Die zur Zeit wohl heisseste Allgirl-Band kommt (woher denn
auch sonst?) aus Schweden, heisst Crucified Barbara und mischt die
Hard & Heavy-Szene schon seit einer Weile auf. Seit dem beachtlichen
Debüt «In Distortion We Trust» von 2005 sind bis heute nicht weniger
als vier Alben erschienen. Knackiger Heavy Metal mit hardrockigen
Versatzstücken wurde nach einer kurzen Punkzeit zum Markenzeichen
der langjährigen Freundinnen. Dass die Mädels aber nicht nur nett
anzuschauen sind, sondern auch schon an grossen Festivals bewiesen
haben, wie gut sie abrocken können, trägt zum aktuellen Status bei.
Dass es dabei heute Abend „nur“ zu einer Mini-Z7 Show gereichte, ist
weniger der Leistung des Quartetts als dem Überangebot anzulasten.
Gleichzeitig weiss man mittlerweile, dass gerade diese Shows oft das
gewisse Etwas mit sich bringen und das sollte sich erfreulicherweise
zum Tourhalt in der Schweiz wiederholen. Als Anheizer fungierten
gleich zwei Bands, wovon Supercharger aus Dänemark bereits im
vergangenen Mai mit H.E.A.T zu Gast im Z7 waren, nota bene auch auf
der Mini-Z7 Bühne. Als Erste durften Junkstars als Landeskollegen
des Headliners ran und diese liessen nicht lange bitten.
Junkstars
Es ist schon eindrücklich, wie viele gute Combos aus dem hohen
Norden stammen und das ist nicht erst seit ABBA der Fall. Vor allem
im Bereich der harten Klänge gibt es unzählige Perlen und es war
nicht zu übersehen, respektive überhören, dass die Junkstars auch
einen Teil des Kuchens abhaben möchten. Das lärmige Stockholmer Trio
um Max "Max" Malmquist (v/g), Tobbe "Bronxen" Ljungqvist (b/v) und
Mathias "Matte" Wanneberg (d) rockte gleich von Anfang an ziemlich
tight darauf los, als gäbe es beim ihrem allerersten Auftritt in der
Schweiz kein Morgen mehr. Der mit mächtig Rotz aufgepeppte
Rock’n’Roll war auf jeden Fall tanzbar wie unterhaltend zugleich.
Allerdings offenbarte Gitarrist Max ein paar spielerische, sprich
technische Defizite. Die wurden jedoch mit mächtig viel
„Arschtritt-Attitüde“ wieder wett gemacht. Mehr für das Auge des
Betrachters war dann der ziemlich krass tätowierte Tobbe, der so zu
sagen als wandelndes Kunstobjekt gehandelt werden konnte. Derweil
vergoss Drummer Mathias mit seinem unerbittlich nach vorne
abgehenden Drive mächtig viel Schweiss. Die für das Mini-Z7
ansehnliche Fanschar war darob in guter Laune und obwohl das Ganze
noch einen Tick „mehr Eier“ hätte haben dürfen, zogen sich Junkstars
als erste Band mehr als nur achtsam aus der Affäre und heimsten mit
ihrer positiven Energie deshalb einen überaus verdienten und
lautstarken Schlussapplaus ein.
Supercharger
Ob man das nun für essenziell hält oder nicht, aber der erste Blick
bei der für Supercharger hergerichteten Bühne wanderte erstmal in
die Mitte des vergleichsweise grossen Backdrops, wo sich ein
barbusiges Pinup-Girl lasziv darauf räkelte. Davor versammelte sich
der nächste wilde Haufen Musiker und der war dann ein anderes
Kaliber. Zwei Gitarristen (Thomas
Buchwald
und Staffan Österlind) sorgten für deutlich mehr Schub als zuvor und
durch den Tastenmann Lars Rygaard wurde der Sound entsprechend
bereichert. Angeführt wurde das Sextett durch Frontmann Mikkel
Neperus, der mich von seiner Art her schon bald oder besser gesagt
abermals an Rampensau Toschie von Audrey Horne erinnerte. Obwohl
Mikkel nur so vor Energie sprühte, hatte er das Mini-Z7 durch seine
sympathische Ausstrahlung ziemlich schnell auf seine Seite gezogen
und gab sich als sackstarker Performer. Dazu gehörte auch der
zwischenzeitliche Einsatz einer Mundharmonika, die sehr versiert
bedient wurde. Das förderte die eh gute Stimmung noch zusätzlich und
beflügelte die ganze Band sichtlich, die, trotz der halt
bescheidenen Platzverhältnisse, voll vom Leder zog. Die ganze Chose
kam dann auch noch eine ganze Spur rotziger als beim Opener
Junkstars daher. Einmal mehr entpuppte sich der Rahmen des Mini-Z7
für kleinere Publikumsresonanzen als ideal, anstatt dass sich die gleiche
Menge an Fans vor der grossen Bühne regelrecht verliert. So
wurden einem überaus unterhaltsame wie spritzige 45 Minuten
Rock’n’Roll geboten, die songwriterisch jedoch keine wirklich
grossen Stricke zerrissen.
