Livereview: Death Angel - Comaniac

26. Juli 2017, Aarburg – Musigburg
By Rockslave
Seit René “Fribi” Freiburghaus beim Team der „Musigburg“ in Aarburg (vormals Moonwalker Club) konzertorganisatorisch eingestiegen ist, nimmt die Anzahl der hochkarätigen Konzerte spürbar zu! Diesem Umstand ist es mitunter zu verdanken, dass mit Death Angel eine der weltweit besten Thrash-Bands verpflichtet werden konnte! Zwar nicht übergross, sprich megaerfolgreich geworden, haben Mark Osegueda und seine Jungs seit 2004, respektive der Rückkehr in das Haifischbecken der Musikszene im Jahr 2001, eigentlich ein geiles Album nach dem andern veröffentlicht! Und dies nota bene nach dem immer noch als Genre-Referenz geltenden Oberkracher «Act III» (1990). Zudem gab es noch den markanten Wechsel bei der Rhythm-Section, wo seit 2009 Damien Sisson (b) und Will Carroll (d) für neue Energie sorgen und inzwischen ihren jeweiligen Platz in der Band gefunden haben. Dann kommt noch dazu, dass die Amerikaner livemässig stets alles geben und als exzellente Performer gelten. Das hiess für die Schweizer Support-Band Comaniac, die in diesem Sommer nebst Death Angel auch mit Metal Church unterwegs war sowie noch vor Overkill ran durfte, nichts anderes als Vollgas!

Comaniac
Die Aargauer Thrasher wandeln mittlerweile auf dem gleichen Pfad wie die leider verblichenen Zürcher Kollegen von Battalion, sprich leisteten saubere Aufbauarbeit in der Heimat und bekamen so die Möglichkeit, im Ausland als Support von internationalen Acts weitere wertvolle Erfahrungen sammeln zu können. Mit dem bärenstarken zweiten Album «Instruction For Destruction» bewiesen Comaniac zudem, dass sie auf Augenhöhe mit dem internationalen Genre-Standard stehen und bereit sind, die Welt zu erobern. Dazu gehört auch der heutige Support-Slot, wo man das Vorprogramm von Death Angel bestreiten konnte. Somit war es eigentlich schon im Vorfeld gesichert, dass sich an diesem Abend nicht nur zwanzig bis dreissig Nasen vor der Bühne verlieren. Entsprechend motiviert kamen die Jungs, sprich Gitarrist und Leadsänger Jonas Schmid, der zweite Gitarrist Valentin Mössinger, Bassist Raymond Weibel und last, but not least Drummer Stefan Häberli die steile Treppe vom Backstage-Raum runter auf die Musigburg-Bühne. Da der Aufbau für Death Angel schon komplett stand, mussten sich Comaniac mit dem restlichen Platz zufrieden geben. Dies war vor allem für den vorne links platzierten Schlagzeuger sicherlich nicht so sexy, aber da musste man durch. Mit einer gehörigen Portion Energie legten die Jungs mit «Coal», dem Opener des aktuellen und zweiten Longplayers «Instruction For Destruction» los, gefolgt von «Suborned» als zweite Abrissbirne. Das sah dann auch soweit aus wie es musste und am Einsatz der Protagonisten lag es sicher nicht, doch diesmal fehlte es an Durchschlagskraft. Selbst der unverzichtbare Midtempo-Groover «Secret Seed» von der blitzsauberen Debütscheibe «Return Of The Wasteland» litt am zu schwachen Sound. Wenn dieser nämlich entsprechend rau und druckvoll rüber kommt, müssen sich die Schweizer nicht vor der internationalen Konkurrenz verstecken. So waren die 45 Minuten unter dem Strich gut, aber nicht unwiderstehlich.

Setliste: «Coal» - «Suborned» - «1, 2, Rage» - «Secret Seed» - «Shattered» - «Heart Of Stone» - «Cut Throat».


