Ich erinnere mich noch genau daran, wie es
erst gestern gewesen wäre, als 1984 die Nachricht der Reunion von
Deep Purple, meiner Lieblingsband, durch den Pressewald rauschte!
Ein Jahr später kamen sie im Sommer auf Tournee und das dann gleich
im Doppelpack! Zweimal hintereinander (13. und 14. Juli 1985)
spielten sie im Zürcher Hallenstadion auf. Inzwischen sind seither
mehr als zwanzig Jahre vergangen und Deep Purple sind immer noch da
und vermögen das Hallenstadion überraschenderweise immer noch
beinahe ausverkaufen. Und das notabene ohne Ritchie Blackmore (ging
Ende 1993 von Bord) und Jon Lord (ging 2002 in Rente). Mit dem
letzten Album "Rapture Of The Deep" hat der Altherren-Club
eindrücklich bewiesen, dass er nach wie vor fähig ist, gute Songs zu
schreiben. Konzerttechnisch lassen sich diese natürlich mit
unzähligen Klassikern der Bandgeschichte kombinieren und nachdem zum
Beispiel nach "Into The Fire" auch "Living Wreck" zu späten
Live-Ehren gekommen ist, durfte man gespannt sein, wie sich die
Setliste auf dieser Tour präsentieren würde. Bevor es soweit war,
durfte mit Maury eine junge Schweizer Band ran, die es wenigstens
besser als Gigi Moto machten, die beim letzten Schweizer Gastspiel
der Briten eröffnen durften. Warum man damals Alice Cooper nicht
bringen konnte (der zum Beispiel in Deutschland mit dabei war), will
mir nicht recht in den Kopf.
Maury
Auf die Bühne kam eine vierköpfige Band, dessen Gitarrist und Sänger
Maurizio Pozzi für den Namen stand. Der glatzköpfige Schweizer
italienischer Abstammung hat mit "The Best Is Yet To Come" sein
Debüt-Album am Start, das auf dem Papier als erdiger, schnörkelloser
Rock und luftiger Pop beschrieben wird. In der Tat legte der
heimatliche Vierer ziemlich unbekümmert los und lieferte ein paar
gute, rhythmische Songs ab. Insgesamt wirkte das Ganze aber nicht so
weltbewegend, obwohl das Publikum artig Applaus spendete. Maury,
wohl um das Ausmass und die Bedeutung des Konzertes wissend, sprach
denn auch vom ersten, grossen Auftritt seiner noch jungen Karriere.
Die Freude war darob war echt und wirkte nicht aufgesetzt. Die
musikalischen wie technischen Fähigkeiten waren augenscheinlich
vorhanden, sodass man hier nichts anbrennen liess. Nach bloss einer
halben Stunde war dann aber die Herrlichkeit der grossen Bühne
bereits Geschichte und ich weiss echt nicht, wer nach dem Konzert
(hätte man draussen danach gefragt) den Namen der Support-Band des
Abends noch gewusst hätte. Die Zeiten der soliden Anheizer als
einzelner Act (von denen später ja viele gross raus kamen) scheint
definitiv vorbei zu sein.
Deep Purple
Im letzten Jahr lief ja eigentlich bereits die Tour zum neuen Album
"Rapture Of The Deep", aber Deep Purple haben sich in der letzten
Zeit ja als ziemlich fleissige Live-Band hervor getan. So war die
Freude auf Seite der Fans natürlich gross, dass man für 2007, nebst
dem einen oder anderen Freiluft-Festival, wiederum eine Hallentour
gebucht hatte, die bezüglich der Schweiz zuerst in Zürich und tags
darauf in Genf (Arena) Halt machte. Den Show-Auftakt machte, wie das
letzte Mal schon, "Picture Of Home". Ein zweifellos guter Titel, der
mir aber als Opener einfach nicht so munden will, da der PA-Sound zu
Beginn oft nicht optimal ist und darum auch heute Abend leicht
breiig klang. Zum Glück besserte sich dieser Zustand jedoch schnell
und schon "Into The Fire" als dritter Track liess einen milde
stimmen. Milde, sprich gut gelaunt schienen eigentlich alle Musiker
zu sein und das wirkte sich auch auf's Spiel aus. Der schon seit
Längerem stets barfuss (!) auftretende Ian Gillan weiss mittlerweile
genau, welche (hohen) Passagen ausgelassen oder anders angepackt
werden müssen. Des Weiteren braucht es eine gesangliche
Grundkonstitution, die heute Abend eigentlich kaum Anlass zur Kritik
aufkeimen liess. Das wiederum wurde vom altersmässig gut
durchmischten Publikum mit ansteckender Begeisterung aufgenommen.
Der Titeltrack ("Rapture...") glänzte und auch "Wrong Man" scheint
seinen festen Platz in der Setlist gefunden zu haben. Was aber
bisher noch fehlte, war ein Song, der das letzte Mal nicht gespielt
wurde. Dem voran gehend, gab es dazu von Steve Morse die inzwischen
bekannte Juke-Box Session vor seinen Soli. Nach einer sehr
gelungenen Version von "Lazy" war es dann aber endlich soweit: "The
Battle Rages On" vom gleichnamigen 93er-Album entpuppte sich als
klares Highlight des Abends! Steve Morse klang zwar ganz und gar
nicht nach seinem Vorgänger Ritchie Blackmore, vermochte dem Song
aber genügend Seele einzuhauchen. Dies wurde im Übrigen, wenn man
vom optischen Konzept spricht, von einer nicht zu aufdringlichen
Lightshow optimal in Szene gesetzt. Ergreifend wie überraschend kam
der "untote" Hit "Smoke On The Water" daher, wo das Hallenstadion
wirklich zu beben begann. Zu bemängeln gab es eigentlich nur das
praktisch ewig gleiche und uninspirierte Solo-Geklimpere von Don
Airey, das man kürzer oder interessanter als Überleitung zu "Perfect
Strangers" gestalten sollte. Nach "Hush" und "Black Night" gingen
schliesslich weitere gute 120 Minuten feinster Rockmusik im neu
umgebauten Zürcher Rocktempel zu Ende und als das Licht wieder
anging, sah man in lauter zufriedene Gesichter. Was will man also
mehr?
Setlist: "Intro/Pictures Of Home" - "Things I Never Had" - "Into The
Fire" - "Strange Kind Of Woman" - "Rapture Of The Deep" - "Fireball"
- "Wrong Man" - "Steve Morse Solo" - "Well Dressed Guitar" - "When A
Blind Man Cries" - "Lazy" - "The Battle Rages On" - "Don Airey Solo"
- "Perfect Strangers" - "Space Truckin'" - "Highway Star" - "Smoke
On The Water" - "Hush" - "Black Night".
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