Crucified Barbara
Diese Konstellation, also dass die Girls als Headliner nach den
Jungs die Bühne entern können, gibt es in der Rock- und Metalszene
nicht oft. Früher, also noch in den 70ern, schafften das zum
Beispiel die grandiosen Runaways oder in den 80ern Girlschool. Nun
ist die Reihe an Crucified Barbara, bestehend aus der Frontfrau Mia
Coldheart (v/g), den Saiten-Girls Klara Force (g/backing v) und Ida
Evileye (b/backing v) und der Drummerin Nicki Wicked. Dass dies
offensichtlich alles Pseudonyme sind, hat noch nie jemand gestört,
zumal die richtigen Namen der rockenden Ladies ja ebenso bekannt
sind. Die aktuelle Tour steht unter dem Banner des neuen vierten
Studioalbums «In The Red», das heuer am 12. September veröffentlicht
wurde. Darauf zeigen sich die vier Schwedinnen von einer sehr
kompakten Seite und beweisen zudem ein gutes Gespür für catchy
Refrains. Damit einher geht auch eine gehörige Portion Power, die
schon auf den früheren Alben losgetreten wurde. Titel wie «Pain &
Pleasure» oder «Sex Action» (beide von 2009) lassen denn auch keine
Fragen mehr offen und rocken die Bude gehörig. Genau das war es, was
die etwa gut 200 Fans natürlich hören wollten und kaum auf der Bühne
angekommen, legte das Quartett mit dem Opener «The Ghost Inside»
schon mal ordentlich los. Beim nachfolgenden «The
Crucifier»
war dann aber bereits fertig mit lustig und die Späne flogen in
bester W.A.S.P. meets Motörhead Manier daher.
Die allesamt
ansehnlichen Musikerinnen wandelten sich hierbei zu heftig posenden
Rock-Monstern, die das Ding gnadenlos runter holzten. Das stachelte
die eh gut antizipierende Meute (darunter natürlich vornehmlich die
Männer) spürbar an und die Antwort von der Mini-Z7 Bühne folgte
prompt. Es reihte sich in der Folge quasi Hit an Hit und immer gab
es dabei voll eins an die Glocke. Erst bei der „Halbballade“ wurde
das Gaspedal etwas weniger durchgetreten, doch auch dieses Lied
schnitt mehr als nur gut ab. Das galt auch für den Sound, der trotz
der kleineren PA genug Druck entwickelte. Allerdings fehlte mir der
auf den Alben so herrlich röhrende Bass von Ida Evileye. Vom neuen
Album wurden nicht weniger als fünf neue Songs geboten, die das
Level der vorangegangenen Kracher locker mitgehen konnten. Dazu
gehörten mitunter auch alte Perlen wie «In Distortion We Trust» und
«My Heart Is Black», die mehr in die Hardrock-Richtung gehen. Nach
wirklich schweisstreibenden neunzig Minuten und dem Killer-Track
«Into The Fire» verabschiedeten sich Crucified Barbara nach drei
Zugaben von ihren sichtlich zufriedenen Fans und kamen danach, ganz
in der neu geschaffenen Tradition des Mini-Z7, an den Merchstand und
erfreuten ihre Fans mit Unterschriften und gemeinsamen Fotos. Herz,
was willst Du mehr?!
Setliste: «The Ghost Inside» - «The
Crucifier» - «Play Me Hard» - «Sex Action» - «To Kill A Man» -
«Everything We Need» - «In The Red» - «Rock Me Like The Devil» -
«Jennyfer» - «Count Me In» - «Lunatic #1» - «In Distortion We Trust»
- «Sell My Kids For Rock’n' Roll» -- «My Heart Is Black» - «Electric
Sky» - «Into The Fire».
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