Livereview: Circus Maximus - Divided Multitude

10. März 2016, Pratteln – Mini-Z7
By Rockslave
Wenn es um Prog Metal aus Norwegen geht, der sich in unseren Breitengraden, respektive innerhalb der Prog-Szene etabliert hat, fällt eher der Name Pagan’s Mind als Circus Maximus. Dabei geht vergessen, dass Letztere auch 2000 gegründet wurden und seither immerhin drei gute Alben, nämlich «The 1st Chapter» (2005), «Isolate» (2007) und «Nine» (2012) erschienen sind. Im Vorfeld des vierten Release mit dem Titel «Havoc» beehrten Circus Maximus gemäss unserem Archiv die Schweiz zum dritten Mal nach 2008 und 2013. Dass dies vom Zuspruch im Rahmen des Mini-Z7 stattfinden musste, entpuppte sich am Schluss jedoch überhaupt nicht als Nachteil! Mein Hauptinteresse an diesem Auftritt der Band aus Oslo lag jedoch beim Frontmann und Sänger Michael Eriksen, denn dieser hatte Ende 2011, zusammen mit ein paar Kumpels, ein fantastisches Melodic Rock-Album unter dem Bandnamen The Magnificent veröffentlicht und darauf gezeigt, über was für eine obergeile Gesangsstimme er auch für diesen Stil verfügt. Dieses Album, natürlich als Japan-Edition, hatte ich dabei und das Ziel war, dass dort nach dem Konzert Michaels Unterschrift auf dem Booklet verewigt ist!

Divided Multitude

Als der Opener des heutigen Abends die Bühne des Mini-Z7 um 20.15 Uhr erklomm, verlor sich eine ziemlich kümmerlich anzusehende Anzahl Fans vor der Bühne. Um den einleitenden Worten noch mehr Gewicht zu verleihen, überrascht es an dieser Stelle nicht, dass Divided Multitude ebenfalls aus Norwegen stammen und bezüglich des Bekanntheitsgrades noch unter dem des Headliner liegen. Das ist umso überraschender, als dass die Gruppe, man glaubt es kaum, seit 1995 besteht (!), und das aktuelle selbstbetitelte Werk letztes Jahr nicht weniger als das 20. Bandjubiläum der Truppe aus Brekstad markierte! In dieser Zeit sind insgesamt sechs Alben und zwei Demos erschienen, wovon ich keinerlei Kenntnis habe, geschweige nachhaltig was hängen geblieben ist. Somit dürften nur eingefleischte Progger und Szenekenner ein müdes Lächeln für mich übrig haben. Wie dem auch sei, die Jungs haben sich offensichtlich trotz einer achtjährigen Tonträgerlücke zwischen 2002 und 2010 nie getrennt und begleiteten nun ihre Landeskollegen. Wenn Circus Maximus trotz der Hammer-Show von 2013 in der Galery heuer nur rund 150 Leute anlocken konnten, standen die jetzt zu Beginn vielleicht erst zur Hälfte da. Da mussten Divided Multitude nun halt durch und legten auf jeden Fall motiviert los. Der Musikstil wird gemäss eigener Definition als Prog Metal mit powermetallischen Elementen beschrieben und befindet sich in der irgendwo Schnittmenge von Dream Theater, Symphony X, den frühen Ivanhoe und versetzt mit einem gelegentlichen Schuss Nevermore. Das klingt auf dem Papier zunächst mal nicht schlecht, aber das, was anschliessend auf der Bühne geboten wurde, vermochte den Studioversionen nur schlecht bis gar nicht Paroli zu bieten. Das lag zum einen am viel zu leisen und vor allem drucklosen Sound, und zum anderen war die Leistung von Frontmann und Gitarrist Sindre Antonsen zumindest heute Abend ungenügend. Wer allerdings Vocals im Stil von Andy B. Franck (Brainstorm) zu seinen frühen Ivanhoe-Zeiten auffährt, bewegt sich zwangsläufig auf einem ziemlich schmalen Grat, wenn diese nicht lupenrein daher kommen. Wenn das Ganze dann noch mit offensichtlichen Dissonanzen einher geht, ist leider nicht mehr viel zu retten. So verkauften sich Divided Multitude deutlich unter ihrem Wert, wenn man zum Beispiel die Studioversionen des aktuellen Materials am Ohr hat. Dafür waren die Jungs allesamt bodenständig wie sympathisch zugleich, und nebst gepflegtem Szene-Smalltalk setzte es zum Schluss noch ein cooles Erinnerungsfoto (thanx to Dani Strub!) mit der ganzen Band ab.

