Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne
doch so nah ist? Diesen Satz konnte ich an diesem schönen
Herbstabend locker in die Tat umsetzen, denn der Veranstaltungsort
liegt gerade mal ein paar Minuten von meinem Wohnort weg. Das Pub
zum Schott in Gunzgen wurde im Konzertbereich, sprich im Bereich der
"Rock-Scheune" inzwischen noch etwas ausgebaut und bietet beste
Club-Atmosphäre mit Gartenanschluss. Vor allem während der wärmeren
Jahreszeit lässt sich hier noch manch gutes Fest auffahren. Wer dazu
kurz mal "Googlen" geht, stellt fest, dass schon ein paar CH-Bands
in Gunzgen zu Gast waren, unter anderem Fernando von Arb, Fast Lane,
Excelsis oder auch Silver Dirt. Heute Abend kam mit Daydreamer ein
weiterer Name hinzu, dessen selbstbetiteltes Debüt-Album mehr als
nur gelungen ist. Das fanden offenbar nicht wenige Fans auch so, und
darum war der Parkplatz neben dem Gebäude erfreulich voll. Als
Opener fungierte mit One Hour eine zusammengewürfelte Gothic-Truppe
um den Schott-Betreiber und Ex-Lunatica Gitarrist Eddie 'The
Undertaker'.
One Hour
Mit etwas Verspätung auf die vorgegebene Running Order kam Bewegung
auf die kleine Bühne im Schott. Der gute und umtriebige Hausgeist
Eddie schnallte sich seine Klampfe um, während die anderen
Bandmembers, darunter eine, respektive die Sängerin, sich ebenfalls
bereit machten. Das Ganze wirkte zwar etwas unbeholfen auf den
ersten Blick und als die Band anfing zu spielen, stachen einem total
verstimmte Gitarren unangenehm ins Ohr. Mit Sicherheit dürfte die
Kälte auch was damit zu tun gehabt haben, aber leider blieb dieser
Mangel während der ganzen Darbietung, sodass sich einzelne, gute
Parts kaum bis gar nicht entfalten konnten. Die Mucke dieser
erstmals in diesem Lineup auftretenden Gruppe hinterliess einige
Fragezeichen zur Ernsthaftigkeit des Unterfangens, das leider nicht
über das Niveau einer holprigen Schüler-Combo hinaus kam. Das
friedliche Publikum, zu dem viele Freunde aus dem Umkreis beider
Bands gehörten, nahm es jedoch sportlich gelassen und spendete mehr
als höflichen Applaus für den teils zirzensisch anmutenden Auftritt.
Die nachträgliche Bereitschaft zur Selbstkritik und der klar
geäusserte Wille, es das nächste Mal besser machen zu wollen,
hinterliess mindestens eine versöhnliche Note.
Daydreamer
Ein ganz anderes Kaliber folgte danach mit dem Headliner, der gleich
mit dem Opener "I Am F..." vom neuen Album loslegte. Obwohl kaum
Platz für die fünf Musiker bestand, arrangierte man sich schnell mit
den örtlichen Begebenheiten. Gitarrist und Neuzugang Chris Furer (Ex-Excentric)
und Bassist Alain Schwaller konnten sich dennoch in typische
Rockposen werfen. Letzterer entlockte seinem 6-Stringer stets
pumpende wie überraschend harte Klänge. Überhaupt klangen Daydreamer
auf der Schott-Bühne insgesamt ganz ordentlich, obwohl dem
Gitarren-Sound reichlich Druck und wenige Male auch etwas die
Präzision fehlte. Sänger Jean-Marc Viller, respektive seiner Stimme
konnten die stets frostiger werdenden Temperaturen nichts anhaben
und nachdem er sich 'warm' gesungen hatte, kam sein Organ immer mehr
auf Touren. Keyboarder Biagio Aeberhard steuerte seine Parts derweil
unauffällig und unerlässlich zugleich bei. Die Kunst, dabei nicht zu
dominant zu wirken, klappte bestens und zeichnete schon die
Studio-Aufnahmen aus. An der Grenze der materiellen Festigkeit des
Schlagzeuges bearbeitete Drummer Boris de Roche seine Felle und
lieferte einen
Hammer-Groove
ab. Von den insgesamt neuen elf Songs kamen nicht weniger als neun
zum Zug, plus "Brighter Days" von der EP. Nebst der proggigen
Schlagseite, gehören melodische Ear-Catcher zu den Stärken von
Daydreamer. Dazu zählten vor allem "Secret Desire" oder auch "Dreamtale",
wo Jean-Marc voll im Element war. Die gute Mischung macht es
bekanntlich aus und darum fand ich zum Beispiel das treibende "Paralyzed"
durch die variablen Stimmungen der Vocals und der instrumentalen
Tempi schlicht genial. Only killers, no fillers konnte man da
getrost resümieren. Hoffentlich können Daydreamer baldmöglichst
wieder auf grösseren Bühnen auftreten, da die Bombast-Komponenten
für zusätzlichen Schub sorgen würden. Die Stimmung im gut gefüllten
Schopf war gut und geprägt von allgemeiner Festlaune, da von den
Aussenständen her die entsprechenden Grill-Düfte unentwegt und
verführerisch rein wehten. Als erste Zugabe und unter Mitwirkung von
Master Undertaker wurde "You Shook Me All Night Long" von AC/DC
gezockt, ehe "Brighter Days" eine überraschend gutes Konzert
abschloss und Lust auf mehr machte.
Setlist: "I Am F..." - "Glass Prison" - "You Better Run" - "Please
Don't Send me Away" - ""Dreamtale" - "Guardian Angel" - "Secret
Desire" - "Slaves of Our Fantasy" - "Paralyzed" - "Philosophy" -- "You
Shook Me All Night Long" - "Brighter Days".
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