Livereview: Death Angel - Mercenary - Demolition - Extrema
11. April 2008, Pratteln Z7
By Rockslave (rsl) und Kissi (kis)
Man mag es kaum glauben, aber satte 15 Jahre nach dem Killer-Album "Act III" sind die sympathischen Ami-Thrasher wieder voll im Saft! Überhaupt stellt man fest, dass auch andere Kult-Bands aus dieser Ecke wie Exciter, Exodus oder Testament mit überraschend guten, neuen Alben aktuell von sich reden machen. Das tut der Szene gut und zeigt der jungen Generation unmissverständlich auf, dass man diese vermeintlichen Metal-Rentner keinesfalls abschreiben oder unterschätzen darf! Death Angel haben ihre Rückkehr in den Metal-Olymp 2004 mit dem sehr guten Comeback-Release «The Art Of Dying" eingeleitet. Die nachfolgenden Live-Auftritte, unter anderem auch der hammergeile Auftritt in Balingen 2006, hinterliessen stets ein begeistertes Publikum. Jüngere wie ältere Fans freuten sich deshalb diebisch auf die brandneue Langrille «Killing Season», die gar noch besser als der Vorgänger geraten ist. Ein Umstand also, der eine volle Halle gerechtfertigt hätte, aber mit etwas zwischen bloss 350 bis 400 Besuchern blieb der Zuspruch jedoch weit hinter den Erwartungen! (rsl)

Extrema
Eindeutig in Richtung Ärgernis gehörte die Tatsache, dass Extrema (aus Italien) als erste Band des Abends bereits um 19.30 Uhr los legten, obwohl auf der Homepage bis kurz vor dem Konzert und auch auf den Tickets jeweils klar 20.00 Uhr stand! Gut, bei insgesamt vier Bands hätte man allerdings annehmen können, dass der Beginn durchaus früher sein kann. Nichtsdestotrotz kam ich zu spät in Pratteln an und sah nur noch den Schluss mit etwa zwei bis drei Songs, die aber richtig gut klangen! Irgendwo zwischen Pantera und den alten Sepultura polterten die Italos kräftig darauf los. Groovig ausgerichtet und mit viel Spielfreude ausgestattet, wurde die Lunte im Publikum schon bald gezündet, was man am immer lauter werdenden Applaus unschwer feststellen konnte. Vor allem Gitarrist Tommy Massara zuckte wie wild umher und animierte auch Sänger GianLuca «GL» Perotti zu indianerartigen Tänzen. Zusammen mit Bassist Mattia Bigi (der seinen Bass eigentümlich steil nach oben gerichtet spielte) gehören die drei zu den Gründern der Band, die bereits seit 1986 (!) besteht und ein Jahr später mit «We Fuckin' Care» ihr Debüt veröffentlichte. Inzwischen gibt es sieben Studio-Alben und eine Doppel-DVD (2007) anlässlich dem 20-jährigen Jubiläum. Warum ich bisher noch nie Notiz von Extrema nahm, kann ich nicht schlüssig beantworten. Im Nachhinein ist aber klar, warum das Ganze einen so tighten Eindruck hinterlassen hat. Mit dem seit 2004 neu dazu gestossenen Drummer Paolo Crimi (ersetzte den Ur-Drummer Chris Dallapellegrina) bilden Extrema eine sehr solide Einheit, die ich gerne wieder und das nächste Mal aber in voller Länge in der Schweiz spielen sehen möchte! 30 Minuten sind ja eh wenig und wenn daraus noch gerade mal knapp 15 werden, dann fehlt glatt die Hälfte! (rsl)

Demolition
Die Bandgeschichte der Wiener Death Thrasher fängt indes etwas später, genauer 1996 an. Zwei Jahre später erblickte deren Debüt-Album «...In The Beginning» das Licht der Welt. Wie viele andere Combos auch, gingen die Österreicher danach durch das Support-Stahlbad zusammen mit einigen gestandenen Grössen der Szene wie Overkill, Annihilator, Destruction, Kreator, Sodom, Mercyful Fate oder Nevermore und konnten so entsprechende Erfahrungen machen. Einer der Höhepunkte waren dabei die 8 Konzerte von 2005, wo man für die damals wieder erstarkten Testament eröffnen durfte. Mittlerweile ist man seit Januar 2008 mit dem vierten Album «Relict IV» am Start. Seit dem dritten Langeisen gehört der Darkside Sänger Wolf (ersetzte Peter Musch) zum Line-Up und kurz darauf wurde noch der Italiener Janos Murri (von Resurrectoris) als zweiter Gitarrist verpflichtet. Das hörte man dem Sound deutlich an, weil der ziemlich pfundig tönte. Doch obwohl die Band sehr agil zu Werke ging, regte sich während ihren 30 Minuten nicht wirklich viel im Publikum. Das Set plätscherte mehr oder weniger so dahin, ohne für wirkliche Highlights zu sorgen. Teilweise wurde ich an Beyond Fear erinnert, aber es groovte irgendwie nicht. Rein musikalisch betrachtet fiel die Bilanz zwar nicht wirklich schlecht aus, vor allem was die technischen Fähigkeiten der Musiker anbelangte. Auch die Abteilung Posing wurde bestens bedient, doch das growlende Gegurgle von Sänger Wolf riss die ganze Chose leider deutlich runter. Da müsste ein komplett anderer Gesangs-Stil der Währung Ripper Owens (Beyond Fear, Ex-Winters Bane, Ex-Judas Priest & Ex-Iced Earth) oder Harry Conklin (Titan Force & Jag Panzer) hin, und dann sähe die Sache etwas anders aus. Auf der anderen Seite kann auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Legion Of The Damned oder den frühen Raise Hell nicht von der Hand gewiesen werden. Allerdings wird/wurde deren Gespür für griffige Soundwalzen kaum bis gar nicht erreicht und somit blieb bei mir nach den zweiten 30 Konzertminuten rein gar nix hängen. (rsl)

