Die letzte Studioscheibe des dänischen Dynamits trägt den
Titel «DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK» und kam (kein Witz!) am 11.
November 2011 oder anders geschrieben dem 11.11.11 heraus. Auf den
nächsten Winter hin werden das also satte fünf Jahre sein, doch
Bands, die seit der Gründung über Jahrzehnte aktiv sind, kommen
immer wieder in die komfortable (Jubiläums-) Lage, dass alte
Scheiben so zu sagen runde Geburtstage feiern können. Dies kann
dann, auch ohne neues Material, prima zum Anlass genommen werden,
dass man sich entsprechend selbst abfeiert. Hierbei kommt es nicht
selten vor, dass solchen Ereignissen denkwürdige Konzerte
entspringen, wo dann die betreffenden Alben, zur grossen Freude der
Fans, jeweils komplett durchgespielt werden. Bei D-A-D ging man nun
noch einen Schritt weiter und verkündete, dass nebst dem Jubilar
«Riskin‘ It All» (1991) auch dem Vorgängeralbum «No Fuel Left For
The Pilgrims» (1989) diese Ehre zuteil wird. Konkret hiess das, dass
die Dänen ihre zwei stärksten Alben live zelebrieren, schlicht der
Oberhammer! Zusammen mit den Schweden-Mädels von Thundermother wurde
ein starkes Paket geschnürt, das Freude bereitete.
Thundermother
Clare Cunningham (v), Filippa Nässil (lead g), Giorgia Carteri
(rhythm g), Linda Ström (b) und Tilda Stenqvist (d) kommen, wie ihre
Kolleginnen von Crucified Barbara, auch aus Stockholm. Wobei zu
ergänzen ist, dass Frontfrau Clare ursprünglich aus Irland stammt
und Giorgias Wurzeln in Italien liegen. Stilistisch gibt es jedoch
Unterschiede, denn Thundermother agieren eindeutig stärker im Umfeld
der alten AC/DC, gemischt mit den Vibes von Girlschool in jungen
Jahren. Die Britinnen waren, neben den Landsfrauen von Rock Goddess
und The Runaways aus Amerika, mitunter die Vorreiter in Sachen
Allgirl-Bands und ebneten ihren Nachfolgerinnen das Terrain. Will
heissen, damit wurden einst vorherrschende Vorurteile ausgeräumt und
der Beweis erbracht, dass die holde Weiblichkeit auch als Band sehr
wohl bestehen, sprich abrocken kann! Was Thundermother als frische
Gruppe (2010 gegründet) angeht, dessen Debüt « Rock'n'Roll Disaster»
2014 das Licht der Welt erblickte und in den heimischen Charts
gleich auf den zweiten Platz segelte, traf das bemerkenswert ins
Schwarze! Letztes Jahr erschien dann bereits der Nachfolger «Road
Fever», der auf der
gleichen
Linie liegt. Von all dem hatte ich bisher jedoch nicht Notiz
genommen und sah die Girlz deshalb zum ersten Mal live. Die Attitüde
und die Optik passten schon mal ziemlich gut und auch soundmässig
kam das Ganze ganz ordentlich rüber. In der klanglichen Nachlese auf
YouTube stellte ich dann allerdings fest, dass die relativ rohe
Energie der Studioalben nicht eins zu eins auf der Bühne
wiedergegeben werden wurde. Das lag zum einen sicherlich an der
etwas reduzierten Lautstärke als Supportband und andererseits fehlte
einfach der letzte Zwick, dass einem die Kinnlade nach unten klappt.
Nichtsdestotrotz rockte sich der nordländische Fünfer locker in die
Herzen der Fans, vor allem den männlichen im Z7. Die Posen stimmten
und die technischen Fähigkeiten ebenso. Wenn nun das künftige
Songmaterial qualitativ noch zuzulegen vermag , stehen Thundermother
bestimmt aufregende Zeiten bevor. Unter dem Strich gab der
Konzertopener des heutigen Abends somit eine mehrheitlich
überzeugende Visitenkarte ab und scheute auch nach dem Auftritt den
Kontakt mit den Fans nicht. Genauso erarbeitet man sich die
Sympathien der Fans auch abseits der Bühne.
Setliste:
«Rock’n’Roll Disaster» - «Cheers» - «Thunderous» - «Roadkill» -
«Thunder Machine» - «Shoot To Kill» - «Deal With The Devil» - «It's
Just a Tease».
