Aha! Im Kofmehl gibt es bekanntlich auch eine kleine Bühne, die vom Flair
her ans Böröm Pöm Pöm in Oberentfelden erinnert. Kuschelig war es
somit in der Raumbar des Solothurner Konzertlokals, was für mich trotzdem erschreckend
war, da ich mit einem bedeutend grösseren Aufmarsch rechnete.
Schliesslich bot der Schweden-Vierer Crashdïet anfangs August in
Brienz eine sensationelle Vorstellung, die beste Werbung in eigener
Sache war und somit ein Garant für mehr Publikum hätte sein
können/sollen/müssen, aber es schien die Massen nicht in Scharen
anziehen zu wollen.
Highride Der Beginn an diesem Abend war den
Jungs von Highride vorbehalten. Die Schweden boten eine coole Show,
die klar von der Präsenz des singenden Gitarristen Peter Waljus
lebt. Backyard Babies gemischt mit Hanoi Rocks und Michael Monroe,
so in etwa könnte man den Sound der Jungs beschreiben, die mit
Bassist Kriss Keyes den Bruder des Crashdïet-Sängers in den
eigenen Reihen haben. Die punkige Attitüde und der Rotz einer
Strassengang liess einiges an Authentizität versprühen und das
Einzige was die Truppe stoppen konnte, war der Amp von Peter und die
bescheidenen Platzverhältnisse auf der Bühne. Man sah es den Jungs
an, dass sie einen Siegeszug starten wollten, aber ihre
Bühnenperformance immer wieder durch die wenigen Quadratmeter
ausgebremst wurde. Mich überraschten Highride sehr positiv und
entpuppten sich bedeutend "ehrlicher" als die nachfolgenden The
Cruel Sensations. Und dies lag nicht nur an den vielen Tattoos,
sondern ganz einfach an der fühlbaren Ehrlichkeit, wie sich die Jungs
auf der Stage präsentierten.
The
Cruel Intensions Grundsätzlich wartete ich voller
Vorfreude auf die Norweger, die am Ende des Abends aber zu den
Verlierern gehörten. Auch wenn ich vielleicht der Einzige im Kofmehl
war, der sich mit der Präsentation von The Cruel Sensations nicht
anfreunden konnte, aber das Ganze wirkte bei der Truppe zu
aufgesetzt. Während mir die Stimme von Lizzy DeVine noch vorzüglich
auf CD gefiel, nervte mich der schreiende Gesang mit zunehmender
Spielzeit. Auch die Songs kickten meinen Allerwertesten nicht, wie
ich es mir wünschte und die Hardcore Superstar-Vibes blieben weit
hinter meinen Erwartungen zurück. Diese Spritzigkeit, diese Wildheit
und diese ungebremste Power kamen kaum zum Tragen, was vielleicht
auch hier an den zu kleinen Bühnenverhältnissen lag. Was auf «No
Sign Of Relief» noch als grosses Plus heraus stach, war der punkige,
wilde und ungezügelte Wahnsinn. An diesem Abend zumindest blieben
die Tracks hinter dem, was man im Studio ans Tageslicht zauberte und
somit konnte der Vierer auch nicht am Thron von Hardcore Superstar
sägen. So blieb es dann Crashdïet vorbehalten, den Abend zu retten…
Crashdïet
…und das gelang den Herren ziemlich gut, wenn auch der Hammer-Gig am
Brienzer Rockfest nicht übertroffen werden konnte. Die Schweden
rockten ohne Ende als gäbe es kein Morgen und standen sich immer
wieder auf den Füssen rum. Auch wenn Peters blonde Haarpracht dieses
Mal nicht so wie bei vergangenen Konzerten toupiert war, versprüht
er den Sleaze-Appeal wie kein anderer. Okay, vielleicht so wie
sein Gitarre spielender Kumpel Martin, der erneut wie ein kleiner
Gott poste. Dazwischen stand der nicht mehr so neue Sänger Gabriel
Keyes, der mit seinen Sebastian Bach (ehemals Skid Row)
Gedenkschreien und seiner animierenden und mitreissenden Art punkten
konnte. Bei Crashdïet wurde sehr schnell klar, dass die viel zu
kleine Bühne den Herren die Luft zum Atmen nahm. So wurde «Cocaine
Cowboys» mit einem wirkungsvollen Standbangen vorgetragen. "How the
fuck you're doing tonight, Switzerland?" brachte das Eis definitiv
zum Brechen, und mit den neuen Hits «Dust» und dem ruhigeren «In The
Maze» punkteten die Nordländer auf der ganzen Linie. Daneben konnten
einmal mehr «Tikket», «Riot In Everyone», «Breakin' The Chainz» und
logischerweise die unglaublich unter die Haut gehende (Halb-)
Ballade «It's A Miracle» überzeugen. Wie auch der Klassiker
«Chemical», beim dem ganz Solothurn mitsang oder zumindest was am
diesem Abend im kleinen Kofmehl anwesend war. Der Opener «Reptile»
mit dessen anspringenden Frechheit und Schnelligkeit, war der
passende Einstieg, wie «Generation Wild» der typische und korrekte
Rausschmeisser war. Wenn es an diesem Konzert noch etwas zu
bemängeln gab, dann die Spielzeit. Sorry, aber von einem Headliner
erwarte ich heute einfach mindestens neunzig Minuten, und es ist ja nicht
so, dass die Herren nicht genügend Material in der Hinterhand
hätten, das sie noch hätten spielen können.
Ansonsten, wie
schon erwähnt, ein cooler Gig, der aber einerseits mehr Publikum und
somit andererseits die grosse Bühne im Kofmehl verdient hätte. Den
Anwesenden schien dies aber völlig egal zu sein. Crashdïet auch,
denn die spielten, als würden sie im Zürcher Hallenstadion auflaufen.
Setliste: «Reptile», «Tikket», «Riot In Everyone»,
«Down With The Dust», «We Are The Legion», «Cocaine Cowboys»,
«Rust», «Queen Obscene», «In The Maze», «Breakin' The Chainz»,
«Idiots», «Chemical», «Falling Rain/Die Another Day», «It's A
Miracle» - «Generation Wild»
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