Der letzte Besuch von Circle II Circle liegt inzwischen zwei
Jahre zurück, obwohl das neue Album «Delusions Of Grandeur» bereits
2008, also letztes Jahr erschienen ist. Nebst aktuellen Songs
brachten die Amerikaner heuer auf ihrer Europa-Tournee mit Bill
Hudsen zudem einen neuen Gitarristen mit, der den ausgestiegenen
Evan Christopher ersetzt hat. Damit war von meiner Seite her schon
mal ein Vorurteil gegeben, da ich die bisherige Band-Besetzung für
sehr homogen und gefestigt hielt. Meine Bedenken sollte sich jedoch
schon bald in Luft auflösen. Sänger Zak Stevens erwähnte nebenbei,
dass er (die Savatage-Gigs mitein-gerechnet) nun bereits zum achten
Mal (!) im Z7 zu Gast sei. Eine respektable Marke die aufzeigt, dass
andere Schweizer Locations offensichtlich nicht von Interesse sind.
Im Schlepptau hatten die Amis zwei Combos, nämlich Manticora, die
ewigen Anheizer aus Dänemark und The Prowlers aus Italien. Letztere
liessen mit ihrem Bandnamen gewisse Assoziationen zu einer
bestimmten, ziemlich bekannten Band (na..., klingelts bei Euch?!!)
aufkommen, was letztendlich gar nicht so abwegig war.
The Prowlers
Was gleich als Erstes auffiel, waren die insgesamt sechs Musiker,
die plötzlich die Bühne in Beschlag nahmen. Ziemlich polternd nahm
die 1996 gegründete Band Fahrt auf und fuhr ein grund-sätzlich
powermetallisches Geschütz auf, das teils auch progressiv
ausgerichtet war. Unterschwellig waren auch Iron Maiden raus zu
hören, was sich im Verlauf des Konzertes mehrmals bestätigte.
Zentrale Figuren von The Prowlers (und zwar denen aus Rom, da
mehrere Bands unter diesem Namen existieren) waren Sänger Fabio und
vor allem Bassist Alex, der wie ein Irrer rumposte und oft
vorderster Mann war. Das Resultat davon war eine ordentliche und
kompakte Performance, was man nicht von allen Landsgenossen unseres
südlichen Nachbarn behaupten kann. Das lag wohl auch daran, dass
dies der letzte Europa-Auftritt zusammen mit diesem Package war und
die baldige Heimreise bevor stand. Gegen Ende Mai legten die
Italiener ihren neuen, dritten Longplayer «Re-Evolution» vor und
präsentierten sich nun sehr variantenreich. Diese Tatsache wurde
deshalb vom gut antizipierenden Publikum honoriert und mündete in
immer lauterem Applaus. Wenn man es nicht besser wüsste, käme kaum
einer drauf, dass diese Band eben aus Italien stammt. Insgesamt
spielten The Prowlers gross auf und setzten die ganze Chose
professionell um. Der Drummer steuerte
dabei noch unterstützende Backing Vocals bei. Einzig das Niveau des Songwritings rutschte bei
einigen Songs etwas ins Mittelmass ab. Zudem fehlten zwei, drei
absolute Kracher, die sich einem sofort ins Hirn einpflanzen.
Immerhin oder besser zum Glück liess sich die Band nicht auf ein
Maiden-Cover ein, denn das hätten sie beim eigenen, soweit guten
Material erstens nicht nötig und zweitens würde sonst nur das stetig
lauernde Klischee bedient, dass der Bandname ganz bewusst gewählt
worden ist. Während nicht weniger als 40 Minuten konnte der Opener
des Abends somit einen würdigen Konzert-Beginn ausrich-ten.
Setlist: «Red Smoke» - «The Real Me» - «Incubus» - «Firefly» - «Alone
In The Dark» - «Wonderful Creatures» - «Insomnia/Your Conscience».
