Die "Sounds Of The Underground"-Tour mit
klingenden Namen wie Chimaira, Madball und Unearth machte Halt im
Zürcher Rohstofflager und lockte sowohl Hardcore-ianer wie Metalcore
Jünger an einen Konzertabend, der gleich mit sechs Bands aufwartete.
Ein schweisstreibender Marathon war angesagt, wobei man sich fragen
musste, kann dies gut gehen mit so vielen Bands, oder besticht das
Package mit mehr Masse als Klasse?
Manntis
So kam ich mit eher gemischten Gefühlen beim Rohstofflager an.
Informiert im Net..., aha Türöffnung 17 Uhr, Konzertbeginn 18 Uhr.
So war bei meiner Ankunft um halb sechs schon mal ein munterer
Haufen versammelt, fast schon erstaunlich für diese unhöllisch frühe
Uhrzeit. Doch um 18 Uhr war noch nichts zu sehen von Manntis, welche
denn den Reigen eröffnen sollten. So trällerte erst mal Musik aus
der Konserve aus den Boxen. Punkt 18:45 Uhr war es dann aber soweit
und die Mannen aus dem Riverside County" erklommen die Bretter.
Angeführt von Jake Sirokman (wohl besser als Jake Daniels
bekannt..., warum wohl!?!), legte der südkalifornische Fünfer mit
der Bühnenshow los. Mit im Gepäck natürlich ihrer wuchtigen
Metalcore-Songs vom Debüt-Album Sleep in your grave. Die Jungs von
Manntis legten sich auch sogleich unter matschigem Sound mächtig ins
Zeug. Als gäbe es keine Schwerkraft, hüpften die Mannen herum, was
die Bretter hergaben. Immer wieder versuchte Jake die Leute zum
Mitmachen zu animieren..., erfolglos, denn die Anwesenden standen
wie angewurzelt in Raum. Wenigstens gab es von den lebenden Bäumen
verdienten Applaus für die Band. Manntis liessen sich aber nichts
anmerken und zogen ihre Show durch, welche nach 20 Minuten bereits
schon wieder zu Ende war. (Wsm)
All That Remains
Kurze Umbaupause und schon standen die nächsten Metalcore-Jünglinge
von All That Remains auf der Matte. Wobei Jünglinge nicht so ganz
korrekt ist, da der Sänger Philip Labonte einst bei Shadows Fall
seinen Kehlkopf zum Einsatz brachte. Philip war sogleich auch der
Agilste auf der Bühne, wobei jedoch erst mal einer der Gitarristen
mit seinem unfreiwilligen Absturz in den Fotograben für Aufsehen
sorgte. Das war dann aber auch schon die bewegungsintensivste
Aktion, mal abgesehen von Philip, der am Mikro alles gab. Möglich,
dass sich die anderen Bandmitglieder sich ein Beispiel an den
Zuschauern nahmen, die immer noch wie angewurzelt fix auf ihren
Positionen standen. Bei dem etwas besseren abgemischten Sound,
konnte man sogar mal die Soli raus hören. Von Soundmaterial, das
hauptsächlich vom 2004er Album This darkned heart (produziert vom
Killswitch Engage Gitarrist Adam Dutkiewicz) stammte. Nun..., wie
bei Manntis, war nach 20 Minuten wiederum Schluss mit Lustig. (Wsm)
Terror
Die Haare und die Hosen wurden kürzer: Ja, es wurde Zeit für
Hardcore! Und kaum war der erste Ton der Mannen um Scot Vogel,
erklungen flog das erste Bier durch die Lüfte. Doch nicht nur dies,
nein..., das Publikum schien wie ausgewechselt und es floss eine
gewaltige Energie in die Ränge. Eine Energie, die von Terror
angeheizt wurde und sich mit hüpfenden und pogenden Fans entlud,
welche lauthals zu Songs wie Spit my rage" mitschrien und sich im
Schattenboxen übten. Ja, es sah wirklich wie eine unkoordinierte
Karate-Lektion aus, was sich da zeigte. Auch Terror spielten nur 20
Minuten, aber diese 20 Hardcore Minuten hatten es wahrlich in sich.
