Livereview: Masters Of Symphonic Metal 2
 Delain - Leaves' Eyes - Edenbridge - Diabulus In Musica - Mooncry

05. April 2014, Pratteln - Z7
By Rockslave
 
Es ist jetzt ungefähr ein halbes Jahr her, seit die Konzertreihe  Masters Of Symphonic Metal auch dem Z7 seine erste Aufwartung machte. Für die Ausgabe Nummer zwei konnte man mit Delain eine der zurzeit angesagtesten Genre-Bands als passenden Headliner verpflichten. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass die Oranjes mit ihrer ausdrucksstarken und toll aussehenden Frontfrau Charlotte Wessels den einstigen Stil-Ikonen Nightwish zunehmend den Rang ablaufen! Darüber hinaus gab es endlich auch wieder ein livehaftiges Wiedersehen mit Gitarrist Lanvall und Sängerin Sabine Edelsbacher von den Austria Symphonic-Metallern Edenbridge, die unlängst ihr neuestes Werk «The Bonding» mittels Crowdfunding (!) unter die Leute gebracht haben. Des Weiteren spielten noch Leaves' Eyes, die mittlerweile als deutsche, norwegische wie holländische Freundschaft durchgereicht werden, Diabulus In Musica aus Spanien und als Opener Mooncry, die ebenfalls aus Deutschland stammen. Mein persönlicher Fokus lag jedoch beim Headliner und den stilistischen Mitbewerbern aus Österreich. Trotzdem waren dann aber vor allem auch Leaves' Eyes überraschend gut.


Mooncry

In der letzten Zeit schleicht sich beim Rezensenten dann und wann ein relativ knapp bemessenes Ankommen ein, was sich leider auch heute zum halt doch etwas frühen Beginn um 16.15 Uhr wieder zugetragen hatte. Somit entging mir mindestens der Opener «Burning Curtain» von Mooncry. Da es zu dem Zeitpunkt aber noch recht wenig Leute in der Halle hatte, war das Fotographieren ausserhalb des Fotograbens ziemlich easy. Sänger Sali Hasan, der augenscheinlich älter als der Rest der Truppe zu sein schien, setzte sich schon mal bemerkenswert in Szene. Der überwiegende Teil der gespielten Songs stammte ab dem aktuellen Album «A Mirrors Diary» (2013) und klang, nicht zuletzt auch dank eines echten Keyboard-Players, recht gut. Ich ortete aber nicht zwingend Symphonisches, sondern mehr was so in die Richtung von Lordi meets Powerwolf. Je länger es andauerte, desto besser kam es rüber. Einerseits vom wirklich guten Sound her und andererseits erreichte auch die Gesangsstimme die richtige Betriebstemperatur. Dabei fand ich das schleppendere Material insgesamt interessanter und heavier als den Rest. Das sichere Auftreten offenbarte zudem spürbare Headliner-Qualitäten, die allerdings zumeist dadurch flöten gingen, dass die Songs letztlich bei allem Wohlwollen einfach zu austauschbar waren.

Setliste: «Burning Curtain» - «Seconds In Time» - «Scylla» - «Reflections Of Lies» - «Defamed Pride» - «Rivers Of Heart» - «Puppet Crow».


Diabulus In Musica
Obwohl die in Pamplona beheimatete Band mit der aktuellen Scheibe «Argia» bereits das dritte Album veröffentlicht hat, war mir das female gefrontete Quintett nicht geläufig. So wie es schien, war dies der allererste Auftritt von Diabulus In Musica bei uns in der Schweiz. Deren Sängerin Zuberoa Aznárez wirkte ziemlich grazil und schon fast etwas scheu, als sie vor den mit Lichtblumen geschmückten Mikrophon-Ständer trat. Ihr guter Gesang bewegte sich meiner spontanen Wahr-nehmung nach irgendwo in der Schnittmenge von Sabine Edelsbacher (Edenbridge) und Tarja Turunen (Ex-Nightwish) und wurde durch Growls von Keyboarder Gorka Elso ergänzt. Die Musik war dann nicht wirklich die Quadratur des Kreises und man fischte genrebedingt in den Gewässern von einigen anderen Bands wie zum Beispiel Epica, was die Beauty And The Beast-Thematik angeht. Zudem wurden zwischendurch, wie bei «Inner Force», sakrale Chöre (ab Band) aufgefahren, die dem Ganzen eine eigene Note verliehen und in diesem Fall auch in den Set von Edenbridge gepasst hätte. Allerdings gehen die Spanier eher etwas heftiger zu Werke, wie nachfolgend bei «Spoilt Vampire» und hier (wie bei weiteren Songs auch) war das Vibrato von Zuberoa für meinen Geschmack leicht überzogen. Dafür gab es hierzu erneut Growls und auch wieder die Chöre als Kontrast. Die Band als solche wirkte auf jeden Fall routiniert, und nachdem das etwas angewachsene Publikum artig applaudierte, fanden Diabulus In Musica den Tritt definitiv und lieferten eine saubere Stunde ihres Könnens ab.

