Die "Epic Industrialist Tour" zu Besuch in der Schweiz! Keine
Frage, dass der Abend sofort dafür reserviert wurde, wobei für mich
hauptsächlich der Auftritt von Devin Townsend interessant gewesen
ist. Einen Monat zuvor konnte ich im historischen Roundhouse in
London sein und das seit über einem Jahr im Voraus ausverkaufte Spektakel
«The Retinal Circus» bestaunen. An diesem Abend konzentrierte sich die
Show natürlich eher auf den aktuellen Album-Release «Epicloud». Die
Norweger Dunderbeist und die aus den U.S.A. eingeflogenen Fear Factory
bestritten, zusammen mit Devin Townsend, den Abend und bliesen auch
den hinterletzten Besuchern die verstaubten Gehörgänge wieder frei.
Wer dabei als Sieger aus dem Ring stieg, lest ihr hier...
Dunderbeist
Wenn man die Norweger nicht all zu ernst genommen hatte, bin ich
überzeugt davon, dass beim Auftritt von Dunderbeist recht viel Spass
aufkam. Die Band ist bekannt dafür, dass sie Songs von anderen
Künstlern klaut und nach ihrem Gusto aufbereitet. Was dabei raus
kommt, ist Ramba Zamba Spass Metal. Damit fing der Abend an und
während den ersten drei Songs war das ja noch ganz unterhaltsam. In
schwarz/weiss gekleidet und mit schwarz
umrandeten Augen tobten die
sechs Witzbolde über die Bretter des Z7 und präsentierten ihr aktuelles
Album «Black Arts & Crooked Tails». Torgrim Tove und Asmund
Snortheim teilten sich die Front und witzelten mit dem Publikum.
Mühsam wurde es spätestens, als die Band nach jedem Song "Dunderbeiiiiiiiiist"
ins Mikrophon brüllte. Danach litt zumindest ich am Dunderbeist
Tinnitus, den Namen werde ich wohl bis an mein Lebensende nicht mehr
vergessen. Ihr Ziel haben sie somit erreicht. Am Ende bedankten sie
sich noch auf ihre Art bei Devin Townsend, indem sie Pappmasken mit
Devins Gesicht trugen. Alles ganz spassig, aber musikalisch
uninteressant.
Devin Townsend Project
Nach kurzer Umbaupause wurde es dann erst mal etwas seriöser und
Devin Townsend bewies bereits beim ersten Takt, dass er einen
anderen Anspruch an die Musik hat. Mit seinen autobiographisch geprägten
Songs lieferte er eine unglaublich starke Show ab. Nicht nur
musikalisch, sondern auch durch sein aussergewöhnliches Charisma und
seine Sprachgewandtheit fesselte er das Publikum an sich. Ich glaube,
ich habe (ausser mir) noch niemanden kennengelernt, der so viele
unterschiedliche Grimassen und Fratzen in kürzester Zeit ziehen kann
wie er. (Nun, so gut wie Devin kann ich das wohl sicher nicht) Der
Multiinstrumentalist - er hat Alben schon komplett alleine
eingespielt und besungen – schaffte es mit einer unverschämten
Leichtigkeit, seine sowohl melodiösen und eingängigen, als auch seine
unglaublich komplexen, intensiven und energiegetränkten
Kompositionen vorzutragen und diese auch noch live ohne Einbusse
perfekt zu inszenieren. Sein Gesang überzeugte besonders durch einen
abwechslungsreichen Stil und reichte von klarem, bis hin zu
gutturalem Knurren, Bellen und Keifen, was durch seine vielen Fratzen
die er zog, noch mehr Gewichtung bekam, und das auch noch in violettes
Licht gehüllt! Hammer! Der Kanadier hat Klasse und war ohne Zweifel der
grosse Held des Abends. Endlich mal wieder einer dieser
Ausnahmekünstler, den es einfach braucht!!
Fear Factory
Nachdem Devin Townsend ein Feuerwerk aus kraftvollem und
abwechslungsreichem Sound von der Bühne drückte, war es dann die
Aufgabe von Fear Factory, dem Schweizer Publikum zu zeigen, für was
denn nun Fear im Bandnamen genau steht. Schon der Soundcheck liess
schnell einmal verlauten, was das wichtigste Element der Band aus
Los Angeles ist - die Drums, oder vielmehr das Kick-Drum oder wie
andere zu sagen pflegen, die Bass-Drums. Das Markenzeichen der Band
liess dann auch nicht lange auf sich warten und die Double-Bass-Kick-Machinegun hämmerte sich schon nach wenigen
Sekunden in die Köpfe der Zuschauer. Zudem hatte der Mischer der
Band die zweifelhaft lustige Idee, bei bestimmten Passagen die Bässe
so sehr anzuheben, dass man das Gefühl hatte, ein mächtiges Gewitter
entlade sich gerade über der Bühne. Meines Erachtens ein völlig
überflüssiger Effekt, der vielleicht ein- oder zweimal lustig sein
mag, aber letztendlich eher störend wirkte. Gleiches galt allerdings
auch den kläglichen Versuchen von Burton C. Bell, zwischendurch mal
"normal" zu singen - es klang schlicht und einfach grässlich.
Bells Stimme ist nunmal eher dazu geschaffen, um zu Krächzen und Schreien
und zu mehr nicht. Es erstaunte ein wenig, dass eine Band, die seit
1990 professionell im Geschäft ist, sich auf Gesangspassagen
einlässt, die weit vom Profi-Status entfernt sind. Vielleicht war
das mitunter ein Grund, wieso das Publikum immer weniger wurde.
Fazit: Was Fear Factory ablieferten, war sicherlich nicht schlecht,
aber mehr als durchschnittlich auch wieder nicht.
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