Livereview: Crimson Glory - Triosphere - Cirrha Niva
02. Mai 2011, Pratteln - Z7
By Rockslave
Eigentlich hätten Crimson Glory damals in den 80ern den ganzen Maskenzauber gar nicht nötig gehabt, denn erstens befanden sie sich musikalisch locker dem Niveau von Queensrÿche und zweitens hatte Sänger Midnight alias John Patrick McDonald, Jr. (R.I.P.) eine unverwechselbare Mörderstimme. Das galt auch für die Musik, die sich aber nur auf den ersten zwei Alben halten konnte. Vor allem «Transcendence» von 1988 ist und bleibt das Referenzwerk der Amis, das aber bereits drei Jahre später mit «Strange And Beautiful» so zu sagen ins Out geschossen und der Anfang vom Ende wurde. Und das trotz exzellenter Support-Slots für Ozzy, Anthrax, Doro, U.D.O. oder Queensrÿche. Nach dem Ausstieg von Midnight war dann zur Geburtsstunde des Grunge anfangs der 90er der Zapfen ab. Erst 1999 gab es ein kurzzeitiges, aber qualitativ überzeugendes Aufbäumen mit dem Album «Astronomica» und Wade Black (Leatherwolf). Nun hat Gitarrist Jon Drenning die komplette, alte Truppe wieder aus der Versenkung geholt und mit Todd LaTorre einen Top-Shouter verpflichtet. Die Reunion ist perfekt!

Cirrha Niva

Den Auftakt des Abends bestritten die mir zuvor völlig unbekannten Cirrha Niva aus den Niederlanden. Die Anfänge der Band reichen releasemässig zurück bis ins Jahr 1997, wo das mittlerweile vergriffene Debüt «The Mirror World Dimension» erschien. Vom Lineup her gibt es eigentlich nur mit Gitarrist Rob Willemse eine Konstante zu verzeichnen, respektive Drummer Tommy White kann auch noch als langjähriges Mitglied bezeichnet werden. Sänger Legrand ist nach Erik Smits und Arnold Kloek bereits die Nummer drei im Bunde. Bassist Daniël Huijben und der zweite Gitarrist Carlo Heefer sind derweil die Frischlinge an Bord. Man kann also von einer runderneuerten Truppe sprechen, die ihren 30-minütigen Set mit ziemlich aktivem Stageacting ausfüllte und einen erstaunlich guten Sound ablieferte. Überhaupt hatte dieser Oranje Power Metal ordentlich Schmackes und man sah eine ziemlich eingespielte Band agieren. Vor allem Tieftöner Huijben zuckte wie ein Irrer umher und es gab Posen satt. Frontmann Legrand kam dabei ziemlich selbstsicher rüber und stand seinen vorher genannten Kollegen in Nichts nach. Die Fanreaktionen fielen anzahlbedingt eher flau aus, aber eigentlich hätten Cirrha Niva schon etwas mehr Aufmerksamkeit verdient. Auf jeden Fall habe ich noch nicht so viele Bands als erste Anheizer gesehen und gehört, die nach bloss einer (meistens) zu knappen, halben Stunde einen echt bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Ich denke, dass das Potenzial trotzdem längst nicht ausgeschöpft wurde. Immerhin stand man 2009 zum Beispiel auf dem Billing des «ProgPower Europe»-Festival, wo die Crème de la Crème aus der Power/Prog-Ecke jeweils geballt aufeinander trifft. Cirrha Niva ist ein Name, dem man sich auf jeden Fall für die Zukunft merken muss!


Triosphere
Als zweiter Support waren die bei uns nicht unbekannten Power Metaller aus Norwegen mit dabei, die nicht zum ersten Mal im Z7 aufgespielt haben. Was mir gleich auffiel, war das neue Gesicht hinter dem Drum-Kit! Die Recherche dazu brachte nun hervor, dass Ørjan Aare Jørgensen nicht etwa ausgestiegen ist, sondern Schmerzen im Rücken und seinem linken Fuss behandeln lassen, respektive auskurieren muss. Als Tour- respektive temporärer Ersatz fungiert(e) Anders Vinje von Divided Multitude. Letztes Jahr kam mit «The Road Less Travelled» das zweite Album von Triosphere heraus, das aufzeigt, dass die Band das Niveau von «Onwards», dem sehr guten Erstling von 2006, locker halten und weiter überzeugen kann. Allerdings wirken die Songs auf den ersten Moment etwas sperrig, was aber durch die kräftige Leadstimme der sympathischen Frontlady Ida Haukland und die melodischen Backing Vocals generell wieder wett gemacht wird. Dazu wirkt die Jugendlichkeit der Band, was sich in zahlreichen, coolen Posen der ganzen Saiten-Front niederschlägt. Trotz dem mageren Aufmarsch von knapp etwa 150 Nasen gab das taffe Quartett aus dem hohen Norden Vollgas und erntete immer mehr Applaus. Das ging zu einem Teil auch auf das Konto der neuen Songs, die insgesamt einen Tick eingängiger daher kommen. Sängerin und Bassistin Ida liess es sich zudem nicht nehmen, zwischen den Songs ein paar Worte mit dem Publikum zu wechseln. Gegen Ende das fast 50-minütigen Auftrittes (!) begab sich Gitarrist Marius Silver Bergesen schliesslich über den Fotograben mitten ins Publikum hinein, stets solierend notabene. Dann ging er spontan auf einen langhaarigen Typ zu und legte ihm die E-Gitarre kurzerhand um den Hals! Was dann geschah, erwartete weder Marius noch sonst wer im Z7, denn der Bursche wusste sehr wohl mit diesem Instrument umzugehen. Das war auch kein Wunder, denn ohne es zu wissen, hängte Mr. Silver sein Arbeitsgerät keinem Geringeren als dem Schweizer Kollegen namens Angi Schirilo (Ex-Kingdom Come) um. Diese Szene war natürlich der absolute Vollkult und bewies, dass Triosphere nicht zu Unrecht als sehr fannah bezeichnet werden können. Erfreulich schlugen auch die fast 50 Minuten zu Buche, die den Nordlichtern gewährt wurden.

