2008 war zweifelsohne das Jahr der Finanzkrise - Märkte stürzten
ein, Guthaben wechselten den Besitzer, Chaos regierte die
internationalen Beziehungen. Welche Auswirkungen das ganze auf die
Musikindustrie hatte, oder nach haben wird, lässt sich an dieser
Stelle wohl kaum erschliessen - Fakt ist, dass hier schon immer
unfreiwillig mit knappen Budgets der Alltag bestritten wurde. In
welchen finanziellen Rähmen dann auch ein solch massives Paket wie
die 'Thrash And Burn-Tour' sich bewegt, kann ich nicht wirklich
sagen - Aber irgendwo muss die Rechnung einfach aufgehen: Denn
beinahe die Hälfte der Band bei unmenschlichen Spielzeiten und
-Dauer unter niedrigem Publikums-Aufmarsch auf die Bühne zu jagen,
das kann es nicht sein…
Als ich dann gegen 18h30 Uhr im Kiff eintraf, hatten Success Will
Write Apocalypse Across The Sky ihren Auftritt dann auch bereits
hinter sich gebracht… so viel zum Thema. Arsonists Get All The Girls
schickten sich ziemlich bald im Anschluss an, dem Schweizer Publikum
ihre Mucke näher zu bringen - und scheiterten dann auch relativ
schnell an ihrer offensichtlichen Zwiespältigkeit: Sobald sich die
fünf Jungs daran machten, Breakdown an Breakdown zu reihen, hatten
sie die Zustimmung der anwesenden Slamdance-Proleten. Aber kaum
setzte der Mann an den Synthies zu Leadklimpereien an, schlugen die
wohlwollenden Zurufe in schmerzverzerrte Gesichtsausdrücke um (Wozu
ich mich allerdings auch hingezogen fühlte). War From A Harlots
Mouth-Fronter Nico gab ein kurzes Gastspiel am zweiten Mikro, und
kurz darauf waren AGATG dann auch Geschichte… Komische Kappelle,
würde ich meinen.
War From A Harlots Mouth
Die bereits erwähnten War From A Harlots Mouth, die bereits letzten
Dezember im Fribourgischen Nouveau Monde mit einem Wahnsinns-Gig
glänzten, demonstrierten darauf, wie's richtig gemacht wird: Weniger
Attitüde, mehr Spass an der Sache, schien die Devise zu heissen.
Obwohl Nico und die Klampfenschwinger zwar ordentlich über die
Bretter tobten, und vor allem Drummer Paule wie ein Berserker
wütete, kam die gute Stimmung nicht zu kurz. Auch wenn die
mittlerweile auf eine beachtliche Anzahl angewachsenen
Slamdance-Proleten höchstens bei den für sie nachvollziehbaren Parts
in die Gänge kamen, machte sich endlich auch im Publikum Stimmung
breit. WFAHM punkteten zudem noch mit Grüsse an einige Schweizer
Bands, um nach knapp 30 Minuten die Bühne wieder zu verlassen.
Klasse Band, wenn auch aufgrund der jazzigen Elemente zwischendurch
etwas schwerlicher nachvollziehbar.
Beneath The Massacre
Mit den Kanadiern von Beneath The Massacre hielt dann der technische
Death Einzug ins Tagesprogramm. Obwohl sich im Publikum auch eine
beträchtliche Anzahl Death-Fans befanden, kam vor der Bühne kaum
Stimmung auf - Während das eigentlich angesprochene Publikum
schlicht zu faul war, konnten die Hardcore-Prollos die Mucke einfach
nicht nachvollziehen. Die Band hielt sich indes wacker, auch wenn
bei solch technisch anspruchsvoller Musik der Bewegungsradius
zwangsläufig etwas eingeschränkter ist. Frontbär Elliot gab sich
zwar redlich Mühe, aber das Publikum schien einfach nicht die Geduld
für technische Mucke mitgebracht zu haben.
