrumentalfreaks der alten Mike Varney/Shrapnel Records-Schule interessant ist. Wem das alles jetzt etwas zu bunt wird, dem sei zu Beruhigung gesagt, dass die Metal Factory-kompatibeln Tracks auf der ersten CD immer noch überwiegen, lediglich der Funk-Anteil hat etwas zugenommen. Nur das fünfteilige Schlusslicht von CD Nr.1, "A Piece Of Peace", wird den meisten Metallern dann aber doch etwas zu ruhig bzw. verspielt sein.

Wieso Meister Schmid die erste, ansonsten starke Scheibe mit diesen völlig aus dem Rahmen fallenden Songfragmenten beendet hat, weiss wahrscheinlich nur er selbst. Die zweite Scheibe beginnt danach mit Kontrabass, Keyboard und Piano regelrecht jazzig, und als dann beim zweiten Song, ironischerweise "Just Enjoy" genannt, digital erzeugte Instrumente wie Querflöte, Steeldrums und Trompete mit dem klassischen Louis Armstrong-Dämpfeffekt die Gitarre beinahe ganz verdrängen, wächst das Fragezeichen auf meiner Stirn. Spätestens beim dritten Stück erweist sich meine Einleitung dann doch als etwas zu euphorisch, denn auf der zweiten CD lebt Dani W. Schmid offensichtlich seine Vorliebe für keyboardlastige, experimentelle, meditative und jazzige Klänge ungehemmt aus, lediglich die drei letzten Songs rocken wieder, was das Zeug hält. Fazit: Dani W. Schmid ist in erster Linie ein extrem vielschichtiger Musikfan, der sich herzlich wenig um Genregrenzen kümmert. Ob es nun marketingtechnisch geschickt war, zwei stilistisch dermassen voneinander differierende CDs in ein Doppelalbum zu packen, sei mal dahingestellt. Jedenfalls hat der Mann eine Linie, und die zeigt qualitativ immer noch nach oben. Momentan ist Dani W. Schmid dabei, eine eigene Band inklusive Sänger auf die Beine zu stellen, wir können uns also darauf gefasst machen, auch nächstes Jahr wieder von diesem Ausnahmemusiker zu hören.
Mirko B.   

Punkte: 7.3 von 10
TEN - Heresy And Creed
Frontiers Records/Musikvertrieb
Der älteren Generation dürfte die Band von Goldkehlchen Gary Hughes durchaus ein Begriff sein. Seit dem Debutalbum "X" anno 1996 haben Ten regelmässig weitere Alben veröffentlicht und eine treue Anhängerschaft um sich scharen können. Der wohl wichtigste Wurf war sicherlich das darauf folgende "The Name Of The Rose", welches mit den beiden grossartigen Songs "Wildest Dreams" und "Don't Cry" zu einem Meilenstein in der Geschichte der Band wurde. Nun gibt es zweifellos viele gute Stimmen im Bereich Hard Rock, doch Gary Hughes' Stimme verfügt über eine derart faszinierende Klangfarbe, dass es das reinste Vergnügen ist, ihm zuzuhören. Auch "Heresy And Creed" klingt wieder mal eindeutig nach Ten; bis auf die zwischendurch ein wenig störenden schrillen Keyboard-Einlagen. Doch mal abgesehen davon kriegt man querbeet sämtliche Spieltempi gepflegten Hard Rocks zu hören, ob nun eine schöne Ballade wie "The Riddle", ein episch anmutendes Kunstwerk wie "Raven's Eye" oder ein schnellerer Feger wie "Arabian Nights", hier ist für jeden etwas dabei. Ein insgesamt spannendes und abwechslungsreiches Album!
Maiya R.B.   

Punkte: 7.2 von 10
OSLO ESS - Verden I Nakken, Venner I Ryggen
Indie Recordings/Irascible
Punkrock ist scheinbar wieder in aller Munde! Wenn sogar Norwegen mit einer Truppe daher kommt, die ihre Songs in der norwegischen Sprache interpretiert, dann muss man davon ausgehen, dass das Potenzial da ist, um eventeulle Käufer zu finden. Die zehn Tracks sind erfrischend komponiert und machen einfach gute Laune, auch wenn man sich an den norwegischem Gesang erst mal gewöhnen muss, denn ich verstehe da einfach nur Bahnhof. In Norewgen hat die Band schon mal Kultstatus, denn die Songs laufen andauernd im Radio. Bei uns müssen sich die Nordländer aber zuerst noch ihre Sporen abverdienen und das wird bei dem heutigem Angebot nicht einfach sein.
Daniel J. 
 

Punkte: 7.1 von 10
KRAKOW – Diin
Dark Essence Records
Gedankenverloren in einen düsteren, stürmischen Herbsttag starrend – etwa so könnte man die Stimmung beschreiben, die Krakow heraufbeschwören. Die Norweger haben sich dem Post-Metal verschrieben - atmosphärischer Sludge mit brachialen Melodien und progressiven Einflüssen. Aus dem hohen Norden erwartet man ja meist Black Metal, und auch hier lassen sich die schwarzmetallischen Einflüsse nicht leugnen, doch Krakow machen weit mehr daraus und krallen sich an Vorbilder wie Mastodon oder auch Enslaved. Mit den Versklavten gings dann auch auf Tour, denn die Bands sind nicht nur musikalisch Nachbarn, sie teilen sich auch eine Heimatstadt: Bergen, Norwegen. Dass es in der norwegischen Musikszene häufig wie in einem Swingerclub zugeht und jeder mal mit jedem spielt, dürfte ja bekannt sein. Auch Krakow sind dabei keine Ausnahme – Denn Ask Ty Ulvhedin Arctander von Kampfar malträtiert neu die Felle bei den Post-Metallern. “Diin“ ist bereits das zweite Werk der Band und das Herzstück dieses Silberlings ist das zwölfminütige Epos “Mound“, das die düstere Seele des Albums zusammenfasst. Mit “Mark of Cain“ geht’s ähnlich episch weiter, doch der Hardcore-lastige Track “Possessed“ zerhackt die eben mühsam aufgebaute Atmosphäre in blutige Fetzen. Trotzdem ist es für sich gesehen einer der besten Tracks, denn er zeigt die Vielseitigkeit der Band. Danach geht es im gewohnten Takt weiter, wie im spacigen “Omen“ oder dem Stoner-Track “Sense of Space“…. Stimmungsvoller Post-Metal aus Norwegen, der Fans der Szene gefallen dürfte!
Patricia
   
