Man mag es kaum glauben, aber satte 15 Jahre nach dem
Killer-Album "Act III" sind die sympathischen Ami-Thrasher wieder
voll im Saft! Überhaupt stellt man fest, dass auch andere Kult-Bands
aus dieser Ecke wie Exciter, Exodus oder Testament mit überraschend
guten, neuen Alben aktuell von sich reden machen. Das tut der Szene
gut und zeigt der jungen Generation unmissverständlich auf, dass man
diese vermeintlichen Metal-Rentner keinesfalls abschreiben oder
unterschätzen darf! Death Angel haben ihre Rückkehr in den
Metal-Olymp 2004 mit dem sehr guten Comeback-Release «The Art Of
Dying" eingeleitet. Die nachfolgenden Live-Auftritte, unter anderem
auch der hammergeile Auftritt in Balingen 2006, hinterliessen stets
ein begeistertes Publikum. Jüngere wie ältere Fans freuten sich
deshalb diebisch auf die brandneue Langrille «Killing Season», die
gar noch besser als der Vorgänger geraten ist. Ein Umstand also, der
eine volle Halle gerechtfertigt hätte, aber mit etwas zwischen bloss
350 bis 400 Besuchern blieb der Zuspruch jedoch weit hinter den
Erwartungen! (rsl)
Extrema
Eindeutig in Richtung Ärgernis gehörte die Tatsache, dass Extrema
(aus Italien) als erste Band des Abends bereits um 19.30 Uhr los
legten, obwohl auf der Homepage bis kurz vor dem Konzert und auch
auf den Tickets jeweils klar 20.00 Uhr stand! Gut, bei insgesamt
vier Bands hätte man allerdings annehmen können, dass der Beginn
durchaus früher sein kann. Nichtsdestotrotz kam ich zu spät in Pratteln an und sah nur noch den Schluss mit etwa zwei bis drei
Songs, die aber richtig gut klangen! Irgendwo zwischen Pantera und
den alten Sepultura polterten die Italos kräftig darauf los. Groovig
ausgerichtet und mit viel Spielfreude ausgestattet, wurde die Lunte
im Publikum schon bald gezündet, was man am immer lauter werdenden
Applaus unschwer feststellen konnte. Vor allem Gitarrist Tommy
Massara zuckte wie wild umher und animierte auch Sänger GianLuca
«GL» Perotti zu indianerartigen Tänzen. Zusammen mit Bassist Mattia
Bigi (der seinen Bass eigentümlich steil nach oben gerichtet
spielte) gehören die drei zu den Gründern der Band, die bereits seit
1986 (!) besteht und ein Jahr später mit «We Fuckin' Care» ihr Debüt
veröffentlichte. Inzwischen gibt es sieben Studio-Alben und eine
Doppel-DVD (2007) anlässlich dem 20-jährigen Jubiläum. Warum ich
bisher noch nie Notiz von Extrema nahm, kann ich nicht schlüssig
beantworten. Im Nachhinein ist aber klar, warum das Ganze einen so
tighten Eindruck hinterlassen hat. Mit dem seit 2004 neu dazu
gestossenen Drummer Paolo Crimi (ersetzte den Ur-Drummer Chris
Dallapellegrina) bilden Extrema eine sehr solide Einheit, die ich
gerne wieder und das nächste Mal aber in voller Länge in der Schweiz
spielen sehen möchte! 30 Minuten sind ja eh wenig und wenn daraus
noch gerade mal knapp 15 werden, dann fehlt glatt die Hälfte! (rsl)
Demolition
Die Bandgeschichte der Wiener Death Thrasher fängt indes etwas
später, genauer 1996 an. Zwei Jahre später erblickte deren
Debüt-Album «...In The Beginning» das Licht der Welt. Wie viele
andere Combos auch, gingen die Österreicher danach durch das
Support-Stahlbad zusammen mit einigen gestandenen Grössen der Szene
wie Overkill, Annihilator, Destruction, Kreator, Sodom, Mercyful
Fate oder
Nevermore und konnten so entsprechende Erfahrungen machen.
Einer der Höhepunkte waren dabei die 8 Konzerte von 2005, wo man für
die damals wieder erstarkten Testament eröffnen durfte. Mittlerweile
ist man seit Januar 2008 mit dem vierten Album «Relict IV» am Start.
Seit dem dritten Langeisen gehört der Darkside Sänger Wolf (ersetzte
Peter Musch) zum Line-Up und kurz darauf wurde noch der Italiener
Janos Murri (von Resurrectoris) als zweiter Gitarrist verpflichtet.
