Das Schaffen der amerikanischen Aggrotech\Industrial-Band
Combichrist neben der Dark-Electro-Grösse Hocico und dem
superprogressiven Future-Pop-Projekt Assemblage 23 wird wegen ihres
Gemisches aus Aggressivität und hinreissender Tanzbarkeit von einer
bestimmten Fangemeinde sehr
geschätzt. Ausserdem sind manche
Aussagen des Sängers Andy LaPlegua sowohl auf den Punkt gebracht wie
auch generell zutreffend, wie beispielsweise Politikmanipulation,
Drogensucht und schwierige soziale Verhältnisse, die er durch
geniale Kombination von vollem Ernst und treffenden Witzen in seinen
Liedern erläutert. Der Norweger Andy LaPlegua, dessen musikalisches
Talent man ihm nicht absprechen kann, besitzt auch die besondere
Fähigkeit, hervorragende Musiker um sich zu scharen. Zum Beispiel
machte bei der letzten Single ein nicht ganz unbekannter Gitarrist
Wes Borland, der mit solchen Bands wie Marilyn Manson und Limp
Bizkit zu tun hatte, mit. Im Rahmen der aktuellen Tournee trat
Gitarrist Abbey Nex – Ex-Teilnehmer des extremen Projektes Psyclon
Nine - der Band bei. Aber schon beim Auftritt wurde allen klar, dass
absolut jeder auf eigene Weise auffällt und eine grosse Rolle in der
Show spielte. Zum Aufwärmen brachte das britisch-deutsche
Dark-Electro/(Harsh) EBM-Projekt V2A ihre Songs zum Besten.
V2A
Der Auftritt dieser Band fing pünktlich - genau um 20:00 Uhr abends
- an. Man muss zugeben, dass der Club Plaza dank seiner gemütlichen
Innenraum-Gestaltung und guter Akustik einen guten Eindruck beim
Besucher hinterlässt. Er ist nicht gross, und in den kleinen Räumen
ist die Akustik sehr gut, jeder einzelne Sound hallte in ganzem Raum
perfekt wieder. V2A brachten das Publikum in Fahrt und heizten
ordentlich für den Main Act vor, auch boten sie gewisse
Showelemente, welche die Atmosphäre unterstrichen. Beispielsweise
blieben die Musiker während des Intros mit Fahnen, auf denen das
V2A-Logo zu sehen war, still stehen. Sänger Kevin Stewart und
seine Kollegin Ines Lehman schlenkerten mit Holzkreuzen und kreuzten die
Hände wie beim Gebet während des antireligiösen Liedes «Jesus Loves
You». Zum Schluss benutzte Kevin eine Lasertaschenlampe als
Jedi-Schwert und fuchtelte damit vor sich in der Luft herum. Der
Drummer mit Dreadlocks und mit einer Maske trommelte rhythmisch, der
Keyboarder hatte eine Lackhose an und einen Irokesen-Haarschnitt. Im
Vergleich zum Anfang, als die meisten Zuschauer schüchtern ganz weit
vor der Bühne weg standen, begannen sie zum Schluss zu tanzen, besonders
während des rhythmischen Liedes «Electro Whore»…
Combichrist liessen nicht auf sich warten. Als Intro diente
der Instrumentalsong «Declamation» aus dem letzten Album «Making
Monsters». Zu dieser Musik kam der Ideengeber der Gruppe - Аndy
LaPlegua - hüpfend auf die Bühne. LaPlegua bewegte sich sehr sanft
und man merkte, dass er einen Lauf hatte, denn er tigerte ruhelos
auf der Bühne herum, immer vor den Kameraobjektiven davon rennend,
wandte sich an das Publikum, drückte die Hände der Zuschauer, die in
der ersten Reihe standen, machte Faxen mit verdrehten Augen und
offenem Mund. Von Anfang an tauchten auf der Bühne Z Marr auf,
welcher das doppelstöckige Keyboard in Beschlag nahm, sowie Shaun Frandsen,
der zu einem der Schlagzeuge (es standen zwei davon auf der Bühne)
ging. Erst nach dem ersten Lied stürmte Trommler Joe Letz auf die
Bühne. Gerade sein hervorragendes Geprassel machte die Musik von
Combichrist zum Meisterwerk. Joe verhielt sich frech und locker, von
Zeit zu Zeit sprang er von seinem Platz auf und jonglierte mit
seinen Drumsticks. Am Ende des Auftritts fing er an, ständig seine
grosse Trommel umzustürzen, und während der Zugabe zerfetzte er sie
im wahrsten Sinne des Wortes, riss das Trommelfell mit der
Aufschrift "FUCK" heraus und warf es zu den Fans runten. Aber das,
was bei der Zugabe passierte, überstieg alle Erwartungen: Die Band machte
Zicken! Die Musiker sprangen von ihren Plätzen auf und begannen,
Instrumente von einem Platz zum anderen zu schleppen. Z Marr
schaukelte sein Tasteninstrument fast bis zum Boden, Shaun stellte
sein Schallbecken an den Bühnenrand, auf dass alle Willigen darauf trommeln
konnten. Abbey sass auf der Trommel mit der besagten Anschrift "FUCK", deren
Membran letztendlich zerrissen wurde. Eine enthusiastische, weil
emotionale und engagierte Show!
Setliste: «Intruder Alert» - «Are You Connected?» - «Blut Royale» - «Deathbed» -
«Get Your Body Beat» - «Electrohead» - «Shut Up And Swallow» - «Fuck
That Shit» - «Get Out Of My Head» - «Scarred» - «Just Like Me» - «Follow
The Trail Of Blood» - «Throat Full Of Glass» -- Zugaben: «Rain Of Blood» -
«Sent To Destroy» - «Never Surrender» - «WTF».
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