Ein absolutes Highlight in diesem noch jungen Herbst war die
Plattentaufe von Charing Cross am Samstag 4. Oktober im Kulturwerk
118 in Sursee. Charing Cross rockten dabei nicht nur mit einer sehr
üppigen Spielzeit an der Grenze ihrer Belastbarkeit, sondern hatten
auch sonst einige Überraschungen parat. Mit Fire Rose gaben sie auch
gleich einer viel versprechenden Nachwuchscombo die Chance, sich zu
präsentieren und machten deutlich, wie viel Arbeit und Erfahrung
hinter den Auftritten von Charing Cross stecken müssen.
Fire Rose
Denn die Basler Jungspunde von Fire Rose machten Vieles richtig,
zeigten Engagement und unterschieden sich auch optisch von so
mancher Konkurrenz. Am augenfälligsten waren dabei die drei
Gitarristen. Dies hatte den hörbaren Vorteil, dass der Druck bei den
vielen zweistimmigen Gitarren-Soli nicht zusammenbrach. Drei
Gitarristen haben seit geraumer Zeit auch Iron Maiden, und genau
deren Einfluss war wie ein roter Faden ständig zuhören, obwohl Fire
Rose noch ein wenig aggressiver zu Werk gingen. Erst auf den zweiten
Blick entdeckte man ein weiteres Markenzeichen, nämlich Sänger
Andreas Bosshard. Am linken Arm fand man nämlich keine Hand, die das
Mikrofon hätte halten können, sondern nur ein Stummel. Wer jetzt
schon boshaft dachte, dass damit nichts mit Vorklatschen würde,
wurde des Besseren belehrt. Als wären da noch Finger dran poste der
Sänger und schwang seine beiden Arme in die Höhe. Dass der
engagierte Sänger dabei die Töne nicht immer sauber traf, konnte man
deshalb getrost als Anfänger-Fehler sehen. Fire Rose präsentierten
sich als rohen Diamanten, bei dem man noch an zahlreichen Ecken
schleifen sollte, aber dessen Schönheit bereits jetzt zu erkennen
ist. So könnte das Songwriting noch kompakter, schlüssiger,
eingängiger und eigenständiger werden. Beim Stageacting fehlte mir
lediglich noch eine gewisse Verrücktheit, denn trotz ständiger 80er
Jahre Bewegungen und Gepose wirkte das ganze für Heavy Metal noch
arg brav. Aber wie gesagt, Fire Rose sind auf dem richtigen Weg, und
erhielten eine halbe Stunde später von Charing Cross noch eine gute
Lektion in Sachen Rocken.
Charing Cross
Charing Cross haben es endgültig geschafft. Nicht nur, dass das zu
taufende Album beim deutschen Metal Heaven-Label erscheint, nein,
auch songwritertechnisch und Bühnenperformance-mässig haben sie den
Schritt in die internationale Liga gemacht. Jetzt
müsste das
ausserhalb der Schweiz nur noch endlich jemand wahrnehmen und dann
logisch reagieren. So gut wie an diesem Abend habe ich Charing Cross
aber noch nie gesehen. Da stimmte einfach alles: Die Bandchemie, das
Stageacting, der Spielspass und auch die Ideen zur CD-Taufe selbst.
Peter Hochuli sang sich in höhere Sphären und hatte laut eigener
Aussage gegen Ende des langen, Kräfte zehrenden Sets einige
Probleme. Gespielt wurden sämtliche Songs der neuen CD, aber in
einer anderen Reihenfolge, plus einige Schmankerl. Darunter auch „Riding
Horses“, das es leider nicht aufs Album geschafft hat. Nach über
einer Stunde Spielzeit kam es zur eigentlichen Plattentaufe. Dazu
wurde zuerst der Taufpate Tony Castell (ex-Krokus) auf die Bühne
gerufen . Zusammen mit ihm zockten Charing Cross kurzerhand ein
geniales „Balls To The Wall“ von Accept. Dann durfte jeder Musiker
einen Kommentar zur neuen Scheibe abgeben bevor Gitarrist Andi eine
lange Liste von Helfern auf die Bühne zitierte. Getauft wurde
ausnahmsweise nicht mit Champagner, Bier oder Met, sondern mit
Feuer. Dazu wurde eine CD auf ein eigens hergestelltes Gestell
gesteckt und anschliessend mit Gasflammen von unten beheizt. Eine
tolle und vor allem optisch schöne Idee. Nur komisch, dass der
Plastik der CD brannte, aber das Büchlein heil blieb. Charing Cross
gönnten sich danach eine kurze Verschnaufpause, bevor sie mit dem
extra für die Eishockey-EM geschriebenen „Shout It Out“ weiter
rockten. „Forever Rockin“ bildete schliesslich das Ende
des Zwanzig Songs
zählenden Monster-Sets. Mit diesem Album im Gepäck und mit dieser
Live-Leistung wird sich Charing Cross wohl noch so manches Türchen
öffnen.
Set 1: Final Day, Rumble, Aint got no time, Broken, Vanished
Memories, Palace of fate, Long time Ago, Shadow, Voices, Kick Ass,
Balls to the Walls (mit Toni Castell)
Set 2: Shout it out, Back for Attack, Goin down, Can't have it all,
Hell on Wheels, Burn the Sun, Wild Honey, Judgement Day, Forever
Rockin
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