Punkte: 7.0 von 10
SATAN'S WRATH - Galloping Blasphemy
Metal Blade/Sony Music
Das blasphemische Duo aus Griechenland wird als Black/Thrash-Band verkauft, eine Einschätzung, die ich nur sehr bedingt teilen kann. Für echten Black Metal ist der Sound viel zu sauber, groovig und basslastig, und für echten Thrash Metal haben sie viel zu viele Elemente des traditionellen Heavy Metal aus den frühen Achtzigern in ihrem Sound, zudem haben auch schwergewichtige Doom-Fragmente ihren Weg auf die Scheibe gefunden ("Hail Tritone, Hail Lucifer" oder das stark an Black Sabbath angelehnte "Satan’s Wrath"). Ist das schlecht? Mitnichten! Der Mix aus Omen, Mercyful Fate, Possessed und Celtic Frost sowie bezüglich der Röchel-Vocals Venom funktioniert erstaunlich gut. Das titelgebende Instrumental "Galloping Blasphemy" orientiert sich gar an Iron Maiden in jener Frühphase, in der bei Steve Harris schwarzweiss gestreifte Spandexhosen und schwarze Lederjacken höher im Kurs standen als Shorts und Fussballtrikots. Natürlich sind die Texte der beiden hellenischen Deibel reichlich plakativ. "Devil, Satan, Belial, Sodom, Blasphemy" etc. finden sich in ihren Songs in etwa ebenso oft wie "Hail, Die, Warrior, Brother, Metal, Kill, Blood und Steel" in der manowar’schen Lyrik. Aber egal, spielen können sie. Das Songwriting ist zwar nicht innovativ, aber dafür solide, bewährt und treffsicher wie bei jeder anderen traditionellen Band, und Gitarrist Stamos K. soliert absolut melodisch und songdienlich. Dennoch bleibt ein leicht bitterer Nachgeschmack. Mit “Between Belial And Satan“, “Death Possessed“ und “Slaves Of The Inverted Cross“ befinden sich auf dem Album genau drei Songs, die man ohne Abstriche in die Black/Thrash-Ecke stellen kann und zu denen der Röchelgesang von Sänger/Bassist/Drummer Tas Danazoglou auch gut passt. Auf den anderen Songs hätte ich mir hingegen cleane Vocals gewünscht, dann wären echte Traditional Metal-Perlen draus geworden. Da hat man wohl vermutlich das Konzept des satanischen Duos höher gewichtet, als die Möglichkeit, mit einem echten Sänger songtechnisch noch einiges mehr rausholen zu können. Ist schade aber sei‘s drum, der Silberling bleibt auch so noch interessant genug, um ein Probehören jenseits irgendwelcher Genregrenzen zu empfehlen.
Mirko B.
  
Punkte: 7.0 von 10
BUNKER 66 - Infernö Interceptörs
High Roller Records/Musikvertrieb
Venom haben wieder mal Nachwuchs bekommen! Bunker 66 aus Messina, Sizilien zelebrieren den rumpeligen Black-Thrash `n` Roll in der Schnittmenge zwischen Venom, Motörhead, Discharge, Piledriver und Hellhammer dermassen authentisch, dass es mir jene Abstürze wieder in schmerzhafte Erinnerung ruft, die ich mir Mitte der Achtziger zum Sound besagter Truppen regelmässig eingebrockt habe. Die Geschichte dieser Band ist schnell zusammengefasst: 2007 gegründet veröffentlichten die drei Süditaliener 2009 in Eigenregie ihre EP "Out Of The Bunker". 2011 erfolgte dann ein kleiner Ritterschlag über das deutsche Label Cargo Music, als Fenriz von Darkthrone Bunker 66 als eine der ersten Bands für seine Vinylreihe "Band Of The Week" auswählte. 2012 folgte zunächst eine Split LP mit Barbarian aus Florenz, bis man Anfang Oktober schliesslich das Debütalbum "Infernö Interceptörs“ auf die Menschheit loslassen konnte. Die Scheibe bietet acht Songs in achtundzwanzig Minuten. Das klingt nach wenig, aber diese achtundzwanzig Minuten sind dermassen intensiv und räudig eingespielt, dass sie völlig ausreichen, um einen rundum zufriedenen Rezensenten zu hinterlassen. Der Sound knallt gnadenlos roh, aber dennoch klar, und die drei Maniacs mit den leckeren Pseudonymen Damien Thorne (Bass/Vocals), Desekrator of the Altar (Drums) und Bone Incenerator (Guitar) grooven und rocken wie Sau, was will man mehr? Was die Pseudonyme andeuten, erweist sich nach kurzer Nachfrage als Tatsache: Geht es um organisierte Religionen, herrscht beim wüsten Trio in den Texten null Toleranz, aber auf der anderen Seite bedienen sie selbstironisch augenzwinkernd alle nur erdenklichen Metalklischees; "Women, Leather And Hell" heisst die Devise. Den Rest geben sie sich dann mit den Bandfotos, eigentlich sollten sie Bandshirts mit dem Motto "Böse und Spass dabei" anfertigen lassen, das würde den Nagel auf den Kopf treffen. Sympatisch-chaotischer Haufen, politisch völlig unkorrektes Konzept, coole Mucke - das Zielpublikum darf ungeniert zugreifen!
Mirko B.  

Punkte: 7.0 von 10
BLUE ÖYSTER CULT - The Essential (2 CDs)
Columbia/Sony Music
Jeder Musik-Fan hat, aus welchen Gründen auch immer, einen gewissen Nachholbedarf bei einzelnen Bands. In meinem Fall trifft das unter anderem auf Blue Ösyter Cult zu. Für solche Leute sind dann diese «Essentials» gedacht, die oft, wenn auch nicht immer, wirklich was her geben. Die vorliegende DCD enthält insgesamt 31 Songs, von denen ich eigentlich nur drei kenne, allerdings aus unterschiedlicher Optik betrachtet. Zum Ersten wäre da natürlich «Don't Fear The Reaper», das ich mal noch zu Zeiten von François Mürners "Musik aus London" Sendungen bei Radio DRS aufgenommen hatte und oft abspielte. Rang zwei gehört «Godzilla», den ich nur vom Namen her kannte und einfach wusste, dass dieser Track von BÖC gespielt wird. Tja..., und wären da nicht Tarot gewesen, die «Veteran Of The Psychic Wars» grandios interpretiert haben (ja Folks, das ist ein Cover, aber eben einer der wenigen, die wirklich bestehen können!), dann wäre die Aufzählung schon vorher beendet gewesen. Warum das so gekommen ist, weiss ich echt nicht. Im Nachhinein hat das wohl etwas damit zu tun, dass ich vor der Aufarbeitung des ganzen Black Sabbath Backkataloges zuerst mit Ozzys Solokarriere beschäftigt war und dass die Mucke im Vergleich zu den frühen Deep Purple ziemlich zahm daher kommt. Klar gibt es etwas Tempo wie zum Beispiel bei «The Red And The Black» oder «Hot Rails To Hell». Das Problem war, die Band richtig schubladisieren zu können. Mal klang es schlepppend, dann psychedelisch, rock'n'rollig oder sie gingen hin und spielten (live) auch «Born To Be Wild». Das wiederum überrascht mich sowieso etwas, dass hier noch einige Live-Aufnahmen drauf gepackt wurden, die teils ziemlich grottig tönen. Und dann kam 1976 eben «Don't Fear The Reaper», das glatt auch von Barclay James Harvest hätte stammen können. Ein Ohrwurm mit massig Airplay, aber von Härte keine Spur. Zentrale Figur der Band war Sänger/Gitarrist Eric Bloom. Ein Blick auf die Liste der ehemaligen Members offenbart dann ein paar bekannte Namen wie Chuck Bürgi (d), Al Pitrelli (g), Bobby Rondinelli (d) und zuletzt ein "gewisser" Rudy Sarzo (b). Nach dem Durchhören der beiden CDs wird es mir jedoch sonnenklar, warum Blue Ösyter Cult bei mir durchfielen, da irgendwie der roten Faden und vor allem einiges an Härte fehlt(e).
Rockslave  

