Wenn es um Prog Metal aus Norwegen geht, der sich in unseren
Breitengraden, respektive innerhalb der Prog-Szene etabliert hat,
fällt eher der Name Pagan’s Mind als Circus Maximus. Dabei geht
vergessen, dass Letztere auch 2000 gegründet wurden und seither
immerhin drei gute Alben, nämlich «The 1st Chapter» (2005),
«Isolate» (2007) und «Nine» (2012) erschienen sind. Im Vorfeld des
vierten Release mit dem Titel «Havoc» beehrten Circus Maximus gemäss
unserem Archiv die Schweiz zum dritten Mal nach 2008 und 2013. Dass
dies vom Zuspruch im Rahmen des Mini-Z7 stattfinden musste,
entpuppte sich am Schluss jedoch überhaupt nicht als Nachteil! Mein
Hauptinteresse an diesem Auftritt der Band aus Oslo lag jedoch beim
Frontmann und Sänger Michael Eriksen, denn dieser hatte Ende 2011,
zusammen mit ein paar Kumpels, ein fantastisches Melodic Rock-Album
unter dem Bandnamen The Magnificent veröffentlicht und darauf
gezeigt, über was für eine obergeile Gesangsstimme er auch für
diesen Stil verfügt. Dieses Album, natürlich als Japan-Edition,
hatte ich dabei und das Ziel war, dass dort nach dem Konzert
Michaels Unterschrift auf dem Booklet verewigt ist!
Divided
Multitude
Als der Opener des heutigen Abends die Bühne des Mini-Z7 um 20.15
Uhr erklomm, verlor sich eine ziemlich kümmerlich anzusehende Anzahl
Fans vor der Bühne. Um den einleitenden Worten noch mehr Gewicht zu
verleihen, überrascht es an dieser Stelle nicht, dass Divided
Multitude ebenfalls aus Norwegen stammen und bezüglich des
Bekanntheitsgrades noch unter dem des Headliner liegen. Das ist umso
überraschender, als dass die Gruppe, man glaubt es kaum, seit 1995
besteht (!), und das aktuelle selbstbetitelte Werk letztes Jahr
nicht weniger als das 20. Bandjubiläum der Truppe aus Brekstad
markierte! In dieser Zeit sind insgesamt sechs Alben und zwei Demos
erschienen, wovon ich keinerlei Kenntnis habe, geschweige nachhaltig
was hängen geblieben ist. Somit dürften nur eingefleischte Progger
und Szenekenner ein müdes Lächeln für mich übrig haben. Wie dem auch
sei, die Jungs haben sich offensichtlich trotz einer achtjährigen
Tonträgerlücke zwischen 2002 und 2010 nie getrennt und begleiteten
nun ihre Landeskollegen. Wenn Circus Maximus trotz der Hammer-Show
von 2013 in der Galery heuer nur rund 150 Leute anlocken konnten,
standen die jetzt zu Beginn vielleicht erst zur Hälfte da. Da
mussten Divided Multitude nun halt durch und legten auf jeden Fall
motiviert los. Der Musikstil wird gemäss eigener Definition als Prog
Metal mit powermetallischen Elementen beschrieben und befindet
sich
in der irgendwo Schnittmenge von Dream Theater, Symphony X, den
frühen Ivanhoe und versetzt mit einem gelegentlichen Schuss
Nevermore. Das klingt auf dem Papier zunächst mal nicht schlecht,
aber das, was anschliessend auf der Bühne geboten wurde, vermochte
den Studioversionen nur schlecht bis gar nicht Paroli zu bieten. Das
lag zum einen am viel zu leisen und vor allem drucklosen Sound, und
zum anderen war die Leistung von Frontmann und Gitarrist Sindre
Antonsen zumindest heute Abend ungenügend. Wer allerdings Vocals im
Stil von Andy B. Franck (Brainstorm) zu seinen frühen Ivanhoe-Zeiten
auffährt, bewegt sich zwangsläufig auf einem ziemlich schmalen Grat,
wenn diese nicht lupenrein daher kommen. Wenn das Ganze dann noch
mit offensichtlichen Dissonanzen einher geht, ist leider nicht mehr
viel zu retten. So verkauften sich Divided Multitude deutlich unter
ihrem Wert, wenn man zum Beispiel die Studioversionen des aktuellen
Materials am Ohr hat. Dafür waren die Jungs allesamt bodenständig
wie sympathisch zugleich, und nebst gepflegtem Szene-Smalltalk
setzte es zum Schluss noch ein cooles Erinnerungsfoto (thanx to Dani
Strub!) mit der ganzen Band ab.