Setlist: «Intro» - «Reborn/Re-Failed» - «Deconstructed World» - «The Fortress» - «Third Of Nine» - «Over Nails» - «I Am Terror» - «Betrayer» - «Holy Hostage».

Mercenary
Mit der Dänischen Melodic Death Institution folgte nun ein anderes Kaliber und endlich war mal was los im Z7! Diesmal mit dem neuen Album «Architect Of Lies» im Gepäck, gastierten Mercenary zum wiederholten Male in Pratteln. Mein Interesse an dessen Melodic Death erschöpfte sich nach «11 Dreams» (2004) zwar etwas und «The Hours That Remain» (2006) steht nicht mal im Regal drin. Dennoch gehören die Dänen klar zu den Besten ihres Fachs und glänzen mit Authentizität. Tragendes Element sind dabei die kräftigen Vocals von Mikkel Sandager, wo sich Härte und Melodie einem permanenten Kräftemessen stellen müssen. Weiteren Gesang (teils auch Lead-Vocals!) steuerte Bassist Rene Pedersen bei, der dabei noch wie eine Rakete abging und in Sachen Grimassen schneiden am heutigen Abend ohne Gegner blieb. Die Gitarrenfraktion mit Martin Buus und Jakob Mølbjerg lieferte derweil fette Riffs und Soli ohne Ende ab. Keyboarder Morten Sandager war stets präsent, aber nicht zu dominant und demonstrierte damit den Idealszustand. Das dreiviertelstündige Konzert begann mit «New Desire» und «Bloodsong», den ersten zwei Songs des neuen Albums. Nach wie vor ist, nebst den Melodien und dem krafvollen Gesang, auch das Schlagzeug-Spiel von Mike Park ein zentrales Element im Mercenary Sound. Nix da von straightem 08/15 Gekloppe, sondern powervolles und filigranes Drumming war angesagt. Alles zusammen ergibt die mitreissende Musik von Mercenary, die dadurch über einen hohen Wiedererkennungswert verfügt. Gleich wie Children Of Bodom ziehen die Dänen ihr Ding seit den Anfangstagen kompromisslos durch. «Architect Of Lies» soll, dem Vernehmen nach, das bisher beste und abwechslungsreichste Album geworden sein. Dem kann ich soweit zustimmen und denke dabei an Warrel Dane von Nevermore, der mit seiner geilen Solo-Rille bewies, dass Härte allein es nicht ausmacht. Die anwesenden Fans applaudierten der Performance auf der Bühne einerseits lautstark, aber andererseits war eine permanent anhaltende Ausnahmestimmung bis in die hinteren Reihen ebenso wenig wie bei den beiden Bands zuvor auszumachen. Das ist schade, widerspiegelt aber einen zunehmenden Trend an diversen Konzerten, die ich in der letzten Zeit gesehen habe. (rsl)

Setlist: «New Desire» - «Bloodsong» - «My Secret Window» - «Isolation (The Loneliness In December)» - «Endless Fall» - «Soul Decision» - «11 Dreams».