Setliste: «Intro/Closure» - «Feed On Your Misery» - «How Many Tears» - «247» - «Depth» - «Demise» - «What I See».


Circus Maximus
Da ich bei den bisherigen Schweizer Konzerten von Circus Maximus nicht zugegen war, bedeutete der heutige Auftritt der Norweger somit mein persönliches Debüt. Im Wissen um die grundsätzlichen Qualitäten der bisherigen drei full lenght Alben schickte der unmittelbar bevorstehende Release des vierten Langdrehers «Havoc» seinen Schatten ebenso voraus. Allerdings hatte ich deren Sound in der letzten Zeit nicht wirklich auf dem Radar und «Nine» gefiel mir bei Weitem nicht so gut wie das Material der beiden Vorgänger. Könnte aber auch gut sein, dass das Ganze live gewinnen würde, und darum war ich schon mächtig gespannt darauf, was mich im Mini-Z7 erwarten würde. Immerhin stand Frontmann Michael Eriksen durch sein Mitwirken bei The Magnificent ziemlich weit oben in meiner Gunst, und ich fragte mich bereits im Voraus, wie sich nun der Gesang von Michael, zusammen mit seiner Hauptband, anhören wird. Diese berechtigte Frage liess sich dann jedoch bald beantworten und zwar dahin gehend, dass gewisse Ähnlichkeiten im Timbre der Stimme auszumachen waren. Wer (wie ich) genau hinhörte, konnte das jedoch nicht auf Anhieb erkennen. Nach einer Weile war das so oder nicht von Bedeutung, denn die Mucke von Circus Maximus ist natürlich nicht mit der von The Magnificent zu vergleichen, allerdings auch melodisch ausgerichtet. Wenn man das Songmaterial einer Band trotz drei von vier vorhandenen Tonträgern allerdings nicht präsent hat und fast die Hälfte des Sets mit nagelneuen Songs versehen ist, die noch nicht mal unter die Leute gekommen sind, wird es mit kollektiven Begeisterungsstürmen etwas schwierig. Gleichzeitig bietet sich einem die nicht immer gegebene Chance, neues Material direkt live serviert zu bekommen. Diese Ehre kam «The Weight» und dem nachfolgenden Epos «Highest Bitter» zuteil, wobei Ersterer gar etwas in die Richtung von The Magnificent ging. Das über zehnminütige «Architect Fo Fortune» (vom Vorgänger-Album «Nine» zeigte dann mit schönen Laut- und Leiseparts, was eben die Essenz von Prog Metal ausmacht und bei Circus Maximus kommt das Ganze dabei relativ kantig, sprich nicht glattpoliert daher. Dazu gehört neben der exzellenten Instrumentierung eben auch der glasklare Gesang von Erik, der dem seines Szene-Kollegen James LaBrie (Dream Theater) in Nichts nachsteht. Da, wie bei beim älteren Track «Arrival Of Love», auch hardrockige Vibes mit ordentlich Schmackes vorgetragen werden, wird stets für ausreichend Abwechslung gesorgt. Dass diese knackige Mucke nicht nur auf kleinen Bühnen funktioniert, zeigen die Aufnahmen vom Loudpark-Festival in Japan aus dem Jahre 2012 deutlich. Definitiv eine coole Truppe, die das nächste Mal deutlich mehr Leute und die grosse Bühne verdient. Und ja…, nebst der komplett signierten Setliste prangt nun die gewünschte Unterschrift von Herrn Eriksen natürlich auch im Booklet von The Magnificent Ich würde sagen, das ist ziemlich magnificent!

Setliste: «Apes/Forging (Intro)» - «Namaste» - «The One» - «The Weight» - «Highest Bitter» - «Architect Of Fortune» - «Arrival Of Love» - «Loved Ones» - «Sin» - «Havoc» - «Pages» - «AbyssI Am» -- «Chivalry» - «Game of Life».