Punkte:
keine Wertung
HELL:ON - Age Of Oblivion
MSR Productions
Hierzulande weitgehend unbekannt, gehören die Ukrainer Hell:On in ihrer Heimat zu den ganz Grossen. Ich meine völlig zu Recht, denn was der Fünfer vor allem instrumental abliefert, gehört ganz klar in die Oberliga. Anders sieht es dagegen mit dem recht undynamischen Geschrei von Frontmann Alexandr Baev aus. Brillieren seine Mitstreiter durch hohes technisches Können, das zudem durch die druckvolle Produktion wunderbar in Szene gesetzt worden ist, wirkt sein Geröchel mit der Zeit etwas ermüdend, da reisst ihn auch der nette, aber erfolglose Versuch einer Gesangslinie im Refrain von "Burn" nicht raus. Glücklicherweise lebt die Scheibe jedoch von reichlich vorhandenen instrumentalen Passagen, die dann auch jedes Mal das hohe Potenzial dieser Band offenbaren. Und dieses Potenzial ist jetzt schon hoch genug, um einen Thrash Metal-Übervater wie Jeff Waters als Gastmusiker zu gewinnen. Das Resultat kann man sich in "My Doll" anhören. Übersong des Albums ist ganz klar der Rausschmeisser "Satan", eine facettenreiche, treibende Thrash-Granate mit geschickt eingesetzter Orchestrierung sowie schaurig schönen Einlagen eines Frauenchors, sehr atmosphärische Angelegenheit. Der Song dauert übrigens genau sieben Minuten und sechs Sekunden, was in der Schreibweise 6:66 Minuten die ganze Sache zusätzlich abrundet. Wer auf Annihilator, Machine Head, Testament, Kreator & Co. steht und gleichzeitig ein Herz für talentierte, brotlose Bands östlich der Oder-Neisse-Linie hat, darf bedenkenlos zugreifen, es lohnt sich!
Mirko B.  

Punkte: 6.9 von 10
LOCRIAN – The Clearing & The Final Epoch (Re-Release) (2CDs)
Relapse Records/Non Stop Music
Okay, Relapse hat auch einige Metalbands (oder metalähnliche Bands) unter Vertrag, doch die Amerikaner von Locrian haben überhaupt nichts mit Metal am Hut. Mit Musik im klassischen Verständnis hat das Album höchstens an ein, zwei Stellen zu tun, wenn nämlich mit dem Gitarreninput gespielt wird oder einige Akkorde gespielt werden. Für den Rest der Spielzeit herrscht morbides Ambiente, zwischendurch mit etwas Drone. Black Metal? Höchstens was die Stimmung betrifft, denn die ist tatsächlich sehr erdrückend. Ich würde es am ehesten dem Isolationismus zuschreiben, da zwischendurch immer wieder die Schreie einer verlorenen Existenz durch die Lieder schallen. Die Songs wirken wie ein Spaziergang durch ein Sanatorium in einem verstrahlten Land, in jedem Zimmer spürt man das vergangene Leben, geblieben ist trotz allem die Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und das Leid. "The Final Epoch" beispielsweise ist reinstes Drone. Und als erstes mir bekanntes Lied spielen hier Frequenzen, die mir tatsächlich Hühnerhaut geben und in den Ohren schmerzen, also nicht zu laut (oder nur mit schlechten Boxen) hören. Zwischendurch sind die Songs ein wenig lang, aber das lässt sich in diesem Genre fast nicht vermeiden. Alles in allem ein starkes Stück für alle jene, die den Soundtrack zu einer Postatomaren Welt hören wollen.
Tristan
 
Punkte:
keine Wertung
ARISTILLUS - Two
Eigenvertrieb
Der Vierer aus Norwegen geht mit der Zeit und spielt auf seinem zweiten Album mit einem Cocktail aus Mathcore/Screamo/Hardcore und Postcore auf. Wem diese Begriffe nicht viel sagen, der ist bei Aristillus warscheinlich nicht gut aufgehoben, die anderen werden diese Band mögen. Auf der Höhe der Zeit bewegen sich die vier Jungs, indem sie den screamo- sowie den cleanen Gesang gekonnt abwechseln und diesen musikalisch mit vielen gekonnten Arrangements untermauern. Leider ist die Dauer von "Two" mit knapp 26 Minuten zu knapp bemessen, um diese Soundpallette ordentlich in Szene zu setzen. Da die vier Aristillusaner noch sehr jung sind, soweit ich dies dem Pressefoto entnehmen kann, darf man sich als Liebhaber des Screamo/Mathcore Genres in Zukunft auf so einiges freuen.
Steve Butcher   

Punkte: 6.7 von 10
AXEHAMMER - Marching On
Pure Steel Records/Non Stop Music
Im ersten Moment hätte ich das erst zweite Full Length Album der seit dreissig Jahren aktiven Band nach dem ersten Anhören beinahe in die Tonne getreten, zu klischeehaft und vorhersehbar kam mir der vorwiegend im Up- und Midtempo gehaltene US-Powermetal daher. Diesen ersten, oberflächlichen Höreindruck musste ich allerdings schon sehr bald revidieren, denn der technisch raffinierte Stahl, den die Kalifornier da geschmiedet haben, hat durchaus einiges zu bieten. Besonders die zweite Hälfte des mit acht Tracks recht kurz ausgefallenen Albums weiss durch das etwas moderatere Tempo und die stärkeren Songs zu gefallen, und wenn man sich nur ganz kurz mit der Biographie von Axehammer beschäftigt, wird einem klar, dass sich der wackere Haufen rund um den bald sechzigjährigen Gitarristen und Mainman Jerry Watt dort nicht hat kleinkriegen lassen, wo andere längst die Segel gestrichen hätten. Zuerst schaffte man es in den Anfangstagen nie, sich im internationalen Markt zu etablieren, nach jahrelangem Rumkrebsen im Underground musste Sänger Bill Ramp kurz nach Erscheinen des starken Comeback-Albums "Windrider" im Jahr 2006 gesundheitsbedingt aussteigen, weitere Lineup-Wechsel hinderten die Band am Fortkommen. Im September 2010 starb Bassist Eric Hijort, und für das im selben Jahr fertiggestellte Album, das mir jetzt vorliegt, fand sich lange kein geeignetes Label, welches das Ding zu akzeptablen Bedingungen hätte veröffentlichen können. Schon alleine dieses Durchhaltevermögen verdient grossen Respekt. Musikalisch wandelt die Band wie bereits erwähnt auf dem schon gründlich durchgetrampelten Pfad des US-Powermetal und dürfte somit die Stammklientel des "Keep It True"-Festivals bestens bedienen. Viel Speed, eine als Sänger namens Kleber Mandrake getarnte Luftschutz-Sirene, viel Gitarrengegniedel. Hört sich lapidar an, ist es im Grunde auch, dennoch wächst das Album mit jedem Durchlauf, und Nummern wie "Swing The Steel", "Demon Killer" oder das superbe "Flesh Machine" bieten genau jenen Stoff, den Power Metal Fans lieben und die Szene auf ewig polarisieren wird. Einziger Wermutstropfen ist der Sound. Dieses saft- und kraftlose etwas, das sich ungerechtfertigterweise Produktion nennt, und für das die Band Bill Metoyer (u.a. Slayer, Sacred Reich, Omen, Flotsam And Jetsam, Fates Warning) sicher gutes Geld in den Hintern geschoben hat, ist ein Witz und wird dem technischen Können der Musiker in keinster Weise gerecht. Schade drum, Metal ohne genügend akustische Power funktioniert denkbar schlecht, und so bleibt nur noch eine Platzierung im Mittelfeld.
Mirko B.  

