Livereview: Daydreamer - One Hour
6. Oktober 2007, Pub zum Schott, Gunzgen SO
By Rockslave
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne doch so nah ist? Diesen Satz konnte ich an diesem schönen Herbstabend locker in die Tat umsetzen, denn der Veranstaltungsort liegt gerade mal ein paar Minuten von meinem Wohnort weg. Das Pub zum Schott in Gunzgen wurde im Konzertbereich, sprich im Bereich der "Rock-Scheune" inzwischen noch etwas ausgebaut und bietet beste Club-Atmosphäre mit Gartenanschluss. Vor allem während der wärmeren Jahreszeit lässt sich hier noch manch gutes Fest auffahren. Wer dazu kurz mal "Googlen" geht, stellt fest, dass schon ein paar CH-Bands in Gunzgen zu Gast waren, unter anderem Fernando von Arb, Fast Lane, Excelsis oder auch Silver Dirt. Heute Abend kam mit Daydreamer ein weiterer Name hinzu, dessen selbstbetiteltes Debüt-Album mehr als nur gelungen ist. Das fanden offenbar nicht wenige Fans auch so, und darum war der Parkplatz neben dem Gebäude erfreulich voll. Als Opener fungierte mit One Hour eine zusammengewürfelte Gothic-Truppe um den Schott-Betreiber und Ex-Lunatica Gitarrist Eddie 'The Undertaker'.

One Hour
Mit etwas Verspätung auf die vorgegebene Running Order kam Bewegung auf die kleine Bühne im Schott. Der gute und umtriebige Hausgeist Eddie schnallte sich seine Klampfe um, während die anderen Bandmembers, darunter eine, respektive die Sängerin, sich ebenfalls bereit machten. Das Ganze wirkte zwar etwas unbeholfen auf den ersten Blick und als die Band anfing zu spielen, stachen einem total verstimmte Gitarren unangenehm ins Ohr. Mit Sicherheit dürfte die Kälte auch was damit zu tun gehabt haben, aber leider blieb dieser Mangel während der ganzen Darbietung, sodass sich einzelne, gute Parts kaum bis gar nicht entfalten konnten. Die Mucke dieser erstmals in diesem Lineup auftretenden Gruppe hinterliess einige Fragezeichen zur Ernsthaftigkeit des Unterfangens, das leider nicht über das Niveau einer holprigen Schüler-Combo hinaus kam. Das friedliche Publikum, zu dem viele Freunde aus dem Umkreis beider Bands gehörten, nahm es jedoch sportlich gelassen und spendete mehr als höflichen Applaus für den teils zirzensisch anmutenden Auftritt. Die nachträgliche Bereitschaft zur Selbstkritik und der klar geäusserte Wille, es das nächste Mal besser machen zu wollen, hinterliess mindestens eine versöhnliche Note.

Daydreamer
Ein ganz anderes Kaliber folgte danach mit dem Headliner, der gleich mit dem Opener "I Am F..." vom neuen Album loslegte. Obwohl kaum Platz für die fünf Musiker bestand, arrangierte man sich schnell mit den örtlichen Begebenheiten. Gitarrist und Neuzugang Chris Furer (Ex-Excentric) und Bassist Alain Schwaller konnten sich dennoch in typische Rockposen werfen. Letzterer entlockte seinem 6-Stringer stets pumpende wie überraschend harte Klänge. Überhaupt klangen Daydreamer auf der Schott-Bühne insgesamt ganz ordentlich, obwohl dem Gitarren-Sound reichlich Druck und wenige Male auch etwas die Präzision fehlte. Sänger Jean-Marc Viller, respektive seiner Stimme konnten die stets frostiger werdenden Temperaturen nichts anhaben und nachdem er sich 'warm' gesungen hatte, kam sein Organ immer mehr auf Touren. Keyboarder Biagio Aeberhard steuerte seine Parts derweil unauffällig und unerlässlich zugleich bei. Die Kunst, dabei nicht zu dominant zu wirken, klappte bestens und zeichnete schon die Studio-Aufnahmen aus. An der Grenze der materiellen Festigkeit des Schlagzeuges bearbeitete Drummer Boris de Roche seine Felle und lieferte einen Hammer-Groove ab. Von den insgesamt neuen elf Songs kamen nicht weniger als neun zum Zug, plus "Brighter Days" von der EP. Nebst der proggigen Schlagseite, gehören melodische Ear-Catcher zu den Stärken von Daydreamer. Dazu zählten vor allem "Secret Desire" oder auch "Dreamtale", wo Jean-Marc voll im Element war. Die gute Mischung macht es bekanntlich aus und darum fand ich zum Beispiel das treibende "Paralyzed" durch die variablen Stimmungen der Vocals und der instrumentalen Tempi schlicht genial. Only killers, no fillers konnte man da getrost resümieren. Hoffentlich können Daydreamer baldmöglichst wieder auf grösseren Bühnen auftreten, da die Bombast-Komponenten für zusätzlichen Schub sorgen würden. Die Stimmung im gut gefüllten Schopf war gut und geprägt von allgemeiner Festlaune, da von den Aussenständen her die entsprechenden Grill-Düfte unentwegt und verführerisch rein wehten. Als erste Zugabe und unter Mitwirkung von Master Undertaker wurde "You Shook Me All Night Long" von AC/DC gezockt, ehe "Brighter Days" eine überraschend gutes Konzert abschloss und Lust auf mehr machte.

Setlist: "I Am F..." - "Glass Prison" - "You Better Run" - "Please Don't Send me Away" - ""Dreamtale" - "Guardian Angel" - "Secret Desire" - "Slaves of Our Fantasy" - "Paralyzed" - "Philosophy" -- "You Shook Me All Night Long" - "Brighter Days".