Fans und Band heizten sich gegenseitig regelrecht auf. Scot kam
mehrere Male von der Bühne an die Absperrung des Fotograbens und
liess den tobenden Mob ins Mikro schreien. Die moshende Menge wollte
mehr, doch all die Zugabe-Rufe waren vergeblich. Wenigstens waren
die Leute jetzt erwacht und mussten nicht all zu lange auf den
nächsten Sturm warten. (Wsm)
Unearth
Dieser angesprochene Sturm braute sich wenige Minuten später wieder
zusammen und entlud sich mit dem Fünfer aus Massachusetts. Mit
Unearth wurde der Saal im Rohstoff so richtig voll. Wie es
schien,
waren einige Fans der Jungs anwesend und bejubelten die Band. Mit
The oncoming storm" hatten die Herren auch ein brachiales Album mit
im Gepäck und fegten mit Songs wie Failure, the great dividers oder
Zombie autopilot die Gehörgänge blutig. Leider quellte der Sound
einmal mehr als dickflüssige Masse aus der PA und machte das Zuhören
mehr zur Qual als zur Freud. Nichtsdestotrotz wurde gebangt, was der
Nacken hergab. In der Mitte bildete sich ein Kreis, wo die
Schattenboxer agierten und sich ihrer Energie entledigten. Als
kleines Schmankerl präsentieren Unearth auch einen neuen Song des
kommenden Albums In the eyes of fire", welcher brachial aus den
Boxen tönte, doch durch die schlechte Soundqualität waren Feinheiten
nicht hörbar. Sehr schade, aber dies lässt doch schon mal Einiges
erhoffen für die Zukunft. Unearth spielten länger als die drei
Vorgänger, ja ganze fünf Minuten mehr, was trotz grossem Beifall und
Zugabe-Rufen nicht ausgebaut wurde. Der Zeitplan wurde eisern
eingehalten, was ich für sehr schade hielt, denn ich denke, die
Meute wäre durchaus für mehr zu haben gewesen. Doch für
Schuh-Fetischisten gab es noch ein Leckerli, flogen doch die
Turnschuhe von Trevor in die Masse, na dann..., viel Spass beim
Rumschnüffeln! Als Resume nach vier der sechs Bands bleibt zu sagen,
dass trotz anfänglich sehr verhaltenen Zuschauerreaktionen Terror
und Unearth für den Durchbruch bei den tief schlafenden Schweizern
sorgten und mit mehr Spielzeit hätten belohnt werden sollen. Keine
halbe Stunde pro Band, das war fast schon eine Frechheit und als Fan
könnte ich mir fast etwas verarscht vorkommen. (Wsm)
Madball
Das Finale der Hardcore Abteilung machten an diesem Abend die
Straight Edge Väter Madball, die in der Rangliste der Szene nur noch
Agnostic Front über sich regieren haben. Wer mit dieser Rangordnung
nicht einverstanden ist, dem sei verziehen, denn die Distanz zum
Führenden ist doch
sehr gering, da beinahe genau so geil. Es scheint auch, dass der
Bann der kurzen Spieldauer gebrochen wurde, so wurden uns doch
tatsächlich schon 45 Minuten Musik geschenkt. Bei der Energie auf
der Bühne vergingen diese jedoch, wie bei den vier vorgängigen
Bands, viel zu schnell, trotz Schweiss treibender Show. Mit ihrem
letzt jährigen Album Legacy auf den Schultern, brachten sie den
Zürcher Konzertsaal zum Kochen. Hinter (und über) mir ging es im
Moshpit nach alter HC-Manier so richtig zur Sache. Einige Dutzend
Schattenprügler kämpften sich ihren Weg durch eine scheinbar
unsichtbare Arme von Feinden, was jedoch mehr an eine Horde Frauen
beim Sommer-Schlussverkauf erinnerte. Die Unterschiede waren
wirklich gering. Frontmann Freddy überzeugte sich von Tumulten gerne
mal selber und trat auf die Absperrung hinter dem Fotograben, um das
Ganze etwas mehr zu überblicken, bis er scheinbar voller Stolz über
das Angerichtete wieder zu seinen drei Amigos auf die Bühne zurück
kletterte und weiter das Mikro schwingte. Leider ging Drummer Rigg
Ross (Ex-Hatebreed) in der abermals miesen Soundquali etwas unter,
doch ich konnte mir ja gedanklich vorstellen, was er spielte, wenn
ich diesem beim Kübeln zusah. Im Grossen und Ganzen waren die vier
New Yorker stimmungsmässig die Headliner an diesem Abend, das darf
ich ruhig vorne wegnehmen. Und jetzt zum letzten mal an diesem
Abend, Bühne frei für das nächste Häppchen Metal. (Svn)
Chimaira
Eine Chimäre ist ein Wesen aus der griechischen Mythologie, das
Gliedmassen unterschiedlicher Tiere besitzt und die Menschen
heimsucht. Es hat den Körper einer Ziege, den Kopf eines Löwen, den
Schwanz eines Drachen und es speit Feuer. Auch uns hat es an diesem
Abend heimgesucht,
doch
ehrlich gesagt, ist es gar nicht so scheisse hässlich, wie es sich
anhört. Ganz im Gegenteil, der Sechser aus Cleveland, Ohio brachte
auf Anhieb die Stimmung noch einmal auf Kirchturm-Höhe und gab volle
Kanne den Tarif durch. Zwar schienen die Boxen mittlerweile ihren
Lebensabend zu geniessen, denn der Sound drang stetig noch
schlechter daraus. (Rohstofflager, unternehmt mal was!). Den
Hammer-Track Powertrip kannten jedoch alle und gingen auch gehörig
dazu ab ist ja auch der geilste Song der Truppe. Sänger Mark genoss
es sichtlich im roten Scheinwerfer-Licht, der ihm von unten ins
Gesicht schien, zu posieren und setzte auch zu jeder Gelegenheit
sein Furcht einflössendstes Grinsen auf, das in Kombination mit dem
roten Blender unter ihm, diesen "ich sitz am Lagerfeuer und erzähl
Euch Gruselgeschichten mit der Taschenlampe im Gesicht" Effekt
erzeugte. Am Schluss der Show wurden noch Pleks und Sticks im
grossen Stil verteilt. Ex-Dying Fetus Drummer Kevin Tally warf sogar
noch ein von ihm unterschriebenes Schlagzeug-Fell, wie einen Frisbee
in die Menge welches ich danach dem Fänger abkaufen musste, damit
ich es über mein eigenes Drum hängen konnte. Und Wishmaster's
Befürchtung mehr Masse statt Klasse durfte ich am Ende des Abends
wohl ohne schlechtes Gewissen dementieren. (Svn)
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