Also Support von Kamelot hatten mir die Gothic Metaller Delain
aus Holland Ende März im Z7 mächtig Eindruck gemacht. Das gilt nicht
nur der zauberhaften Erscheinung von Sängerin Charlotte Wessels,
sondern vor allem deren Stimme und der starken Mucke, die ihre
Hinterleute beisteuern. Auch das aktuelle Album «April Rain» ist
mehr als gelungen und sehr häufiger Gast an meinen Lauschklappen. So
war es unumgänglich, dass ich in Zürich zum ersten Headliner-Gig auf
Schweizer Boden antanzte. Das Dynamo, das heisst die Gruft oder das
kellerartige Gewölbe als Austragungsort, hatte ich seit dem
legendären Auftritt von Candlemass im Frühling 2003 nicht mehr
betreten. Somit wurde es also wieder einmal höchste Zeit, sich
blicken zu lassen. Kaum dort, kamen die guten Erinnerungen umgehend
wieder hoch und zudem wurde ich persönlich davon überrascht (weil
ich es schlicht nicht wusste), dass "unsere" Legenda Aurea als
Support gebucht wurden.
Legenda Aurea
Zuerst bekam ich vor etwa zwei Jahren das gute Debüt-Album «Sedna»
in die Finger und schon bald danach sah ich die Band auf der Bühne
des «Metal Inferno» in Lenzburg gehörig abrocken. Die Chose kam dank
der routinierten Saiten-Fraktion mit sehr agil rüber und mit der attraktiven wie
talentierten Sängerin wusste man sich wirklich gekonnt in Szene
zu setzen. Im Herbst 2008 verliess die junge Sängerin aus
persönlichen Engagement-Gründen und zunehmend auch
unterschiedlichen, musikalischen Vorstellungen den Herren-Club
jedoch wieder. Ersetzt wurde sie durch Simone Christinat, die mal
eine Weile lang zum Line-Up von Felony gehörte. Die stimmliche (und
optische) Vakanz konnte somit adäquat behoben werden. Mit Simone
zusammen entstanden die Songs des
zweiten Albums «Ellipsis», das im
Frühling '09 das Licht der Welt erblickte. Der Gitarren-Sound kommt
dabei im Gegensatz zum Debüt um einiges härter daher und erinnert
dies-bezüglich etwas an Nevermore. Deshalb war ich noch gespannt, wie
das Ganze auf der kleinen (Keller-) Bühne des Dynamo in Zürich rüber
kam. Ziemlich pünktlich, also um 20.00 Uhr, ging es los. Trotz der
wirklich engen Platzverhältnisse legten Legenda Aurea mit
ordentlicher Energie los. Allerdings kam der Sound über weite
Strecken sehr flach daher und wirkte dadurch ziemlich drucklos. Was
auf der CD perfekt und wuchtig klingt, konnte heute Abend kaum bis
gar nicht umgesetzt werden. Ich hatte dabei immer noch Candlemass im
Hinterkopf, die natürlich eh nicht zu toppen sind und eigentlich in
eine andere Liga gehören. Das anwesende Publikum (knapp hundert
Leute zu Beginn) geriet ob der Performance des Zürcher Fünfers zwar
nicht gerade in Ekstase, doch die Stimmung war soweit gut und der
Applaus angemessen. Die gesangliche Leistung von Simone war ok, litt
aber ebenso unter dem mittelprächtigen Mix. Dass dies besser geht,
bewies der Headliner im Anschluss. Mein persön-liches Fazit des
Auftritts fiel deshalb eher ernüchternd aus. Wer sich die ohne
Zweifel guten Songs auf den beiden Tonträgern anhört, wird bald
feststellen, dass Legenda Aurea einiges mehr zu bieten haben als
das, was sie heute Abend während 35 Minuten zu zeigen vermochten.
Delain
Die flächenmässige Ausgangslage gestaltete sich für den Headliner
zwar genau gleich, aber schon bald nach Beginn des Haupt-Konzertes
konnte man feststellen, dass Delain von einem deutlich besseren
Sound profitieren konnten. Nach dem Intro folgte mit «Invidia»
gleich ein Song des neuen Albums, wo Charlotte Wessels und ihre
Jungs unterstrichen, dass es in der Nightwish-Ecke ernsthafte
Konkurrenz, und zwar aus Holland gibt. Mit «Stay Forever» schloss
der zweite, neue Song nahtlos an, der mit seinem ansteckenden Refrain bald
zum Mitsingen anregen konnte. Überhaupt ist das einer der grossen
Pluspunkte des Songwritings von Delain. Die Dichte an hammergeilen
Melodien ist schier unerschöpflich und vereinigt eigentlich das
Beste von Within Temptation und eben Nightwish. Der Gesang von
Charlotte, der glücklicherweise mehr in der Nähe von Anette Olzon
anstatt Sharon den Adel oder Tarja Turunen liegt, passt wie die
Faust auf's Auge. Dies bereits seit 2006, als die noch völlig
unbekannte Band mit dem projektartigen Debüt «Lucidity» den
Grundstein für eine möglicherweise grosse Karriere gelegt hat. Wie
gut schon die frühen Songs waren, zeigte sich in der Setliste, wo
nicht weniger als sechs Songs, darunter das geile «Frozen» zum
Besten gegeben wurden. Der inzwischen ordentlich mit Besuchern
gefüllte Keller des Dynamo liess sich von den eingängigen Melodien
regelrecht mittragen und wurde immer lauter. Die Band dankte es mit
einer beherzten Performance, der die Enge der Location kaum was anhaben
konnte. Die Nähe zwischen Publikum und Band ist sicher nicht immer so
anzutreffen und war für alle
Beteiligten etwas Spezielles. Wo sich
andere Frontleute womöglich etwas unsicher fühlen, genoss Charlotte
Wessels diesen Umstand offensichtlich und lieferte dabei eine
gesangliche Topleistung im Angesicht der ersten Reihe ab. Gleiches
galt natürlich auch für ihre Jungs im Rücken, die die teils
ausufernden, respektive üppigen Arrangements der Studio-Aufnahme(n)
recht gut auf die Bühne brachten. In erster Linie war das natürlich
der Verdienst von Keyboarder Martijn Westerholt, der, wie Master
Holopainen (Nightwish), die kompositorischen Zügel in der Hand hält.
Mit zunehmender Dauer des Gigs steigerte sich auch die Stimmung
kontinuierlich, was am Schluss des regulären Sets dazu führte, dass
Delain erstmal ob dem Zuspruch überrascht wie erfreut zugleich waren
und mit «Virtue And Vice» und «Prisitine» zwei zusätzliche Songs
anhängten, die natürlich wiederum beide Alben berück-sichtigten. Es
dürfte ziemlich sicher nicht mehr lange dauern, bis diese
aufstrebende, junge Band zu Grösserem berufen wird und verdient in
die Oberliga aufsteigt. Wenn der momentan hohe Level des
Songwritings künftig gehalten werden kann, sieht die musikalische
Zukunft dieses Line-Up's mehr als rosig aus!
Setlist: «Intro» - «Invidia» - «Stay Forever» - «Sever» - «April
Rain» - «Go Away» - «The Gathering» - «Silhouette Of A Dancer» - «Control
The Storm» - «Frozen» - «Sleepwalkers Dream» - «Nothing Left» -- «Virtual
Due» - «Pristine».
|
|