In der jüngeren Vergangenheit konnte man den bestens bekannten
Ur-Sänger der Manfred Mann’s Earth Band nur im Rahmen der „Rock
Meets Classic“-Reihe geniessen und dann jeweils nur sehr beschränkt.
Zuletzt war das am vergangenen 17. März im Zürcher Hallenstadion.
Allerdings war Chris Thompson in den letzten Jahren dann und wann
solo unterwegs, wenn auch, zumindest von mir so wahr genommen, nur
in Deutschland. Allenfalls ebenso anderswo in Europa, aber eher
nicht in der Schweiz.
Im Wissen darum, was diese Truppe jeweils für eine vergleichsweise
Hammer-Setliste auffuhr, die natürlich nur so vor alter
MMEB-Klassiker strotzte und die man ja aktuell vom Original nur
lückenhaft erhält, war ich sehr erfreut über die Ankündigung dieses
Konzertes. Obwohl das Alter auch bei Herrn Thompson entsprechende
„stimmliche Abnützungserscheinungen“ zeitigt, war die Hoffnung
dennoch gross, einen kultigen Konzertabend verbringen zu können.
Dass es dann aber so gut werden würde, war nicht zwingend zu
erwarten und deshalb umso erfreulicher. Als Support-Band wurden die
Lörracher Wacky Flash verpflichtet, die krankheitsbedingt nur zu
fünft antreten konnten und sich deswegen ungewohnt straight
präsentierten.
Wacky Flash
Normalerweise betreten nicht weniger als sieben Musiker die Bühne,
wenn die deutsche Band aus Lörrach ihren Rock-Reggae-Ska-Funk-Swing
Sound zelebriert. Davon fehlten heute Abend gleich zwei Musiker und
das hatte für die Band deutlich mehr Auswirkungen als für das
Publikum. Die Vakanz betraf nämlich die Blasinstrumente, sprich
Trompete und Posaune. Ohne diese beiden soundprägenden Instrumente
klangen Wacky Flash klar anders als sonst und wenn ich ehrlich bin,
für meine Ohren um Längen besser! Die spielfreudige Truppe wurde vor
zehn Jahren gegründet und es wurden schon über 100 Konzerte
gespielt. Nebst dem stimmlich überzeugenden und sich ständig in
Bewegung befindenden Frontmann Fabian Bromma war es vor allem
Bassist David Chausse, der die Ansagen machte und dabei witzig wie
sympathisch rüber kam. Das stilistische Potpourri kam durch die
genannten Vakanzen wie gesagt mehr auf dem Punkt und so zeigte die
spürbar eingespielte Band dem Schweizer Publikum einen beherzten
Auftritt, der von den Fans wohlwollend beklatscht und angenommen
wurde. Die Ende April erschienene CD «Le Cafè & The Total
Destruction» wurde noch während dem Konzert grosszügig in den ersten
Reihen gratis abgegeben, zumindest ein gutes Dutzend davon, oder
auch ein paar mehr. Ich wusste gegen den Schluss hin trotzdem nicht
recht, ob ich mich auch noch um ein Exemplar bemühen wollte, denn
für einen allfälligen Kauf fehlte mir das berühmte Quäntchen des
Anreizes. Nichtsdestotrotz hinterliess die heutige Rumpfmannschaft
von Wacky Flash dennoch einen überaus tighten und überzeugenden
Eindruck.
Chris Thompson (with Mads Eriksen Band)
Und nun war ich echt gespannt wie ein Flitzebogen, was jetzt wohl
geschehen würde. Ein erster flüchtiger Blick auf die auf der Bühne
aufgeklebten Setlisten verhiess während des Fotographierens schon
mal einiges. Den Anfang machte gleich «Lies (Through the 80's)», das
bereits lautstark bejubelt wurde. Es folgte das funkig treibende «Wasting
Time», wo sich die Mads Eriksen Band bereits von ihrer besten Seite
präsentieren konnte. Und dann stand mit «Father Of Day, Father Of
Night» der erste zentnerschwere
Klassiker an, der grundsätzlich gut
klang und höchstens ein bisschen mehr Pathos hätte vertragen können.