D-A-D
Wer diese Hammerband bisher noch nie live gesehen hat, dem entgeht
wirklich etwas, und das nicht nur wegen Kult-Bassist Stig Pedersen,
der schon alleine das Eintrittsgeld wert ist. Der Kern der Dänen ist
jedoch das Brüderpaar Jesper und Jacob Binzer, das den Motor seit
1984 am Laufen hält. Obwohl man nie den ganz grossen Erfolg erzielen
konnte, mischen D-A-D schon eine ganze Weile wieder aktiver in der
Szene mit als auch schon. Speerspitze sind vor allem die
schweisstreibenden Konzerte und auf dieser Tour bot man den Fans ein
besonderes Schmankerl! Grund dafür ist das vierte Album «Riskin‘ It
All», das inzwischen ein unglaubliches Vierteljahrhundert auf dem
Buckel hat. So entschloss man sich kurzerhand, dieses Jubiläum dahin
gehend zu feiern, dass gleich das ganze Album am Stück gespielt
wird! Und damit die Chose auch wirklich Sinn macht, wurde gleich
noch der Vorgänger «No Fuel Left For The Pilgrims» (1989) in
gleicher Manier ins Boot geholt. Was für eine Affiche, einfach nur
göttlich! So konnte sich der geneigte Fan auf eine tolle Rockshow
freuen, die folgerichtig mit dem Kracher «Bad Craziness» begann, die
Western-Vibes von «Day Of Wrong Moves» wieder entstaubte, mit
Blues-Touch «I Won’t Cut My Hair» in Erinnerung rief, Fluffiges der
Marke «Down That 3rd World Road auftischte und satte Rocker wie
Makin‘ Fun Of Money» aus der Versenkung holte.
Das absolute Highlight war dann natürlich das akustisch vorgetragene
«Laugh ’n’ A1/2», das glatt auch von The Almighty stammen könnte.
Insgesamt gab die Band alles, auch wenn der bekannteste 2-Saiten
Bassist der Welt die meisten Blicke auf sich zog. Zum einen wegen
seinem bunten Outfit und zum anderen wegen seinen inzwischen längst
legendären Arbeitsgeräten, die kein anderer Musiker in dieser
Varianz auf die Bühne bringt. Dazu kamen Jesper Binzers leicht
holprige und stets spassbetonte Ansagen auf Deutsch, die für manchen
Lacher sorgten. Nach den ersten elf Songs wurde eine kurze Pause
eingeschoben, die es so aber nicht wirklich gebraucht hätte. Wer mit
den Songs von «No Fuel Left For The Pilgrims» vertraut war,
erwartete nun «Sleeping My Day Away», doch jetzt wurde der Spiess
gleich um 180 Grad umgedreht und das ganze Album in umgekehrter
Reihefolge gezockt! So rotzten D-A-D erstmal das schon fast etwas
punkige «Ill Will» runter und glänzten mit zahlreichen weiteren
Perlen aus dieser Zeit. Nicht selten erinnerte mich der Sound von
„Danish Dynamite» an die guten Zeiten von Cheap Trick und zum satten
Riffing von Jesper haute Jacob die geilsten Soli raus.
Und
dann wäre da noch eben dieser liebenswert durchgeknallte Mr.
Pedersen, der wiederum eine Show vom Feinsten ablieferte. Darüber
hinaus bewies der ziemlich fit aussehende Mit-Fünfziger, dass in
diesem Alter noch lange nicht Schluss ist. So spielten D-A-D an
diesem Abend nicht weniger als 25 Songs (!) und die Pause war
letztlich aus dramaturgischer Sicht dennoch genial eingeschoben, da
die beiden Alben zusammen netto knapp neunzig Minuten abwerfen. Doch
mit den Solos (auch Drummer Laust Sonne durfte sogar zweimal ran!)
und Jespers Ansagen vergingen insgesamt locker zwei Stunden mit
bester Unterhaltung der Fans. Mit «It’s After Dark» (vom 86er
Debüt-Album «Call Of The Wild»)
gab es schliesslich noch eine halbwegs „ruhige“ Zugabe obendrauf,
die dieses Hammerkonzert optimal ausklingen liess. Besser kann man
das nicht bringen!
Setliste: «Bad Craziness» - «D-Law» - «Day
Of Wrong Moves» - «Rock'n'Rock Radar» - «I Won't Cut My Hair» -
«Down That Dusty 3'rd World Road» - «Makin' Fun Of Money / Drum-Solo» -
«Grow Or Pay» - «Smart Boy Can't Tell Ya'» - «Riskin' It
All» - «Laugh 'n' A ˝» --Pause-- «Ill Will» - «Wild Talk» - «Siamese
Twin» - «Overmuch / Drum-Solo» - «Lords Of The Atlas» - «Girl Nation»
- «True Believer» - «ZCMI» - «Rim Of Hell» - «Point Of View» -
«Jihad» - «Sleeping My Day Away» -- «It's After Dark».
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