Das hörte man dem Sound deutlich an, weil der ziemlich pfundig
tönte. Doch obwohl die Band sehr agil zu Werke ging, regte sich
während ihren 30 Minuten nicht wirklich viel im Publikum. Das Set
plätscherte mehr oder weniger so dahin, ohne für wirkliche
Highlights zu sorgen. Teilweise wurde ich an Beyond Fear erinnert,
aber es groovte irgendwie nicht. Rein musikalisch betrachtet fiel
die Bilanz zwar nicht wirklich schlecht aus, vor allem was die
technischen Fähigkeiten der Musiker anbelangte. Auch die Abteilung
Posing wurde bestens bedient, doch das growlende Gegurgle von Sänger
Wolf riss die ganze Chose leider deutlich runter. Da müsste ein
komplett anderer Gesangs-Stil der Währung Ripper Owens (Beyond Fear,
Ex-Winters Bane, Ex-Judas Priest & Ex-Iced Earth) oder Harry Conklin
(Titan Force & Jag Panzer) hin, und dann sähe die Sache etwas anders
aus. Auf der anderen Seite kann auch eine gewisse Ähnlichkeit zu
Legion Of The Damned oder den frühen Raise Hell nicht von der Hand
gewiesen werden. Allerdings wird/wurde deren Gespür für griffige
Soundwalzen kaum bis gar nicht erreicht und somit blieb bei mir nach
den zweiten 30 Konzertminuten rein gar nix hängen. (rsl)
Setlist: «Intro» - «Reborn/Re-Failed» - «Deconstructed World» - «The
Fortress» - «Third Of Nine» - «Over Nails» - «I Am Terror» - «Betrayer»
- «Holy Hostage».
Mercenary
Mit der Dänischen Melodic Death Institution folgte nun ein anderes
Kaliber und endlich war mal was los im Z7! Diesmal mit dem neuen
Album «Architect Of Lies» im Gepäck, gastierten Mercenary zum
wiederholten Male in Pratteln. Mein Interesse an dessen Melodic
Death erschöpfte sich nach «11 Dreams» (2004) zwar etwas und «The
Hours That Remain» (2006) steht nicht mal im Regal drin. Dennoch
gehören die Dänen klar zu den Besten ihres Fachs und glänzen mit
Authentizität. Tragendes Element sind dabei die kräftigen Vocals von
Mikkel Sandager, wo sich Härte und Melodie einem permanenten
Kräftemessen stellen müssen. Weiteren Gesang (teils auch Lead-Vocals!)
steuerte Bassist Rene Pedersen bei, der dabei noch wie eine Rakete
abging und in Sachen Grimassen schneiden am heutigen Abend ohne
Gegner blieb. Die Gitarrenfraktion mit Martin Buus und Jakob
Mølbjerg lieferte derweil fette Riffs und Soli ohne Ende ab.
Keyboarder Morten Sandager war stets präsent, aber nicht zu dominant
und demonstrierte damit den Idealszustand. Das dreiviertelstündige
Konzert begann mit «New Desire» und «Bloodsong», den ersten zwei
Songs des neuen Albums. Nach wie vor ist, nebst den Melodien und dem
krafvollen Gesang, auch das Schlagzeug-Spiel von Mike Park ein
zentrales Element im Mercenary Sound. Nix da von straightem 08/15
Gekloppe, sondern powervolles und filigranes Drumming war angesagt.
Alles zusammen ergibt die mitreissende Musik von Mercenary, die
dadurch über einen hohen Wiedererkennungswert verfügt. Gleich wie
Children Of Bodom ziehen die Dänen ihr Ding seit den Anfangstagen
kompromisslos
durch. «Architect Of Lies» soll, dem Vernehmen nach,
das bisher beste und abwechslungsreichste Album geworden sein. Dem
kann ich soweit zustimmen und denke dabei an Warrel Dane von
Nevermore, der mit seiner geilen Solo-Rille bewies, dass Härte
allein es nicht ausmacht. Die anwesenden Fans applaudierten der
Performance auf der Bühne einerseits lautstark, aber andererseits
war eine permanent anhaltende Ausnahmestimmung bis in die hinteren
Reihen ebenso wenig wie bei den beiden Bands zuvor auszumachen. Das
ist schade, widerspiegelt aber einen zunehmenden Trend an diversen
Konzerten, die ich in der letzten Zeit gesehen habe. (rsl)
Setlist: «New Desire» - «Bloodsong» - «My Secret Window» -
«Isolation (The Loneliness In December)» - «Endless Fall» - «Soul
Decision» - «11 Dreams».
Death Angel
Um Viertel nach Zehn war es dann endlich so weit: Zu den
Intro-Klängen der aktuellen Meister-Scheibe «Killing Season»
schlichen sich die Jungs von Death Angel auf die noch im Dunkel
liegenden Bühne des nun doch mit ca. 500 Besuchern jeglichen Alters
gefüllte Z7. Mit «Lord Of Hate» begann dann darauf eine über 100
Minuten lange Thrash-Show, wie man sie von den fünf
Bay-Area-Philippinos erwartet hatte: Voller Spielfreude, Agilität,
technischem Können und reichlich Hummeln im Hintern liess man die
Gitarren heulen, die Drums klappern und den Bass dröhnen (dies ist
wörtlich zu nehmen, denn gerade am Anfang des Gigs kam der Sound
doch ziemlich matschig daher, was sich nach und nach aber besserte).