Punkte: 6.7 von 10
KHORS – Wisdom Of Centuries
Candlelight Records/Irascible
Aus dem Osten kommt schon seit einiger Zeit extremer Metal. Ähnlich wie mit materieller Ware werden dabei bereits bekannte Ideen aus dem Ausland abgekupfert, im Land selber produziert und dann weiter verteilt, was vor allem im Black Metal häufig in minderwertigem, braunem Mist endet. Glücklicherweise haben Khors bereits bei der Bandgründung vor acht Jahren darauf geachtet, als nicht politische Band anerkannt zu werden. Zudem wirken die Ideen nicht einfach billig kopiert, sondern passend adaptiert. Soll heissen, die Einflüsse liegen bei alten Kampfar, alten Enslaved, vielleicht ein wenig Taake und Kalmah. Dabei setzen die Ukrainer auch auf ganz dezente Synthies und schrecken auch vor instrumentellen Interludien nicht zurück ("Horizong Glassy"). Der Titeltrack selbst traut sich sogar in schleppendes Tempo, was Ähnlichkeiten zu Yggdrasil und Ereb Altor aufblitzen lässt. Trotz alledem überraschen die Herren mit frischem, unverbrauchtem Elan, was schliesslich im Rauswerfer "Only Time Will Take It Away" gipfelt, und das ganze Können der Truppe zeigt. Ein wirklich tolles Lied, das auch mehr als einmal Spass macht. Somit sind die Vorurteile restlos beiseite geräumt, auch wenn es noch nicht für eine absolute Kaufempfehlung reicht.
Tristan     

Punkte: 6.6 von 10
ANGBAND - Saved From The Truth
Pure Underground Records/Non Stop Music
Diese Band aus dem Iran hatten wir schon mal in unseren Reviews, und zwar vor zwei Jahren mit dem damaligen Album "Visions Of The Seeker". Vorweg sollte man wissen, dass Metal im Iran verboten ist, weshalb Angband sich nur schon dadurch Extrapunkte verdient haben, dass sie sich gegen die Regierung auflehnen. Doch auch ohne diese Extrapunkte verdient das Quartett aus Teheran erhöhte Aufmerksamkeit, denn ihre Musik kann sich wirklich hören lassen. Vergleiche können manchmal ein wenig unfair sein, doch bei Angband liegt die Relation zu King Diamond nur schon wegen Sänger Ashkan Yazdanis Stimme sehr nahe. Auch musikalisch schlagen sie diese Richtung ein, wenn auch nicht konstant. Gemixt und gemastert wurde "Saved From The Truth" von Achim Köhler, der schon Alben von Bands wie Primal Fear, Amon Amarth oder Symphorce zum Glänzen brachte. Schillernde Höhepunkte gibt es auch beim dritten Werk von Angband, besonders die Ballade "Bitter Truth" ist traumhaft geworden. Zwischendurch gibt es jedoch auch ein paar Durchhänger, doch es sei den Jungs verziehen, denn es braucht schon sehr dicke Eier, um im Iran Metal zu machen - Hut ab!
Maiya R.B.    

Punkte: 6.6 von 10
MOB RULES – Cannibal Nation
AFM Records/Musikvertrieb
Meine Beziehung zu Mob Rules gleicht einer Achterbahn. Fand ich die Band zuerst grottig, soänderte sich das mit dem Album "Radical Peace" um 180 Grad. "Cannibal Nation" liegt nun irgendwo dazwischen. Das Album gehört zur grossen Masse an guten, aber beiweitem nicht überragenden Melodic Power Metal-Veröffentlichungen. Songs wie das zähe "Lost" oder das flotte "Soldiers Of Fortune" überzeugen im Einzelnen, rauschen aber im Albumkontext einfach vorbei, ohne wirklich Spuren zu hinterlassen. Schlechte Songs sind nicht auszumachen, aber eben auch keine herausragenden. Hier mal ein ruhiger Teil, dort mal bratende Gitarren und meistens im Midtempo angesiedelte Lieder können der explosive Mix für einen Klassiker sein, müssen es aber nicht. Dabei gibt sich die Band merklich Mühe, aus dem genannten Sumpf auszubrechen, scheitert aber an sich selber. Wie sich richtig guter Power Metal anhört, beweisen in diesem Monat Soulspell. Mob Rules sollten daraus die richtigen Schlüsse fürs nächste Album schliessen. Das Potential ist jedenfalls immer noch deutlich hörbar. Melodic Metaller können durchaus ein Ohr riskieren. Alle andern sparen sich ihr Geld besser. Es sei denn, ihr sucht eine nette kleine, unspektakuläre Melodie, welche euch sanft in den Schlaf begleitet.
Roger W.    

Punkte: 6.5 von 10
NEAL SCHON – The Calling
Frontiers Records/Musikvertrieb
Neal Schon ist mit seiner Band Journey zur Legende geworden. Wer kennt sie nicht, AOR-Übersongs, wie "Separate Ways" oder "Wheel In The Sky". Die Liste seiner Erfolge ist lang. Angefangen hat er bekannterweise als Gitarrist von Santana, und das im Alter von gerade mal 15. Nach einem Nr. 1-Album und zwei Top Ten-Singles gründete er Journey, mit denen er bis heute für 14 Studioalben verantwortlich ist. (Elf davon wurden mit Platin ausgezeichnet.) Nebenbei war er auch in diverse andere Projekte und Bands involviert. Zudem hat er sogar einen Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame. Nun erscheint bereits zum siebten Mal ein Soloalbum des Ausnahmegitarristen. Neil war dabei selbstverständlich für sämtliche Songs, Gitarren und Bass und die Produktion verantwortlich. Als Unterstützung holte er den Ex-Journey Drummer Steve Smiths und den Keyboarder Igor Len, der als Jazz-, Klassik- und Filmkomponist ein hervorragenden Ruf geniesst, ins Studio. Als Special Guest ist, ebenfalls am Keyboard, Grammy-Gewinner Ian Hammer involviert, der als Komponist des Miami Vice-Soundtracks zu Ruhm und Ehren kam. Das Album wurde in bloss vier Tagen komplett eingespielt. Mr. Schon bedient sich dabei aus seinem wahrscheinlich unerschöpflichen Fundus an Ideen. Immer mal wieder lässt er dabei auch klar seine Blues- und Jazz-Wurzeln durchscheinen, bleibt aber im Grundgedanken konstant beim Melodic Rock. Auf sinnloses Gitarrengefrickel verzichtet er; vielmehr haben die Tracks klare Strukturen. Einen grossen Fehler hat die Scheibe aber: Neil verzichtet komplett auf den Gesang. "The Caling" ist also ein reines Instrumental-Album. Schade, denn die meisten Titel könnten problemlos mit Vocals ergänzt und damit kommerziell massiv aufgewertet werden. So aber wird die Scheibe vor allem reine Neil Schon-Fans und Gitarrenfreaks ansprechen.
Chris C.   

