Auf dem Papier sah das Billing mehr als ansprechend aus. Zu Beginn waren gar noch
Cheap Trick (anstelle von MMEB) vorgesehen, die sich aber leider erst etwas später in
Montreux am Jazz-Festival (auch zusammen mit Deep Purple und Status Quo) die Ehre gaben.
Für meine Wenigkeit war diese Begebenheit eher betrüblich, denn so bleibt es bislang
dabei, dass ich eine meiner grossen Faves aus den späten 70ern und den 80ern immer noch
nicht zu Gesicht bekommen habe. Mag sein, dass man vielleicht der Meinung war, dass kaum
einer in Uster wissen würde, wer Cheap Trick überhaupt sind oder vielleicht lag es
daran, dass die Gage von Herrn Kravitz für den Auftritt am Sonntag etwas zu hoch
ausgefallen ist. Wie dem auch sei, durfte man sich dennoch auf einen akustischen
Leckerbissen einstellen. Die Wahl des Auftrittsortes, der meines Wissens bisher noch nicht
für Konzerte benutzt wurde, erwies sich als goldrichtig, auch verkehrstechnisch. Zusammen
mit der überaus üppig aufgebauten Verpflegungsstruktur wähnte man sich im Stadion drin
in einer regelrechten Kleinstadt, in der es an nichts fehlte. Einzig das Wetter
präsentierte sich der Jahreszeit entsprechend eher kühl und windig. Das Regenrisiko
bestand, aber Petrus hatte weitestgehend ein Einsehen und bis auf einen kräftigen
Regenguss während des Auftrittes der Scorpions blieb es soweit trocken, wenn auch, wie
schon erwähnt, ziemlich kühl. Das hielt die rund 10'000 nach Uster gepilgerten Fans
freilich nicht davon ab, gemeinsam eine Mega-Party zu feiern. Da der Verkehr generell in
Richtung Zürich und Umgebung wieder einmal sehr zähflüssig floss, dauerte es halt
wieder eine Weile, bis ich endlich im Stadion war, wo Manfred Mann's Earth Band als erste
Band des Tages bereits daran waren, ihr "Best of"-Programm zu spielen.
Manfred Mann's Earth Band
Den Namensgeber und seine Band muss man wohl den älteren Fans wohl kaum mehr näher
vorstellen. Seit den frühen 70ern begleiten unzählige Hits wie "Father of day,
father of night", "Davy's on the road again", "Mighty quinn",
"Blinded by the light", "Demolition man", "Don't kill it
Carol" und viele andere mehr die Musikfans in aller Welt. Auch wenn die
ursprüngliche Kult-Stimme von Chris Thompson (auf der Bühne) schmerzlich vermisst wird,
bemüht sich sein Nachfolger Noel McCalla jeweilen sehr und wirkt live stets souverän.
Dazu kommen natürlich noch die genialen Licks von Gitarrist Mick Rogers, der zu Beginn
der Bandgeschichte auch für den Gesang zuständig war. Der Chef, also Manfred Mann
selber, ist mittlerweile um die 35 Jahre herum aktiv am Musizieren und wird es wohl noch
so lange tun, wie es ihm und auch den Fans Spass macht. Auch wenn die glorreichen Tage mit
Auftritten in grossen Stadien mittlerweile vorbei sind (1986 war das Zürcher
Hallenstadion zum Beispiel noch ausverkauft!), ist es immer wieder ein Genuss, die alten
Hits zu Gehör zu bekommen. Das galt auch für das anwesende Publikum, das aber zu dieser
frühen Zeit noch nicht so recht aufgetaut war. Ich erinnere mich noch an ein Konzert in
Pratteln im Z7 vor zwei oder drei Jahren, das der absolute Oberhammer war. Das Potenzial
und die Magie sind aber immer noch da, keine Frage. (Rsl)
BAP
Da das Programm natürlich ziemlich rockig ausgerichtet war, sorgten die Kölsch-Rocker
