Livereview: D-A-D - Thundermother

29. April 2016, Pratteln – Z7
By Rockslave
Die letzte Studioscheibe des dänischen Dynamits trägt den Titel «DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK» und kam (kein Witz!) am 11. November 2011 oder anders geschrieben dem 11.11.11 heraus. Auf den nächsten Winter hin werden das also satte fünf Jahre sein, doch Bands, die seit der Gründung über Jahrzehnte aktiv sind, kommen immer wieder in die komfortable (Jubiläums-) Lage, dass alte Scheiben so zu sagen runde Geburtstage feiern können. Dies kann dann, auch ohne neues Material, prima zum Anlass genommen werden, dass man sich entsprechend selbst abfeiert. Hierbei kommt es nicht selten vor, dass solchen Ereignissen denkwürdige Konzerte entspringen, wo dann die betreffenden Alben, zur grossen Freude der Fans, jeweils komplett durchgespielt werden. Bei D-A-D ging man nun noch einen Schritt weiter und verkündete, dass nebst dem Jubilar «Riskin‘ It All» (1991) auch dem Vorgängeralbum «No Fuel Left For The Pilgrims» (1989) diese Ehre zuteil wird. Konkret hiess das, dass die Dänen ihre zwei stärksten Alben live zelebrieren, schlicht der Oberhammer! Zusammen mit den Schweden-Mädels von Thundermother wurde ein starkes Paket geschnürt, das Freude bereitete.

Thundermother

Clare Cunningham (v), Filippa Nässil (lead g), Giorgia Carteri (rhythm g), Linda Ström (b) und Tilda Stenqvist (d) kommen, wie ihre Kolleginnen von Crucified Barbara, auch aus Stockholm. Wobei zu ergänzen ist, dass Frontfrau Clare ursprünglich aus Irland stammt und Giorgias Wurzeln in Italien liegen. Stilistisch gibt es jedoch Unterschiede, denn Thundermother agieren eindeutig stärker im Umfeld der alten AC/DC, gemischt mit den Vibes von Girlschool in jungen Jahren. Die Britinnen waren, neben den Landsfrauen von Rock Goddess und The Runaways aus Amerika, mitunter die Vorreiter in Sachen Allgirl-Bands und ebneten ihren Nachfolgerinnen das Terrain. Will heissen, damit wurden einst vorherrschende Vorurteile ausgeräumt und der Beweis erbracht, dass die holde Weiblichkeit auch als Band sehr wohl bestehen, sprich abrocken kann! Was Thundermother als frische Gruppe (2010 gegründet) angeht, dessen Debüt « Rock'n'Roll Disaster» 2014 das Licht der Welt erblickte und in den heimischen Charts gleich auf den zweiten Platz segelte, traf das bemerkenswert ins Schwarze! Letztes Jahr erschien dann bereits der Nachfolger «Road Fever», der auf der gleichen Linie liegt. Von all dem hatte ich bisher jedoch nicht Notiz genommen und sah die Girlz deshalb zum ersten Mal live. Die Attitüde und die Optik passten schon mal ziemlich gut und auch soundmässig kam das Ganze ganz ordentlich rüber. In der klanglichen Nachlese auf YouTube stellte ich dann allerdings fest, dass die relativ rohe Energie der Studioalben nicht eins zu eins auf der Bühne wiedergegeben werden wurde. Das lag zum einen sicherlich an der etwas reduzierten Lautstärke als Supportband und andererseits fehlte einfach der letzte Zwick, dass einem die Kinnlade nach unten klappt. Nichtsdestotrotz rockte sich der nordländische Fünfer locker in die Herzen der Fans, vor allem den männlichen im Z7. Die Posen stimmten und die technischen Fähigkeiten ebenso. Wenn nun das künftige Songmaterial qualitativ noch zuzulegen vermag , stehen Thundermother bestimmt aufregende Zeiten bevor. Unter dem Strich gab der Konzertopener des heutigen Abends somit eine mehrheitlich überzeugende Visitenkarte ab und scheute auch nach dem Auftritt den Kontakt mit den Fans nicht. Genauso erarbeitet man sich die Sympathien der Fans auch abseits der Bühne.

Setliste: «Rock’n’Roll Disaster» - «Cheers» - «Thunderous» - «Roadkill» - «Thunder Machine» - «Shoot To Kill» - «Deal With The Devil» - «It's Just a Tease».