Punkte: 6.5 von 10
THE CONTORTIONIST - In Trinsic
Season Of Mist/Irascible
Leute, habt ihr schon mal etwas vom Sub Genre "Djent" gehört? Ehrlich gesagt musste ich mich zuerst mal an den komischen Namen gewöhnen. Diesem Genre kann man Kapellen wie Meshuggah und weitere Truppen dieser Spielart zuordenen. Da wird gefrickelt und extrem herumgebrüllt, bis einem richtiggehend die Ohren wackeln. The Contortionist aus den U.S.A. spielen Prog, Jazz und extrem modernen Metal vermischt und starten ein Feuerwerk erster Klasse. Was die Jungs aus den Instrumenten, oder, wie böse Zungen behaupten, aus dem Computer holen, ist schon einzigartig. Mir ist das Ganze zu anstregend und ich behaupte jetzt mal, dass der 0815-Metaller sich das nicht antun will. Das ist Stoff für Extremisten, denen es nicht kompliziert genug sein kann.
Daniel J.   

Punkte: 6.5 von 10
LOCH VOSTOK - The Doctrine Decoded
ViciSolum Productions
Und wieder mal eine Band aus Schweden, die uns mit einer modernen Ausrichtung von Progressive Death Metal beglückt. Man hat schon fünf Platten in die weite Welt geschickt und mit "The Doctrine Decoded" möchte man endlich punkten. Tja, der Gesang ist abwechslungsreich von hart bis clean, und beim Songwrirting hat man sich auch Mühe gegeben. Was mir da ein bisschen fehlt ist der Aha-Effekt, der Gedanke "Geil, ist dieser Song gut!". Musikalisch einwandfrei, aber wie schon erwähnt, zu durchschnittlich, zu wenig innovativ. Wer harten Prog mag, kann ja mal einen Versuch starten.
Daniel J.   

Punkte: 6.4 von 10
KREYSKULL – The Year Of The Octopus
Inverse Records
Kreyskull machen Doom Metal und Stoner Metal und Heavy Metal und Epic Metal und auch Psychedelic Rock. Kreyskull machen also irgendwie alles. Zumindest alles, was irgendwie urwüchsig ist. Würde das nicht schon reichen, um bei den ersten Hörversuchen des Debüts „The Year Of The Octopus“ mehr zu verwirren denn zu verzücken, springen die Finnen von schon fast als plakativ simpel zu bezeichnenden zu proggig skurrilen Parts und lassen mit Kari A. Killgast einen Mann ans Mikro, dessen zwar inbrünstiger, aber exzentrischer, eher tiefe Gesangsstil doch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Leicht machen es Kreyskull einem mit ihrem Debüt also nicht. Und doch: dieser krude, am besten vielleicht als Doom Rock zu bezeichnende Soundmix hat etwas. Die Verquickung straighter Heavy-Metal und Hard-Rock-Riffs mit verdrogt psychedelischen Parts, wie sie im Mid-Tempo-Opener „The Czar of Rock'n'Roll“ ebenso vorkommen wie in „The Island of Dr. Mondog“ mit seiner an Guns'n'Roses auf Tranqualizern erinnernden Strophe, dem teutonischen Refrain und dem wirren Solo-Teil, das alles macht zwar irgendwie gar keinen Sinn und funktioniert dann trotzdem auf unerklärliche Art und Weise. Der verehrte Leser wird es gemerkt haben: „The Year of the Octopus“ überfordert mich Rezensenten. Kreyskull klingen, als hätten Dio und Ozzy gleichzeitig bei Black Sabbath gesungen, hier und da schaut auch Bobby Liebing (und dessen Verwirrtheit) von Pentagram vorbei. Ganz subjektiv: Mir gefällt die Scheibe... irgendwie.
Kissi   

Punkte: 6.2 von 10
PAGAN ALTAR – Judgement Of The Dead
Cruz del Sur Music/Non Stop Music
Mit dem Re-Release ihrer EP „Time Lord“ waren Pagan Altar, die Semi-Doom-Legende aus den späten 70ern, schon in unserer August-Ausgabe der CD-Reviews vertreten. Damals, vor drei Monaten, berichtete ich, nicht ohne leichte Spannung, von den Gerüchten um das baldige Erscheinen des zumindest im Doom-Underground lang ersehnten neuen Albums. Nun, auch „Judgement Of The Dead“ ist es nicht. Wiederum handelt es sich um eine Wiederveröffentlichung, dieses Mal um das aufgemotzte und mit neuem bzw. erstmals unter dem Originaltitel erscheinende Debüt der Band von 1998. Darauf enthalten: die Songs, welche Pagan Altar unter Szene-Freaks den Kult-Status verschafften, den sie heute haben, die Songs von dem 1982 in Umlauf gebrachten Demo-Tape. Was ich zu „The Time Lord“ geschrieben habe gilt dabei auch für „Judgement Of The Dead“: die vom schwarzen Samstag beeinflussten Doom-Rock-Nummern besitzen durchaus Charme, sowohl diabolischen wie hippiesken, und eine mystische Aura (nicht zuletzt dank der rumpelnden, aus einer längst vergangenen Ära stammenden Einspielung), doch bis auf den epischen Titeltrack bleibt kaum was hängen und würde man diese Antiquitäten direkt neben neue Stücke im Retro-Design stellen, die Nachahmungen von Orchid und Co. würden gewinnen. Mit dem Re-Release von „Judgement Of The Dead“ kann der Metal-Historiker von heute eine Lücke im Archiv füllen und vielleicht auch etwas besser verstehen, woher der Sound kommt, der heute sein Revival feiert. Ob die alten Recken mit ihren Nachkommen aber noch mithalten können, diesen Beweis bleiben Pagan Altar aber leider noch immer schuldig.
Kissi 
  
Punkte: keine Wertung
NETTLECARRIER – Nettlecarrier
Indie Recordings/Irascible
Vor einem Jahr hatte ich eine Scheibe der Norweger Djevel zu bewerten. Spannenderweise sind genau diese Musiker (ohne ihren Sänger) auch noch mit ihrer zweiten Band unterwegs, was die Musik ziemlich auswechselbar macht. Die Aufnahmen dieses Debüts hier allerdings sind durch weniger Höhen und einen erdigeren Sound gekennzeichnet. Ansonsten bleibt alles beim Alten: fieser Kreischgesang, antichristliche Anspielungen und die romantische Idealisierung der eigenen Herkunft, musikalisch wie geographisch. Das zweite zumindest ist eine Vermutung, da die grösstenteils norwegisch gesungenen Lieder Platz für Interpretationen lassen. "In Helvete Kristus Skal Forgaa" erklärt sich hingegen fast von alleine. Vergleichsmöglichkeiten finden sich in den anderen/ehemaligen Tätigkeitsfeldern der Musiker, von Ugehal über Koldbrann bis hin zu den Liveaushilfen diverser namhaften Grössen findet sich hier von allem ein wenig. Alles ganz nett, aber im Endeffekt zu austausch- und verzichtbar, um über dem Durchschnitt zu liegen.
Tristan   

