Vor fast genau einem Jahr beehrten die Dänen das Z7 letztmals und
lieferten damals eine Hammer-Show ab, die sich ja sowas von
gewaschen hatte. Da man D-A-D in unseren Breitengraden in der
letzten Zeit nicht oft erleben durfte, freute sich Unsereins
natürlich zünftig darauf. Das noch mehr, weil mit «Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark»
von 2011, nach drei Jahren Funkstille, wieder mal eine neue
Langrille am Start war. Die Blütezeit fand sich jedoch in den frühen
90ern, wo der von AC/DC und The Cult geprägte Sound mit einem nicht
zu überhörenden Western-Touch am hochstehendsten war. Das war
mitunter auch der Hauptgrund, warum diese Mucke bei mir mehrheitlich
durchfiel, obwohl D-A-D sich im Verlauf der Jahre immer mehr davon
entfernten. Das fünfte Studio-Werk «Helpyourselfish» von 1995 griff
dann leider den damaligen Zeitgeist der Nach-Nirvana Zeit auf, wo
das ganze Rock- und vor allem Metal-Genre völlig darnieder lag.
Damit waren D-A-D eigentlich weg vom Fenster und es ist umso
erfreulicher, dass die Nordländer die Durststrecke überstanden haben
und aktuell so stark wie nie sind. Das trifft mit Sicherheit auch
auf „unsere“ The Order zu, die heute Abend Support waren und sich
natürlich nicht lumpen liessen.
The Order
Frontmann und Sympathikus Gianni Pontillo mag sich kürzlich bei «The
Voice Of Switzerland» vermeintlich schlecht verkauft haben und führt
seit einer Weile einen Dauerkurzhaarschnitt spazieren, doch das
schmälert seine stimmliche Entfaltung und die Power seiner
Hintermannschaft keinesfalls. Obwohl ich mit Sicherheit nicht der
einzige verbliebene Pure Inc. Fan bin, so ist dessen Auflösung, vor
allem auch wegen Gitarrist und Rampensau Sandro Pellegrini, ein
schmerzlicher Verlust für die Schweizer Szene. Mit The Order füllte
zumindest Shouter Gianni diese Lücke wieder optimal aus und seit dem
Hammer-Debüt «Son Of Armageddon» (2006) ist die Truppe nicht mehr
aufzuhalten und gehört livemässig klar zum Besten, was die hiesige
Szene hergibt. Trotz laufend guten weiteren Studio-Scheiben sowie
dem bei «1986» genialen Schwenk tief in die 80er hinein, bewiesen
die Basler, dass sie in der Tat zu den Gralshütern der guten alten
Zeit gehören und Neues gekonnt einbringen. Nach vier Alben und der
generell guten Ausgangslage liess der grosse Erfolg bisher zwar noch
auf sich warten. Vielleicht ist es aber genau der jetzige Zustand,
der The Order nach wie
vor unwiderstehlich macht. Als Opener
eröffnete «Mama, I Love Rock’n’Roll» den heutigen Abend mit
ordentlich Schmackes, gefolgt von «Satisfaction». Und genau diese
Freude war es, die sich von der bestens gelaunten Band alsbald auch
auf das Publikum (knapp 500 Fans) übertrug. Natürlich schlug der
Heim-Bonus noch zusätzlich zu Buche, doch das Power-Quartett machte
eh keine Gefangenen und zeigte während gut 50 Minuten einen
repräsentativen Querschnitt durch alle vier Alben. Zur
unbestrittenen Coolness der D-A-D Anheizer gehörte ausserdem, dass
das Malheur des unmittelbar aussteigenden Arbeitsgerätes von
Gitarrist Bruno Spring ohne grosse Aufregung abgefangen wurde und
danach nichts mehr anbrennen konnte. Damit einher ging die Hoffnung,
dass wir künftig noch einiges von The Order sehen und vor allem
hören werden.
Setliste: «Mama, I Love Rock’n’Roll» - «Satisfaction» - «As One
Tonight» - «The Power Of Love» - «Long Live Rock’n’Roll» - «Love
Ain’t A Game To Play» - «Sweet Stranger» - «Let The Good Times Roll»
- «Son Of Armageddon» - «Damn Hot Chick» - «Bridges Burning» - «Stop
Lying In The Name Of Love».
