Livereview: Corrosion Of Conformity - Black Cobra - Zoroaster
04. April 2012, Luzern - Schüür
By Liane P. & Kissi - All Pics by Liane P.
Mal wieder einen Abend in der Schüür in Luzern verbringen – hörte sich gut an und versprach mit diesem Lineup eine verdammt harte Nummer zu werden. Dass die wohl bekannteste Scheune der Welt nicht aus allen Nähten platzen würde, dachte ich mir schon. Aber dass sich kurz vor Konzertbeginn um 20.00 Uhr tatsächlich nur fünf Besucher dort aufhielten, fand ich dann doch etwas sehr mau und erschreckend. Für nur 35 Franken drei Bands vorgesetzt zu bekommen ist fair, daher ist es eher verwunderlich, dass auch zum späten Abend hin lediglich circa achtzig Besucher den Weg zu Corrosion Of Conformity und deren Anhang fanden. Aber wenigstens die paar Hansel wussten ordentlich abzufeiern und die Bands zu motivieren. Eine Mischung aus Hardcore Punk, Stoner Rock und Doom Metal bestimmte das Programm. Metal Factory Kollege und Stoner Rock Experte Kissi und ich begutachteten die Herren und erzählen Euch nun hier, wie sich die drei Bands geschlagen haben. (lia)

Zoroaster

Tapfer! Die Band startete das Programm um Punkt 20.00 Uhr, obwohl sich nur fünf Leutchen (!!) vor der Bühne tummelten und spielten, als wäre der Club bis zum Rand hin gefüllt. Das nenne ich mal professionell. Bass, Gitarre, Schlagzeug – fertig ist die Psycho-Doom-Wand, die einem entgegen kommt, wenn die drei Herren von Zoroaster los legen. Besonders auffällig war das Schlagzeugspiel von Dan Scanlan. Er agierte meiner Meinung nach als Frontmann in diesem Zusammenspiel und zog die Aufmerksamkeit voll auf sich. Wirbelte und drosch auf das Teil ein, als gäbe es kein Morgen mehr. Mehrmals mussten Becken und Teile des Schlagzeuges wieder gerichtet werden, da diese nach jedem einzelnen Song fast auseinander platzten. Geniale Performance! Zurecht war er ganz weit vorne an der Bühne platziert. Brent Anderson am Bass und Will Fiore an der Gitarre bildeten den Rahmen um die Drums und unterstützten ab und an mit grunzenden Vocals. Im Grossen und Ganzen waren die Stücke überwiegend instrumental. Wer jetzt denkt "Puh, laaangweilig" der hat sich geschnitten! Ich glaube nicht, dass ich jemals so viel Spass an einem Konzert hatte, an dem die Songs überwiegend instrumental vorgetragen wurden. Auch ohne Zufuhr von illegalen Substanzen war dieser Auftritt für mich der volle Tripp und keine der nachfolgenden Bands konnte meiner Meinung nach den Herren aus Atlanta das Wasser reichen. Aber nähere Infos dazu liefert Euch Kissi. (lia)



Black Cobra
Laut und lärmig, so schien die Lösung des Abends zu lauten, denn auch nach den wuchtigen Zoroaster gab es keine Gnade für die Ohren. Nur zu zweit stehen Black Cobra auf der Bühne, doch überrollen die beiden das sich langsam vergrössernde Publikum mit einer wahren Riff-Lawine. Möglich macht es die Technik, denn Gitarrist und Sänger Jason Landrian lässt seine kratzend verzerrte Klampfe nicht nur zusätzlich über einen Bassverstärker laufen, sondern macht auch regen Gebrauch von seinem Loop-Gerät, um mehrere Riff-Bolzen gleichzeitig abfeuern zu können. Mal schleppend doomig, mal straight und mit leichtem Death-Touch ist der Sludge, den Landrian zusammen mit Rafael Martinez (Ex-Basser der Doomer Acid King) an den Kesseln hier lostrat. Den Geschmack des sowieso schon raren Publikums traf das Doppel damit nur teilweise, sodass wie schon bei Zoroaster nur die ganz vorne stehende Handvoll Leute ihren Spass zu haben schien. Zu eintönig und melodielos kam der Sound wohl für viele daher, was nicht zuletzt an den eher gebellten als gesungenen Vocals liegen könnte. An Wumms, Spielfreude und Tightness mangelte es diesem Zweiteiler aber definitiv nicht. (kis)



Corrosion Of Conformity
Vor 30 Jahren hat sie begonnen, die Geschichte von Corrosion Of Conformity. Unzählige Male schien sie dabei schon an ihr Ende gekommen zu sein, Mitglieder kamen und gingen (einige von ihnen mehrmals), doch der stilistisch kaum kategorisierbare Haufen ist immer noch da und zwar ohne Altersschwäche. Das beweist ihr aktuelles, selbstbetiteltes und nunmehr achtes Studiowerk und auch an diesem Abend in der Schüür überzeugten die Jungs aus North Carolina mit ungebändigter Spielfreude und Dampf, zumindest in meinen Ohren und Augen. Aber dass Rhythmusgitarrist und Teilzeit-Sänger Pepper Keenan momentan nicht mit von der Partie ist, da seinen Verpflichtungen bei Down nachkommend, ist sicher kein Pluspunkt. Doch sowohl der dauergrinsende Woody Weatherman als Ein-Mann-Gitarrenfront wie auch der immer debiler wirkende und singende Mike Dean gaben sich keine Blösse, diese Lücke auszufüllen. Oder lag es doch an der Setlist, weshalb die eine (gell Liane) oder der andere im rund 100 Personen kleinen Publikum etwas enttäuscht war? Es war zugegeben auch nicht ganz vorhersehbar, dass das Trio auf sämtliche kommerziell erfolgreiche Hits verzichten und weder «Drowning In A Daydream» vom 96er-Album «Wiseblood» noch «Albatross» oder «Clean My Wounds» von «Deliverance» (1994) zocken würde. (Anmerkung Liane: Genau!!) Überraschend hingegen der Opener: Mit dem psychedelischen, beinahe acht Minuten dauernden Instrumental «Bottom Feeder (El que come abajo)» spielte sich der Dreier warm für ein Set, das ganz klar die urwüchsige Seite der Band betonte und zwar mit einer Mischung aus frühem und aktuellem Material. Gleich sechsmal kam dabei «Animosityì» zum Zug, der thrashende Zweitling von 1985, dessen Anfangsdreier «Loss For Words», «Mad World» und «Consumed» gleich am Stück runtergerifft wurde, gefolgt vom relaxten Stoner-Track «Seven Days», welcher neben dem schwer rollenden Titeltrack das einzige Stück vom schon erwähnten «Deliverance», dem erfolgreichsten Album in der Bandgeschichte, bleiben sollte. Nahtlos reihten sich da neue Songs wie «Psychic Vampire» oder «Your Tommorow» ein. Über diese Auswahl kann man diskutieren, das gebe ich gerne zu, doch gab es zumindest in Sachen Performance und Spielfreude rein gar nichts zu meckern. Und ob es den Anwesenden nun gefiel oder nicht, das schien den Dreien auf der Bühne eigentlich sowieso nicht so wichtig zu sein. Oder wie sangen sie schon 1994 in «Shelter»: «I'm no different than you, it's just that I do whatever I want to.» Nur schade, dass C.O.C. auch die Zugabe-Rufe nach dem viel zu frühen Schlusspunkt «Technocracy» ignorierten. (kis)