Punkte: 6.0 von 10
TURNING COLD – A Reclamation from Within
Barrymore & Flare Record Company
Die fünf Jungs von Turning Cold stammen aus Zürich bzw. Umgebung und machen seit 2008 zusammen Musik. Auf ihrer ersten EP "A Reclamation from Within" bietet die Truppe sechs melodische, recht eingängige und gut hörbare Songs aus der Hardcore/Punk Rock-Ecke. Die Produktion der Scheibe hört sich modern und recht sauber an und das Songwriting ist zwar simpel, aber solide. Positiv fallen die melodische Gitarrenarbeit und das sehr stabile Drumming auf. Ebenfalls gut gefällt mir das Cover der CD, das einen Schlipsträger verzerrt hinter einer regennassen Scheibe zeigt. Wir sind ja auch gegen das Establishment, wir Hardcorer... Was mir vom Sound her weniger gefällt, sind die Gitarren, die sind für meine Ohren ein wenig schrammelig und dünn, vor allem beim den Soli. Wo es bei mir ausserdem Minuspunkte gibt, sind die Vocals. Nichts ist so sehr Geschmackssache wie die Stimme, das wissen wir ja, und deshalb bin ich jetzt mal so frei: ich kann dieser Stimme leider nicht viel abgewinnen. Was mich vor allem stört, ist die Betonung der Texte und die Phrasierung, stellenweise wirkt die Stimme wie ein störender Fremdkörper im Gefüge der Songs. Das ist sicher teilweise dem Stil und den Vorbildern der Band geschuldet, die wohl vor allem in den Bands der späten 90er zu finden sind, aber der Eindruck, dass die Texte und einzelne Wörter irgendwie falsch betont werden, bleibt leider trotzdem. Die Lyrics sind aneinandergereihte Sätze ohne inneren Rhythmus, geschweige denn, dass sich mal ein Reimchen eingeschlichen haben könnte, aber das ist ja nicht jedermanns Sache... Zu Gute halten muss man dem Sänger auf jeden Fall, dass er ein gewisses Chaos und ein bisschen Anarchie in die Musik bringt, die sie ohne sicher nicht hätte. Wer auf Hardcore oder Punk Rock steht, hat hier sicher was Gutes in der Hand und dem sei die Scheibe wärmstens empfohlen, die meisten straighten Metalheads werden aber hiermit nicht glücklich werden.
Lucie P.   

Punkte: 6.0 von 10
VARG – Guten Tag
Noise Art Records
Schon der Albumtitel lässt vermuten, dass ausnahmsweise nicht mehr irgendwelche Vikingerrituale thematisiert werden. Der Opener und Titeltrack überraschen dann durch die punkige Attitüde, lyrisch zwar nicht unbedingt ein Meisterwerk, aber durchaus passabel. "Frei wie der Wind" hingegen erinnert an Böhse Onkelz, mit dem Riffing von alten Black Messiah. Ganz okay, auch wenn die Melodie schon ziemlich ausgelaugt klingt. Ähnliches gilt für "Blut und Feuer", welches durchaus eingängige Parts verzeichnet. Bei "Angriff" schliesslich klingt man eher nach dem, was man von Viking Metal erwarten würde. Noch am ehesten das, was man von älteren Veröffentlichungen kennt. Was textlich natürlich in die ähnlich ausgelaugte Sparte abzielt, mit Schwert auf das Schlachtfeld und für Valhalla sterben. Jaja, schon okay, und auf "weiter" gedrückt. "Horizont" andererseits ist dann wieder hörbar, wird vor allem live überzeugen können. Dann gäbe es noch das In Extremo abgekupferte "Wieder mal verloren", textlich wieder in Richtung Onkelz tendierend (nur tendierend), das ganz schlecht von NDH-Grössen abgeschaute "Was nicht darf" oder ein aggressives Statement ("Anti") an all jene, die schlecht über Varg sprechen. Am Ende bleibt also ein Album, das die eigenen Grenzen zu erweitern versucht, schlussendlich aber an der Ziellosigkeit scheitert. Ein prinzipiell guter Grundsatz, der durch (meiner Meinung nach) lahme Texte und ausgeleierte Melodien nichtig gemacht wird. Fans wird es wohl nicht interessieren, da die loyalen Anhänger durch negative Kritik natürlich noch stärker hinter ihrem Rudel stehen. Wenn Varg den Willen zur Veränderung weiterhin verfolgen, kann aus dem nächsten Album vielleicht was Überdurchschnittliches werden. "Guten Tag" muss man aber nicht haben, wenn die "Ehre" einen nicht dazu verpflichtet.
Tristan   

Punkte: 5.8 von 10
SYLOSIS - Monolith
Nuclear Blast/Warner
Die Briten Sylosis konnten sich mit ihren beiden Vorgängeralben bereits einen guten Ruf in der Thrashszene erspielen und wollen ihrem Status als "Heilsbringer des Thrash" mit dem dritten Album "Monotlith" nun Folge leisten. Je grösser der Schatten, desto grösser die Erwartungshaltung - können Sylosis nach zwei genialen Alben noch eins draufpacken? Als Antwort gibt es ein klares Jein. Die Songs sind zweifellos episch, gehen und vor allem bleiben gerne im Ohr, sind durchdacht, gut produziert und mit netten Gadgets versehen, dennoch kommen Sylosis mit ihrem Drittling trotz vieler guter Ideen sowie eines interessanten Konzepts nicht an ihr starkes Debüt heran, da die Band viel zu viel auf einmal zu wollen scheint und dabei am eigenen hohen Anspruch scheitert.
Steve Butcher
Punkte: 5.8 von 10
RAGE NUCLÉAIRE – Unrelenting Fucking Hatred
Season Of Mist/Irascible
Das Album der aus Montreal stammenden Band hinterlässt beim ersten Hören ein wenig Skepsis. Die Aufnahmen nach skandinavischem Old School Black Metal (starke Akzente in den Höhen, dumpfes Schlagzeug, schwer verständliche Vocals), die Gitarren wirken exakt gespielt. Die Songs sind in sich sehr hasserfüllt und finster, aber wirklich reissende Riffs finden sich leider nicht. Einzig "The Gift Of The Furnance" gefällt gleich beim ersten Durchlauf, Sprachsample am Ende hin oder her (da weiss sofort jeder, wer da spricht). Was einen aber nach 50 Minuten Geknüppel die Augenbrauen hochziehen lässt, sind die Vocals. Anscheinend hat Lord Worm als Gründungsmitglied von Cryptopsy einiges an Erfahrung. Bei diesem Album hört man aber vor allem ausserordentlich viele A’s, da praktisch jeder Vokal früher oder später geschrien wird. Kaum zu glauben, aber das ist so nervig, dass man das Album kaum weitere Male am Stück durchhören kann. Wohl bemerkt, es gehört nach wie vor nicht zu den schlechtesten Veröffentlichungen in diesem Genre, aber die Vocals brauchen sehr viel Gewöhnung, was mir bis zum Abschluss dieser Zeilen noch nicht gelungen ist. Schade um eine technisch sehr solide Platte.
Tristan   

