Livereview: Deep Purple - Maury
11. Mai 2007, Zürich Hallenstadion
By Rockslave
Ich erinnere mich noch genau daran, wie es erst gestern gewesen wäre, als 1984 die Nachricht der Reunion von Deep Purple, meiner Lieblingsband, durch den Pressewald rauschte! Ein Jahr später kamen sie im Sommer auf Tournee und das dann gleich im Doppelpack! Zweimal hintereinander (13. und 14. Juli 1985) spielten sie im Zürcher Hallenstadion auf. Inzwischen sind seither mehr als zwanzig Jahre vergangen und Deep Purple sind immer noch da und vermögen das Hallenstadion überraschenderweise immer noch beinahe ausverkaufen. Und das notabene ohne Ritchie Blackmore (ging Ende 1993 von Bord) und Jon Lord (ging 2002 in Rente). Mit dem letzten Album "Rapture Of The Deep" hat der Altherren-Club eindrücklich bewiesen, dass er nach wie vor fähig ist, gute Songs zu schreiben. Konzerttechnisch lassen sich diese natürlich mit unzähligen Klassikern der Bandgeschichte kombinieren und nachdem zum Beispiel nach "Into The Fire" auch "Living Wreck" zu späten Live-Ehren gekommen ist, durfte man gespannt sein, wie sich die Setliste auf dieser Tour präsentieren würde. Bevor es soweit war, durfte mit Maury eine junge Schweizer Band ran, die es wenigstens besser als Gigi Moto machten, die beim letzten Schweizer Gastspiel der Briten eröffnen durften. Warum man damals Alice Cooper nicht bringen konnte (der zum Beispiel in Deutschland mit dabei war), will mir nicht recht in den Kopf.

Maury
Auf die Bühne kam eine vierköpfige Band, dessen Gitarrist und Sänger Maurizio Pozzi für den Namen stand. Der glatzköpfige Schweizer italienischer Abstammung hat mit "The Best Is Yet To Come" sein Debüt-Album am Start, das auf dem Papier als erdiger, schnörkelloser Rock und luftiger Pop beschrieben wird. In der Tat legte der heimatliche Vierer ziemlich unbekümmert los und lieferte ein paar gute, rhythmische Songs ab. Insgesamt wirkte das Ganze aber nicht so weltbewegend, obwohl das Publikum artig Applaus spendete. Maury, wohl um das Ausmass und die Bedeutung des Konzertes wissend, sprach denn auch vom ersten, grossen Auftritt seiner noch jungen Karriere. Die Freude war darob war echt und wirkte nicht aufgesetzt. Die musikalischen wie technischen Fähigkeiten waren augenscheinlich vorhanden, sodass man hier nichts anbrennen liess. Nach bloss einer halben Stunde war dann aber die Herrlichkeit der grossen Bühne bereits Geschichte und ich weiss echt nicht, wer nach dem Konzert (hätte man draussen danach gefragt) den Namen der Support-Band des Abends noch gewusst hätte. Die Zeiten der soliden Anheizer als einzelner Act (von denen später ja viele gross raus kamen) scheint definitiv vorbei zu sein.

Deep Purple
Im letzten Jahr lief ja eigentlich bereits die Tour zum neuen Album "Rapture Of The Deep", aber Deep Purple haben sich in der letzten Zeit ja als ziemlich fleissige Live-Band hervor getan. So war die Freude auf Seite der Fans natürlich gross, dass man für 2007, nebst dem einen oder anderen Freiluft-Festival, wiederum eine Hallentour gebucht hatte, die bezüglich der Schweiz zuerst in Zürich und tags darauf in Genf (Arena) Halt machte. Den Show-Auftakt machte, wie das letzte Mal schon, "Picture Of Home". Ein zweifellos guter Titel, der mir aber als Opener einfach nicht so munden will, da der PA-Sound zu Beginn oft nicht optimal ist und darum auch heute Abend leicht breiig klang. Zum Glück besserte sich dieser Zustand jedoch schnell und schon "Into The Fire" als dritter Track liess einen milde stimmen. Milde, sprich gut gelaunt schienen eigentlich alle Musiker zu sein und das wirkte sich auch auf's Spiel aus. Der schon seit Längerem stets barfuss (!) auftretende Ian Gillan weiss mittlerweile genau, welche (hohen) Passagen ausgelassen oder anders angepackt werden müssen. Des Weiteren braucht es eine gesangliche Grundkonstitution, die heute Abend eigentlich kaum Anlass zur Kritik aufkeimen liess. Das wiederum wurde vom altersmässig gut durchmischten Publikum mit ansteckender Begeisterung aufgenommen. Der Titeltrack ("Rapture...") glänzte und auch "Wrong Man" scheint seinen festen Platz in der Setlist gefunden zu haben. Was aber bisher noch fehlte, war ein Song, der das letzte Mal nicht gespielt wurde. Dem voran gehend, gab es dazu von Steve Morse die inzwischen bekannte Juke-Box Session vor seinen Soli. Nach einer sehr gelungenen Version von "Lazy" war es dann aber endlich soweit: "The Battle Rages On" vom gleichnamigen 93er-Album entpuppte sich als klares Highlight des Abends! Steve Morse klang zwar ganz und gar nicht nach seinem Vorgänger Ritchie Blackmore, vermochte dem Song aber genügend Seele einzuhauchen. Dies wurde im Übrigen, wenn man vom optischen Konzept spricht, von einer nicht zu aufdringlichen Lightshow optimal in Szene gesetzt. Ergreifend wie überraschend kam der "untote" Hit "Smoke On The Water" daher, wo das Hallenstadion wirklich zu beben begann. Zu bemängeln gab es eigentlich nur das praktisch ewig gleiche und uninspirierte Solo-Geklimpere von Don Airey, das man kürzer oder interessanter als Überleitung zu "Perfect Strangers" gestalten sollte. Nach "Hush" und "Black Night" gingen schliesslich weitere gute 120 Minuten feinster Rockmusik im neu umgebauten Zürcher Rocktempel zu Ende und als das Licht wieder anging, sah man in lauter zufriedene Gesichter. Was will man also mehr?

Setlist: "Intro/Pictures Of Home" - "Things I Never Had" - "Into The Fire" - "Strange Kind Of Woman" - "Rapture Of The Deep" - "Fireball" - "Wrong Man" - "Steve Morse Solo" - "Well Dressed Guitar" - "When A Blind Man Cries" - "Lazy" - "The Battle Rages On" - "Don Airey Solo" - "Perfect Strangers" - "Space Truckin'" - "Highway Star" - "Smoke On The Water" - "Hush" - "Black Night".