Nur gerade vier Tage nachdem ich (in Begleitung von Herrn Papa
mit Jahrgang 1937!) im Luzerner KKL den ehemaligen Hammond-Maestro
himself (Jon Lord) mit einem fast 100-köpfigen Orchester geniessen
durfte, war sein bei Deep Purple weltweit wohl einzig legitimer
Nachfolger Don Airey auch alleine unterwegs. Dies kam eigentlich
eher überraschend, doch das sollte nicht die einzige Überraschung an
diesem Abend werden! Die Erste davon, wobei das nicht unbedingt
tragisch war, bezog sich darauf, dass am heutigen Abend keine
Support-Band mit dabei war. Der Hintergrund zu dieser Tour war die
im letzten Jahr erschienene Solo-CD «A Light In The Sky», die bei
der Fachpresse durchs Band hindurch gute Kritiken einheimsen konnte.
Dennoch dauerte es bis zum jetzigen Konzert, bis auch ich ein
Exemplar davon erwarb, und dann erst noch signiert! Dies fand
natürlich beim Merch-Stand nach dem Konzert statt, wo sich
eigentlich alle Musiker (bis auf einen) blicken liessen. Der
Abwesende sorgte für ein weiteres Highlight des Abend. Bevor dieses
jedoch Tatsache wurde, musste das Publikum (circa 200 Leute, grob
geschätzt) bis um 20.45 Uhr ausharren.
Don Airey
Hätte ich mir «A Light In The Sky» bereits 2008 angeeignet, wäre die
Katze logischerweise schon vorher aus dem Sack gesprungen. Da aber
beim Merchandise-Stand der (unbegreiflich falsch geschriebene!) Name
«Carl Sentence» an der Wand prangte, dämmerte es mir langsam,
respektive hatte ich die Gewissheit, diesen Sänger zu kennen! Es
handelte sich natürlich zweifelsfrei um den Ex-Krokus und Persian
Risk Sänger Carl Sentance, der bekanntlich vor zehn Jahren das Album
«Round 13» der Schweizer Hardrocker eingesungen hat und am 6. Juli
2001 im neu erstellten "Joggeli" als Support von AC/DC zusammen mit
Fernando von Arb, Many Maurer, Chris Lauper und Peter Haas auf der
Bühne stand. Seine coole Bon Scott Attitüde und generell
sympathische Art konnte "unseren" Marc Storace zwar nicht ganz
vergessen machen, aber Carl erledigte einen Super-Job hinterliess zu
Recht einen bleibenden Eindruck und gehört deshalb klar zur
Krokus-History. Geschichte..., das ist gerade das richtige Wort,
denn die anderen Musiker waren ebenso gesegnet damit. Da wäre einmal
Drummer Clive Bunker, seines Zeichens Stamm-Drummer von Jethro Tull;
dann Gitarrist Rob Harris, der sonst eigentlich für den Funk-Meister
Jamiroquai (eher weniger heftig) in die Saiten haut. Dazu Bassist
Laurence Cottle, ein sehr gefragter Studio-Musiker, der, man glaubt
es kaum, Black Sabbath's Meisterwerk «Headless Cross» (1989)
eingespielt hat. Und ich war doch jetzt jahrelang der Meinung, dies
sei Neil Murray gewesen, da dieser bekanntlich mit Iommi & Co. mit
auf der Tour war. Tja..., man sollte halt das Booklet mal etwas
genauer anschauen! Schliesslich fehlt noch der Chef..., Don Airey!
Wer sich mal etwas näher mit dem unscheinbaren, aber versierten
Keyboarder beschäftigt, wird womöglich erstaunt feststellen, wo
überall der gute Don
seine
Finger sprichwörtlich drin hatte, sprich seine Dienste anbot.
Rainbow, Ozzy Osbourne, Gary Moore, Whitesnake, MSG oder Jethro Tull,
sowie unzählige weitere, einzelne Engagements bei Freunden und
Szene-Kollegen. Somit konnten sich die Fans auf eine interessante
Setlist einstellen und bereits der Opener «Spotlight Kid» liess die
Augen brauen nach oben wandern. Der Rainbow-Classic von 1981 erhielt
durch Carl's Vocals eine interessante Nuance. «Bad Girls» (müsste im
Original von Jamiroquai gewesen sein) kam ganz gut im rockigen
Gewand daher.
«A Light In The Sky» setzte dann den leicht angegrauten Herrn über
seinen schwarzen und weissen Tasten so richtig in Szene und dann
wurde praktisch fast das ganze neue Album durchgespielt, jedoch in
anderer Reihenfolge. Der Range der vorgetragenen Sounds bewegte sich
zwischen leicht psychedelischem Rock und dem französischen
Klangzauberer Jean Michel Jarre. Auch leicht jazzige wie bluesige
Ausflüge kamen zum Zug. Zu all dem lieferte Schlagzeuger Clive
Bunker eine schlicht grandiose Vorstellung seines Könnens ab, das
ich für mich gar in die Nähe von Neil Peart (Rush) rückte. Nicht
minder positiv fiel die Bilanz für Carl Sentance himself aus, dem
ich das, gelinde ausgedrückt, nicht wirklich zugetraut hätte. Auf
dem Papier war von diesem All-Star Ensemble nicht zwingend eine
solche Performance zu erwarten. Wie die meisten anwesenden
Konzertbesucher war ich aber echt beeindruckt von dem, was ich da zu
Gehör bekam. Die Songs groovten mehrheitlich und auch den Musikern
stand die Freude des Spielens ins Gesicht geschrieben.
Selbstverständlich liess es sich Don Airey zum Beispiel bei «Pale
Blue Dot» nicht nehmen, seine instrumentalen Fähigkeiten zu
demonstrieren. Die sehr zur Freude der Hammond-Liebhaber. Die
Überleitung des
Themas von «Over The Rainbow» leitete quasi fliessend über in den
Schlussteil, der wiederum von zwei absoluten Rainbow-Klassikern, die
da hiessen: «All Night Long und «Lost in Hollywood». Doch damit
nicht genug, folgte als erste Zugabe auch noch «Since You've Been
Gone», das damals nur Graham Bonnet besser sang. Mit dem
unsterblichen Purple-Smasher «Black Night» wurde die Halle nochmals
voll mobilisiert und den berühmten Deckel aufs Fass setzte
schliesslich der alte Spencer Davis Group Hit «Gimme Some Lovin'»,
den man locker und lauthals mitzusingen vermochte. Nach ziemlich
genauen 100 sehr unterhaltsamen Spielminuten was leider «Aus die
Maus»! Es bleibt zu hoffen, dass die Schweiz diese kultige Truppe in
mindestens ähnlicher Konstellation wieder einmal zu Gesicht bekommt!
Setlist: «Intro - «Spotlight Kid» - «Bad Girls» - «A Light In The
Sky» - «Pale Blue Dot» - «Andromeda» - «Shooting Star» - «Endless
Night» - «Rocket To The Moon» - «Love You Too Much» - «Ripples In
The Fabric Of Time» - «Big Crunch» - «Solo Don Airey» - «All Night
Long» - «Lost In Hollywood» -- «Since You've Been Gone» - «Black
Night» - «Gimme Some Lovin'».
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