Es ist jetzt ungefähr ein halbes Jahr her, seit die Konzertreihe
Masters Of Symphonic Metal auch dem Z7 seine erste Aufwartung
machte. Für die Ausgabe Nummer zwei konnte man mit Delain eine der zurzeit
angesagtesten Genre-Bands als passenden Headliner verpflichten. Ich würde
sogar soweit gehen und behaupten, dass die Oranjes mit ihrer
ausdrucksstarken und toll aussehenden Frontfrau Charlotte Wessels
den einstigen Stil-Ikonen Nightwish zunehmend den Rang ablaufen!
Darüber hinaus gab es endlich auch wieder ein livehaftiges
Wiedersehen mit Gitarrist Lanvall und Sängerin Sabine Edelsbacher
von den Austria Symphonic-Metallern Edenbridge, die unlängst ihr neuestes
Werk «The Bonding» mittels Crowdfunding (!) unter die Leute gebracht
haben. Des Weiteren spielten noch Leaves' Eyes, die mittlerweile als
deutsche, norwegische wie holländische Freundschaft durchgereicht
werden, Diabulus In Musica aus Spanien und als Opener Mooncry, die
ebenfalls aus Deutschland stammen. Mein persönlicher Fokus lag
jedoch beim Headliner und den stilistischen Mitbewerbern aus
Österreich. Trotzdem waren dann aber vor allem auch Leaves' Eyes
überraschend gut.
Mooncry
In der letzten Zeit schleicht sich beim Rezensenten dann und wann
ein relativ knapp bemessenes Ankommen ein, was sich leider auch
heute zum halt doch etwas frühen Beginn um 16.15 Uhr wieder
zugetragen hatte. Somit entging mir mindestens der Opener «Burning
Curtain» von Mooncry. Da es zu dem Zeitpunkt aber noch recht wenig
Leute in der Halle hatte, war das Fotographieren ausserhalb des
Fotograbens ziemlich easy. Sänger Sali Hasan, der augenscheinlich
älter als der Rest der Truppe zu sein schien, setzte sich schon mal
bemerkenswert in Szene. Der überwiegende Teil der gespielten Songs
stammte ab dem aktuellen Album «A Mirrors Diary» (2013) und klang,
nicht zuletzt auch dank eines echten Keyboard-Players, recht gut.
Ich ortete aber nicht zwingend Symphonisches, sondern mehr was so in
die Richtung von Lordi meets Powerwolf. Je länger es andauerte,
desto besser kam es rüber. Einerseits vom wirklich guten Sound her
und andererseits erreichte auch die Gesangsstimme die richtige
Betriebstemperatur. Dabei fand ich das schleppendere Material
insgesamt interessanter und heavier als den Rest. Das sichere
Auftreten offenbarte zudem spürbare Headliner-Qualitäten, die
allerdings zumeist dadurch flöten gingen, dass die Songs letztlich
bei allem Wohlwollen einfach zu austauschbar waren.
Setliste: «Burning Curtain» - «Seconds In Time» - «Scylla» - «Reflections
Of Lies» - «Defamed Pride» - «Rivers Of Heart» - «Puppet Crow».
Diabulus In Musica
Obwohl die in Pamplona beheimatete Band mit der aktuellen Scheibe «Argia»
bereits das dritte Album veröffentlicht hat, war mir das female
gefrontete Quintett nicht geläufig. So wie es schien, war dies der
allererste Auftritt von Diabulus In Musica bei uns in der Schweiz.
Deren Sängerin Zuberoa Aznárez wirkte ziemlich grazil und schon fast
etwas scheu,
als sie vor den mit Lichtblumen geschmückten
Mikrophon-Ständer trat. Ihr guter Gesang bewegte sich meiner
spontanen Wahr-nehmung nach irgendwo in der Schnittmenge von Sabine
Edelsbacher (Edenbridge) und Tarja Turunen (Ex-Nightwish) und wurde
durch Growls von Keyboarder Gorka Elso ergänzt. Die Musik war dann
nicht wirklich die Quadratur des Kreises und man fischte
genrebedingt in den Gewässern von einigen anderen Bands wie zum
Beispiel Epica, was die Beauty And The Beast-Thematik angeht. Zudem
wurden zwischendurch, wie bei «Inner Force», sakrale Chöre (ab Band)
aufgefahren, die dem Ganzen eine eigene Note verliehen und in diesem
Fall auch in den Set von Edenbridge gepasst hätte. Allerdings gehen
die Spanier eher etwas heftiger zu Werke, wie nachfolgend bei «Spoilt
Vampire» und hier (wie bei weiteren Songs auch) war das Vibrato von
Zuberoa für meinen Geschmack leicht überzogen. Dafür gab es hierzu
erneut Growls und auch wieder die Chöre als Kontrast. Die Band als
solche wirkte auf jeden Fall routiniert, und nachdem das etwas
angewachsene Publikum artig applaudierte, fanden Diabulus In Musica
den Tritt definitiv und lieferten eine saubere Stunde ihres Könnens
ab.
