Livereview: DevilDriver
03.07.08, Schüür Luzern
by El Muerte
Als Devildriver letzten September im Rohstofflager aufspielten, zeigte sich relativ schnell eine offensichtliche Diskrepanz zwischen dem von den amerikanern so stark propagierten Partygetue und dem etwas unterkühlten europäischen Konzertpublikum - In der letzten Zeit scheint mit der Trend unaufhaltsam in Richtung «Rumstehen und mal kucken» zu gehen, zahlreiche Konzertbesuche in und um die Schweiz haben meinen Eindruck davon mittlerweile bestätigt: Wo vor ein paar Jahren oft bereits nach einem ersten Song der tobende Pöbel regierte, ist mittlerweile ordentlich Luft gewichen und niemand weiss so recht, was mit den langen Haaren um's Haupt anzufangen. Ok, die Bands selber spielen da eine nicht unwichtige Rolle - Immerhin ist da in Sachen Kreativität in der letzten Zeit nicht viel gegangen, und ausgelatschte Pfade machen sich live halt ziemlich schnell bemerkbar. Aber wenn Bands im Internet mit Haut und Haar verteidigt werden, live aber dann kein Hahn nach ihnen schreit, so scheint doch irgendwo etwas falsch gelaufen zu sein… Devildriver-Fans sind da leider mittlerweile keine Ausnahme mehr – im Vorfeld wurde ordentlich Krawall und Remmi Demmi prognostiziert, während des Konzerts herrscht aber bis auf wenige Ausnahmen tote Hose… doch der Reihe nach:

Die Schüür in Luzern war für mich bis dahin ein grosses Fragezeichen, ich hatte es tatsächlich noch nie geschafft, mein schlaffes Hinterteil in dieses wirklich gemütliche Lokal zu schleifen. Dementsprechend gross war meine Freude, als ich schon von weitem die «Cardinal»-Fahne sah… da reise ich extra aus Fribourg an, und treffe dann noch auf lokales Bier? Wie geil ist das denn? Am Eingang dann aber trotzdem ein herber Dämpfer: Die Opener Magnacult hatten gecancelt, Devildriver standen im Alleingang auf dem Menü. Auch gut, laut Angabe sollte es dafür eine extra lange Show geben. Wer die amerikanischen Tendenzen kennt, weiss, dass Bands dieser Grösse gerne mal knapp eine Stunde auf der Bühne stehen - rein mathematisch gesehen insofern ein amtlicher Deal.

Um 22h00 dann endlich die Erlösung - Intro über die P.A., Licht aus, Band auf die Bühne, Action: DevilDriver eröffnen das Set mit dem aktuellen Opener «Not All Who Wander Are Lost», und langten gleich ordentlich hin. Aber obwohl aufgrund der Absage des Openers eigentlich genug Zeit für einen amtlichen Soundcheck hätte drin liegen müssen, kommt erstmals grösstenteils Müll aus den Boxen Der Sound hat zu wenig Druck, und dröhnt dafür aber wie beschissen in den oberen Bereichen. Die Band legt kurz darauf ohne Unterbruch mit «I Dreamed I Died» ein zweites Mal vor, aber das Publikum will nach wie vor nicht viel von Action wissen, und steht lieber lose herum. Zuspruch gibt's zwar, gejohlt wird auch gerne, aber mal die Füsse bewegen? Fehlanzeige! Fronter Dez Fafara kündet «Coulds Over California» als Hymne an seine Heimat an, auch dieser Song fegt schon mal ordentlich Luft über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Mittlerweile gibt's zwar endlich spürbare akkustische Druckabsonderung im unteren Bereich, aber so über den Daumen lässt sich nach wie vor eine erbämliche Klangqualität konstatieren. Irgendwann hat die Band dann auch noch den Dreh raus - und zudem kapiert, dass das heutige Publikum nicht so partyfreudig ist. Auf der Bühne wird gebangt und gepost, doch 20 Zentimeter vor Dez herrscht irritierender Motivationsverfall. Der gibt sich ganz professionell, lässt Sprüche vom Stapel und freut sich irgendwie dennoch über dem dargebotenen Respekt gegenüber der Band - Für zwei weitere Handvoll Songs scheint es jedenfalls auszureichen.

Im Laufe des Gigs werden zwar an etwa zwei oder drei Stellen kleine Pits vom Stapel gerissen, die verlaufen sich dann aber innert Sekunden im Sand. Lediglich zwei Hemdchenträger der Marke «Hatebreed-Fans» können es nicht lassen, und rammen den vor ihnen stehenden Besuchern (Unter anderem mir!) immer mal gerne wieder den einen oder anderen Ellbogen in den Rücken - Besten Dank, dann doch lieber Kaffee und Kuchen. Bei «Head On To Heartache» holt die Band dann einen ihrer Techniker auf die Bühne, um ihn als Dank für die jahrelange Unterstützung die Backingvocals servieren zu lassen - Was dieser auch überraschend gut zu Stande bringt. An diesem Punkt der Show wird allerdings auch das erste Mal wirklich offensichtlich, dass Dez mit der Stimme zu kämpfen hat - Der direkte Vergleich bringt's zu Tage, dem kleine Halbitaliener geht stellenweise wirklich die Puste aus. Glücklicherweise hält ihm die Band (Allen voran Drummer John Boecklin) loyal den Rücken frei, und DevilDriver kommen als Einheit nach wie vor ziemlich pfundig rüber. Irgendwann gegen Ende des Sets ruft Dez dann doch noch zur Wall Of Death auf, und obwohl sich das Publikum streckenweise bis knapp an die Wand drängt um wirklich jeden Zentimeter Anlauf holen zu können, und danach ordentlich ein's auf Braveheart macht, versiebt auch diese Aktion nach nur wenigen Sekunden erneut in Grund und Boden. DevilDriver kommen darauf für «End Of The Line» noch einmal auf die Bühne, aber irgendwann knapp nach 23h00 ist dann definitiv Schluss - Jetzt nochmal, ein extra langes Set sollte das gewesen sein? Aber Hand auf's Herz, hätte das träge Publikum auch mehr Musik vertragen? Schwer zu sagen, aber ich bezweifle, dass dieser Abend am Ende die 28.- Sfr Eintritt für alle anwesenden Besucher ausgeglichen hat.



Was Devildriver angeht, ich würde den Jungs definitv eine Pause gönnen. An die Show, die die Jungs letzten September im Zürcher Rohstofflager hingelegt haben, kommt dieser Gig hier sicher nicht ran. Qualitativ sicher Ok, aber noch lange nicht die Klasse, die man von einer Band mit diesem Status eigentlich hätte erwarten können. Da hilft auch kein sympatischer Brüllwürfel als Fronter drüber hinweg.

Setlist: Not All Who Wander Are Lost, I Dreamed I Died, Clouds Over California, Horn Of Betrayal, Grinfucked, Nothing's Wrong, These Fighting Words, Burning Sermon, Sin & Sacrifice, I Could Care Less, Guilty As Sin, Head on To Heartache, Hangman's Noose, End Of The Line