Livereview: Danko Jones - Bombus - Adrenaline 101

27.10.2012 Zürich - Komplex 457
By Mirko B.

Pünktlich zum letzten Wochenende eines ansonsten wunderschönen Oktobers hat uns der Winter einen ersten Vorboten geschickt, was die Anfahrt zum und die Wartezeit vor dem Komplex 457 zwar interessant aber alles andere als angenehm gestaltete. Wären im gemütlichen Rockschuppen am Stadtrand von Zürich irgendwelche Black Metal Bands aus Norwegen aufgetreten, hätte es von der Atmosphäre her ja noch gepasst, aber bei drei waschechten, schweisstreibenden Rockbands wären etwas angenehmere meteorologische Bedingungen durchaus angebracht gewesen. Naja, was soll’s, die beiden ausländischen Acts Bombus aus Schweden und Danko Jones aus Kanada kennen es ja auch nicht anders und mussten sich somit nicht grossartig akklimatisieren, und für die eröffnenden Lokalmatadoren Adrenaline 101 war es eh ein Heimspiel. Somit hiess es Vorhang auf für drei Bands, die ausgedehnte Gitarrensoli bestenfalls vom Hörensagen kennen!

Adrenaline 101

Pünktlich um 20:00 Uhr betraten die Zürcher Adrenaline 101 die Bühne und liessen sich glücklicherweise von der vorerst recht spärlichen Publikumskulisse nicht beirren. Im direkten Vergleich zu ihren Studioaufnahmen schoben die Jungs live gleich einige Briketts nach, und so dauerte es auch nicht lange, bis zumindest an der vordersten Front die ersten gen Himmel gereckten Fäuste zum High Energy Rock `n` Roll der jungen Truppe auszumachen waren, offensichtlich hatte der Vierer seinen eigenen Fanclub zum Tanz geladen. Irgendwo zwischen straightem Rock und Nu Rock der Marke Guano Apes oder Kid Rock angesiedelt, kam der Sound verhältnismässig gut beim Publikum an, was wohl nicht zuletzt auch an der agilen Bühnenpräsenz der Band gelegen hat. Allen voran tat Sänger Delon Cyclon seinem Künstlernamen alle Ehre und legte in jeder Hinsicht eine beachtenswert energiegeladene Performance hin. Allem anerkennenden Mitwippen und Mitnicken zum Trotz erntete die Band schlussendlich aber dann doch nicht mehr als bestenfalls gehobenen Höflichkeitsapplaus. Aber da das Schweizer Publikum bekanntlich von Haus aus selbst bei den ganz Grossen recht reserviert reagieren kann, können Adrenaline 101 auch diesen Auftritt als weiteren Erfolg für sich verbuchen.

Bombus
Nach einer angenehm kurzen Pause von gerade mal zwanzig Minuten entfachten danach die Schweden Bombus ein wahres Gewitter im Komplex 457, das sich etwa so anhörte, als ob Motörhead eine Schwäche für Louisiana-Sludge entwickelt hätten, da passte Basser Jonas mit seinem schwarzen Rickenbacker schon mal ganz gut ins Bild. Das vorwiegend recht junge Publikum reagierte anfangs etwas verhalten auf das schwedische Rollkommando, und ich hatte das Gefühl, der derb-düstere Sound von Bombus sei wohl etwas zu hart für ein Publikum, dessen Härteresistenz bei Danko Jones & Co. aufhört. Nichtsdestotrotz gab sich die Band um die zwei oft synchron röhrenden Gitarristen Feffe und Matte unbeeindruckt und knallte Song um Song in die sich langsam füllende Halle. Auch hier bot wieder ein ähnliches Bild wie bei Adrenaline 101: Vorne ein paar bangende die hard Fans, der Rest nickte bestenfalls relaxt mit. Bei näherer Betrachtung musste ich sowieso feststellen, dass eher wenige Metaller anwesend waren, weit und breit waren kaum Leder, Denim und lange Haare sichtbar, was den zotteligen Bartträgern auf der Bühne die Sache nicht gerade einfach machte. Dennoch ernteten Bombus verdientermassen nach einer guten halben Stunde mal schneller, mal doomig-langsamer und immer breiter Rifflavinen ihren verdienten Applaus. Ein guter, solider Auftritt, aber ich erlaube mir die Bemerkung, dass diese Band bei den Tags darauf im Komplex auftretenden Down besser aufgehoben gewesen wäre.