Death Angel
Es glich einem regionalen Sommermärchen, so nahe meinem Wohnort eine Band wie Death Angel erleben zu dürfen, und was bei dieser Gelegenheit auch gleich erwähnt werden kann, ist, dass der nächst anstehende Knaller bereits feststand, der nur gerade mal vier Tage später hier Halt machen wird: Sanctuary! Doch zuerst beschäftigen wir uns mit den Genre-Ikonen aus San Francisco, die mit dem aktuellen Album «The Evil Divide» (2016) einmal mehr zeigten, dass sie es immer noch oder so zu sagen wieder drauf haben, nachdem die Erfolge der 90er einen neuen Anlauf brauchten. Seit dem Relaunch der 2000er-Jahre haben Death Angel die Autobahn-Auffahrt definitiv wieder gefunden und sind so sattelfest auf dem Metal-Highway unterwegs wie nie zuvor! Der Einstieg in das Konzert hätte nicht kultiger sein können: «The Ultra-Violence / Evil Priest» - also gleich zwei Songs vom legendären 87er-Debüt! Somit gab es gleich voll eins auf die Zwölf, aber sowas von. Frontmann Mark Oseguedas Präsenz war dabei, wie erwartet, einmal mehr umwerfend. Mehr Charisma geht eigentlich gar nicht und zusammen mit der routinierten Hintermannschaft, allen voran sein Sidekick Rob Cavestany, resultierte ein Thrash-Brett der Extraklasse. Da dauerte somit nicht lange, bis der Mob auf Betriebstemperatur kam und einen Songs nach dem anderen lautstark abfeierte. Mark zeigt sich darob sichtlich erfreut und streute die eine oder andere Speech ein, wo er sich mitunter für das Kommen der Fans bedankte und das friedliche wie gemeinsame Abschädeln mehrfach würdigte.

Dabei setzten neue Thrash-Walzen wie «Father Of Lies», «Breakaway» oder «Lost» die bewährte Tradition der Schädelspalter in überzeugender Manier fort. Die musikalische Ursuppe wurde jedoch nicht nur zu Beginn zelebriert, denn ein weiterer Meilenstein darf auf keinen Fall im Live-Set der Amerikaner fehlen: «Seemingly Endless Time»! Obwohl es hier langsam aber sicher auf die dreissig Jahre zugeht, seit dieser Kracher und «Act III» als Hammeralbum dazu für offene Münder sorgten, sind keinerlei Abnützungserscheinungen auszumachen. Spezifisch auf das aktuelle Line-Up trifft das allerdings nicht zu, aber wie eingangs bereits erwähnt, wurden die entstandenen Lücken durch Damien und Will absolut gleichwertig ersetzt. Des Weiteren haben die Jungs im Verlauf ihrer Karriere nie an Bodenhaftung verloren und so ihre Glaubwürdigkeit bewahren können. Das galt auch für die gekonnt umgesetzte Cover-Version von Black Sabbath’s «Falling Off The Edge Of The World», einem eigentlich längst vergessenen Track vom «Mob Rules»-Album (1981), der in der Ära mit Ronnie James Dio (R.I.P.) nur vereinzelt in den 80ern und 90ern von Iommi & Co. gespielt wurde. Mit «Kill As One» als letztem Song vor den Zugaben wurde der drei Dekaden umfassende Kreis der Karriere vorerst geschlossen. Die Fans wollten aber noch mehr, und so kam die Band nach wenigen Zugaberufen zurück auf die Bühne und schmetterte noch zwei weitere Songs in die begeisterte Meute. Nach «The Moth», einem “neuen” Song, waren sich alle einig, ein absolutes Hammer-Konzert erlebt zu haben!

Setliste: «The Ultra-Violence / Evil Priest» - «Claws In So Deep» - «Left For Dead» - «Son Of The Morning» - «Father Of Lies» - «Caster Of Shame» - «Thrown To The Wolves» - «Seemingly Endless Time» - «Breakaway» - «Lost» - «Falling Off The Edge Of The World (Black Sabbath Cover)» - «Kill As One» -- «Relentless Revolution» - «The Moth».