Wer Death Angel schon mal livehaftig erleben konnte, der weiss, dass
einzig die Setlist bei solch einer Band zu bemängeln sein kann,
haben die Todesengel doch genügend Headbang-Hits um dreimal 100
Minuten auf der Bühne zu stehen. «Evil Priest» vom Debüt «The
Ultra-Violence» (1987) stellte sich dabei als gute Wahl heraus, denn
die Anwesenden liessen ihre Häupter sogleich im Up-Tempo kreisen.
Über 20 Jahre jünger und keinen Deut schlechter war das darauf
folgende Dreigespann «Buried Alive», «Dethroned» (zu welchem gerade
ein aufwändiges Video abgedreht wurde) und «Carneval Justice»,
allesamt vom aktuellen «Killing Season». Trotz der hohen Qualität
des aktuellen Materials und der eher überraschend hohen Zahl junger
Fans schienen ältere Tracks in Sachen Stimmung das Rennen zu machen,
was einerseits jedes Mal deutlich wurde, wenn Erzengel Mark Osegueda
die Zuschauer in bester Biff Byford-Manier fragte, ob denn nun ein
neuer oder alter Songs gewünscht werde, andererseits den Abgeh-Pegel
während Nummern wie «Voracious Souls» oder «Seemingly Endless Times»
vom Überalbum «Act III» (1990) bewies. Dennoch liessen es sich die
geflügelten Mannen um Gitarrenhexer Rob Cavestany, der ein
Killer-Solo nach dem anderen aus den Handgelenken schleuderte und
aus dem Grinsen gar nicht mehr rauskam, nicht nehmen, praktisch den
ganzen «Killing Season»-Rundling darzubieten, wobei Tracks wie «Soulless»
oder auch «Sonic Beatdown» ohne weiteres zu überzeugen wussten. Was
derweil die Interaktion mit dem Publikum anging, so beschränkte sich
der etwas erkältete Rastaträger Osegueda darauf, mit einer zur Neige
gehenden Schnapsflasche in der Hand den Anwesenden wieder und wieder
seinen Dank auszusprechen. Wenigstens annähernd an eine
Verschnaufpause erinnerten die beiden gemässigteren Tracks «God VS
God» und «The Devil Incarnate» (vom Comeback-Album «Art Of Dying»
von 2003), bevor einem mit dem rotzigen «Steal The
Crown» wieder
alles abverlangt wurde. Dazu entstand auch der erste ernstzunehmende
Moshpit, nachdem schon vorher immer wieder versucht wurde, einen
solchen anzuzetteln, wobei die Mehrheit der Fans sich doch für
altgedientes Headbangen entschied. Fast mörderisch wurden diese
Nackenverrenkungen dann bei «3rd Floor», dem wahnsinnigen Opener des
Zweitlings «Frolic Through The Park» von 1988. Genauso wie vom
Publikum wurden nun auch von allen fünf San Francisco's
unkontrollierbare Handlungen vollzogen, die in einem apokalyptischen
Headbang-Marathon zu «Kill As One» gipfelten, welcher das reguläre
Set gebührend beschloss. Danach liessen sich Death Angel reichlich
Zeit, wieder zurück zu kehren, ohne dass die Fans dabei ans Aufgeben
dachten, brausten doch immer wieder «Death Angel»- oder «We want
more»-Chöre auf. Kompromisslos schwebte der Todesengel darauf mit «Disturbing
The Peace» zurück auf die Bühne, liess es mit «Resurrection Machine»
noch mal so richtig krachen um sich dann mit «Thrown To The Wolves»
(schweisstreibend) und reichlich Dankensbezeugungen endgültig zu
verabschieden. Grande Finale! Bilanz der Setlist: Bis auf einen
Track («The Noose») wurde die komplette neue Scheibe dargeboten,
ohne dass daran in qualitativer Hinsicht was zu meckern gewesen wäre
und doch fragte man sich: Wo sind all die alten Hits abgeblieben? Wo
blieben «Thrashers», «The Ultra-Violence» und «Bored», wo liess man
«Guilty Of Innocence» oder das emotionale «Room With A View»?
Dennoch: Death Angel könnens immer noch und haben am 24. Juni als
Vorband von Rose Tattoo & Motörhead ja noch eine Gelegenheit, das
vernachlässigte Material nachzuliefern. (kis)
Setlist: «Lord Of Hate» «Evil Priest» «Buried Alive» «Dethroned» «Carnival
Justice» «Voracious Souls» «When Worlds Collide» «Soulless» «Sonic
Beatdown» «Seemingly Endless Time» «God VS God» «The Devil Incarnate»
«Steal The Crown» «3rd Floor» «Kill As One» -- «Disturbing The Peace»
«Resurrection Machine» «Thrown To The Wolves».
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