Livereview: Circle ll Circle - Manticora - The Prowlers
08. Mai 2009, Pratteln Z7
By Rockslave
Der letzte Besuch von Circle II Circle liegt inzwischen zwei Jahre zurück, obwohl das neue Album «Delusions Of Grandeur» bereits 2008, also letztes Jahr erschienen ist. Nebst aktuellen Songs brachten die Amerikaner heuer auf ihrer Europa-Tournee mit Bill Hudsen zudem einen neuen Gitarristen mit, der den ausgestiegenen Evan Christopher ersetzt hat. Damit war von meiner Seite her schon mal ein Vorurteil gegeben, da ich die bisherige Band-Besetzung für sehr homogen und gefestigt hielt. Meine Bedenken sollte sich jedoch schon bald in Luft auflösen. Sänger Zak Stevens erwähnte nebenbei, dass er (die Savatage-Gigs mitein-gerechnet) nun bereits zum achten Mal (!) im Z7 zu Gast sei. Eine respektable Marke die aufzeigt, dass andere Schweizer Locations offensichtlich nicht von Interesse sind. Im Schlepptau hatten die Amis zwei Combos, nämlich Manticora, die ewigen Anheizer aus Dänemark und The Prowlers aus Italien. Letztere liessen mit ihrem Bandnamen gewisse Assoziationen zu einer bestimmten, ziemlich bekannten Band (na..., klingelts bei Euch?!!) aufkommen, was letztendlich gar nicht so abwegig war.

The Prowlers
Was gleich als Erstes auffiel, waren die insgesamt sechs Musiker, die plötzlich die Bühne in Beschlag nahmen. Ziemlich polternd nahm die 1996 gegründete Band Fahrt auf und fuhr ein grund-sätzlich powermetallisches Geschütz auf, das teils auch progressiv ausgerichtet war. Unterschwellig waren auch Iron Maiden raus zu hören, was sich im Verlauf des Konzertes mehrmals bestätigte. Zentrale Figuren von The Prowlers (und zwar denen aus Rom, da mehrere Bands unter diesem Namen existieren) waren Sänger Fabio und vor allem Bassist Alex, der wie ein Irrer rumposte und oft vorderster Mann war. Das Resultat davon war eine ordentliche und kompakte Performance, was man nicht von allen Landsgenossen unseres südlichen Nachbarn behaupten kann. Das lag wohl auch daran, dass dies der letzte Europa-Auftritt zusammen mit diesem Package war und die baldige Heimreise bevor stand. Gegen Ende Mai legten die Italiener ihren neuen, dritten Longplayer «Re-Evolution» vor und präsentierten sich nun sehr variantenreich. Diese Tatsache wurde deshalb vom gut antizipierenden Publikum honoriert und mündete in immer lauterem Applaus. Wenn man es nicht besser wüsste, käme kaum einer drauf, dass diese Band eben aus Italien stammt. Insgesamt spielten The Prowlers gross auf und setzten die ganze Chose professionell um. Der Drummer steuerte dabei noch unterstützende Backing Vocals bei. Einzig das Niveau des Songwritings rutschte bei einigen Songs etwas ins Mittelmass ab. Zudem fehlten zwei, drei absolute Kracher, die sich einem sofort ins Hirn einpflanzen. Immerhin oder besser zum Glück liess sich die Band nicht auf ein Maiden-Cover ein, denn das hätten sie beim eigenen, soweit guten Material erstens nicht nötig und zweitens würde sonst nur das stetig lauernde Klischee bedient, dass der Bandname ganz bewusst gewählt worden ist. Während nicht weniger als 40 Minuten konnte der Opener des Abends somit einen würdigen Konzert-Beginn ausrich-ten.


Setlist: «Red Smoke» - «The Real Me» - «Incubus» - «Firefly» - «Alone In The Dark» - «Wonderful Creatures» - «Insomnia/Your Conscience».