Setliste: «Intro» - «A Journeys End» - «Hidden Reality» - «Lies In
Your Eyes» - «Inner Force» - «Spoilt Vampire» - «New Era» - «Ex
Nihilo» - «Shadow Of The Throne» - «Intro/The Seventh Gate» - «Ishtar»
- «Sceneries Of Hope» - «From The Embers» - «Blazing A Trail» - «Nocturnal
Flowers» - «Horizons (Outro)».
Edenbridge
Nun war ich gespannt wie ein Flitzebogen, was mich bei Edenbridge,
der führenden Symphonic Metal Band aus Österreich, erwarten würde.
Es war nämlich genau hier im Z7, notabene vor sechs Jahren, als ich
sie das letzte Mal live habe spielen sehen! Damals kamen sie
zusammen mit Rage und Dezperados, was doch eine eher unge-wöhnliche
Zusammenstellung war. Bei diesem Package passte das besser und
Mastermind Lanvall brachte mit seiner Band das brandneue Album «The
Bonding» mit. Das heutige Konzert war im Übrigen das
Abschluss-Konzert der «Bonding»-Tour. Somit durfte man davon
ausgehen, dass Edenbridge nochmals alles geben. Doch es sollte
anders kommen! Noch im Fotograben stehend hatte ich das Gefühl, dass
die gute Sabine Edelsbacher einige Töne nicht trifft und dies sogar
sehr deutlich. Das irritierte mich sehr, denn ich kenne die Gruppe
schon seit Jahren und weiss, wie gut normalerweise die Gesangsstimme
klingt. Als sich die Situation während des Konzertes nicht
wesentlich besserte, kam ich echt ins Grübeln. Wie konnte das sein,
das so eine professionelle Sängerin derart und anhaltend neben den
Schienen fuhr? Meine Vermutung, dass hier allenfalls was Technisches
nicht gestimmt haben muss, wurde mir nach dem Konzert von Lanvall
persönlich bestätigt. Schuld war das bei Sabine komplett
ausgestiegene In-Ear Monitoring System, das heisst, sie hörte sich
selber nicht auf
der Bühne! Dazu hatte auch Lanvall selber ein
Problem mit einem Monitor. Diese Umstände killten natürlich diese
Show merklich und die vergleichsweise verhaltene Reaktion der Fans
erklärte sich daraus. Tja…, das hatten sich Edenbridge wohl anders
ausgemalt. Nach einer weiteren, allerdings knapperen Konzertstunde
als zuvor wurde die bedauernswerte Sabine so zu sagen erlöst. Wer
diese Geschehnisse, aus welchem Grund auch immer, allenfalls
anzweifelt, soll sich mal die Studio-Alben der Österreicher zur
Brust nehmen.
Setliste (ohne Gewähr): «Mystic River» - «Alight a New Tomorrow» - «Skyline's
End» - «Shadowplay» - «The Invisible Force» - «Remember Me» - «Solitaire»
- «Shine» - «Higher».
Leaves' Eyes
Eine Premiere war es dann letztlich doch nicht ganz, weil ich die
Leadsängerin Liv Kristine, zusammen mit Atrocity, auf dem
Kreuzfahrtschiff von 70000 Tons Of Metal heuer bereits (und dort das
erste Mal) gesehen hatte. Was die Band angeht, so betrat ich dennoch
Neuland. Da ich mit der Vorgänger-Gruppe Theatre Of Tragedy noch nie
wirklich was anfangen konnte, erwartete ich jetzt nicht gerade das
siebte Weltwunder. Was ich dann aber vorgesetzt erhielt, fand ich zu
Beginn ganz ok und mit andauerndem Konzert immer besser. Was die
meisten ja wissen, respektive für allen anderen, die es nicht wissen
sollten: Bis auf Schlagzeuger Felix Born stehen alle restlichen
Band-members auch im Line-Up von Atrocity. Somit schliesst sich so zu
sagen der Kreis wieder, zumal der zweite Sänger in der Gruppe,
Alexander Krull, der angetraute Ehemann von Liv ist! Musikalisch
gibt es aber durchaus Unterschiede, das heisst, dass Leaves' Eyes
mehr in der klassisch symphonischen Ecke agieren, und zwar oft so
wie die frühen Nightwish. Allerdings gibt es hier noch
Krullsche
Growls zu hören, die das typische gut/böse-Schema besonders hervor
heben. Dabei stand das neue Material vom aktuellen Longplayer «Symphonies
Of The Night» klar im Vordergrund, ergänzt um ein paar ältere
Tracks. Im Wesentlichen hörte sich das Ganze von der musikalischen
Seite her, wie eben gerade erwähnt, stark nach (den alten) Nightwish
an, wobei die Keyboards nie zu dominant auftreten und die Gitarren,
da zwei vorhanden, zusammen kompakter und somit eine Spur härter
klingen. Livs Gesangsstimme ist derweil, trotz gelegentlichen
Vibratos, bei Weitem nicht so opernhaft ausgerichtet wie bei Madame
Turunen. Das wiederum kommt meinem persönlichen Geschmack entgegen
und so sammelten Leaves' Eyes nicht nur beim sichtlich erfreuten
Publikum entsprechende Punkte. Die sym-pathische Ausstrahlung der
blonden Frontfrau war ein weiterer Pluspunkt, der die Gruppe
kennzeichnete. Mit der sehr treffend umgesetzten Cover-Version vom
Mike Oldfield Klassiker «To France» (im Original mit den Leads von
Maggie Reilly) bewies man zudem ein ebenso so gutes Händchen, das
Holopainen & Co. mit «Over The Hills And Far Away» (bekannt in der
Version von Gary Moore) schon hatten.