Crimson Glory
Ein ziemlich fettes, raumfüllendes Backdrop deutete an, dass nun eine gediegene Show nach altem Schrot und Korn bevor stand. Leider erhielt das Konzert der wieder belebten US Power Metal Legende ziemlich dürftigen Zuspruch, was angesichts des Kultfaktors und dem Umstand, dass das (Fast-) Ur-Lineup aufmarschierte, wirklich enttäuschend war. Doch Mastermind Jon Drenning (g) und seine Truppe störte das jedoch nicht im Geringsten und so nahmen uns Crimson Glory mit auf den Retro-Zug ihrer geilen, alten Songs, die vom neuen Sänger Todd LaTorre perfekt umgesetzt wurden. Das machte bereits «Valhalla» als Opener klar und dann folgten gleich sieben Songs des ersten Albums hintereinander! Die Energie, die dabei freigesetzt wurde, war schlicht unglaublich. Die Mucke besass, und wir sprechen hier jetzt von 25-jährigen Songs (!), unheimlichen Druck nach vorne und klang gleichzeitig frischer denn je. Man wurde fast von Wehmut befallen im Wissen darum, dass der Metal-Szene solche Perlen jahrelang vorenthalten wurden. Vor allem Gitarrist Jon Drenning schien wie von der Tarantel gestochen und lieferte sich zusammen mit seinem Sidekick Ben Jackson herrliche Riff-Attacken und Solo-Orgien. Untermalt wurde das Ganze durch geniales Z7 Haus-Licht, das das «Transcendence»-Motiv auf dem Backdrop im wahrsten Sinne des Wortes wiederholt ins richtige Licht rückte. Obwohl ein Grossteil der anwesenden Fans, vor allem natürlich die jüngeren darunter, die alten Songs sicherlich nicht durch und durch kannten, nahmen die Reaktionen stetig zu, das heisst jeweils am Ende der Songs. In der Zwischenzeit waren die Stimmbänder von Todd untrüglich auf Betriebstemperatur und dessen Timbre zwischen Axl W. Rose (Guns n' Roses) und Dan McCafferty (Nazareth) vermochte zu gefallen wie überzeugen gleichermassen. Die eingestreuten Keyboard-Sounds stammten derweil von Gastmusiker John Zahner, der sonst in Diensten von Jon Oliva's Pain steht. Vor Kurzem starb ja deren Gitarrist Matt LaPorte (R.I.P.) und so spielten Crimson Glory den Song «Burning Bridges» vom «Transcendence»-Album zu seinem Andenken. Davor wurden noch eine ganze Menge mehr Stücke der zweiten Scheibe vorgetragen und die Kenner der Amis stellten wohl zunehmend fest, dass die ersten beiden Alben praktisch komplett durchgespielt wurden. Es fehlte nur der Titelsong des Zweitlings und für mich insgesamt etwas überraschend alles von «Astronomica». Leider muss man an dieser Stelle sagen, aber nur das ältere Material ist mit der wertvollen Patina der glorreichen Vergan-genheit mit Midnight überzogen und darum konnte man das locker verschmerzen. Nach schweisstreibenden 75 Minuten ging die Band das erste Mal von der Bühne runter. Es folgten noch drei heftige Lektionen in feinstem Power Metal, der übrigens nicht selten nach den alten Queensÿche klang. «Eternal World» als letzte Zugabe liess schliesslich die gut 90 Minuten andauernde, musikalische Genialität von Crimson Glory noch ein letztes Mal an diesem Abend aufblitzen und es bleibt schwer zu hoffen, dass wir diesen Hochkaräter bald wieder bei uns in der Schweiz willkommen heissen können.


Setliste: «Valhalla» - «Dragon Lady» - «Angels Of War» - «Azrael, Mayday» - «Queen Of The Masquerade» - «Lady Of Winter» - «Where Dragons Rule» - «Painted Skies» - «Mayque Of The Red Death» - «In Dark Places» - «Burning Bridges» - «Red Sharks» -- «Lost Reflection» - «Lonely» - «Eternal World.