Death Angel
Um Viertel nach Zehn war es dann endlich so weit: Zu den Intro-Klängen der aktuellen Meister-Scheibe «Killing Season» schlichen sich die Jungs von Death Angel auf die noch im Dunkel liegenden Bühne des nun doch mit ca. 500 Besuchern jeglichen Alters gefüllte Z7. Mit «Lord Of Hate» begann dann darauf eine über 100 Minuten lange Thrash-Show, wie man sie von den fünf Bay-Area-Philippinos erwartet hatte: Voller Spielfreude, Agilität, technischem Können und reichlich Hummeln im Hintern liess man die Gitarren heulen, die Drums klappern und den Bass dröhnen (dies ist wörtlich zu nehmen, denn gerade am Anfang des Gigs kam der Sound doch ziemlich matschig daher, was sich nach und nach aber besserte). Wer Death Angel schon mal livehaftig erleben konnte, der weiss, dass einzig die Setlist bei solch einer Band zu bemängeln sein kann, haben die Todesengel doch genügend Headbang-Hits um dreimal 100 Minuten auf der Bühne zu stehen. «Evil Priest» vom Debüt «The Ultra-Violence» (1987) stellte sich dabei als gute Wahl heraus, denn die Anwesenden liessen ihre Häupter sogleich im Up-Tempo kreisen. Über 20 Jahre jünger und keinen Deut schlechter war das darauf folgende Dreigespann «Buried Alive», «Dethroned» (zu welchem gerade ein aufwändiges Video abgedreht wurde) und «Carneval Justice», allesamt vom aktuellen «Killing Season». Trotz der hohen Qualität des aktuellen Materials und der eher überraschend hohen Zahl junger Fans schienen ältere Tracks in Sachen Stimmung das Rennen zu machen, was einerseits jedes Mal deutlich wurde, wenn Erzengel Mark Osegueda die Zuschauer in bester Biff Byford-Manier fragte, ob denn nun ein neuer oder alter Songs gewünscht werde, andererseits den Abgeh-Pegel während Nummern wie «Voracious Souls» oder «Seemingly Endless Times» vom Überalbum «Act III» (1990) bewies. Dennoch liessen es sich die geflügelten Mannen um Gitarrenhexer Rob Cavestany, der ein Killer-Solo nach dem anderen aus den Handgelenken schleuderte und aus dem Grinsen gar nicht mehr rauskam, nicht nehmen, praktisch den ganzen «Killing Season»-Rundling darzubieten, wobei Tracks wie «Soulless» oder auch «Sonic Beatdown» ohne weiteres zu überzeugen wussten. Was derweil die Interaktion mit dem Publikum anging, so beschränkte sich der etwas erkältete Rastaträger Osegueda darauf, mit einer zur Neige gehenden Schnapsflasche in der Hand den Anwesenden wieder und wieder seinen Dank auszusprechen. Wenigstens annähernd an eine Verschnaufpause erinnerten die beiden gemässigteren Tracks «God VS God» und «The Devil Incarnate» (vom Comeback-Album «Art Of Dying» von 2003), bevor einem mit dem rotzigen «Steal The Crown» wieder alles abverlangt wurde. Dazu entstand auch der erste ernstzunehmende Moshpit, nachdem schon vorher immer wieder versucht wurde, einen solchen anzuzetteln, wobei die Mehrheit der Fans sich doch für altgedientes Headbangen entschied. Fast mörderisch wurden diese Nackenverrenkungen dann bei «3rd Floor», dem wahnsinnigen Opener des Zweitlings «Frolic Through The Park» von 1988. Genauso wie vom Publikum wurden nun auch von allen fünf San Francisco's unkontrollierbare Handlungen vollzogen, die in einem apokalyptischen Headbang-Marathon zu «Kill As One» gipfelten, welcher das reguläre Set gebührend beschloss. Danach liessen sich Death Angel reichlich Zeit, wieder zurück zu kehren, ohne dass die Fans dabei ans Aufgeben dachten, brausten doch immer wieder «Death Angel»- oder «We want more»-Chöre auf. Kompromisslos schwebte der Todesengel darauf mit «Disturbing The Peace» zurück auf die Bühne, liess es mit «Resurrection Machine» noch mal so richtig krachen um sich dann mit «Thrown To The Wolves» (schweisstreibend) und reichlich Dankensbezeugungen endgültig zu verabschieden. Grande Finale! Bilanz der Setlist: Bis auf einen Track («The Noose») wurde die komplette neue Scheibe dargeboten, ohne dass daran in qualitativer Hinsicht was zu meckern gewesen wäre und doch fragte man sich: Wo sind all die alten Hits abgeblieben? Wo blieben «Thrashers», «The Ultra-Violence» und «Bored», wo liess man «Guilty Of Innocence» oder das emotionale «Room With A View»? Dennoch: Death Angel könnens immer noch und haben am 24. Juni als Vorband von Rose Tattoo & Motörhead ja noch eine Gelegenheit, das vernachlässigte Material nachzuliefern. (kis)

Setlist: «Lord Of Hate» «Evil Priest» «Buried Alive» «Dethroned» «Carnival Justice» «Voracious Souls» «When Worlds Collide» «Soulless» «Sonic Beatdown» «Seemingly Endless Time» «God VS God» «The Devil Incarnate» «Steal The Crown» «3rd Floor» «Kill As One» -- «Disturbing The Peace» «Resurrection Machine» «Thrown To The Wolves».