Die Stimmbänder von Chris waren nun definitiv ready und bis auf
wenige Kleinigkeiten gab es heute Abend nichts daran auszusetzen.
Darüber hinaus griff der hauptamtliche Sänger auch immer mal wieder
selber in die Saiten und begleitete Master Eriksen kongenial. Ein
aufmerksamer Blick in die unten stehende Setliste offenbart, dass
die Auswahl der Songs betreffend der Erwartungen kaum besser hätte
ausfallen können. Highlights gab es viele, wie natürlich ein
grandioses «Demolition Man (The Police cover)» und das
unverwüstliche «Martha's Madman». Doch obenaus schwang eindeutig das
zuvor nie gespielte «California»! Was für ein erhebender Moment!!
Doch das war noch längst nicht alles und angetrieben durch die
wirklich exzellenten Mitmusiker gab Thomson richtig Gas und das
nicht zu knapp. Dabei gab es zum Beispiel mit dem sackstarken «The
Runner» weitere Überraschungsmomente mit Liedern von MMEB, die nicht
so geläufig sind. Bestens bekannt war hingegen «Quinn The Eskimo»,
besser bekannt als «The Mighty Quinn». Müssig zu erwähnen, dass
meines Erachtens nur diese Version die einzig Wahre ist und immer
bleiben wird!
Der jugendlich wirkende (Lead-) Gitarrist Mads Eriksen gab
anschliessend ein Müsterchen seines Könnens in Form des mit
«Storyteller» betitelten Stückes zum besten. Nach einem kurzweiligen
Drum-Solo wurde schliesslich der Reigen der alten MMEB-Hits erst
recht gezündet. «You Angel You» erhielt ein paar andere neue
Arrangements, die sich jedoch insgesamt eher bereichernd
gestalteten. Nicht fehlen durfte natürlich einer der Kult-Klassiker
vom 78er Genie-Streich «Watch»: « Davy's On The Road Again»! Danach
verliessen Chris und seine Hintermannschaft die Bühne, nachdem sie
rund 110 Minuten am Stück (!) gespielt hatten. Die Begeisterung der
zahlen-mässig beschämenden Kulisse von gerade mal etwa 150 Leutchen
war ungemein gross und so liess sich der Headliner nicht lange
bitten und setzte zum Finale an. Interessant zum Schluss war «You're
The Voice» dahin gehend, dass bei all den Bob Dylan und Bruce
Springsteen Covern, die erst durch die Manfred Mann‘s Earth Band
bekannt und berühmt wurden, dieser von Chris Thompson geschrieben
Hit-Song 1987 bekanntlich vom Australier John Farnham in die Charts
getragen wurde. Mir gefallen auf jeden Fall beide Versionen und als
sich die ganze Band ein letztes Mal verneigte, standen satte 125
Minuten Spielzeit zu Buche, die einen viel grösseren Zuspruch
verdient gehabt hätten und einem einmal mehr bewusst wurde, wie
zeitlos diese Songs sind. Darüber hinaus wird die unverwechselbare
Stimme des kultigen Frontmannes und Gitarristen nie verblassen.
Setliste: «Lies (Through The 80's) [Manfred Mann's Earth Band cover]»
- «Wasting Time» - «Father Of Day, Father Of Night (Bob Dylan cover)»
- «Demolition Man (The Police cover)» - «Spirit In The Night (Bruce
Springsteen cover)» - «Strangers» - «Martha's Madman (Manfred Mann's
Earth Band cover)» - «Land Of The Long White Cloud» - «Whole Lot To
Give» - «California (Randy Newman cover)» - «Don't Kill It Carol
(Mike Heron cover)» - «Redemption Song (Bob Marley & The Wailers
cover)» - «The Runner (Manfred Mann's Earth Band cover)» - «Quinn
The Eskimo (The Mighty Quinn) [Bob Dylan cover]» - «Storyteller
(Instrumental by Mads Eriksen)» - «Drum Solo» - «You Angel You (Bob
Dylan cover)» - «Blinded By The Light (Bruce Springsteen cover)» - «Davy's
On The Road Again (John Simon cover)» - «For You (Bruce Springsteen
cover)» - «You're The Voice (John Farnham cover) [written by Chris
Thompson]».
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