Carnifex
Carnifex schienen darauf erstmals an dem Abend den Nerv zu treffen -
Ihre leicht Old-School lastigere Mischung aus Death und groovenden
Beats animierte endlich zu etwas Action, und auch die Band tigerte
amtlich über die Bretter. Sänger Scott, der irgendwie an eine
jüngere Version des Lamb Of God-Sängers Randy erinnert, verpasste
den Leutchen vor und auf der Bühne ordentlich Zunder unter'm
Hintern, und alles in allem verbuchte die Band bis hier klar die
höchste Punktzahl in Sachen Reaktion und Stimmung. Dass ihr Material
zumindest Ansatzweise bekannt war, zeigte dann auch der Schreichor
zum Song 'Lie To My Face' - etliche Dutzend Kehlen, die ein fettes 'What
The Fuck?' in den Raum schmetterten, das hätte eine beinahe
andächtige Wirkung.
An dieser Stelle war's dann auch Zeit für eine kurze Zwischenbilanz:
Die Uhr zeigte knapp 21h00 Uhr, fünf Bands waren schon über die
Bühne gestürmt, und das Haus war mittlerweile ordentlich voll -
Bloss machten sich mittlerweile auch schon die ersten
Ermüdungserscheinungen breit.
Bleeding Through
Bleeding Through konnten glücklicherweise schon von Beginn weg auf
amtliche Unterstützung zählen - Überraschenderweise schwang auch ein
grosser Anteil Langhaariger die Matten mit. Ein fetter Pit wollte
zwar auch nach mehrmaligem Verlangen von Sänger Brendan immer noch
nicht zu stande kommen, aber immerhin drehte sich die ganze Sache
ein paar Mal hübsch im Kreis. Bleeding Through hatten auch klar die
bisher besten Sound- und Licht-Verhältnisse am Start, was den
generellen Eindruck um einiges nach oben schnellen liess. Der Band
merkte man zudem die langjährige Tourerfahrung im Vergleich zu den
anderen Acts des Abends an. Obwohl ihre Musik bei weitem nicht das
technische Niveau einiger Mitkämpfer erreichte, konnten sie klar die
tighteste Show verbuchen.
The Darkest Hour
The Darkest Hour hatten es darauf nicht leicht, dem Abend ihren
Stempel aufzudrücken - Zumal sie dann doch ein paar Nasenlängen
hinter dem Bekanntheitsstatus von Bleeding Through zurückblieben.
Überraschenderweise funktionierte ihre Mucke aber noch ein Tick
besser, was ziemlich sicher auf die etwas groovendere Masche
zurückzuführen war. Zwar kämpfte das Quintett mit den mittlerweile
unübersehbaren Ermüdungsmerkmalen der Besucher, aber die Mucke sass.
Ich persönliche hätte mir das Ganze bei weitem nicht so sympathisch
vorgestellt, da konnte noch mal ordentlich gepunktet werden.
Unter'm Strich also ein voller Erfolg, würde ich mal so sagen. Auch
wenn die Stilrichtungen auf dem Plakat um Welten auseinander lagen,
kam das ganze Live ziemlich homogen und rund rüber. Richtig
ärgerlich waren nebst dem konsequent straffen Zeitplan dann auch nur
- Aber dabei wie so oft - die Pseudo-Mosher, die den Platz vor der
Bühne für ihre kleinen Tänzchen beanspruchten. Hat nie was mit Metal
zu tun gehabt, und wird es auch nie… Ganz einfach, weil's dämlich
ist, die anderen Konzertbesucher willentlich der Gefahr von
Fusstritten und Faustschlägen auszusetzen. Und wenn dann noch
Choreographien ins Spiel kommen (Da machte ein Kerl tatsächlich das
Böckchen, damit ein Mädel über seinen Rücken springen konnte!), dann
sollte man solchen Leuten definitiv 'nen Stempel mit der Aufschrift
«Hi, ich kompensier' hier für mein kleines Geschlechtsteil» auf die
Stirn drücken… Grüsse auch an die junge Dame, die einen netten
Fusstritt in's Gesicht kriegte, und danach von der Security
rausgetragen werden musste - Der Verantwortliche sah es leider als
nicht nötig an, sich persönlich um die Sache zu kümmern.
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