Am 29. Oktober gastierte die deutsche Thrash Metal-Band
Dew-Scented auf der Bühne des Komplex 457 im Rahmen der
europäischen Tournee zur Unterstützung ihres letzten Albums
„Intermination“, das in diesem Sommer veröffentlicht wurde. Aber die
Deutschen begaben sich nicht alleine auf die Rundfahrt, da sie sich dafür tolle,
passende Gesellschaft aussuchten. Vor Dew-Scented traten die
Franzosen Heboidophrenie, No Return und die Spanier Angelus Apatrida
auf. Ich muss betonen, dass jede Band ihre eigene persönliche
prägende Note besitzt, und deswegen konnten die Anwesenden noch
einmal sicherstellen, wie vielfältig das Thrash Metal-Genre nun doch
sein mag. Aber das Wichtigste am Thrash ist doch der Drive, und
davon gab es jede Menge!
Heboidophrenie So wie es angekündigt worden war, kam die
erste Vorgruppe um 19.30 Uhr auf die Bühne. Es war die französische
Band Heboidophrenie aus Bordeaux. Die Band spielte
Brutal/Thrash/Deathcore und stellte ziemlich interessantes Material
dar, das nun mehr Respekt verdienen sollte, als es an diesem Abend
der Fall war. Leider waren viel zu wenige Zuhörer während des
Auftritts der Band anwesend. Schade! Denn Heboidophrenie sind
jüngere Kollegen und Freunde der Musiker der tollen Band Gorod,
sind ursprünglich aus einer Stadt und halten sich getreu an ihre
Tradition in grossen Massen. Der Auftritt von Heboidophrenie dauerte
nur zwanzig Minuten, aber für so eine kurze Zeit gelang es ihnen, die
wenigen Zuhörer zum Ausrasten zu bringen. Sie spielten fünf
Songs und verliessen die Bühne.
No Return
Schon um 20.10 Uhr erschien die nächste Gruppe No
Return auf der Bühne, die auch aus Frankreich stammt. Obwohl etwas mehr
Zuschauer da waren, wurde einem schon klar, dass die Band dieses Mal
beinahe vor leeren Rängen auftreten würde. No Return
entschieden sich für die Thrash/Death Metal-Musikrichtung, und
deswegen
lösten sie die "Wahnsinns-Atmosphäre", die nach Heboidophrenie im Raum
herrschte, durch eine "Zorn-Atmosphäre" ab. Während des 40-minütigen
Auftritts erfreuten die Musiker von No Return die Fans mit acht
ausgewählten Songs. Gut, dass es ziemlich viel zur Auswahl gibt,
denn die Band gilt als der Veteran der schweren französischen
Musikszene. Dieses Jahr gab die Gruppe ihr neuntes Album «Fearless Walk
To Rise» heraus. Man spielte neue Songs im Melodic/Thrash/Death
Metal-Genre «Stronger Than Everç und «Sworn To Be». Während der
Bandgründer, der hochtalentierte Gitarrist Alain Clément, seine
interessanten Soli mit seiner weissen Gitarre eher zurückhaltend
vortrug, erfreute uns der neue Sänger Michaël Rignanese mit seiner
Vielfalt der Gesangparts und bemühte sich, mit dem Publikum in den
Pausen zu sprechen. Aber den Wunsch nach Unterhaltung zeigte nur
ein einziger Zuschauer, der genau genommen immer vor der Bühne stand
und so alle Bandmitglieder kennen lernte. Die anderen Leute benahmen sich
sehr zurückhaltend. Das ist sehr bedauernswert, denn die Band No
Return ist sehr respektabel und produziert gute Alben mit modernem,
melodischem Material. Die Band vergass nicht, uns auch etwas
klassischeren Thrash-Stoff zu zeigen. Und zwar spielte man das Old
School-Thrash/Death Metal-Lied „Vision Of Decadence“, das aus dem
Debüt-Album des Jahres 1990 stammt. Meiner Meinung nach gefielen
ausgerechnet diese Lieder den Zuhörern am meisten.