Manticora
Immer wenn ich die Dänen live (als Support) gesehen habe, blieb danach ein stets grösseres Fragezeichen übrig! Das hat sicher auch etwas mit dem persönlichen Musikgeschmack zu tun, denn zu speediges, eindimensionales Geballer im Geiste der alten Helloween geht mir ziemlich schnell auf den Zeiger. Wenn die Mucke dann überdies, respektive der nötigen Härte wegen, mit einem thrashigen Kostüm überzogen wird, kommt meist nicht viel Gescheites dabei heraus. Da regiert schnell die Eintönigkeit und genau so kam es auch heute Abend wieder daher. Der beinharte und höchst aktive Einsatz von Sänger Lars Larsen vermag zwar dem Anspruch der Performance in diesem Genre zu genügen, aber wenn die Songs über wenig bis gar keinen Wiedererkennungswert verfügen, verpufft diese physische wie gesangliche Leistung ziemlich schnell. Dass Manticora es eigentlich auch anders, das heisst abwechslungsreicher könnten, ist zum Beispiel auf der 99er Scheibe «Roots Of Eternity» mit dem epischen Titel-Song oder dem balladesken «Felice» von «Darkness With Tales To Tell» (2001) dokumentiert. Gegenwärtig ist davon aber nicht viel zu sehen oder zu hören. Während knapp 45 Minuten wurde zwar bei einem wirklich guten Sound meist schnelles Material runter geholzt und kaum eine Verschnaufpause gewährt. Die Reaktionen der Fans fielen folglich ziemlich mager aus. Wäre die Fraktion der DragonForce Anhänger zugegen gewesen, hätte es womöglich anders ausgesehen. Wer sich mal die Mühe macht, und sich durch die bisherigen Alben der Dänen durchhört, wird durchaus auf Material stossen, das ohne Zweifel das Zeug hätte, was zu reissen. Hin und wieder schimmern, wie bei «The Old Barge» (wurde gespielt!) vom Album «Hyperion» (2002) beispielsweise Savatage mindestens teilweise durch oder fallen ruhige Parts wie bei «At The Keep» mehr als nur positiv auf. Irgendwas muss da definitiv schief gelaufen sein, denn Manticora sind nach über zehn Jahren im Geschäft trotz im Grunde tauglicher Songs nicht über den Support-Status hinaus gekommen und müssen sich immer noch als Anheizer verdingen. Dadurch ist es ihnen gar nicht oder kaum möglich, die ganze Bandbreite ihrer trotz allem interessanten Musik (dazu gehören noch die Alben «8 Deadly Sins» [2004] und die beiden Parts von «The Black Circus» von 2006/2007) aufzeigen zu können, was letztlich wirklich schade ist. Fazit: Es war abermals so, dass von diesem Auftritt praktisch nichts in Erinnerung blieb. Wie soll man da voran kommen? Die Pretty Maids machten es besser (Manticora coverten deren Classic «Future World») und Sonata Arctica wie DragonForce sind längst und uneinholbar davon gezogen.

Setlist: «Cantos» - «King Of The Absurd» - «Nowhere Land» - «Gypsies Dance 1» - «Gypsies Dance 2» - «The Old Barge» - «Shadows With Tales To Tell» (gemäss Angaben von www.metalsetlists.com - kann, muss aber nicht zwingend auf Pratteln zutreffen! rsl)