BAP für einen stilistischen Break, da ihre Musik, nebst sicher auch flotteren Nummern,
eher bedächtig daher kam. Handwerklich gab es allerdings nichts aus zu setzen, denn
Niedecken & Co. sind eine hervorragende Live-Band. Hits haben auch sie im Repertoire
und obwohl mich dieser Auftritt nicht wirklich fesselte, blieben einzelne Songs wie
"Alexandra, nit nur do" und natürlich der Smasher schlechthin: "Verdamp
lang her" nicht unbemerkt. Das Publikum kam dabei mehr und mehr aus sich heraus und
der Schlussapplaus bewies, dass das Gezeigte honoriert wurde. (Rsl)
Scorpions
Was mussten die Hannoveraner Platin-Helden in der letzten Zeit alles durchmachen! Manch
einer sah die Band definitiv am Boden und setzte zum Beispiel nach dem Flop-Album
"Eye to eye" keinen Pfifferling mehr auf Meine & Co. Nach dem
kommerziellen Erfolg von "Acoustica" haben sie sich jedoch wieder dem zugewandt,
was sie am Besten können, nämlich dem Rocken! Seit dem Einstieg von Ex-Kingdom Come
Schlagwerker James Kottak ist eh wieder deutlich mehr Zug spürbar und mit dem neuen
Bassisten Pawel Maciwoda gab es nochmals frisches Blut in die Band. Das Resutat davon ist
das neue Album "Unbreakable", dessen Titel schon was zu bedeuten hat, denn die
neuen Songs können wieder an die alten Glanztaten anknüpfen, ohne diese allerdings zu
toppen. Das war an diesem Abend auch gar nicht nötig, denn es gibt so
viele Highlights, dass man auch in drei Stunden nie alles hätte spielen können. Der
Opener "New generation" (vom neuen Album) wies gleich den Weg und es klang von
Anfang an einfach toll und frisch von der Leber weg. Die Spielfreude stand allen ins
Gesicht geschrieben, auch wenn die Posen von Rudi Schenker und Matthias Jabs für die
älteren Fans kaum anders aussahen, als früher noch. Klaus Meine war gut bei Stimme,
James Kottak gab, wie immer, Vollgas und auch Pawel Maciwoda am Tieftöner beteiligte sich
aktiv am Stage-Acting. Nebst weiteren, neuen Songs von "Unbreakable",
begeisterten vor allem die alten Kamellen wie "Bad boys running wild", "The
zoo" oder das geniale Instrumental "Coast ot coast". Das Wetter schien
diese Begeisterung allerdings nicht zu teilen, denn es türmten sich rabenschwarze
Wolken am Himmel zusammen und der Wind nahm etwas zu, was darauf hindeutete, dass es wohl
bald nass werden würde. Und so kam es denn auch, aber der intensive Regenguss gegen den
Schluss des Konzertes hin, konnte die gute Stimmung bei den Fans nicht trüben. Vielleicht
war es ja auch das etwas zu lange Drum-Solo von Kottak, das den lieben Petrus erzürnt
hat, wie dem auch sei. Zur Schlusstriplette mit "Still loving you", "Wind
of change" und natürlich dem unverwüstlichen "Rock you like a hurricane"
war es wieder vorbei mit dem Regen und kaum von der Bühne verschwunden, standen hinter
der Bühne fünf Wagen bereit. Für jeden Musiker einer..., ein Hauch vom Glamour der
wilden Jahre machte sich breit und wusch..., war die ganze Karavane auch schon weg. (Rsl)
Set-Liste: "New generation", "Love 'em or leave 'em", "Bad boys
running wild", "The zoo", "Deep and dark", "Coast to
coast", "Through my eyes", "Tease me, please me", "Drum-Solo
James Kottak", "Blackout", "Big city nights", "Still loving
you", "Wind of change", "Rock you like a hurricane".
