Ich musste jetzt also tatsächlich zuerst 41
Jahre alt werden, um doch noch die Gelegenheit zu erhalten, eine der
massgebendsten Metal Bands auf diesem Planeten, dazu noch Schweizer,
kennen zu lernen! Aber nicht nur meine Wenigkeit dachte kaum mehr
daran, als Celtic Frost just vor dem Einsetzen der Grunge-Welle
definitiv abgehakt werden konnten, diese je wieder auf einer Bühne
spielen zu sehen.
Und jetzt schreiben wir das Jahr 2006, ein neues Album mit Namen
"Monotheist" wurde soeben veröffentlicht und das kreative Duo
Warrior/Ain lässt es wieder ordentlich krachen! Was vor über vier
Jahren wieder langsam konkrete Konturen angenommen hat, ist jetzt
wieder soweit, dass im kommenden Herbst/Winter gar eine ausgedehnte
US-Tour (!) mit gegen 60 Konzerten auf dem Programm steht. Da soll
noch einer sagen, dass Celtic Frost die Sache nicht ernst nehmen!
Bevor diese "Tour de Force" aber los geht, stehen (standen) noch ein
paar Open-Air Auftritte in Europa auf dem Programm. Dass dies aber
nur geht, wenn auch die Gesundheit mitmacht, musste Tom G. Warrior
erst eben schmerzlich erfahren, als ihn eine Nierenkolik lahm legte
und eine Operation nötig machte. Der vorgesehene Auftritt am Rock
Hard-Festival fiel deswegen ins Wasser, aber am Sweden Rock wollen
die Schweizer Kultmetaller aber auf jeden Fall auftreten. Von diesen
bevorstehenden Ereignissen wussten die gegen 300 Leute, die der
Wiler Remise damit den Status "Sold out" bescherten, natürlich
nichts und es war sicher eine Geste an die Heimat und die Schweizer
Fans, dass das allererste Konzert nach über 15 Jahren (!!!) zum
Tour-Auftakt und gleichzeitigem Album Release-Tag vor heimischen
Publikum statt fand. Dass dafür die Remise in Wil gewählt wurde, war
ein Volltreffer, denn es gibt wohl keinen kaputteren Ort, der dafür
geeigneter wäre. Das zeigte schon der hammergeile Auftritt von Bolt
Thrower im Januar, aber nun war die Zeit des Wartens definitiv
vorbei: Celtic Frost are back!
Um dem Anlass noch eine speziellere Note zu verleihen, verzichtete
man auf eine Support-Band. So dauerte es halt eine Weile, bis der
Konzert-Abend eröffnet wurde. Vorgesehen war eigentlich, um 21.00
Uhr anzufangen. Es zog sich
dann aber noch eine gute Viertelstunde hin, während der, so quasi
als Intro, düstere Elektro-Klangwelten den Raum erfassten, der sich
laufend auffüllte, bis alle drin waren, die ein Ticket ergattern
konnten. Der Bühnen-Aufbau sah eigentlich gar nicht mal so speziell
aus, denn rein von der Atmosphäre her wirkten Bolt Thrower, auch
dank der damals seitlich aufgehängten Riesentücher um einiges
bedrohlicher, aber Celtic Frost machten sich ja eigentlich nie gross
was aus optischen Geschichten. Allein ihre Präsenz und ihre Musik
fessel(te)n schon genug und dann war es endlich soweit. Zuerst kam
der neue Drummer Franco Sesa rein und dann das Ur-Gespann Warrior/Ain.
Letzter sah in seiner Mönchskutte, den langen, zotteligen Haaren und
dem Bart sowie der Schminke im Gesicht voll "evilmässig" aus. Kaum
zu glauben, dass ich mit dem selben Herrn 48 Stunden zuvor ein sehr
gepflegtes und hochstehendes Gespräch in Form eines Interviews
abhalten konnte. Begleitet von viel Trockeneis und üppigem, blauem
Licht, legten die Schweizer nach dem "Totengott-Intro" gleich
überraschend mit "Procreation of the wicked" ultrazäh los. Es klang
derart gedrosselt, dass ich bis zum ersten Refrain beinahe nicht
erkannte, welcher Song da überhaupt gespielt wurde! Weiter ging's
mit dem groovigen "Ground", einem neuen Song von "Monotheist", ehe "Dethroned
emperor" die glorreichen 80er-Zeiten wieder belebte. Hach..., es war
einfach nur todgeil, dieser Kult-Truppe nach so langer Zeit wieder
lauschen zu können. Ich notabene erlebte gar noch die erste Celtic
Frost Show überhaupt! Auch
der
Classic "The usurper" feierte seine lautstarke Wiederauferstehung.
Tom Warrior (zu diesem Zeitpunkt noch mit Wollmütze (wie Michael
Schenker) bestückt, brachte seine teuflisch wirkenden Vocals in
gewohnter Manier dar, und man konnte sich getrost (gleich mehrmals)
in den Allerwertesten kneifen: Ja..., sie sind wieder zurück..., und
wie! Soundmässig klang es zu Beginn allerdings für meine Begriffe
viel zu leise und unten, dem Vernehmen nach etwas breiig. Dieser
Zustand besserte sich aber laufend, obwohl Martin Ain offenbar
Probleme mit seinem Bass hatte und für eine kurze Weile in den
kleinen Nebenraum mit dem Mischpult verschwand. Einen Top-Job
lieferte derweil Neu-Drummer Franco Sesa ab, der dem Gesamtsound
ausreichend Schmackes verlieh. Stimmungsmässig ging es ganz
ordentlich ab, vor allem bei den rhythmischeren Songs. Die Setliste
bestand dabei nebst den neuen Werken natürlich nur aus Tracks der
ersten drei Alben ("Morbid tales", "To mega therion" und "Into the
pandemonium"). Wie zeitlos der Frost-Sound auch heute noch ist,
wurde dadurch mehr als deutlich, indem das Songmaterial fliessend
ineinander überging. Die musikalische Breite wie Spanne von Celtic
Frost verdeutlichen zum Beispiel ein alter Kracher wie "Into the
crypts of rays" und das abschliessende "Monotheist"-Epos Synagoga
Satanae" eindrücklich. Auch wenn Martin Ain selbstkritisch zum,
respektive nach dem Gig meinte "einigermassen", konnten die
verständlichen Mankos und Fehler eines ersten Konzertes nicht
darüber hinweg täuschen, dass die Magie wieder oder besser gesagt
immer noch da ist und es bleibt zu hoffen, dass die Band endlich
gebührend wahr genommen und weiter respektiert wird! Vielleicht wird
es im Dezember noch einen weiteren Auftritt in der Schweiz geben,
also noch bevor die Tour 2007 in Europa (mit einem hoffentlich
weiteren CH-Konzert!) fortgesetzt wird! Uh...
Set-Liste: "Totengott Intro", "Procreation (of the wicked)", "Ground",
"Dethroned emperor", "The usurper", "Jewel throne", "Ain elohim", "Necromantical
screams", "Dawn of Meggido", "Mesmerized", "Sorrows of the moon",
"Return to the eve" "Visions of mortality", "Into the crypts of rays",
"Progeny", "Inner sanctum", "Circle of the tyrants" & "Synagoga
Satanae".
|
|