Die schwedischen
Crossover Götter Clawfinger, live in Zürich , waren bestimmt die beste Alternative zu
den Fasnachtsfesten, die im Moment Wochenende für Wochenende die Leute mittels Bier und
Alcopops zum unfreiwilligen Leeren ihrer Mägen bringen. Was ja im X-Tra sowieso
unmöglich ist, denn wer lässt sich schon abfüllen, wenn ein Bier (0.5l) zehn Franken
kostet? Eben..., wie dem auch sei, der Laden war voll und nur 500 Tickets wurden nicht
verkauft. Nun kämpfte ich mich also frisch aufgewärmt in die erste Reihe und genoss die
Show.
Calm Chaos
Um 19.45 Uhr wurde der MTV-Krach, der aus den Boxen schoss, leiser und sechs kurlige
Schweden betraten die Bretter. Alle, ausser Sänger Patric, in weissen Chefkoch Uniformen
war ein geiler Anblick. Keine Band hätte einen besseren Konzertauftakt hingelegt,
als diese durchgeknallten Gestalten. Ihre Nu Metal und Crossover Akrobatik kam beim
relativ jungen Publikum bestens an, einigen schwirrte sogar der Text in den Hirnwindungen,
was sie folglich zum Mitsingen anregte. Den Knalltüten auf der Bühne reichte, zu meinem
grossen Erstaunen, ein Bassist nicht! Nein, es musste noch ein zweiter Viersaiten-Zupfer
in die Band. Der Sinn und Zweck davon erreichte meine Ohren leider nicht, aber es war
allemal ein schönes wie unübliches Bild. Wo wir gerade bei "schönen" Bildern
sind sagt Euch der Name Angus Young etwas? Tatsächlich? Nun, in dem Fall hättet
ihr Euch die Augen gerieben in Zürich, da der Leadgitarrist der nordischen Chaos-Truppe
ein glattes Double des eben Erwähnten war. Einzig die Haarfarbe unterschied noch zwischen
ihm und dem Original, Verhalten und Frisur stimmten nämlich überein. Das Publikum war
nun also nach guten dreissig Minuten auf Temperatur gebracht, deshalb Bühne frei für die
Götter.
Clawfinger
Nun schlug es 20.30 Uhr und ich bekam keine Luft mehr. Ja, Ihr ahnt schon warum, und Ihr
solltet Recht behalten. Allen voran Sänger Zack, stolzierten fünf Skandinavier im
Gänsemarsch auf die Bühne und liessen es sogleich auf schwedische Art
krachen. Mit "What we've got" nahm der Crossover-Sturm seinen Anfang und brachte
die Stahlträger zum Glühen. Nach guten fünf Minuten hatte mein Brustkorb nur noch die
Breite einer Pizzaschachtel, der Druck der Menschen hinter mir war gigantisch. Der
Bass-Propeller André wirbelte im Kreis herum, wobei er, gleichzeitig wie vom Affen
gebissen, mit dem Kopf rotierte und dazu an seiner Bassgitarre rum zupfte. Die
aufmerksamen Sicherheitsleute verteilten regelmässig Wasser an diejenigen, die sich nur
noch mit Mühe und Not auf den Beinen halten konnten, denn der Druck liess nicht nach.
Gelegentliche Sprünge ins Publikum liess sich Zack auch nicht nehmen, sehr zur Freude der
Fans. Die fünf Energiekanonen auf der Bühne hatten die Meute total unter Kontrolle, es
wurde mitgesungen, bis die Kehlköpfe platzten. Eine kurze Pause wurde uns erst gegönnt,
als sich Zack spontan in ein T-Shirt zwängte, das ihm ein Fan zugeworfen hatte. Danach
wurde der Gig mit dem Song "Right to rape" fortgesetzt und damit wieder einmal
ein ernstes Thema angesprochen, einfach mit einem geilen Groove unterlegt. Mittlerweile
herrschte eine Temperatur von "circa 598°C" in dem vollen Lokal, doch das störte Niemanden bei dieser zum Abspritzen geilen Show.
Riesen Unterhaltungswert lieferte auch Keyboarder Jocke, der, wenn er gerade nichts zu tun
hatte, wild umher rannte und mit seiner Digitalkamera ein wenig das Publikum knipste.
Gegen 22.00 Uhr schwand die Power von beiden Seiten und der Schlusstakt wurde
eingeläutet. Vier Zugaben später bedankten sich Clawfinger noch von ganzem Herzen, bevor
die Jungs hinter dem Vorhang verschwanden. Fast zwei Stunden geballte Crossover Power, die
sich soundtechnisch wie showmässig auf alle Fälle gelohnt haben.
Set-Liste: "What we've got", "Hate youself with style", "Two
sides", "Recipe for hate", "World domination", "Dirty
lies", "Money, power, glory", "Nothing going on",
"Breakout", "Catch me", "Rosegrove", "Nigger",
"Right to rape", "Burn in hell", "Biggest & the best",
"Without a case", "Tomorrow", "The truth", "Do what I
say".
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