Danko Jones
Um 22:00 enterte dann schliesslich der Meister himself die Bühne vor dem endlich vollen aber nicht ausverkauften Club und eröffnete den Rotz `n` Roll Tanz mit dem fulminanten Trio „Terrified“ vom aktuellen Album „Rock `n` Roll Is Black And Blue“ und den älteren Gassenfegern „I Want You“ sowie „Forget My Name“, das Volk ging natürlich vom ersten Ton an steil ab wie eine Rakete. Nach diesem gelungenen Einstieg folgte dann schon mal die erste Anrede des Herrn Jones, in der er in seiner für ihn typischen, breitbeinigen Un-Bescheidenheit erklärte, es sei scheissegal, welchen Song von welchem Album sie spielen würden, da sie in jedem Fall einfach Arsch treten würden. Naja, wo er Recht hat, hat er Recht, denn zumindest ich habe bis jetzt noch keine schwache Danko Jones Show erlebt. Danach ging es gleich mit durchgetretenem Gaspedal und einem ausgewogenen Mix aus neuem und altem Material weiter, alle drei Protagonisten versprühten eine unglaubliche Energie und Spielfreude, lediglich Danko‘s Wechsel von seiner weissen Gibson Explorer auf die ebenfalls weisse Gibson SG empfand ich (und nicht nur ich) als Fehlgriff, denn Letztere klang wirklich furchtbar, in etwa so, wie bei jenen Beat Bands der Sechziger, die mit Rasiermessern Schlitze in die Membrane ihrer Lautsprecher schnitten, um einen verzerrten Klang zu erreichen. Aber egal, JC sorgte mit seinem stark verzerrten Bass für die richtige Dosis Distortion und liess so die blechig scheppernde SG vergessen.

In der Mitte des Sets folgte dann die für Danko Jones in Zürich inzwischen obligatorische Dankes- und Lobrede an die Jungs von Celtic Frost und speziell an Martin Ain, den er inzwischen voller Stolz zu seinen persönlichen Freunden zählt, ein netter, ehrlicher Ausdruck der Wertschätzung, der ihm auch diesmal wirklich alle abgenommen haben. Und wenn Danko Jones voller Inbrunst „Celtic Frost rules in Zurich“ ins Mikro schreit, dann ist dem wirklich nichts hinzuzufügen. Ganz sympathisch war dann auch seine etwas später erfolgte Erklärung, er habe es sich abgewöhnt, sich für den Applaus zu bedanken, da es realistischer sei, dem Publikum „ihr habt recht!“ zu sagen. Dieser Kerl bringt einfach jedes Mal den Balanceakt zustande, etwas völlig arrogantes in einer dermassen selbstironischen Art auszudrücken, dass man es ihm ohne die Stirn zu runzeln abkauft.

Nach einer Stunde regulärer Spielzeit gefüllt mit uneingeschränkt abgefeierten Krachern (von „Cadillac“ mal abgesehen, da hätte “Play The Blues“ ganz anders abgeräumt!) war dann erst mal Schicht im Schacht, aber natürlich liess sich das Powertrio nicht lange bitten, und eröffnete mit „I Think Bad Thoughts“ den Zugabenblock, glücklicherweise wieder mit dem satten Klang der Gibson Explorer. Interessanterweise hat Danko hier im Mittelteil des Songs die Riffs von „Iron Man“, „Breaking The Law“ und, man höre und staune, „A National Acrobat“ eingebaut, wobei natürlich vor allem „Iron Man“ vom Publikum lautstark mitgesungen wurde. Immer wieder schön zu sehen, wenn die junge Garde den Urvätern den verdienten Respekt zollt. Gewohntes hingegen im abschliessenden „The Mountain“, in dem Danko den Leuten wie üblich erklärte, welche verstorbenen Musiker sich im Jenseits gegenseitig die Hand halten. Cliff Burton, Johnny Cash, Jon Lord, Barry White, Joey Ramone, Ray Charles, Ronnie James Dio, alle hat er sie unter tosendem Applaus aufgezählt, lediglich bei Tupac Shakur war die Reaktion des Publikums mehr als bescheiden. Irgendwo hat jede musikalische Toleranz ihre Grenze, und die war beim hier anwesenden Rockpublikum offensichtlich erreicht.  Aber diese kleine, unbedeutende Episode vermochte natürlich den positiven Gesamteindruck nicht zu trüben, und so verliess das Trio am Ende unter gewohnt lautstarkem Jubel die Bühne. Wer auf Dicke-Eier-Rock steht und nicht dabei sein konnte, hat definitiv was verpasst!

Setliste: «Terrified» - «I Want You» - «Forget My Name» - «First Date» - «Just A Beautiful Day» - «Hey Papa» - «Code Of The Road» - «Full Of Regret/Drum Solo» - «Lovercall» - «Conceited» - «Cadillac» - «I Believed In God» - «I Think Bad Thoughts» - «I’ve Had Enough» - «The Mountain»