Livereview: Circle II Circle - Savage CIrcus
                      Tomorrow's Eve - Tempesta
10. April 2007, Pratteln Z7
By Rockslave
Nach Jeff Plate (letztes Jahr mit Metal Church) und Jon Oliva gerade mal eine Woche (!) zuvor, kam jetzt mit Zak Stevens, das heisst natürlich Circle II Circle, der bereits dritte Ex-Musiker von Savatage nach Pratteln. Doch damit nicht genug, folgte Chris Caffery (mit Kotipelto) neun Tage später auch noch. Tja..., so kann es gehen, wenn sich sich eine Hammer-Band in alle Windrichtungen verteilt! Qualitativ gesehen ist zur Zeit nur der gute Chris etwas auf Abwegen, aber dem sagt man heute eben "künstlerische Freiheit!". Das geballte Viererpack von heute Abend vermochte jedoch kaum einen hinter dem Ofen hervor zu locken und so verloren sich etwa 150 Fans im Z7. Bei Jon Oliva sah das letzte Woche noch deutlich anders aus, aber man, das heisst die Veranstalter müssen sich langsam aber sicher fragen, ob sich sowas überhaupt noch rechnet. Mit derart schwachen Besucherzahlen lassen sich die zahlreichen Angestellten eines Tages nicht mehr bezahlen. Wenn selbst ein Vierer-Package mit einem Top-Headliner kaum jemanden mehr interessiert, liegt das Ende solcher Anlässe in absehbarer Griffnähe. Die Absage der "Metal Dayz 2007" aufgrund des sehr schlechten Vorverkaufs ist bereits ein Vorbote dieser fatalen Entwicklung! Diejenigen Fans, die an diesem Abend jedoch gekommen waren, kriegten vor allem von Circle II Circle das volle Brett vor den Latz geknallt!

Tempesta
Die erste Band des Abends war nicht zu beneiden, als sie auf die Bretter stieg, denn da stand eigentlich niemand (!) auch nur annähernd vor der Bühne. Tempesta, die mit ihrem letztjährigen Album "Fulltime Joker" einen soweit soliden Eindruck hinterlassen hatten, kümmerten sich jedoch einen Deut um die für Musiker eigentlich deprimierende Situation. Vielmehr machte die Truppe das Beste daraus und zockte einfach darauf mal los. Der stark an Metallica erinnernde Sound (vor allem auch der Gesang von Reto Thalmann) wollte jedoch nicht zünden. Die Hardrock/Country Attitüde als stilprägendes Beiwerk stach an diesem Abend jedenfalls nicht und so gingen die etwas mehr als 30 Minunten ziemlich ereignislos vorüber. Mag sein, dass Tempesta im kleineren Rahmen, eingebettet in das entsprechende Motto des Abends weit mehr reissen können, aber im Z7 war das einfach ein Trauerspiel. Die offensichtiliche Affinität zu Metallica ist in meinen Augen einfach zu penetrant und daher nicht eigenständig genug. Dazu fehlte auch einiges an Drive. Wie gesagt..., am richtigen Anlass sind die Jungs, die sich zumindest technisch keinerlei Blösse gaben, besser aufgehoben. Die Baselbieter Excentric sind da bei ähnlicher Ausgangslage vom Songwriting her mittlerweile weiter. Der heutige Abend war somit mehr oder weniger zum Vergessen, da vermochte auch der Cowboy-Hut des Sängers keine Akzente zu setzen!

Tomorrow's Eve
Etwas ganz anderes folgte darauf mit Tomorrow's Eve aus Deutschland. Musikalisch hochstehender Prog Metal stand auf dem Menü-Plan und das hörte sich von Anfang an gar nicht mal so schlecht an. Allerdings stach Sänger Martin LeMar gleich zweifach hervor: Zum einen mit seiner Kurzhaar-Frisur (da alle anderen bis auf Drummer Tom Diener lange Haare trugen) und der etwas tiefen und zuweilen kratzigen Stimme. Musikalisch bewegte man sich ein bisschen auf der Linie der alten Ivanhoe oder Poverty's No Crime, mit eher dezentem Keyboard-Einsatz von Tastenmann Oliver Schwickert. Die härteren Songs trugen dann ein wenig die Handschrift von Dream Theater, wenn diese sich in dieser Ecke austoben. Einzelne Songs wie "Distant Murmurs" stammten vom letzten Album "Mirror Of Creation 2 Genesis II". Obwohl sich die Band sichtlich bemühte, war in Sachen Regungen beim Publikum immer noch total tote Hose. Woran es wohl lag? Wohl am falschen Publikum würde ich meinen, denn Tomorrow's Eve können bei ihrem Prog-Publikum mit Sicherheit punkten. Das Potenzial ist zweifellos vorhanden, wie mindestens zwei neue Songs der 4-Track EP "The Tower" deutlich aufzeigen konnten. Dennoch war ich am Ende der gut 40 Minuten mit der Leistung von Sänger Martin LeMar nicht wirklich zufrieden und zudem ereilte Tomorrow's Eve heute Abend das gleiche Schicksal wie ihre Schweizer Kollegen vorher: Eigentlich gähnende Stille (und Leere) in der Halle. So macht das keinen Spass Freunde!

