Nach Jeff Plate (letztes Jahr mit Metal
Church) und Jon Oliva gerade mal eine Woche (!) zuvor, kam jetzt mit
Zak Stevens, das heisst natürlich Circle II Circle, der bereits
dritte Ex-Musiker von Savatage nach Pratteln. Doch damit nicht
genug, folgte Chris Caffery (mit Kotipelto) neun Tage später auch
noch. Tja..., so kann es gehen, wenn sich sich eine Hammer-Band in
alle Windrichtungen verteilt! Qualitativ gesehen ist zur Zeit nur
der gute Chris etwas auf Abwegen, aber dem sagt man heute eben
"künstlerische Freiheit!". Das geballte Viererpack von heute Abend
vermochte jedoch kaum einen hinter dem Ofen hervor zu locken und so
verloren sich etwa 150 Fans im Z7. Bei Jon Oliva sah das letzte
Woche noch deutlich anders aus, aber man, das heisst die
Veranstalter müssen sich langsam aber sicher fragen, ob sich sowas
überhaupt noch rechnet. Mit derart schwachen Besucherzahlen lassen
sich die zahlreichen Angestellten eines Tages nicht mehr bezahlen.
Wenn selbst ein Vierer-Package mit einem Top-Headliner kaum jemanden
mehr interessiert, liegt das Ende solcher Anlässe in absehbarer
Griffnähe. Die Absage der "Metal Dayz 2007" aufgrund des sehr
schlechten Vorverkaufs ist bereits ein Vorbote dieser fatalen
Entwicklung! Diejenigen Fans, die an diesem Abend jedoch gekommen
waren, kriegten vor allem von Circle II Circle das volle Brett vor
den Latz geknallt!
Tempesta
Die erste Band des Abends war nicht zu beneiden, als sie auf die
Bretter stieg, denn da stand eigentlich niemand (!) auch nur
annähernd vor der
Bühne. Tempesta, die mit ihrem letztjährigen Album "Fulltime Joker"
einen soweit soliden Eindruck hinterlassen hatten, kümmerten sich
jedoch einen Deut um die für Musiker eigentlich deprimierende
Situation. Vielmehr machte die Truppe das Beste daraus und zockte
einfach darauf mal los. Der stark an Metallica erinnernde Sound (vor
allem auch der Gesang von Reto Thalmann) wollte jedoch nicht zünden.
Die Hardrock/Country Attitüde als stilprägendes Beiwerk stach an
diesem Abend jedenfalls nicht und so gingen die etwas mehr als 30
Minunten ziemlich ereignislos vorüber. Mag sein, dass Tempesta im
kleineren Rahmen, eingebettet in das entsprechende Motto des Abends
weit mehr reissen können, aber im Z7 war das einfach ein
Trauerspiel. Die offensichtiliche Affinität zu Metallica ist in
meinen Augen einfach zu penetrant und daher nicht eigenständig
genug. Dazu fehlte auch einiges an Drive. Wie gesagt..., am
richtigen Anlass sind die Jungs, die sich zumindest technisch
keinerlei Blösse gaben, besser aufgehoben. Die Baselbieter Excentric
sind da bei ähnlicher Ausgangslage vom Songwriting her mittlerweile
weiter. Der heutige Abend war somit mehr oder weniger zum Vergessen,
da vermochte auch der Cowboy-Hut des Sängers keine Akzente zu
setzen!
Tomorrow's Eve
Etwas ganz anderes folgte darauf mit Tomorrow's Eve aus Deutschland.
Musikalisch hochstehender Prog Metal stand auf dem Menü-Plan und das
hörte sich von Anfang an gar nicht mal so schlecht an. Allerdings
stach Sänger
Martin
LeMar gleich zweifach hervor: Zum einen mit seiner Kurzhaar-Frisur
(da alle anderen bis auf Drummer Tom Diener lange Haare trugen) und
der etwas tiefen und zuweilen kratzigen Stimme. Musikalisch bewegte
man sich ein bisschen auf der Linie der alten Ivanhoe oder Poverty's
No Crime, mit eher dezentem Keyboard-Einsatz von Tastenmann Oliver
Schwickert. Die härteren Songs trugen dann ein wenig die Handschrift
von Dream Theater, wenn diese sich in dieser Ecke austoben. Einzelne
Songs wie "Distant Murmurs" stammten vom letzten Album "Mirror Of
Creation 2 Genesis II". Obwohl sich die Band sichtlich bemühte, war
in Sachen Regungen beim Publikum immer noch total tote Hose. Woran
es wohl lag? Wohl am falschen Publikum würde ich meinen, denn
Tomorrow's Eve können bei ihrem Prog-Publikum mit Sicherheit
punkten. Das Potenzial ist zweifellos vorhanden, wie mindestens zwei
neue Songs der 4-Track EP "The Tower" deutlich aufzeigen konnten.
Dennoch war ich am Ende der gut 40 Minuten mit der Leistung von
Sänger Martin LeMar nicht wirklich zufrieden und zudem ereilte
Tomorrow's Eve heute Abend das gleiche Schicksal wie ihre Schweizer
Kollegen vorher: Eigentlich gähnende Stille (und Leere) in der
Halle. So macht das keinen Spass Freunde!
