Das Jahr 2014 gilt für die
verdiente amerikanische Band Corrosion Of Conformity als Jubiläumsjahr,
denn vor 30 Jahren wurde ihr Debüt-Album unter dem Titel «Eye For An
Eye» veröffentlicht. Mag sein, dass gerade aus diesem Grund oder auch,
um sich in die richtige Stimmung vor der Arbeit im Studio zu versetzen,
sich drei Musiker von C.O.C. auf eine 3-monatige Tour durch
Europa begaben. Am 19. März traten sie mit ihrem „European Tour March
2014“-Programm im Gaswerk in Winterthur auf. Ohne Zweifel ist ihr
Schaffensweg sehr originell. Denn es ist eine der ersten Bands, die
sich geweigert hatte, traditionellen Hardcore mit „dehnbaren“ Black
Sabbath-Riffs zu spielen. Etwas später wechselten sie zu
Sludge\Stoner-Musik.
Deswegen durfte ich das Konzert von so einer interessanten
Band nicht verpassen. Als Vorgruppe bei diesen Pionieren und
experimentellen Vorreitern spielte die neue deutsche Heavy\Stoner
Metal-Band
Hellamor.
Hellamor
Die erste Band des Abends kam ziemlich spät auf die Bühne – erst um
Viertel nach
Neun. Wahrscheinlich warteten die Veranstalter auf eine grössere Anzahl
der Zuschauer und schoben den Konzertanfang etwas nach hinten. Aber man
musste mit Bedauern feststellen, dass der Raum bei Weitem nicht voll
war,
auch schon während des Headliner-Auftritts. Die Band Hellamor war 50
Minuten lang auf der Bühne und spielte wahrscheinlich das ganze
musikalische Programm, das sie hatte. Aber die Musiker von Hellamor
störte es kaum, dass so wenige Zuhörer gekommen waren. Sie gaben alles,
damit diese in den Prozess auf der Bühne einbezogen wurden.
Ausserdem unterhielt sich der Sänger der Band mit den Zuschauern und
sogar mit dem Klubteam, und fast zum Schluss machte er sogar einen Witz
und sagte, man gäbe ihm ein viel zu kleines Handtuch, denn es wurde
klitschnass zum Schluss. Natürlich fehlt es der Gruppe an der gewissen
Stärke. Die Lieder sind interessant, aber nicht vollendet. Doch ohne
Zweifel war es der Band gelungen, das Publikum auf die richtige
Stimmung einzustellen, indem sie eine besonders gemütliche Atmosphäre
schaffte. Meiner Meinung nach ist der Raum des Gaswerks genau das
Richtige für
so eine Atmosphäre: ein altes Gewölbe mit hohen Decken, das eine gute
Akustik ermöglicht. Die Szenerie ist von allen Teilen des
Zuschauerraumes
gut zu sehen. Man konnte sogar an der Bar sitzen und den Auftritt
betrachten. Hellamor verliessen dann so gegen 23.00 Uhr die Bühne.
Corrosion Of Conformity
Nun wurde die Bühne für den Auftritt der Headliner vorbereitet. Anstatt
einem Intro veranstalteten der Gitarrist Woodroe Weatherman und Bassist
Mike Dean einen dauerhaften Jam, der sich später in «Psychic Vampire»
verwandelte. Gleich nach den ersten Riffs spürte man ein hohes Niveau.
Ohne Zweifel kann man sagen, dass der Song dieser verdienten
Crossover/Thrash/Hardcore-Band mit nichts anderem zu vergleichen ist.
Fast jeder Song von C.O.C. lässt uns ihr Können, Rhythmus und Tempi zu
wechseln, bewundern: Mal spielte man schnellen Thrash-Galopp, mal sehr
langsames Material. Man muss unterstreichen, dass, obwohl es das
Jubiläumsjahr war, keine Spur von Nostalgie zu bemerken war. Als ob
keine 30 Jahre vergangen wären. Die Setliste bestand im Grossen und
Ganzen aus den Liedern aus dem letzten Album, das 2012 veröffentlicht
wurde. Nur die grauen Haare im Bart von Woodroe erinnerten uns daran,
dass sichtlich angejahrte Musiker vor uns standen. Mike Dean und der
Schlagzeuger Reed Mullin haben sich äusserlich kaum verändert. Kurz
gesagt herrschte im Raum eine Atmosphäre der Courage und der Freiheit.
Dean liess sogar von seine Gitarre am Anfang des Auftrittes ab und ging
hinter die Kulissen, um sich mit den Technikern zu unterhalten.
Natürlich
begrüsste er zuerst das Publikum. Während dessen spielte Woodroe ein
zweiminütiges Solo. Kurzum: Das Konzert war extemporierend, also mit
Improvisa-tionsgeist versehen und inspirierend zugleich. Die Zuschauer
kamen ganz dicht an die Bühne heran, zwei besonders aktive Fans
brachten von irgendeiner Wand abgerissene Konzertplakate mit und
schwangen damit vor der Bühne rum. So eine Unterstützung gefiel der
Band, und man merkte das schon. Offenbar waren Corrosion Of Conformity
in guter Form und bereit für weitere schöpferische Leistungen. Ich
hoffe, dass sie uns beim nächsten Besuch in der Schweiz schon ein echt
neues Programm zeigen. Wir warten ungeduldig darauf!
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