Vor zehn Jahren war der Name von Frontmann Zak Stevens noch
untrennbar mit Savatage verbunden. Dann trennten sich die Wege und
seither, also nach der Auflösung der Tampa-Kings Ende 2007, gibt es
neben Circle II Circle noch Jon Oliva’s Pain und ganz aktuell wird
Mastermind Jon Oliva bald seine allererste persönliche Solo-Scheibe
raus bringen. Dass Circle II Circle zu Beginn auf dem 2003er Debüt «Watching
In Silence» noch voll einen auf Savatage machten, lag
erwartungsgemäss darin, dass das Duo Oliva/Caffery noch Material
beisteuerte. Auch auf den folgenden Alben blieben die Wurzeln stets
erhalten, wobei sich mit der Zeit vom Songwriting her spürbar
Mittelmässigkeit breit machte. Die zündenden Ideen wurden zunehmend
Mangelware, was sicher auch mit dem leider nicht stabilen Lineup zu
tun hatte.
Gitarrist Matt LaPorte (R.I.P.), später auch mit Jon Oliva’s Pain
unterwegs, starb 2011 ja überraschend. Das stärkste Lineup (bis
2009/2010) war jedoch klar geprägt von Evan Christopher (g), Andy
Lee (g), Robert Drennan (g) und Mitch Stewart (b), wovon heute,
neben Zak, nur noch Letzterer übrig geblieben ist. Die Ankündigung
im Vorfeld, anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von «Edge Of
Thorns», den Savatage-Klassiker von 1993 am Stück durchzuspielen,
vermochte bloss etwas mehr als 100 Leutchen zu mobilisieren! Doch
davon liessen sich auch die beiden Supportbands aus Fronkreisch
nicht beirren und so zockte das ganze Billing sein Ding
professionell runter.
Eternal Flight
Wann gab es das im Z7 schon einmal, also ein französisches
Doppelpack als Support? Dazu fällt mir jetzt spontan nichts ein. Als
Opener des Abends waren Eternal Flight dran. Obwohl schon 2001
gegründet, hatte ich Gérard Fois (v, ac g, keys), Chris Snaeder (g),
Julien Racine (d),
Adrien Zoni (b) und Tophe Offredi (g) bisher
nicht wirklich wahr genommen. So liess ich deren Auftritt einfach
mal vorurteilslos über mich ergehen. Sie selber sehen sich in der
Melodic Power-Prog Metal Ecke, was zu Beginn durchaus attestiert
werden konnte. Die Band hinterliess von Anfang an einen an sich
recht tighten Eindruck, vor allem Schlagzeuger Julien Racine
beeindruckte mit filigranem und komplexem Spiel. Auch die beiden
Gitarristen liessen es ordentlich krachen und der gut hörbare Bass
rundete das positive instrumentale Gesamtbild erst mal wohltuend ab.
Die Songs stammten mehrheitlich vom letzten dritten Album «
Diminished Reality Elegies And MysterieS" (D.R.E.A.M.S.), das sich
unter anderem nach Primal Fear (mehr) und Threshold (weniger)
anhörte. Sänger Gérard Fois mühte sich dabei redlich ab und das
einzige störende Element waren die Keyboards ab Band. Nicht selten
hätte es die eigentlich gar nicht gebraucht. Was sich bei Eternal
Flight letztlich und trotz der handwerklichen Fähigkeiten jedoch
klar negativ bemerkbar machte, war die nicht zu überhörende
Durchschnittlichkeit der Songs insgesamt. Solche Bands gibt es halt
mittlerweile wie Sand am Meer und darum verwunderte es mich nicht
wirklich, das mir diese Truppe zuvor nicht bekannt war. Darum
zeichne ich die erfolgsmässige Zukunftsprognose der Franzosen eher
düster und so wird man leider kaum bis nie über den Status eines
ewigen Supports hinaus kommen.
