Ich hätte echt nicht gedacht, meine aktuelle
Lieblingsband noch dieses Jahr als Headliner live auf der Bühne
erleben zu können, und das erst noch "zu Hause"! Der spontane
Einsatz in Balingen am diesjährigen BYH!!!-Festival war für mich
zwar schon eines der Konzert-Highlights des Jahres, obwohl die
grosse Bühne für den Communic-Sound gewisse Einbussen brachte.
Dieser Umstand war natürlich in einer viel kleineren Halle nicht
gegeben und deshalb war ich schon mächtig gespannt, wie sich das
Ganze im Z7 anhören würde. Trotz den ersten zwei superben Alben "Conspiracy
In Mind" (2005) und dem neuen Knaller "Waves Of Visual Decay" sowie
den euphorischen Reaktionen der grossen Metal-Presse, sind die
Norweger bezüglich der Gunst von vielen Fans noch lange nicht am
Ziel. Darum war zu erwarten, dass sich an diesem Montag Abend in der
Halle sicher niemand auf die Füsse treten wird. So kam es denn auch,
dass vielleicht etwa 150 Fans zugegen waren, wovon, wie sich später
noch heraus stellen sollte, ein guter Teil davon nur wegen Scar
Symmetry gekommen war! (Rsl)
Scar Symmetry
Es waren in der Tat die eben angesprochenen Fans, die Scar Symmetry
einen mehr als warmen Empfang bescherten, als diese auf die Bühne
kamen. Und kaum hatte das Konzert nach dem Intro mit dem Opener "Calculate
the Apocalypse", einem neuen Track, angefangen, konnte man schon
reichlich fliegende Matten ausmachen. Obwohl die Schweden immer
wieder mit Soilwork verglichen wurden und noch werden, konnten Scar
Symmetry mit ihrem neuen Album "Pitch Black Progress" neue Akzente
setzen. Sei das zum einen in der musikalischen Bandbreite und/oder
zum anderen dem in dieser Stilschiene eher unüblich variablen Gesang
von Christian Älvestam. Nebst der genretypischen Grunzerei waren
immer wieder mal cleane Passagen zu vernehmen, was das häufige
Einerlei dieser Stilschiene wohltuend ergänzte. Dabei kam mir
spontan Dan Swanö (Edge Of Sanity) in den Sinn, dessen geiles 98er
Solowerk "Moontower" bis heute keinen gleichwertigen Nachahmer
gefunden hat. Die Gitarrenfront mit Jonas Kjellgren und Per Nilsson
liess es derweil ordentlich krachen auf der Bühne, obwohl der
Gesamtsound bei den Double-Bass Drum Passagen wie bei "Abstracted"
mitunter etwas breiig daher kam. Nichtsdestotrotz kam die Mucke bei
den Fans gut, ja sehr gut an und die Ansagen von Mr. Älvestam fanden
ein lautes Echo. Musikalisch bot man einen guten Querschnitt der
beiden bisherigen Alben. Ein Blick auf die Uhr zeigte bald einmal,
dass Scar Symmetry ein echter Special Guest auf dieser Tour waren
und deshalb fast eine gute Stunde lang als würdiger Anheizer
fungieren durften. Mich selber berührte die Performance zwar nicht
sonderlich, aber der laute Schlussapplaus machte klar, dass die
entsprechende Fan-Basis da ist und ohne Zweifel noch erweitert
werden konnte.
Set-Liste: (ohne Gewähr!): "Intro", "Calculate The Apocalypse", "Slaves
To The Subliminal", "Chaosweaver", "Abstracted", "Mind Machine", "Reborn",
"Underneath The Surface", "Retaliator", "Obscure Alliance", "The
Illusionis"t & "Encore".
Communic
Meine Befürchtung, dass sich womöglich weniger Fans für den
Headliner interessieren würden, traf dann tatsächlich ein. Gut ein
Drittel der Leute war gegangen, als die sympathischen Norweger die
Bühne betraten und mit den ersten Takten zeigten, dass dies ein
kapitaler Fehler war! Nach einem kurzen Intro ging es mit "Frozen
Asleep In The Park" wuchtig los. Der Sound kam, wie erwartet, eine
ganze Ecke wuchtiger daher und vor allem Oddleif's Gitarre war jetzt
nicht zu überhören. Messerscharf kam sie aus der PA geschossen und
vermengte sich opitmal mit der Stimme, die an diesem Abend topfit zu
sein schien. Dass dabei auf der Bühne zu Beginn des Konzertes
bedeutend mehr Action als davor auszumachen war, lag nahe, besserte
sich aber zunehmend. Communic sind nun mal nicht eine Band, die 15 -
18 Songs à drei bis vier Minuten Länge runter spult, sondern sich im
Bereich zwischen sieben und zehn (!) bewegt. Ein etwas vereinfachter
Vergleich wäre Nevermore, die jetzt einen auf Prog machen. Das ist
freilich zu oberflächlich beschrieben, denn was die Norweger da
kreiert haben, ist einfach Metal auf höchstem Niveau. "Communication
Sublime" vom Debüt war kaum verklungen, da bahnte sich "Under A
Luminous Sky", der Opener von "Waves of..." seinen Weg durch die
Trommelfelle und Hirnwindungen. Kaum aus dem Foto-Graben wieder
draussen, stimmte das Trio aus dem hohen Norden eben diesen
Titelsong an und dann gab's es kein Halten mehr: Ohren-Pfropfen raus
und einfach nur noch bangen, bis die Schwarte kracht. Wenn auch
nicht für alle MF-Members nachvollziehbar, aber der "Sleive of Rock"
befand sich kurz vor der Erleuchtung. Für das nächste Konzert wird
noch der Text auswendig gelernt, dann wird's noch heftiger! Der
gleichen Meinung waren mindestens die ersten zwei Reihen auch, wo
man einige wehende Matten ausmachen konnte. Da die langen Songs mit
vielen Tempi- und Stimmungswechseln gespickt waren, stand man
zwischendurch
wie angewurzelt da und lauschte ergriffen der Darbietung. Der
Bühnenaufbau war schlicht, einzig zwei längliche Tücher mit dem
Cover-Motiv von "Waves of...", die links und rechts vom Drum-Kit
standen, standen da. Den Rest besorgten weitere Kracher wie "Fooled
By The Serpent" und "Conspiracy In Mind". Danach, das heisst nach
etwas mehr einer Stunde, verliessen Communic zum ersten Mal die
Bühne. Zur grossen Freude meinerseits (und anderen auch!) kamen sie
aber nochmals zurück und kündigten einen "special song, especially
for you!" an: "They Feed On Our Fear" vom Debüt und satte zehn
Minunten lang! Schweissgebadet und ordentlich geplättet schritt ich
dann nach diesen knappen 75 Minuten von dannen und musste mich
zuerst wieder sammeln. Dieser Gig war einfach nur hammergeil
gewesen, und jeder, der sich das hat entgehen lassen, sollte sich
kräftigst in den Arsch beissen! Es bleibt zu hoffen, dass sich diese
Ausnahme-Combo weiterhin und noch möglichst lange auf diesem Niveau
halten kann und der Metal-Welt noch mehr dieses metallischen
Lebens-Elixiers bescheren wird! (Rsl)
Set-Liste: "Frozen Asleep In The Park", "Communication Sublime", "Under
A Luminous Sky", "Waves Of Visual Decay", "Fooled By The Serpent", "Conspiracy
In Mind" & "They Feed On Our Fear".
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