D-A-D
Eigentlich zögerte ich keine Sekunde, als der neuerliche Aufritt von
„Danish Dynamite“ im Z7, nämlich D-A-D, angesagt wurde. Die
Erinnerung an eines der letztjährigen Jahreshighlights
verselbstständigte die Entscheidung und liess nichts anderes als den
Gang nach Pratteln zu. Allerdings war gleichzeitig aber auch klar,
dass der Headliner nichts bahnbrechend Neues mitbringen würde,
ausser vielleicht einem neuen Song?! Nun denn, es dürfte auf jeden
Fall nicht wenige Fans in Pratteln gehabt haben, die um das
Showtalent von Bassist Stig Pedersen wussten oder zumindest davon
gehört hatten. Das Ganze ist mittlerweile ein fester Bestandteil der
Show und inzwischen zum Markenzeichen geworden. So wurde die
Hauptgruppe des Abends zunächst mal von der gleichen Anzahl Leute
wie im Vorjahr herzlich willkommen geheissen und das liess das Eis
zwischen den Fans und der Band gleich so zerbröseln, dass man daraus
gleich ein paar hundert Caipirinhas hätte zubereiten können! Diese
wären indes auch wirklich willkommen gewesen, denn was die Binzer
Saiten-Brothers Jesper und Jacob mit ihren zwei Kollegen abermals
veranstalteten, verdient einfach das Prädikat „weltklasse“! Schon
der passend
betitelte Opener «Isn't That Wild» war Programm und
brachte gleich mal hervor, wie die Jungs vor über einem
Vierteljahrhundert (!) klangen. Ein guter Teil der Setliste
überschnitt sich mit dem letzten Mal, aber bei insgesamt elf Alben
besteht die entsprechende Auswahl und schlug sich dann auch in ein
paar anderen Songs wie «Rim Of Hell», «Unowned» oder «Black Crickets»
nieder. Bei allen/allem stand Bassist Stig Pedersen meist im
Vordergrund des Geschehens, der insgesamt fünf Bassmodelle dabei
hatte und diese fleissig auswechselte. Neben den beiden
Neonlicht-Modellen (rot und blau) stachen wiederum das
überdimensionierte Monsterteil und das Cruise Missile Modell
speziell heraus. Dazu bewegte sich Stig unaufhörlich auf der ganzen
Bühne herum, kletterte immer wieder auf das Drumkit von Laust Sonne
hinauf und poste vom Feinsten. Er war sich dann auch nicht zu schade
und spielte ab der zweiten Hälfte mit nacktem Oberkörper. Dabei sah
man, wie fit der angehende 50er aussah. Gegen Ende der knapp 100
wiederum sehr unterhaltsamen Minuten deckte sich die Setliste mit
der vom Vorjahr. Mein persönliches Highlight war wieder und
unmissverständlich die akustische Gänsehaut-Ballade «Laugh 'n' A ½»
und einen besseren Rausschmeisser wie «It's After Dark» gibt es
eigentlich eh nicht. D-A-D boten wiederum grosses Kino und eine
würdige Vorstellung, die einem Headliner absolut gerecht wurde.
Vielleicht sollte Stig für den nächsten Besuch einen Satz neue
Bassgitarren (übrigens Marke Eigenbau!) bereit halten, doch es sind
in erster Linie die Musiker selber, die ihre Mucke mit spürbarem
Herzblut vortragen und bei aller Show immer authentisch bleiben.
Dass letztlich doch kein ganz neuer Song dabei war, schmälerte
nichts am positiven Fazit und nährte vielmehr die Freude darauf.
Setliste: «Isn't That Wild» - «Jihad» - «The Road Below Me» - «A New
Age Moving In» - «Everything Glows» - «Rim Of Hell» - «Grow Or Pay (long
guitar solo in the end) » - «Unowned» - «Black Crickets» - «Last
Time In Neverland» - «Monster Philosophy» - «I Want What She's Got
(w/ drum solo in the middle) » - «Evil Twin» - «Bad Craziness» -- «Sleeping
My Day Away (w/guitar solo)» - «Laugh 'n' A ½» - «It's After Dark».
|
|