Manticora
Immer wenn ich die Dänen live (als Support) gesehen habe, blieb
danach ein stets grösseres Fragezeichen übrig! Das hat sicher auch
etwas mit dem persönlichen Musikgeschmack zu tun, denn zu speediges,
eindimensionales Geballer im Geiste der alten Helloween geht mir
ziemlich schnell auf den Zeiger. Wenn die Mucke dann überdies,
respektive der nötigen Härte wegen, mit einem thrashigen Kostüm
überzogen wird, kommt meist nicht viel Gescheites dabei heraus. Da
regiert schnell die Eintönigkeit und genau so kam es auch heute
Abend wieder daher. Der beinharte und höchst aktive Einsatz von
Sänger Lars Larsen vermag zwar dem Anspruch der Performance in
diesem Genre zu genügen, aber wenn die Songs über wenig bis gar
keinen Wiedererkennungswert verfügen, verpufft diese physische wie
gesangliche Leistung ziemlich schnell. Dass Manticora es eigentlich
auch anders, das heisst abwechslungsreicher könnten, ist zum
Beispiel auf der 99er Scheibe «Roots Of Eternity» mit dem epischen
Titel-Song oder dem balladesken «Felice» von «Darkness With Tales To
Tell» (2001) dokumentiert. Gegenwärtig ist davon aber nicht viel zu
sehen oder zu hören. Während knapp 45 Minuten wurde zwar bei einem
wirklich guten Sound meist schnelles Material runter geholzt und
kaum eine Verschnaufpause gewährt. Die Reaktionen der Fans fielen
folglich ziemlich mager aus. Wäre die Fraktion der DragonForce
Anhänger zugegen gewesen, hätte es womöglich anders ausgesehen. Wer
sich mal die Mühe macht, und sich durch die bisherigen Alben der
Dänen durchhört,
wird durchaus auf Material stossen, das ohne
Zweifel das Zeug hätte, was zu reissen. Hin und wieder schimmern,
wie bei «The Old Barge» (wurde gespielt!) vom Album «Hyperion»
(2002) beispielsweise Savatage mindestens teilweise durch oder
fallen ruhige Parts wie bei «At The Keep» mehr als nur positiv auf.
Irgendwas muss da definitiv schief gelaufen sein, denn Manticora
sind nach über zehn Jahren im Geschäft trotz im Grunde tauglicher
Songs nicht über den Support-Status hinaus gekommen und müssen sich
immer noch als Anheizer verdingen. Dadurch ist es ihnen gar nicht
oder kaum möglich, die ganze Bandbreite ihrer trotz allem
interessanten Musik (dazu gehören noch die Alben «8 Deadly Sins»
[2004] und die beiden Parts von «The Black Circus» von 2006/2007)
aufzeigen zu können, was letztlich wirklich schade ist. Fazit: Es
war abermals so, dass von diesem Auftritt praktisch nichts in
Erinnerung blieb. Wie soll man da voran kommen? Die Pretty Maids
machten es besser (Manticora coverten deren Classic «Future World»)
und Sonata Arctica wie DragonForce sind längst und uneinholbar davon
gezogen.
Setlist: «Cantos» - «King Of The Absurd» - «Nowhere Land» - «Gypsies
Dance 1» - «Gypsies Dance 2» - «The Old Barge» - «Shadows With Tales
To Tell» (gemäss Angaben von www.metalsetlists.com - kann, muss aber
nicht zwingend auf Pratteln zutreffen! rsl)
Circle II Circle
Nun war die Reihe am Headliner und ich war gespannt darauf, ob es
auch diesmal wieder eine Show für die Geschichtsbücher absetzen
würde. Denn egal, ob Sänger Zak Stevens im Z7 für Savatage oder
Circle II Circle am Start war, eine schlechte Show mit dem
charismatischen Frontmann habe ich bisher noch nie gesehen. Wie
gross das Selbstvertrauen ins neue Material war, zeigten gleich die
ersten vier Songs des Sets, die allesamt von «Delusions Of Grandeur»
stammten! Vor der eigentlich enttäuschenden Kulisse von 200 - 250
Fans gings los wie die Feuerwehr und Bill Hudsen, der neue Klampfer
setzte sich bereits prächtig in Szene. Obwohl vom Aussehen her
jugendlich wirkend, hinterliessen zahl-reiche, grossflächige Tattoos
und ein paar Pfündchen zuviel einen irgendwie abge-fuckten Eindruck.