Punkte: 5.7 von 10
SYBREED – God Is An Automaton
Listenable Records/Irascible
Jaja, die lieben Genfer, die machen schon seltsame Sachen. Sybreed waren und werden wohl immer ein Bastard aus Melodic/Death Metal Götheborger Schule, starken Industrial-Einflüssen und sachten Metalcore-Anleihen sein. Auf „God Is An Automaton“ (was eine selbst-operierende Maschine sein soll) ist dies sehr deutlich rauszuhören, Variabilität beim Gesang kommt vom Wechsel zwischen clean, Growls und Black Metal-artigen Screams, welche aber wohl eher in die Richtung Screamo gehen dürften. Anyway, unsere Landsleute servieren der geneigten Hörerschaft ein vertracktes Werk, das vor allem durch eines auffällt: Monotonie. Es ist schon nicht so, dass gar keine Abwechslung herrscht (siehe Gesang), aber das Ganze, was sich durch die Scheibe hindurch zieht, bietet auf Dauer gesehen zu wenig, als dass man mit Enthusiasmus die Repeat-Taste drückt. Dabei wären sehr gute Ideen vorhanden, Breaks mit reinen Soli, elektronischen Spielereien und Atmosphäre erzeugenden Klangteppichen. Referenzen ziehen mag man zwischendurch zu Bands wie Bullet For My Valentine oder Static-X – ob das nun positiv oder negativ ist, muss jeder selbst entscheiden. Fakt ist, dass „God Is An Automaton“ gut und fett produziert daherkommt, es jedoch an Inhalt im Gesamten mangeln lässt. Gut gemeint ist eben doch das Gegenteil von gut...
Toby S.   

Punkte: 5.5 von 10
XIBALBA - Hasta La Muerte
Southern Lord
Werte Kollegen, ich muss euch enttäuschen! Hier handelt es sich nicht um die Biographie von unserem Kamerad "El Muerte". Tja, "Hasta La Muerte" ist der Titel der neuen Scheibe der Band Xibalba, die aus Kalifornien stammt. Die Jungs machen hier gewaltig einen auf Heavy. So richtig doomig aggressiv, ja auch den Begriff Sludge kann man für die musikalische Ausrichtung von Xibalba (und wieder so richtig geile Bandnamen...) hervornehmen. Diese Scheibe ist staubtrocken und riecht nach Whisky. Ich würde meinen, dass die Jungs live sicher einen Besuch wert sind, aber daheim vor der heiligen Stereoanlage wird es auf Dauer mühsam. Leute, die den Nachbar ärgern wollen, können da locker zuschlagen, alle anderen werden sich die neue Down kaufen.
Daniel J.   

Punkte: 5.1 von 10
PUNCHLINE – Superfly
Pure Rock Records/Non Stop Music
Punchline haben sich dem Hard Rock mit Alternative-Einschlag und College-Feeling verschrieben. „Superfly“ würde bestens in Filme mit ebenjenem Thema passen. Das heisst jetzt aber keineswegs, dass Punchline schlecht sind, ganz und gar nicht. Man muss sich einfach bewusst sein, mit welcher Materie man hier konfrontiert wird. Der Sänger singt amtlich in rockigen Gefilden, jedoch muss auch angemerkt werden, dass es zeitweise bemüht klingt, wie wenn er sich nicht so recht getrauen würde, aus sich heraus zu kommen. Am ehesten drängt sich im Gesamtvergleich die Parallele zu Truppen wie Wheatus (wenn die denn noch jemand kennt), Crazy Town (nur um einiges härter und mit nicht so viel Red Hot Chili Peppers-Feeling), Alien Ant Farm oder Nerf Herder auf. Die Scheibe tut nicht weh, eckt nicht wirklich an und eignet sich auch sonst ganz gut als Hintergrundbeschallung. Fazit: Wenn man auf genannte Referenzen steht, kann man hier bedenkenlos zugreifen, ansonsten schlägt der Onkel Toby vor, mindestens einmal reinzuhören, bevor man einen kauf in Erwägung zieht.
Toby S.  

Punkte: 5.0 von 10
RE-MACHINED - A Tribute To Deep Purple's Machine Head
Eagle Rock Entertainment/Musikvertrieb
Ein Tribute und dann noch für Deep Purple, meiner erklärten Lieblingsband? Das wird hart Freunde, denn ich stehe ja, wie hinlänglich bekannt, überhaupt nicht auf so Cover-Zeugs. Die Ausnahme bestätigt die Regel und diese bewegt sich meist auf ziemlich schmalem Grat. Die Liste der Akteure, darunter Carlos Santana, Glenn Hughes, Chickenfoot (live) sowie Black Label Society, Iron Maiden und sogar Metallica lassen mich vorerst aber mal aufhorchen und vorsichtig milde stimmen. Der Erstgenannte und Jacoby Shaddix von Papa Roach starten gleich mal mit dem heiligen Gral «Smoke On The Water» und bleiben absolut im grünen Bereich, da man nahe am Original bleibt. «Highway Star» wurde von Chickenfoot mal als Live-Zugabe gezockt und ist ganz in Ordnung, zumal da ja Joe Satriani in die Saiten haut und der könnte bei Bedarf immer noch locker einen ganzen Purple-Set runter reissen. «Maybe A Leo» mit Glenn Hughes am Gesang läuft eigentlich ausser Konkurrenz und stellt grundsätzlich eine Bereicherung des purple'schen Backkataloges dar. Bei Zakk Wylde bilden sich dann die ersten Sorgenfalten auf der Stirne, denn auf diese Version von «Pictures Of Home» hat die Welt nicht zwingend gewartet, obwohl ok, aber mehr nicht. Besser, wenn nicht am besten schneiden dafür Kings Of Chaos ab, denen «Never Before» wirklich vorzüglich gelungen ist. Nach diesem Highlight folgt dann von den Flaming Lips (wiederum mit «Smoke On The Water») genau das, wofür ich diese ganze Tribute-Scheisse abgrundtief hasse. Dieses infantile abgefuckte Elektronik-Gedöns ist einfach nur unter aller Sau und reisst meinen anfänglichen Goodwill fast gänzlich wieder herunter! Grrr..., bleiben noch Iron Maiden mit «Space Truckin'» und Metallica «When A Blind Man Cries». Siehe oben bei Zakk Wylde..., und jetzt..., für wen oder was soll dieses Tribute nun eigentlich gut sein oder taugen? Ich weiss es wirklich nicht!
Rockslave  

