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                        Mal wieder einen Abend in der Schüür in Luzern verbringen – hörte sich
                        gut an und versprach mit diesem Lineup eine verdammt harte Nummer zu
                        werden. Dass die wohl bekannteste Scheune der Welt nicht aus allen
                        Nähten platzen würde, dachte ich mir schon. Aber dass sich kurz vor
                        Konzertbeginn um 20.00 Uhr tatsächlich nur fünf Besucher dort aufhielten,
                        fand ich dann doch etwas sehr mau und erschreckend. Für nur 35 Franken
                        drei Bands vorgesetzt zu bekommen ist fair, daher ist es eher
                        verwunderlich, dass auch zum späten Abend hin lediglich circa achtzig
                        Besucher den Weg zu Corrosion Of Conformity und deren Anhang fanden. Aber
                        wenigstens die paar Hansel wussten ordentlich abzufeiern und die Bands zu
                        motivieren. Eine Mischung aus Hardcore Punk, Stoner Rock und Doom
                        Metal bestimmte das Programm. Metal Factory Kollege und Stoner Rock
                        Experte Kissi und ich begutachteten die Herren und erzählen Euch nun
                        hier, wie sich die drei Bands geschlagen haben. (lia)
 Zoroaster
 Tapfer! Die Band startete das Programm um Punkt 20.00 Uhr, obwohl sich
                        nur fünf Leutchen (!!) vor der Bühne tummelten und spielten, als wäre der Club
                        bis zum Rand hin gefüllt. Das nenne ich mal professionell. Bass,
                        Gitarre, Schlagzeug – fertig ist die Psycho-Doom-Wand, die einem
                        entgegen kommt, wenn die drei Herren von Zoroaster los legen. Besonders
                        auffällig war das Schlagzeugspiel von Dan Scanlan. Er agierte meiner
                        Meinung nach als Frontmann in diesem Zusammenspiel und zog die
                        Aufmerksamkeit voll auf sich. Wirbelte und drosch auf das Teil ein,
                        als gäbe es kein Morgen mehr. Mehrmals mussten Becken und Teile des
                        Schlagzeuges wieder gerichtet werden, da diese nach jedem einzelnen
                        Song fast auseinander platzten. Geniale Performance! Zurecht war er
                        ganz weit vorne an der Bühne platziert. Brent Anderson am Bass und
                        Will Fiore an der Gitarre bildeten den Rahmen um die Drums und
                        unterstützten ab und an mit grunzenden Vocals. Im Grossen und Ganzen
                        waren die Stücke überwiegend instrumental. Wer jetzt denkt "Puh,
                        laaangweilig" der hat sich geschnitten! Ich glaube nicht, dass ich
                        jemals so viel Spass an einem Konzert hatte, an dem die Songs
                        überwiegend instrumental vorgetragen wurden. Auch ohne Zufuhr von
                        illegalen Substanzen war dieser Auftritt für mich der volle Tripp
                        und keine der nachfolgenden Bands konnte meiner Meinung nach den
                        Herren aus Atlanta das Wasser reichen. Aber nähere Infos dazu
                        liefert Euch Kissi. (lia)
 
 
  
 Black Cobra
 Laut und lärmig, so schien die Lösung des Abends zu lauten, denn
                        auch nach den wuchtigen Zoroaster gab es keine Gnade für die Ohren.
                        Nur zu zweit stehen Black Cobra auf der Bühne, doch überrollen die
                        beiden das sich langsam vergrössernde Publikum mit einer wahren
                        Riff-Lawine. Möglich macht es die Technik, denn Gitarrist und Sänger
                        Jason Landrian lässt seine kratzend verzerrte Klampfe nicht nur
                        zusätzlich über einen Bassverstärker laufen, sondern macht auch
                        regen Gebrauch von seinem Loop-Gerät, um mehrere Riff-Bolzen
                        gleichzeitig abfeuern zu können. Mal schleppend doomig, mal straight
                        und mit leichtem Death-Touch ist der Sludge, den Landrian zusammen
                        mit Rafael Martinez (Ex-Basser der Doomer Acid King) an den Kesseln
                        hier lostrat. Den Geschmack des sowieso schon raren Publikums
                        traf das Doppel damit nur teilweise, sodass wie schon bei
                        Zoroaster nur die ganz vorne stehende Handvoll Leute ihren Spass zu
                        haben schien. Zu eintönig und melodielos kam der Sound wohl für
                        viele daher, was nicht zuletzt an den eher gebellten als
                        gesungenen Vocals liegen könnte. An Wumms, Spielfreude und Tightness
                        mangelte es diesem Zweiteiler aber definitiv nicht. (kis)
 