D-A-D
Wer diese Hammerband bisher noch nie live gesehen hat, dem entgeht wirklich etwas, und das nicht nur wegen Kult-Bassist Stig Pedersen, der schon alleine das Eintrittsgeld wert ist. Der Kern der Dänen ist jedoch das Brüderpaar Jesper und Jacob Binzer, das den Motor seit 1984 am Laufen hält. Obwohl man nie den ganz grossen Erfolg erzielen konnte, mischen D-A-D schon eine ganze Weile wieder aktiver in der Szene mit als auch schon. Speerspitze sind vor allem die schweisstreibenden Konzerte und auf dieser Tour bot man den Fans ein besonderes Schmankerl! Grund dafür ist das vierte Album «Riskin‘ It All», das inzwischen ein unglaubliches Vierteljahrhundert auf dem Buckel hat. So entschloss man sich kurzerhand, dieses Jubiläum dahin gehend zu feiern, dass gleich das ganze Album am Stück gespielt wird! Und damit die Chose auch wirklich Sinn macht, wurde gleich noch der Vorgänger «No Fuel Left For The Pilgrims» (1989) in gleicher Manier ins Boot geholt. Was für eine Affiche, einfach nur göttlich! So konnte sich der geneigte Fan auf eine tolle Rockshow freuen, die folgerichtig mit dem Kracher «Bad Craziness» begann, die Western-Vibes von «Day Of Wrong Moves» wieder entstaubte, mit Blues-Touch «I Won’t Cut My Hair» in Erinnerung rief, Fluffiges der Marke «Down That 3rd World Road auftischte und satte Rocker wie Makin‘ Fun Of Money» aus der Versenkung holte.

Das absolute Highlight war dann natürlich das akustisch vorgetragene «Laugh ’n’ A1/2», das glatt auch von The Almighty stammen könnte. Insgesamt gab die Band alles, auch wenn der bekannteste 2-Saiten Bassist der Welt die meisten Blicke auf sich zog. Zum einen wegen seinem bunten Outfit und zum anderen wegen seinen inzwischen längst legendären Arbeitsgeräten, die kein anderer Musiker in dieser Varianz auf die Bühne bringt. Dazu kamen Jesper Binzers leicht holprige und stets spassbetonte Ansagen auf Deutsch, die für manchen Lacher sorgten. Nach den ersten elf Songs wurde eine kurze Pause eingeschoben, die es so aber nicht wirklich gebraucht hätte. Wer mit den Songs von «No Fuel Left For The Pilgrims» vertraut war, erwartete nun «Sleeping My Day Away», doch jetzt wurde der Spiess gleich um 180 Grad umgedreht und das ganze Album in umgekehrter Reihefolge gezockt! So rotzten D-A-D erstmal das schon fast etwas punkige «Ill Will» runter und glänzten mit zahlreichen weiteren Perlen aus dieser Zeit. Nicht selten erinnerte mich der Sound von „Danish Dynamite» an die guten Zeiten von Cheap Trick und zum satten Riffing von Jesper haute Jacob die geilsten Soli raus.

Und dann wäre da noch eben dieser liebenswert durchgeknallte Mr. Pedersen, der wiederum eine Show vom Feinsten ablieferte. Darüber hinaus bewies der ziemlich fit aussehende Mit-Fünfziger, dass in diesem Alter noch lange nicht Schluss ist. So spielten D-A-D an diesem Abend nicht weniger als 25 Songs (!) und die Pause war letztlich aus dramaturgischer Sicht dennoch genial eingeschoben, da die beiden Alben zusammen netto knapp neunzig Minuten abwerfen. Doch mit den Solos (auch Drummer Laust Sonne durfte sogar zweimal ran!) und Jespers Ansagen vergingen insgesamt locker zwei Stunden mit bester Unterhaltung der Fans. Mit «It’s After Dark» (vom 86er Debüt-Album «Call Of The Wild») gab es schliesslich noch eine halbwegs „ruhige“ Zugabe obendrauf, die dieses Hammerkonzert optimal ausklingen liess. Besser kann man das nicht bringen!

Setliste: «Bad Craziness» - «D-Law» - «Day Of Wrong Moves» - «Rock'n'Rock Radar» - «I Won't Cut My Hair» - «Down That Dusty 3'rd World Road» - «Makin' Fun Of Money / Drum-Solo» - «Grow Or Pay» - «Smart Boy Can't Tell Ya'» - «Riskin' It All» - «Laugh 'n' A ˝» --Pause-- «Ill Will» - «Wild Talk» - «Siamese Twin» - «Overmuch / Drum-Solo» - «Lords Of The Atlas» - «Girl Nation» - «True Believer» - «ZCMI» - «Rim Of Hell» - «Point Of View» - «Jihad» - «Sleeping My Day Away» -- «It's After Dark».