Zuerst war es gar nicht mal so sicher, ob sich der Verfasser
dieser Zeilen an diesem Abend wirklich nach Basel aufmachen würde,
da zur gleichen Zeit im Z7 in Pratteln Sonata Arctica, zusammen mit
Pagan's Mind und Vanishing Point auf der Bühne standen. Den Zuschlag
für Deep Purple (sind schliesslich meine absoluten Helden!) sollte
ich jedoch nicht bereuen, nein mehr noch! Was genau, könnt Ihr der
unten stehenden Rezi entnehmen. Was den Support, sprich den
jeweiligen CH-Anheizer für die Britische Rock-Legende angeht, so
traute ich meinen Ohren wie Augen einmal mehr nicht: Aextra! Warum
lässt man in der Schweiz (nach Maury und Dodo Hug) wieder eine
CH-Band an den Start, die einfach überhaupt nicht passt?! Es gäbe
doch noch so viele geile, heimische Rock-Combos, die eine Chance
verdient hätten! Das bringe ich echt nicht auf die Reihe!!
Aextra
Das neue Album (Himmu & Höll) vom September '08 sei "kompromisslos
wie selten" ausgefallen kann man im Netz bei der MySpace-Seite der
Jungs aus Thun nachlesen. Übersetzt auf Englisch heisst das ja «Heaven
& Hell»! Davon hörte ich heute Abend jedoch kaum was und dann noch
Texte auf Mundart..., uiuiui! In sich selber mag das ja irgendwie
funktionieren, aber hier und heute Abend agierten Aextra auf
verlorenem Posten, da das Dargebotene viel zu lasch, sprich zu
poppig daher kam. Da nützten die unbestritten schönen Melody-Lines
kaum was. Die insgesamt ziemlich schwache und gleichwohl freundlich
gesinnte Reaktion des Publikums bestätigte dies. In Deutschland
waren ja Gotthard mit dabei, die hier zu Hause, trotz
Headliner-Status, einen überzeugenden Support (mit zum Beispiel
veränderter Setlist) hätten vom Zaun reissen können. Dem war aber
leider nicht so! Darum konnte und wollte ich das meinen Lauschern
nicht antun und verzog mich deshalb unvermittelt wieder nach
draussen ins Foyer, wo man sich zum Zeitvertrieb wenigstens mit
Getränken und Fressalien eindecken konnte. Auf den Punkt gebracht
kam mir zu dieser Vorgruppe nur gerade ein Wort in den Sinn:
«Gähn!». Ansich bereit, um wenigstens standesgemässe Fotos machen zu
können, haperte es dann überdies noch mit der Kommunikation zum/mit
dem Verantwortlichen vor Ort, sodass ich gar nicht mehr (respektive
als Fotograph noch nicht) in die Halle gelassen wurde. Na prost!
Deep Purple
Kurz nach 21.00 Uhr ging das Hallenlicht aus und das mittlerweile
bekannte «Rapture-Intro» Intro setzte ein. Die nicht ganz
ausverkaufte aber optisch sehr gut besuchte Halle erwachte sogleich
beim Opener «Pictures Of Home», wo Steve Morse noch einen kurzen
Solo-Part von «Child in Time» einbaute. Ohne Unterbruch gings gleich
mit «Things I've Never Had» weiter, wo Don Airey einmal mehr bewies,
dass kaum ein anderer Musiker seinen berühmten Vorgänger Jon Lord
adäquat hätte ersetzen können. Überhaupt hörte sich die ganze Band,
inklusive Ian Gillan, fit wie ein Turnschuh an. Gänsehaut pur
erzeugte darauf der «In Rock» Klassiker «Into The Fire»,
mittlerweile fast schon 40 (in Worten: vierzig!!) Jahre alt..., ja
gut..., 38 sind es genau. Und wie wenn man es beim letzten Gig der
Tour 2008 irgendwie eilig gehabt hätte, waren die drei Songs für uns
Fotographen schneller um als uns lieb war und eine Hammer-Version
von «Strange Kind Of Woman» beschloss erstmal die 70er. Nun fand Ian
Gillan kurz die Gelegenheit, das Basler Publikum zu begrüssen und
kündigte gleich den Titeltrack
des letzten Studio-Albums an: «Rapture
Of The Deep». Eingebettet in einen fetten Sound, sorgten bei der
sonst sehr schlicht wirkenden Bühne zahlreiche Vari-Lights und
lattenzaunähnliche Licht-Elemente (horizontal und vertikal
befestigt) für eine tolle Stimmung in der Halle. Das Band-Logo
fehlte auf dem Backdrop, was letztmals noch beim Openair in Uster
(2.7.04) aufgehängt wurde. Das sind jedoch nur Äusserlichkeiten, die
der Rock-Dino mit maximaler Musikalität ausfüllte und davon
lieferten Deep Purple mehr als genug ab. Erinnerte «Wrong Man» an
die glorreichen «Perfect Strangers» Zeiten, verlieh Steve Morse
seinen Parade-Songs «Contact Lost/The Well Dressed Guitar» Tiefe und
Spiritualität zugleich. Diese Dramaturgie setzte sich fort und
mündete im übermächtigen «Knocking At Your Backdoor», wo ich
letztlich nur zwei Dinge vermisste: Ritchie Blackmore und später die
Laser-Lightshow zu «Perfect Strangers». Trotzdem gehörte dieser
Reunion-Blockbuster zu den Highlights des ganzen Abends. Echte
Überraschungen im Sinne einer umgekrempelten Setlist oder einem
Special-Song von wegen letzter Show der Tour blieben zwar aus,
obwohl das Intrumental «Wring That Neck» vor allem den älteren Fans
sicherlich fast Freudentränen bescherte. Meine Äuglein wässerten
beinahe bei «The Battle Rages On», wo's echt brachial zu und her
ging, einfach genial! Das Tüpfelchen auf dem berühmten «i» wäre
wiederum «The Man In Black» gewesen, doch das werde ich (werden wir)
in diesem Leben wohl nicht mehr sehen, respektive hören. Don Airey's
Solo gestaltete sich weit erträglicher als noch am Anfang seines
Mittuns bei Purple, ist dennoch klar entbehrlich, da halt nicht sehr
spontan, vorhersehbar und schon gar nicht mit Lord'scher
Improvisations-Kraft versehen. Der Mensch ist jedoch ein
Gewohnheitstier und mit der Zeit geht halt (fast) alles durch. Darum
durfte natürlich auch «Smoke On The Water» 100 pro nicht fehlen
(leider ohne Intro-Part) und wer sich abschliessend die ganze
Setlist zu Gemüte führt, wird sehen, was er (sie) als allfälliger
Daheimgebliebene(r) während fast zwei Stunden sonst noch alles
verpasst hat. Meine persönliche Wertung für bald 25 Jahre Konzerte
mit dieser Kult-Band ist unmissverständlich: Basel 2008 gehört zu
den drei besten Auftritten, die ich bisher überhaupt je gesehen
habe..., und das sind einige!
Setlist: «Intro» - «Things I Never Had» - «Into The Fire» - «Strange
Kind Of Woman» - «Rapture Of The Deep» - «Wrong Man» - «Contact
Lost/The Well Dressed Guitar» - «Knocking At Your Backdoor» - «Sometimes
I Feel Like Screaming» - «Wring That Neck» - «The Battle Rages On» -
«Solo Don Airey» - «Perfect Strangers» - «Space Truckin'» - «Highway
Star» - «Smoke On The Water» -- «Lazy» - «Hush» - «Solo Roger Glover/Black
Night».
|
|