Livereview: Combichrist - V2A

08. Juli 2012, Zürich - Plaza
By Natalia N.
Das Schaffen der amerikanischen Aggrotech\Industrial-Band Combichrist neben der Dark-Electro-Grösse Hocico und dem superprogressiven Future-Pop-Projekt Assemblage 23 wird wegen ihres Gemisches aus Aggressivität und hinreissender Tanzbarkeit von einer bestimmten Fangemeinde sehr geschätzt. Ausserdem sind manche Aussagen des Sängers Andy LaPlegua sowohl auf den Punkt gebracht wie auch generell zutreffend, wie beispielsweise Politikmanipulation, Drogensucht und schwierige soziale Verhältnisse, die er durch geniale Kombination von vollem Ernst und treffenden Witzen in seinen Liedern erläutert. Der Norweger Andy LaPlegua, dessen musikalisches Talent man ihm nicht absprechen kann, besitzt auch die besondere Fähigkeit, hervorragende Musiker um sich zu scharen. Zum Beispiel machte bei der letzten Single ein nicht ganz unbekannter Gitarrist Wes Borland, der mit solchen Bands wie Marilyn Manson und Limp Bizkit zu tun hatte, mit. Im Rahmen der aktuellen Tournee trat Gitarrist Abbey Nex – Ex-Teilnehmer des extremen Projektes Psyclon Nine - der Band bei. Aber schon beim Auftritt wurde allen klar, dass absolut jeder auf eigene Weise auffällt und eine grosse Rolle in der Show spielte. Zum Aufwärmen brachte das britisch-deutsche Dark-Electro/(Harsh) EBM-Projekt V2A ihre Songs zum Besten.


V2A

Der Auftritt dieser Band fing pünktlich - genau um 20:00 Uhr abends - an. Man muss zugeben, dass der Club Plaza dank seiner gemütlichen Innenraum-Gestaltung und guter Akustik einen guten Eindruck beim Besucher hinterlässt. Er ist nicht gross, und in den kleinen Räumen ist die Akustik sehr gut, jeder einzelne Sound hallte in ganzem Raum perfekt wieder. V2A brachten das Publikum in Fahrt und heizten ordentlich für den Main Act vor, auch boten sie gewisse Showelemente, welche die Atmosphäre unterstrichen. Beispielsweise blieben die Musiker während des Intros mit Fahnen, auf denen das V2A-Logo zu sehen war, still stehen. Sänger Kevin Stewart und seine Kollegin Ines Lehman schlenkerten mit Holzkreuzen und kreuzten die Hände wie beim Gebet während des antireligiösen Liedes «Jesus Loves You». Zum Schluss benutzte Kevin eine Lasertaschenlampe als Jedi-Schwert und fuchtelte damit vor sich in der Luft herum. Der Drummer mit Dreadlocks und mit einer Maske trommelte rhythmisch, der Keyboarder hatte eine Lackhose an und einen Irokesen-Haarschnitt. Im Vergleich zum Anfang, als die meisten Zuschauer schüchtern ganz weit vor der Bühne weg standen, begannen sie zum Schluss zu tanzen, besonders während des rhythmischen Liedes «Electro Whore»…

Combichrist liessen nicht auf sich warten. Als Intro diente der Instrumentalsong  «Declamation» aus dem letzten Album «Making Monsters». Zu dieser Musik kam der Ideengeber der Gruppe - Аndy LaPlegua - hüpfend auf die Bühne. LaPlegua bewegte sich sehr sanft und man merkte, dass er einen Lauf hatte, denn er tigerte ruhelos auf der Bühne herum, immer vor den Kameraobjektiven  davon rennend, wandte sich an das Publikum, drückte die Hände der Zuschauer, die in der ersten Reihe standen, machte Faxen mit verdrehten Augen und offenem Mund. Von Anfang an tauchten auf der Bühne Z Marr auf, welcher das doppelstöckige Keyboard in Beschlag nahm, sowie Shaun Frandsen, der zu einem der Schlagzeuge (es standen zwei davon auf der Bühne) ging. Erst nach dem ersten Lied stürmte Trommler Joe Letz auf die Bühne. Gerade sein hervorragendes Geprassel machte die Musik von Combichrist zum Meisterwerk. Joe verhielt sich frech und locker, von Zeit zu Zeit sprang er von seinem Platz auf und jonglierte mit seinen Drumsticks. Am Ende des Auftritts fing er an, ständig seine grosse Trommel umzustürzen, und während der Zugabe zerfetzte er sie im wahrsten Sinne des Wortes, riss das Trommelfell mit der Aufschrift "FUCK" heraus und warf es zu den Fans runten. Aber das, was bei der Zugabe passierte, überstieg alle Erwartungen: Die Band machte Zicken! Die Musiker sprangen von ihren Plätzen auf und begannen, Instrumente von einem Platz zum anderen zu schleppen. Z Marr schaukelte sein Tasteninstrument fast bis zum Boden, Shaun stellte sein Schallbecken an den Bühnenrand, auf dass alle Willigen darauf trommeln konnten. Abbey sass auf der Trommel mit der besagten Anschrift "FUCK", deren Membran letztendlich zerrissen wurde. Eine enthusiastische, weil emotionale und engagierte Show!

Setliste: «Intruder Alert» - «Are You Connected?» - «Blut Royale» - «Deathbed» - «Get Your Body Beat» - «Electrohead» - «Shut Up And Swallow» - «Fuck That Shit» - «Get Out Of My Head» - «Scarred» - «Just Like Me» - «Follow The Trail Of Blood» - «Throat Full Of Glass» -- Zugaben: «Rain Of Blood» - «Sent To Destroy» - «Never Surrender» - «WTF».