Setliste (ohne Gewähr): «Intro (Saint Cecilia Introduction) » - «Galswintha»
- «Take The Devil In Me» - «Fading Earth» - «My Destiny» - «Farewell
Proud Men» - «Symphony Of the Night» - «Melusine» - «To France (Mike
Oldfield cover)» - «Maid Of Lorraine» - «Elegy» - «Hell To The
Heavens» - «Frøya's Theme».
Delain
Seit ich die Band aus den Niederlanden kenne, bin ich deren Fan und
bin bis jetzt nicht enttäuscht worden. Im Bereich female fronted
symphonic Metal haben sich Delain mittlerweile mit ihren vier tollen
Studio-Alben an die Spitze des Genres voran gearbeitet und sind
meiner Meinung zu Nightwish und Within Temptation aufgerückt. Obwohl
sich zwischen 2006 und 2010 schon drei Gitarristen die Klinke in die
Hand gaben, scheint nun mit dem Zuzug von Jan Somers (Vengeance
R.I.P.) Sohn Timo das optimale Line-Up gefunden. Auf der letzten
Tour zeigte sich Frontlady Charlotte Wessels mitunter in einer Art
Uniform. Heuer kam sie ziemlich sexy daher und trug ihr walltendes
Haar offen. Mit im Gepäck war die aktuelle Langrille «The Human
Contradiction», von der heute Abend einige Lieder davon live vorgestellt
wurden. Interessanterweise war der Opener «Go Away» von «April Rain»
(2009) und erst der dritte Song, das hammermässige «Army Of Dolls»,
war der erste neue am heutigen Abend und passend zum fetten Backdrop
mit dem Cover-Motiv von «The Human Contradiction». «Stardust» wie
auch das nachfolgende «Sing To Me» sind auf dem gleichen Level wie
das bisherige Material und wurden nach wie vor von der überaus
charmanten Miss Wessels mit Hingabe performt. Die Melodien packen
einen immer
noch und auf dem Studioalbum ist nach einer Pause auch
wieder Bassist und Sänger Marco Hietala (Nightwish) mit seinen
genialen Gast-Vocals vertreten. Wie hoch das Vertrauen ins eigene
Schaffen ist, zeigte auch die Tatsache, dass vom ersten full lenght
Album «Lucidity» (2006) nicht weniger als drei Songs vertreten
waren. Die grundsätzliche Hitdichte ist bemer-kenswert wird natürlich
von der bezaubernden Charlotte getragen. Die Band als solche
lieferte aber einen ebenso perfekten Job und überzeugte auf der
ganzen Linie. Obwohl Leaves Eyes zuvor eine in der Tat sehr coole
Show boten, war es unbestritten, wer der korrekte Headliner der
zweiten Ausgabe von Masters Of Symphonic Metal war! Allerdings
war es schade wie verständlich zugleich, dass die Spielzeiten bei so
einem Anlass reduzierter sind, als wenn es jeweils nur eine
Support-Band gab. Darum war dann nach bereits knappen 65 Minuten
Schluss und man konnte sich hintersinnen, welche Songs dass in
diesem Zusammenhang gefehlt hatten. Nichtsdestotrotz überzeugte das
komplette Line-Up über weite Strecken und es ist gut zu wissen,
welche Perlen ein anderes Mal zur Aufführung gelangen könnten. Dass
die ganze Band nach ihren Konzerten keinerlei Berührungsängste hat,
machte viele Fans glücklich, die nebst dem Ergattern von
unterschriebenen Memorabilien auch Fotos mit ihren Lieblingen
schiessen konnten. Dass dabei vor allem Charlotte Wessels gefragt
war, lag auf der Hand. Hoffentlich werden Delain in der Schweiz bald
wieder als Headliner in voller Länge zu geniessen sein!
Setliste: «Intro» - «Go Away» - «Get The Devil Out Of Me» - «Army Of
Dolls» - «Mother Machine» - «April Rain» - «Stardust» - «Sing To Me»
- «Sleepwalkers Dream» - «The Gathering» - «Tell Me, Mechanist» - «Pristine»
- «Electricity» -- «Not Enough».
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