Das freilich hatte keinerlei Einfluss auf das Beherrschen seines
Instrumentes, obwohl sein Vor-gänger Evan Christopher, da länger
dabei, gefühlsmässig doch irgendwie fehlte. Kollege Andy Lee zockte
derweil wie eh und je auf seinen 6 Saiten rum, wie man von ihm
gewohnt ist. Und Zak? Der liess selbstverständlich nichts anbrennen
und sorgte mit seinem unverwechselbaren Gesang für die richtige
Stimmung. Und die entwickelte sich beim anwesenden Publikum
prächtig. Warum man dann aber erstens ein in meinen Augen völlig
unnötiges Drum-Solo
und zweitens so früh brachte, verstand ich echt
nicht. Dadurch verpuffte die zuvor geschaffene Aufmerk-samkeit und
Anteilnahme im Nu! «Sea Of White» vom Debüt-Album «Watching In
Silence» (2003) machte darauf wenigstens einiges wieder wett davon.
Passend zum Auftritt war auch das schöne Backdrop und wie immer
geniales Licht aus dem Hause. Nebst weiteren neuen Songs (!) wurde
auch das 2006er-Album «Burden Of Truth» berücksichtigt, der
Vorgänger «The Middle Of Nowhere» (2005) hingegen überhaupt nicht.
Vor zwei hintereinander folgenden Akustik-Versionen als erste
Zugaben ging der Hauptteil nach gerade mal 55 Minuten zu Ende. Wer
sich bis hierhin gefragt hatte, wann denn die ersten
Savatage-Klassiker auftauchen, sollte postwendend einen erleben,
denn «If I Go Away» steht auf einer legendären Scheibe namens «Streets
- A Rock Opera» (1991). Nur von Bassist Paul Michael Stewart auf dem
Keyboard begleitet, lieferte Master Stevens, zusammen mit dem
ebenfalls "stromlosen" «Watching In Silence» die ganze Bandbreite
seines Könnens ab. Das konnte es aber noch nicht gewesen sein und
natürlich kam jetzt der Moment, wo die musikalische Vergangenheit
zur ersehnten Gegenwart wurde. Um das optisch zu unterstreichen,
wurde (spontan?) ein mit einem Savatage-Shirt gekleideter Fan kurz
auf die Bühne gebeten. Dieser sollte nun dem Hinterletzten klar
machen, was Circle II Circle noch als Zückerchen auf dem Plan
führten. «Nothing's Going On» leitete schliesslich die frenetisch
umjubelte Sava Schluss-Triplette ein. Damit wurde einem, trotz Jon
Oilva's Pain, wieder einmal schmerzlich in Erinnerung gerufen, was
für eine Götterband dafür (respektive eigentlich für das «Transsiberian
Orchestra») dafür geopfert wurde. Nach etwas über 80 Minuten war das
heutige Gastspiel eher etwas früh zu Ende gegangen, wobei das
Gezeigte bei gutem Sound ohne Zweifel überzeugen konnte, abgesehen
von einer kleinen, technischen Panne mit Andy's Guitar-Amp und der
für mich, bei den vergleichsweise wenigen Leuten, diesmal mit
ungewöhnlich viel Zigaretten-Qualm geschwängerten Luft.
Setlist: «Fatal Warning» - «Dead Of Dawn» - «Forever» - «Waiting» -
«Drum Solo» - «Sea Of White» - «Heal You» - «Echoes» - «Chase The
Lies» - «Soulbreaker» - «Messiah» - «Revelations» - «So Many Reasons»
-- «If I Go Away (acoustic)» - «Watching In Silence (acoustic)» - «Nothing's
Going On» - «Taunting Cobras» - «Edge Of Thorns».
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