Savage Circus
Und nun war die Reihe an der neuen Wirkungsstätte von Ex-Blind Guardian und Coldseed Drummer Thomen Stauch und Bassist Piet Sielck, der sonst bei Iron Saviour zockt. Letzterer spielte heute Abend jedoch E-Gitarre und überliess die dicken Saiten dem Dänen Yenz Leonhardt, aktuell in Lohn und Brot bei Kingdom Come, dort aber an der Rhythmus-Gitarre. Weiter standen Sänger Jens Carlsson und Gitarrist Emil Norberg (beide sonst noch bei Persuader) im heutigen Lineup. Das bedeutete natürlich, dass der Stil bei dieser Ausgangslage nicht weit weg von den mit Sicherheit Einfluss nehmenden Stammbands sein konnte. Und so kam es dann auch: Überwiegend pfeilschnelles Melodic-Geballer mit leicht thrashiger Attitüde, fetten Chören und Keyboards ab Band (gähn). Also definitiv nicht meine Baustelle..., obwohl klar gesagt werden muss, dass Thomen Stauch (d) ein absoluter Könner seines Fachs ist. Das war aber den anwesenden Fans mit Sicherheit egal, denn sie mussten ja lange auf Savage Circus warten, dessen Tour(en) immer wieder verschoben wurde(n). Das einzige, bisherige Album (vom dem praktisch alles gespielt wurde) kam folgerichtig bereits 2005 auf den Markt. Die Band war sich dessen offensichtlich bewusst und legte sich deshalb entsprechend voll ins Zeug. Diese Bemühungen trugen (endlich!) auch beim bisher so unglaublich schlaffen Publikum Früchte und erst ab jetzt sah das Ganze nach einem Metal-Konzert aus. Für meinen Geschmack entstanden die besten Momente immer dann, wenn das Gaspedal zurück genommen wurde und harte wie schwere Riffs im Vordergrund standen. Dies passierte jedoch viel zu wenig und deshalb taute ich erst wieder auf, als Savage Circus nach etwas mehr als einer Stunde und einer zugegeben ziemlich coolen Cover-Version des alten Punk-Klassikers "Ca Plane Pour Moi" (Plastic Bertrand) von der Bühne gingen. Anhänger von Blind Guardian, Iron Saviour und Persuader dürften aber mit Sicherheit zufrieden gewesen sein.

Circle II Circle
Zum Glück hatte es sich Frontgaul Zak Stevens, nachdem er 2000 Savatage verlassen und danach etwas pausiert hatte, 2003 wieder anders überlegt und Circle II Circle aus der Taufe gehoben. Mittlerweile sind wieder vier Jahre ins Land gezogen und mit "Burden Of Truth" das entsprechend dritte Album auf dem Markt. Dazu kann man getrost vermerken, dass Circle II Circle noch über mächtig Potenzial verfügen, was nicht zuletzt auch dem jetzigen LineUp zu verdanken ist. Vor allem die Saiten-Fraktion mit Andrew Lee (g), Evan Christopher (g) und Paul Michael Stewart (b & keys) ist saustark und kaum einer trauert Matt LaPorte und Co. vom CIIC-Debüt nach, die inzwischen alle zu Jon Oliva's Pain "desertiert" sind. So konnte man sich als händeringend auf einen Top Headliner einstellen, der sich heute Abend jedoch vor nur etwa 150 Leuten den Arsch abspielte. Nach einem instrumentalen Intro ging es mit dem Opener "All That Remains" vom Erstling "Watching In Silence" gleich zur Sache, das heisst nicht ganz, denn zu Beginn streikte Amp von Andrew Lee auf halber Strecke, und erst als dieser Mangel behoben war, geriet auch "Open Season" wie es sich gehört. "Who Am I To Be" als erster, neuer Track unterstrich danach, warum so ein Hammer-Sänger wie Zak Stevens einfach auf die Bühne gehört. Alte Savatage Fans werden mit Sicherheit keine Scheibe auslassen haben, die der äusserst charismatische Frontmann eingesungen hat. Gleich im Anschluss gab es gleich den nächsten Neuling "Matter Of Time" auf die Lauscher. Inzwischen optimal angewärmt, gebärdeten sich alle Musiker ziemlich agil auf der Bühne, was sich mehr oder weniger auch auf die Fans übertrug. Es war wirklich eine Schande, welcher verlorene Haufen diesem Metal-Highlight huldigte. Bei Jon Oliva's Pain sah das bedeutend besser aus. Wer sich aber professionell in diesem Business verhält, den lässt das nicht gerade kalt, aber man gibt einfach alles, was man hat. Und genau das taten Circle II Circle mit grossem Selbstvertrauen, denn sie spielten insgesamt nicht weniger als acht (!) neue Songs, ehe dann die seligen "Edge Of Thorns" Zeiten mit "Conversation Piece" eingeläutet wurden, einen Abstecher über "Labyrinths" und "Hollow Me" machten, um nach dem obligaten "Schlangen-Song" das grandiose Finale (siehe Setlist) zu bestreiten. Mann..., das war einfach sowas von oberfett, dass es nach etwa 80 Minunten förmlich nach mehr schreit und ich bin mir sicher, dass Zak Stevens und seine Jungs auch ein sechstes Mal im Z7 Halt machen werden. Es bleibt dann zu hoffen, dass das nächste Konzert zahlreicher besucht wird, denn besser kann man Heavy Metal aus dieser Ecke nicht spielen! Flasche leer, ich habe fertig!

Setlist: "Instrumental (Intro)" - "All That Remains" - "Open Season" - "Who Am I" - "Matter Of Time" - "Heal You" - "Your Reality" - "Revelations" - "Burden Of Truth" - "Evermore" - "Live As One" - "Conversation Peace" - "Labyrinths/Hollow Me" - "Taunting Cobras" - "Handful Of Rain" - "Edge Of Thorns".