 
  
 Corrosion Of Conformity
 Vor 30 Jahren hat sie begonnen, die Geschichte von Corrosion Of
                        Conformity. Unzählige Male schien sie dabei schon an ihr Ende
                        gekommen zu sein, Mitglieder kamen und gingen (einige von ihnen
                        mehrmals), doch der stilistisch kaum kategorisierbare Haufen ist
                        immer noch da und zwar ohne Altersschwäche. Das beweist ihr
                        aktuelles, selbstbetiteltes und nunmehr achtes Studiowerk und auch
                        an diesem Abend in der Schüür überzeugten die Jungs aus North
                        Carolina mit ungebändigter Spielfreude und Dampf, zumindest in
                        meinen Ohren und Augen. Aber dass Rhythmusgitarrist und
                        Teilzeit-Sänger Pepper Keenan momentan nicht mit von der Partie ist,
                        da seinen Verpflichtungen bei Down nachkommend, ist sicher kein
                        Pluspunkt. Doch sowohl der dauergrinsende Woody Weatherman als
                        Ein-Mann-Gitarrenfront wie auch der immer debiler wirkende und
                        singende Mike Dean gaben sich keine Blösse, diese Lücke auszufüllen.
                        Oder lag es doch an der Setlist, weshalb die eine (gell Liane) oder
                        der andere im rund 100 Personen kleinen Publikum etwas enttäuscht
                        war? Es war zugegeben auch nicht ganz vorhersehbar, dass das Trio
                        auf sämtliche kommerziell erfolgreiche Hits verzichten und weder «Drowning
                        In A Daydream» vom 96er-Album «Wiseblood» noch «Albatross» oder
                        «Clean My Wounds» von «Deliverance» (1994) zocken würde. (Anmerkung Liane:
                        Genau!!) Überraschend hingegen der Opener: Mit dem psychedelischen,
                        beinahe acht Minuten dauernden Instrumental «Bottom Feeder (El que
                        come abajo)» spielte sich der Dreier warm für ein Set, das ganz
                        klar die urwüchsige Seite der Band betonte und zwar mit einer
                        Mischung aus frühem und aktuellem Material. Gleich sechsmal kam
                        dabei «Animosityì» zum Zug, der thrashende Zweitling von 1985,
                        dessen Anfangsdreier «Loss For Words», «Mad World» und «Consumed»
                        gleich am Stück runtergerifft wurde, gefolgt vom relaxten
                        Stoner-Track «Seven Days», welcher neben dem schwer rollenden
                        Titeltrack das einzige Stück vom schon erwähnten «Deliverance», dem
                        erfolgreichsten Album in der Bandgeschichte, bleiben sollte. Nahtlos
                        reihten sich da neue Songs wie «Psychic Vampire» oder «Your Tommorow»
                        ein. Über diese Auswahl kann man diskutieren, das gebe ich gerne zu,
                        doch gab es zumindest in Sachen Performance und Spielfreude rein gar
                        nichts zu meckern. Und ob es den Anwesenden nun gefiel oder nicht,
                        das schien den Dreien auf der Bühne eigentlich sowieso nicht so
                        wichtig zu sein. Oder wie sangen sie schon 1994 in «Shelter»: «I'm
                        no different than you, it's just that I do whatever I want to.» Nur
                        schade, dass C.O.C. auch die Zugabe-Rufe nach dem viel zu frühen
                        Schlusspunkt «Technocracy» ignorierten. (kis)
 
 
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