Angelus Apatrida
Der nächste Auftritt fing gegen halb zehn an. Die Band Angelus
Apatrida kam auf die Bühne zu einem symphonischen Intro, das sich ziemlich
ähnlich der Melodie aus dem Film «Star Wars» anhörte. Vorab ist zu
erwähnen, dass mich der Auftritt dieser Gruppe echt faszinierte! Ich
glaube, an dem Abend für mich noch eine tolle Band entdeckt zu
haben, deren Musik ich mir immer wieder anhören werde. Es ist eine
faszinierend technische Gruppe, deren Inspirationsquelle sich in den
goldenen Zeiten von Megadeth und Metallica befindet. Der Band
Angelus Apatrida gelang es letztendlich, das halbschlafende Publikum
wachzurütteln und zwang die anwesenden Metalheads, die Hände hoch zu
recken und etwas "Headbanging-Ähnliches" los zu treten. Der
Band gelang es gut, die Aufmerksamkeit des Publikums im Laufe der
Songs nicht zu verlieren, was man durch ständige
Geschwindigkeitszunahme und –abnahme des Tempos erreichte. So wie
die anderen “Tricks“, die typisch für das Thrash Metal-Genre sind.
Dieses Jahr gab die Band das fünfte Album «Hidden Evolution» heraus, das
von den Kritikern sehr gut aufgenommen wurde. Ich füge hinzu, dass
der Sänger David G. Álvarez mit seiner seltsamen Stimmlage, die sich
sogar durch die dichtesten Gitarrenklänge hindurch drängt, angenehm
auffiel. Zudem kann ich das Spiel des Bassisten José J. Izquierdo
nicht ausser Acht lassen, denn mit seiner Bassgitarre zauberte er Wunder!
David sprach ein paar Mal das Publikum an. Fast zum Schluss kündigte
er die neue Solotournee der Band an und lud alle Anwesenden ein,
mitzumachen. Danach fragte er die Fans, ob jemand zum nächsten
Auftritt wiederkäme. Ein Dutzend Menschen, die vor der Bühne
standen, mich einschliesslich, streckten ihre Hände hoch. David
lächelte uns an und versprach, dies beim nächsten Konzert zu
prüfen. Der Auftritt von Angelus Apatrida ging um 22.10 Uhr zu Ende.
Dew-Scented
Der Headliner des Abends erschien um halb elf Uhr auf der Bühne. Zu
Beginn lief ein akustisches Intro, das traditionell
durch kecke Gitarrenriffs abgebrochen wurde. Die übliche Geschwindigkeit
des Thrash-Genres vereinigten die Deutschen mit einer schwedischen
Melodic/Death-Welle und fügten ein bisschen Post/Thrash hinzu. Alle
Metalheads, die so gerne zu schneller Musik ohne unerwartete
Überraschungen, die nur den Spass verderben, abgehen, werden total
verrückt nach den Liedern aus dem neuen Album sein, und zwar nach
harmonischen Soli und mörderischen Thrash-Riffs mit grossem,
klassischem Potenzial. Ich bin sehr froh, dass sich Dew-Scented
nicht für die Rettung des modernen Metal entschieden haben, sondern nach
den klassischen Methoden griffen. Mag sein, dass die Band dank dem neuen
erstklassigen Bassisten Joost Van Der Graaf zu einem klassischeren Stil
zurück gekehrt ist. Der Meister der tiefen Töne stand dabei immer im
Mittelpunkt, während der Sänger etwas müde aussah. Aber das alles
machte das Geschehene noch ausserordentlicher. Die Anwesenden auf dem
Konzert waren sich einig, dass die Band alles Mögliche tat, obwohl
so wenige Leute anwesend waren. Die Anwesenden bekamen anschliessend
die Möglichkeit, sich mit den Musikern zu unterhalten und ihnen sogar
die Hand zu drücken.
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