Setliste: «Intro» - «A Journeys End» - «Hidden Reality» - «Lies In Your Eyes» - «Inner Force» - «Spoilt Vampire» - «New Era» - «Ex Nihilo» - «Shadow Of The Throne» - «Intro/The Seventh Gate» - «Ishtar» - «Sceneries Of Hope» - «From The Embers» - «Blazing A Trail» - «Nocturnal Flowers» - «Horizons (Outro)».


Edenbridge
Nun war ich gespannt wie ein Flitzebogen, was mich bei Edenbridge, der führenden Symphonic Metal Band aus Österreich, erwarten würde. Es war nämlich genau hier im Z7, notabene vor sechs Jahren, als ich sie das letzte Mal live habe spielen sehen! Damals kamen sie zusammen mit Rage und Dezperados, was doch eine eher unge-wöhnliche Zusammenstellung war. Bei diesem Package passte das besser und Mastermind Lanvall brachte mit seiner Band das brandneue Album «The Bonding» mit. Das heutige Konzert war im Übrigen das Abschluss-Konzert der «Bonding»-Tour. Somit durfte man davon ausgehen, dass Edenbridge nochmals alles geben. Doch es sollte anders kommen! Noch im Fotograben stehend hatte ich das Gefühl, dass die gute Sabine Edelsbacher einige Töne nicht trifft und dies sogar sehr deutlich. Das irritierte mich sehr, denn ich kenne die Gruppe schon seit Jahren und weiss, wie gut normalerweise die Gesangsstimme klingt. Als sich die Situation während des Konzertes nicht wesentlich besserte, kam ich echt ins Grübeln. Wie konnte das sein, das so eine professionelle Sängerin derart und anhaltend neben den Schienen fuhr? Meine Vermutung, dass hier allenfalls was Technisches nicht gestimmt haben muss, wurde mir nach dem Konzert von Lanvall persönlich bestätigt. Schuld war das bei Sabine komplett ausgestiegene In-Ear Monitoring System, das heisst, sie hörte sich selber nicht auf der Bühne! Dazu hatte auch Lanvall selber ein Problem mit einem Monitor. Diese Umstände killten natürlich diese Show merklich und die vergleichsweise verhaltene Reaktion der Fans erklärte sich daraus. Tja…, das hatten sich Edenbridge wohl anders ausgemalt. Nach einer weiteren, allerdings knapperen Konzertstunde als zuvor wurde die bedauernswerte Sabine so zu sagen erlöst. Wer diese Geschehnisse, aus welchem Grund auch immer, allenfalls anzweifelt, soll sich mal die Studio-Alben der Österreicher zur Brust nehmen.


Setliste (ohne Gewähr): «Mystic River» - «Alight a New Tomorrow» - «Skyline's End» - «Shadowplay» - «The Invisible Force» - «Remember Me» - «Solitaire» - «Shine» - «Higher».


Leaves' Eyes
Eine Premiere war es dann letztlich doch nicht ganz, weil ich die Leadsängerin Liv Kristine, zusammen mit Atrocity, auf dem Kreuzfahrtschiff von 70000 Tons Of Metal heuer bereits (und dort das erste Mal) gesehen hatte. Was die Band angeht, so betrat ich dennoch Neuland. Da ich mit der Vorgänger-Gruppe Theatre Of Tragedy noch nie wirklich was anfangen konnte, erwartete ich jetzt nicht gerade das siebte Weltwunder. Was ich dann aber vorgesetzt erhielt, fand ich zu Beginn ganz ok und mit andauerndem Konzert immer besser. Was die meisten ja wissen, respektive für allen anderen, die es nicht wissen sollten: Bis auf Schlagzeuger Felix Born stehen alle restlichen Band-members auch im Line-Up von Atrocity. Somit schliesst sich so zu sagen der Kreis wieder, zumal der zweite Sänger in der Gruppe, Alexander Krull, der angetraute Ehemann von Liv ist! Musikalisch gibt es aber durchaus Unterschiede, das heisst, dass Leaves' Eyes mehr in der klassisch symphonischen Ecke agieren, und zwar oft so wie die frühen Nightwish. Allerdings gibt es hier noch Krullsche Growls zu hören, die das typische gut/böse-Schema besonders hervor heben. Dabei stand das neue Material vom aktuellen Longplayer «Symphonies Of The Night» klar im Vordergrund, ergänzt um ein paar ältere Tracks. Im Wesentlichen hörte sich das Ganze von der musikalischen Seite her, wie eben gerade erwähnt, stark nach (den alten) Nightwish an, wobei die Keyboards nie zu dominant auftreten und die Gitarren, da zwei vorhanden, zusammen kompakter und somit eine Spur härter klingen. Livs Gesangsstimme ist derweil, trotz gelegentlichen Vibratos, bei Weitem nicht so opernhaft ausgerichtet wie bei Madame Turunen. Das wiederum kommt meinem persönlichen Geschmack entgegen und so sammelten Leaves' Eyes nicht nur beim sichtlich erfreuten Publikum entsprechende Punkte. Die sym-pathische Ausstrahlung der blonden Frontfrau war ein weiterer Pluspunkt, der die Gruppe kennzeichnete. Mit der sehr treffend umgesetzten Cover-Version vom Mike Oldfield Klassiker «To France» (im Original mit den Leads von Maggie Reilly) bewies man zudem ein ebenso so gutes Händchen, das Holopainen & Co. mit «Over The Hills And Far Away» (bekannt in der Version von Gary Moore) schon hatten.

