Livereview: Chimaira - Mulder
8. Juli 2004, AbaRt Club Zürich
By El Muerte
Wie erinnern uns: Als Chimaira das letzte Mal in Zürich waren (Als Teil des Roadrunner Roadrage- Packets mit Spineshank u. Ill Niño, letztere waren allerdings in Zürich nicht anwesend), ging einiges. Wie mir Marc Hunter (Der Sänger) am Nachmittag beim Interview erklärte, war das Konzert vom Oktober 2003 das zweitbeste der ganzen Tour, und das will was heissen. Schliesslich konnten Chimaira mittlerweile an rennomierten Festivals wie dem Graspop und dem With Full Force spielen. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen an diesen Abend…
Mulder
Als Opener konnten die einheimischen Mulder verpflichtet werden, die ihre Arbeit auch ohne Probleme über die Bühne brachten. Unter Zurufen und BH-Regen gaben sie ihren Mix aus Soulfly und Hatebreed zum Besten, was dem Publikum zwar durchaus gefiel, aber nicht all zu heftige Reaktionen auslöste. Wie ich zwischendurch bei einem Blick in den Saal feststellen konnte, scheinen die Eltern von Heute tatsächlich offenherziger geworden zu sein. Ein grosser Teil der Besucher hatte bestimmt noch keine 18 erreicht, einzeln konnte man sogar Exemplare aus der Kategorie «Unter 16» sichten. Nun, wie dem auch sei, Mulder hatten mittlerweile ihr Set beendet, und weil unspektakuläres schnell wieder uninteressant wird, freute sich der ganze Saal bereits auf Chimaira.

Als um ca. 22:30 Uhr die Lichter erloschen und ein Synthie-Intro aus den Boxen dröhnte, war definitiv klar, dass Zürich Chimaira nicht vergessen hatte. Vom ersten bis zum letzten Ton schrie, kreischte und pfiff sich das Publikum in Ekstase, der guten Laune war einfach nichts entgegenzusetzen. Die Band nahm den warmen Empfang dankbar auf, und bangte sich gleich von Beginn weg ins Nirvana. Einfach unglaublich, dieses Metal-Kommando! Nach einigen ersten Songs richtete Marc Hunter erstmals das Wort an die Fans und bedankte sich noch einmal ausführlich für das letzte Konzert. Mal abgesehen von dieser kurzen Unterbrechung und einigen sonstigen Breaks bot sich dem Publikum kaum Verschnaufspausen. Song um Song jagte die Band in die Masse, Riff um Riff quälten die Gitarristen aus ihren Saiten. Mit geschlossenen Augen hätte man direkt meinen können, dass hier gestandene Metal-Veteranen auf der Bühne stehen. Aber nix da: Noch nicht mal dreissig Jahre haben die Jungs auf dem Buckel, und bolzen schon wie die ganz Grossen. Der einzige Unterschied zum letzten Gig: Der Drumhocker wurde dieses Mal von einem anderen Klöppelschwinger besetzt. Richard "Ricky" Evansand sollte einigen unter euch noch von seiner kurzen Karriere bei Soilwork bekannt sein, aber mittlerweile hat er schon wieder den Platz gewechselt und trommelt nun bei seinen ehemaligen Tour-Kollegen (Mehr zu dem Drummerwechsel im Interview mit Marc Hunter). Unglaublich wie der Mann die Felle bearbeitet, hier hat man tatsächlich das Gefühl, dass er in einem früheren Leben entweder Hochleistungssportler oder Schmied war. Dazu kommt noch, dass er trotz den Hau-drauf-Strapazen auch noch unablässig am Posen ist. Keine noch so winzige Pause vergeht, ohne dass er mit seinen Sticks kleine Akrobatik- und Jongleur- Nummern zum Besten gibt. Als nach knapp einer Stunde die erst Single vom Album "The Impossibility of Reason", "Down Again" aus den Boxen dröhnt, ahnt das Publikum bereits, dass das Ende des Abends nicht mehr lange auf sich warten lässt. Und tatsächlich: Nach dem Publikums-Renner "Pure Hatred" verschwindet die Band unter Händeschütteln und Goodies-Verteilen von der Bühne und kommt trotz dem lauten Applaus des Publikums nicht zurück. Alles in allem also ein wunderbarer Abend mit einer ordentlichen Ladung Metal und der abschliessenden Hoffnung, dass Chimaira bei ihrer nächsten Tour mal wieder in der Schweiz halt machen. Und die Wall of Death mitbringen.