Es war einmal ein Städtchen im Aargauischen
Limmattal, welches sie einst Baden genannt. Dort gab es vor
geraumer Zeit tatsächlich so etwas wie eine Metalszene. Daran
können sich nur noch sehr wenige erinnern, denn es war in
den 80ern oder so...
Zu dieser Zeit war es absolut keine Seltenheit, jemanden
mit langen Haaren oder zumindest mit einem Shirt von irgend
einer Metalband anzutreffen. Damals gab es auch die dementsprechenden
Lokalitäten, welche man als Metalfan noch aufsuchen konnte.
Wie zum Beispiel das "Rockcafe" in Ennetbaden. Es
war jedoch nicht die glorreichste Idee, sowas in einem Kurort
zu betreiben, da Auseinandersetzungen mit Anwohnern nicht
ausblieben. Nach dem Ende des Rockcafes konnte man ja noch
ins Zentrum von Baden. Da gab es noch das "Burger".
Wenn man da kein Gilet mit Nieten und Aufnähern anhatte, fiel
man auf. Der Sound war auch okay. So liess es sich leben.
Doch auch diesem Laden kam das Ende. Dort steht heute das
Credit Suisse Gebäude vis-à-vis von McDonald's. Als letzte
Zuflucht blieben noch das "Quick " (vor allem für
Kiffer) oder das "Stadttor Rock". Doch so allmählich
wurde die Szene kleiner. Im Stadttor fand man vor allem Überbleibsel
der Szene, welche es noch nicht geschafft hatten, den Führerschein
zu machen. Die anderen (mit Füherschein) distanzierten sich
immer mehr von Baden und entdeckten, was die Schweiz in Sachen
Metal sonst noch so zu bieten hatte, und das war nicht wenig.
Doch wie könnte es anders sein, auch für das Stadttor kam
das Ende. Es wurde umgebaut, heisst jetzt Stadttor Time und
ist ein Super - Trendy - Yuppie - Schwuppy Laden. Da kann
man heute als Metaler noch so richtig schief angeglotzt werden.
Dann folgten viele Jahre Finsternis über Baden.
Es wurde praktisch nirgends ein vernünftiger Ton gespielt.
Für die METAL FACTORY war das natürlich ein Grauen, da die
meisten von uns aus der Gegend stammen. Doch dann ganz plötzlich
und unerwartet kam die Rettung. Peter Brunner mit seiner Hard&Dirty
Production begann jeden letzten Donnerstag eines Monats eine
Rock-Night im LWB zu veranstallten. Das LWB (Steht für Löschwasserbecken)
ist sonst eher ein Laden für die breite Masse. Also nix Rock
oder Metal. An den besagten Donnerstagen jedoch geht da was.
Meistens mit einer Liveband. So auch am Donnerstag dem 29.11.2001.
Die Innerschweizer Charing Cross gaben sich
die Ehre, uns etwas vorzuspielen. Sie eröffneten den Abend
mit "Forever
Rockin", gefolgt von "Voices", welches man
auch auf ihrem letzten Demo findet. Mit ganz viel Power wurde
"Hell on Wheels" runtergezockt. Diesen Song haben
Charing Cross ganz speziell für den Biker - Club "Brother
Connection MC" geschrieben. Diese waren auch erschienen,
um ihre Hausband zu unterstützen. Als erster Coversong des
Abends musste Van Halen's "Ain't talkin' bout Love"
herhalten. Nach "Hold on tight" ging es in eine
kurze Pause. Das haben Clubgigs so an sich. Der zweite Teil
des Sets wurde mit einem weiteren Cover
gestartet. Thin Lizzy's "Whiskey in the Jar". Für
die Jüngeren; "Ja, von Thin Lizzy und nicht von Metallica...".
Nach weiteren eigenen Werken, zugegeben: mir noch unbekannt,
wagte man sich an "Turbo Lover" von Judas Priest.
Anbei hat sich Sänger Reto Ferrari noch beschwert, dass
der D.J. diesen Song vor dem Gig laufen liess. Doch
Charing Cross gelang es, auch diesen Klassiker
sehr gut nachzuspielen. Das Publikum taute allmälich auf,
obwohl die Band erst um 23 Uhr mit dem Auftritt begann. Es
folgten weitere Stücke aus eigener Feder, welche es einem
sehr schwer machen, Charing Cross einzuordnen. Ist es eine
Hard Rock Band, oder eher Power Metal? Ich würd mal sagen,
ein bisschen von beidem. Frontman Reto Ferrari versteht es,
das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Ob mit flotten Sprüchen
bei den Ansagen, oder durch das Stageacting, wirkt alles sehr
durchdacht und originell.Auch der
Rest der Band überzeugte, spielerisch wie auch optisch. Genau
so muss eine Band live auftreten. Saustarke Bühnenklamotten,
und immer alles in Bewegung. Ein wahrer Augenschmaus. Die
zahlreich erschienenen Ladys konnten sich kaum noch halten.
Trotz der kleinen Bühne gaben Charing Cross das Beste, um
dem Volk einen schönen Abend zu bieten. Der Set neigte sich
langsam dem Ende zu. Es wurde der letzte Song angekündigt.
Das war dann auch meine erste Enttäuschung des Abends. Wenn
es einen Song gibt, welchen ich überhaupt
nicht mehr hören kann, dann ist das Billy Idol's "Rebel
Yell". Doch dem Publikum hat's gefallen. Der allseits
bekannte Refrain wurde mitgegröhlt, der Laden kochte. Was
soll man da noch sagen? Doch ohne Zugabe ging es auch an diesem
Abend nicht. Darum mussten die Jungs ein weiteres Mal zurück
auf die Bühne, und präsentierten uns einen neueren Song aus
eigener Feder. "Final Day" war für mich der Kracher
des Abends, bei dem Charing Cross so richtig zeigten, was
sie draufhaben. Beim Solo zu diesem Song beabeitete der Leadgittarist
seine Klampfe mit einem Akkubohrer.
Zwar keine neue Idee, aber sehr effektiv. Sah und hörte sich
saumässig gut an. GEIL!! Der endgültige Schluss des Abends
wurde mit einem weiterem, mir verhassten Song, besiegelt.
Ja genau, "Enter Sandman". Meine Meinung soll aber
nichts über die spielerische Fähigkeit von Charing Cross aussagen.
Da will ich auf keinen Fall falsch verstanden werden. Denn
das Publikum tobte, und auf der linken Seite bildete sich
sogar tatsächlich so etwas wie ein kleiner Moshpit. Es gab
kein Halten mehr....
Zum Schluss gab es noch ein beeindruckendes Feuerspucken
des Drummers, wobei man schon fast Angst haben musste, dass
die relativ niedrige Decke des LWB angekockelt würde.
Ich freue mich auf jeden Fall, dass es in Baden wenigstens
einen Abend im Monat gibt, wo man sich noch hinbegeben kann,
und in einer guten Atmosphäre unter Gleichgesinnten einen
tollen Abend verbringen kann. Wer auch mal Lust hat ins LWB
zu gehen, kann sich unter www.hardndirty.ch
informieren, wann die nächste Rocknight stattfindet. An den
restlichen Tagen können wir das LWB nicht empfehlen.
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