Savage Circus
Und nun war die Reihe an der neuen Wirkungsstätte von Ex-Blind
Guardian und Coldseed Drummer Thomen Stauch und Bassist Piet Sielck,
der sonst bei Iron Saviour zockt. Letzterer spielte heute Abend
jedoch E-Gitarre und überliess die dicken Saiten dem Dänen Yenz
Leonhardt, aktuell in Lohn und Brot bei Kingdom Come, dort aber an
der Rhythmus-Gitarre. Weiter standen Sänger Jens Carlsson und
Gitarrist Emil Norberg (beide sonst noch bei Persuader) im heutigen
Lineup. Das bedeutete natürlich, dass der Stil bei dieser
Ausgangslage nicht weit weg von den mit Sicherheit Einfluss
nehmenden Stammbands sein konnte. Und so kam es dann auch:
Überwiegend pfeilschnelles Melodic-Geballer mit leicht thrashiger
Attitüde, fetten Chören und Keyboards ab Band (gähn). Also definitiv
nicht meine Baustelle..., obwohl klar gesagt werden muss, dass
Thomen Stauch (d) ein absoluter Könner seines Fachs ist. Das war
aber den anwesenden Fans mit Sicherheit egal, denn sie mussten ja
lange auf Savage Circus warten, dessen Tour(en) immer wieder
verschoben wurde(n). Das einzige, bisherige Album (vom dem praktisch
alles gespielt wurde) kam folgerichtig bereits 2005 auf den Markt.
Die Band war sich dessen offensichtlich bewusst und legte sich
deshalb
entsprechend voll ins Zeug. Diese Bemühungen trugen (endlich!) auch
beim bisher so unglaublich schlaffen Publikum Früchte und erst ab
jetzt sah das Ganze nach einem Metal-Konzert aus. Für meinen
Geschmack entstanden die besten Momente immer dann, wenn das
Gaspedal zurück genommen wurde und harte wie schwere Riffs im
Vordergrund standen. Dies passierte jedoch viel zu wenig und deshalb
taute ich erst wieder auf, als Savage Circus nach etwas mehr als
einer Stunde und einer zugegeben ziemlich coolen Cover-Version des
alten Punk-Klassikers "Ca Plane Pour Moi" (Plastic Bertrand) von der
Bühne gingen. Anhänger von Blind Guardian, Iron Saviour und
Persuader dürften aber mit Sicherheit zufrieden gewesen sein.
Circle II Circle
Zum Glück hatte es sich Frontgaul Zak Stevens, nachdem er 2000
Savatage verlassen und danach etwas pausiert hatte, 2003 wieder
anders überlegt und Circle II Circle aus der Taufe gehoben.
Mittlerweile sind wieder vier Jahre ins Land gezogen und mit "Burden
Of Truth" das entsprechend dritte Album auf dem Markt. Dazu kann man
getrost vermerken, dass Circle II Circle noch über mächtig Potenzial
verfügen, was nicht zuletzt auch dem jetzigen LineUp zu verdanken
ist. Vor allem die Saiten-Fraktion mit Andrew Lee (g), Evan
Christopher (g) und Paul Michael Stewart (b & keys) ist saustark und
kaum einer trauert Matt LaPorte und Co. vom CIIC-Debüt nach, die
inzwischen alle zu Jon Oliva's Pain "desertiert" sind. So konnte man
sich als händeringend auf einen Top Headliner einstellen, der sich
heute Abend jedoch vor nur etwa 150 Leuten den Arsch abspielte. Nach
einem instrumentalen Intro ging es mit dem Opener "All That Remains"
vom Erstling "Watching In Silence" gleich zur Sache, das heisst
nicht ganz, denn zu Beginn streikte Amp von Andrew Lee auf halber
Strecke, und erst als dieser Mangel behoben war, geriet auch "Open
Season" wie es sich gehört. "Who Am I To Be" als erster, neuer Track
unterstrich danach, warum so ein Hammer-Sänger wie Zak Stevens
einfach auf die Bühne gehört. Alte Savatage Fans werden mit
Sicherheit keine Scheibe auslassen haben, die der äusserst
charismatische Frontmann eingesungen hat. Gleich im Anschluss gab es
gleich den nächsten Neuling "Matter Of Time" auf die Lauscher.
Inzwischen optimal angewärmt, gebärdeten sich alle Musiker ziemlich
agil auf der Bühne, was sich mehr oder weniger auch auf die Fans
übertrug. Es war wirklich eine Schande, welcher verlorene Haufen
diesem Metal-Highlight huldigte. Bei Jon Oliva's Pain sah das
bedeutend besser aus. Wer sich aber professionell in diesem Business
verhält, den lässt das nicht gerade kalt, aber man gibt einfach
alles,
was man hat. Und genau das taten Circle II Circle mit grossem
Selbstvertrauen, denn sie spielten insgesamt nicht weniger als acht
(!) neue Songs, ehe dann die seligen "Edge Of Thorns" Zeiten mit "Conversation
Piece" eingeläutet wurden, einen Abstecher über "Labyrinths" und "Hollow
Me" machten, um nach dem obligaten "Schlangen-Song" das grandiose
Finale (siehe Setlist) zu bestreiten. Mann..., das war einfach sowas
von oberfett, dass es nach etwa 80 Minunten förmlich nach mehr
schreit und ich bin mir sicher, dass Zak Stevens und seine Jungs
auch ein sechstes Mal im Z7 Halt machen werden. Es bleibt dann zu
hoffen, dass das nächste Konzert zahlreicher besucht wird, denn
besser kann man Heavy Metal aus dieser Ecke nicht spielen! Flasche
leer, ich habe fertig!
Setlist: "Instrumental (Intro)" - "All That Remains" - "Open Season"
- "Who Am I" - "Matter Of Time" - "Heal You" - "Your Reality" - "Revelations"
- "Burden Of Truth" - "Evermore" - "Live As One" - "Conversation
Peace" - "Labyrinths/Hollow Me" - "Taunting Cobras" - "Handful Of
Rain" - "Edge Of Thorns".
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