Nightmare
Die zweite Gruppe des Abends, und wie oben schon erwähnt auch aus
Frankreich, nämlich Grenoble, stammend, gehört weitgehend in die
gleiche Kategorie wie ihre Vorgänger. Allerdings gibt es Nightmare
schon seit den 80ern, was sie zum einen mit einem gewissen
Kultfaktor ausstattet, andererseits jedoch nichts anderes bedeutet,
als dass der grosse Erfolg immer noch auf sich warten lässt. Einer
der Gründe dafür ist der mehrjährige, eigentlich epochale Break
zwischen 1985 und 1999! 1984, also vor fast drei Dekaden wurde das
Debüt «Waiting For A Twilight» und im Jahr darauf «Power Of The
Universe» veröffentlicht, worauf der Ofen dann bereits wieder aus
war. Wer sich das aktuelle Lineup zur Brust nimmt, stellt fest, dass
der heutige Frontmann Jo Amore damals noch Schlagzeug spielte! Ab
der dritten Scheibe, also dem Restart von 1999 und bis heute, spielt
wieder ein Mr. Amore Drums, nämlich sein Bruder David! Eine
weitere
Konstante ist Bassist Yves Campion, der von Anfang an dabei ist. Ein
Blick in meine Cardbox-Promos brachte nun hervor, dass dort «The
Dominion Gate» (2005) und «Insurrection» (2009) zu finden sind. Die
aktuelle Langrille «The Burden Of God» kam letztes Jahr heraus und
zerriss, wie die Vorgänger schon, keine nennenswerten Stricke. Das
liegt vor allem daran, dass man zwar technisch auf hohem Niveau
agiert, den Songs aber das entscheidende wie wichtige Quäntchen
fehlt, das den Unterschied zur zahlenmässig sehr grossen Konkurrenz
macht. Somit dümpelten auch Nightmare bei teils gedrosselteren Tempi
zu ihren Vorstreitern mehrheitlich ereignislos vor sich hin und die
zunehmende Affinität von Jo Amore für Ronnie James Dio (R.I.P.)
gipfelte letztlich in einer passablen, aber gleichzeitig unnötigen
Cover-Version von «Heaven And Hell». Dass hier die 2010 verstorbene
Metal-Ikone nur ansatzweise erreicht wurde, versteht sich von
selber. Beim spärlich aufmarschierten Publikum kamen die
Landeskollegen des Openers allerdings ebenso gut an und man gewährte
ihnen immerhin fünfzig Minuten Spielzeit, die aber trotzdem nicht
ausreichten, um echt beeindrucken zu können.
Setliste: «Intro» - «The Preacher» - «Sunrise In Hell» - «Wicked
White Demon» - «Eternal Winter» - «The Burden Of God» - «Children Of
The Nations» - «Cosmovision» - «The Gospel Of Judas» - «Crimson
Empire» - «Heaven And Hell».
Circle II Circle
Nun lag es am Headliner, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Warum
dieses Billing nur so wenige Leute ins Z7 zu locken vermochte, hat
wohl verschiedene Ursachen. Allem voran liegt sicher mal die
momentane Flut an Konzerten und dem damit verbundenen finanziellen
Aspekt hierzu, sowie dass der Auftritt nicht am Wochenende war.
Allerdings gilt dies für angesagte Bands nicht und das legt somit
den Schluss nahe, dass die guten oder besseren Zeiten von Circle II
Circle vorbei sind. Im diesem Umfeld, zu dem ja auch Jon Oliva’s
Pain gehören, würde nur eine fette Reunion von Savatage wirklich was
reissen, doch dies scheint unmöglicher denn je. Zak Stevens ist
jedoch Profi genug, dies weg zu stecken und einfach das Beste daraus
zu machen. Mit Sicherheit dürften Circle II Circle ob dem kleinen
Häufchen an gekommenen Fans überrascht gewesen sein, doch nun
konnten sie beweisen, ob sie vor 100 gleich wie vor 1000 Nasen Gas
geben. Zak
und seine Jungs liessen sich auf jeden Fall nichts
anmerken und versprühten von Anfang an gute Laune und Spielfreude.