Circle II Circle
Nun war die Reihe am Headliner und ich war gespannt darauf, ob es auch diesmal wieder eine Show für die Geschichtsbücher absetzen würde. Denn egal, ob Sänger Zak Stevens im Z7 für Savatage oder Circle II Circle am Start war, eine schlechte Show mit dem charismatischen Frontmann habe ich bisher noch nie gesehen. Wie gross das Selbstvertrauen ins neue Material war, zeigten gleich die ersten vier Songs des Sets, die allesamt von «Delusions Of Grandeur» stammten! Vor der eigentlich enttäuschenden Kulisse von 200 - 250 Fans gings los wie die Feuerwehr und Bill Hudsen, der neue Klampfer setzte sich bereits prächtig in Szene. Obwohl vom Aussehen her jugendlich wirkend, hinterliessen zahl-reiche, grossflächige Tattoos und ein paar Pfündchen zuviel einen irgendwie abge-fuckten Eindruck. Das freilich hatte keinerlei Einfluss auf das Beherrschen seines Instrumentes, obwohl sein Vor-gänger Evan Christopher, da länger dabei, gefühlsmässig doch irgendwie fehlte. Kollege Andy Lee zockte derweil wie eh und je auf seinen 6 Saiten rum, wie man von ihm gewohnt ist. Und Zak? Der liess selbstverständlich nichts anbrennen und sorgte mit seinem unverwechselbaren Gesang für die richtige Stimmung. Und die entwickelte sich beim anwesenden Publikum prächtig. Warum man dann aber erstens ein in meinen Augen völlig unnötiges Drum-Solo und zweitens so früh brachte, verstand ich echt nicht. Dadurch verpuffte die zuvor geschaffene Aufmerk-samkeit und Anteilnahme im Nu! «Sea Of White» vom Debüt-Album «Watching In Silence» (2003) machte darauf wenigstens einiges wieder wett davon. Passend zum Auftritt war auch das schöne Backdrop und wie immer geniales Licht aus dem Hause. Nebst weiteren neuen Songs (!) wurde auch das 2006er-Album «Burden Of Truth» berücksichtigt, der Vorgänger «The Middle Of Nowhere» (2005) hingegen überhaupt nicht. Vor zwei hintereinander folgenden Akustik-Versionen als erste Zugaben ging der Hauptteil nach gerade mal 55 Minuten zu Ende. Wer sich bis hierhin gefragt hatte, wann denn die ersten Savatage-Klassiker auftauchen, sollte postwendend einen erleben, denn «If I Go Away» steht auf einer legendären Scheibe namens «Streets - A Rock Opera» (1991). Nur von Bassist Paul Michael Stewart auf dem Keyboard begleitet, lieferte Master Stevens, zusammen mit dem ebenfalls "stromlosen" «Watching In Silence» die ganze Bandbreite seines Könnens ab. Das konnte es aber noch nicht gewesen sein und natürlich kam jetzt der Moment, wo die musikalische Vergangenheit zur ersehnten Gegenwart wurde. Um das optisch zu unterstreichen, wurde (spontan?) ein mit einem Savatage-Shirt gekleideter Fan kurz auf die Bühne gebeten. Dieser sollte nun dem Hinterletzten klar machen, was Circle II Circle noch als Zückerchen auf dem Plan führten. «Nothing's Going On» leitete schliesslich die frenetisch umjubelte Sava Schluss-Triplette ein. Damit wurde einem, trotz Jon Oilva's Pain, wieder einmal schmerzlich in Erinnerung gerufen, was für eine Götterband dafür (respektive eigentlich für das «Transsiberian Orchestra») dafür geopfert wurde. Nach etwas über 80 Minuten war das heutige Gastspiel eher etwas früh zu Ende gegangen, wobei das Gezeigte bei gutem Sound ohne Zweifel überzeugen konnte, abgesehen von einer kleinen, technischen Panne mit Andy's Guitar-Amp und der für mich, bei den vergleichsweise wenigen Leuten, diesmal mit ungewöhnlich viel Zigaretten-Qualm geschwängerten Luft.

Setlist: «Fatal Warning» - «Dead Of Dawn» - «Forever» - «Waiting» - «Drum Solo» - «Sea Of White» - «Heal You» - «Echoes» - «Chase The Lies» - «Soulbreaker» - «Messiah» - «Revelations» - «So Many Reasons» -- «If I Go Away (acoustic)» - «Watching In Silence (acoustic)» - «Nothing's Going On» - «Taunting Cobras» - «Edge Of Thorns».