Setliste (ohne Gewähr): «Intro (Saint Cecilia Introduction) » - «Galswintha» - «Take The Devil In Me» - «Fading Earth» - «My Destiny» - «Farewell Proud Men» - «Symphony Of the Night» - «Melusine» - «To France (Mike Oldfield cover)» - «Maid Of Lorraine» - «Elegy» - «Hell To The Heavens» - «Frøya's Theme».


Delain
Seit ich die Band aus den Niederlanden kenne, bin ich deren Fan und bin bis jetzt nicht enttäuscht worden. Im Bereich female fronted symphonic Metal haben sich Delain mittlerweile mit ihren vier tollen Studio-Alben an die Spitze des Genres voran gearbeitet und sind meiner Meinung zu Nightwish und Within Temptation aufgerückt. Obwohl sich zwischen 2006 und 2010 schon drei Gitarristen die Klinke in die Hand gaben, scheint nun mit dem Zuzug von Jan Somers (Vengeance R.I.P.) Sohn Timo das optimale Line-Up gefunden. Auf der letzten Tour zeigte sich Frontlady Charlotte Wessels mitunter in einer Art Uniform. Heuer kam sie ziemlich sexy daher und trug ihr walltendes Haar offen. Mit im Gepäck war die aktuelle Langrille «The Human Contradiction», von der heute Abend einige Lieder davon live vorgestellt wurden. Interessanterweise war der Opener «Go Away» von «April Rain» (2009) und erst der dritte Song, das hammermässige «Army Of Dolls», war der erste neue am heutigen Abend und passend zum fetten Backdrop mit dem Cover-Motiv von «The Human Contradiction». «Stardust» wie auch das nachfolgende «Sing To Me» sind auf dem gleichen Level wie das bisherige Material und wurden nach wie vor von der überaus charmanten Miss Wessels mit Hingabe performt. Die Melodien packen einen immer noch und auf dem Studioalbum ist nach einer Pause auch wieder Bassist und Sänger Marco Hietala (Nightwish) mit seinen genialen Gast-Vocals vertreten. Wie hoch das Vertrauen ins eigene Schaffen ist, zeigte auch die Tatsache, dass vom ersten full lenght Album «Lucidity» (2006) nicht weniger als drei Songs vertreten waren. Die grundsätzliche Hitdichte ist bemer-kenswert wird natürlich von der bezaubernden Charlotte getragen. Die Band als solche lieferte aber einen ebenso perfekten Job und überzeugte auf der ganzen Linie. Obwohl Leaves Eyes zuvor eine in der Tat sehr coole Show boten, war es unbestritten, wer der korrekte Headliner der zweiten Ausgabe von  Masters Of Symphonic Metal war! Allerdings war es schade wie verständlich zugleich, dass die Spielzeiten bei so einem Anlass reduzierter sind, als wenn es jeweils nur eine Support-Band gab. Darum war dann nach bereits knappen 65 Minuten Schluss und man konnte sich hintersinnen, welche Songs dass in diesem Zusammenhang gefehlt hatten. Nichtsdestotrotz überzeugte das komplette Line-Up über weite Strecken und es ist gut zu wissen, welche Perlen ein anderes Mal zur Aufführung gelangen könnten. Dass die ganze Band nach ihren Konzerten keinerlei Berührungsängste hat, machte viele Fans glücklich, die nebst dem Ergattern von unterschriebenen Memorabilien auch Fotos mit ihren Lieblingen schiessen konnten. Dass dabei vor allem Charlotte Wessels gefragt war, lag auf der Hand. Hoffentlich werden Delain in der Schweiz bald wieder als Headliner in voller Länge zu geniessen sein!

Setliste: «Intro» - «Go Away» - «Get The Devil Out Of Me» - «Army Of Dolls» - «Mother Machine» - «April Rain» - «Stardust» - «Sing To Me» - «Sleepwalkers Dream» - «The Gathering» - «Tell Me, Mechanist» - «Pristine» - «Electricity» -- «Not Enough».