Im Zentrum standen ja ruhmreiche Songs aus der Savatage-Ära und zwar
gleich das ganze Album «Edge Of Thorns» von 1993. Notabene dem
letzten, das mitunter noch von Criss Oliva (R.I.P.), dem
unvergessenen Bruder von Jon und genialen Gitarristen eingespielt
werden konnte. Nach dem Intro spielte Henning Wanner (Jaded Heart,
Ex-White Lion) die bekannte Piano-Melodie, die den Titeltrack
ankündigt. Früher entlockten den Fans von Savatage schon nur diese
ersten paar Klänge hellste Begeisterung, von der man heute Abend bis
auf ein paar Aufschreie nichts sah und hörte. Was für eine
Demütigung diesem Göttersong gegenüber und all dem, was danach noch
folgte. Das Durchspielen des Albums hätte man ins Zentrum des Sets
stellen und voraus zwei bis drei der besten alten Circle II Circle
Songs (der ersten Alben) wie «Out Of Reach», «Watching In Silence»
oder «In This Life» spielen sollen. So verschoss man das Pulver der
kultigen «Edge Of Thorns» Langrille weit unter ihrer Würde. Aus
diesem Grund kam der Auftritt aufgrund der falsch gewählten
Dramaturgie nie richtig in die Gänge, obwohl sich die Band bemühte
und weitgehend keine Schwächen zeigte.
Allen voran zeigte Gitarrist Bill Hudson, dass er nicht nur
auffällige Tattoos trägt, sondern ebenso coole Shredds und Leads
drauf hat. Einen guten Lauf hatte auch der wirbelige Bassist Mitch
Stewart, der sich immer wieder mal einen Schluck direkt aus der
Jägermeister-Flasche genehmigte. Hoffentlich gehört das nicht auf
der ganzen Tour zum wiederkehrenden Ritual. Auf seine Spielwiese
hatte dies freilich keine Auswirkung im negativen Sinne. Zak Stevens
liess derweil nichts anbrennen und meisterte, bis auf wenige
Momente, alles ziemlich weltmeisterlich. Auf der Setliste fanden
sich mit «Diamond Blade» und «Epiphany» noch zwei neue Songs der
aktuellen Scheibe, die mir wieder besser gefällt, als die letzten
zwei. Letzterer Track kommt in der Studio-Version schon auf neun
Minuten Spielzeit und beschwörte die gute alte Zeit mit Savatage
wieder herauf. Zum Schluss gab es noch eine Cover-Version von Iron
Maidens Alltime-Klassiker «The Trooper», wo Drummer Adam Sagan
seinen Stuhl für…, richtig…, Zak Stevens (!) räumen musste. Der
Frontmann, dessen Posten in dieser Zeit Tastenmann Henning Wanner
übernahm, setzte sich darauf ziemlich gekonnt in Szene und
bewies,
dass er dieses Instrument mehr als nur ganz ordentlich beherrscht.
Die Bilanz für Henning am Gesang fiel derweil nicht ganz so
überzeugend aus, aber unter dem Strich passte es und verlieh dem
ganzen Konzert doch noch den über weite Strecken vermissten gewissen
Kick, den ich zu Beginn weder sehen noch hören konnte. Mit knapp 100
Minuten dauerte das Ganze, umrahmt von typischem Z7-Licht und Sound
angemessen, aber, um es ein letztes Mal zu erwähnen, eine Headliner-Quote von rund einer Minute Musik pro Zuschauer ist
einfach sowas von erbärmlich an dieser Stelle und dies dürfte im
weiteren Verlauf der Tour mit Auftritten in Paris oder Madrid kaum
mehr so gewesen sein. Nach dem Konzert gaben sich die Musiker locker
wie fannah, kamen zum Merchstand und nahmen sich Zeit für die
begehrten Unterschriften und Erinnerungsfotos mit den wahren Fans
dieses Abends.
Setliste: «Intro» - «Edge Of Thorns» - «He Carves His Stone» - «Lights
Out» - «Skraggy's Tomb» - «Labyrinths/Follow Me/Exit Music» - «Degrees
Of Sanity» - «Conversation Piece» - «All That I Bleed» - «Damien» -
«Miles Away» - «Sleep» -- «Diamond Blade» - «Soul Breaker» - «Epiphany»
- «The Trooper».
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