Setliste: «Intro/Closure» -
«Feed On Your Misery» - «How Many Tears» - «247» - «Depth» -
«Demise» - «What I See».
Circus Maximus
Da ich bei den bisherigen Schweizer Konzerten von Circus Maximus
nicht zugegen war, bedeutete der heutige Auftritt der Norweger somit
mein persönliches Debüt. Im Wissen um die grundsätzlichen Qualitäten
der bisherigen drei full lenght Alben schickte der unmittelbar
bevorstehende Release des vierten Langdrehers «Havoc» seinen
Schatten ebenso voraus. Allerdings hatte ich deren Sound in der
letzten Zeit nicht wirklich auf dem Radar und «Nine» gefiel mir bei
Weitem nicht so gut wie das Material der beiden Vorgänger. Könnte
aber auch gut sein, dass das Ganze live gewinnen würde, und darum
war ich schon mächtig gespannt darauf, was mich im Mini-Z7 erwarten
würde. Immerhin stand Frontmann Michael Eriksen durch sein Mitwirken
bei The Magnificent ziemlich weit oben in meiner Gunst, und ich
fragte mich bereits im Voraus, wie sich nun der Gesang von Michael,
zusammen mit seiner Hauptband, anhören wird. Diese berechtigte Frage
liess sich dann jedoch bald beantworten und zwar dahin gehend, dass
gewisse Ähnlichkeiten im Timbre der Stimme auszumachen waren. Wer
(wie ich) genau hinhörte, konnte das jedoch nicht auf Anhieb
erkennen. Nach einer Weile war das so oder nicht von Bedeutung, denn
die Mucke von Circus Maximus ist natürlich nicht mit der von The
Magnificent zu vergleichen, allerdings auch melodisch ausgerichtet.
Wenn man das Songmaterial einer Band trotz drei von vier
vorhandenen
Tonträgern allerdings nicht präsent hat und fast die Hälfte des Sets
mit nagelneuen Songs versehen ist, die noch nicht mal unter die
Leute gekommen sind, wird es mit kollektiven Begeisterungsstürmen
etwas schwierig. Gleichzeitig bietet sich einem die nicht immer
gegebene Chance, neues Material direkt live serviert zu bekommen.
Diese Ehre kam «The Weight» und dem nachfolgenden Epos «Highest
Bitter» zuteil, wobei Ersterer gar etwas in die Richtung von The
Magnificent ging. Das über zehnminütige «Architect Fo Fortune» (vom
Vorgänger-Album «Nine» zeigte dann mit schönen Laut- und Leiseparts,
was eben die Essenz von Prog Metal ausmacht und bei Circus Maximus
kommt das Ganze dabei relativ kantig, sprich nicht glattpoliert
daher. Dazu gehört neben der exzellenten Instrumentierung eben auch
der glasklare Gesang von Erik, der dem seines Szene-Kollegen James
LaBrie (Dream Theater) in Nichts nachsteht. Da, wie bei beim älteren
Track «Arrival Of Love», auch hardrockige Vibes mit ordentlich
Schmackes vorgetragen werden, wird stets für ausreichend Abwechslung
gesorgt. Dass diese knackige Mucke nicht nur auf kleinen Bühnen
funktioniert, zeigen die Aufnahmen vom Loudpark-Festival in Japan
aus dem Jahre 2012 deutlich. Definitiv eine coole Truppe, die das
nächste Mal deutlich mehr Leute und die grosse Bühne verdient. Und
ja…, nebst der komplett signierten Setliste prangt nun die
gewünschte Unterschrift von Herrn Eriksen natürlich auch im Booklet
von The Magnificent Ich würde sagen, das ist ziemlich magnificent!
Setliste: «Apes/Forging (Intro)» - «Namaste» - «The One» - «The
Weight» - «Highest Bitter» - «Architect Of Fortune» - «Arrival Of
Love» - «Loved Ones» - «Sin» - «Havoc» - «Pages» - «AbyssI Am» --
«Chivalry» - «Game of Life».
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