Obschon seit Jahren aufgelöst, ist Pink Floyd bis heute eine
unanfechtbare Grösse. Kultig, legendär, man könnte viele Superlative
verwenden, um diese Gruppe zu beschreiben. Obschon sie als solche
schon seit längerer Zeit nicht mehr zusammen ist, so zieht sie immer
wieder neue, auch ganz junge Leute in ihren Bann. Da Pink Floyd sich
viel zu früh auflösten, muss ich mich halt mit Tribute-Bands
zufrieden geben. Crazy Diamond hat sich als sehr originalgetreue
Tribute-Band etabliert, sodass das Risiko, enttäuscht zu werden, wie
es manchmal bei Cover- und Tributebands passiert, gering ist.
Während die Gesellschaft an den üblichen Veranstaltungen eher
homogen ist, so treffe ich hier eine kunterbunte Mischung an, junge
und alte Menschen aus verschiedenen Gruppierungen. Es dominiert mal
nicht das Schwarz, das Leder, auch wenn hie und da eindeutig ein
Metalhead zu sehen ist. Dies ist beinahe merkwürdig.
Eingestimmt durch grosszügigen Einsatz der Nebelmaschine betritt
die Band sehr pünktlich die Bühne und ein wohliges Gefühl macht sich
im ausverkauften Kofmehl breit. Verführerisch, leicht
hypnotisierend, schliesst man die Augen, erkennt man nur als
eingefleischter Pink Floyd-Fan, dass es sich hier nicht um die
Originalband handelt. Der einzige Störeffekt scheint, nun, das
Aussehen der Bandmitglieder zu sein. Während die nette Truppe
stimmlich durchaus in der Lage ist, die Masterminds würdig zu
imitieren, so ist es etwas schräg, diese Stimmen zu hören, während
man nicht Waters und Gilmour auf der Bühne sieht. Schleunigst die
Augen wieder zumachen, sich entführen lassen, das ist die Lösung.
Jung geht leicht benebelt ab, fast wie in einer ganz exquisiten
Trance, Alt fühlt sich sichtbar wieder jung, welch ein schöner
Anblick! Ich sehe Freude auf den vielen Gesichtern, Paare, die vom
Alter her meine Grosseltern sein könnten, schwingen die Hüften und
umarmen sich zärtlich wie frisch verliebte Teenager, man sieht
förmlich, wie die Gesichter sich zu glätten scheinen.
Musik
ist in der Tat eine Form der Magie, keiner kann mir nach diesem
Abend sagen, dem sei nicht so. Viel Showeinlage gibt es bei Crazy
Diamond nicht, was aber
nicht
stört. Dies ist eine andere Form der Kunst, das einzig Nötige an
Aktivität ist das Spielen der Instrumente und Einsetzen der
Stimmorgane. Ab und zu gibt es ein bisschen Geplauder, jedoch nicht
allzu viel, was ich sehr begrüsse, denn zu viel Pause zwischen den
Liedern lässt die Magie etwas verblassen. Einmal mehr bin ich froh,
dass keine Vorband geplant war. Ein ganzer Abend mit einer sehr
gelungenen, bunt durchmischten Playlist, selbst der Soundmix ist
fantastisch, was ich hier im Kofmehl selten erlebe. Einzig das Licht
lässt zu wünschen übrig, da es sich heute aber nicht um die
originalen Briten handelt, stört sich nicht mal mein Fotografenauge
besonders daran, die Ohren sollten heute mächtig verwöhnt werden.
Mit einer circa fünfundzwanzigminütigen Pause zwischen den beiden
Sets wird das Publikum leider in die Realität zurückgebracht. Die
Begeisterung der jungen Mädels, die wie in Trance zu sein schienen
und des netten, älteren "Teenielove"-Pärchens schwinden nicht, eine
heitere Erregung herrscht im Raum. Beim zweiten Teil bemerke ich
auch den Einsatz des Videoscreens, die Trance beginnt von Neuem.
Irgendwas
an der "damaligen" Musik war zeitlos, verglichen mit der heute
mehrheitlich produzierten Massenware. Die Trance wird zwar durch die
Screens etwas beeinträchtigt, das Erlebnis bleibt aber bis zum
Schluss genial.
Die Zeit scheint rasend schnell vergangen zu
sein. "WHAT A BLAST!", könnte man sagen. Gerne wieder, Crazy
Diamond!
Setlist: Sorrow - In The Flesh? - Time / Breathe -
Shine On Your Crazy Diamond (Part I, II, III, V) - Have A Cigar - The
Happiest Days - Another Brick In The Wall (Part II) - Mother - Pigs On The
Wing (Part I & Part II) - Dogs
One Of These Days - Money - Arnold Layne
- Let There Be More Light - Not Now John - Celestial Voices -
Reaching For The Rail - Wish You Were Here - The Great Gig In The
Sky - Comfortably Numb - Run Like Hell / Set The Controls For The
Heart of the Sun - Picture That - Brain Damage - Eclipse
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