Punkte: keine Wertung
EARTHSHIP – Iron Chest
Pelagic Records
Oha, eine derbe Mischung aus groovigem Doom knallen uns die Deutschen hier vor den Latz, welche auch immer wieder Breaks mit mehrstimmigem, cleanem (und teilweise schräg klingendem) Gesang und melodischen Einsprengseln aufgelockert wird. „Iron Chest“ ist jetzt das zweite Album unserer nördlichen Nachbarn, und der Groove zieht sich durch die ganze Scheibe hindurch – und genau hier liegt unter anderem der Hase im Pfeffer: So gut die Ansätze auch sein mögen (man wird unweigerlich an Ur-Bands des neueren Dooms erinnert, sprich Orange Goblin oder Candlemass) und die Melodien sich bemühen, Abwechslung in die Strukturen zu bringen – all dies alleine genügt leider nicht, um der Scheibe den Push zu versetzen, den sie bräuchte, um den roten Faden hervorzubringen, der leider fehlt. Oder kurz gesagt: Die Scheibe brettert vor sich hin, hinterlässt aber nicht wirklich genügend tiefe Reifenspuren, damit man sich über längere Zeit daran erinnern könnte. Zudem sind die Growls dermassen unverständlich und mit der Zeit nervtötend, dass sie einem nur noch auf den Sack gehen können. Wer sich im Doom-Bereich als Kenner bezeichnet, darf gerne mal reinhören und sich ein eigenes Urteil bilden, der Rest kann die Scheibe ohne grössere Verluste ignorieren.
Toby S.  

Punkte: 3.5 von 10
ORDEN OGAN – To The End
AFM Records/Musikvertrieb
Ich mag Ordan Ogan nicht! Ich mag weder den Hype um die Band, noch ihre Live-Performance und schon gar nicht die fetten Chöre, die fast jeden Refrain zukleistern. Zudem habe ich bei der Band immer das Gefühl, dass sich einzelne Lieder die eigenen Melodien klauen und ich so nicht verschiedene Songs, sondern nur unterschiedliche Versionen höre. Das neue Album setzt diese Entwicklung fort, nimmt aber auch die durchaus vorhandenen positiven Aspekte mit. So ist die Produktion druckvoll, die Gitarren aggressiv, die Refrains melodisch und die Stimme alles andere als schlecht. Als eingefleischter Blind Guardian-Fan müsste ich die Interpretation durch Ordan Ogan eigentlich gut finden. Auf "To The End" wird dieser Sound aber so auf die Spitze getrieben, dass die bratenden Gitarren immer wieder mit zusätzlichen Sounds zugekleistert werden. Weniger wäre manchmal eben doch mehr. Kommt hinzu, dass die elf Songs inklusive Intro total an mir vorbeirauschen. Und dies obwohl die annähernd folkige Ballade "The Ice Kings" den Ohren Erholung verschafft. Ich zweifle nicht daran, dass "To The End" bei einigen Hörern Begeisterung auslösen könnte, doch für viele dürfte dieses Album ein weiteres Beispiel dafür sein, dass zurzeit im Power Melodic-Metal einfach zu viel nettes, sprich durchschnittliches, Material veröffentlicht wird.
Roger W.  

Punkte: keine Wertung
ZEN ZEBRA – Awaystation
45 Records
Hektisch. Das ist so ziemlich das erste Wort, das mir in den Sinn kam, als ich Zen Zebra zum ersten Mal gehört habe. Und dann: Mensch, geht mir der Sänger mit seiner hohen Stimme auf die Nüsse. Mit diesen beiden Punkten ist die Scheibe „Awaystation“ ziemlich gut zusammengefasst. Praktisch alle Stücke sind sehr, sagen wir mal, progressiv ausgerichtet, fahren prinzipiell immer schön die Indie-Schiene und lassen kaum einen roten Faden im Soundgefüge erkennen. Mag sein, dass ich auch nach dem x-ten Durchhören nicht verstanden habe, was Zen Zebra (By the way, was für ein seltsamer Bandname ist das denn?!) denn aussagen oder darstellen wollen. Ich überlasse das gerne anderen Leuten und sage deshalb nur: Technisch gesehen mag die Band einiges auf dem Kasten haben, aber inhaltlich spricht sie wohl nur ein sehr eng eingegrenztes Publikum an. Nur für Fans von Indie/Progressive Rock empfehlenswert.
Toby S.  

Punkte: 2.5 von 10
IRON MAIDEN – Das Hörbuch (inoffiziell)
Rockhörbuch/ Metalville
„Burning Ambitions“, so lautet der Titel eines 2002 im Iron Pages Verlag erschienenen Fanbuch über Iron Maiden, das ins Billy-Regal jedes Fans der Eisernen Jungfrauen gehört. Wer das Buch kennt, der weiss, dass der Deutsche Mathias Mader nicht nur ein leidenschaftlicher Fan, sondern auch ein echter Kenner der Geschichte von Steve Harris und seinen Mannen ist. Neben einem ausführlichen Abriss der Bandgeschichte und anderer massenhaft zusammengetragener Fakten finden sich in dem Schmöcker vor allem Interviews mit allen wichtigen Mitgliedern, nicht nur mit der jetzigen Besetzung, sondern auch mit den Ex-Frontern Paul Di'Anno und Blaze Bayley, dem Manager Rod Smallwood oder Eddie-Schöpfer Derek Riggs, geführt vom Autor selbst, von 1990 bis 2002. Was hier nun besprochen werden soll ist aber nicht das liebevoll gemachte und detaillierte Fan-Buch, sondern das Hörbuch dazu, welches dieser Tage als Doppel-CD erscheint. Und das ist, gelinde geschrieben, eine Zumutung! Oder weniger empört ausgedrückt: ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Nicht nur, weil Iron Maiden eine der am besten dokumentierten Bands der Welt ist, nicht nur durch eigene History-Veröffentlichungen und Interview-Bonustracks, sondern eben auch durch die unzähligen Maiden-Nerds rund um den Globus (als Beispiel nur „Companion“, das unverzichtbare Nachschlagewerk für alle Maiden-Sammler von Nicola Visintini und Marco Gamba). Andererseits, da ein Hörbuch hier überhaupt keinen Sinn macht. Wer zum Geier will, in den Zeiten, in welchen Youtube und Co. Massenhaft Original-Aufnahmen liefern und Englisch die Zweitsprache jedes Metallers ist, übersetzte Interviews hören, von einem durchschnittlichen Vorleser gesprochen und in ebenso durchschnittlichem Stil verfasst? Kann man über letzteren Punkt beim eigenen Lesen noch getrost hinwegsehen, fällt es beim Hören umso mehr ins Gewicht. Und wäre das nicht schon alles Grund genug dafür, auf diese nach erhofften Scheinen stinkende Veröffentlichung zu schmähen, findet natürlich nur ein Bruchteil des Buchinhalts Platz auf den zwei Silberlingen, die zusammen auf über zwei Stunden Hörzeit kommen, sodass weder Allzeit-Gitarrist Dave Murray noch Drummer Nicko McBrain zu Wort kommen. Dieses Teil sollte man nicht einmal seinen schon mit Maiden angefixten Kindern zu Weihnachten schenken, das Buch jedoch schon.
Kissi
  
Punkte: keine Wertung
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