Status Quo
Diese Band ist und bleibt ein Phänomen. Da touren die Briten nun schon vierzig Jahre
durch die Welt und rocken immer noch ab, wie vor zwanzig Jahren. Schon beim Opener
Caroline hüpfte 'ganz Uster' im Takt mit und feierte Quo so richtig ab. Es
folgten etliche Hits wie What ever you want, Mystery song,
Rain, Forty five hundred times, Railroad, Most
of the time, Break the rules, Slow train, Rollover lay
down oder Something 'bout you baby I like. Auch von letztem Album
"Heavy traffic" wurden einige Songs wie All stand up und das
originelle The oriental gespielt. Klasse war auch die ganz spezielle und
überlange Version vom Oldie Gerdundula, die mit vier Gitarren und jede Menge
Witz dargeboten wurde. Da spürte man einfach, dass bei Status Quo die Chemie und der
Spass immer noch vorhanden sind. Auch die witzigen Ansagen und die einmaligen Grimassen
von Francis Rossi sind nach wie vor ein unverzichtbarer Teil der Quo-Show. Überhaupt
wurde viel gegrinst und gelacht auf der Bühne, was zeigte, dass die Band immer
noch viel Spass am Spielen hatte. Das übertrug sich auch voll auf die Fans. Neben mir zum
Beispiel rockte ein circa 5-jähriges Mädchen auf den Schultern ihres Vaters und vor mir
stand eine kleine Gruppe von vier etwa 10- bis 12-jährigen Kids, die 30-jährige Songs
wie Down down aus voller Kehle mitsangen! Ausserdem hüpfte links von mir ein
älteres Paar ausgelassen vor sich hin. Status Quo schafften das fast Unmögliche und
begeisterten durch alle Generationen durch. Es ist unglaublich, was für eine Faszination
nach all den Jahren immer noch auf die Fans ausgeübt werden kann. Auch noch
erwähnenswert waren die tolle, weisse Backline und die starke Leistung des neuen Drummers
Matthew Letley. Nach gut eineinhalb Stunden und Rockin all over the world
sowie "Bye bye Johnny verabschiedeten sich Status Quo definitiv von der Bühne
und liessen ein rundum zufriedenes Publikum zurück. (Crb)
Deep Purple
Nun war es interessant zu sehen, ob der Stimmungspegel gehalten werden konnte oder nicht.
Die (fast logische) Antwort vorneweg: Nein! Zumindest nicht ganz, aber das war abzusehen.
Das Konzert begann um 23.30 Uhr bei immer klarer werdendem Himmel und noch tieferen
Temperaturen. Der dazu ziemlich voll und hell scheinende Mond spendete dann noch die
ideale Stimmung zum Bühnenbild, das im Backdrop-Bereich vom alten Logo aus den 70ern und
vielen Vari-Lights dominiert wurde. Als Opener wählten Deep Purple "Silver
tongue" vom neuen Album. Ob das nun ein idealer Start war? Das zuvor so aktive
Publikum lauschte der britischen Rocklegende zu Beginn ziemlich regungslos, obwohl die
Band von Anfang tight aufspielte. Vielleicht hätte man das griffigere "House of
pain" wählen sollen. Bei "Woman from Tokyo" kam dann schon etwas mehr
Fahrt in die Sache. Nicht unerwartet war der Zuspruch bei den alten Klassikern wie
"Strange kind of woman", "Knocking at your backdoor", "Perfect
strangers" oder "Highway star" höher als bei den insgesamt vier neuen
Songs. Ich habe nun Deep Purple schon einige Mal gesehen und sah nun abermals eines der
besseren Konzerte. Dabei mutet es unglaublich wie bemerkenswert an, wenn man bedenkt, dass
das Trio Gillan/Glover/Paice bald 35 Jahre zusammen auf der Bühne steht und die ganze
Band immer noch locker imstande ist, gute Rockmusik zu machen. Schon bald zehn Jahre ist
es her, seit Steve Morse der Band wieder richtig Leben eingehaucht hat und für
Kontinuität sorgte. Das Abgang von Jon Lord wiegt allerdings schwerer. Don Airey ist mit
Sicherheit ein sehr versierter Musiker mit einer grossen Erfahrung, aber die Aura des
"Mr. Hammond" schlechthin kann er niemals wett machen und an seine zum Teil
abgefahrenen Sounds beim Solo und zu einzelnen Songs werde ich mich wohl nie gewöhnen.
Trotzdem..., als Paket funktionieren Deep Purple immer noch und nach einer fulminanten
Version von "Space truckin" war das inzwischen aufgetaute Publikum bereit für
"Smoke on the water", das bombig klang. Als letzte Zugabe des Abends (nebst
"Hush") folgte schliesslich mit "Black night" der treffende Abschluss
eines unter dem Strich gelungenen Festival-Tages, der mehr als ansprechend war und sich
mit Sicherheit für eine Fortsetzung im nächsten Jahr empfohlen hat! (Rsl)
Set-Liste: "Silver tongue", "Woman from Tokyo", " I've got your
number", "Strange kind of woman", "Bananas", "Knocking at
your backdoor", "Contact lost", "Solo Don Airey", "Perfect
strangers", "Highway star", "Space truckin", "Smoke on the
water", "Hush", "Hit the road jack", "Black night".
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